Putin-Lexiko
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes


Б3b (B3b) (Bol-Boja)     Überarbeitet und aktualisiert im März/April 2024


BOLDYREV, Jurij Jurevich
II (1960-, sowjet. bzw. russ. Elektroingenieur u. Ökonom, linker Oppositionspolitiker, Autor-Publizist. Absolvent der Staatl. Elektrotechnischen Universität Leningrad u. der Staatl. Wirtschaftsuniversität Leningrad. In den 1980er Jahren arbeitete er als leitender Ingenieur am Zentralen Forschungsinstitut für Schiffselektrotechnik u. -technik Leningrad. 1989-91 war er Volksabgeordneter der UdSSR aus dem Moskauer Bezirk Leningrad. In den 1990er Jahren war er Oberstaatsinspektor der RSFSR, Leiter der Kontrolldirektion der Verwaltung des Präsidenten RF, stv. Vorsitzender des Rechnungshofs RF,
Senator aus Sankt Petersburg u. Gründer der polit. Oppositionspartei "Jabloko", die er jedoch 1995 verliess. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst 2001 war er journalistisch u. sozial engagiert: als Mitglied der Redaktion des Russ. Wirtschaftsjournals, als Kolumnist für die Literaturnaja gazeta sowie für andere Medien u. als Autor zweier Buchreihen: "Russ. Wunder - Die Geheimnisse der wirtschaftl. Rückständigkeit". Er erhielt u.a. den A. Delvig-Preis. Dann war er Mitglied des Aufsichtsrats von "Sojuzneftegazservice" zum Schutz der Interessen russ. Hersteller von Hightech-Dienstleistungen im Bereich der Öl- u. Gasförderung, -verarbeitung u. -transport. 2007 kandidierte er für die Staatsduma RF als Vertreter der linkskonservativen Dumapartei "Gerechtes Russland" in SPB, ohne deren Mitglied zu sein, war Mitglied des Komitees zur Durchführung eines Referendums gegen den Beitritt Russlands zur WTO u. wurde 2013 Mitglied des Organisationskomitees u. Experte des Moskauer Wirtschaftsforums. Boldyrev ist ein Befürworter der Einheit der linken u. nationalpatriot. Kräfte u. Mitglied der "Nationalpatriot. Kräfte Russlands". Das Ziel dieser Bewegung ist, durch eine Vereinigung dieser polit. Kräfte möglich zu machen, sich den Autoritäten V. Putins u. der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" zu widersetzen, weil diese laut Boldyrev eine antinationale Politik betreiben. Im Dez. 2017 nominierte der 2. Kongress der "Nationalpatriot. Kräfte Russlands" Boldyrev als Kandidaten für die Präsidentschaft RF u. s. Pavel Grudinin für das Amt des PM RF. Putins Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2018 erkannte er nicht an, da er deren Ergebnisse für völlig verfälscht hielt. Dabei ging es ihm nicht nur um Verstösse bei den Wahlabläufen u. Stimmenauszählungen, sondern auch um eine faire Medienberichterstattung etwa in Bezug auf negative Äusserungen über Grudinin. Er verwies aber auch auf die seiner Meinung nach destruktive Rolle s. Aleksej Navalnyjs, der zum Boykott der Wahl aufrief u. damit der Opposition die Stimmen zugunsten Putins entzog. Er wies aber auch auf die Unwirksamkeit der Kampagne zur Unterstützung Grudinins hin, weil dadurch die Schaffung gemeinsamer Wahlkampfstäbe von Kandidaten der KPRF, PDS u. NPSR verunmöglicht worden sei.)

BOLLOEV, Tajmuraz Kazbekovich II III IV V (1953-, sowjet. Lebensmitteltechnologe, russ. Unternehmer, Industrieller, Mäzen. Absolvent des Moskauer Technolog. Instituts für Lebensmittelindustrie mit einem Diplom in der Fachrichtung "Technologie von Fermentationsprozessen“. In den 1980er Jahren arbeitete er in einer Leningrader Brauerei, war Direktor eines Industriewerks im Gebiet Leningrad u. Chefbrautechnologe. 1991-2004 war er Direktor, Generaldirektor, dann Präsident der Brauerei "Baltika", die sich unter der Führung Bolloevs zum grössten Brauereiunternehmen Russlands entwickelte. Nachdem er das Unternehmen 2004 verlassen hatte, wurde er 2005 Besitzer u. Vorsitzender des Verwaltungsrats der "Bekleidungsfabrik St. Petersburg FOS-P". Bolloev investierte in die Modernisierung der Bekleidungsfabriken u. Werkstätten der "BTK"-Gruppe u. stattete sie mit der neusten japanischen u. deutschen Technologie gemäss den modernen russ. u. europ. Anforderungen aus, was in Russland beispiellos war. Dadurch wurde die "BTK"-Gruppe zu einem der modernsten High-Tech-Nähunternehmen in der Leichtindustrie Russlands. 2013 wurde die "BTK"-Gruppe  mit Platz 5 in die Liste der 30 am schnellsten wachsenden Unternehmen aufgenommen. Der Umsatz des Unternehmens belief sich laut "RBK" auf 21,4 Mrd. Rubel. 2013 investierte Bolloev, der nordosset. Herkunft ist, auch in den Wiederaufbau einer Bekleidungsfabrik in Ckhinvali, dem Hauptort der von Russland quasi annektierten Republik Südossetien, die eigentlich zu Georgien gehört, nachdem der Unternehmer nach dem russ.-georg. Krieg in Südossetien von  2008 zum grössten Wirtschaftsinvestor der Republik geworden war. 2014 wurde der Umsatz des Unternehmens mit 29,6 Mrd. Rubel angegeben. 2015 investierte Bolloev in den Bau u. die Inbetriebnahme des ersten russ. Komplexes zur Herstellung innovativer Stoffe "BTK Textile" in der Stadt Shakhty, Gebiet Rostov. Auch dieser Komplex wurde mit den neusten Geräten ausgestattet u. bot einen vollständigen Produktionszyklus für Hightech-Textilien aus synthetischen Fasern. Die Gesamtinvestition in das Projekt belief sich auf 5,5 Mrd. Rubel. Die technolog. Leistungsfähigkeit des Unternehmens ermöglicht die Herstellung von Stoffen für andere schnell wachsende Sektoren der russ. Industrie in den Branchen Bau, Automobil, Medizinaltechnik u. persönl. Schutzausrüstung. Neben der Teilnahme an weiteren kommerziellen Projekten ist oder war Bolloev Mitglied des Rats für Unternehmertum bei der Regierung RF, Honorarkonsul von Brasilien in SPB u. Vertrauter des Präsidentschaftskandidaten V. Putin bei den Präsidentschaftswahlen RF von 2000 u. 2004. Ausserdem betätigt sich Bolloev als Sponsor u. Mäzen im akadem. u. schulischen Bereich in Nord- u. Südossetien. 2017 wurde mit seiner Unterstützung das berühmte Werk "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry auf Digorisch, einem Dialekt der ossetischen Sprache, veröffentlicht. Nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine kündigte "Carlsberg" Ende März 2022 an, sich aus Russland zurückzuziehen u. sich damit auch von "Baltika" zu trennen. Nachdem "Baltika" im Juli 2023 per Dekret des Präsidenten RF V. Putin vom russ. Staat faktisch enteignet wurde, übernahm Bolloev als Präsident erneut die Leitung des Unternehmens, dessen Anteile zuvor auf "Rosimushchestvo", also die Bundesagentur für Eigentumsverwaltung, übertragen worden waren.)

BOLOTOV, Valerij Dmitrievich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI (1970-2017, gew. russ. Ökonom-Ingenieur. Er wurde bekannt, als er im Donbass-Krieg in der Ostukraine als proruss. Milizenführer der nicht anerkannten "Volksrepublik Lugansk/Luhansk" LVR im April 2014 während der Proteste im Südosten der Ukraine zur offenen Konfrontation mit den ukrain. Behörden aufrief. Er war einer der Kommandeure der Süd-Ost-Armee, Mitglied der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland". Am 21. April 2014 wurde Bolotov von der Volksversammlung der Einwohner des Gebiets Luhansk zum amtierenden Volksgouverneur des Gebiets Luhansk gewählt. Am 29. April wurde er auf die EU-Sanktionsliste gesetzt, später auf die Sanktionslisten Kanadas u. der USA. Am 13. Mai wurde auf Bolotov ein Attentat verübt, wonach er zur Behandlung nach Russland evakuiert wurde. Nach 4 Tagen kehrte er in die "LVR" zurück. Am 18. Mai wurde er auf der ersten Sitzung des Obersten Rats der "LVR" zum Vorsitzenden der "LVR" gewählt. Somit wurde er vom Ermittlungskomitee des ukrain. Sicherheitsdienstes SBU wegen Verletzung der territorialen Integrität u. Unverletzlichkeit der Ukraine auf die Fahndungsliste gesetzt. Am 14. Aug. gab er unter Berufung auf die Folgen seiner Verletzung seinen vorläufigen Rücktritt bekannt. In Moskau organisierte er humanitäre Hilfe für die "LVR", betrieb ein Business u. unterhielt eine soziale Bewegung. Er glaubte an die Idee von "Neurussland" als Alternative zu den beiden selbsternannten "Volksrepubliken"von  Doneck u. Lugansk. In einem Interview vom Dez. 2016 warf er dem von ihm 2014 ernannten "Verteidigungsminister" der "LVR", s. Igor Plotnickij, seine Amtsenthebung u. Verrat vor. Nach vorläufigen Angaben verschied Bolotov im Jan. 2017 in seinem Moskauer Haus an den Folgen einer akuten Herzinsuffizienz. Nach den aktualisierten Daten der Strafverfolgungsbehörden wurden bei der Autopsie der Leiche Bolotovs jedoch keine offensichtlichen Anzeichen eines Herzinfarkts gefunden; aber es wurde berichtet, dass in seinen Gefässen kleine atherosklerotische Plaques gefunden wurden. Vor seinem Tod habe Bolotov bei seiner Frau über eine starke Verschlechterung des Gesundheitszustands geklagt, nachdem er am Vortag in Begleitung von zwei Männern bei einem Geschäftstreffen eine Tasse Kaffee getrunken hatte. Später wurde bekannt, dass Bolotov sich mit dem ehem. Sprecher des Volksrats der "LVR", Aleksej Karjakin, u. mit einem gewissen Valerij Aleksandrovich "Sanych" traf. Bolotovs Witwe hegte den Verdacht wegen einer möglichen Vergiftung.)

BOLOTOV, Viktor Aleksandrovich II III IV V VI VII VIII IXa IXb X XI XII (1952-, sowjet. bzw. russ. Mathematiker, Pädagogiker, Bildungspolitiker, Professor. Absolvent der Fakultät für Mathematik der Staatsuniversität Krasnojarsk. Er arbeitete als Assistent an der Universität Krasnojarsk u. als angehender Forscher an der Universität Novosibirsk u. verteidigte seine Doktorarbeit über die "Theorie mehrdimensionaler logarithmischer Residuen" am Institut für Mathematik der Sibirischen Abteilung der AW UdSSR. Ab 1981 arbeitete er als Dozent, ao. Professor u. Dekan der Psycholog. u. Pädagog. Fakultät der Universität Krasnojarsk. 1992 wurde er Stv. u. 1993 1.stv. Minister des Bildungsministeriumms RSFSR. 1996 wurde er stv. Minister für allgemeine u. Berufsbildung RF u. 2001 1. stv. Bildungsminister. Doktor der Pädagog. Wissenschaften mit einer Dissertation über "Theorie u. Praxis der Reform der Lehrerbildung in Russland unter den Bedingungen des gesellschaftl. Wandels“), Professor. 2004-8 war er Leiter von "Rosobrnadzor". Mitglied u. 2008-13 Vizepräsident der Russ. Akademie für Bildung. Seit 2008 ist er an der Wirtschaftsochschule Moskau tätig, derzeit ordentl. Professor, wissenschaftl. Leiter des Zentrums zur Überwachung der Bildungsqualität des Instituts für Bildung der Wirtschaftshochschule Moskau. Mitglied der Russ. Akademie der Naturwissenschaften. Autor von über 150 wissenschaftl. Arbeiten in Mathematik u. Pädagogik. Gemäss "Dissernet" wurde in seiner Dissertation zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der Pädagog. Wissenschaften ein Plagiat sowie mindestens eine Mehrfachveröffentlichung festgestellt.)

BOLTON, John R. II (1948-, ehem. US-amerikan. Jurist, Politiker u. Diplomat der Republikan. Partei, Nationaler Sicherheitsberater unter Präsident s. Donald Trump. Als Kritiker Russlands rechnete er dieses Land der sog. "Achse des Bösen" zu. Als aussenpolit. Hardliner befürwortete Bolton die Notwendigkeit einer möglichst harten Herangehensweise an das Russland-, Nordkorea-, Iran- u. Afghanistan-Problem u. widersprach oft den Ansichten des Chefs des Aussenministeriums Mike Pompeo u. von Donald Trump selbst. In einem Artikel vom Juni 2017 mit dem Titel "Vladimir Putin sah Trump in die Augen u. belog ihn. Wir verhandeln mit Russland auf eigene Gefahr.“ nannte Bolton die russ. Einmischung in die US-Wahlen 2016 „eine echte Kriegshandlung.“ Russ. Staatspolitiker des Putin-Regimes hielten Bolton etwa mit Berufung auf seine Unterstützung für den Irakkrieg oder die Absicht, Syriens Präsident Assad zu stürzen, für "einen grossen Spezialisten für Interventionen u. Aggression u. einen Anhänger der Gewaltanwendung sowie als Ideologen eines neuen Kalten Kriegs u. überzeugten Gegner Russlands“. Im Sept. 2019 wurde Bolton entlassen. Als Grund für seine Entlassung nannte Trump „erhebliche Meinungsverschiedenheiten“ in einer Reihe wichtiger Fragen. Im April 2021 wurde Bolton auf die Liste russ. Gegensanktionen gesetzt. In einem Artikel vom Dez. 2021 mit dem Titel "Now Is the Time for NATO to Stand Up to Russia“ forderte Bolton eine aggressive Reaktion auf Moskaus Truppenaufmarsch entlang der Grenze zur Ukraine, bevor der von Putin im Feb. 2022 entfesselte russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine begann. Als US-Präsident s. Joe Biden im Juli 2023 die Lieferung von Streumunition an die Ukraine genehmigte, begrüsste Bolton die Entscheidung als „eine hervorragende Idee“. Im Feb. 2024 sagte Bolton in der ARD-Sendung "Maischberger", Putin habe s. Aleksej Navalnyj getötet. Im Nov. 2024 nahm er Stellung zur Wiederwahl s. Donald Trumps zum US-Präsidenten.) 11.24

BONDAR, Nikolaj Semjonovich II (1950-, russ. Richter am Verfassungsgericht RF. Ehem. Ermittler in der Militärstaatsanwaltschaft der Garnison Pskov des Wehrkreises Leningrad, ehem. stv. Dekan der Jurist. Fakultät der Russ. Staatsuniversität Sankt Petersburg, ehem. Leiter des Lehrstuhls für Kommunalrecht u. Kommunalverwaltung an der Südlichen Föderalen Universität von Rostov a.D., Professor. Direktor des
Instituts für Staats- u. Verwaltungsrecht der Staatsuniversität SPB. 2000 zum Richter des Verfassungsgerichts RF ernannt. 2014 beteiligte sich Bondar an der Legalisierung der völkerrechtswidrigen Annexion u. Besetzung der Krym durch Russland.
Kritik: Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Verfassungsrichter Bondar "Teilnahme an einem Verfassungsstreich" des Putin-Regimes vorgeworfen, wofür er die volle Verantwortung für die legalist. Ausgestaltung der personalist. Diktatur in Russland trage. 2020 fungierte das Verfassungsgericht RF als Institution, die das umstrittene Verfahren u. somit den Coup mittels  selbst legalisierte. Damals schlug s. Valentina Tereshkova als Vertreterin der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" in der Staatsduma RF vor, im Rahmen einer Verfassungsänderung die Beschränkung der Amtszeit des Präsidenten RF aufzuheben, d.h. die Anzahl der Amtszeiten, die er, d.h. V. Putin, als Präsident bereits absolviert hatte, "auf Null zurückzusetzen“, um die erneute Wiederwahl Putins, der nach 2 Amtsperioden laut Verfassung RF nicht mehr kandidieren durfte, zum Präsidenten RF zu ermöglichen. Auf einer Sitzung der Staatsduma RF unterstützte Putin persönlich Tereshkovas Vorschlag, verwies jedoch auf die Notwendigkeit, eine Stellungnahme des Verfassungsgerichts RF über die Vereinbarkeit der Änderungen mit der geltenden Verfassung RF einzuholen. Bereits nach zwei Tagen anerkannte das Verfassungsgericht RF, von Kritikern als eine reine Marionette des Kremls zur Ausführung des polit. Willens Putins diskreditiert, quasi in vollem Umfang die Rechtmässigkeit der "Annullierung" der Amtszeiten Putins, obwohl es 1998 bei ähnlicher Frage die Nominierung von Präsident s. Boris Elcyn zum 3. Mal in Folge noch untersagt hatte. Bemerkenswert in Putins Fall ist, dass die Richter die neue Entscheidung damit begründeten, dass die gültige Verfassung RF eine früher fehlende "Sonderklausel" enthalte, die gewisse "spezielle histor. Faktoren" berücksichtige, darunter den "Grad der Gefährdung des Staates u. der Gesellschaft sowie den Zustand des polit. u. wirtschaftl. Systems". Nach Ansicht vieler Beobachter, Experten u. Analysten war das Hauptziel des gesamten Vorhabens dieser überstürzt durchgezogenen Verfassungsreform, die auf Initiative der Anhänger Putins u. unter Druck des Kremls vom Parlament verabscheidet u. per gesteuertem Volksreferendum mit 78% der Stimmen bestätigt u. einige Tage später von Putin selbst unterzeichnet wurde, dass Putin mit Hilfe seiner Hauspartei "Einiges Russland" auch nach 2024 an der Macht bleiben kann. Diese einzigartigen Vorgänge u. Massnahmen, die die verfassungsrechtl. u. rechtl. Formalisierung der Putin-Diktatur vollendeten, werden vom "Forum Freies Russland" als illegitimer u. antidemokrat. Verfassungscoup angesehen. Im Übrigen erhielten die russ. Behörden mit den entsprechenden
Verfassungsänderungen von 2020 die Möglichkeit, Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu ignorieren. Ferner wurden das Konzept der "inneren Bedrohungen“ eingeführt, die der Sicherheitsrat RF zu bekämpfen hat, u. die Vollmachten des Präsidenten RF erweitert. Über Nikolaj Bondar wurden per Dekret des ukrain. Präsidenten im Mai 2018 Sanktionen verhängt. s. auch BOJCOV, Aleksandr llich u. KAZANCEV, Sergej Mikhajlovich.)

BONDAREV, Boris Anatolevich II III IV V VI VII VIII IX X XI (1980-, ehem. russ. Diplomat, der 2019-22 in der ständigen Vertretung RF bei der UNO in Genf arbeitete u. dann floh. Absolvent des Staatl. Moskauer Instituts für internationale Beziehungen MGIMO. 2002 begann Bondarev für das Aussenministerium RF in Moskau zu arbeiten u. wurde stv. Attaché an der Botschaft RF in Kambodscha. Danach wurde er Berater für Rüstungskontrolle u. die Nichtweiterverbreitung /Nonproliferation/ von Nuklearwaffen. 2019 wurde er als Berater der Vertretung RF beim Büro der UNO in Genf u.a. internationalen Organisationen in der Schweiz angestellt. Im Mai 2022 gab Bondarev überraschend in einem auf verschiedenen Kanälen veröffentlichten Schreiben bekannt, dass er aus Protest gegen den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine von seinem Posten in Genf zurückgetreten sei, u. bezeichnete die "spezielle Militäroperation" als „Angriffskrieg".
In Bondarevs sensationellen u. an Dramatik kaum zu überbietenden Stellungnahme, die die Genfer NPO "UN Watch" zuerst veröffentlichte, hiess es u.a.: „Der von Putin entfesselte Angriffskrieg gegen die Ukraine u. eigentlich gegen die gesamte westliche Welt ist nicht nur ein Verbrechen gegen das ukrain. Volk, sondern vielleicht auch das schwerste Verbrechen gegen das Volk Russlands" selbst. „Alle Hoffnungen u. Aussichten auf eine wohlhabende freie Gesellschaft in unserem Land" seien zunichte gemacht worden. In den vergangenen 20 Jahren seiner diplomat. Laufbahn habe er verschiedene Wendungen der russ. Aussenpolitik erlebt, aber noch nie habe er sich seines Landes so geschämt wie am 24. Feb. /des Jahres 2022/. Weiter hielt Bondarev in seinem Schreiben fest: „Diejenigen, die sich diesen Krieg ausgedacht haben, wollen nur eines – für immer an der Macht bleiben, in pompösen, geschmacklosen Palästen leben, auf Yachten segeln, ... unbegrenzte Macht u. völlige Straffreiheit geniessen. Um das zu erreichen, sind sie bereit, so viele Leben wie nötig zu opfern. Allein dafür sind bereits Tausende Russen u. Ukrainer gestorben." Zur aktuellen Lage im Aussenministerium RF hielt er fest: „Ich muss leider zugeben, dass in all diesen zwanzig Jahren das Mass an Lügen u. Unprofessionalität in der Arbeit des Aussenministeriums ständig zugenommen hat." „In den letzten Jahren" sei „dies jedoch einfach katastrophal geworden. Statt unvoreingenommener Information, unvoreingenommener Analyse u. nüchterner Prognose" gebe es „Propagandaklischees im Geiste sowjet. Zeitungen der 1930er Jahre". Es sei „ein System errichtet worden, das sich selbst täuscht". Über Aussenminister s. Sergej Lavrov schrieb er, dass dieser „ein gutes Beispiel für den Verfall dieses Systems" sei. „In 18 Jahren" habe „er sich von einem professionellen u. gebildeten Intellektuellen, den viele meiner Kollegen so sehr schätzten, zu einer Person entwickelt, die ständig widersprüchliche Aussagen verbreitet u. die Welt - also auch Russland - mit Atomwaffen bedroht!" Es gehe „heute dem Aussenministerium nicht um Diplomatie. Es geht um Kriegstreiberei, Lügen u. Hass. Es dient den Interessen von wenigen, sehr wenigen Menschen u. trägt so zur weiteren Isolierung u. Degradierung meines Landes bei." Russland habe „keine Verbündeten mehr, u. es gibt niemanden, der dafür verantwortlich ist, ausser seiner rücksichtslosen u. schlecht durchdachten Politik". Bondarev könne „einfach nicht mehr an dieser blutigen, geistlosen u. absolut unnötigen Schmach teilhaben". Sein Schreiben habe er per Mail an mehrere Dutzend Diplomaten in Genf verschickt. Bei Bondarev handelte es sich um die bisher prominenteste Protestgeste eines bisher unbekannten russ. Diplomaten mittleren Ranges, der mit dem Ukrainekrieg Putins u. seinem Regime u. dem Ministerium Lavrovs schonungslos abrechnete. In Moskau sagte Kreml-Sprecher s. Dmitrij Peskov gegenüber Journalisten auf Nachfrage zu den Äusserungen Bondarevs, dass sein Scheiben, das er auch auf LinkedIn, Facebook u. Twitter veröffentlichte, „uns im Kreml nicht bekannt" sei, u. erklärte, dass „dieser Herr sich der allgemein konsolidierten Meinung unseres Landes widersetzte". Bondarevs Vorstoss war auch ein Ausdruck der Verzweiflung wegen der schwierigen Lage vieler russ. Diplomaten, die von der Zentrale in Moskau zumindest seit der Annexion der Krym 2014 mit immer aggressiveren Positionen unter Druck gesetzt worden seien.
Laut "Reuters" erklärte Bondarev, er habe gegenüber hochrangigen Botschaftsmitarbeitern mehrmals seine Besorgnis über die Invasion zum Ausdruck gebracht. Es sei ihm jedoch gesagt worden, er solle „den Mund halten, um Konsequenzen zu vermeiden". Er sagte auch, dass er nicht erwarte, dass ihm andere Diplomaten folgen würden. Bondarev gab zu verstehen, dass er in keinem Fall nach Russland zurückgehen wolle oder könne. Er hoffe auf Hilfe der Schweizer Regierung u. habe Asyl in der Schweiz beantragt. Der CH-Aussenminister s. Ignazio Cassis sagte am WEF in Davos, wenn Bondarev Asyl wolle, müsse er ein Gesuch stellen, das individuell geprüft werde. Seither lebt Bondarev, der eine provisor. Aufenthaltsbewilligung, d.h. vorläufiges Aufenthaltsrecht in der Schweiz erhielt, an einem streng geheimen Ort in der Schweiz.
2 Tage nach seiner Rücktrittsaktion gab er den TA-Medien ein Interview. Was er mit seiner Kündigungsaktion in Genf getan habe, habe er für sein eigenes Gewissen getan. Er habe etwas bewirken wollen, eine Inspiration für seine Kollegen, für Diplomaten u.a. russ. Bürger sein wollen, die in Russland leben u. denken, dass sie selbst nichts tun könnten. Die russ. Führung versuche, die ehemals sowjet. Gebiete zurückzugewinnen. 2014 habe er dieses systematische Vorgehen noch nicht so gesehen, wie er es heute sehe. Im Unterschied zu anderen Ländern dienten in Russland die Positionen der Diplomaten allein dazu, der Hierarchie oder ganz bestimmten Personen zu gefallen. Man arbeite somit nicht für das nationale Interesse. Die Aussenpolitik Russlands sei sehr laut, sehr grob, aber nicht effektiv - mit dem Ergebnis, dass heute Krieg herrsche. Das russ. Aussenministerium gebe heutzutage keine Ziele mehr vor, denn das täten die Leute im Kreml u. in anderen Ministerien. Putin sei für alles verantwortlich, was in Russland passiert. Er habe die ganze Macht in seinen Händen konzentriert. Er sei ein Alleinherrscher, der nichts dem Zufall
überlasse. Seine Macht sei grenzenlos u. alle Menschen um ihn herum seien absolut abhängig von ihm, auch Aussenminister Lavrov, der in seinem Bereich quasi als unersetzlich gelte u. daher nicht zurücktreten könne oder wolle, wie dies auch bei Putin der Fall sei. Es gebe viele Leute in der russ. Diplomatie, die zwar wüssten, dass die Propaganda, die sie produzieren, nicht der Wahrheit entspricht. Aber sie verbreiteten sie trotzdem, weil es ihre Pflicht sei, dies zu tun. Das sei eine zutiefst sowjet. Denkweise - u. im Grunde verheerend für Russland. Im Sept. 2022 trat Bondarev an der HSG St. Gallen erstmals nach seiner diplomat. Demission wieder in der Öffentlichkeit auf, aus Sicherheitsgründen allerdings nur per Videoschaltung.
In einem Interview mit "swissinfo" vom Sept. 2022 ergänzte Bondarev, dass er sich nach dem Abgang aus dem diplomat. Dienst Russlands in erster Linie aus moralischen Gründen besser fühle; er habe keine Drohungen erhalten. Zur Frage der Verantwortung oder Schuld des russ. Volkes sagte er, es sei nicht richtig, die ganze Gesellschaft oder die gesamte Bevölkerung Russlands für den Krieg gegen die Ukraine verantwortlich zu machen, obwohl es natürlich spezifische Personen gebe, die an diesem Krieg schuld seien. Im Jahr 2000 habe man in Russland noch nicht verstanden, wohin die Stärkung der Macht Putins führen werde. Zur Rolle des Aussenministeriums RF sagte er, dass es ein Teil des Staatsapparats sei. Als Russland beschlossen habe, den Weg der Konfrontation mit dem Westen einzuschlagen, habe der Staat Propaganda betreiben müssen, um die Öffentlichkeit für diese Politik zu gewinnen. Diese Propaganda habe auf alte, sowjet. Ideen zurückgegriffen. Diese Ideen seien allmählich zur Grundlage der Aussenpolitik des Landes geworden. Die russ. Diplomaten seien beauftragt worden, diese Ideen in anderen Ländern zu verbreiten. Das russ. Aussenministerium sei mit der Zeit von dieser Propaganda dominiert worden. Er habe diese Probleme eigentlich schon lange erkannt u. verstanden u. habe versucht, in seiner Position zu tun, was möglich gewesen sei, um für eine bessere Analyse der Dinge zu sorgen. Im russ. Aussenministerium gebe es halt noch viele ehem. KGB-Agenten, die noch der alten [sprich sowjet.] Weltanschauung verpflichtet seien. Als Russland die Ukraine angriff, sei eine Grenze zwischen Gut u. Böse überschritten worden. Zur aussenpolit. Rolle der Schweiz sagte der Diplomat, dass in Russland viele Leute der Meinung seien, dass die europäischen Länder, auch die Schweiz, nicht fähig seien, eigene Entscheidungen zu treffen u. nur der US-Regierung gehorchten. Bondarev habe keine Ahnung, wie der Krieg zu Ende gehen soll, aber er könne nur hoffen, dass er mit einem Sieg der Ukraine endet, während die russ. Armee sich mit Schimpf u. Schande aus der Ukraine zurückziehen muss. Dies würde Putins Regime ins Wanken bringen.
Im Nov. 2022 wurde Bondarev in der ARD-Sendung "Maischberger" von einem geheimen Ort in der Schweiz aus live zugeschaltet. Der abtrünnige russ. Ex-Diplomat betonte, dass er nicht wegen irgend eines Ärgers im Büro den Dienst quittiert habe, sondern weil er den aktuellen polit. Kurs seines Landes ablehne. Aus verschiedenen Gründen, die er auch gleich erläuterte, habe er nicht daran geglaubt, dass Putin die Ukraine überfallen würde, u. er sei schockiert gewesen, als er erleben musste, dass es zum Krieg kommt. Dies sei für ihn reiner Wahnsinn gewesen u. sei es immer noch. Was die Frage der Lage des Informationstransfers u. der Beratung im Kreml anbelange, glaube er, dass Putin sich verrechnet habe, weil er falsch beraten u. von den eigenen Organen falsch informiert worden sei. Das ganze Staatssystem sei total korrupt, inkompetent u. intransparent. Es fabriziere Nachrichten, die den Leuten ganz oben an der Spitze gefallen sollten, obwohl sie Informationen erhalten sollten, die der Wahrheit entsprächen. Diese Informationen würden mit viel Propaganda vermischt. Aufgrund dieser Informationen, die etwa von der russ. Botschaft in Kiev stammten, habe man im Kreml geglaubt, dass dieser Krieg zu einem schnellen Sieg führe. Die massgeblichen Entscheidungen, die im Kreml getroffen werden, würden so gefällt, dass man gar nicht recht wisse, wer dahintersteckt, wer die Entscheidungen vorbereitet u. wer die Entscheider berät. Obwohl alle glaubten, dass Putin der letzte Entscheidungsträger sei, könne man nicht 100% sicher sein, ob dies der Fall ist. Es existierten im Kreml verschiedene Leute, die in der Öffentlichkeit kaum sichtbar seien u. die über echtes polit. Gewicht verfügten, ohne eine offizielle Position innezuhaben. Diese Leute hätten Zugang zu Putin, den sie auch beeinflussen können. Dieses absolut intransparente System beruhe auf informellen Verbindungen u. Seilschaften u. nicht auf Institutionen. Zur Frage, ob Putin sich in diesem System eine Schwäche oder Niederlage erlauben könne, sagte Bondarev, sein Eindruck sei, dass Putin der Führer, der Leitwolf eines Wolfsrudels sei. Als solcher müsse er der stärkste Wolf im Rudel sein. Falls er Schwäche zeigt, würde er nicht mehr als Leitwolf betrachtet werden, seine Macht wäre gefährdet u. er könnte sogar getötet werden. Daher könne er es sich nicht leisten, diesen Krieg zu verlieren oder als Verlierer betrachtet zu werden. In Bezug auf die Frage möglicher Verhandlungslösungen wies Bondarev darauf hin, dass diese Frage davon abhänge, was man als Lösung betrachten wolle. Wenn man Russland irgend etwas anbieten möchte, damit Putin sein Gesicht wahren könne, dann würde dies ihm ermöglichen, das als grossen Sieg zu verkaufen u. die Welt würde dies auch als seinen Sieg betrachten. Man müsse klar verstehen, dass es in diesem Krieg weniger um die Ukraine selbst, als vielmehr um einen Krieg von Putins Regime gegen den Westen, gegen Europa u. die sog. regelbasierte Weltordnung gehe, denn Putin möchte die globale polit. Landkarte neu gestalten. Die westlichen Länder betrachte er als natürlichen Feind. Das sei eine Art 3. Weltkrieg. Es handle sich nicht um einen Krieg, den die Russen gegen das ukrain. Volk führten, sondern es gehe um Putins Krieg gegen die Deutschen, Franzosen, Briten, Italiener, Amerikaner u. alle westlichen Völker. Die Niederlage der Ukraine wäre also die Niederlage des Westens. Es könne daher nur eine Lösung geben, nämlich diejenige, dass man nicht zulässt, dass Putin den Krieg gewinnt. Ein Kriegsende sei weitgehend von der Rolle abhängig, die die westlichen Länder, i.e.L. die USA u. EU, die diesen Krieg gleich betrachteten,
spielen werden. Es hänge von ihnen ab, wieviel Unterstützung die Ukraine bekommen u. wie lange diese Unterstützung gewährt werden soll. Er glaube jedoch nicht, dass dieser Krieg schnell zu Ende gehen werde, denn um Verhandlungen zu beginnen, müsse man über eine starke Position verfügen. Die Ukraine müsse also zuerst eine starke Position erringen u. die russ. Armee aus dem eigenen Staatsgebiet zurückdrängen.
Im Jan. 2023 meldete sich Bondarev erneut zu Wort u. wies in einem BBC-Interview darauf hin, dass Putin u. sein Regime auch nach einem Kriegsende „die grösste Bedrohung für den internationalen Frieden u. die Sicherheit" blieben, sollte Putin seine Macht behalten. Selbst nach einer Kriegsniederlage werde Putin extrem gefährlich bleiben u. alles tun, „um den USA u. dem Westen zu schaden". Laut Bondarev sollte der Westen sich nicht mit der Befreiung der Ukraine zufrieden geben. Das Putin-Regime müsse „gestürzt" werden, auch deshalb, weil Russland eine atomare Bedrohung bleibe, solange Putin an der Macht sei. In einem Beitrag für Daily Mail /II/  hielt Bondarev den Westen Ende Jan. 2023 dazu an, weitere Waffen an die Ukraine zu liefern. Solange Putin in Russland an der Macht sei, werde Europa vor diesem Schreckgespenst niemals sicher sein können. Alle Bewohner Europas seien durch Putin in Gefahr.
Deshalb müsse der Kampf gegen ihn weitergehen. Für Putin & Co. sei ein atomarer Einsatz nicht undenkbar, warnte der russ. Ex-Diplomat. „Wir sollten alle aufhören, uns etwas vorzumachen, denn der Kontinent befindet sich im Krieg. Jetzt kommt es nur noch darauf an, dass die richtige Seite gewinnt."
Im Feb. 2024 gab Bondarev "n-tv" ein Interview, in dem er bestätigte, dass er als russ. Diplomat über keine Informationen über den bevorstehenden Angriff Russlands gegen die Ukraine verfügt u. eine solch gross angelegte Invasion nicht erwartet hatte. Es habe keinen objektiven Grund für diesen Krieg gegeben. Die Moskauer Führung habe der ganzen Welt u. vielleicht auch sich selbst zeigen wollen, wie stark sie noch u. zu welch grossen Taten sie fähig sei. Zur Frage der aktuellen Stärke des russ. Militärs sagte er, dass die russ. Rüstungsindustrie zutiefst korrupt u. höchst ineffizient sei u. von inkompetenten, meist älteren Leuten gemanagt werde. Weil die Arbeit in dieser Branche sehr schlecht bezahlt werde,
wolle eigentlich niemand mehr im Rüstungssektor arbeiten. Im russ. Militär selbst würden die unteren Ebenen ihren Vorgesetzten nicht die Wahrheit sagen, sondern ein viel zu positives Bild von der Situation vor Ort melden, weil sie Angst davor hätten, sonst bestraft zu werden. So komme ganz oben am Ende ein völlig verzerrtes Idealbild an, das den Eindruck von Stärke vermittle. Wenn es um gutes altes Kriegshandwerk mit Hunderttausenden oder Millionen von Soldaten, Tausenden Panzern u. massenhafter Artilleriemunition gehe, stehe das russ. Militär immer noch gut da. Dabei würde aber das menschliche Leben kaum zählen u. Putin könne Zehntausende von Rekruten opfern, ohne dass es in Russland jemanden stören würde. Wenn es sich aber um moderne Kriegsführung handle - etwa um hochpräzise Luftschläge oder moderne Raketentechnologie -, dann seien die russ. Streitkräfte dazu nicht in der Lage. Putin sei ein Spieler, der nicht verlieren könne. Auch wenn der Krieg nicht so verläuft, wie er sich das vorgestellt hatte, würde er niemals einen Fehler zugeben. Putin verfolge auch keine Ideologie; er wolle nur allen zeigen, dass es zu seiner Herrschaft keine Alternative gibt. Bondarev habe den Eindruck gewonnen, dass viele Menschen in Europa zwei Jahre nach Kriegsbeginn noch immer glaubten, man könne diesen Krieg ignorieren. Wenn die Ukraine verliert u. Putin gewinnt, wäre das für den Westen ein schwerer Schlag. Trotz aller Rhetorik über liberale Werte, Demokratie u. Menschenrechte seien die Europäer offenbar nicht dazu bereit, sich selbst zu verteidigen u. für diese Werte zu kämpfen.
Im Feb. 2024 trat Bondarev erneut in der ARD-Sendung "Maischberger" mit einer aktuellen Lageanalyse in Erscheinung. Die Frage, wie stark der Rückhalt Putins in der russ. Bevölkerung denn wirklich sei, beantwortete Bondarev differenziert wie folgt: nur 5-7% beträfen die aktivsten Unterstützer des Krieges, die lautstark in den Massenmedien, v.a. in den TV-Kanälen auftreten. Ausserhalb Russlands erwecke dies den falschen Eindruck, dass alle Russen für den Krieg seien. 20-25% umfassten diejenigen Menschen, die ganz gegen die Position Putins seien u. von Zeit zu Zeit unter dem Risiko, von der Polizei festgenommen u. der Justiz verurteilt zu werden, im öffentl. Raum protestierten. Die Mehrheit der RussInnen, vielleicht 60%, seien Menschen, die mit keinem Problem etwas zu tun haben wollten, weder mit Politik noch mit Krieg. Solange der Krieg die Russen als Einzelne nicht direkt betrifft, sei das i.O. für sie. Da sie versuchten, den Informationen auszuweichen, könne man auch nicht von einer wirklichen Unterstützung, sondern müsse in den meisten Fällen von Gleichgültigkeit sprechen. Bondarev bestätigte die Feststellung, dass das Ziel Putins die vollständige Vernichtung der unabhängigen Ukraine sei. Dadurch hoffe er, den Westen zu demütigen u. zu zeigen, wie schwach der Westen sei. Die Erreichung dieses Ziels wäre in den Augen des globalen Südens eine Bewältigung des Westens, was der Hoffnung entsprechen würde, dass die Welt neu aufgeteilt wird. Viele Länder des globalen Südens seien nicht besonders zufrieden mit der Rolle, die sie im Momemt in der Weltpolitik spielten. Wenn die Ukraine von der russ. Aggression nicht gerettet werden kann, u. die Wahrscheinlichkeit für diesen Fall sei gross, dann würden auch andere Aggressoren neue Kriege mit dem Zweck, die westliche Hegemonie zu bekämpfen, beginnen. Diese Entwicklung könnte zu einer grossen Welle der Destabilisierung der ganzen Welt führen. Viele Länder, die den Ukrainekrieg als Zeuge verfolgen, würden anfangen zu verstehen, dass das einzige Mittel, das einen Aggressor von einer potentiellen Aggression abschrecken kann, darin bestehe, über atomare Waffen zu verfügen. Das würde bedeuten, dass die Nonproliferation von Atomwaffen dann auch fehlgeschlagen wäre u. es wieder ein atomares Weltwettrennen geben würde. Es gäbe dann etwa 30-40 Atommächte auf der Welt, u. je mehr Nuklearwaffen es gibt, desto höher wäre die Wahrscheinlichkeit, eines Tages von jemandem benutzt zu werden.
Im März 2024 gab Bondarev aus dem Untergrund den TA-Medien ein Interview /II/. Die Schweizer Behörden seien zu seinem Schutz gegen ein persönl. Treffen mit den Journalisten gewesen. Bondarev beschwerte sich darüber, dass es
seitens der internationalen Gemeinschaft keine Solidarität mit russ. Diplomaten gebe, die wie er selbst aus Protest gegen den Ukrainekrieg aus dem Dienst ausstiegen. Über s. Aleksej Navalnyj sagte er, dass dieser mit seiner Entscheidung, nach Russland zurückzukehren, einen groben Fehler begangen habe. Navalnyj wäre heute für Russland nützlicher, wenn er in Deutschland oder in den USA leben würde. Dass er im Gefängnis sterben sollte, sei Putins Endziel gewesen. Niemand habe damit gerechnet, dass Putin ihn eines Tages freilassen würde. Sein Tod sei ein enormer Verlust für die ganze Anti-Putin-, Anti-Kriegs- u. Demokratie-Bewegung. Mit Sicht auf die geistige Verfassung Putins gehe er davon aus, dass dieser glaube, dass alles, was gut für ihn ist, auch gut für Russland sei. In seiner Fantasiewelt halte er sich für den besten russ. Herrscher. Er sei der Ansicht, dass der Westen versuche, Russland zu unterwandern, zu ruinieren. Er müsse daher die alte Ordnung wiederherstellen u. die Grossmacht wiederaufrichten. Wenn man dem eigenen Volk keinen Wohlstand bieten könne, müsse man es mit der Fantasie von Grösse betrügen. Was die russ. Diplomatie anbelangt, wollten die Russen stets, dass alles nach ihren Vorstellungen gemacht wird. Um diesen Anspruch durchzusetzen, bedeute dies in der Praxis, dass die russ. Delegation gegen alle Beschlüsse, die ihr nicht passten, ihr Veto einlegt u. dafür sorgt, dass immer so entschieden wird, wie Russland es wünscht, mit absurden Auswirkungen. Die russ. Diplomatie wolle nur Dinge, die für Russland akzeptabel seien. Sie kümmere sich nicht um die Interessen anderer. Wenn also Putin heute in Verhandlungen über die Ukraine einwilligen würde, dann würde dies nur zu seinen Bedingungen geschehen, denn er wolle seine Ziele erreichen. Für ihn wäre es wichtig, wenn der Westen alle russ. Forderungen akzeptiert. Nach Bondarevs Ansicht verstünden die europäischen Diplomaten diese Logik noch immer nicht ganz. Was die Anwesenheit russ. Diplomaten in der Schweiz betrifft, sei Genf nach wie vor ein Zentrum für alle Geheimdienste der Welt u. insbes. ein wichtiger Knoten für russ. Geheimdienste. Es würden immer noch viele Spione in die Schweiz geschickt. Die Schweiz sei gegenüber russ. Diplomaten immer noch sehr liberal eingestellt, obwohl ein Teil von ihnen nachweislich zu Spionagezwecken entsandt werde bzw. worden sei. Wenn der Schweizer Geheimdienst davon ausgehe, dass jeder dritte russ. Diplomat für den russ. Geheimdienst arbeitet, halte er dies für realistisch. Wenn die Schweiz so viele russ. Diplomaten auf eigenem Boden akzeptiert, zeige dies, dass sie keine Absicht habe, Russland zu verärgern. Bezüglich des Ukrainekriegs bestehe das Grundproblem darin, dass Europa u. der Westen nicht genau wüssten, wie man sich das Ende des Kriegs vorstellen soll. Die polit. Elite hoffe nach wie vor, zum Zustand vor dem Ukrainekrieg zurückzukehren, was eine Illusion sei. Er habe in seinem Buch /s. unten/ bewusst geschrieben, dass der Planet gerade den Beginn des 3. Weltkriegs erlebe, denn man könne die Lage mit dem Jahr 1938 vergleichen, als Hitler Österreich u. einen Teil der Tschechoslowakei besetzte. Der 2. Weltkrieg sei damals zwar noch nicht ausgebrochen, aber es sei der Auftakt gewesen. Dem zögerlichen Westen mangele es an Selbstvertrauen, um ge- u. entschlossen zu reagieren. Dies ebne den Weg für eine Eskalation. Es gehe nicht nur um Putin, sondern auch um China u. viele andere regionale Konflikte, die heute wieder brutal eskalieren. Putins Ukrainekrieg sei sein persönlicher Konflikt mit dem Westen, den er in seinem Sinn regeln wolle.

Buch 2024: Ausserdem kam Bondarevs hochinteressanter Insiderbericht mit dem Buch "Ministerium der Lügen" heraus, das wohl als - übrigens vortrefflich u. diplomat. professionell verfasste - Abrechnung des russ. Ex-Diplomaten mit seinem ehem. Arbeitgeber zu verstehen ist. Gemäss Verlagsbeschreibung handelt es sich um einen noch nie dagewesenen Blick hinter die Kulissen der russ. Aussenpolitik. Mit einem klaren Blick auf die Gegenwart u. scharfer Kritik an der grausamen russ. Aggressionspolitik liefere der Ex-Diplomat seinen Beitrag zu dem, was jetzt wichtig werde: die richtigen Überlegungen anzustellen u. bereit zu sein, Russland u. v.a. die russ. Bevölkerung auf dem Weg zurück zu einer demokrat. Ordnung zu unterstützen. In seinem sehr lesenswerten Buch macht Bondarev der Führung des Aussenministeriums RF u. v.a. dessen Botschaftern im Ausland schwere Vorwürfe. Infantile Befehlsempfängerei, Machtgier u. Verantwortungsflucht seien die wichtigsten Eigenschaften russ. Bürokraten. Die Folge davon sei, dass niemand Verantwortung für irgendetwas übernehme u. jeder einen Chef über sich habe, dem man nicht widerspreche. Die Unterwürfigkeit nehme manchmal extreme Züge an. /S. 48/ In Russland sei das System des Nach-oben-Buckelns u. Nach-unten-Tretens quasi institutionalisiert. /51/ Das vom Kreml abhängige Aussenministerium sei praktisch orientierungslos, die Aussenpolitik würde allein von Putin definiert u. Lavrov sei sein Untergebener, der immer nur tue, was gerade angesagt sei. Mangels jeglicher Leitlinien hätten sich die Angehörigen des russ. auswärtigen Dienstes Untertanengeist u. blinde Obrigkeitshörigkeit als Grundpfeiler ihrer beruflichen Existenz auserkoren. /52/ Während wichtige Themen wie globaler Klimawandel, Bekämpfung von Wüstenbildung, Erhalt der biolog. Vielfalt u. Verhinderung der Ausbreitung gefährlicher Krankheiten international zunehmend an Bedeutung u. Dringlichkeit gewännen, rückten sie bei der russ. Staatsführung u. im Aussenministerium Russlands zugunsten abwegiger Geschichtsphantasien u. der Sorge um den eigenen Machterhalt immer mehr in den Hintergrund - man sei lieber mit dem Führen von Kriegen beschäftigt. /71/ Sämtliche wichtigen Entscheidungen würden nahezu im Alleingang von einem einzigen Mann getroffen: Putin. Mit verheerenden Folgen. /93/ Die nachteilhafte Behandlung Armeniens u. der Armenierfrage in Berg-Karabach durch den Kreml illustriere, dass Putin auf Freiheit, Selbstbestimmung u. Menschenrechte nichts gebe. Abchasien u. Südossetien seien quasi als Geiseln der Politik Putins dazu verdammt, in ihrem völkerrechtlich nicht anerkannten Status zu verharren. /77/ Am Beispiel der Botschaften in Phnom Penh, Kambodscha, u. Ulanbator, Mongolei, an denen Bondarev mehrere Jahre tätig war, zeigt u. erklärt der konsternierte Ex-Diplomat die haarsträubende Arroganz, Inkompetenz, Indifferenz u. Intransparenz, die ewige Klein- u. Grosskorruption, die Intrigen u. die sträfliche Geringschätzung der subalternen Mitarbeiter, die das scheinbar trübselige u. banale Alltagsleben der dort stationierten Diplomaten unter der wenig stimulierenden Führung eines Botschafters einer eigentlich ausrangierten Diplomatenschule bestimmen, aber auch das totale Desinteresse der russ. Diplomatie an sog. nichtprioritären Ländern, obwohl es dort Ressourcen u. strateg. Positionen gebe, die Russland eigentlich interessieren müssten. Bondarev bedauert u. findet es unverständlich, dass die russ. Vertretungen im Ausland weder daran interessiert noch in der Lage seien, für ein gutes Image Russlands zu sorgen. Eigeninitiative sei unter russ. Diplomaten sowieso eine Seltenheit. /48f./ Wenn ausnahmsweise ein neuer Mitarbeiter mit etwas unorthodoxer Mentalität in der Botschaft eintraf, reagierten die grauen ministerialen Mäuse argwöhnisch u. widerspenstig, Ausländer u. Touristen würden von ihnen sowieso als Spione betrachtet. Wer sich weigere, an Duma- oder Präsidentschaftswahlen teilzunehmen, kriege Ärger mit den Vorgesetzten. Putin-Vertraute wie Setschin, Miller, Tschemesov oder Jakunin seien typische Kreml-Oligarchen, die nur an ihren Pfründen interessiert seien u. das Feudalsystem Putins aufrecht erhielten. /100/ Alles werde dazu von den eigenen Geheimdiensten überschattet. Was den russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine betrifft, sei dieser nicht nur ein Verbrechen, sondern auch ein Fehler. /14/ Putin trichtere den unreifen Gemütern der Russen in seinem Siegeswahn ein, dass Krieg automatisch Sieg bedeute, mit allem, was dazugehöre: Konzerten, Paraden, Nationalstolz. Wohin das führe, erlebe man derzeit tagtäglich. /17/ Während Bondarev Aussenminister Lavrov selbst für seine intellektuellen Fähigkeiten Respekt zollt, scheint er für s. Marija Zakharova, der Direktorin des Departements für Information u. Presse, das direkt dem Aussenminister RF untersteht, pure Verachtung zu verspüren. Diese aus dem Nichts aufgetauchte schillernde Dame habe sich zwar zum Medienstar entwickelt, ihre Informationspolitik habe sich jedoch als einzige Peinlichkeit erwiesen. Sie habe wenig mit Aussenpolitik zu tun, sondern sei reine, mit systematischen Lügen des Putin-Regimes ausgestattete Propaganda. Sogar Putin habe sich für die Taktlosigkeit der "Diplomatin" entschuldigen müssen. Aber ein derartiges Benehmen treffe offenbar auf Zustimmung bei jener Person, auf die die russ. Diplomatie heute im Grund ihr ganzes Tun u. Reden ausgerichtet habe: V. Putin. Zakharovas Wirken als Pressesprecherin des Aussenministeriums RF habe wegen ihrer Niveaulosigkeit u. ihren unverzeihlichen rhetorischen Entgleisungen das Image der russ. Diplomatie schwer, eigentlich irreparabel beschädigt. /149f./ Was andere Diplomaten u. Mitarbeiter des Aussenministeriums betreffe, sei niemand daran interessiert, mit einer unbedachten oder gar kritischen Äusserung über die aktuelle Politik des Staates seine Karriere zu gefährden. In einem separaten Kapitel über die Zeit, die Bondarev als Botschaftsrat in der Ständigen Vertretung RF bei der UN in Genf verbracht hatte, wird der zunehmende Realitätsverlust der russ. Diplomatie u. Politik u. seine eigene Ernüchterung beschrieben. Angesichts dieser fatalen Entwicklung, die der Diplomatie des Putin-Regimes deren Glaubwürdigkeit vollständig entzog, habe er die ganze Zeit daran gedacht, wie er aussteigen könnte. Mit seiner seltenen Demarche vom 23. Mai 2022 hatte er diesen risikoreichen Schritt schliesslich gewagt, indem er seine Stelle im russ. Aussenministerium aufkündigte u. die Vertretung in Genf verliess. In seinem aufrichtigen u. sehr mutigen Buch fordert Bondarev, ein wahrer russ. Demokrat, den Sturz des Putin-Regimes, tiefgreifende Reformen, die Rückkehr Russlands zur Demokratie u. die Neuausrichtung der russ. Aussenpolitik. Russland müsse aber seinen aussenpolit. Kurs, jedoch frei von Aggression, Krieg u. Feindschaft gegenüber Dritten, selbst bestimmen können. Der asiatische Weg sei Russland aber fremd, Russland sei zweifellos ein europäisches Land. Den von Moskau besessen praktizierten Antiokzidentalismus hält Bondarev für sinnlos. Die Russen müssten ihr Verhalten gegenüber ihrer Führung aber selbst ändern. Die Quintessenz des Putin-Regimes liege doch darin, dass es nur existieren könne, weil die Menschen selbst für ihr Handeln keine Verantwortung - im nichtjurist., polit. Sinn - übernehmen wollten /247/. Ein verändertes Verhalten Russlands beinhalte auch eine Entschuldigung u. Reparationsbereitschaft gegenüber der Ukraine, der von russ. Seite so viel Leid angetan worden sei /244/. Eine "Kollektivschuld" der Bevölkerung Russlands lehnt er ab. Die Gruppe der während der "militär. Sonderoperation" in der Ukraine Gefallenen müsse als Opfer des Putin-Regimes betrachtet werden /240/. Allerdings warnt Bondarev davor, dass ein Sieg Russlands über die Ukraine, der nicht auszuschliessen sei, den verloren gegangenen Glauben der russ. Eliten an Putin wieder stärken könnte /247/. Das Risiko, dass Putin A-Waffen einsetzen könnte, schätzt Bondarev zwar als gering ein, dennoch könne man nicht ausschliessen, dass er aufgrund einer plötzlich ansteigenden Gefahr versuchen" könnte, taktische oder strateg. A-Waffen" einzusetzen. Bislang habe er damit nur gedroht, aber er verwende sein Nukleararsenal als Mittel zur Erpressung. Wie jeder Erpresser hoffe er, dass sein Opfer einknickt, damit er es weiter erpressen kann. Die NATO-Staaen müssten die Grenzen seines Handels klar aufzeigen u. ihre Sicherheit entsprechend verteidigen. Bondarev hält Putin übrigens weder für einen Fanatiker noch für einen Revolutionär oder Visionär", er sei „ein gewöhnlicher sowjet. Beamter, den das Schicksal ins höchste Amt des Staates befördert" habe. Sein einziges Ziel sei, bis ans Ende seiner Tage im Überfluss zu leben u. an der Macht zu bleiben" /231f./. Ausser Ideen, wie das Putin-Regime überwunden werden könnte, enthält das Buch auch viele interessante Passagen zu den Themen ABC-Waffen, Abrüstung, Ausfuhrkontrolle u. Nichtverbreitung, für die Bondarev als Diplomat zuständig war, sowie eine höchst ernüchternde Einschätzung der Rolle der russ. Opposition u. der Wirkungen westlicher Sanktionen gegen Russland.)

BONDAREV, Viktor Nikolaevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII (1959-, sowjet. bzw. russ. Militärführer, Generaloberst a.D. Absolvent einer sowjet. Militärfliegerhochschule in Borisoglebsk, anschliessend diente er als Fluglehrer, Schwarmkommandeur an dieser Schule u. als Staffelkommandeur in einem Fliegerausbildungszentrum. In den 1980er-Jahren wurde er am Afghanistankrieg beteiligt. In den 1990er Jahren absolvierte er die "J.A. Gagarin"-Militärakademie der Luftstreitkräfte, diente als Staffelkommandeur u. Kommandeur eines Gardejagdfliegerregiments der 16. Armee der Luftstreitkräfte in Borisoglebsk u. nahm im 1. Tschetschenienkrieg an über 100 u. im 2. Tschetschenienkrieg an über 300 Kampfeinsätzen teil, wofür er per Dekret des Präsidenten RF V. Putin von 2000 die Auszeichnung "Held der RF" verliehen erhielt. Kandidat der technischen Wissenschaften. In späteren Jahren war er Oberkommandierender der Luftstreitkräfte RF /2012/ u. danach der Luft- u. Weltraumkräfte RF /2015/. 2014 zum Generaloberst ernannt. 2015 war er an der russ. Intervention in Syrien beteiligt. Im Sept. 2017 wurde Bondarev von Präsident Putin mit sofortiger Wirkung aus diesem Amt entlassen u. in die Reserve versetzt u. am folgenden Tag zum Senator u. Vorsitzenden des Ausschusses des Föderationsrats RF für Verteidigung u. Sicherheit ernannt. 2018 wurde er vom Parlament der Schweiz im Bundeshaus in Bern mit Applaus empfangen, als er dieses als Teil einer Delegation des Föderationsrats RF besuchte; der russ. Delegation gehörten auch s. Jurij Vorobjov u. s. Vladimir Dzhabarov an, die auf den Sanktionslisten der EU u. anderer Länder standen. Diese Visite wurde von einer Parlamentarierin der FDP kritisiert. Auch Bondarevs Name figuriert auf entsprechenden Sanktionslisten von EU, GB, USA, Kanada, Australien, Neuseeland u. Ukraine, aber offenbar nicht auf derjenigen der Schweiz. Im Sept. 2022 bat er den Verteidigungsminister RF, ihn wieder in den Militärdienst aufzunehmen, was offenbar auch geschah.)

BONDARENKO, Anastasija Borisovna
II (1978-, russ. Staatssekretärin, stv. Energetik-Ministerin RF. Absolventin der
Rechtswissenschaften an der MSU. Sie wurde im Zusammenhang mit einer Reorganisation ihrer Behörde u. wegen einiger innovativer Umweltprojekte zugunsten einer fortschrittlichen u. umweltfreundlichen Gesetzgebung bekannt. So sollten bei gleichzeitiger Reduzierung der Anzahl stv. Minister, Abteilungsleiter u. deren Stv. die Gehälter von Spezialisten u. Beratern erhöht werden können. Im Bereich der Gesetzgebung befasst/e sie sich mit dem "grünen" kohlenstoffarmen Zertifizierungsgesetz, dank dessen Unternehmer erklären können, dass ihre Produkte mit Sonnen- u. Windenergie sowie durch den Betrieb von Wasserkraftwerken hergestellt werden. Ein anderes Projekt betrifft oder betraf die "Bill-on-Demand"-Aggregatoren, das auf der Idee basiert, Verbrauchern, einschliessl. grosser Industrieunternehmen, durch einen speziellen Betreiber zu ermöglichen, Strom zu sparen, indem sie ihren Verbrauch von den Spitzenzeiten verlagern, wenn er am teuersten ist. Es sei bereits ein Experiment durchgeführt worden, das gezeigt habe, dass eine solche Lösung für alle Verbraucher von Vorteil ist; es wurde von der Regierung RF als Erfolg anerkannt. Ein entsprechender Gesetzentwurf wird od. wurde dazu vorbereitet u. der Regierung RF vorgelegt werden. Im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde sie wegen "Führung einer Struktur, die die Aggression gegen die Ukraine unterstützt", von den USA sanktioniert.)

BONDARENKO, Viktor Aleksandrovich (1950-, sowjet. bzw. russ. Unternehmer, Kunstsammler. Ende 1969 zog er von Kharkov, Ukrain. SSR, wo er eine militär. Ausbildung erhielt, nach Moskau, wo er komerziell tätig wurde u. Kunstwerke, Schmuck, Gemälde u. Ikonen kaufte u. verkaufte. 1978 emigrierte er nach Israel u. von dort in die USA. Nachdem er die entsprechenden Lizenzen erhalten hatte, arbeitete er als Immobilienmakler u. Versicherungsvertreter. 1988 gründete er in den USA ein eigenes Unternehmen, das sich mit Verlags- u. Import-Export-Aktivitäten beschäftigte, u. kehrte in die Sowjetunion zurück. Anfang der 1990er Jahre gründete er eines der ersten russ.-amerikan. Joint Ventures, das sich mit Verlagsaktivitäten beschäftigte, u. beteiligte sich aktiv an der Arbeit des Amerikan.-Sowjet. Handels- u. Wirtschaftsrats, indem er amerikan. Unternehmer für die Zusammenarbeit mit der UdSSR anlockte. Er gründete das erste "Chrysler"-Händlerunternehmen in Russland, wobei er mit vielen berühmten US-Politikern in Kontakt stand u. den Wahlkampf von Senator Edward Kennedy unterstützte. 1993 gründete Bondarenko den Verlag "Militärparade“, der das Magazin des russ. Verteidigungskomplexes "Military Parade“ auf Russisch u. in anderen Sprachen sowie andere Militärpublikationen veröffentlichte. Ausserdem beteiligte er sich am Wiederaufbau des Grossen Kremlpalastes, um den herum es später zu einem grossen Korruptionsskandal kam, der als "Mabetex-Fall" bekannt wurde. Nach eigenen Angaben hatte Bondarenko „den Grossen Kremlpalast finanziert ... u. einen Kredit aus der Schweiz aufgenommen, 490 Mln. USD ...“, wobei die Schweizer Ermittlung Bondarenko u. seiner Frau Geldwäscherei u. Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung vorwarf. 2005 erliess die Staatsanwaltschaft der italien. Stadt Trient Haftbefehle gegen 8 russ. Staatsbürger, die in den "Mabetex-Fall" verwickelt waren, wobei der Staatsanwalt auch das Ehepaar Bondarenko zu den Angeklagten im Geldwäschefall zählte. In den 2000er Jahren förderte Bondarenko diverse Kunstprojekte, von denen eines in Kunstmuseen verschiedener Länder ausgestellt wurde, so 2005 auch im Kunstmuseum des Kantons Thurgau in Ittingen, Schweiz. Bondarenko beteiligt sich an Ausstellungen privater Ikonensammlungen, ist Mitglied des Kuratoriums der Staatl. Tretjakov-Galerie u. wurde 2009 zum Ehrenmitglied der Russ. Akademie der Künste gewählt. Laut Experten schuf Bondarenko die beste private Sammlung russ.-orthodoxer Ikonen in Russland. 2006 u. 2008 wurde er laut der Bewertung der Zeitschrift "Artkhronika“ zu den "50 einflussreichsten Personen der russ. Kunst“ u. zu den 10 bedeutendsten Mäzenen gezählt.)

BONDARENKO, Nikolaj Nikolaevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII     XXXIX XL XLI (1985-, russ. Jurist, linker Oppositionspolitiker /KPRF/, Satiriker u. Videoblogger aus Saratov, der mehrere Internet-Kanäle führt, ehem. Geschäftsmann. Absolvent der Staatl. Rechtsakademie Saratov mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften mit der Qualifikation "Rechtsanwalt“. Seine Berufskarriere begann er 2006 als Jurist bei einer Lebensmittel-Einzelhandelsfirma u. war ab 2010 Direktor eines eigenen Unternehmens, das sich mit dem Grosshandelsverkauf chemischer Produkte beschäftigte u. das er offenbar aufgrund von Problemen mit den Behörden verkaufen musste. Ausserdem war er auch Eigentümer einer anderen Firma.
Politik: 2009 trat Bondarenko,
24-jährig, der KPRF bei, in der er zunächst als 1. Sekretär des Saratover Frunze-Bezirkskomitees der KPRF fungierte. Im Sept. 2017 wurde er zum Abgeordneten der 6. Gebietsduma von Saratov gewählt, in der er Mitglied der Ausschüsse für Wirtschafts- u. Investitionspolitik, Unternehmertum u. Entwicklung digitaler Technologien sowie Wohnungs-, Bau-, Versorgungs- u. Sozialpolitik war. Durch seine scharfe öffentl. Kritik an der umstrittenen Rentenreform des Kremls von 2018  erlangte er gesamtruss. Bekanntheit. Bondarenko äusserte sich aber auch scharf über s. Dmitrij Medvedevs Bundesregierung u. nannte sie „Betrüger“, die „zur Rechenschaft gezogen werden müssen“. Ferner kritisierte er die Unterstützung Russlands für das Assad-Regime während des Bürgerkriegs in Syrien sowie für die FIFA-Fussballweltmeisterschaft 2018. Seine Stellungnahmen wurden im Netz über 1 Million mal abgerufen. Nach diesen öffentlichkeitswirksamen Vorstössen geriet der laute Linkspolitiker immer mehr ins Visier der Behörden des Putin-Regimes. So wurde der Abgeordnete im Zusammenhang mit einer Erklärung des Sprechers des Gebietsparlaments, Ivan Kuzmin, ins Ermittlungskomitee gerufen, das Bondarenkos Aussagen auf das Vorliegen von Extremismus überprüfen sollte.
Seit Mai 2018 betreibt Bondarenko seinen YouTube-Kanal "Dnevnik Deputata / Tagebuch eines Abgeordneten“ mit 1,83 Mln. Abonnenten u. 363,3 Mln. Aufrufen u. verfügt über 2 Backup-Kanäle: "Bondarenko LIVE“ mit 207 Tsd. Abonnenten u. 38,5 Mln. Aufrufen u. "Exil der Opposition“ mit 362 Tsd. Abonnenten u. 70 Mln. Aufrufen.
Im Herbst 2018 eskalierte
ein Streit Bondarenkos mit der Arbeitsministerin des Gebiets Saratov Natalja Sokolova. Sein Zorn wurde dadurch ausgelöst, weil Sokolova während einer Sitzung in der Gebietsduma sagte,
dass 3,5 Tsd. Rubel im Monat zum Essen ausreiche. Aus Protest gegen diese Aussage ass Bondarenko einen Monat lang für 3,5 Tsd. Rubel, indem er Lebensmittel auf dem billigsten Markt in Saratov kaufte. Dabei stellte der Abgeordnete fest, dass er sich mit diesem Geld die von der Regierung empfohlenen Lebensmittel gar nicht leisten konnte, da die Kosten dieser Lebensmittel viel höher wären als in den Statistiken der Beamten angegeben. Während des Experiments verlor Bondarenko 7,4 kg an Gewicht. Der Streit führte letzlich zur Entlassung der Ministerin.
2020: Im März 2020 wurde Bondarenko von der KPRF-Fraktion als Kandidat für ein Mandat im Föderationsrat RF als Vertreter der Gebietsduma Saratov im Zusammenhang mit dem vorzeitigen Ausscheiden einer Abgeordneten nominiert, wobei er keine Chance hatte, gegen den Kandidaten
kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland“ zu gewinnen. Im April 2020 wurde Bondarenko mit Mehrheitsbeschluss von "Einiges Russland“ aus der Duma-Beglaubigungskommission wegen wiederholten Verstossens gegen die Bestimmung, die die Video- u. Audioaufzeichnung der Sitzungen verbietet, ausgeschlossen. Ende Juni 2020 kam es bei einer Sitzung der Gebietsduma Saratov zu einer Auseinandersetzung zwischen Vertretern von "Einiges Russland“ u. der KPRF wegen eines Streits über die Zulassung von Propagandafahnen bei der Abstimmung über Verfassungsänderungen, die Vertreter der Kremlpartei an ihren Arbeitsplätzen aufstellten. Bondarenko betrachtete dies als Propaganda u. stellte fest, dass solche Aktivitäten nur der Wahlkommission, nicht aber den Abgeordneten gestattet seien. Daraufhin begannen die Abgeordneten, sich gegenseitig mit Wasser zu übergiessen u. Plastikflaschen zu bewerfen. Nach dem Kampf zwischen den Kommunisten u. den Leuten von "Einiges Russland“ unterstützte der prominente Putin-Kritiker s. Aleksej Navalnyj Bondarenko, den er als seinen „Lieblings-Regionalabgeordneten“ bezeichnete.
2021: Bei den Kundgebungen zur Unterstützung Navalnyjs war Bondarenko persönlich bei den Veranstaltungen vom 23. u. 31. Jan. 2021 anwesend, nahm seine Aufgaben als Abgeordneter wahr u. brachte seinen Protest gegen polit. Verfolgung zum Ausdruck. Ausserdem berichtete er auf seinem YouTube-Kanal über Navalnyjs Rückkehr aus Deutschland nach Moskau.
Im Feb. 2021 stellte Bondarenko in Vorbereitung auf die Wahlen zur Staatsduma RF seine Tätigkeit im Business ein u. kündigte an, dass er selbst bei den Parlamentswahlen antreten u. ein Rivale des derzeitigen Vorsitzenden der Staatsduma s. Vjacheslav Volodin sein werde. Gleich am nächsten Tag nach dieser Ankündigung wurde der Abgeordnete von Polizeibeamten festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, an einer illegalen Kundgebung zur Unterstützung des Oppositionsführers Navalnyj teilgenommen zu haben. Gegen Bondarenko wurde ein Verwaltungsprotokoll erstellt u. ein Gericht verhängte gegen ihn eine Geldstrafe von 20 Tsd. Rubel. Zusätzlich zur Geldstrafe verdächtigte die Finanzkommission der Gebietsduma Saratov den Parlamentarier der Korruption aufgrund von Spenden u. Einnahmen aus Werbung auf YouTube. In der Folge wurde Bondarenko als "korrupter Beamter" anerkannt, was bedeutete, dass ihm sein Abgeordnetenmandat entzogen u. im Fall einer strafrechtlichen Verfolgung auch die Teilnahme an den Wahlen zur Staatsduma verweigert werden konnte. Bondarenko erklärte, dass die Dumapartei "Einiges Russland“ auf diese Weise Druck auf ihn ausübe u. versuche, ihn zu neutralisieren, während er selbst jedoch nichts verletzt habe. Die Fallunterlagen wurden zur Überprüfung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Nach Angaben von Mitgliedern der KPRF handelte es sich bei der Verfolgung Bondarenkos um einen Versuch der Behörden, den Wahlsieg eines prominenten Oppositionskandidaten zu verhindern. Anlässlich des 18. Kongresses der KPRF im April 2021 wurde Bondarenko zum Mitglied des ZK der KPRF gewählt. Als im Juli 2021 die Zentrale Wahlkommission RF auf der KPRF- Wahlliste Putins ehem. Gegner bei der Präsidentschaftswahl 2018 s. Pavel Grudinin wegen "Verheimlichung von Informationen über die Präsenz einer Offshore-Firma in Belize“ strich, wandten sich Bondarenko u. Nikolaj Platoshkin an die ZWK-Leiterin s. Ella Pamfilova u. beschuldigten sie, „Wahlen zu manipulieren, den Willen der Bürger zu verdrehen u. die Demokratie mit Füssen zu treten“. Nach diesem Vorfall begannen aktive Versuche, Bondarenko aus den Wahlen zur Staatsduma auszuschliessen – ihm wurde vorgeworfen, extremist. Materialien zu verbreiten, an den Aktivitäten extremist. Organisationen beteiligt zu sein u. Verbindungen zur kriminellen Welt zu haben. Keiner dieser Vorwürfe wurde später bewiesen. Bei den Parlamentswahlen erhielt Bondarenko Unterstützung von Aleksej Navalnyjs "Smart Voting“. Mit einem - nach offiziellen Ergebnissen - grossen Abstand verlor Bondarenko gegen den Kandidaten von "Einiges Russland“ Andrej Vorobjov. Im Zusammenhang mit den aufgedeckten Tatsachen der Massenfälschung u. dem gewaltsamen polit. Druck während der Abstimmung, der von Verhaftungen von Vertrauenspersonen u. Unterstützern des Abgeordneten begleitet war, erklärte er ihre Nichtanerkennung, während die KPRF über 50 Beschwerden wegen Verstössen in einem Wahlbezirk einreichte. Bondarenko war einer der Organisatoren der Kundgebung vom 25. Sept. 2021 gegen die Anerkennung der Wahlergebnisse, wobei er der ZWK die Durchführung einer Sonderoperation zur Machtergreifung durch "Einiges Russland“ im Land vorwarf. Wegen der Organisation dieser Kundgebung wurde er erneut mit dem letztendlichen Ziel verfolgt, dem Abgeordneten sein Mandat zu entziehen u. seine Verhaftung gemäss des sog. "Dadin-Artikels“ zu erwirken, wie Bondarenko erklärte.
2022: Ende Feb. 2022 wurde auf der 81. Sitzung der Gebietsduma Saratov in der Tat beschlossen, die parlamentar. Befugnisse Nikolaj Bondarenkos der offiziellen Version zufolge aufgrund von Verstössen gegen die Bundes- u. Regionalgesetze über die Korruptionsbekämpfung vorzeitig zu beenden. Bondarenko soll Geld von der YouTube-Video-Hosting-Site erhalten haben, als er Abgeordneter war. Mit 30 Ja-Stimmen wurde Bondarenko sein Mandat entzogen. Als Zeichen des Protests gegen diese Entscheidung verliess die KPRF-Fraktion den Versammlungssaal. Bondarenko focht die Entscheidung der Duma beim Volga-Bezirksgericht der Stadt Saratov an, wobei seine Klage jedoch abgewiesen wurde. Im Juli 2022 reichte Bondarenko die Unterlagen für die Teilnahme an den Wahlen zur 7. Gebietsduma Saratov ein. Nach dem offiziellen Ergebnis verlor er mit deutlichem Abstand auf den Kandidaten
von "Einiges Russland" gegen den Saratover Bürgermeister Mikhail Isaev, der im Aug. von diesem Amt zurücktrat u. im Sept. Vorsitzender der 7. Saratover Gebietsduma wurde. Im Zuge der üblichen Wahlfälschung wurde von Kritikern erklärt, das staatliche automatisierte System "Wahlen“ habe 2-3x von den tatsächlichen, von Beobachtern aufgezeichneten Indikatoren abgewichen. Ausserdem wurde der KPRF-Kandidat selbst von unbekannten Schlägern unter Druck gesetzt. Bondarenko weigerte sich, auch diese Wahl anzuerkennen.
2023: Im Mai 2023 blockierte Roskomnadzor auf Ersuchen des FSB die Website Bondarenkos. Der Grund für die Sperrung war nach Angaben des Ex-Abgeordneten seine Weigerung, die Website in das Register der "Organisatoren der Informationsverbreitung“ einzutragen u. Benutzerdaten an den FSB zu übermitteln.
2024: Bei der Präsidentschaftswahl RF 2024 fungierte
Bondarenko als Vertrauter des KPRF-Kandidaten s. Nikolaj Kharitonov. Bei einer Debatte von Anfang März forderte Bondarenko die ehem. Abgeordnete der Staatsduma RF Svetlana Smirnova, die V. Putin vertrat, auf, ein Beispiel für „mindestens ein Gesetz“ zu nennen, auf das sie stolz sei. Smirnova sei nicht in der Lage gewesen, auch nur ein einziges solches Gesetz zu zitieren.
Kritik an Putin u. Haltung zur Ukraine: Als aktiver Kritiker V. Putins u. seiner Politik warf Bondarenko ihm wiederholt Völkermord an der Bevölkerung der RF vor. Er befürwortete die Rückgabe der Krym an die Ukraine u. äusserte Zweifel an den Abstimmungsergebnissen des Krym-Referendums vom 16. März 2014. 2021 machten mehrere Abgeordnete auf einer Sitzung der Verkhovna Rada der Ukraine den Vorschlag, Nikolaj Bondarenko die ukrain. Staatsbürgerschaft zu verleihen. Er widersetzte sich auch
dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Meinungsumfragen: Nach Angaben des Moskauer  "Levada"-Zentrums lag die öffentl. Bewertung Bondarenkos Ende Mai 2020 bei 2% u. damit auf dem Niveau von Dmitrij Medvedev u. war höher als diejenige von Duma-Sprecher Vjacheslav Volodin. Bei einer im Juli desselben Jahres vom "Levada"-Zentrum
durchgeführten Umfrage legte Bondarenko deren Ergebnissen zufolge um 1% zu.
In einer Befragung, die im Feb. 2021 von einer Saratover Publikation bei
den eigenen Lesern durchgeführt wurde, wen sie bei den Wahlen zur Staatsduma RF wählen würden, wenn die Kandidaten in ihrem Wahlkreis Nikolaj Pankov von "Einiges Russland" u. Nikolaj Bondarenko hiessen, gaben 74% der potenziellen WählerInnen an, für Bondarenko zu stimmen.
Laut einer "VCIOM"-Umfrage vom Aug. 2021 übertraf Bondarenko mit 2,9% in puncto Vertrauen Bundespolitiker wie s. Sergej Mironov, s. Dmitrij Medvedev u. s. Sergej Furgal. Seit Anfang 2021 hatte die Unterstützung u. das Vertrauen der Bevölkerung für den populären Skandal-Politiker stetig dafür zugenommen, ihm die Lösung wichtiger Regierungsfragen zuzumuten, obwohl auf niedrigem Prozentniveau.)

BONDARCHUK, Fjodor Sergeevich II III IV V VI VII VIII (1967-, russ. regimetreuer Filmregisseur, Drechbuchautor, Schauspieler u. Gründer der Produktionsfirma "Art Pictures Studio", Sohn des sowjet. Regisseurs Sergej Bondarchuk. Nach gescheiterten akadem. Studien - ein Diplom der VGIK erhielt er erst viel später - wandte er sich definitiv der praktischen Kinematographie zu u. verband sein Studium erfolgreich mit den Dreharbeiten zum Filmepos "Stalingrad“, einem Kriegsfilm von 1989-90. 1986-2022 spielte er Rollen in zahlreichen Filmen.
Polit. Haltung: 2012 war er ein Vertrauter des PM RF u. Präsidentschaftskandidaten V. Putin. Im März 2014 unterzeichnete er einen kollektiven Aufruf von Kulturschaffenden Russlands an die russ. Öffentlichkeit zur Unterstützung der Position des Präsidenten zur Ukraine u. zur Krym, die damals von Russland völkerrechtswidrig annektiert wurde. Im Jan. 2016 unterstützte er s. Ramzan Kadyrov mit der Parole "#Kadyrov ist ein Patriot Russlands" u. unterstützte Kadyrovs Aufruf, Vertreter der nichtsystemischen Opposition als "Volksfeinde" zu behandeln, was öffentl. Resonanz auslöste. Während der Präsidentschaftswahl 2018 war er erneut ein Vertrauter V. Putins. Im Mai 2018 war er Gast bei dessen 4. Amtseinführung. 2018 war er auch ein Vertrauter des Moskauer Bürgermeisterkandidaten s. Sergej Sobjanin. Im Nov. 2018 wurde Bondarchuk per Dekret des Präsidenten RF in die neue Zusammensetzung des Präsidialrats für Kultur u. Kunst berufen. Mitglied des Obersten Rats der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland". )

BONNER, Elena Georgievna II III IV V (1923-2011, gew. sowjet. bzw. russ. Kinderärztin jüdisch-armen. Herkunft, Dissidentin, Politikerin u. führende Menschenrechtlerin in der Sowjetunion u. in Russland. Ehefrau u. Witwe Andrej Sacharovs. 2006 emigrierte sie in die USA u. verurteilte 2008 Russlands Vorgehen in Südossetien während des bewaffneten Konflikts um Georgien. Im März 2010 unterzeichnete sie als Erste den Aufruf der russ. Opposition an die Bürger Russlands "Putin muss gehen" u. schrieb in einem Blog auf graniakh.ru eine Notiz "Über die Akademie der Wissenschaften“, die den Aufruf enthielt, der RAW administrative u. wirtschaftl. Funktionen zu entziehen. Gest. 2011 in Boston, USA.)

BOOS, Georgij Valentinovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV (1963-, sowjet. Elektrotechniker-Ingenieur, russ. Geschäftsmann u. Staatspolitiker der Kremlpartei, ehem. Bundesminister RF, ehem. Mitglied der Staatsduma RF, ehem. Gouverneur des Gebiets Kaliningrad. Absolvent des Moskauer Energieinstituts mit einem Abschluss in Elektrotechnik. Ab 1988 arbeitete er als Ingenieur, Nachwuchsforscher in einem All-Unions-Institut für Beleuchtungstechnologie in Moskau, dann als Direktor u. Generaldirektor eines privaten Moskauer Wissenschafts- u. Produktionsunternehmens im Beleuchtungsbereich, das er mit seinem Vater gründete. Die Firma betätigte sich als Hauptauftragnehmer mit der architekton. u. künstlerischen Beleuchtung städtischer Einrichtungen in Moskau. Für seine Arbeit wurde das Unternehmen Preisträger in zahlreichen Fachmessen. Studienabschluss als Kandidat der technischen Wissenschaften mit einer Dissertation zum Thema "Steigerung der Effizienz von Aussenbeleuchtungsanlagen für Strassen u. Stadtplätze“. 2018 wurde ihm der akadem. Titel eines ao. Professors im Fachgebiet "Lichttechnik“ verliehen.
Politik u. Staatsdienst:
1996-98 war er Abgeordneter der 2. Staatsduma RF, Mitglied der Fraktion "Unser Zuhause ist Russland“, stv. Fraktionsvorsitzender, Mitglied des Duma-Ausschusses für Haushalt, Steuern, Banken u. Finanzen. Im Sept. 1998 wurde er per Dekret der Regierung RF zum Leiter des staatl. Steuerdienstes RF u. anschliessend per Dekret des Präsidenten RF B. Elcyn zum Minister RF für Steuern u. Abgaben ernannt. Im Mai 1999 wurde er zusammen mit dem Kabinett E. Primakovs entlassen. 1999-2003
war Boos Abgeordneter der 3. Staatsduma RF, stv. Vorsitzender der Fraktion "Vaterland – Gesamtrussland“. 2003-5 war Boos Abgeordneter der 4. Staatsduma RF, stv. Vorsitzender der Staatsduma RF, Mitglied des Präsidiums der Fraktion "Einiges Russland" u. Mitglied des Obersten Rats der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland“. 2006 Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. 2007 kandidierte er aus dem Gebiet Kaliningrad für das Amt des Abgeordneten der 5. Staatsduma RF, wurde gewählt, lehnte das Mandat jedoch später ab.
Gouverneur des Gebiets Kaliningrad:
Während seiner Amtszeit als Gouverneur des Gebiets Kaliningrad ab Sept. 2005 brachte er sensationelle Ideen vor, die aber auch umstritten waren, etwa die Umsiedlung von mehreren Mln. Bürgern aus der GUS u. den Baltischen Staaten ins Kaliningrader Gebiet, wobei Anfang 2010
gerade 6800 Personen im Rahmen des Programms zur Rückkehr von Landsleuten in das Gebiet Kaliningrad kamen. Bis Ende 2008 sollte in Kaliningrad der durchschnittliche Lebensstandard Litauens u. Polens erreicht werden. Auf seine Initiative hin wurde der Primorskij-Ring gebaut, eine Glücksspielzone, u. 2010 wurde mit dem Bau des Ostsee-KKW begonnen. Während Boos` Amtszeit stieg das Gebiet Kaliningrad im Rahmen der Umsetzung eines nationalen Bildungsprojekts mit dem Bau von Schulen u. der Vorschulerziehung zum unangefochtenen Spitzenreiter unter 31 Regionen der RF auf. Auch wurden Projekte zur Ausbildung behinderter Kinder, ein Hilfsprogramm für Waisenkinder, Kriegsveteranen u. einkommensschwache Familien ins Leben gerufen. Andererseits rief die Schliessung von über 70 Schulen mit geringer Bildungsqualität bei einem Teil der Bevölkerung Proteste hervor. Auf seine Initiative hin wurde eine medizin. Fakultät an der Staatl. I. Kant-Universität eröffnet. Die Säuglingssterblichkeitsrate wurde zu einer der niedrigsten des Landes. Eines der besten Krankenhäuser, die medizin. Abteilung Nr. 1, wurde geschlossen u. von Plünderern ausgeraubt. Gleichzeitig wurden die Gebühren für Wohnungs- u. Kommunaldienstleistungen sowie die Steuern erhöht, während die Arbeitslosigkeit stieg u. die Auszahlung der Gehälter sich verzögerte. Die Verkehrsversorgung verschlechterte sich, die Probleme mit der Freizügigkeit der Bewohner des Gebiets ausserhalb seiner Grenzen wurden nicht gelöst, der Druck der Behörden auf die Medien nahm zu. Die Gebietsduma, in der Boos sich lange nicht gezeigt hatte, nahm unter der erdrückenden Kontrolle der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" gehorsam alle Gesetzentwürfe der Regierung Boos an. All dies verursachte Unmut in der Bevölkerung, in deren Augen man Boos als eine Marionette Moskaus ansah. Der Hauptgrund für die Unzufriedenheit der Bevölkerung des Gebiets, die einen hohen Indikator für die Anzahl der PKW pro Kopf hat, war die Entscheidung, die Transportsteuer zu erhöhen. Gleichzeitig erhielten über Tsd. private Haushalte neue Kredite u. genossen die Verlängerung der alten. Ferner wurden 5 grosse Verarbeitungsanlagen in Betrieb genommen. Es wurden Investitionen in den Bau u. die Instandsetzung von Strassen sowie in die Herstellung einer Fährverbindung u. eines Fracht- u. Passagier-Komplexes in Baltijsk als auch in die Errichtung des Primorskij-Rings sowie in einen Abschnitt des Kaliningrader Flughafens Khrabrovo getätigt. Ebenfalls wurde der Wohnungsfrage viel Aufmerksamkeit geschenkt. Industrie u. Landwirtschaft wuchsen, was zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitrug, so dass das Gebiet Kaliningrad 2010 Spitzenplätze unter den anderen Regionen des Landes in diesen Berechen belegte. Überhaupt wurde das Gebiet führend im Strassen- u. Wohnungsbau im Nordwestl. Bundesdistrikt. Unter aktiver Beteiligung von Boos wurden grenzüberschreitende Kanäle für die Drogenversorgung der Region identifiziert u. blockiert u. ein für demonstrativen Drogenhandel berühmt gewordenes Zigeunerlager im Dorf Dorozhnyj liquidiert. Im Jan. 2010 kündigte Boos seine Absicht an, für eine 2. Amtszeit Gouverneur des Gebiets Kaliningrad zu bleiben, wenn seine Kandidatur vom Präsidenten RF genehmigt u. von den Bewohnern des Gebiets unterstützt wird. Aber so weit sollte es nicht kommen. Ende des Monats fand in Kaliningrad überraschend die grösste u. weitum Aufsehen erregende Kundgebung seit vielen Jahren statt, bei der rd. 10 Tsd. Menschen den Rücktritt des Gouverneurs forderten. Die Behörden unternahmen keine Versuche, die Kundgebung zu zerstreuen. Im Aug. 2010 wurde bekannt gegeben, dass Boos nicht auf die Kandidatenliste für das Amt des Gebietsgouverneurs gesetzt wurde. Vor seinem Ausscheiden aus dem Amt verfasste Boos einen Bericht, in dem er den positiven Beitrag seiner Führung zur Entwicklung des Gebiets herausstellte. Im Nov. 2010 veröffentlichte der neue Gouverneur des Gebiets Kaliningrad, s. Nikolaj Cukanov, Informationen, dass unter der Regierung von Boos die Schulden des Gebiets innerhalb von 5 Jahren um das Zehnfache - auf 10,9 Mrd. Rubel - angewachsen seien. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik war Boos für die Vorstände verschiedener Gesellschaften u. Räte tätig. 2017 übernahm s. Anton Alikhanov das Amt des Gouverneurs von Kaliningrad.)

BORISENKOVA, Natalja Vladimirovna (1979-, russ. Richterin am Nagatinskij-Bezirksgericht von Moskau. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr "Umsetzung der polit. Repression unter Verwendung ihrer offiziellen Position" vorgeworfen. Im März 2018 verurteilte sie den Bürgeraktivisten Mark Halperin wegen "Aufstachelung zum Extremismus“ zu 2 Jahren Gefängnis auf Bewährung. Halperin wurde im Feb. 2017 festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, ein Jahr zuvor zwei Videos veröffentlicht zu haben, in denen er zu einem Machtwechsel aufrief. Im Sommer 2017 wurde Halperin unter Hausarrest gestellt. Im Dez. 2019 ersetzte die Richterin des Stadtgerichts Reutovskij, Olga Sidorenko, die Bewährungsstrafe für Mark Halperin durch eine echte Haftstrafe. Einen ganz anderen Umgang zeigte Borisenkova mit echten Kriminellen. 2019 leitete sie den Prozess gegen den Waffenschmuggler Vladimir Ljubishin, der in Ungarn lebte u. von den US-Behörden des illegalen Handels mit tragbaren Flugabwehr-Raketensystemen beschuldigt wurde. Aber Ungarn übergab ihn nicht den US-Ermittlern, sondern an Russland. Beim Moskauer Strafprozess gegen ihn befand Borisenkova Ljubishin zwar für schuldig u. verurteilte ihn zu 1 Jahr u. 5 Monaten Gefängnis, entliess ihn jedoch unverzüglich aus der Haft, da er diese Frist bereits im Budapester Gefängnis abgeleistet hatte. Freilich ist davon auszugehen, dass die Entscheidungen u. Urteile dieser Richterin wie auch in zahlreichen anderen ähnlichen Gerichtsfällen nicht ohne Anweisungen übergeordneter polit. Machtinstanzen bzw. einflussreicher Personen, die diese Prozesse im Hintergrund steuern, zustande kamen.)

BORISOV, Egor Afanasevich II III (1954-, sowjet. Maschinenbauingenieur, russ. Staatspolitiker, ehem. Oberhaupt der Republik Sakha/Jakutien. Absolvent des Novosibirsker Landwirtschaftsinstituts mit einem Abschluss als Maschinenbauingenieur. Er begann seine polit. Aktivitäten zu Sowjetzeiten, 1991 wurde er stv. Landwirtschaftsminister der Republik Jakutien u. 1998 Minister. 2004 wurde Borisov zum Thema in einer Reihe von Artikeln der Journalistin Julija Pelekhova, die dem Politiker Betrug mit Rechnungen vorwarf. Daraufhin wurde Pelekhova wegen Erpressung verhaftet u. zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Presse unterstellte Borisov ein Interesse an der Eliminierung der Journalistin. 2007 trat Borisov als Mitglied der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" bei. Nach der überraschend vorgenommenen Entlassung des Präsidenten der Republik Sakha/Jakutien s. Vjacheslav Shtyrov durch den Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev im Mai 2010 wurde Egor Borisov zum amtierenden Oberhaupt der Republik ernannt. Im Juni 2010 wurde Borisov von der Staatsversammlung der Republik Sakha/Jakutien mit 61 der 68 Stimmen der anwesenden Abgeordneten als Präsident bzw. Oberhaupt der Republik bestätigt. Ab April 2014 war er wiederum nur amtierendes Oberhaupt der Republik Sakha/Jakutien, bis die zum Oberhaupt der Republik Sakha/Jakutien gewählte Person ihr Amt antrat. Im Sept. 2014 wurde er mit über 58% der Stimmen zum Oberhaupt seiner Republik gewählt u. trat für 5 Jahre sein Amt an. 2010-11 u. 2016 war er Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Im Feb. 2018 belegte Borisov in der nationalen Rangliste der Gouverneure den 83. Platz, das bedeutete den drittletzten Platz auf der Liste. Das Portal Yakutsk.ru führte dies auf mehrere Gründe zurück: exorbitante PR-Ausgaben, Verzögerungen bei der Umsiedlung von Notunterkünften, steigende Gebühren für Wohnraum u. kommunale Dienstleistungen sowie Haushaltsdefizit. Der aufsehenerregende Skandal am Flughafen Sheremetjevo u. die darauffolgende Reaktion des Staatschefs verschlimmerten seinen Imageverlust nur noch. Laut Borisov gaben ihm die Flughafenmitarbeiter am 19. Feb. 2018 keine Bordkarten, was zu einem Konflikt führte, als er versuchte, das Flugzeug zu betreten. Ein Video, das im "1. Kanal" gezeigt wurde, zeigte, dass die Reisedokumente zunächst an Borisovs Assistenten übergeben wurden, was die Worte des Chefs von Jakutien vollständig widerlegte. Es wurde berichtet, dass er sich an Bord des Linienflugzeugs von Moskau nach Jakutsk unangemessen verhalten, die gesetzlichen Verhaltensregeln der Bundesluftfahrt für Passagiere nicht eingehalten, die Besatzungsmitglieder respektlos u. aggressiv behandelt u. Handlungen begangen habe, die die Ehre u. Würde der Besatzungsmitglieder erniedrigt hätten. War er betrunken? Im Mai 2018 trat Borisov von seinem Amt als Oberhaupt von Sakha/Jakutien zurück, wobei der Rücktritt vom Präsidenten RF V. Putin angenommen wurde. Im Sept. 2018 wurden ihm vom Exekutivorgan der Staatsgewalt der Republik Sacha/Jakutien die Befugnisse eines Mitglieds des Föderationsrats RF übertragen. Dort fungiert er als stv. Vorsitzender des Ausschusses für Agrar- u. Ernährungspolitik u. Umweltmanagement. Nachfolger Borisovs im Amt des Oberhaupts von Jakutien wurde s. Ajsen Nikolaev. Vom "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Borisov öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. In diesem Zusammenhang wurde der jakutische Politiker 2022 auf die Sanktionsliste Grossbritanniens gesetzt, weil er als Mitglied des Föderationsrats RF für die zum Schaden der Ukraine bestimmten Resolutionen stimmte.)

BORISOV, Eduard Borisovich (russ. Richter des Militärgerichts des Moskauer Bezirks  - nach der Reorganisation - des 2. Militärgerichts des westlichen Bezirks. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm "Verletzung der verfassungsmässigen Menschenrechte u. Freiheiten, Mittäterschaft bei der Organisation von Repressionen u. Einrichtung einer Medienzensur" vorgeworfen. Im Juli 2020 erklärte Richter Borisov als Mitglied des Kollegiums des 2. Militärgerichts des Moskauer Westbezirks die Pskover Journalistin s. Svetlana Prokopeva gemäss Art. 205.2 Teil 2 StGB RF wegen "öffentl. Aufrufe zu terrorist. Aktivitäten" bzw. der "öffentl. Rechtfertigung des Terrorismus durch die Massenmedien" für schuldig u. verurteilte sie zu einer Geldstrafe von 500 Tsd. Rubel. Anlass für die Einleitung der Strafverfolgung gegen die Journalistin von Radio Svoboda / Liberty u. Kolumnistin von Echo Moskvy in Pskov war ihre Rede im Juli 2018 in letzterem Radiokanal. Während ihres Autorenprogramms "Eine Minute der Erleuchtung" reflektierte Prokopeva die Gründe für die Explosion, die Ende Okt. 2018 von dem 17-jährigen linken Terroristen u. Anarcho-Kommunisten Mikhail Zhlobickij in der FSB-Direktion Archangelsk inszeniert wurde. Die Journalistin brachte die Tat Zhlobickijs mit der prekären gesellschaftspolit. Situation im Land in Verbindung, zog Parallelen zum polit. Terrorismus im Russ. Zarenreich u. zu den Aktionen des "Volkswillens". Sie erklärte auch, dass das Land Probleme mit polit. Aktivismus habe u. dass der jahrelange staatl. Druck auf polit. u. bürgerl. Rechte u. Freiheiten Russland auf die Bühne eines repressiven Staates gebracht habe, der eine Generation von Bürgern, die gegen ihn kämpft, "selbst erzogen" habe. Der Wortlaut der Rede wurde auf der Website der Nachrichtenagentur "Pskov News Line“ veröffentlicht, wobei der Text auf Ersuchen von Roskomnadzor bald gelöscht wurde. Der Text, in dem Prokopeva die staatl. Politik kritisierte u. dabei für die Ideologie u. Praxis des Terrorismus Verständnis zeigte, war nach der von Richter Borisov unterstützten Version der Staatsanwaltschaft ein Versuch, den Terroranschlag zu rechtfertigen u. eine positive Haltung gegenüber dem Terroristen an den Tag zu legen. Während des Prozesses präsentierte die Staatsanwaltschaft eine wenig überzeugende Beweisgrundlage mit verzerrten Fakten u. zog zweifelhafte Zeugen heran. Trotzdem ignorierte das Gericht, vertreten durch E. Borisov, die Offensichtlichkeit des falschen Strafverfahrens, die starke Indizien für die Unschuld der Angeklagten aufwies, u. sprach sie trotzdem eines Verbrechens für schuldig, das sie nicht begangen hatte. Auch die beiden psycholog. u. sprachlichen Gutachten, die vor Gericht als Hauptbeweis für die Schuld der Journalistin dienen sollten, erwiesen sich als heisse Luft u. entbehrten jeglicher klaren Plausibilität, da die Anschuldigungen gegen die Journalistin, die in einem bestimmten Medium einfach ihre Meinung frei geäussert hatte, komplett übertrieben u. lächerlich waren. Als Beweismittel in der Anklageschrift befanden sich zahlreiche Fragmente aus Prokopevas Korrespondenzen u. auf ihrem Laptop gespeicherte Artikel, die nichts mit dem Text über die Explosion beim FSB in Archangelsk zu tun hatten. Die sorgfältig ausgewählten Zeugen, deren Aussagen die Version der Staatsanwaltschaft stützen sollten, erschienen zweifelhaft: So konnten Zeugen von der Roskomnadzor nicht genau angeben, welche Worte der Journalistin sie als Rechtfertigung für den Terrorismus ansahen; die Staatsanwaltschaft stellte dem Gericht auch zwei geheime Zeugen vor, wobei sie der Verteidigung die Aussage eines der Zeugen vorzulegen kategorisch verweigerte. Andere Zeugen führten sich betont emotional auf u. zeigten sich empört über die Meinung Prokopevas zur polit. Lage im Land, die sie in verschiedenen Presseartikeln zum Ausdruck gebracht hatte; ihre journalist. Tätigkeit wurde als "Diskreditierung der aktuellen Regierung" bewertet. Der Menschenrechtsaktivist L. Shlosberg bezweifelte die Zurechnungsfähigkeit einiger dieser Zeugen. Alle Zeugenaussagen, die angeblich die Schuld der Journalistin bestätigen sollten, waren nichts weiteres als subjektive Werturteile u. waren als Beweismittel in einem rechtlich glaubwürdigen Strafverfahren nicht zu gebrauchen. Verschiedene unabhängige Gutachten begründeten die Schlussfolgerungen, die die Unschuld der Angeklagten bewiesen. Diese wurden jedoch vom Gericht systematisch ignoriert. So sprach das Gericht, vertreten durch Richter E. Borisov, im Juni 2020 die Journalistin Svetlana Prokopeva der Begehung eines Verbrechens gemäss Art. 205.2 Teil 2 StGB RF schuldig. Zahlreiche bedeutende Vertreter der russ. u. internationalen Expertengemeinschaft hatten jedoch keine Zweifel an der Ungerechtigkeit des Urteils u. der Verfälschung des Verfahrens aus polit. Gründen. Über 400 russ. Journalisten hinterliessen ihre Unterschriften zur Unterstützung Prokopevas. Die entsprechende Petition zur Verteidigung der Journalistin auf Change.org brachte über 150 Tsd. Unterschriften ein u. ihr offener Brief "Sieben Jahre für zwei Seiten Text" /II III IV/ wurde von über 50 unabhängigen russ. Pressemedien veröffentlicht.)

BORISOV, Jurij Ivanovich II (1956-, sowjet. bzw. russ. Techniker-Ingenieur mit militär. Hintergrund, parteiloser hoher Politiker-Beamter im Bereich des Militärisch-industrieller Komplexes Russlands. Absolvent der Suvorov-Militärschule in Kalinin/Tver, der Höheren Kommandeursschule für Radioelektronik der Luftverteidigung in Puschkin u. der Fakultät für Computermathematik u. Kybernetik der MSU. Doktor der technischen Wissenschaften. Bis 1991 war er Chefingenieur des Flugzeugreparaturwerks Kaunas, Litauische SSR, das zum Verteidigungsministerium der UdSSR gehörte. 1998 wurde er in die Reserve der Streitkräfte RF versetzt u. zum Generaldirektor des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums "Modul“ ernannt. 2004 wurde er Verwaltungschef für Radioelektronische Industrie u. Steuerungssysteme bei der Föderalen Agentur für Industrie. Ab Okt. 2007 besetzte er den Posten des stv. Leiters der Föderalen Agentur für Industrie. 2008 wurde er stv. Minister für Industrie u. Handel RF. In dieser Funktion überwachte er ein Programm zur Entwicklung der Radioelektronik u. unterstützte die Einführung des Satellitennavigationssystems "GLONASS". 2011 begann er als 1. stv. Vorsitzender der Militärindustriellen Kommission bei der Regierung RF zu arbeiten. Per Dekret des Präsidenten RF V. Putin wurde Borisov im Nov. 2012 als stv. Verteidigungsminister RF eingesetzt. Auf diesem Posten war er für die militärtechnische Ausrüstung der Streitkräfte RF sowie für Entwicklung u. Modernisierung der Militär- u. Spezialtechnik zuständig. 2013 wurde er ausserdem Vorsitzender des Militärtechnischen Komitees beim Rat der Verteidigungsminister der GUS. Nach der Präsidentschaftswahl RF 2018 wurde er zum Vize-MP RF ernannt. In dieser Funktion war er u.a. für Fragen der nationalen Verteidigung, militärischen Ausrüstung u. Entwicklung sowie für internationale militärische Zusammenarbeit, Atomaufsicht u. Zivilverteidigung zuständig. Im Juli 2022 wurde Borisov als Nachfolger von s. Dmitrij Rogozin zum Direktor von Roskosmos ernannt. Noch im selben Monat gab Borisov bekannt, dass der Ausstieg Russlands aus der Internationalen Raumstation ISS nach 2024 beschlossene Sache sei. Borisov ist ferner Mitglied des Direktoriums des Rüstungsunternehmens "Uralvagonzavod" sowie des Luftfahrtkonzerns "OAK". Die Höhe des angegebenen Einkommens für 2020 betrug etwas über 19 Mln. Rubel /ca. 205 Tsd. USD/.
Sanktionen: Im Juni 2022 wurde Borisov mit 35 anderen Personen im Zusammenhang mit dem
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die Sanktionsliste des Präsidenten der Ukraine gesetzt, wodurch er einer Sperrung von Vermögenswerten, der Einstellung des Transits durch das Hoheitsgebiet der Ukraine, der Aussetzung der Erfüllung wirtschaftl. Verpflichtungen, der Aufhebung von Lizenzen u.a. Beschränkungen unterlag. Im Feb. 2023 wurde er als Mitglieder der "Elite u. enger Vertrauter des Regimes“ auf die Sanktionsliste Kanadas gesetzt.)

BOROVIK, Artjom Genrikhovich II III IV V (1960-2000, gew. sowjet. Journalist, russ. Verlagsunternehmer. Absolvent der Fakultät für Internationalen Journalismus der MGIMO. Arbeitete als Journalist für verschiedene sowjet. Publikationen, darunter die Zeitung Sovetskaja Rossija u. die Zeitschrift Ogonjok, in deren Auftrag er mehrmals nach Afghanistan reiste. Autor des Buchs "Der versteckte Krieg", das dem Krieg in Afghanistan gewidmet ist - auf dt. unter dem Titel "Land der blutenden Sonne. Mit der Roten Armee in Afghanistan." erschienen. 1988 diente er einige Zeit in der US-Armee als Teil eines Experiments, bei dem ein sowjet. Journalist zur US-Armee u. umgekehrt geschickt wurde. Über seine Militärerfahrungen schrieb er das Buch "Wie ich ein Soldat in der amerikan. Armee war“. In den 1990er Jahren wurde er Vorstandsvorsitzender des Verlags "Sovershenno sekretno". Auf dieser Grundlage gründete er eine Informations- u. Verlagsgruppe, zu der auch eine TV-Gesellschaft gehörte, die die Sendung "Sovershenno sekretno“ SS produzierte, wobei er ab 1995 Vorstandsvorsitzender der Gruppe war. Gemeinsam mit seinem SS-Kollegen Evgenij Dodolev moderierte er damals die bekannte Sendung "Vzgljad“. Ausserdem war er Chefredaktor zweier Zeitschriften. Bei den Wahlen zur Staatsduma RF 1999 wurde er in die Moskauer Gruppe des polit. Blocks "Vaterland . Ganz Russland" OVR aufgenommen. Laut John Sweeney, Autor des Buchs "Der Killer im Kreml", Ss. 132, 248, hatte Borovik die Geschichte recherchiert, dass V. Putin unehelich geboren wurde oder dass er ein Pädophiler sei. Kurz vor der Präsidentschaftswahl RF vom März 2000 kam Borovik im Alter von 40 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. An Bord der Yak-40-Maschine, die von Moskau nach Kiev flog, befand sich unter den 9 Passagieren auch der Gründer u. Leiter des Unternehmens "Alliance Group", Zija Bazhaev. Ab 1998 entwickelte Bazhaev ein Antikrisenprogramm für "Rosneft" u. ein Projekt zur Gründung einer nationalen Ölgesellschaft. s. Jurij Felshtinskij listete in seinem Buch über die Putin-Korporation /S. 474/ den Untergang Boroviks in der Reihe mysteriöser Tode auf.)

BOROVIKOV, Dmitrij Aleksandrovich (1984-2006, gew. russ. Neonazi u. Neoheide, Organisator der beiden extremist. kriminellen Banden "Mad Crowd“ u. "BTO". Sohn eines Mitarbeiters der Kriminalpolizei des Innenministeriums RF des Admiralitäts-Bezirks von SPB. 1999-2006 wurde Borovikov, der ein Jura-Studium begonnen hatte, mehrmals von den russ. Strafverfolgungsbehörden wegen des Verdachts auf Angriffe auf Personen mit nichteuropäischem Aussehen festgenommen. Im Sommer 2001 trat Borovikov einer radikalen russ. neonazist. Gruppe namens "Shulc-88" bei, die 2001-3 in SPB u. im Leningrader Gebiet operierte u. in der er die "rechte Hand" des Anführers wurde u. sich aktiv an allen wichtigen Aktionen der Gruppe beteiligte. Dabei unterhielt er verschiedene Zeitschriften, in denen seine einschlägigen Beiträge erschienen. In dieser Gruppe traf Borovikov s. Aleksej Voevodin. Als ihre Ansichten über "Schultz-88" abwichen, verliessen sie die Gruppe. 2003 erkannte Borovikov, dass es nicht ausreichte, Skinhead-Utensilien zur Schau zu stellen, um eigene Ziele zu erreichen, sondern dass eine sorgfältige Verschwörung erforderlich sei. Eine Person, die ihrer neuen Gruppe beitreten wollte, musste 3 Kriterien erfüllen: Rassismus, Heidentum, gesunder Lebensstil. Das ursprüngliche Interesse am Fussball kühlte sich in dieser Phase zugunsten der Einstellung ab, nicht zu schlagen, sondern zu töten. Von Journalisten wurde diese Gruppe "Militante Terrorist. Organisation" BTO genannt. Nach Erkenntnis der Behörden bestand die "BTO" aus max. 10-11 Personen. 2004 wurde Borovikov im Aufsehen erregenden Fall des "tadschikischen Mädchens“ Khursheda Sultonova" festgenommen, das im Feb. dieses Jahres in der Nähe seines Hauses in SPB getötet wurde. Borovikov wurde 3 Stunden nach dem Mord verhaftet, wobei die auf seiner Kleidung gefundenen Blutspuren gründlich mit Benzin weggespült wurden, so dass es nicht möglich war, die Spuren des gefundenen Beweisstücks mit dem Blut des verstorbenen 8-jährigen Mädchens zu identifizieren. Es wurde vermutet, dass es Borovikov dank der Verbindung zu seinem Vater, einem Kriminalpolizisten, gelang, sich der Verantwortung zu entziehen. Im Juni organisierte Borovikov im Wald in der Nähe des Dorfes Zakhodskoe im Vyborger Bezirk die Hinrichtung von 2 ehem. Mitstreitern, Rostislav Gofman u. Aleksej Golovchenko. Sie wurden mit einer Armbrust verwundet u. mit Messern erledigt. Die direkten Täter des Mordes waren Aleksej Voevodin, Roman Orlov u. Artjom Prokhorenko. Noch im selben Monat töteten Borovikovs Kollegen Andrej Kostrachenkov u. Artjom Prokhorenko den Wissenschaftler s. Nikolaj Girenko. Noch im gleichen Jahr 2004 wurde ein Strafverfahren gegen "Mad Crowd" eröffnet, wobei fast alle Mitglieder der Gruppe ausser Borovikov u. Ruslan Melnik festgenommen wurden. Ihnen wurde vorgeworfen, eine "extremist. Gemeinschaft“ geschaffen zu haben. Die Ermittlungen konnten nur wenige Anschläge nachweisen. 2005 wurde Borovikov von Russland auf die internationale Fahndungsliste für Extremismus mit den Vermerken "besonders gefährlich“ u. "möglicherweise aktiver Widerstand in Haft“ gesetzt. Um die eigene finanzielle Situation zu stützen, begannen Borovikov u.a. Mitglieder der Bande, auf der Flucht Postämter auszurauben. Dem Strafverfahren wurden Tatbestände nach entsprechenden Artikeln StGB RF wie Raubüberfälle auf Postämter, Bandentum, Diebstähle u. Entführungen hinzugefügt. Im Dez. wurde eine Tochter Anna geboren. Im April 2006 organisierte Borovikov den Mord an dem Senegaler Samba Lampsar, einem 28-jährigen Studenten der SPBer Bonch-Bruevich Staatsuniversität, einem Anführer der "Afrikanischen Einheit". Der Mord wurde direkt von Andrej Maljugin in der Krasnoarmejskaja-Strasse begangen. Auf dem Kolben der Tatwaffe, einer Schrotflinte, die am Tatort zurückgelassen wurde, waren ein Hakenkreuz u. die Worte *Skinhead-Waffe“ sowie "Tod den Schwarzen“ eingekritzelt. Vor Gericht wurden die Bandenmitglieder in insgesamt 13 Kriminalfällen gemäss Art. 209 StGB RF /Bandentum/, 105 /Mord/, 282 /Aufstachelung zum ethnischen Hass/ u. 222 /illegaler Handel mit Schusswaffen/ angeklagt. Die Bande war in der Tat mit allerlei Schusswaffen ausgerüstet, darunter Karabiner, abgesägte Gewehre, TT-Pistolen u. Schrotflinten, aber auch mit Sprengstoff u. Jagdmessern.
Tod Borovikovs: Im Mai 2006 wurde der knapp 22-jährige Borovikov, der im Haus Nr. 23 in der Planernaja-Strasse wohnte, während eines Zugriffs durch Beamte der RUBOP getötet, während Voevodin lebend gefasst wurde. Borovikov wurde ohne Trauerfeier u. in Anwesenheit von ca.
20 Personen auf dem Nordfriedhof beerdigt, da er ein Neuheide war. Borovikovs Grab wurde zu einem Wallfahrtsort für russ. Neonazis. Borovikov zählte sich selbst zur "Skinhead-Bewegung“ u. bekannte sich zu den "White Power“-Ideen. Als Macht in Russland fungierte seiner Meinung nach ein Zweig der Zionistisch besetzten Regierung ZOG. Seine Heimatstadt SPB nannte er "Nevograd". Als seine Hauptfeinde betrachtete er die Vertreter der "Farbigen" u. diejenigen, die sich mit „russ. Narren" vermischen u. Mestizen hervorbringen. Direkte Aktionen in Form von Strassenangriffen auf „Nicht-Russen“ /„нерусь"/ könnten seiner Meinung nach „zur Säuberung des Volkes von fremdrassigen Elementen u. zur Umwandlung der RF in ein „Weisses Russland“ /Белая Русь"/ beitragen“.)

BOROVSKAJA, Marina Aleksandrovna II III (1964-, sowjet. bzw. russ. Ökonomin u. Akademie-Funktionärin. Absolventin der Wirtschaftsfakultät der Rostover Staatsuniversität in der Fachrichtung "Polit. Ökonomie“. Dissertation zum Thema "Verwaltung von kommunalem Eigentum im System der regionalen Wirtschaft: ein theoretischer u. ein angewandter Aspekt“ zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften. In den 1990er Jahren arbeitete sie an der Taganroger Staatl. Radiotechnischen Universität, in der Kreditabteilung der "PromStrojBank" in Rostov am Don u. in einer Versicherungsgesellschaft. 2007-10 arbeitete sie als stv. Rektorin der Südlichen Föderalen Universtät SFU in Rostov am Don u. Taganrog. 2010 wechselte sie in das Ministerium für Bildung u. Wissenschaft RF, wo sie bis 2012 den Posten der stv. Direktorin der Abteilung für die Organisation des Budgetprozesses, der Rechnungslegung u. Berichterstattung innehatte. Im Juni 2012 wurde Borovskaja per Dekret des PM RF s. Dmitri Medvedev zur Rektorin der Südlichen Föderalen Universtät SFU in Rostov am Don u. Taganrog ernannt. 2016 wurde sie korrespondierendes Mitglied der Russ. Akademie der Bildung.
Plagiatsskandale:
Ehem. Rektorin der  Bei Recherchen von "Dissernet" wurden bei mehreren Lehrenden der SFU Dissertationen mit Hinweisen auf Verstösse gegen die akadem. Ethik, d.h. Plagiate, aufgedeckt. Insgesamt wurden über 50 Fälle solcher Dissertationen gefunden. Nach Daten von "Dissernet" vom Dez. 2020 lag die SFU in Bezug auf die Anzahl der Plagiatsfälle /156/ auf Platz 11 u. damit deutlich hinter der MSU mit 232 Fällen /Platz 4/ u. dem Spitzenreiter in dieser Rangliste, der Russ. G.V. Plechanov-Wirtschaftsuniversität, mit 382 Fällen. 2016 wurde dank der von der "Dissernet"-Gemeinschaft durchgeführten Untersuchung bekannt, dass Marina Borovskaja, die 2012-18 Rektorin der SFU war, die Betreuerin der Doktorarbeit einer gewissen Elena I. Labuckaja, damals Leiterin der Handelsabteilung der Verwaltung von Taganrog, war. Deren Dissertation zum Thema "Verbesserung des Mechanismus zur Gestaltung u. Umsetzung der Industriepolitik: ein programmorientierter Ansatz“ wurde 2010 vor dem Dissertationsrat der Universität unter dem Vorsitz Borovskajas erfolgreich verteidigt. Die Ergebnisse der Überprüfung der Dissertation Labuckajas ergaben, dass die unter der Aufsicht Borovskajas verfasste Doktorarbeit fast vollständig von der Dissertation einer gewissen Inna Shevchenko, seit 2020 selbst Rektorin der SFU, mit dem Titel "Instrumentelle u. technolog. Unterstützung für den Prozess der Verwaltung von Wirtschaftssystemen: Projektprogammbasierter Ansatz“, kopiert wurde. Labuckaja wurde später in einer Bestechungsaffäre zu 20 Monaten Gefängnis verurteilt
/II III IV/. 2018 wurde Borovskaja von demselben MP RF Medvedev aus ihrer Position als Rektorin der SFU entlassen u. zur stv. Ministerin für Wissenschaft u. Hochschulbildung RF befördert. 2020 wurde sie von PM s. Mikhail Mishustin ihrer Position als stv. Ministerin im Zusammenhang mit ihrer Versetzung an einen anderen Arbeitsplatz enthoben. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unterzeichnete Borovskaja im März 2022 einen Aufruf des Präsidenten RF V. Putin zur Unterstützung der Militäroperation gegen die Ukraine. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland" wurde sie deswegen auf die von ihm geführte sog. "Putin-Liste" gesetzt mit der Empfehlung, internationale Sanktionen zu erlassen. Seit Juni 2022 unterliegt sie persönl. Sanktionen der Ukraine wegen ihrer Kriegsunterstützung. Auch die "Stiftung für Bekämpfung der Korruption" FBK von s. Aleksej Navalnyj setzte sie auf die Liste der korrupten Beamten u. Kriegstreiber. Dieselben Massnahmen wurden auch gegen Inna Shevchenko erlassen. Borovskaja selbst ist offenbar in den Ämtern der Vorsitzenden des Rektorenrats der Universitäten des Südlichen Föderationskreises u. der Vizepräsidentin der Russ. Rektorenunion verblieben.)

BOROGAN, Irina Petrovna II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV (1974-, russ. Investigativjournalistin aus Moskau. Borogan begann ihre journalist. Karriere 1996 als Korrespondentin der Zeitung Segodnja. 1999 berichtete sie über den NATO-Einsatz in Jugoslawien, das Erdbeben in Taiwan u. die Situation in tschetschen. Flüchtlingslagern in Inguschetien während des 2. Tschetschenienkriegs. 2000 war sie Sonderkorrespondentin für die Politikabteilung der Zeitung Izvestija. Ausserdem unterrichtete sie Themen zu Kriminalität u. Strafverfolgung. 2002 berichtete sie über die Geiselnahme im Theaterzentrum Dubrovka in Moskau. 2004 trat sie dem Team der Wochenzeitung Moskovskie Novosti bei u. schrieb über die Geiselnahme in der Schule Nr. 1 in Beslan. 2006-8 arbeitete sie für die Novaja gazeta u. schrieb insbes. über den Libanonkrieg 2006 u. die Situation in Westjordanland u. im Gazastreifen/Palästina. Ausserdem kommentierte sie regelmässig Berichte über Terrorismus für die Moscow Times u. schreibt seit 2010 für die US-Zeitschrift Foreign Policy and Foreign Affairs. Im Okt. 2012 starteten das von s. Andrej Soldatov u. seiner Ehefrau Irina Borogan errichtete Webportal www.agentura.ru zusammen mit "Privacy International" u. "Citizen Lab" das gemeinsame Projekt "Russlands Überwachungsstaat“ mit Andrej Soldatov als Projektleiter u. Irina Borogan als stv. Leiterin. Ziele des Projekts waren die Durchführung von Forschungsarbeiten u. Untersuchungen zu Überwachungspraktiken in Russland, einschliessl. des Handels mit u. der Nutzung von Überwachungstechnologien sowie die Veröffentlichung von Forschungs- u. Untersuchungsergebnissen. Im Okt. 2013 berichtete The Guardian über die Recherchen Soldatovs u. Borogans zu den Überwachungsmassnahmen, die die russ. Behörden bei den Olympischen Winterspielen 2014 von Sotschi eingeführt hatten, einschliessl. umfangreicher elektron. Abhör- u. Überwachungsmassnahmen. Die Veröffentlichung der Studie veranlasste drei Europaparlamentarier, Bedenken u. kritische Fragen hinsichtlich der Überwachung bei den Olympischen Winterspielen 2014 zu äussern.
Bücher /engl. Titel/:
2005 veröffentlichten Borogan u. Soldatov das Buch "New patriot games. How secret services have been changing their skin 1991-2004". 2010 erschien ihr Buch "The New Nobility: The Restoration of Russia's Security State and the Enduring Legacy of the KGB" /russ. 2012, akust./, das von einer Reihe von Rezensenten als solide u. vertrauenswürdig charakterisiert wurde. Später wurde das Buch auch in Frankreich, Estland, Finnland u. China veröffentlicht. 2015 kam ihr gemeinsames Buch "The Red Web: The Struggle Between Russia’s Digital Dictators and the New Online Revolutionaries" heraus /russ. 2016/. 2019 veröffentlichten die Co-Autoren ihr Buch "The Compatriots: The Brutal and Chaotic History of Russia’s Exiles, Emigres, and Agents Abroad" über die Beziehung zwischen polit. Emigranten u. dem Kreml /russ. 2021/.)

BORODAJ, Aleksandr Jurevich II  2014: II IIIa IIIb IIIc IIId IVa IVb Va Vb VI VII VIIIa VIIIb IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVIa XXVIb XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI  2015-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XXa XXb XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII (1972-, russ. Sozialphilosoph, Journalist, Politologe, PR-Berater, nationalist. Politiker, ehem. Donbass-Separatistenführer. Noch als Student der Philosoph. Fakultät der MSU nahm Borodaj 1992 am militär. Konflikt in Transnistrien teil. Nahm  im Sept.-Okt. 1993 an dem bewaffneten Konflikt in Moskau im Rahmen der damaligen Verfassungskrise auf der Seite des Obersten Sowjets RF teil, war Mitglied von Kampfgruppen. Nach abgeschlossenem Studium arbeitete er ab 1994 als Kriegskorrespondent für RIA Novosti, berichtete über den 1. Tschetschenienkrieg u. drehte Berichte für die staatl. russ. TV-Sender "NTV" u. "ORT". Seit 1996 schrieb er für die prosowjet. Zeitung Zavtra, seit 1997 war er deren Militärbeobachter. Ab 1998 war er hauptsächlich als unabhängiger PR-Berater tätig u. nahm an über 10 Wahlkämpfen auf verschiedenen Ebenen teil. 2002 wurde Borodaj einigen Quellen zufolge zum stv. Direktor des FSB RF für Informationspolitik u. Sonderprojekte ernannt, wobei er selbst diese Informationen zurückwies. Nach seinen eigenen Worten arbeitete er seit Anfang der 2000er Jahre als polit. Berater in Kiev, Ukraine, u. arbeitete mit der ukrain. kremlnahen polit. "Partei der Regionen" zusammen, die 1997 unter einem anderen Namen gegründet wurde. 2012 gründete Borodaj als Chefredakteur den Fernsehsender "Den-TV“ – eine Art Videobeilage zur linksnationalist. Zeitung Zavtra mit dem Zweck, die Proteste auf dem Bolotnaja-Platz von 2011 zu kritisieren, wie einige Journalisten meinten. Zusammen mit s. Igor Girkin alias Igor "Strelkov", einem ehem. FSB-Offizier, den Borodaj 1996 kennengelernt hatte, war er ein enger Mitarbeiter u. PR-Berater des umstrittenen ultraorthodoxen russ. Unternehmers s. Konstantin Malofeev.
Russ.-ukrain. Krieg seit 2014, DVR:
Im März 2014 wurde Borodaj Berater der Besatzungsverwaltung der völkerrechtswidrig annektierten Krym unter s. Sergej Aksjonov. Im Donbass
erschien er zusammen mit Igor Girkin alias "Strelkov" in Slavjansk, das von proruss. Kämpfern eingenommen wurde. Im Mai 2014 wurde Borodaj auf der 3. Sitzung des Obersten Rats der selbsternannten "Volksrepublik Doneck" zum "Vorsitzenden des Ministerrats", also als "Premierminister" bzw. Regierungschef der "DVR" ernannt. Auf einer Pressekonferenz vom 17. Mai 2014 in Doneck sagte Borodaj, dass die Behörden der "DVR" einen Antrag an das Aussenministerium RF vorbereiteten, Teil Russlands zu werden oder russ. Militärstützpunkte auf deren Territorium zu errichten u. sprach über die Vorbereitungen für die Vereinigung der "Volksrepubliken" Lugansk u. Doneck. Darüber hinaus gab er an, dass er als Privatperson an der Annexion der Krym durch Russland beteiligt gewesen sei. Schon im Aug. 2014 legte Borodaj freiwillig den Posten des "Vorsitzenden des Ministerrats der DVR“ nieder.
Kritik, Vorwürfe:
Borodaj wird von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, u. v.a. von Seiten der Ukraine "Bildung einer Terrorgruppe, Durchführung einer bewaffneten Aggression gegen die Ukraine u. Beteiligung an der Anstiftung antiukrain. Hysterie sowie Bildung einer paramilitär. Gruppe zur Unterdrückung von Bürgerprotesten in Russland" vorgeworfen. Demnach war Borodaj mitverantwortlich für die einseitige bewaffnete Aggression Russlands gegen die Ukraine, für zahlreiche Morde, Folter, organisierte Terroranschläge u.a. gross angelegte Verletzungen der international anerkannten Menschenrechte in den russ. besetzten Gebieten der Ukraine. Borodaj soll lange vor den Ereignissen des Jahres 2014 enge Kontakte zum FSB Russlands, zur Präsidialverwaltung des Kremls, insbes. zu deren Leiter u. engen Putin-Berater s. Vladislav Surkov, der als Kurator der "DVR“ u. "LDR“ gilt, sowie zu den Strukturen des oben erwähnten Geschäftsmanns u. "orthodoxen Oligarchen" s. Konstantin Malofeev unterhalten haben. Es wird vermutet, dass die Aktivitäten Borodajs u. Girkins von Malofeev finanziert wurden, der seinerseits selbst eng mit den russ. Geheimdiensten verbunden ist, für die Borodaj einst lange Zeit bei "Marshall Capital" arbeitete. Die Ernennung Borodajs zum PM der "DVR“ im Mai 2014 sei durch einen seltsamen Zufall u. unter Umgehung aller legitimen Normen erfolgt. Im April 2014 erklärte Borodaj im Kanal "Dozhd", dass er keine Verbindungen zu Geheimdiensten habe. Die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine wirft Borodaj gemäss entsprechenden Art. StGB UA den gewaltsamen Sturz der Regierung, die Verletzung der territorialen Integrität des Landes u. die Gründung einer Terrororganisation vor.
In Russland: Nach seiner Rückkehr nach Russland gründete Borodaj im Sommer 2015 in
Moskau die "Vereinigung der Freiwilligen des Donbass“, einer mit der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" zusammenarbeitenden Organisation, die russ. Söldner umfasst, die in der Ostukraine kämpften. Nach seiner Auslegung gehören dieser Organisation „viele leidenschaftliche Menschen an, die durch die Idee des gesamtruss. Patriotismus u. der Loyalität zum derzeitigen Präsidenten Putin vereint sind". Bei den Moskauer Massenprotesten vom Sommer 2019 gegen das Verbot der Teilnahme unabhängiger Kandidaten an den Wahlen zur Moskauer Stadtduma wollte die Präsidialverwaltung RF laut Meduza diese Organisation gegen die Demonstranten einsetzen. In einem Video vom Aug. schloss Borodaj die Beteiligung seiner "Vereinigung" „an innenpolit. Prozessen“ in der Tat nicht aus. Ende 2019 veröffentlichte die "Joint Investigation Group", die den Absturz der malaysischen Boeing des Flugs MH17 in der Ostukraine im Juli 2014 untersucht, Aufzeichnungen von Borodajs Gesprächen mit Surkov u. Vertretern der "DVR". In einem der Gespräche wurde darüber geredet, dass die Kandidatenliste für die polit. Posten in der "DVR"-Regierung in Moskau genehmigt wurde. In einem anderen Gespräch sagte Borodaj, dass „er Befehlen folgt u. die Interessen nur eines Staates, der RF, schützt". Als damaliger MP der "DVR" hatte Borodaj der ukrain. Luftwaffe vorgeworfen, die Maschine als „Provokation“ abgeschossen zu haben, denn die Aufständischen besässen keine Abwehrwaffen, die Flugzeuge in einer Höhe von 10 Tsd. m erreichen können. Während Borodaj bekanntgab, man lasse den Absturzort unberührt, bargen Rebellen die Opfer des vorderen Rumpfabschnittes u. brachten sie in ein Leichenhaus in Doneck.
Duma-Abgeordneter:
Im Sept. 2021 erlangte Borodaj bei den Wahlen zur 8. Staatsduma RF als Vertreter des Gebiets Rostov u. der Partei "Einiges Russland“ einen Sitz u. fungiert als Mitglied des Ausschuss für GUS-Angelegenheiten, eurasische Integration u. Beziehungen zu Landsleuten bei, u. als stv. Vorsitzender des Ausschusses.

Sanktionen: Borodaj steht seit Juli 2014 auf den Sanktionslisten der USA u. Japans, seit 2020 auf derjenigen Grossbritanniens. Im Zuge des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde er am 23. Feb. 2022 auf die Sanktionslisten der EU-Länder für Handlungen u. Massnahmen gesetzt, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter destabilisieren. Am 24. Feb. wurde er auf die Sanktionsliste Kanadas der "engen Mitarbeiter des [Putin-]Regimes“ gesetzt, weil er für die Anerkennung der Unabhängigkeit "der sog. Republiken von Doneck u. Lugansk“ gestimmt hatte. Im März 2022 wurde er vor dem Hintergrund der russ. Invasion in der Ukraine wegen "Mitschuld an Putins Krieg“ u. "Unterstützung der Bemühungen des Kremls, in die Ukraine einzumarschieren“ auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. Das US-Aussenministerium erklärte, dass die Abgeordneten der Staatsduma RF ihre Befugnisse nutzten, um Dissidenten u. polit. Gegner zu verfolgen, die Informationsfreiheit zu verletzen u. die Menschenrechte u. Grundfreiheiten russ. Bürger einzuschränken. Später wurde Borodaj aus ähnlichen Gründen auf die entsprechenden Sanktionslisten Australiens, Neuseelands, der Schweiz u. der Ukraine gesetzt. Ein gewisses Aufsehen erregte die Tatsache, dass Borodaj in Dubai eine teure Wohnung kaufte, die er nicht ausgewiesen haben soll.)

BORODIN, Andrej Fridrikhovich II III IV (1967-, sowjet. bzw. russ. Finanzökonom u. russ. Top-Bankier. Absolvent eines Studiums der Internationalen Ökonomie u. Finanzen am Moskauer Finanzinstitut. Nach einem Studium an der Universität Passau, Deutschland, war er bis 1993 für die Dresdner Bank in Dortmund u. Frankfurt a.M. tätig. Ab März 1994 arbeitete er für die Moskauer Stadtregierung unter s. Jurij Luzhkov als Finanz- u. Wirtschaftsberater. 1995 wurde er Präsident der von der Moskauer Stadtverwaltung u. ihm als kleines Bankinstitut gegründeten "Bank von Moskau", an der Borodin ursprünglich einen Anteil von 51% hielt. Unter der Führung Borodins u. mit der polit. Unterstützung Luzhkovs wuchs das kleine Unternehmen schnell von einer lokalen Bank für die Stadtverwaltung zu einer landesweiten Bank mit einer deutlich vergrösserten Kundenbasis u. einem breiten Dienstleistungsangebot u. stieg so bald zu einem Marktführer in Russland auf. Dabei wurde die Bank immer unabhängiger von der Stadtverwaltung, die 2008 ihren Anteil auf 46,6% reduzierte u. so entsprechend weniger Einfluss auf die Besetzung des Vorstands nahm. Während die Bank expandierte, erwarben Borodin u. sein Partner Lev Alualev wesentliche Anteile. Die "Bank von Moskau" gewann das Vertrauen der internationalen Märkte, so dass "Goldman Sachs" u. "Credit Suisse" 2010 kleinere Anteile erwarben. Ende 2010 belegte Borodin mit einem Vermögen von 1 Mrd. USD den 95. Platz in der Liste der "reichsten Geschäftsleute Russlands – 2011“ des Magazins Forbes.
Nach Luzhhkovs Entlassung aus dem Amt des Moskauer Bürgermeisters im Sept. 2010 drehte der Wind: Die neue Stadtverwaltung unter s. Sergej Sobjanin – u. damit die Regierung RF von s. Dmitrij Medvedev, der ihn eingesetzt hatte – wandte sich bald gegen die "Bank von Moskau". Die Stadt kündigte an, dass sie ihren Anteil verkaufen wolle
– an die "VTB", die ehem. Vneshtorgbank, eine vom russ. Staat kontrollierte Bank, deren Aufsichtsrat mit führenden Personen aus der Präsidialverwaltung besetzt ist. Borodin sprach sich gegen die Übernahme der "Bank von Moskau" durch die "VTB" aus. Beim Erwerb der städtischen Anteile durch die "VTB" Ende Feb. 2011 stellte Borodin die Gesetzmässigkeit dieses Kaufs in mehreren Punkten infrage, u.a. sei der Aktienpreis künstlich in die Höhe getrieben worden. Borodin u. seine Verbündeten wurden entlassen, der "VTB"-Aufsichtsratsvorsitzende s. Andrej Kostin wurde Aufsichtsratsvorsitzender der "Bank von Moskau" u. sein Stv. deren Präsident. Anfang April 2011 erschienen in den russ. Medien Informationen über die Abreise Borodin nach England. Borodin gab bekannt, dass er u. sein Partner Lev Alaluev ihren Anteil von insgesamt 20,32% verkauft hätten. Borodin veräusserte seine Aktien an Vitalij Jusufov, den Sohn des früheren Energieministers RF Igor Jusufov. Borodin kommentierte den Verkauf, dass er unter Druck gesetzt worden sei, einen Verkaufspreis zu akzeptieren, der erheblich unter dem Marktwert lag. Ausserdem sei Jusufov als Mittelsmann von Präsident Medvedev aufgetreten, der die "politisch“ motivierte Übernahme der "Bank von Moskau" angeordnet habe. Im Juli 2011 verkaufte Jusufov die Aktien an die "VTB", die im Sept. 2011 somit über 80% der Aktien an der "Bank von Moskau" kontrollierte. Bevor der Verkauf des städtischen Anteils stattfand, hatte der Rechnungshof RF auf Veranlassung von Bürgermeister Sobjanin eine Überprüfung angekündigt. Die sich daraus ergebende Untersuchung eines Darlehens zugunsten der "Premier Estate Company" wurde später zur Grundlage der strafrechtlichen Vorwürfe gegen Borodin. Eine Anklage in Russland gegen Borodin beruft sich auf ein Darlehen von über 12,8 Mrd. Rubel, das 2009 an die von s. Elena Baturina, Milliardärin u. Ehefrau Jurij Luzhkovs, kontrollierte "Premier Estate Company" vergeben wurde. Im Juli 2011 gab die Zentralbank RF bekannt, dass die "Bank von Moskau" einen staatlichen Rettungskredit in Höhe von 14 Mrd. USD erhalten werde. Nach der Übernahme gaben die "VTB" u. Finanzminister RF s. Alekseij Kudrin, der während der Übernahme auch Aufsichtsrat der "VTB" war, bekannt, dass eine Untersuchung der Zentralbank RF aufgedeckt habe, dass 150 der 250 Mrd. Rubel an vergebenen Krediten, die Borodin zu verantworten habe, faul u. nicht gesichert seien, wobei Borodin diese Anschuldigung klar zurückwies. Im Feb. 2012 wurden Borodin u. der frühere Vizepräsident der "Bank von Moskau" Dmitrij Akulinin wegen Diebstahls von über 6,7 Mrd. Rubel angeklagt, die von der "Bank von Moskau" auf die Konten der von ihnen kontrollierten Offshore-Unternehmen überwiesen u. nicht zurückgegeben wurden. Anfang Mai 2012 wurde bekannt, dass der Antrag Borodins u. Akulinins auf polit. Asyl im Vereinigten Königreich abgelehnt wurde. Mitte Mai 2012 wurden die Konten Borodins in der Schweiz beschlagnahmt; laut einer der "Bank von Moskau" nahestehenden Quelle belief sich der fragliche Betrag auf über 300 Mln. USD. Im Okt. 2012 froren russ. Ermittlungsbehörden Borodins Gelder - 400 Mln. USD - auf Bankkonten in der Schweiz, in Belgien u. Luxemburg ein u. konfiszierten auch seine Anteile an der "Bank von Moskau". Die "Bank von Moskau" gab bekannt, dass sie Unterlagen für die Strafverfolgungsbehörden vorbereite, um Borodin weiter der Unterschlagung von über 85 Mrd. Rubel zu beschuldigen. In Estland leiteten örtliche Strafverfolgungsbehörden ein Strafverfahren gegen Borodin ein, vermutlich auf der Grundlage von Unterlagen aus den russ. Ermittlungen, u. die Bahamas kündigten den Beginn einer strafrechtlichen Verfolgung des Ex-Bankers im Zusammenhang mit der "Wäsche illegal erlangter Gelder“ an. Im Feb. 2013 erhielt Borodin im Vereinigten Königreich polit. Asyl. Im Nov. 2013 erschien auf der Website des Innenministeriums RF die Information, dass die Ermittlungsabteilung des Innenministeriums RF ein neues Strafverfahren gegen die ehem. Manager der "Bank von Moskau", Borodin u. Akulinin, eingeleitet habe, denen die Begehung einer Straftat gemäss Art. 174.1 Teil 4 StGB RF wegen "Geldwäsche" vorgeworfen wird. Bis Mai 2016 wurde Borodin auf der internationalen Fahndungsliste von "Interpol" als besonders gefährlicher Krimineller aufgeführt. Die russ. Behörden werfen ihm Missmanagement bei der "Bank von Moskau" vor, als er dafür verantwortlich war. 2020 verhängte das Moskauer Meshchanskij-Bezirksgericht in Abwesenheit der Angeklagten folgende Urteile: Für Borodin, der des Diebstahls von über 14,5 Mrd. Rubel für schuldig befunden wurde, 14 Jahre Haft in einem Straflager des allgemeinen Regimes u. eine Geldstrafe von 2,5 Mln. Rubel. Andere Angeklagte wurden ebenfalls zu langen Haftstrafen u. hohen Geldstrafen verurteilt: Akulin zu 12 Jahren Gefängnis u. einer Geldstrafe von 2 Mln. Rubel, Sytnikov zu 7 Jahren u. einer Geldstrafe von 800 Tsd. Rubel, Dmitrij Stroganov u. Boris Shemjakin zu 6 Jahren u. einer Geldstrafe von 500 Tsd Rubel. Zurzeit hält sich Borodin in London auf. Im Forbes-Ranking der "200 reichsten Geschäftsleute Russlands 2021“ belegte Borodin mit einem Vermögen von 800 Mln. USD den 147. Platz.)

BORODIN, Maksim (gew. russ. Journalist in Ekaterinburg. Er starb im April 2018, nachdem er aus dem Fenster seiner Wohnung im 5. Stock seines Wohnhauses gefallen war, wie "MBX Media" berichtete. Bei diesem Sturz wurde er schwer verletzt, fiel ins Koma u. wurde ins Krankenhaus gebracht. Polina Rumjanceva, Chefredakteurin der RIA "Neuer Tag", wo Borodin arbeitete, erklärte, dass der Tod des Journalisten kein zufälliger Unfall oder Selbstmord gewesen sein konnte. Borodin gehörte zu den Journalisten, die nach dem Luftangriff der internationalen Koalition am 7. Feb. dieses Jahrs über den Tod der Kämpfer aus der Stadt Asbest, die der berüchtigten Gruppe "Wagner" angehörten, die in Syrien operierte, berichteten.)

BORODIN, Pavel Pavlovich II III IV Va Vb VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV (1946-, sowjet. Chemieingenieur u. Agrarökonom, ehem. hoher russ. Staatsbeamter in Moskau u. Politiker in der Republik Sakha/Jakutien. Absolvent des Moskauer Instituts für Chemieingenieurwesen, der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften des Landwirtschaftsinstituts Uljanovsk sowie eines Studiums an der Höheren Parteischule in Khabarovsk. Ehem. Mitglied der KPdSU. Doktor der Politikwissenschaften, Professor für Politik- u. Wirtschaftswissenschaften. In der Sowjetzeit arbeitete er als Bauunternehmer u. wurde stv. Generaldirektor der Produktionsvereinigung "Jakutskgeologija". 1988 wurde er zum Abgeordneten des Volksabgeordnetenrats der Stadt Jakutsk u. 1990 zum Volksabgeordneten der RSFSR gewählt. In den 1990er Jahren war er Vorsitzender des Stadtrats von Jakutsk sowie Vorsitzender des Exekutivkomitees der Stadt Jakutsk, d.h. der erste Bürgermeister von Jakutsk in der modernen Geschichte. Im Verlauf der 1990er Jahre war er Leiter der Hauptverwaltung für Soziales u. Produktion der Präsidialverwaltung RF, Leiter der Angelegenheiten des Präsidenten RF u. Leiter der staatl. Kommission für die Inbetriebnahme von Gebäuden, Bauwerken, Ingenieur- u. Kommunikationssystemen des Grossen Kremlpalastes, des Kremlsenats, des Föderationsrats RF, der Staatsduma RF sowie Leiter der staatl. Kommission für die Nutzung von Verwaltungsgebäuden in Moskau. Ausserdem war er Mitglied des Vorstands von "ORT" u. Mitglied der Interdepartementalen Kommission des Sicherheitsrats RF für wirtschaftl. Sicherheit. Im Jan. 2000 - V. Putin war damals als Nachfolger s. Boris Elcyns amtierender Präsident RF -  wurde Borodin als Leiter der berühmt-berüchtigten Immobilienverwaltung des Präsidenten RF abgesetzt. 2000-11 war er als Staatssekretär der Russ.-Belaruss. Union tätig.
Im Jan. 2001 wurde Borodin aufgrund eines in der Schweiz ausgestellten Haftbefehls in New York, USA, festgenommen, wo er der Geldwäsche verdächtigt wurde, u. in ein Gefängnis in Brooklyn verbracht. Im April stimmte er seiner Auslieferung an die Schweiz zu, wo er kurzzeitig im Gefängnis Champ-Dollon inhaftiert war, jedoch gegen eine Kaution von 5 Mln. CHF freikam u. die Schweiz verlassen durfte, von wo er nach Russland zurückkehrte. Im März 2001 wurde er vor ein Schweizer Gericht geladen, in dem er 4 Stunden lang hinter verschlossenen Türen aussagte. Im März 2002 befand ihn ein Schweizer Gericht für schuldig u. verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 300 Tsd CHF. Nach Angaben des ehem. Generalstaatsanwalts RF s. Jurij Skuratov war Borodin laut dem Buch "Kremlverträge" über den in der Schweiz berühmt gewordenen "Fall Mabetex" an zahlreichen Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Moskauer Kremls beteiligt. 2007 erschien in Moskau Borodins 400 Seiten umfassende Monographie zum Thema "Sozialpolit. Sicherheit u. Stabilität der russ. Gesellschaft". Seit 2014 ist Borodin Vorstandsvorsitzender der "Union der Unternehmer des Eurasischen Wirtschaftsraums".)

BORTICH, Aleksandra (Sasha) Nikolaevna II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI (1994-, russ.-weissruss. Schauspielerin, die eine Musikschule u. ein Theaterinstitut besuchte. Am 21. Jan. 2021 sprach sich Bortich für den am Vortag festgenommenen u. in eine U-Haftanstalt verbrachten Oppositionspolitiker s. Aleksej Navalnyj aus, dessen Positionen sie unterstützte. In ihrem Video, das auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht wurde, sagte Bortich, dass die Situation rund um seine Verhaftung alle Bürger Russlands betreffe, unabhängig von ihrer Haltung zu Navalnyj selbst. Gleichzeitig rief sie für den 23. Jan. alle zum "Spaziergang“ auf. Dies löste Empörung u. Kritik auf Seiten des einflussreichen kremlnahen Schauspielers u. Filmregisseurs u. Vorsitzenden des Verbands der Cinemathographen Russlands, s. Nikita Mikhalkov, gegen Bortich aus. Einer BBC-Veröffentlichung zufolge wurde die Schauspielerin zusammen mit anderen beliebten Schauspielern mit oppositionellen polit. Ansichten auf die Stoppliste von "Gazprom-Media" gesetzt. Danach wurde Bortich in neuen Filmprojekten nicht mehr berücksichtigt, wobei ihre Filmbeiträge offenbar aus einer Reihe alter Werke herausgeschnitten wurden.)  

BORTKO, Vladimir Vladimirovich II  2009-17: II III IV V VIa VIb VII VIII IX X XI XIIa XIIb XIII XIVa XIVb XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIIIa XXIIIb XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIIIa XXXIIIb XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII LIX LX LXI    2018-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLII (1946-, nationalpatriot. bzw. kommunist.-oppositioneller sowjet. bzw. russ. Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Politiker. Volkskünstler Russlands u. der Ukraine, Staatspreis-Träger. Absolvent des Kiever Geolog. Forschungskollegs u. des Kiever Staatl. Instituts für Theaterkunst. Nach dem Studium arbeitete er als Regieassistent im "A. Dovzhenko"-Filmstudio. 1975 debütierte er als Regisseur mit dem Film "Kanal“. Ab 1980 arbeitete er als Produktionsleiter bei "Lenfilm". 1990 kam sein Kriegsdrama "Afghanischer Bruch“ /Film/ in die Kinos. In den 2000er Jahren führte Bortko Regie bei mehreren TV-Serien wie "Banditen-Petersburg“ /Filme/, "Der Idiot“ /nach F. Dostoevskij, Film I II III IV V VI VII VIII IX X/ u. "Der Meister u. Margarita“ /nach M. Bulgakov, Film/, die ein grosses TV-Publikum anzogen u. mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. 2009 fand die Premiere des Spielfilms "Taras Bulba“ /nach N. Gogol, Film/ mit dem ukrain. Schauspieler Bogdan Stupka in der Titelrolle statt, wobei der Film in den Medien Russlands u. der Ukraine für heftige Kontroversen sorgte. Für "Taras Bulba" erhielt Bortko /vom Präsidium des ZK der KPUkr?/ den Lenin-Preis "Für die hochkünstlerische Verkörperung der Ideale der Freundschaft zwischen dem ukrain. u. russ. Volk, usw. 2015 erschien das nächste abendfüllende Filmprojekt - ein Drama über Geheimdienstoffiziere mit dem Titel "Seele eines Spions“ /Film/, das in die Kinos kam u. im Format einer Miniserie im Fernsehen gezeigt wurde. Dieser Film wurde vom Kulturministerium RF gesponsert u. wurde zum grössten Kassenschlager unter den in diesem Jahr veröffentlichten inländischen Filmen.
Politik u. polit. Ansichten: In einem Interview von 2007 sagte Bortko, ein ehem. KPdSU-Mitglied, dass „die einzige Kraft, die sich wirklich gegen die Regierungspartei stellt, die KPRF sei, u. charakterisierte die Aktivitäten der russ. Liberalen negativ. 2007 trat er der KPRF bei, wurde 2011 in das ZK dieser Dumapartei gewählt u. auf der
St. Petersburger Liste seiner Partei  in die 6. Staatsduma RF gewählt. Bei der Präsidentschaftswahl RF 2008 unterstützte er die Kandidatur von KPRF-Chef s. Gennadij Zjuganov. Im Nov. 2012 diskutierte Bortko mit s. Vladimir Zhirinovskij, dem Vorsitzenden der "LDPR", in der russ. TV über das Thema "Oktober 1917. Revolution oder Staatsstreich?" Infolge dieser Sendung unterstützte 70% der Zuschauer die Meinung Bortkos, der die sozialist. Idee verteidigte. 2013 nannte er in einem Interview mit der Zeitung Argumenty i Fakty Stalin „die vielleicht am meisten verleumdete Person im ganzen 20. Jahrhundert“ u.  stellte dessen Verdienste um die Entwicklung von Wissenschaft, Kultur u. dessen Beitrag zum Sieg im Grossen Vaterländ. Krieg positiv dar - eine beliebte Position russ. Kommunisten /s. auch seine Aussagen dazu /II/ in der Staatsduma RF). Nach dieser Logik sagte er 2013 in der geichen Zeitung, dass die Menschheit entweder irgendwann zum Sozialismus kommen oder sterben werde. 2013 verabschiedete die Staatsduma RF auf Initiative einiger Abgeordneter, darunter Bortko, ein "Gesetz zur Bekämpfung der Piraterie“. Im März 2014 sagte, er dass die Krym für ihn auf keinen Fall ukrain. Territorium sei u. es niemals war. 2014 unterzeichnete er eine kollektive Erklärung russ. Kulturschaffender zur Unterstützung der Politik V. Putins in der Ukraine u. auf der Krym. Logischerweise betrachtet er die Russen u. Ukrainer als ein u. dasselbe Volk. Nach seiner Meinung solle die Ukraine ihre Verfassung ändern u. die "DVR" u. "LNR" anerkennen. Im Sept. 2016 wurde er zum Abgeordneten der 7. Staatsduma RF als Vertreter der KPRF wiedergewählt. 2017 legte er eine überarbeitete Fassung des Gesetzes zur Schaffung der Verfassungsgebenden Versammlung vor. 2018 unterzeichnete er einen Aufruf an den Kulturminister RF s. Vladimir Medinskij, in dem eine rechtliche Überprüfung u. ein Kinoverbot für die britisch-französ. Filmkomödie des schottischen Regisseurs Armando Iannucci "Stalins Tod" von 2017 gefordert wurde u. sprach darüber in der Staatsduma. 2019 wollte er für die Wahl des Gouverneurs von SPB kandidieren u. wurde auch vom Plenum des SPB-Zweigs der KPRF einstimmig für die Kandidatur empfohlen u. von der Wahlkommission der Stadt registriert. Doch plötzlich zog er seine Kandidatur zurück u. kündigte auch das Ende seiner polit. Aktivität an mit der Begründung „mit mir ist alles vorbei, ich bin eine polit. Leiche“.
Kritik, Kriegsunterstützung u. Sanktionen: Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Bortko öffentl. Unterstützung für 
den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. In der Tat unterstützte er die russ. Invasion in der Ukraine dieses Jahres, verurteilte Kulturschaffende, die sich dem Krieg widersetzten u. forderte nach dem Untergang des Kreuzers "Moskva“ im April 2022 den „Beginn eines umfassenden Kriegs“. Anfang Mai 2023 wurde er auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt, wobei die Massnahmen die Sperrung von Vermögenswerten der sanktionierten Person, ein Verbot des Kapitalabzugs aus dem Land u. den Entzug staatl. Auszeichnungen u. Titel der Ukraine vorsehen.)

BORTNIKOV, Aleksandr Vasilievich II III IV V VI VII VIII IX Xa Xb XIa XIb XIIa XIIb XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXVa XXVb XXVI XXVIIa XXVIIb XXVIIc XXVIII (1951-, sowjet. Eisenbahnverkehrsingenieur, hochrangiger russ. Beamter, seit 2008 Direktor des russ. Inlandsgeheimdienstes FSB u. Ständiges Mitglied des Sicherheitsrats RF, Held der RF. Enger Komplize der Sicherheitsorgane RF u. des Präsidenten RF V. Putin u. zentrale Stütze des Putin-Regimes. Absolvent des Leningrader Instituts für Eisenbahnverkehrsingenieure namens V.N. Obrazcov u. der nach F.E. Dzerzhinskij benannten Hochschule des KGB der UdSSR in Moskau. Mitglied der KPdSU bis zu deren Auflösung. Seit 1975 arbeitet Bortnikov in den staatl. Sicherheitsbehörden der Sowjetunion u. Russlands als einer der schillerndsten Schergen des jeweiligen Regierungssystems. Er war in operativen u. leitenden Positionen in den Spionageabwehreinheiten des KGB der UdSSR für das Gebiet Leningrad tätig. Bis Juni 2003 war er stv. Leiter der Direktion des FSB RF für St. Petersburg u. das Gebiet Leningrad für Spionageabwehroperationen. Vom Juli 2003 bis Feb. 2004 war er Leiter der russ. FSB-Direktion für SPB u. das Gebiet Leningrad. Ab März 2004 stv. Direktor des FSB RF - Leiter der Abteilung für wirtschaftl. Sicherheit des FSB RF. Ab Juli 2004 Leiter des Wirtschaftssicherheitsdienstes des FSB RF. 2006 zum Generaloberst ernannt. Berichten zufolge wurde er im Dez. 2006 in den militär. Rang eines Armeegenerals erhoben. Ab Juli 2004 war er Mitglied der interdepartementalen Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines Konzepts einer nationalen Strategie zur Bekämpfung der Geldwäscherei. Ab Okt. 2004 Mitglied der Regierungskommission für Wirtschaftsintegration, 2004-8 Mitglied des Vorstands von WSovcomflotW. Ab April 2005 Mitglied der Exportkontrollkommission RF, ab Dez. 2005 Mitglied der Regierungskommission für den Brennstoff- u. Energiekomplex u. die Reproduktion der Bodenschätze. Ab April 2006 Mitglied der Regierungskommission zur Sicherstellung der Integration von Unternehmen des Flugzeugbaukomplexes der RF. Im Mai 2008 wurde Bortnikov Direktor des FSB RF, Vorsitzender des Nationalen Anti-Terror-Komitees u. ständiges Mitglied des Sicherheitsrats RF. Seit 2008 ist er auch Mitglied des Rats u. des Präsidiums des Rats beim Präsidenten RF zur Korruptionsbekämpfung, Vorsitzender des Rats der Leiter der Sicherheitsbehörden u. Sonderdienste der GUS-Staaten, Mitglied des Rats des Präsidenten RF für die Entwicklung des Finanzmarktes sowie Mitglied des Rats u. des Präsidiums des Rats beim Präsidenten RF für die Entwicklung der Informationsgesellschaft in der RF. Im Feb. 2015 nahm Bortnikov an der Spitze einer russ. behördenübergreifenden Delegation auf Einladung der amerikan. Seite in Washington, USA, am Gipfel zur Bekämpfung von gewalttätigem Extremismus  teil. Er flog an Bord eines einzigartigen High Altitude Control Post-Flugzeugs des FSB der Marke Tu-214VPU in die USA. Im Jan. 2018 stattete Bortnikov den USA erneut einen Besuch ab zusammen mit dem Chef des Auslandsgeheimdienstes s. Sergej Naryshkin u. dem Chef des Militärgeheimdienstess. Igor Korobov, obbohl die letzten beiden auf der US-Sanktionsliste waren. Sie alle trafen sich in Washington mit Donald Trumps CIA-Direktor Mike Pompeo; der Besuch wurde von Beobachtern in den USA als äusserst ungewöhnlich angesehen. Gemäss Pompeo/Medien diskutierten die Parteien die drohende Rückkehr von Kämpfern des "Islamischen Staates" aus Syrien, die zuvor aus Russland u. Zentralasien dorthin eingereist waren.
Kritik:
Bortnikov wird
ähnlich wie seinem Vorgänger s. Nikolaj Patrushev auch von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, "Teilnahme an der Machtübernahme im Zuge eines verfassungsfeindlichen Umsturzes, Zerstörung demokrat. Institutionen, Organisation von polit. Morden u. Repressionen, Kriegsverbrechen, Entfesselung von Angriffskriegen, Annexion des Territoriums fremder Staaten sowie Organisation u. Unterstützung internationaler terrorist. Aktivitäten" vorgeworfen. Unter der Führung Bortnikovs sei der Prozess zur Umwandlung des FSB RF zu einem der wichtigsten Strafverfolgungsorgane des Putin-Regimes abgeschlossen worden. Anstatt seine direkten Aufgaben wahrzunehmen, nämlich die Sicherheit von Staat u. Gesellschaft zu gewährleisten, habe der FSB unter der Führung Bortnikovs einen umfassenden Angriff auf die Menschen- u. Bürgerrechte u. -freiheiten in der RF gestartet. Der Inlandsgeheimdienst FSB, der aufgrund seines Auftrags die verfassungsmässige Ordnung der RF hätte schützen sollen, habe seine Bemühungen darauf konzentriert, dieses System zu durchbrechen. FSB-Beamte hätten unter der Führung Bortnikovs Putin bei einem verfassungsfeindlichen Putsch, bei der Usurpation der Macht, der Zerstörung des polit. Wettbewerbs im Land u. der freien Medien sowie der unabhängigen Parteien u. der öffentl. Vereinigungen geholfen u. die polit. Verfolgung von Dissidenten, Oppositionellen u. Zivilisten durchgeführt, was sie nach wie vor täten. Eine 2007 veröffentlichte Untersuchung des Magazins The New Times behauptete unter Berufung auf eine Quelle des FSB RF, dass die FSB-Führung an der Entwicklung des Plans zur Ermordung des Dissidenten s. Aleksandr Litvinenko beteiligt war u. dass A. Bortnikov, damals Leiter der Abteilung für wirtschaftl. Sicherheit des FSB, zum Betriebsleiter ernannt wurde. Bortnikov leitete 2008 den FSB während des 5-tägigen Kriegs Russlands mit Georgien, der mit der Besetzung georgischen Territoriums endete, sowie 2014 während der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym u. des Kriegs im Südosten der Ukraine. Angeführt von Bortnikov hätten FSB-Offiziere auf der annektierten Krym Repressionen gegen die Krymtataren inszeniert, die wegen erfundener Fälle vom FSB massiv verfolgt, entführt, durchsucht, festgenommen u. inhaftiert worden seien. Unter der Führung Bortnikovs hätten die FSB-Offiziere auch eine Kampagne zur Bekämpfung gewisser religiöser Minderheiten im Land gestartet, die das Recht auf Gewissensfreiheit u. religiöse Vereinigungen verletzt hätten, das in der Verfassung RF u. in internationalen Rechtsakten verankert sei. Unter besonders starken Druck seien die "Zeugen Jehovas" geraten, deren wichtigste religiöse Organisation, das Verwaltungszentrum der "Zeugen Jehovas", in Russland für extremistisch erklärt u. verboten wurde, während die Anhänger dieser Sekte in den Augen des Staates automatisch als potentielle Extremisten betrachtet u. im gesamten Hoheitsgebiet der RF verfolgt, durchsucht, inhaftiert, gefoltert u. eingesperrt würden. Der FSB-Direktor habe die Handlungen seiner Untergebenen nie verurteilt, hiess es. Auch für gefälschte Kriminalfälle u. Folter trage er die volle Verantwortung. Andere Vorwürfe gegen Bortnikov betrafen Korruption im Zusammenhang mit der Beteiligung führender FSB-Offiziere an einem lukrativen Landgeschäft im Moskauer Gebiet /2015/ u. die angebliche Rechtfertigung von Stalins Repressionen. Im Dez. 2017 veröffentlichte die Rossijskaja gazeta ein längeres Interview mit Bortnikov anlässlich des 100. Jubiläums der Gründung des russ. Geheimdienstes Tscheka, in dem er die Bedeutung, Rolle u. Situation der Sicherheits- u. Geheimdienste in der Lenin- u. Stalinzeit, die angesichts von Kriegsbedrohung u. innerer Unsicherheit mit Massenrepressionen verbunden war, aus "bereinigter" offizieller Sicht eines polit. Regimes, das selbst tschekist. Züge aufweist, ausführlich darlegte - seine weitschweifigen Antworten müssen noch genauer ausgewertet werden. Die offenbar beschönigende Art, wie die Tscheka u. deren Nachfolgeorganisationen OGPU u. NKVD erstmals seit dem histor. 20. Parteitag der KPdSU von 1956 von ihm behandelt wurden, erregte die Gemüter einiger Mitglieder der Russ. Akademie der Wissenschaften, die die entsprechenden Aussagen Bortnikovs kritisierten. Während ein entsprechender offener Brief in der Zeitung Kommersant veröffentlicht wurde, wies der Historiker s. Nikita Petrov in der Novaja gazeta auf den angeblich "rechtlichen Nihilismus" Bortnikovs hin.
Sanktionen: Schon 2014 wurden im Zusammenhang mit der russ. Eroberungsaggression gegen die Ukraine Sanktionen von Seiten der EU u. Kanadas gegen Bortnikov verhängt, während er nicht auf die US-Sanktionsliste von 35 V. Putin nahestehenden Beamten, Abgeordneten u. Geschäftsleuten gesetzt wurde. Im Okt. 2020 verhängten die EU u. GB Sanktionen gegen Bortnikov wegen des Giftanschlags auf den Oppositionspolitiker s. Aleksej Navalnyj unter Einsatz eines Nervengifts der Sorte Novitschok. Zu den Massnahmen gehörten ein EU-Einreiseverbot, das Verbot von Finanztransaktionen u. das Einfrieren von Vermögenswerten. Unter Berücksichtigung des Umständs, dass bei dem Anschlag ein verbotenes bzw. geächtetes Nervengas eingesetzt wurde, kam die EU zum Schluss, dass der Anschlag auf Navalnyj nur mit der Beteiligung des FSB u. dem Wissen, der Verantwortung u. der Federführung seines Direktors Bortnikov erfolgen konnte. Im Zusammenhang mit seiner Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine unterliegt Bortnikov seit 2022 entsprechenden Sanktionen von EU, USA, GB, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan sowie der Schweiz u. Ukraine.
Nach dem verheerenden Terroranschlag vom März 2024 auf ein Konzerthaus in Krasnogorsk bei Moskau mit mind. 144 Toten u. 360 Verletzten, den der Islam. Staat IS für sich beanspruchte, machte der FSB-Chef wie üblich die Geheimdienste der USA, Grossbritanniens u. der Ukraine für die Tragödie verantwortlich, um in der Gesellschaft Panik zu verbreiten. Bei der Rettung der Konzertbesucher hatte der FSB kläglich versagt, weil die Sonderkräfte zu spät am Einsatzort eintrafen, während die Terroristen ohne jegliches Hindernis in das Gebäude eindringen konnten.)

BORCOV, Nikolaj Ivanovich II III (1945-2023, gew. sowjet. Industrietechniker u. Ökonom, russ. Top-Unternehmer u. Staatspolitiker. Absolvent des Technolog. Technikums von Michurinsk mit Weiterbildung in Industrieplanung, einer Qualifikation als Ökonom u. einem Studium am Allruss. Korrespondenzinstitut für Finanzen u. Wirtschaft. 1981 wurde Borcov Direktor u. 1992 Generaldirektor der Konservenfabrik "Lebedjanskij", des grössten Saftherstellers Russlands mit Firmensitz in Moskau u. Produktionsstätten in Lebedjan u. Lipeck im Gebiet Lipeck. 2008 verkaufte er 75,53% des Saftgeschäfts von "Lebedjanskij" an PepsiCo. Nach diesem Verkauf stieg der ehem. Firmeneigentümer u. "Verdiente Arbeiter der Lebensmittelindustrie der RF" in die Landwirtschaft ein.  2010 erzielte Borcov Einnahmen in Höhe von 1,324 Mrd. Rubel. Laut der Zeitschrift Finance wurde das Vermögen des Unternehmers auf 18,1 Mrd. Rubel geschätzt, was dem 127. Rang in Russland entsprach. 2016 belegte er in der Bewertung "Reichste Geschäftsleute Russlands" des Magazins Forbes den 144. Platz, während sein Vermögen auf 550 Mln. USD geschätzt wurde. Nach offiziellen Angaben hatte Borcov 2018 ein Einkommen von fast 988,5 Mln. Rubel. Im Forbes-Ranking der "200 reichsten Geschäftsleute Russlands 2021“ belegte er bei gleichem Vermögen den 194. Platz.
Auch sein 2010 verstorbener Sohn Jurij Nikolaevich Borcov war ein superreicher Geschäftsmann, der am Ende über ein Vermögen von 510 Mln. USD verfügte u. somit Platz 156 im russ. Ranking der wohlhabenden Menschen belegte.
Politik: 2003-21 wurde Nikolaj Borcov
auf der Liste der Lipecker Regionalgruppe der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" aus dem Bezirk Elec im Gebiet Lipeck zum Abgeordneten der 4.-8. Staatsduma RF gewählt, in der er Mitglied der Fraktion von "Einiges Russland“, Mitglied des Nationalitätenausschusses u. Mitautor von 70 Gesetzesinitiativen u. Änderungsanträgen zu Entwürfen von Bundesgesetzen war. In der Rangliste der Beamteneinkommen der russ. Ausgabe des Magazins Forbes für 2012 belegte Borcov den 5. Platz, u. in der Rangliste der Einkommen der Abgeordneten der Staatsduma RF stand er an 3. Stelle.
Sanktionen: Vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde Borcov noch am 23. Feb. 2022 auf die EU-Sanktionsliste gesetzt, weil er als Abgeordneter der Staatsduma RF "Handlungen u. eine Politik unterstützte u. verfolgte, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter destabilisieren“. Weil er als Duma-Abgeordneter für die Anerkennung der Unabhängigkeit der sog. "Volksrepubliken von Doneck u. Lugansk“ gestimmt hatte, wurde er auf die Sanktionsliste Kanadas der "engen Mitarbeiter des [Putin-]Regimes“ gesetzt. Im März 2022 wurde er wegen seiner "Mitschuld an Putins Krieg“ gegen die Ukraine auf die US-Sanktionsliste gesetzt, u. später gelangte er aus ähnlichen Gründen auch auf die entsprechenden Sanktionslisten Grossbritanniens, Australiens, Neuseelands u. Japans sowie der Schweiz u. Ukraine. Im März 2023 wurde Borcov von einem ukrain. Gericht in Abwesenheit zu 15 Jahren Gefängnis mit Beschlagnahme von Eigentum gemäss des Art. StGB UA über den Eingriff in die territoriale Integrität u. Unverletzlichkeit der Ukraine verurteilt. Wegen seiner Unterstützung für den russ. Krieg gegen die Ukraine figurierte Borcovs Name auch auf der sog. "Putin-Liste", die vom "Forum Freies Russland", einem Kritiker des Putin-Regimes, geführt wird. Gest.)

BORSHCHJOV, Valerij Vasilevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIIIa XVIIIb XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX (1943-, sowjet. Journalist u. Dissident u. russ. Politiker, Menschenrechtsaktivist. Absolvent der Fakultät für Journalismus der MSU. Zu Sowjetzeiten war er journalistisch tätig, trat in die KPdSU ein u. aus ihr wieder aus, beteiligte sich aktiv an der Arbeit des "Christlichen Komitees zum Schutz der Rechte der Gläubigen" u. ging 1980 in den Untergrund, weil ihm wegen seiner Aktivitäten im Christlichen Komitee eine strafrechtliche Verfolgung drohte. 1985 verwarnte ihn der KGB offiziell, indem er seine Aktivitäten als antisowjet. Propaganda bewertete. In den 1990er Jahren war er Abgeordneter des Moskauer Stadtrats, Vorsitzender der Kommission für Gewissens-, Religions-, Barmherzigkeits- u. Wohltätigkeitsfreiheit. 1994-99 war er Abgeordneter der 1. u. 2. Staatsduma RF, Mitglied der "Jabloko"-Fraktion, stv. Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten öffentl. Vereinigungen u. religiöser Organisationen u. Mitglied der Kommission zur Überprüfung von Tatsachenverletzungen der Rechte von Verdächtigen u. Angeklagten von Straftaten, die in Untersuchungshaftanstalten u. vorübergehenden Haftanstalten des Innenministeriums RF festgehalten werden. Ausserdem war er Vorsitzender der Ständigen Kammer für Menschenrechte des Polit. Beirats beim Präsidenten RF u. Mitglied des Polit. Beirats selbst, ferner Berater des polit. Komitees der Abteilung für organisator. Unterstützung der Arbeit der Regierungs- u.a. Organe der polit. Oppositionspartei "Jabloko". Im März 2014 unterzeichnete er einen Aufruf gegen die Politik der russ. Behörden auf der Krym. Im Sept. 2014 unterzeichnete er eine Erklärung, in der er forderte, „das aggressive Abenteuer zu beenden: russ. Truppen vom Territorium der Ukraine abzuziehen u. Propaganda sowie die materielle u. militär. Unterstützung für die Separatisten im Südosten der Ukraine einzustellen“. Bei den Wahlen zur 7. Staatsduma RF von 2016 kandidierte er in einem Einzelwahlkreis der Republik Inguschetien. Während seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Duma-Ausschusses für öffentl. Vereinigungen u. religiöse Organisationen wurde ihm von Seiten einiger öffentl. Organisationen wiederholt vorgeworfen, Schirmherr der Sekten zu sein. In einem Interview mit dem Nachrichtendienst "Keston" gab Borshchjov zu, die Rechte der Adventisten u. Pfingstgemeinde verteidigt zu haben. Als Co-Vorsitzender der Moskauer Helsinki-Gruppe u. Mitglied der Partei "Jabloko" bewertete der Menschenrechtsaktivist u. Demokratiebefürworter die bevorstehenden "Abstimmung“ über Verfassungsänderungen von 2020 als eine  illegale Veranstaltung, die im Allgemeinen einen destruktiven Prozess auslöse. Die Schliessung der Organisation "Memorial" hält er für eine Rechtfertigung der stalinist. Repressionen, an die sich die heutige Machtelite Russlands weder erinnern noch darüber sprechen wolle. Das Gedenken an die Repressionen könne man aber nicht auslöschen. Borshchjov ist oder war Mitglied zahlreicher russ. Organisationen, u.a.: Vorsitzender der Antimilitarist. Radikalen Vereinigung, Mitglied des Vorstands der Russ. Filiale der Internationalen Vereinigung für Religionsfreiheit, ehem. Mitglied des Rats für die Zusammenarbeit mit religiösen Vereinigungen beim Präsidenten RF, Mitglied des Internationalen Nichtregierungstribunals für Verbrechen gegen die Menschlichkeit u. gegen Kriegsverbrechen in der Republik Tschetschenien, Mitglied der Kommission des Präsidenten RF für Kriegsgefangene, Internierte u. Vermisste, Mitglied des Nationalkomitees für das Jahr der Menschenrechte in der RF, Mitglied der Moskauer Helsinki-Gruppe - seit 2019 Co-Vorsitzender, Mitglied der Menschenrechtsinitiative "Allgemeine Aktion“, Mitglied des Rats der Allruss. Menschenrechtsbewegung "Für Menschenrechte",  Vorsitzender der Menschenrechtsfraktion der Partei "Jabloko", Mitglied des Wissenschaftl. Beirats der Generalstaatsanwaltschaft RF, Vorsitzender der Sektion der Strafverfolgungsbehörden des Expertenrats des Menschenrechtskommissars RF, Mitglied des Menschenrechtsrats Russlands, Vorsitzender der Ständigen Kammer für Menschenrechte des Polit. Konsultativrats beim Präsidenten RF. /Links zu einigen dieser Organisationen s. russ. Wikipedia-Seite./)

BOSOV, Dmitrij Borisovich (1968-2020, gew. sowjet. bzw. russ. Elektrotechniker, Ökonom u. Top-Unternehmer, USD-Millionär. Absolvent der Fakultät für Radioelektronik u. Lasertechnologie der nach N.E. Bauman benannten Moskauer Staatl. Technischen Universität. Kandidat der Wirtschaftswissenschaften. Nach seinem Studienabschlus stieg er in das Aluminiumgeschäft ein. In den 1990er Jahren war er Geschäftsführer der Moskauer Repräsentanz einer Fabrik, Präsident einer Aussenhandelsvereinigung, Direktor der Moskauer Repräsentanz der "Trans World Group", am Internetunternehmen "Cityline" beteiligt u. bis 2000 Aktionär u. Vorstandsmitglieder des Krasnojarsker Aluminiumwerks. In diesem Jahr verkaufte er seine Anteile u. übernahm er zusammen mit seinem Studienkollegen hochkarätige Investitionsprojekte in Russland u. leitete die "Alltek"-Gruppe, deren Vorstandsvorsitzender er seit 2005 war. 2004 erwarb die Gruppe über 20% der Anteile des Ölunternehmens "West Siberian Resources Ltd". Das Unternehmen steigerte die Produktion erheblich: 2008 stieg die Marktkapitalisierung des Unternehmens um das 18-fache. Zu den umgesetzten Projekten gehörte die Konsolidierung u. der weitere Verkauf der grössten Elektrodenwerke Russlands an "Renova" von s. Viktor Vekselberg. Das Kohlegeschäft begann mit dem Erwerb von Anteilen an "Sibirskij Antracit" im Gebiet Novosibirsk, dem weltweit grössten Produzenten von Anthrazit höchster Qualität u., wo Dmitrij Bosov mit einem Partner paritätisch Vorstandsvorsitzender u. Besitzer der Firma "Vostok Ugol" war. 2007 wurde das Projekt "Pechora" gestartet, ein umfassendes Projekt zur Entwicklung der Lagerstätten von Kumzhinskoe u. Korovinskoe im Autonomen Kreis der Nenzen, wobei 2015 "Rosneft" mit einem Anteil von 50% am Joint Venture in das Projekt einstieg; 2018 zog sich "Rosneft" aus dem gemeinsamen Projekt zurück. Ein weiteres "Alltek"-Projekt ist oder war die Immobilienentwicklung im Moskauer Gebiet. 2015 gründete Bosov die Unternehmensgruppe "Blackspace" in Indonesien u. erhielt Lizenzen für Kohle-, Nickel-, Mangan- u. Bauxitabbaugebiete. 2018 fusionierte die "Alltek"- Gruppe ihre Kohleaktiva in der "Sibanthracite"-Gruppe. 2018 wurde gegen die Führung der "Arktischen Bergbaugesellschaft", die sich im Besitz Bosovs befand, ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf illegalen Abbau u. Verkauf von Taimyr-Kohle eröffnet. Die "Arktische Bergbaugesellschaft" führt als Teil von "Vostok Ugol" ein Projekt durch, um die Kohlevorkommen auf der Taimyr-Halbinsel zu erschliessen man hatte nur eine Lizenz zur geolog. Exploration, war aber auch in der Produktion tätig. 
Vermögen, Tod u. Erbe: 2019 belegte
Bosov im Ranking der reichsten Geschäftsleute Russlands laut Forbes mit einem Vermögen von 950 Mln. USD den 102. Platz, 2020 mit einem Vermögen von 1,1 Mrd. USD den 86. Platz. Bosov starb im Mai 2020 im Alter von 52 Jahren in einer Villa im Dorf Usovo bei Moskau, wo er kurz zuvor gelebt hatte, durch Selbstmord mittels eines Schusses aus einer Pistole. In den Internetmedien wurde diskutiert, ob es ein Selbstmord oder Mord war. Es schien, dass nichts im Leben des erfolgreichen Unternehmers, der als Sponsor des Kremls galt, auf Schwierigkeiten hindeutete. Nach Bosovs Tod begann ein Kampf um den Anteil an "Alltek". Bosovs Witwe erhob Anspruch auf 77% des Unternehmens u. verklagte die übrigen Erben, doch am Ende blieb sie ohne Anteil. Im April 2021 wurde das Erbe in 8 gleiche Teile von 10,82% zwischen seinen Eltern, 4 Söhnen aus 2 früheren Ehen, der Witwe Ekaterina Bosova u. ihrer Tochter aufgeteilt. Zu Beginn des Sommers verzeichnete "Alltek" einen Anteil von Ekaterina Bosova u. ihrer Tochter von 21,6%.)

BOCHAROV, Andrej Ivanovich II III (1969-, ehem. sowjet. bzw. russ. Militärführer, russ. Staatspolitiker, seit 2014 Gouverneur des Gebiets Volgograd. Absolvent der Moskauer Suvorov-Militärschule u. der Rjazaner Höheren Luftlandekommandoschule. Danach diente er bei den Luftlandetruppen bis zum Kommandeur eines Luftlandebataillons. Während des 1. Tschetschenienkriegs, an dem er teilnahm, soll er 16 Rebellen getötet u. 3 Gefangene gemacht haben. 1996 wurde Bocharov per Präsidialdekret der Titel "Held der RF für Mut u. Heldentum" verliehen. Bocharov hat/te viele polit. Titel u. Ämter inne. Im Dez. 1998 wurde er Vorsitzender der "Union der Helden des Russ. Rats". 2004 Ende des Militärdiensts. Im Jan. 2005 wurde er stv. Gouverneur des Gebiets Brjansk. 2007-12 war er Abgeordneter der 5. u. 6. Staatsduma RF, Mitglied der Fraktion "Einiges Russland“, obwohl er eigentlich parteilos ist u. Sowjetkommunist war, stv. Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Veteranen. Okt. 2012 bis Aug. 2013 war er Hauptbundesinspektor im Gebiet Brjansk. 2014-18 u. seit 2020 Mitglied des Staatsrats RF. 2013 wurde er Leiter des Exekutivkomitees des föderalen Hauptquartiers der "Allruss. Volksfront".
Gouverneur des Gebiets Volgograd: Im April 2014 wurde er per Dekret des Präsidenten RF V. Putin zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Volgograd ernannt. Er trat sein Amt im Sept. 2014 an, nachdem er bei der Wahl über 88% der Stimmen erhalten hatte. Während eines Treffens mit dem Leiter des Ermittlungskomitess RF für das Gebiet Volgograd von 2014 sagte Bocharov, dass der Kampf gegen die Korruption unabhängig von Positionen u. Parteiinsignien geführt werden sollte, u. deutete an, dass „noch stärkere Schocks u. laute Enthüllungen erforderlich“ seien. Infolge dieser Ansage wurde eine Reihe hochrangiger Beamter, die zum "Team“ des vorherigen Gouverneurs gehörten, sowie Bocharovs Unterstützer, der Leiter des Gorodishchenskij-
Bezirks, Aleksandr Tarasov, strafrechtlich verfolgt. Experten sprachen zudem von einer Beteiligung Bocharovs an der strafrechtlichen Verfolgung seines gescheiterten Oppositionskonkurrenten bei der Gouverneurswahl, des Staatsduma-Abgeordneten der KPRF, Nikolaj Parshin. Bocharov war auch in verschiedene umstrittene u. skandalträchtige Fälle verwickelt /s. russ. Wikipedia-Seite/. Im Nov. 2016 wurde er Opfer einer versuchten Brandstiftung gegen sein Wohnhaus durch Unbekannte, als der Gouverneur zu Hause war, wobei niemand verletzt wurde. 3 Jahre später wurde ein Geschäftsmann in Moskau festgenommen u. als Drahtzieher des Attentats genannt. Im. Nov. 2020 verurteilte das Bezirksgericht Krasnooktjabrskij in Volgograd 2 Angeklagte im Brandstiftungsfall zu langjährigen Haftstrafen, u. 2022 verurteilte ein Militärgericht in Rostov am Don einen ehem. Abteilungsleiter des Ermittlungskomitees RF für das Gebiet Volgograd wegen versuchten Mordes an seinem engen Freund Bocharov zu 20 Jahren Gefängnis sowie einen Komplizen zu 14 Jahren Haft. In der 1. Runde der Wahl zum Gouverneur des Gebiets Volgograd vom Sept. 2019 stimmten 76,81% der an der Wahl beteiligten Wähler bzw. 31,67% aller Wähler für Bocharov bei einer Wahlbeteiligung von 41,23%, so dass  er bis 2024 in seinem Amt bestätigt /II/ wurde.
Kritik u. Sanktionen: Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird
Bocharov öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. In dieem Zusammenhang steht er als Gouverneur seit Juli 2022 unter britischen u. seit Dez. 2022 unter US-Sanktionen. Ausserdem figuriert sein Name auch in den Sanktionslisten der Ukraine, Kanadas u. Australiens.)

BOCHKARJOV, Vasilij Kuzmich II (1949-2016, gew. ehem. sowjet. Forstingenieur, russ. Staatspolitiker der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland", ehem. Gouverneur des Gebiets Penza, Landwirtschaftsfachmann. Absolvent der Alatyrer Forsttechnischen Schule u. des Polytechnischen Instituts von Mari mit einem Abschluss als Forstingenieur, der Penzaer Staatl. Technischen Universität mit einem Abschluss in Staats- u. Kommunalverwaltung u. der Staatl. Landwirtschaftsakademie Penza mit einem Abschluss in Wirtschaft u. Verwaltung der landwirtschaftl. Produktion. In der Sowjetzeit arbeitete er als Förster u. Oberförster im Gebiet Penza u. leitete die Abteilung für Arbeitskräfteversorgung der regionalen Forstverwaltung. Später leitete er ein Güterkraftverkehrsunternehmen in Penza. 2002 wurde er mit Plagiatsvorwürfen im Zusammenhang mit seiner Dissertation konfrontiert.
Politik:
1987 wurde er zum Vorsitzenden des Exekutivkomitees eines Bezirks der Stadt Penza gewählt. Seit 1990 war er auch Vorsitzender des Kreistages. Bei den Wahlen der Volksabgeordneten der RSFSR vom März 1990, an denen er teilnahm, wurde er mit Unterstützung des Gebietskomitees der KPdSU, deren Mitglied er war, zu einem von 9 Volksabgeordneten aus dem Gebiet Penza gewählt - in Opposition zu s. Boris Elcyn. Nach dem Augustputsch
1991 wurde die Arbeit der polit. Organe der KPdSU durch ein Dekret Präsidenten RF  "Über die Einstellung der Aktivitäten der Kommunist. Partei der RSFSR“ beendet. In der Folge wurde ein Schützling Elcyns als Leiter der Verwaltung des Gebiets Penza ernannt u. die polit. Karriere Bochkarjovs war vorläufig zu Ende. 1993 kandidierte Bochkarjov für den 1. Föderationsrat RF in einem Penzaer Wahlbezirk, wurde jedoch nicht gewählt. Im Herbst 1993 wurde der Kongress der Volksabgeordneten aufgelöst. Im Dez. 1993 kandidierte Bochkarjov bei den Wahlen der Abgeordneten der gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Penza u. wurde Ende Jan. 1994 zum Abgeordneten gewählt. Im Dez. 1996 wurde er zum Leiter der Verwaltung des Bezirks Zheleznodorozhnyj in Penza mit 79% der Stimmen gewählt.
Gouverneur des Gebiets Penza: Im April 1998 wurde
Bochkarjov in einer Volkswahl zum Leiter der Verwaltung des Gebiets Penza gewählt u. besiegte damit den derzeitigen Gebietsleiter, seinen langjährigen Konkurrenten u. ehem. KPdSU-Parteikollegen Anatolij Kovljagin von der polit. Partei "Unser Haus - Russland". Danach wurde er als Gouverneur – Vorsitzender der Regierung des Gebiets Penza bezeichnet. Als solcher blieb er nach 3 Wiederwahlen 2002, 2005 u. 2010 entweder durch Volkswahl oder durch Wahl durch die Abgeordneten der gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Penza bis Mai 2015 im Amt. 2005 war er Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Während seiner Amtszeit wurden im Gebiet Penza verschiedeme sensationelle neue Sportanlagen gebaut, mehrere Gesundheitszentren u. Schwimmbäder errichtet, darunter ein Freibad der Euro-Klasse. Realisiert od. begonnen wurden auch einige neue Kulturobjekte, u.a. ein Neubau der Gebietsbibliothek Penza, ein Neubau der Regionalen Philharmonie, ein neuer Kino- u. Konzertsaal sowie ein neues Zirkusgebäude. Ausserdem wurden neue medizin. Einrichtungen, eine Brauerei u.v.a.m. geschaffen. Auf dem Land wurden das Museumsgut Tarkhany im Bezirk Belinskij, in dem der Schriftsteller M.Ju. Lermontov aufgewachsen war, das Kloster Troice-Skanov in Narovchat u.a. Gebäude renoviert oder restauriert. In Penza selbst wurde auch eine neue Überführung über den Fluss Sura gebaut. Unter den neuen religiösen u. kultischen Gebäuden wurden die orthodoxe Peter-u.-Pauls-Kirche im Mikrobezirk Arbekovo u. die Kapelle des Erzengels Michael auf dem Siegesplatz von Penza gebaut. Ferner wurde auch der Wiederaufbau der 1934 zerstörten Spasskij-Kathedrale u. der Grossen Moschee in Penza begonnen. Als Gouverneur von Penza trat Bochkarjov wie erwähnt im Mai 2015 zurück u. wurde durch s. Ivan Belozercev ersetzt. Anschliessend war er noch Mitglied des Föderationsrats RF als Vertreter von Penza. Träger zahlreicher Auszeichnungen u. Titel.)

BOJAKOV, Eduard Vladislavovich II III IV (1964-, sowjet. bzw. russ. Theaterregisseur, -pädagoge u. -produzent. Absolvent der Fakultät für Journalismus der Staatsuniversität Voronezh, Diplome von der Moskauer Internationalen Business-Schule u. der nach G.V. Plekhanov benannten Russ. Wirtschaftsakademie. Schöpfer des Moskauer Osterfestivals /zusammen mit s. Valerij Gergiev/ u.a. Festivals. Ehem. Rektor der Staatl. Kunstakademie von Voronezh. 2014 änderte er seine öffentliche Position u. nahm eine regierungsfreundliche Haltung an, wobei er den Kulturminister RF s. Vladimir Medinskij u. seine "Werte"-Politik unterstützte. Im März 2014 befürwortete er einen Aufruf von Kulturschaffenden der RF zur Unterstützung der Politik V. Putins in der Ukraine u. auf der Krym. Ab 2015 reiste er sowohl für kulturelle Veranstaltungen als auch als Privatperson in die separatist. "Volksrepublik" Doneck. Zusammen mit seinem Freund s. Sackar Prilepin gründete er den Russ. Kunstverband u. inszenierte mit ihm eine künstlerische Produktion, die sich mit der Annexion der Krym u. dem Krieg in der Ostukraine befasste. 2018 warf er ehem. Kollegen beim Award "Goldene Maske" vor, gewisse Entscheidungen zu politisieren, wie die Verleihung dieses Preises an den bekannten u. umstrittenen Regisseur s. Kirill Serebrennikov, gegen den ein Strafverfahren im Gang war. Ausserdem erklärte er die Notwendigkeit, die Situation im russ. Theater zu "ändern", das seiner Meinung nach hauptsächlich von "Status-Intendanten" u. einer "Truppe" von "niedlichen u. verspielten schwulen Männern u. einsamen wütenden Bohème-Frauen sowie trinkfesten dissidenten u. noch nicht ganz erwachsenen Intellektuellen" geführt werde. 2018-21 war er künstlerischer Leiter des Moskauer Kunstakademischen Theaters MKHAT. 2022 kündigte er die Gründung des "Neuen Theaters" in Moskau an, dessen künstlerischer Leiter er werden sollte. Er befürwortete den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine u. erklärte im April 2023 in einem Interview mit Ekaterina Gordeeva, dass Frauen das Wahlrecht entzogen werden sollte. Im Feb. 2024 sagte Bojakov, der offenbar die Meinungen des russ. Verschwörungstheoretikers s. Aleksandr Dugin teilt, in einem Interview, dass Russland sich an einem Scheideweg befinde, dass der Prozess sich aber in eine positive Richtung entwickle u. er sehr hoffe, dass diese Prozesse unumkehrbar seien in Bezug auf das, was mit Russland in den letzten Jahren geschehen sei, trotz der tragischen Ereignisse in der Ukraine. Russland sei gezwungen, auf die neuen Herausforderungen zu reagieren, wobei noch unklar sei, worin diese Herausforderungen genau bestünden.)

BOJARSKIJ, Mikhail Sergeevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI (1949-, sowjet. u. russ. offiziöser Schauspieler, dennoch unkonventioneller Sänger u. TV-Moderator, Volkskünstler der RSFSR. Absolvent des Leningrader Staatl. Instituts für Theater, Musik u. Kinematographie. Seine Theaterkarriere begann er mit der Teilnahme an einer Massenszene im Stück "Verbrechen u. Strafe“ nach F.M. Dostoevskij. Grössere Popularität erlangte er mit der Hauptrolle des Troubadours in G. Gladkovs Musical "Troubadour u. seine Freunde“. Bis 1986 arbeitete er am Lensovet-Theater u. spielte in vielen Produktionen von I. Vladimirov aus dieser Zeit. Eine der bekanntesten Rollen Bojarskijs war d’Artagnan in "D’Artagnan u. die drei Musketiere“ /Mu(. Gleichzeitig startete Bojarskij eine Musik- u. Gesangskarriere, wobei sich in seinem Repertoire über 500 Lieder befinden. Bojarskij wohnt in SPB u. ist ein Befürworter der Monarchie. Als Fahrer eines Mercedes-Benz ist er in SPB mehrmals durch falsches Parken aufgefallen, wofür er wegen Verstössen gegen die Verkehrsregeln mit monetären Verwaltungsstrafen gebüsst wurde. Trotzdem konnte er Mitglied des Öffentl. Rats der Hauptverwaltung des Innenministeriums RF für SPB u. das Leningrader Gebiet bleiben. 2001 unterzeichnete er einen Brief zur Verteidigung des TV-Kanals "NTV", als der bis dahin einigermassen unabhängige Sender nach dem erzwungenen Verkauf durch s. Vladimir Gusinskij von "Gazprom" übernommen wurde. 2003 unterstützte er s. Valentina Matvienko im Wahlkampf zum Gouverneur von SPB. Er befürwortete wiederholt das Projekt des Baus des Wolkenkratzers Gazprom City / Okhta Center in SPB u. trat in Werbespots für dieses Projekt auf, während viele Einwohner der Stadt das Projekt ablehnten. Laut der Zeitung Izvestija ist Bojarskij ein Tabaklobbyist. Als solcher war er Co-Vorsitzender der im Frühjahr 2012 gegründeten Bewegung "Für die Rechte der Raucher“, die sich gegen den Gesetzentwurf Nr. 163560-6 der Regierung RF "Über den Schutz der öffentl. Gesundheit vor Passivrauchen u. die Folgen des Tabakkonsums“ aussprach. Im Feb. 2012 wurde er zum 3. Mal offiziell als Vertrauter des Kandidaten für das Amt des Präsidenten RF u. damaligen PM V. Putin  registriert. 2014 unterzeichnete er einen Sammelaufruf der Kulturschaffenden der RF zur Unterstützung der Politik des Präsidenten V. Putin in der Ukraine u. auf der Krym. 2016 wurde er Vertrauter der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" bei den Wahlen zur 7. Staatsduma RF. Bei der Präsidentschaftswahl vom März 2018 wurde er zum 4. Mal als Vertrauter des Kandidaten V. Putin registriert. Im Juni 2018 sprach er sich für die von Putin vorgeschlagene Anhebung des Rentenalters aus. Im Dez. 2018 sprach er sich für die Einführung der Zensur im Kino- u. Theaterbereich u. für die Wiederherstellung der "künstlerischen Räte" aus. Seit vielen Jahren hat Bojarskij Probleme mit seiner Gesundheit u. leidet an Diabetes. Im Nov. 2023 erlitt er einen Infarkt.
Kritik u. Sanktionen: Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für
den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Im Aug. 2015 setzte der Sicherheitsdienst der Ukraine SBU Bojarskij auf die Liste der russ. Kulturschaffenden, deren Handlungen eine Gefahr für die nationale Sicherheit der Ukraine darstellen. Ende März 2022 verbot Lettland die Einreise des Künstlers auf unbestimmte Zeit wegen seiner "Rechtfertigung der russ. Aggression" gegen die Ukraine. Im Okt. 2022 wurde Bojarskij auf die Sanktionsliste der Ukraine gegen Personen gesetzt, "die öffentlich zu einem Angriffskrieg aufrufen u. die bewaffnete Aggression der RF gegen die Ukraine sowie die Besetzung ihres Territoriums rechtfertigen". Die ukrain. Sanktionen umfassen die Sperrung von Vermögenswerten, die vollständige Einstellung des Geschäftsbetriebs u. die Aussetzung der Erfüllung wirtschaftl. u. finanzieller Verpflichtungen gegenüber der sanktionierten Person. Im Feb. 2023 wurde er als "an der Verbreitung russ. Desinformation u. Propaganda Beteiligter“ auf die Sanktionsliste Kanadas gesetzt.)


Neuster Stand: 04.24 (36)  Keine Garantie für Richtigkeit u. Vollständigkeit der Angaben.

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