Dezember 2019 |
Über 20 Jahre im Dienst der Information Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema Osteuropa und Russland _______________________________________________________________________ THEMEN UND LINKS IM DEZEMBER 2019
Slowakei Die Mafia vor Gericht Unter grosser Aufmerksamkeit der internationalen Medien hat in der Slowakei der Gerichtsprozess im Mordfall Ján Kuciak und dessen Verlobten begonnen. Im Zentrum des Interesses gilt der Unternehmer Marián Kočner, der die slowakische Mafia in der Slowakei aufgebaut haben soll und als Auftraggeber der Morde an den beiden Landsleuten gilt. Der Journalist hatte vor seiner Ermordnung zur Korruption in seinem Land recherchiert und wurde Opfer eines rachsüchtigen Filzes, der auch über Verbindung zur italienischen Mafia verfügen soll. Der Mordfall Kuciak löste eine schwere innenpolitische Krise aus. Der ungewöhnliche Prozess hat eine grosse Bedeutung für das Funktionieren der Justiz und ist auch ein Test für die Medienfreiheit in dem kleinen osteuropäischen Land, das sich von seiner kommunistischen Vergangenheit nur langsam erholt. Hyperlinks dazu: Weitere Themen: Estland belegt zwei Spitzenplätze im
internationalen Vergleich: Pisa und Pressefreiheit Während im internationalen Pisa-Vergleichstest Deutschland oder die Schweiz in allen drei Testbereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften schlechter abschnitten als drei Jahre zuvor, haben sich in der osteuropäischen Spitzengruppe Länder wie Estland und Polen festgesetzt. Die Rangliste der Pressefreiheit wird in Osteuropa ebenfalls von Estland angeführt, das gemäss "Reporter ohne Grenzen" das einzige Land ist, das im weissen Bereich liegt, also eine völlig freie Presse hat, und im internationalen Vergleich auf Platz 11 landete. Lettland und Litauen sowie Tschechien, die Slowakei und Slowenien lagen im gelben Bereich. Hingegen bewegen sich Polen, Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Makedonien, Kosovo, Montenegro, Albanien, Moldawien und die Ukraine im orangen Bereich. Zu den tiefroten Ländern gehören Russland, Weissrussland und Bulgarien. Im übrigen befindet sich Estland auch beim Demokratieindex an oberster Stelle innerhalb der exkommunstischen Staaten Osteuropas, auf Platz 23 im internationalen Ranking, allerdings nach Uruguay, Mauritius, Malta, Costa Rica, Südkorea und Chile, aber vor den Vereinigten Staaten und Frankreich oder Lettland und Litauen. Doch eine neue Studie vom Mai 2019 (European Progress Monitor) stellte dem Reformehrgeiz der Esten ein eher schlechtes Zeugnis aus. Die Reformen der neuen Mitte-Rechts-Regierung passen dem IWF nicht ins Konzept. Insbesondere missfallen ihm die steigenden Löhne im öffentlichen Sektor. Die Produktion könne mit den Löhnen nicht Schritt halten. Grundsätzlich müsse Estland deutlich mehr Geld in Bildung investieren, um die dringend benötigten Fachkräfte auszubilden, hiess es bei den IWF-Experten. Hyperlinks dazu: Weitere Themen: Jahrespressekonferenz Putins: Einmannshow und Farce nach Potjomkinscher Art Bei seiner 15. Jahrespressekonferenz stellte sich der russische Präsident Vladimir Putin erneut Fragen von 1895 Pressevertretern aus aller Welt und allen Teilen des grössten Landes der Erde, die an dem kuriosen Grossereignis im internationalen Handelszentrum in Moskau akkreditiert waren. Bei dieser mehrere Stunden dauernden und im Fernsehen live übertragenen Konferenz, die im Westen vor allem durch ihre befremdlichen Rituale auffällt, wechseln Schmeichelei und Bitten an die Adresse Putins und Verärgerung über grassierende Missstände im Lande einander ab. Eine Jahreskonferenz Putins ist immer auch Propaganda in eigener Sache, ohne kritisch hinterfragt zu werden. Die Konferenz wird von Putin und seinem treuen Adlaten Peskow so gefährt, dass er nur diejenigen Themen kommentiert, die er behandeln will. Zwar wurden durchaus auch kritische Fragen an Putin gerichtet, die er nach eigenem Gutdünken beliebig abhandelt. So verlangte eine Bürgerin eine zweite U-Bahn-Linie in Jekaterinburg. Eine Journalistin aus dem Kuban wollte wissen, wann endlich eine neue Fernstrasse entlang der Schwarzmeerküste gebaut werde. Mehr Frauen in der Politik könnte dazu beitragen, Aggressionen abzubauen, meinte Putin, der besonders beim weiblichen Geschlecht beliebt sein soll. Ferner echauffierte sich der Präsident darüber, dass Terroristen in Berlin frei herumliefen. Freilich getraute sich im Zusammenhang mit dem kürzlich in Berlin ausgeführten Auftragsmord an einem Georgier niemand, die Frage zu stellen, ob Putin tatsächlich über ein "staatliches" Killerkommando verfügt, wie im Westen vermutet wird, um sich an seinen Feinden zu rächen. Was in Putins weitschweifigen und unpräzisen Ausführungen, die sich meist auf unverbindliche Versprechungen beschränken, jedoch wahr und richtig war, ist nur schwer einzuschätzen. Oft hiess es, dass "wir sehen werden, was wir tun können". Die Erläuterungen Putins erhalten immer auch versteckte Botschaften an bestimmte Politiker, Länder und Kreise. Estland wurde von einer russischen Journalistin gerügt, weil in diesem baltischen Land der russische Sender Sputnik gezielt schikaniert werde. Putin meinte dazu, dass es zynisch sei, Russland vorzuwerfen, auf Medien Druck auszuüben, wenn man es im eigenen Land selbst tue. Selbstverständlich wurde in diesem Zusammenhang nicht gesagt, dass Estland sich von der russischen Propaganda und den Einmischungsversuchen des Kremls gestört und brüskiert fühlt. Putin versprach, die betroffenen russischen Journalisten im Ausland unter die Arme zu greifen. Der grösste Teil der Konferenz bezog sich auf die Innen-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Einige Äusserungen Putins zur internationalen Politik waren sicher nicht ohne Brisanz. Für Journalisten und Russlandexperten lohnt es sich also, genau hinzuhören und zwischen den Zeilen zu lesen. Putins Gesichtsausdruck und Körpersprache verraten oft mehr darüber, wie er sich zu einem bestimmten Thema verhält. Diese Pressekonferenz zeigte auch einmal mehr, dass die gesamte Politik Russlands nach wie vor vollständig von der persönlichen Meinung Putins abhängig ist und dass es scheinbar immer noch keine realen Alternativen ihm gibt. Hyperlinks dazu: Weitere Themen:
Russland für vier Jahre vom Weltsport gesperrt Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat im Skandal um manipulierte Daten harte Sanktionen gegen Russland verhängt. Die vorgeschlagenen Sanktionen gegen den russischen Sport sollen jedoch keine Auswirkungen auf die geplanten Spiele der Fussball-EM 2020 in St. Petersburg haben. Hyperlinks dazu: Verfügt Präsident Putin über ein eigenes Killerkommando, das im Namen des Staates seine Feinde liquidiert? Nach dem mutmasslichen Auftragsmord an einem Georgier in Berlin liess Bundezkanzlerin Angela Merkel zwei russische Geheimdienstmitarbeiter ausweisen und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer regte weitere Massnahmen gegen Russland an. Die Russen wiesen in der Folge ihrerseits zwei deutsche Diplomaten aus. Hat nun auch Deutschland ihren Fall Skripal? Der Generalbundesanwalt verdächtigt Vladimir Putins Agenten, hinter dem Mord an einem Georgier in Berlin zu stecken. Neue Recherchen belegen: Eine geheime Truppe russischer Killer hat offenbar die Aufgabe, in Europa Feinde Moskaus zu töten. Hyperlinks dazu: Weitere Themen: Die Hoffnung der polnischen Oppositon heisst Małgorzata Kidawa-Błońska Die stellvertretende Parlamentsvorsitzende Małgorzata Kidawa-Błońska wird Polens grösste Oppositionspartei in die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr führen. Bei dem Parteikonvent der liberalkonservativen Bürgerplattform (PO) in Warschau erhielt die 62 Jahre alte Politikerin eine satte Mehrheit. Hyperlinks dazu:
Präsidentschaftswahl in Kroatien Bei der
Präsidentschaftswahl vom 22. Dezember
in Kroatien kam der sozialdemokratische Kandidat
und ehemalige Ministerpräsident Zoran Milanović mit 29,5 Prozent
Stimmenanteil unerwartet auf den ersten Platz. Dennoch werden bei
der Stichwahl vom 5. Januar der Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarović bessere Chancen eingeräumt. Das allgemeine Interesse an dieser Wahl
hielt sich in Grenzen. Der von den Demokraten geleitete Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhauses hat seinen Bericht über das bisherige Impeachment-Verfahren verabschiedet. Er ist die Grundlage für mögliche Anklagepunkte gegen US-Präsident Donald Trump. Hyperlink dazu: Die Bruderstaaten und Weissrussland haben einen Vertrag über eine vertiefte Integration ausgearbeitet. Wie weit er geht, ist unklar. Hyperlinks dazu:
An der gemeinsamen Pressekonferenz von Macron und Merkel, Putin und Zelenskyj wurden weitere Schritte für eine Lösung des Konflikts beschlossen: Die Teilnehmer einigten sich auf einen Waffenstillstand bis Ende 2019, einen umfassenden Gefangenenaustausch bis Ende des Jahres und einen weiteren Truppenrückzug von der Frontlinie. Hyperlinks dazu: -
Krim verzeichnet 2019 Touristenrekord: Mehr als sieben Millionen
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Russland will "Nord Stream 2" selber fertigbauen - Brüssel verlängert Sanktionen gegen Russland - Agron Tufa sucht in der Schweiz um politisches Asyl nach (alb.) -Vor 40 Jahren marschierten die Russen in Afghanisten ein - Die wundersame Öffnung Usbekistans hat ihre Grenzen - Bosnien-Herzegowina: Ethnische Diskriminierung als Haupthindernis
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