Putin-Lexikon
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Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes

 

C / CH (westlich)       Überarbeitet und aktualisiert im Juli/August 2024


CARLSON, Tucker II (1969-, US-amerikan. Journalist, bekannter TV-Moderator u. polit. Kommentator. Absolvent eines Geschichtsstudiums am Trinity College in Hartford, Connecticut. Ab 2000 leitete er die Moderation diverser Programmformate für den Nachrichten- u. Informationskanal "CNN". V.a. wurde er als Moderator der "CNN"-Debattensendung "Crossfire" u. der "MSNBC"-Show "Tucker" bekannt. 2009-23 stand er beim konservativ en TV-Kanal "Fox News" unter Vertrag. 2016-23 moderierte er auf diesem Sendekanal die abendliche Polittalkshow "Tucker Carlson Tonight". Carlson veröffentlichte auf seinem Kanal "Tucker Carlson Network" Interviews mit diversen prominenten Persönlichkeiten wie s. Donald Trump, s. Viktor Orbán, Javier Milei, Vladimir Putin u. s. Pavel Durov.
Interview mit Vladimir Putin: Am 6. Feb. 2024 interviewte Carlson 2 Std. lang den Staatspräsidenten RF V. Putin. Er war der erste westliche Journalist, dem der russ. Präsident seit Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine ein Interview gab. Die Premiere des Interviews fand am 8. Feb. 2024 auf Carlsons Streamingdienst" Tucker Carlson Network" u. im sozialen Netzwerk "Twitter"/später "X" statt. Mit Stand vom 19. Feb. 2024 wurde der Tweet mit dem Video im sozialen Netzwerk "Twittter"/später "X" von über 200 Mln. Usern gesehen, während das Video auf "YouTube" /II engl. III dt. IVa russ. IVb russ. Text/ von über 18 Mln. Usern heruntergeladen wurde.
Vorgeschichte u. Carlsons Reise nach Moskau
: Im Aug. 2023 bemerkte "RT"-Chefredakteurin s. Margarita Simonjan, dass Tucker Carlson „in der Tat um ein Interview mit Putin gebeten“ habe. Im Sept. sagte Carlson gegenüber der Schweizer Zeitschrift Weltwoche, er habe zuvor „versucht“, Putin zu interviewen, aber die US-Behörden hätten ihm dies jedoch angeblich nicht erlaubt.
Vor dem Interview hatte Carlson sein Motiv für sein Interview mit Putin erläutert, indem er behauptete, dass sich kein westlicher Journalist „die Mühe gemacht“ habe, abgesehen von ihm selbst, Putin zu interviewen. Dem widersprachen westliche Medien, die darauf hinwiesen,
dass entsprechende Anträge vom Kreml abgelehnt worden wären. Kremlsprecher s. Dmitrij Peskov erklärte dazu, dass der russ. Präsident viele Interviewanfragen erhalten habe, der Kreml aber kaum einen Sinn oder einen Nutzen" sehe, mit jenen westlichen Medien, d.h. traditionellen TV-Sendern u. grossen Zeitungen", zu kommunizieren, die bisher eine Anfrage gestellt hätten. Carlson hingegen sei erlaubt worden, Putin zu interviewen, weil seine Position „sich von den anderen unterscheide“. Am 1. Feb. 2024 berichteten russ. Medien, dass der Journalist Tucker Carlson von Istanbul nach Moskau geflogen sei. Seitdem berichteten russ. regierungsnahe Medien, die Carlsohn wie einen Gaststar behandelten, aktiv über dessen Anwesenheit in Moskau, wobei sie behaupteten, er habe sich im Bolshoj-Theater angeblich eine Ballett-Aufführung angesehen, u. sein Hauptziel sei gewesen, mit V. Putin ein Interview zu führen. Ausserdem wurde Carlson an verschiedenen Orten der Stadt gesichtet, u.a. auf dem Ausstellungsgelände VDNKh u. in der Präsidialverwaltung. Er wurde eingeladen, dem Journalistenverband Russlands beizutreten u. die Show des Komikers Pavel Volja zu besuchen. Witze u. Satire begleiteten die Diskussion über den Besuch eines US-Journalisten in Russland in sozialen Netzwerken u. Satirekanälen. Mit Bezug auf westliche rechtsextreme Politiker, darunter auch aus der Republikan. Partei, schrieben russ. Medien über die angebliche Panik in der EU u. bei den amerikan. Demokraten wegen eines möglichen Interviews mit Putin. Carlson erklärte den Zweck seines Besuchs in Moskau nicht u. erwähnte diesen auch nicht in den sozialen Netzwerken darüber. "REN TV" veröffentlichte eine Aufzeichnung eines Gesprächs, in dem der Journalist den Wunsch äusserte, einen Blick auf Russland zu werfen u. mit den Menschen zu sprechen. Die Publikation "Semafor" behauptete, Carlson habe sich in Moskau mit 2 im russ. Exil lebenden Amerikanern getroffen: s. Edward Snowden, dem vorgeworfen wird, Daten über Überwachungsprogramme an die CIA u. NSA weitergegeben zu haben, u. s. Tara Reade, die s. Joe Biden vorwirft, 1993 von ihm sexuell belästigt worden zu sein. Carlson selbst bestritt die Tatsache solcher Treffen. In einem Ankündigungsvideo sagte Carlson am 6. Feb. 2024, dass die Vorbereitung des Interviews mit Putin eine langwierige u. riskante Aufgabe gewesen sei, über die er seit vielen Monaten nachgedacht habe. Er wies darauf hin, dass er die Reise nach Russland selbst bezahlt habe u. glaube, dass die meisten Amerikaner nicht ausreichend über den Konflikt informiert seien, der „die Welt verändert“, u. gab den Mainstream-Medien die Schuld. Ferner kritisierte Carlson, dass westliche Journalisten s. Volodymyr Zelenskyj häufig interviewten, um die Forderungen des ukrain. Präsidenten nach einer Beteiligung der USA am Krieg zu bekräftigen. Ausserdem sagte Carlson, dass die Amerikaner u.a. englischsprachige Menschen „nicht wissen, was im Krieg zwischen Russland u. der Ukraine vor sich geht“, weil „ihre Medien korrupt seien“ u. diese „ihre Leser u. Zuschauer belögen“. Carlson erzählte, er sei 5 Stunden im Kreml gewesen, um das Interview aufzuzeichnen, während Putin 2 Stunden zu spät gekommen sei. Putins Gespräch mit Carlson wurde mindestens dreimal in unterschiedlicher Form veröffentlicht: Zuerst wurden Putins Aussagen lediglich zitiert, dann informierten die Medien die Leser über das Erscheinen einer Abschrift des Interviews auf der Website des Kremls u. veröffentlichten schliesslich die vollständige russischsprachige Version. Am frühen Morgen des 9. Feb. startete TASS eine Live-Übertragung der Interviewaufzeichnung.
Inhalt des Interviews
: Das Interview, das in einem etwas mysteriösen u. in auffallend dunklem Licht gehaltenen Raum aufgezeichnet wurde, in dem ein greller Scheinwerfer auf Putin strahlte, während man Carlson etwas weniger hell erleuchten liess, so dass die Szenerie wie in einem skurrilen russ. Theaterstück wirkte, dauerte etwas mehr als 2 Stunden u. wurde, wie gesagt, mit einer Abschrift des Gesprächs auf Russisch u. mehreren Fotos auf der Website des Kremls veröffentlicht.
Das Interview begann mit der irrigen Behauptung Carlsons, dass Putin bei der Ankündigung der russ. Invasion in der Ukraine am 24. Feb. 2022 von einem „Überraschungsangriff“ gesprochen habe, den die USA mit Unterstützung der NATO lancieren könnten. In Wirklichkeit hatte Putin das nicht gesagt. Er antwortete dem Journalisten: „Haben wir eine Talkshow oder führen wir ein ernstes Gespräch?“ Dann fragte Putin den Amerikaner: „Soweit ich weiss, haben Sie eine Grundausbildung in Geschichte, oder?“ Nachdem er eine bejahende Antwort erhalten hatte, sagte der Präsident: „Dann werde ich mir erlauben – nur 30 Sekunden oder eine Minute –, einen kleinen historischen Hintergrund zu geben.“ Putins Monolog dauerte dann aber 23 lange Minuten, ohne dass Carlson die Möglichkeit erhielt, ihn zu unterbrechen oder zusätzliche Fragen zu stellen. Anschliessend stellte Carlson die Frage, warum Russland die Ostukraine angesichts ihrer Atomwaffen nicht schon früher annektiert habe. Putin bemerkte, dass er diese Frage bald beantworten werde, da er seine Ausführungen über die Geschichte für wichtig für das Verständnis des Kontexts halte. Über die "Gründung Russlands“ führte Putin an, dass 862 das Jahr der „Gründung des russ. Staates“ gewesen sei, u. erwähnte die sog. normannische Theorie über den Ursprung der Staatlichkeit Russlands, wonach Fürst Rjurik eingeladen wurde, Novgorod zu regieren, was laut Putin zur Bildung des modernen russ. Volkes führte u. der Beginn der Errichtung eines „zentralisierten“ Staates war. Dabei stellte er die Entstehung der russ. Staatlichkeit im 9. Jh. der angeblichen „Erfindung“ der Ukraine im 20. Jh. gegenüber. Immerhin schaffte es Carlson, zweimal zu bemerken, er verstehe nicht, was dieser histor. Exkurs mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine zu tun habe, wobei diese kritischen Bemerkungen des Journalisten aus dem Texttranskript auf der Kreml-Website herausgeschnitten wurden. Im Weiteren dozierte Putin über den Anfang u. die Bedeutung des Begriffs „ukrainisch“u. behauptete, dass die südlichen u. östlichen Regionen der Ukraine „keine historischen Beziehungen zur Ukraine“ hätten. Putin argumentierte anschliessend, dass die Ukraine ein künstlicher Staat sei, der durch den Willen Josef Stalins u. Vladimir Lenins infolge von Annexionen entstanden sei. An dieser Stelle ist anzufügen, dass eine Reihe von Historikern darauf hingewiesen haben, dass Putin in seinen Äusserungen versuchte, seinepersönliche Version historischer Ereignisse darzulegen u. Thesen vorzustellen, die der Lehrmeinung vieler renommierter Historiker widersprechen, die solche Behauptungen wiederholt widerlegt haben. Es handelt sich also um nichts anderes als um sog. "alternative Fakten", die dazu dienen sollen, den russ. Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen. Dann flechtete Putin in völliger Verkennung der historischen Realitäten u. Umstände noch höchst fragwürdige Lektionen über den Beginn des 2. Weltkriegs u. den Überfall Polens durch Hitler-Deutschland in das Interview ein, wobei es sich um Vorstellungen handelt, die von seriösen Historikern als falsch bzw. verfälscht oder absurd zurückgewiesen wurden. Während des Interviews mit Carlson wiederholte Putin die Hauptnarrative der russ. antiukrain. Propaganda, wies erneut der Ukraine u. den westlichen Ländern die Schuld zu, dass Russland in die Ukraine einmarschierte, u. rechtfertigte den russ. Angriff auf die Ukraine mit dem Mythos eines einzigen Volkes u. behauptete, dass sich die Ukrainer immer noch „wie Russen fühlen“, was schon lange nicht mehr der Wahrheit entsprach. Er forderte die USA auf, ihre Position zu überdenken u. bekräftigte die Dialogbereitschaft Russlands. Putin bemerkte, dass er Anfang der 2000er Jahre, nachdem er Präsident geworden war, versucht habe, die Beziehungen zum Westen zu verbessern, brachte seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass das Versprechen einer Nichterweiterung der NATO nach Osten gebrochen worden sei, u. wiederholte seine altbekannten Behauptungen, dass die Gründe für die feindseligen Beziehungen zwischen Russland u. dem Westen in der Osterweiterung der NATO u. in einem möglichen NATO-Beitritt der Ukraine zu suchen seien. Die Auslöser des Kriegs seien seiner Meinung nach der „Staatsstreich in Kiev“ des Jahres 2014 gewesen, der seiner Meinung nach von der CIA organisiert worden sei, sowie die Weigerung der Ukraine, die Minsker Vereinbarungen umzusetzen. Auch hier fehlte die Erwähnung diverser relevanter histor.-polit. Umstände, die in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen wären, wie die Anerkennung der Souveränität der Ukraine durch Russland im Jahr 1991, der Wunsch der Ukrainer, eine eigene, von Russland unabhängige Nation zu sein, die illegale Flucht des abgesetzten kremltreuen Präsidenten s. Viktor Janukovich aus Kiev, die völkerrechtswidrige Annexion der Krym oder die kriegerischen Operationen von pro-russ. Separatisten im Donbass, ganz zu schweigen von den schrecklichen Kriegsverbrechen, die auf direkten oder indirekten Befehl Putins von der russ. Invasions- u. Besatzungsarmee u. ihren brutalen Söldnern gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine verübt wurden. Er wiederholte erneut seine Behauptung, dass der Krieg nicht von Russland, sondern von der Ukraine begonnen wurde. Ferner erklärte er, er sei bereit, die Kontrolle über die von Russland kontrollierten Gebiete der "Volksrepubliken" von Doneck u. Luhansk an die Ukraine zurückzugeben, warf Kiev jedoch vor, das Problem mit Hilfe des Militärs lösen zu wollen. Putin zeigte sich zwar zuversichtlich, dass trotz der „endlosen Mobilisierung in der Ukraine“ letztendlich eine Einigung erzielt werden würde. Auf die Frage, warum er nicht mit US-Präsident Joe Biden kommuniziere u. keine Entscheidungen zur Ukraine treffe, antwortete Putin: „Was gibt es zu entscheiden?“ Er forderte einen Stopp der Waffenlieferungen u. stellte fest, dass der Krieg in diesem Fall innerhalb weniger Wochen enden würde. Auf die Frage Carlsons zu einem möglichen russ. Angriff auf Polen antwortete der russ. Präsident, dass ein solches Ereignis nur im Falle einer Aggression Polens eintreten könnte. Dabei betonte er, dass Russland sich nicht in die Angelegenheiten anderer Länder, einschliesslich Polens u. Lettlands, einmischen müsse, da es dort keine eigenen Interessen verfolge. Nicht zuletzt beschuldigte Putin die USA, gegen die Vereinbarungen zu "Nord Stream" verstossen zu haben, ohne Beweise für eine US-Beteiligung an der Sabotage an den Pipelines von "Nord Stream" im Jahr 2022 vorzulegen. Was den Fall des in Russland inhaftierten US-Reporters s. Evan Gershkovich betraf, bat Carlson den russ. Präsidenten darum, im Sinne einer „Geste des guten Willens“ die Rückkehr des Gefangenen in die USA zu gestatten. Putin antwortete, dass sein „guter Wille“ erschöpft sei, wobei er sich über den Mangel an gegenseitigen freundschaftlichen Beziehungen zum Westen beklagte. Putin behauptete, der Journalist habe „im Interesse amerikan. Geheimdienste“ gearbeitet u. „auf geheimer Basis geheime Informationen erhalten“. Dem Präsidenten zufolge handele es sich hierbei um Spionage. Im Zusammenhang mit einer möglichen Freilassung des Amerikaners erwähnte Putin den russ. Geheimdienstoffizier s. Vadim Krasikov, der in Deutschland wegen des polit. Mords an einem tschetschen. Separatisten zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Fortsetzung folgt.

Reaktionen, Kommentare, Kritik u. Bewertungen: Trotz des Versprechens, schwierige Fragen zu stellen, wurden Putin ausgerechnet solche Fragen wie zu den russ. Kriegsverbrechen in Bucha u. Mariupol oder zu s. Aleksej Navalnyj nicht gestellt, während Putin andererseits einen ausführlichen Monolog hielt, in dem er alternative Versionen der Geschichte Russlands u. der Ukraine, einschliesslich der Zeit der UdSSR, zum Besten gab, u.a. von ihm vertretene Thesen wiederholte. Es wurden keine Fragen zu Opfern, Verlusten, Zerstörungen sowie zur inneren Lage in Russland u. zum Druck auf die dortige Zivilgesellschaft gestellt. Eine Woche nach dem Tod s. Aleksej Navalnyjs wurde Carlson an das Fehlen von Fragen zur Opposition in Russland erinnert. Hingegen äusserte sich Putin auf eine diesbezügliche Frage Carlsons über den US-amerikan. Journalisten s. Evan Gershkovich, der wegen Spionagevorwürfen wohl widerrechtlich in einem russ. Gefängnis festgehalten wurde.
USA: Viele westliche Medien konzentrierten sich deshalb auf Putins Aussagen über den in Russland verhafteten Wall Street Journal-Journalisten Evan Gershkovich. Das Wall Street Journal schrieb, Carlson habe das Interview mit Putin veröffentlicht, als im US-Kongress aufgrund interner polit. Meinungsverschiedenheiten Milliarden von USD an Hilfsgeldern für die Ukraine feststeckten, während russ. Truppen auf dem Schlachtfeld vorrückten u. die ukrain. Streitkräfte unter einem akuten Mangel an Munition u. Waffen leiden. Nach Angaben der Zeitung gab das Interview dem russ. Präsidenten die Chance, seine Autorität im Land zu stärken u. dem heimischen Publikum zu zeigen, dass seine Stimme im Westen gehört werde. Laut der New York Times habe Carlson es Putin ermöglicht, das Image Russlands als Verteidiger "traditioneller Werte“ zu erweitern, u. dass die Forderung nach einem Friedensabkommen mit der Ukraine sein Versuch sei, direkt an amerikan. Konservative zu appellieren, die eine weitere Unterstützung der Ukraine ablehnen.
Eine vierköpfige Journalistengruppe der Washington Post kommentierte das Interview mit der Einschätzung, dass Putins Botschaft in seinem Gespräch mit Carlson direkt auf dessen Zielgruppe gemünzt gewesen sei, nämlich auf isolationist. republikan. Anhänger des ehem. US-Präsidenten s. Donald Trump. Politico nannte Carlson einen weiteren „nützlichen Idioten“ u. erinnerte an den New York Times-Reporter Walter Duranty, der Josef Stalin in Moskau interviewte. Die gleiche Rhetorik wurde von der ehem. Aussenministerin s. Hillary Clinton u. der Financial Times geäussert. Clinton kritisierte Carlson auf MSNBC u. nannte ihn einen „nützlichen Idioten“ u. eine „5. Kolonne“. Der ehem. Kongressabgeordnete u. CNN-Kommentator Adam Kinzinger nannte Tucker Carlson einen „Verräter“, während der US-Präsidentschaftskandidat Robert Kennedy Jr. seine Unterstützung für dessen Recht, Putin zu interviewen, zum Ausdruck brachte. Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, dürfte Putins Interview mit Carlson die Amerikaner wahrscheinlich kaum dazu bringen, ihre Meinung über den Krieg in der Ukraine zu ändern.
Der dt. Journalist Demian van Osten von "tagesschau.de" war der Meinung, dass Carlson, Mitglied der Republikan. Partei, bei dem Interview ein
überforderter u. unwissender Stichwortgeber" Putins gewesen sei.
Voice of America stellte fest, dass Carlson sich an der Verbreitung russ. Desinformation u. Propaganda beteiligt habe u. das Interview selbst eine Kombination aus kurzen Fragen u. langen, weitschweifigen Antworten sei. Eigentlich liess sich Carlson bereitwillig in die Falle des Kremls locken, wo er für die skrupellose Putin-Propaganda dreist u. zynisch missbraucht wurde /osteuropa.ch/.
Russland: Russ. staatliche u. regierungsnahe Medien wie RIA Novosti, TASS, Vedomosti, Kommersant u. Rossijskaja gazeta hoben das Interview mit Putin auf ihren Titelseiten hervor. Darüber hinaus machten staatliche russ. Nachrichtenagenturen auf die Veröffentlichung von s. Elon Musk aufmerksam, der das Interview erneut veröffentlichte u. schrieb, dass er es sich auch ansehem werde. Der stv. Vorsitzende des Sicherheitsrats RF s. Dmitrij Medvedev, berühmt u. berüchtigt geworden als einer der schärfsten u. abscheulichsten Kreml-Propagandisten, sagte, Putin habe „der westlichen Welt so sorgfältig u. detailliert wie möglich erklärt, warum es keine Ukraine gab, keine gibt u. keine geben wird“. Der kremlnahe, von der EU wegen Verbreitung von Desinformation sanktionierte "Telegram"-Kanal "
Rybar" des russ. Militärbloggers s. Mikhail Zvinchuk hielt fest, dass das Gespräch „den Effekt einer explodierenden Bombe“ gehabt habe. Die Autoren des Kanals glauben, dass das Interview im Voraus geplant u. organisiert wurde, u. verwiesen auf die „vielschichtigen u. nicht offensichtlichen Andeutungen u. Hinweise“. Kremlsprecher Dmitrij Peskov sagte, der Westen werde Putins Interview mit Carlson sorgfältig analysieren; der Kreml habe das Interview nicht im Voraus koordiniert. Nach der Veröffentlichung des Interviews habe die Präsidialverwaltung „mehrere Dutzend Anfragen“ für ein Interview mit Putin von internationalen Medien erhalten. Nicht staatlich kontrollierte russ. Medien machten auf [zahlreiche] Fehler u. Ungenauigkeiten in Putins Interview sowie auf die [fragwürdige] Art u. Weise aufmerksam, wie russ. Propagandisten über das Ereignis berichteten. Am 14. Feb. äusserte [der feige Zyniker] Putin in einem Interview mit dem russ. Staatsfernsehen seine Enttäuschung darüber, dass Carlson keine „sogenannten harten Fragen“ stellte, zumal er, Putin, doch gerne die Möglichkeit hätte erhalten wollen, „scharfe Antworten zu geben“. Ihm zufolge habe Putin deshalb „keine volle Zufriedenheit mit diesem Interview“ erfahren".
Andere: Auch Putins Bemerkung, Polen habe Hitler dazu provoziert, den Angriff auf das Nachbarland im Osten zu starten, die zum 2. Weltkrieg führte, warf bei internationalen Kommentatoren viele Fragen auf. Die bekannte Russland- u. Putin-Buchutorin s. Masha Gessen, u. der renommierte Historiker s. Timothy Snyder interpretierten diese Bemerkung - wohl etwas überdehnt - als Unterstützung für Nazi-Deutschland seitens des Präsidenten RF. [osteuropa.ch: es geht nicht um die Unterstützung von NS-Deutschland durch Putin an sich, sondern vermutlich viel mehr um die mögliche Nachahmung von polit. NS-Methoden u. -Praktiken durch ihn, insbes. Hitlers, der für Putin möglicherweise eine Art Führervorbild darstellt.]
Nabila Massrali, eine Sprecherin des Europäischen Auswärtigen Dienstes der EU, sagte: „Wir haben in Putins Interview nichts Neues gesehen. Er wiederholte die alten Lügen, Verzerrungen u. Manipulationen. Und er zeigte eine sehr feindselige Haltung gegenüber dem Westen, was nichts Neues ist.“
Die chinesische The Global Times, ein Sprachrohr des offiziellen Organs des ZK der KP Chinas, der Tageszeitung People’s Daily, holte weit aus, indem sie auf ihre Weise feststellte, dass „die Angriffe amerikan. Politiker u. Medien auf Carlson [nach dem Interview mit Putin] die tief verwurzelte "Verleugnung [bzw. Verneinung, otricanie] Russlands“ in der  amerikan. polit. Elite“ widerspiegeln“; die ihr ebenso innewohnenden Vorurteile hinsichtlich rassischer, kultureller u. Machtüberlegenheit stellten nicht nur die grösste Herausforderung für die amerikan.-russ. Beziehungen, sondern auch eine Quelle des geopolit. Chaos dar.“
Nach dem Interview nannte Tucker Carlson Putin einen intelligenten Mann u. sagte, dass die Ablehnung Russlands durch den Westen den russ. Präsidenten „zutiefst verletzt“ habe [osteuropa.ch: Selbstverständlich ist das kompletter Unsinn; es handelt sich hierbei um eine Ablehnung des Westens durch Russland, insbes. durch Putin persönlich]. Laut dem Journalisten ist Russland an der Expansion nicht beteiligt, weil es bereits „so riesig“ sei u. „die ideolog. Lügner, die das [US-]Aussenministerium leiten“, aus Putin Hitler machen wollen. Carlson fügte hinzu, dass Russland die [völkerrechtswidrig annektierte] Halbinsel Krym nicht im Interesse eines Friedensabkommens mit der Ukraine abtreten werde. Dem Journalisten zufolge sei der Präsident RF verletzt, dass der Westen seine Position nicht akzeptiert habe: „Seine Augen leuchteten, als wir über die Ablehnung Russlands durch den Westen sprachen, wir redeten wahrscheinlich mehr als eine Stunde lang“ [darüber. osteuropa.ch: Es ist beileibe nicht das Problem des Westens, dass ein Putin sich wegen der angeblichen Ablehnung Russlands durch den Westen - eine reine Behauptung u. Fiktion Putins, der alle Fakten umdreht u. ins Gegenteil verkehrt - verletzt fühlt]. Später nannte Carlson Putins Worte über die „Entnazifizierung“ der Ukraine dennoch u. immerhin eines der dümmsten Dinge, die er je gehört habe, u. „die Ukrainer Nazis zu nennen, sei kindisch“.

Interview mit Pavel Durov: Am 6. April 2024 wurde bekannt, dass Tucker Carlson den Gründer des russ. sozialen Netzwerks "VKontakte" u. des russ. Instant-Messaging-Diensts "Telegram" u. russ. Unternehmer s. Pavel Durov interviewte. Durov selbst gab dies in seinen sozialen Netzwerken bekannt. Laut Durov führte Carlson bereits im Februar desselben Jahrs ein Interview mit ihm, das 3 Stunden dauerte. In seiner Ankündigung des Interviews mit Tucker Carlson 2 Monate nach den Dreharbeiten, am 16. April 2024, erklärte Pavel Durov in seinem "Telegram"-Kanal, dass er sich für das Interview entschieden, weil er „als Leader einer politisch neutralen Plattform verpflichtet sei, mit Journalisten zu kommunizieren, die unterschiedliche polit. Ansichten vertreten“, u. nannte Carlson „einen bekannten Konservativen“. Er habe sich aber auch mit einem „Journalisten mit liberalen Ansichten“ unterhalten, ohne den Namen zu nennen. Das Interview mit Carlson fand am Hauptsitz der "Telegram Corporation" in Dubai, VAE, statt. Eine fast 1-stündige Version des Interviews wurde als Premiere am 17. April 2024 im Videoformat im Streamingdienst "Tucker Carlson Network", teilweise in seinem "Telegram"-Kanal u. auf "YouTube" veröffentlicht.
Bis Mitte Juli 2024 hatte das Interview auf Carlsons "YouTube"-Kanal etwa 3,4 Mln. Aufrufe, 151 Tsd. Likes u. 19 Tsd. Kommentare verzeichnet. Ausführlicher zum Inhalt s. den Eintrag zu Pavel DUROV auf der Seite D2 dieses Lexikons.)

CASSIS, Ignazio II III IV V VI VII VIII IX X (1961-, Schweizer Arzt /Dr. med./ u. Politiker der Schweizer Partei FDP. Seit Nov. 2017 Schweizer Bundesrat aus dem Kanton Tessin/Ticino, Vorsteher des Eidgenöss. Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA, Bundespräsident 2022. Bereits 2018 kamen diplomat. Spannungen mit Russland auf, als bekannt wurde, dass einige russ. Diplomaten im Zusammenhang mit nachrichtendienstlichen Aktivitäten in der Schweiz nicht akkreditiert wurden.
Rolle u. Aktivitäten in Bezug auf Russland im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg: Schon im Juni 2019 sprach BR Cassis mit dem Aussenminister RF s. Sergej Lavrov in Moskau über den Ukrainekonflikt.
Die Schweiz u. Russland pflegten eine solide bilaterale Beziehung. Auch wenn die Standpunkte manchmal unterschiedlich seien, habe man einen guten Austausch. Der russ. Aussenminister unterstütze die Werte des Europarats, welche die Grundfreiheiten wie Meinungs- u. Versammlungsfreiheit schützten", liess Cassis verlauten. In Bezug auf die Ukraine besprach Cassis mit seinem russ. Amtskollegen u.a. die Situation der Gefangenen in jenen Gebieten, die nicht von der ukrain. Regierung kontrolliert würden. Am Vortag hatten die beiden Aussenminister an der offiziellen Eröffnung der neuen Schweizer Botschaft in Moskau teilgenommen. Im Juni 2021 war Cassis als CH-Aussenminister für die Organisation der Gipfelkonferenz der Präsidenten der USA u. Russlands s. Joe Biden u. V. Putin in Genf zuständig. Als CH-Bundespräsident von 2022 wurde er vom Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unmittelbar überrascht, wozu er in der Folge im Namen der CH-Regierung mehrmals dezidiert gegen Russland Stellung nahm u. den militär. Grossangriff Moskaus auf die Ukraine als schweren Bruch der UN-Charta u. des Völkerrechts aufs Schärfste verurteilte. Dadurch wurden die bisher recht guten schweiz.-russ. Beziehungen schwer belastet u. die CH-Neutralität strapaziert. Noch im Vorfeld des ungeahnten russ. Angriffs auf die Ukraine wollte der Aussenminister RF Sergej Lavrov von Bundesbern wissen /II/, wie die Schweiz zur russ. Sichtweise einer europäischen Sicherheitsordnung steht. Zunächst reagierte die CH-Regierung zwar noch eher zurückhaltend auf die Ereignisse, um dann eine klare Haltung gegen Russland als eindeutigen Aggressor u. für die Ukraine als Kriegsopfer einzunehmen. Am 28. Feb. sprach Cassis auf einer PK in Bern von „Krieg" u. sagte, dass der „russ. Angriff auf die Ukraine ein Angriff auf die Souveränität, die Freiheit u. die Demokratie sowie auf die Zivilbevölkerung u. auf die Institutionen eines freien Landes" sei. Dies sei „völkerrechtlich, politisch u. moralisch nicht hinzunehmen". Die Schweiz übernahm seither die EU-Sanktionen gegen Russland vollständig; explizit erwähnte Cassis die Finanzsanktionen gegen die russ. Oligarchen sowie gegen Präsident RF V. Putin, PM RF s. Mikhail Mishustin u. Aussenminister RF s. Sergej Lavrov. Die Übernahme der EU-Sanktionen sei ein einmaliger Schritt für die Schweiz". Diese Entscheidung des Bundesrats, so gegen Russland aufzutreten, wurde nicht nur von einzelnen Exponenten der SVP kritisiert. Moskau reagierte gereizt u. verärgert u. setzte die Schweiz auf die Liste der "unfreundlichen Staaten" /II/. In einem Interview mit der welschen Zeitung Le Matin Dimanche betonte Cassis mit dem ihm eigenen Humor, dass die Schweiz ja „etwas weniger unfreundlich als andere Länder“ sei, denn „wir haben keine Diplomaten ausgewiesen u. die russ. Medien nicht verboten“. Im März trat Cassis auf dem Berner Bundesplatz bei einer Ukraine-Kundgebung auf, von wo aus er dem ukrain. Präsidenten s. Volodymyr Zelenskyj in Kiev zurief: „Volodymyr, mein Freund, wir bewundern dich u. stehen hinter dir u. deinem Volk.“ Da Zelenskyj zu dieser Zeit aus verständlichen Gründen selbst nicht in die Schweiz reisen konnte, verglich Cassis die Videoübertragung auf dem Bundesplatz mit einem eigentlichen Staatsbesuch. Ausserdem rief BP Cassis in einem Telefonat den russ. Aussenminister Lavrov auf, den Ukrainekrieg auf diplomat. Weg zu beenden. In einem SRF-Interview vom April sagte Cassis, es sei seine Pflicht als BP gewesen, den ukrain. Präsidenten zu empfangen, wenn auch auf diese aussergewöhnliche virtuelle Weise. Zur Frage der russ. Spione in der Schweiz erklärte Cassis in der SRF-"Samstagsrundschau" übrigens, dass die Schweiz solches Personal von der russ. u.a. diplomat. Vertretungen nicht einfach ausweisen könne oder wolle, solange kein triftiger Grund dafür vorliege bzw. eine gewisse Grenze des Tolerierbaren nicht überschritten werde. Im April kritisierte s. Marija Zakharova, die unzimperliche u. rabiat auftretende Sprecherin des russ. Aussenministeriums MID, in einem von der russ. Botschaft in Bern verbreiteten Tweet den Bundesrat u. v.a. BP Cassis heftig u. schlug einen ungewöhnlich scharfen Ton an. Russland verurteile die von der CH-Seite gemachten einseitigen" aussenpolit. Äusserungen „aufs Schärfste" u. „fordere Bern auf, das sich als neutraler u. ‹ehrlicher Makler› zu positionieren versucht, nachdrücklich dazu auf, objektiv u. treulich mit den Fakten umzugehen". Dabei fielen Zakharova u. ihr nicht minder scharfzüngiger Chef Lavrov als zwei international berüchtigte Sekundanten der Politik des Kremls wegen ihres durchschaubaren Umgangs mit "alternativen Fakten" u. ihrer höchst einseitigen u. verzerrten Betrachtung der polit. Dinge u. Ereignisse selbst als wenig glaubhafte diplomat. Akteure auf. Später, v.a. nach den Massakern von Butscha, forderte Bundesbern auch eine Aufklärung der in der Ukraine mutmasslich begangenen Kriegsverbrechen. In Teilen der CH-Presse u. -Politik wurde die Ansicht vertreten, dass die Schweiz wegen der von ihr mitgetragenen EU-Sanktionen gegen Russland unter Druck geraten sei u. dass sie sich dennoch etwa bei der Aufspürung u. Sperrung von russ. Vermögenswerten stärker engagieren sollte. BP Cassis war bemüht, die in einer freien Demokratie verschiedenartig geäusserte Kritik aufzufangen, u. erklärte bei verschiedenen Gelegenheiten vor der Öffentlichkeit seine Position u. die Haltung der CH-Regierung in Bezug auf den russ. Krieg gegen die Ukraine. Im Mai rechtfertigte u. verteidigte er die Umsetzung der Sanktionen gegen Russland. Dabei handle es sich nicht um einen Alleingang der Schweiz, sondern man arbeite diesbezüglich eng mit der EU zusammen. Dieses Vorgehen der Schweiz sei zu 100% kompatibel mit der Neutralität des Landes u. werde weltweit positiv aufgenommen, nicht zuletzt auch in der Ukraine selbst. Zur verwendeten Terminologie rund um das Thema "Krieg" sagte Cassis in der besagten SRF-"Samstagsrundschau": Als Bundespräsident u. Vertreter einer staatl. Institution könne er nicht einfach Wörter wie "Krieg" oder "Kriegsverbrechen" benutzen, denn diese Begriffe seien genau reguliert u. nach dem Völkerrecht definiert. Aus diesem Grund habe er diese Begriffe vermieden u. etwa von  „bewaffnetem Konflikt", militär. Intervention", russ. Vorgehen", Situation in der Ukraine", mutmasslichen Kriegsverbrechen" u.a. gesprochen. Institutionen hätten nicht die gleiche Wahlfreiheit der Worte wie einzelne Parlamentarier, Journalisten oder sonstige Menschen. Institutionen müssten die Worte genau auf die Waagschale legen u. sich fragen, was die Konsequenzen seien, wenn man dieses oder jenes Wort benutzt. Die Bedeutung von Worten wie "Krieg", "Kriegsverbrechen", "Genozid", "schwere Verstösse gegen das humanitär. Völkerrecht", "mutmassliche Verstösse" usw. seien nicht beliebige Begriffe, sondern widerspiegelten Entscheide von unabhängigen Gerichtshöfen; es müssten Auflagen erfüllt werden, damit diese Begriffe korrekt verwendet werden. Er, Cassis, könne sie wohl als Einzelbürger benutzen, aber nicht als Bundespräsident oder EDA-Vorsteher. Das EDA müsse als Institution diplomat. Zurückhaltung üben, denn in der Diplomatie sei man sehr präzise mit der Wortwahl. ... Gemäss Wortdefinition sei es beim Begriff "Krieg" eben nicht so klar; ein Krieg sei im Völkerrecht so definiert, dass dieser auch mit einer Kriegserklärung verbunden sein müsse. Eine solche habe es im Fall des russ. Angriffs auf die Ukraine gar nie gegeben. Später, am 19.3., sprach Cassis in einem Gastkommentar dann selbst von einembrutalen Angriffskrieg". Auch der Begriff "Kriegsverbrechen" bzw. das Vorliegen eines solchen sei das Resultat eines Entscheids eines unabhängigen Gerichtshofs, erläuterte Cassis weiter. Deshalb habe er von mutmasslichen Kriegsverbrechen" gesprochen. Auch wenn er als Mensch zutiefst erschrocken, wirklich wortlos" gegenüber dem gewesen sei, was wir gesehen hätten /Butscha II III IV usw./, sind wir als EDA-Vertreter nicht gewöhnliche Menschen, die sich einfach frei äussern können. Wir stellen eine Institution dar, die international beobachtet wird, u. wir müssen die Dinge korrekt machen, um die Glaubwürdigkeit der Schweiz zu gewährleisten. Wenn die Schweiz sich nicht an das Völkerrecht hält, auch sprachmässig, dann bricht sie das Recht, zumal gleichzeitig Russland dafür verurteilt wird, dass es das Völkerrecht massiv gebrochen hat; wir dürfen nicht den gleichen Fehler machen." Die Journalistin bemerkte dazu, dass es ausgerechnet die FDP-Bundesräte gewesen seien, die [bei der Verurteilung des russ. Kriegs gegen die Ukraine] eine gewisse Zurückhaltung an den Tag gelegt hätten, wobei Cassis diese Verbindung bestritt. Im Mai sagte er in einem Interview mit 20min.ch, dass er am 24. Feb., als der Krieg begann, um 4 Uhr morgens geweckt worden sei, um über die Lage informiert zu werden. Zum Thema des in der Schweiz hinterlegten russ. Geldes sagte er, es sei „nicht [deshalb] schlimm, weil es russisch[es Geld] ist, sondern weil es den [russ.] Oligarchen gehört; ergo ist die Frage, wieviel von [diesem] russ. Geld den Oligarchen gehört u. warum [es] den Oligarchen [gehört], zumal wir wissen, dass sie direkt in diesen Krieg involviert sind." Man habe bisher 8 Mrd. dieser Gelder - von schätzungsweise insgesamt ca. 200 Mrd. -, die in der Schweiz seien u. in Verbindung mit Oligarchen stünden, eingefroren; alle anderen Gelder seien Gelder von Bürgern, die die Freiheit hätten, Geld in der Schweiz zu haben. Eine Möglichkeit beim Wiederaufbau der Ukraine sei, das eingefrorene russ. Geld dafür zu benutzen. Ein solches Vorgehen würde man aber Enteignung nennen, wofür es eine besondere Gesetzesregelung bräuchte. Diese Diskussion habe der Bundesrat noch nicht geführt u. eine solche Regelung müsse international koordiniert werden. Zur Frage, ob die Schweiz genug getan habe, um als Vermittlerin zwischen Russland u. der Ukraine beizutragen, wies Cassis darauf hin, dass die Schweiz vor dem Ausbruch des Kriegs sich diplomatisch darum bemüht habe, etwa anlässlich des Blinken-Lavrov-Treffens in Genf, einen Krieg zu verhindern. Während des Kriegs habe die Schweiz klare Stellung etwa zugunsten des humanitären Völkerrechts bezogen u. sei deswegen von Russland auf die Liste "unfreundlicher Länder " gesetzt worden. In dieser Phase sei es kaum möglich, als Schweiz eine grosse Diplomatie machen zu können. Die Schweiz unterstütze aber die Türkei bei diesen Bemühungen. Nach Kriegsende könne die Schweiz dann allenfalls wieder eine bedeutende diplomat. Rolle als Vermittlerin spielen. Die Schweiz könne in diesem Bereich aber nur dann etwas tun, wenn beide Kriegsparteien wollten, dass die Schweiz etwas für sie tun möchte. Die Schweiz stehe während allen 3 Phasen des Konflikts in Kontakt mit Russland. Als Reaktion auf eine diesbezüglich skeptische Meldung aus dem Publikum versicherte Cassis, dass die Schweiz aber „richtig neutral" bleibe. In Bezug auf die "aktive polit. Neutralität" der Schweiz sagte er, dass der Bruch der UN-Charta u. des Völkerrechts durch Russland wegen dieser militär. Aggression gegen ein souveränes Land diesmal derart gross sei, dass „wir als Schweiz nicht schweigen konnten, weil das nicht den Werten unserer Verfassung entspricht". Diesen Bruch habe man sehr laut u. stark verurteilen müssen, um zu sagen, „so geht es nicht, so können wir die Welt nicht in Ordnung halten". Dies habe z.T. den Eindruck geweckt, dass die Schweiz ihre Neutralität verloren habe - das sei aber überhaupt nicht der Fall. Die Schweiz habe Sanktionen aufgrund von Gesetzen erlassen, die vom Schweizer Volk bei Abstimmungen angenommen worden seien. Der Bundesrat sei verpflichtet, UN-Sanktionen umzusetzen u. er könne auch EU-Sanktionen umsetzen, wenn er der Meinung ist, dass es richtig sei, sie umzusetzen. Was die CH-Firmen in Russland betreffe, sei es ihr freier Entscheid, in diesem Land weiterhin tätig zu sein oder sich aus ihm zurückzuziehen. Was seine eventuelle Reise nach Kiev angehe, sei für ihn der polit., symbol. Akt der physischen Präsenz vor Ort im Moment zweitrangig; es habe keinen Sinn, in die Ukraine zu fahren, da er mit Zelenskyj in gutem telefon. Kontakt stehe. Ein anderer Streit entstand u. löste eine geharnischte Reaktion von russ. Seite /II/ aus, als Cassis im April in einer luxemburg. Zeitung das Ende der Ära verkündete, in der seit Ende des 2. WKs kein einziges souveränes u. demokrat. Land in Europa angegriffen wurde". Das Aussenministerium RF beeilte sich, den CH-Bundesrat daran zu erinnern, dass die „Grundlagenaushöhlung der Nachkriegszeit u. die Zerstörung des Völkerrechtssystems aus den Bomben- u. Raketenangriffen der Nato auf friedliche jugoslavische Städte 1999 resultierten". Am Rande eines Anlasses sagte Cassis Ende Juni in Zürich, dass zwar „der Krieg eines Tages vorbei sein wird, dass Russland aber nicht von der Landkarte verschwinden" werde. Im Sinne der von ihm definierten „kooperativen Neutralität" wolle er als CH-Aussenminister die Leitungen nach Moskau offenhalten, denn „grundsätzlich ist es richtig u. wichtig, dass die Schweiz ihre diplomat. Kanäle auf alle Seiten hin offen hält, auch gegenüber Russland". Es „wäre Realitätsverweigerung", dies nicht einzusehen. Als Cassis im Juli 2022 in Lugano, Schweiz, als Gastgeber eine internationale Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine /II III IV/ nach dem Krieg eröffnete, an der auch eine grosse Delegation aus der Ukraine selbst teilnahm, reagierte Russland, das zu dieser Konferenz nicht eingeladen wurde, erwartungsgemäss kaum beeindruckt darauf. An dieser Konferenz westlicher Staaten sollte im Rahmen einer Serie weiterer Konferenzen zusammen mit der Ukraine der Wiederaufbau des Landes erörtert u. geplant werden. Der ukrain. Präsident konnte aus nachvollziehbaren Gründen selbst nicht nach Lugano reisen u. wurde vom PM u. Parlamentsvorsitzenden der Ukraine vertreten. Cassis zeigte sich zufrieden über die Ergebnisse der Konferenz, die die "Erklärung von Lugano" angenommen hatte. Die Korruption in der Ukraine sei ein reales Problem, an dessen Lösung im Rahmen der Reformen u. des Wiederaufbauprogramms gearbeitet werde, sagte Cassis. In Bern waren zu dieser Zeit mehrere Rechtshilfeersuche aus Kiev eingegangen, in denen die Ukraine die Schweiz um Unterstützung bei Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen bat. Am 1. Aug. 2022 gratulierte Präsident Putin Cassis zum Schweizer Nationalfeiertag trotz offiziell "unfreundlicher Beziehungen" zwischen beiden Ländern. 2 Tage später verkündete Bern, dass die Schweiz die neuen EU-Sanktionen im Bereich von Gold u. Golderzeugnissen gegen Russland in Kraft gesetzt habe. Offiziell war von Seiten Bundesberns jetzt von der „anhaltenden russ. Militäraggression" in der Ukraine die Rede. Als Moskau im Aug. bei der Frage abwinkte, ob die Schweiz als Schutzmacht /II/ die Interessen der Ukraine in Russland vertreten soll, wie dies von Kiev vorgeschlagen oder gewünscht wurde, reagierte Cassis gelassen. Ein Nein aus Moskau heute müsse morgen nicht unbedingt auch ein Nein sein, gab der Aussenminster zu bedenken. Der Bundesrat habe nicht erwartet, dass sich Moskau dafür bedanke, dass die Schweiz die Sanktionen übernommen hat, so Cassis weiter. Ab jetzt behauptete Russland, dass die Schweiz kein neutraler Staat mehr sei, weil sie sich den Sanktionen angeschlossen habe. Im Rahmen des 2. Gipfels der "Krym-Plattform" vom Aug. 2022 wiederholte  BP Cassis in einer Videobotschaft im Chor mit zahlreichen anderen westl. Staaten, dass die Schweiz die Militäraggression Russlands gegen die Ukraine verurteilt, u. bekräftigte die unerschütterliche Unterstützung der Schweiz für eine der Ukraine angehörenden Krym. Russland müsse seine Truppen unverzüglich aus der Ukraine abziehen u. die territoriale Integrität der Ukraine sei wiederherzustellen. Dabei berief sich der Magistrat auf die "Erklärung von Lugano" vom Juli 2022. Der ukrain. Botschafter in Bern zeigte sich dankbar für diese Haltung. In seiner Rede an der UN-Vollversammlung im Sept 2022 in New York verurteilte Cassis den Krieg vehement. Er sei erschüttert über die Aggression Russlands, die gegen die elementarsten Grundsätze der UN-Charta verstosse. Das russ. Aussenministerium veröffentlichte ein Bild, auf dem Lavrov u. Cassis händeschüttelnd posieren u. Cassis mit einem /diplomat. üblichen/ Lächeln in die Kamera schaut u. zwar am Tag  der Bekanntgabe der russ. Mobilmachung. Das Bild sorgte vielerorts für aufgeblasene Kritik u. Unverständnis unter CH-Aussenpolitikern /II III/. Dem BR wurde vorgeworfen, dass er in die Falle der russ. Propaganda gefallen sei. Die geplanten /Schein/Referenden in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine bezeichnete er als rechtswidrig, also illegal. Auf der anderen Seite forderte der russ. Aussenminister Lavrov bei einem Treffen mit BP Cassis am Rande der UN-GV in New York die Schweiz auf /II/, wieder zu ihrer Neutralitätspolitik" zurückzukehren. Anlässlich des ersten Treffens der "Europ. Polit. Gemeinschaft" in Prag sagte Cassis am 6. Okt. 2022: „Es gibt ein gemeinsames Verständnis darüber, dass Russland im Moment den ganzen europ. Kontinent mit [dem Mittel] der Energie als Waffe, der Energielieferung u. der Migration destabilisiert." /II/ Am 20. Okt. besuchte Cassis überraschend die Ukraine für 24 Std. im Krieg, wo er verschiedene hochrangige Regierungsvertreter traf, darunter Präsident Zelenskyj selbst. An der Ukraine-Recovery-Wiederaufbaukonferenz in Berlin, Deutschland, vom 25. Okt. betonte Cassis, dass der Ukraine mittel- u. langfristige Perspektiven geboten werden müssten, u. forderte schnelle Antworten, um einen "Marshall-Plan" für das kriegszerstörte Land auf den Weg zu bringen. Am 1. Nov. beriet der Bundesrat über ein neues Hilfspaket von bis zu 100 Mln. CHF für die Ukraine. Nachdem am 15. Nov. zwei - wohl fehlgeleitete - Luftabwehrraketenteile aus ukrain. Richtung auf polnischem Gebiet eingeschlagen waren, was zwei Todesopfer zur Folge hatte, zeigte sich Cassis sehr beunruhigt über die jüngste Entwicklung im Ukrainekrieg. Im Jan. 2023 kritisierte er in seiner ersten Stellungnahme für die Schweiz als gewähltes Mitglied im UN-Sicherheitsrat den russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine als eklatanten Rechtsbruch gegen die Grundsätze der UN-Charta. Am WEF 2023 traf Cassis s. Olena Zelenska, die Ehefrau des ukrain. Präsidenten.  Ende Jan. 2023 wies das CH-Bundesgericht ein Rechtshilfeersuchen Russlands bezügl. der vorsorglichen Sperrung von russ.Bankguthaben ab bzw. sistierte es, u. entschied, dass die Sperrung aufrecht erhalten bleibt. Von CH-Bankenvertretern kam Widerspruch /II III/. Anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz vom Feb. 2023 sah Cassis kurz- mittelfristig keine Lösung des Ukrainekriegs in Sicht, u. momentan keinen Raum für Ukraine-Verhandlungen". Im Feb. 2023 kündigte der Bundesrat ein neues Ukraine-Hilfspaket von 140 Mln. CHF an. Hingegen wurde eine Militärhilfe neutralitätspolitisch als problematisch eingeschätzt. An einer "dringlichen Sondersitzung der UN-Generalversammlung in New York vom Feb. 2023 verurteilte BR Cassis erneut die Aggression Russlands gegen die Ukraine u. rief zu einer dauerhaften Friedenslösung in der Ukraine auf. Anfang März 2023 wurde das Kuriosum bekannt, dass die Ehefrau von Ignazio Cassis eine «Putin-Ärztin» bzw. angebliche Geliebte Putins, die Putins Kinder betreut haben soll, bis zu ihrem Tod gepflegt. Das Verhältnis zwischen Moskau u. Bern war zerrüttet. Lavrov störte sich am Setting, wie die Schweiz ihre Friedensinitiativen aufzugleisen versucht, indem es zuerst die Ukraine u. die ganze Welt mobilisiert u. Russland erst danach in dem Prozess berücksichtigen will - ein solches Vorgehen sei Lavrov zufolge ohne Perspektiven". Nachdem die Schweiz im Mai 2023 den Vorsitz im SR der UN eingenommen hatte, leitete Cassis in diesem Gremium eine Debatte, in der der Aufbau von Vertrauen sowie die Schaffung u. Sicherung von Frieden im Zentrum stand. An der 2. Ukraine Recovery Conference in London, GB /II III/ vom Juni 2023 sagte Cassis der Ukraine weitere Unterstützung zu; die Schweiz werde sowohl in Notfällen als auch beim Wiederaufbau helfen /II/. Vor der Eröffnung des WEF 2024 diskutierten in Davos auf Einladung der Schweiz u. mit der Teilnahme von BR Cassis 83 Länder über die Punkte des ukrain. Friedensplans, wobei die Schweiz wünschte, dass in einem nächsten Schritt China u. Russland einbezogen werden /II/. Zur Frage der Verwendung eingefrorener russ. Oligarchengelder sagte Cassis in Davos: Wer Schäden anrichtet, sollte auch dafür aufkommen." Derzeit fehle in der Schweiz zwar der rechtliche Rahmen, um die eingefrorenen Gelder zu beschlagnahmen. Aber dieser sei veränderbar, so Cassis. Obwohl festgestellt wurde, dass die Positionen Kiev u. Moskau derzeit kaum zu vereinbaren seien, gab sich der CH-Aussenminister optimistisch. Auf der Suche nach Frieden sagte Cassis, dass der Beitrag Russlands wäre, mit dem Schiessen aufzuhören". In Davos sagte Cassis gegenüber der Presse, dass es ohne Russland keine Friedenskonferenz geben werde, die zu einem Waffenstillstand führt. Russland müsse den Einsatz von Waffen beenden u. auch es müsse den richtigen Schritt zum richtigen Zeitpunkt machen". In dieser Phase verriet Cassis erstmals mehr Details zu Vorstellungen des Bundes über eine Ukraine-Friedenskonferenz, die noch im laufenden Jahr in der Schweiz auf der Ebene von Präsidenten oder Regierungschefs stattfinden soll. Nach dem WEF traf Cassis Aussenminister Lavrov noch im selben Monat in New York, um den Dialog mit Russland zu fördern. In dem fast 1-stündigen bilateralen Treffen, in dem „über Krieg und Frieden" gesprochen worden sei. Das Gespräch mit Lavrov sei „absolut friedlich" verlaufen, obwohl „das nicht heisse, dass wir das Gleiche meinten oder die gleichen Erwartungenhatten". Aber Cassis erhielt einen diplomat. Korb, eine Schelte von Lavrov: Der für Juni geplante Ukraine-Friedensgipfel auf dem Bürgenstock wurde von dem hocharroganten russ. Aussenpolitiker, natürlich auf Geheiss des Kremls, als einseitig scharf kritisiert. Da Russland über die Rolle der Schweiz im Ukrainekrieg zutiefst verärgert ist, soll Cassis einer Interpretation der Presse zufolge mit seinen Friedensanliegen bei Lavrov abgeblitzt sein. Im April 2024 erklärte Lavrov gegenüber russ. Radiosender, die Schweiz habe sich von einem neutralen Land in ein "offen feindseliges Land" verwandelt. Im April 2024 erläuterte BR Cassis gegenüber SRF den Sinn u. die Erwartungen an die Bürgenstock-Konferenz. Ausserdem sagte er, dass Russland schon 2x, im Feb. /eigtl. im Jan./ u. April, im voraus negativ auf eine Einladung reagiert u. sein Desinteresse an einer Teilnahme angemeldet habe, obwohl noch gar keine Einladungen verschickt worden seien. Aber es sei unbestritten, dass Russland an Bord eines Friedensprozesses sein" müsse. Als bekannt wurde, dass ein Russe in der Schweiz Waffen beschaffen wollte, wurde von Seite der Mitte-Partei auf BR Cassis Druck ausgeübt, der Aussenminister solle härter gegen Agenten vorgehen, während rechte Politiker vor Aktivismus warnten. Auch an der 3. Ukraine Recovery Conference in Berlin, Deutschland, /II III/ vom Juni 2024 nahm BR Cassis als offizieller Vertreter der Schweiz teil. Für den im Juni 2024 stattfindenden "Friedensgipfel" auf dem Bürgenstock in der Zentralschweiz wollte Cassis für Russland die Tür weiterhin offen lassen u. bemühte sich, es doch noch auf den Bürgenstock zu bringen, aber Moskau zelebrierte kaltschnäuzig sein Desinteresse, weswegen es keine offizielle Einladung von Seiten der Schweiz gab. Die russ. Seite drehte den Spiess wie üblich um und sprach von einer Ausladung. Der Kreml tat alles, um möglichst viele Länder u. Akteure vom Treffen fernzuhalten u. sprach von einer absurden Versammlung u. Zeitverschwendung". An einer Medienkonferenz erklärte Cassis einen zweiten Grund, warum Russland am Gipfel fehlen werde, denn Präsident Zelenskyj habe verlautet, dass er Russland nicht mit am Konferenztisch haben möchte. Um wegen der höchstrangigen Abwesenheit der wichtigsten Weltplayer wie China, Russland, Indien, Brasilien, aber auch die USA, usw., ein drohendes Fiasko der Bürgerstock-Ukrainekonferenz zu vermeiden, hiess es etwa in der NZZ, dass Viola Amherd, CH-Bundespräsidentin 2024 u. Initiatorin der Konferenz, u. CH-Aussenminister Ignazio Cassis, die auf dem Bürgerstock die Dinge ihrer spektakulären Konferenz mit 90 Staaten u. Organisationen lenkten, eigentlich mehr um das Ansehen der Schweiz u. um ihr eigenes, persönliches Ansehen kämpften, währenddessen die russ. Armee nur noch härter auf die Ukraine zuschlug. Die Presse sprach trotz des guten Willens von Seiten der Schweiz von "ausser Spesen nix gewesen", einer Konferenz mit dem Risiko einer Blamage oders eines Flops für die Schweiz, während etwa die Juso Schweiz von einem Gipfel der Heuchelei" sprach. Diverse internationale Russland- u. Politikexperten sahen den Erfolg der Konferenz, die eine Art "Stunde null" im Ukraine-Friedensprozess sein sollte u. den Cassis u. Amherd erwartungsgemäss für sich u. die Schweiz verbuchen sollten, schon im voraus kritisch /II III IV, weitere Berichte hier/. Die Schweiz konnte Zelenskyjs Hoffnungen in der Tat aber nicht erfüllen, zumal es nach dem offiziellen Programm hauptsächlich um die drei Rahmenthemen humanitäre, nukleare u. Ernährungssicherheit ging. Die Abschlusserklärung war dann auch entsprechend auf diese Themen fokussiert. In der russ. Presse herrschte überschwängliche Häme u. Schadenfreude über den angeblichen totalen Misserfolg des Gipfels. Nach der immerhin weltweit beachteten Bürgerstock-Konferenz traf Cassis im Juli 2024 in New York erneut seinen russ. Amtskollegen Lavrov im Rahmen des russ. Vorsitzes im RF der UN, um ihn über den "Friedensgipfel" zu informieren. Im Aug. 2024 unterzeichneten BR Cassis u. sein italien. Amtskollege Aussenminister Antonio Tajani anlässlich ihres offiziellen Treffens in Locarno, Schweiz, eine Erklärung /III IV/, in der sie bekräftigen, dass die beiden Länder in engem Kontakt bleiben werden, um gemeinsam die bestmöglichen Bedingungen für einen 2. Ukraine-Friedensgipfel zu schaffen, an dem die Parteien, einschliesslich Russland, u. alle interessierten globale Akteure teilnehmen.)

CHAPMAN-(KUSHCHENKO), Anna (Vasilevna) I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX mehr Bilder&Fotos II III IV (1982-, ehem. russ. Geheimdienstagentin, die unter dem Deckmantel einer Geschäftsfrau russ. Herkunft in den USA operierte, 2010 von den US-Behörden verhaftet, wegen illegaler geheimdienstlicher Aktivitäten angeklagt u. verurteilt u. in einem Agentenaustausch in ihr Heimatland abgeschoben wurde. Kushchenkos Vater Vasilij Kushchenko war sowjet. Diplomat, der zu verschiedenen Zeiten in Asien u. Afrika arbeitete. Die in Charkov, Ukrain. SSR, geb. Anna Kushchenko behauptete, ihr Vater sei ein hochrangiger KGB-Offizier /gewesen/. Laut ihrem Ex-Mann Alex Chapman „kontrollierte Annas Vater vollständig Annas Leben, u. sie war für ihn zu allem bereit". 2011 sagte der stv. russ. MP s. Sergej Ivanov, der selbst aus dem KGB der UdSSR stammte, gegenüber s. Andrej Kolesnikov, einem Kolumnisten der Zeitung Kommersant, dass er Anna seit deren Kindheit u. ihren Vater kenne, mit dem er zusammengearbeitet habe. Anna besuchte ein Gymnasium mit künstlerischem u. ästhetischem Profil in Volgograd, wo ihre Grossmutter lebte, u. trat nach dem Abitur in Moskau in die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der "Universität der Völkerfreundschaft" RUDN ein.
In Grossbritannien: Im Sommer 2001 lernte die russ. Studentin Anna während einer Touristenreise nach GB auf einer Rave-Party in London den 1979 geb. Alex Chapman kennen,
Sohn eines prominenten Geschäftsmanns, der für ein Tonstudio tätig war. 2002 kam Alex nach Moskau, wo das Paar ihre Ehe eintragen liess u. Anna den Nachnamen ihres Mannes annahm. Der brit. Zeitung Daily Mail zufolge habe sie Chapman geheiratet, um einen brit. Pass zu erhalten. Nach der Heirat setzte Anna ihre Ausbildung fort, während Alex in Moskau als Englischlehrer tätig war. Nach ihrem Uniabschluss 2003 reiste sie nach GB aus, wo sie einen Job bei "NetJets Europe" bekam, das "Warren Buffett" gehörte, u. befasste sich mitder Vermietung u. dem Verkauf von Business-Class-Flugzeugen, die nach Russland flogen, beteiligt. 2004-5 war sie für die Bank "Barclays" u. 2005-7 als Direktorin für Marketing u. Börsennotierungen beim Hedgefonds "Navigator tätig. Mit ihrem Mann half sie in GB lebenden Simbabwern, Geld in ihr Heimatland zu überweisen, zu günstigeren Konditionen als die Banken dies anboten. Dabei sollen die Gelder über verschiedene Bankkonten u. Briefkastenfirmen überwiesen worden sein. Chapman sagte der Presse, dass er u. seine Frau 2002-5 auf diese Weise „Millionen“ Pfund transferiert hätten. Der brit. Geheimdienst MI5 leitete später eine Ermittlung über die Aktivitäten ihrer Firma wegen des Verdachts auf Geldwäscherei ein. Die Beziehung zwischen Anna u. Alex verschlechterte sich bald. Laut Alex verschwand Anna bei Treffen mit russ. Freunden, u. als sie schwanger wurde, liess sie eine Abtreibung vornehmen. Schon 2005 verliess Anna ihren Ehemann u. zog in eine andere Wohnung in London, wobei das Paar sich ein Jahr später trennte. Anna soll materiellen Wohlstand angestrebt haben, den Alex ihr nicht bieten konnte. In London sei Anna laut Alex eine „arrogante u. unausstehliche“ Frau geworden, obwohl sie „extrem klug" sei, u. habe Affären mit älteren Millionären aus der Schweiz u. Amerika gehabt. Unter den reichen Leuten, die Anna in London getroffen hatte, befand sich angeblich auch der russ. Top-Oligarchen s. Boris Berezovskij. Die Chapmans liessen sich erst offiziell scheiden, als Anna beschloss, nach Moskau zurückzukehren. 2015 verstarb Alex Chapman im Alter von 36 Jahren, laut Angaben der brit. Presse von 2018, die sich auf einen gerichtsmedizin. Bericht berief, wegen Drogenmissbrauchs.
Im Kampf gegen Entlassung gleiste Anna ein eigenes Business auf, wobei sie nach eigenen Angaben „ein IT-Unternehmen gründete u. eine bahnbrechende Technologie entwickelt, die niemand sonst auf der Welt hatte". Im Okt. 2006 wurde A. Chapman CEO des von ihr gegründeten Unternehmens "Property Finder Ltd", das in Russland als "Immobiliensuche" registriert wurde. Die Firma begann mit der Entwicklung eines Immobiliensuchsystems namens "Domdot.ru", das allerdings erst 2008 startete u. sich zunächst auf die Märkte Moskau, Moskauer Gebiet u. London konzentrierte, sich dann aber auch mit der Website "NYCrentals.com" auf die USA ausweitete.
Geschäftsfrau in Russland:
Ende 2006 kehrte Anna nach Russland zurück, wo sie ein Unternehmen gründete u. ein Internetportal unter der Domäne "compromat.com" errichtete, um kompromittierendes Material über Beamte zu sammeln. Laut der Zeitung Vedomosti soll Anna mehrere Mln. USD für die Eröffnung des Unternehmens erhalten haben, während Anna selbst erklärte, dass sie für das Startkapital selbst aufgekommen sei, indem sie u.a. ihren Schmuck verkauft habe. An anderer Stelle bestätigte Anna
, dass sie im Alter von 24 Jahren eine Millioneninvestition erhalten habe“. Auch die staatl. "Agentur für die Entwicklung des innovativen Unternehmertums" soll ihr einen höheren Rubel-Betrag zur Verfügung gestellt haben. Ihr Internetportal für den Immobilienmarkt brachte jedoch trotz solider finanzieller Unterstützung nicht den erwarteten Erfolg u. Anna wurde als gescheiterte Geschäftsfrau betrachtet, obwohl sie selbst diese Zeit als kommerziell erfolgreich bezeichnet habe. 2007-8 arbeitete sie als Vizepräsidentin u. Leiterin der Kundenabteilung einer Investmentgesellschaft, bei der sie sich mit Fragen der Zusammenarbeit in Russland befasste.
In den USA: Im Feb. 2010 zog Anna in die USA, um für "NYCrentals.com" zu werben u. eine Risikokapitalgesellschaft namens "TIME Ventures" zu gründen, um in russ. Startups zu investieren. Sie liess sich im Wolkenkratzer am Exchange Place 20 in Manhattan unweit der Börse nieder. Ein Fachexperte kritisierte die mangelhafte Qualität ihrer Immobiliensuchmaschine,die schon im März 2011 nicht mehr verfügbar war. Dennoch gab Anna ihre Geschäftsideen nicht auf.
Spionageaffäre:
Im Juni 2010 erhielt Anna einen Anruf von einem unbekannten Mann, der sich als „Roman“ ausgab u. behauptete, ihr Kurator vom russ. Geheimdienst zu sein. „Roman“, der in Wahrheit ein US-Geheimdienstler war, schlug Anna vor, sich mit ihr persönlich zu treffen. Anna sollte einem „illegal eingewanderten Landsmann" einen gefälschten Pass aushändigen. Der Anruf u. das Erscheinen „Romans" weckten dennoch Annas Verdacht. Anna kaufte ein Mobiltelefon unter einem fiktiven Namen u. unter Angabe einer nicht existierenden Adresse. Mit diesem Telefon telefonierte sie mit ihrem Vater Vasilij Kushchenko u. einem Freund in New York, um Rat einzholen. Beide empfahlen ihr, den erhaltenen Auftrag nicht auszuführen. Kushchenko riet seiner Tochter, den vom „Spion" erhaltenen gefälschten Pass der Polizei zu übergeben, was Anna am nächsten Tag bei einer New Yorker Polizeistation auch tat u. der Polizei alles Vorgefallene erzählte, woraufhin sie am 27. Juni
von FBI-Agenten festgenommen wurde. Die abgehörten Anrufe u. observierten Aktivitäten Chapmans zwangen das FBI, auf 10 mutmassliche Mitglieder eines russ. Geheimdienstnetzwerks in den USA zuzugreifen. Ende des Monats wurde A. Chapman zusammen mit 10 Staatsbürgern Russlands u. Perus, die wie sie festgenommen worden waren, wegen illegaler Zusammenarbeit mit ausländ. Geheimdiensten, insbes. dem russischen, angeklagt. Ihr u. den anderen wurde der Versuch vorgeworfen, heimlich Informationen über US-Atomwaffen, die Iran-Politik der USA u. über CIA-Beamte u. US-Kongressabgeordnete zu beschaffen. Wie die Presse berichtete, unterhielten sie Kontakte zu russ. Agenten, insbes. tauschte Chapman den Ermittlungen zufolge Daten über ein drahtloses Netzwerk mit einem ungenannten russ. Beamten aus. Den Ermittlungen zufolge absolvierte Chapman zusammen mit anderen Angeklagten eine entsprechende Geheimdienstausbildung in Moskau, u. sie wurde seit Anfang 2010 überwacht. Den Unterlagen der US-Staatsanwaltschaft zufolge erhielten A. Chapman u. ein gewisser Mikhail Semenko 2009 vom Hauptquartier des russ. Auslandsgeheimdienstes eine verschlüsselte Nachricht, wonach sie für eine Langzeitmission in die USA geschickt werden sollten. Ihre Hauptaufgabe habe darin bestanden, Verbindungen zu Entscheidungsträgern in der US-Politik herzustellen u. aufzubauen u. Berichte darüber an die "Zentrale" in Moskau zu senden. Das US-Gericht weigerte sich, Chapman gegen eine Kaution von 250 Tsd USA freizulassen. Ihre Anhörung war für den 27. Juli 2010 geplant. Die Verhaftung Chapmans u.a. Personen rief wie gewöhnlich eine negative Reaktion des russ. Aussenministeriums hervor. Laut Aussenminister s. Sergej Lavrov sei die Festnahme dieser Spione in einem besonderen Moment gewählt worden, nämlich mitten in der sich abzeichnenden Verbesserung der russ.-amerikan. Beziehungen nach dem Besuch des Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev in den USA. Am 7. Juli wurde bekannt, dass Russland u. die USA auf höchster Ebene vereinbart hatten, die in den USA inhaftierten Agenten gegen mehrere von Russland der Spionage u. des Hochverrats angeklagte Gefangene auszutauschen. Am 8. Juli 2010 gab Chapman wie andere in diesem Fall in den USA verhaftete russ. Staatsbürger ihre illegalen nachrichtendienstlichen Aktivitäten in den USA zu u. bekannte sich schuldig, woraufhin sie per Gerichtsbeschluss zu einer Freiheitsentzugsstrafe, zur Beschlagnahmung aller Vermögenswerte u. Gelder in den USA sowie zur Ausweisung aus dem Land verurteilt wurden. Noch am selben Tag forderte das US-Gericht ihre unverzügliche Auslieferung an Russland u. so wurde Chapman zusammen mit den anderen Angeklagten u. Verurteilten im Austausch gegen 4 russ. Staatsbürger, u.a. s. Sergej Skripal u. Igor Sutjagin, die in Russland zu unterschiedlichen Zeiten wegen Spionage für den Westen verurteilt wurden, ihre Haftstrafe dort verbüssten u. das Land irgendwann verlassen sollten, nach Russland abgeschoben. Nach der Abschiebung der in den "Spionage“-Skandal verwickelten Personen aus den USA teilten Polizeibeamte der Presse mit, dass die Entscheidung, alle diese Personen, die im Verdacht standen, für den SVR zu arbeiten, unverzüglich zu verhaften, getroffen worden sei, nachdem Chapman ihren Vater angerufen u. ihm mitgeteilt hatte, dass sie gebeten worden sei, jemandem einen gefälschten Reisepass zu überreichen, um zu verhindern, dass einer von den Verdächtigten von der Überwachung erfuhr u. fliehen konnte. Der Agentenaustausch fand am 9. Juli am Flughafen Wien statt. Bei diesem Fall, der internationales Aufsehen erregte, handelte es sich um den ersten grossen Spionageskandal u. den schwersten Schlag der USA gegen einen russ. Geheimdienstagentenring im Ausland. Zur Einschätzung der Schuld Anna Chapmans hiess es etwa seitens der Washingtoner Anwaltskanzlei "Trout Cacheris", dass Anna Chapman trotz der Anschuldigungen u. ihrer Geständnisse nicht als Spionin nach geltendem US-Recht zu betrachten sei, da sie im Zuge ihrer Arbeit keinen Zugang zu geheimen Informationen erlangt habe, die den USA schaden konnten. Die Ansicht, dass die Aktivitäten der ausgewiesenen russ. Bürger den USA keinen Schaden zugefügt haben, wurde auch von V. Putin, damals MP RF, geteilt, /der als ehem. KGB-Agent vermutlich daran interessiert war, den peinlichen Skandal zu verharmlosen/. Während einige russ. Medien Zweifel daran äusserten, dass A. Chapman tatsächlich mit den russ. Geheimdiensten eine Verbindung unterhielt, stellte die westl. Presse klar, dass Chapman u. den anderen festgenommenen Personen nicht Spionage, sondern verdeckte Arbeit für ausländ. Geheimdienste vorgeworfen wurde, über die sie die US-Behörden nicht informierten. Geheime Informationen hätten sie jedoch nicht erlangt. Die Medien brachten jedoch noch eine andere Version zur Beachtung, wonach Chapman allenfalls an der Geldwäscherei im Dienste hochrangiger russ. Beamter in den USA beteiligt gewesen sein könnte, obwohl keine Beweise, die diese Version dokumentiert hätten, veröffentlicht wurden. Im April 2012 erklärte der stv. FBI-Direktor für Spionageabwehr, Frank Figliuzzi, dass der besagte Spionagering „einem der Mitglieder der Präsidialverwaltung bereits so nahe gekommen war, dass wir nicht länger warten konnten". Seinen Angaben zufolge habe Chapman versucht, sich immer näher an immer höhere Beamte „heranzuschleichen" u. sogar einen engen Mitarbeiter von Präsident s. Barack Obama zu verlocken /soblaznit/. Letztlich wurde Chapman nicht offiziell als Spionin anerkannt, weil sie keine US-Staatsgeheimnisse preisgab.

Zurück in Russland: Kurz nachdem Chapman zwangsweise nach Russland abgeschoben wurde, kündigte ihr US-Anwalt Robert Baum die Absicht seiner Mandantin an, nach GB zurückzukehren, da Anna neben der russ. auch die brit. Staatsbürgerschaft besass. Das brit. Innenministerium erklärte jedoch, es werde Anna Chapman, die von den US-Behörden der Spionage für Russland beschuldigt wurde, nicht erlauben, sich in GB aufzuhalten. Schon im Juli 2010 wurde Chapman ihre brit. Staatsbürgerschaft entzogen u. es wurde ihr auch verboten, nach GB einzureisen. Im Aug. 2010 befand sie sich - wie bei allen Abgeschobenen üblich -  in obligator. Quarantäne im Moskauer Gebiet, wo der MP RF V. Putin alle 10 Ex-Spione traf. Später sagte Putin, wie erwähnt u. hinlänglich bekannt selbst ein ehem. /subalterner/ KGB-Agent, dass die Enttarnung der Agenten das Ergebnis des Verrats eines russ. Überläufers gewesen sei, den er ein „Schwein“ u. „Vieh“ nannte, während die enttarnten russ. Agenten seiner Ansicht nach Menschen waren, die „ihr Leben auf den Altar des Vaterlands legten“. Noch Ende 2010 wurde der Name des verdächtigten SVR-Mitarbeiters öffentlich bekannt, der Chapman u. die anderen russ. Agenten bei der CIA verraten hatte. Es handelte sich um einen gewissen Aleksandr Poteev, s.Z. Oberst u. stv. Leiter der Abteilung für illegale Agenten beim russ. Auslandsnachrichtendienst SVR, der seit 1999 als Doppelagent auch für die CIA tätig war. Chapman bestätigte bei ihrer Aussage über ihre nachrichtendienstl. Aktivität in den USA, dass es ihrer Meinung nach in der Tat Poteev gewesen sei, der Informationen über sie u.a. illegale russ. NachrichtendienstlerInnen an die US-Sonderdienste übermittelt hatte. Kurz vor der Aufdeckung des russ. Agentennetzes floh Poteev in die USA. Im Juni 2011 wurde er vom Moskauer Bezirksmilitärgericht in Abwesenheit zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Poteev verschwand von der Bildfläche u. 2016 gab es Gerüchte, dass er verstorben sein soll. Sein Name soll jedoch weiterhin auf der internationalen Fahndungsliste stehen.
Anfang Okt. 2010 wurde bekannt, dass Chapman als Investitions- u. Innovationsberaterin des Präsidenten einer gewissen "Fondservisbank" eingestellt wurde, die nach Angaben von "tadviser.ru" auf die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für Unternehmen u. Organisationen ausgerichtet sei, die in hochtechnologischen u. innovativen Industriezweigen tätig sind, insbes. in der Raketen- u. Raumfahrtindustrie, wobei diese Bank seit 2009 von der russ. Ausgabe des Magazins Forbes auf der Liste der 100 zuverlässigsten u. sich am besten entwickelnden russ. Banken geführt wurde. Um ein „kulturolog. Projekt“ im Zusammenhang mit der „Erforschung des Weltraums“ umzusetzen, nahm sie im Nov. als Beraterin der Bank am Start des Raumschiffs "Sojus TMA-M" im Kosmodrom von Bajkonur in Kasachstan teil. Im Mai 2013 wurde sie in den Vorstand der "Fondservisbank" gewählt. Im Feb. 2011 wurde Chapmans persönl. Website eröffnet, auf der ihre Aktivitäten in Wohltätigkeitsprojekten u. in der TV hervorgehoben wurden. Im Dez. 2010 trat Chapman dem "Öffentl. Rat" der Jugendorganisation "Junge Garde" der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ bei, deren Koordinationsratsleiter Timur Prokopenko sagte, dass Chapman u.a. die Leitung der patriot. Erziehung der Jugend in der Bewegung übernehmen werde. Chapmans Eintritt in den "Öffentl. Rat" der "Jungen Garde" stiess groteskerweise ausgerechnet von Seiten des ultrarechtsnationalist. "LDPR"-Führers s. Vladimir Zhirinovskij auf Kritik, der eine etwas andere Auffassung von Patriotismus u. Jugendpolitik vertrat. Im Mai 2011 wurde sie Chefredakteurin der Fachzeitschrift Venture Business News. 2011 hielt Chapman vor Studenten der Staatsuniversität St. Petersburg einen Vortrag zum Thema "Wie man in der modernen Welt führend wird“, wobei ihre Vorlesung von Vertretern des "Unabhängigen Studentenfrats" mit Profesten gestört wurde. Darüber hinaus stellten Studierende Chapman eine Reihe provokanter Fragen, insbes. zu ihrer Karriere als erotisches Model. Ein anderes Mal sprach Chapman vor Studenten der Universität Volgograd über Führung in der modernen Welt u. "Die Rolle von Werten für den Erfolg einer Nation u. des menschlichen Lebens“, wobei etwaige Versuche von Provokateuren, die Veranstaltungen zu stören, von der Universitätsleitung präventiv mit der Drohung des Ausschlusses aus der Universität unterbunden wurde. 2011-14 arbeitete Chapman auch für "REN TV" v.a. als Moderatorin von pseudowissenschaftl. Sendungen. Dank Chapmans Leidenschaft für soziale Netzwerke u. Internetdienste, in denen nach ihrer Verhaftung u. Abschiebung eine grosse Menge an persönl. Informationen u. Daten über sie gespeichert waren, wurde Chapman zur Heldin vieler Veröffentlichungen in westl. u. russ. Medien. Gleichzeitig stellte sich die attraktive Russin u.a. für erotische Fotoshootings in den Magazinen Maxim /II III/ u. Zhara /Hitze/ zur Verfügung, soll aber das Angebot einer US-Firma abgelehnt haben, für 1 Mln. USD in einem Pornofilm mitzuspielen. Aufgrund der Veröffentlichung einschlägiger Bilder erhielt Chapman in der Presse den Spitznamen „Agent 90-60-90“ oder „Agentin 00Sex“. Als solcher wurde sie etwa im Spiegel vorgestellt. Auch andere Westmedien berichteten über sie, z.B. über Alkoholprobleme. Ausserdem unterhält sie eine eigene Modemarke, betreibt Modeshows u. vermisse Amerikas Männer. Im Juli 2013 machte sie auf ihrem Twitteraccount s. Edward Snowden einen Heiratsantrag. Im Aug. 2013 wurde Chapman in der abtrünnigen Region Berg-Karabach gesichtet. Sie sei mit einer Gruppe russ. Beamter gekommen, hiess es, um mit der "Republik Arzach" darüber zu sprechen, wie der territoriale Konflikt mit Aserbaidschan gelöst werden könnte. Ihr Besuch löste in Aserbaidschan Protest aus; das Aussenministerium in Baku erklärte Chapman u. ihre russ. Begleiter kurzerhand als unerwünschte Personen. Später besuchte Chapman den Ort Tsitsernakaberd, eine Gedenkstätte in Armenien, die den Opfern des Völkermords an den Armeniern gewidmet ist, u. lobte in einem Interview die Armenier, deren gesellschaftl. u. familiären Werte ein Vorbild für die russ. Gesellschaft darstellten. In der Folgezeit war in den gängigen Medien eher weniger über die wahrscheinlich vielbeschäftigte rothaarige russ. Schönheit zu vernehmen.
Danach:
Im Juni 2019 berichtete
starhit.ru, dass A. Chapman sich seit geraumer Zeit mit dem Thema ausgewogene Ernährung befasse, eigene Lebensmittelrecherchen durchgeführt u. ein umfangreiches Buch mit Ergebnissen ihrer Forschung u. entsprechenden Ratschlägen veröffentlicht habe. Früher habe sie das Thema ausgewogene Ernährung nicht interessiert, erklärte Anna zu StarHit, aber nach dem Auftreten von Hautproblemen, die selbst mit Hilfe von Kosmetika nur schwer zu verbergen gewesen seien, habe sie ihre Gesundheit ernst genommen. Die Präsentation ihres Werks fand im Moskauer Haus des Buches statt. Im April 2023 berichtete starhit.ru, dass A. Chapman, von ihren Fans auch "James Bond im Rock“ genannt, beschlossen habe, ihren alten Nachnamen loszuwerden, um ein neues Leben zu beginnen. Seit etwa einem Jahr nenne sie sich Romanova. Auf der Website des "Einheitlichen staatl. Registers jurist. Personen" EGRJUL könne man die Information finden, dass die Gesellschaft "Anna Chapman" u. die von ihr gegründete u. geleitete "Stiftung zur Förderung junger Wissenschaftler" nun einer gewissen Anna Romanova gehörten, die mit A. Chapman identisch ist. Mehrere Internetuser vermuteten, dass Anna zum Standesamt ging u. sich dort entschied, den Nachnamen ihres Mannes anzunehmen. Aber von einer Hochzeit oder einer Hochzeit sei öffentlich keine Rede gewesen. Ausserdem wurde vermutet, dass Romanova alias Chapman plane, in naher Zukunft in die Politik zu gehen. 2024 sagte Romanova/Chapman, die im Feb. 42 Jahre alt wurde, empört in einem Blog: „Während meines Lebens in Russland in den letzten 10 Jahren wurde mir klar, dass die Journalisten nur daran interessiert waren: mit wem ich schlafe, wo ich wohne u. wie viel ich dafür bezahle, was ich gestohlen habe u. ganz allgemein, was ich falsch u. wo ich einen Fehler gemacht habe."
Weitere Infos über A. Chapman s. hier.)

CHRUPALLA, Tino II III IV V VI VII (1975-, dt. Politiker der AfD. Geb. u. aufgewachsen in der DDR, von Beruf selbständiger Malermeister. Mitglied des  Dt. Bundestages. Ende Nov. 2019 wurde er mit Jörg Meuthen zu einem der beiden AfD-Bundessprechern/Parteivorsitzenden gewählt. Gemeinsam mit s. Alice Weidel ist Chrupalla seit Sept. 2021 Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion u. seit Juni 2022 Bundessprecher. Aussenpolitisch fordert Chrupalla ein Ende der Russland-Sanktionen, weil die Wirtschaft seines Landkreises darunter leide. Im Dez. 2020 reiste eine Delegation von AfD-Bundestagsabgeordneten unter der Leitung Tino Chrupallas nach Moskau, wo sie von Aussenminister RF s. Sergej Lavrov empfangen wurde u. scharfe Kritik an den polit. Verhältnissen in Deutschland geübt wurde. An diesem Treffen jammerte der AfD-Parteichef, dass man als grösste Oppositionspartei in Deutschland „Diskreditierung u. zum Teil auch Diffamierung“ erlebe. Ausserdem leide man an den Russland-Sanktionen, die von der EU u. Amerika mitinitiiert wurden. Im Juni 2021 reiste Chrupalla gemeinsam mit einigen weiteren AfD-Abgeordneten zum 80. Jahresgedenktag des Angriffs der Wehrmacht auf die Sowjetunion nach Moskau u. legte dort einen Kranz nieder. Der DPA in Moskau sagte Chrupalla über seinen Besuch, dass er ein Zeichen der Versöhnung setzen" wollte. Leider sei er der einzige Vertreter aus Deutschland gewesen, der hier einen Kranz abgelegt habe. Bei einem weiteren Besuch in Moskau wenige Wochen später hielt Chrupalla auf Einladung des Verteidigungsministeriums RF an einer Konferenz eine Rede, in der er von der „psycholog. Kriegsführung“ der Alliierten nach dem 2. WK sprach, deren Umerziehungspolitik nachhaltige Auswirkungen auf die nationale Identität der Deutschen gehabt habe, wobei er die Politik der Westalliierten nach 1945 mit der Propaganda der Nazis verglich. Im Hinblick auf den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Chrupalla Ende Nov. 2022 in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz", der Präsident RF V. Putin sei „kein Kriegsverbrecher“, u. ihn als solchen zu „titulieren“ helfe niemandem. Nicht Experten, sondern zuständige Gerichte müssten die Frage der Kriegsverbrechen „nach dem Krieg“ beantworten. Zudem äusserte Chrupalla die Ansicht, dass es auch „amerikan. Präsidenten gebe, die genauso Kriegsverbrecher sind“, u. meinte v.a. s. George W. Bush im Zusammenhang mit dessen Irakkrieg, den Chrupalla als Angriffskrieg bezeichnete. Ob das Massaker von Butscha in der Ukraine als Kriegsverbrechen einzustufen sei, antwortete Chrupalla, dass dieser Vorfall noch nicht komplett ausgewertet worden sei. Beim Thema der Angriffe der ukrain. zivilen Infrastruktur durch Russland wich der AfD-Chef aus. Ausserdem sprach sich Chrupalla gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus, denn diese würden den Konflikt nicht „befrieden oder beenden, sondern verlängern“; ferner werde mit an die Ukraine gelieferten Waffensystemen „auch auf russ. Gebiet geschossen“. Daher müsse es „so schnell wie möglich um einen Waffenstillstand u. Friedensgespräche gehen“. Es sei aber eine „Binse", nach Verhandlungen zu rufen; „irgendwann werde dieser Krieg mit Verhandlungen enden, aber auf der Basis der militär. Ergebnisse". Nach der Bekanntgabe der Bundesregierung Ende Jan. 2023, Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern, sagte Chrupalla, damit laufe man „sehenden Auges direkt ins offene Feuer, ich muss es so offen sagen, direkt in den 3. WK“. Im Feb. 2023 gab Chrupalla bekannt, die von der LINKE-Politikerin s. Sahra Wagenknecht u. Alice Schwarzer initiierte Petition "Manifest für Frieden“, die sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine u. für Friedensverhandlungen ausspricht, unterzeichnet zu haben. Im März behauptete er im Bundestag, dass Russland u. die Ukraine gemeinsam den Krieg verlören, während der einzige Gewinner dieses Kriegs wieder einmal die USA wären. Am 9. Mai 2023 nahm Chrupalla gemeinsam mit Altkanzler s. Gerhard Schröder /SPD/, Ex-SED-Chef Egon Krenz, Alexander Gauland /AfD/ u. einem LINKE-Bundestagsabgeordneten anlässlich des Tags des Sieges an einem Empfang in der russ. Botschaft in Berlin /II III/ teil, wobei er eine Krawatte in den Farben der russ. Trikolore trug u. dem russ. Botschafer ein Gastgeschenk überreichte. Chrupalla vertritt die Auffassung, dass die Russen 1994 aus Deutschland abgezogen wurden u. gute „Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe“ aufgebaut worden seien, während die „Amerikaner geblieben sind u. unser Land zum Schaden der Bürger in wirtschaftl. Abhängigkeit halten“. Ob Chrupalla privat selbst diesen Schwachsinn glaubt, den er öffentlich verzapft, ist unklar. Anlässlich einer Rede des ukrain. Präsidenten s. Volodymyr Zelenskyj im Bundestag im Juni 2024 erklärten Chrupalla u. Weidel, man lehne es ab, „einen Redner im Tarnanzug anzuhören“. Ausserdem sei Zelenskyjs Amtszeit „abgelaufen“ u. er sei „nur noch als Kriegs- u. Bettelpräsident im Amt“, weshalb der Fraktionsvorstand beschlossen habe, der Rede fernzubleiben. Im Sept. 24 führte Weltwoche-Chef s. Roger Köppel ein Gespräch mit Chrupalla.) 09.24

CIRILLO, Lanfranco II III IV V (1959-, russ. Architekt italien. Herkunft, der in Moskau u. Dubai lebt u. arbeitet. Gründer u. Mitinhaber des Architekturbüros "Masterskaja", das er 1995 am Neuen Arbat im histor. Zentrum Moskaus eröffnete. Als Architekt, Innenarchitekt u. "Lifestyle-Lehrer der Neureichen“, dessen italien. Universitätsdiplom in Russland nicht anerkannt wurde, hat er am Sretenskij-Boulevard Wohnungen u. Büros eingerichtet u. Datschen u. Villen gebaut. Laut Cirillo gehör/t/en zu seinen Kunden 43-44 russ. Milliardäre sowie "Gazprom" u. "Novatek". 2014 erhielt er nach über 20 Jahren Aufenthalt im Land die russ. Staatsbürgerschaft. In einer Sonderausgabe "Russland-Italien" des Wirtschaftsmagazins Milano Finanza International berichtete Cirillo, dass er nach einem Jahr im Geschäft bereits 15 Mln. USD verdient habe /2015/. Später betrug der Jahresumsatz von "Masterskaja" 30-40 Mln. USD. Cirillos Firmendomizil befindet sich im 51. Stock des gläsernen "Imperia Towers" des Finanzbezirks Moscow City im Südwesten der russ. Hauptstadt. In seinem Büro hängt ein grosses Putin-Wandporträt /ob dies 2024 immer noch der Fall ist/war, ist unklar/. Privat wohnt er im benachbarten Hochhauskomplex, wo ihm mehrere 10 Tsd. qm Bürofläche gehören sollen. Einer der ersten Aufträge für Cirillo war übrigens mit dem Top-Oligarchen s. Vagit Alekperov verbunden, dem früheren langjährigen Chef des "Lukoil"-Konzerns, für den er Architekturaufträge ausführte. 2016 erreichte Cirillos Firma "Masterskaja" die Endrunde des Architekturwettbewerbs für den Entwurf eines neuen Parlamentszentrums in Moskau. Laut Plan sollte der Komplex die Gebäude der Staatsduma RF u. des Föderationsrats RF vereinen u. seinen Platz in der Nähe der Mnjovnikovskaja-Aue im Nordwesten Moskaus erhalten. Zwar konnte der Architekt den Entwurf 2016 vor Vertretern der beiden Parlamentskammern präsentieren, wobei die Idee eines solchen Parlamentszentrums schliesslich aufgegeben wurde. Einem Bericht der NZZ zufolge soll das pompöse Projekt in russ. Architektenkreisen auf wenig Anklang gestossen sein /wobei auch Neid u. Missgunst gegenüber dem erfolgreichen Italiener eine Rolle spielen könnte, osteuropa.ch/ oder es hätten dem Staat die Mittel für die Weiterverfolgung des Vorhabens gefehlt. Cirillo erlangte internationale Aufmerksamkeit als "Putins Architekt", als die russ. Oppositionsfigur s. Aleksej Navalnyj Anfang 2021 ein YouTube-Video von V. Putins angeblichem "Neuen Versailles“ veröffentlichte. Der Bau dieses gigantischen "Putin-Palast“-Komplexes am Kap Idokapas bei Gelendzhik, Land Krasnodar, an der nordöstl. Schwarzmeerküste, der ab 2005 als Geheimauftrag vom russ. Militärbaubetrieb "Specstroj Rossii" ausgeführt wurde, u. dessen Entwurf von Lanfranco Cirillo stammt, soll über 1 Mrd. USD gekostet haben. Wie die Presse berichtete, habe das öffentl. Aufsehen, das dieses Video verursachte, die italien. Steuerbehörden auf den Plan gerufen, so dass in Italien gegen Cirillo seit 2022 wegen Steuerdelikten in den Jahren 2013-19 ermittelt wird, wobei im Rahmen der Ermittlungen bei ihm Vermögenswerte in Höhe von insgesamt 141 Mln. Euro beschlagnahmt wurden, die u.a. Villen in Norditalien u. Sardinien sowie Helikopter, Jachten, eine wertvolle Kunstsammlung u. Schmuck seiner Frau umfassen. In Italien wurde sein Vermögen eingefroren u. seit Aug. 2022 ist er von "Interpol" zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Medienberichten zufolge zeigte sich Cirillo überrascht, sich einer solchen Kontroverse stellen zu müssen, nachdem er über 20 Jahre in Russland gelebt u. gearbeitet hatte. Die Vorstellung oder Behauptung, dass er den Palast für Putin gebaut oder entworfen haben soll, findet er absurd u. „völligen Unsinn", wie er der NZZ sagte. Ausserdem versicherte er, dass er Putin dort nie getroffen u. mit ihm nie über dieses Projekt gesprochen habe. Cirillo besteht ferner darauf, dass er Russland nicht verlassen u. seinen Lebensmittelpunkt nicht wieder nach Italien verlegt habe u. damit in seinem Heimatland nicht steuerpflichtig geworden sei. Cirillos Anwälte erklärten im Feb. 2022, der Geschäftsmann könne Dokumente u. Zeugenaussagen vorlegen, die belegen, dass seine Einkünfte ausserhalb Italiens erzielt worden seien u. daher dort nicht besteuert werden dürften. In einem Interview mit einer italien. Zeitung sagte er im Nov. 2022, dass er 1993 begonnen habe, in Russland zu arbeiten u. sogar seine Rente in Russland erhalte. Die These von seinem fiktiven Auslandsaufenthalt, auf die sich die gesamte Anklage bezieht, hält er für ein Paradoxon. Dass er der Geldwäscherei verdächtigt werde, verletze ihn zutiefst, wie er der NZZ weiter sagte. Alle seien schockiert darüber, wie er von Italien behandelt werde. Seinen Fall sieht er als Beispiel für das Versagen der europäischen Steuergesetzgebung gegenben Millionen von Expats, deren Interessenschwerpunkt von den Behörden immer infrage gestellt werden könne. Der Architekt selbst hält dies alles für ein Missverständnis, einen Ausfluss der gefährlichen Hybris des Westens gegenüber allem Russischen. Wie andere vermögende Russen fühle auch er sich vom Westen wegen des Kriegs in der Ukraine an den Pranger gestellt. Cirillo bezeichnet diesen Krieg als Bürgerkrieg, an dem beide Seiten Schuld trügen. In einem Interview sagte er: „Ich bin stolz darauf, bedeutende Werke in Russland geschaffen, Dutzende von italien. Unternehmen beauftragt u. das Beste der italien. Exzellenz in die Häuser vieler wichtiger u. einflussreicher Menschen gebracht zu haben." Er habe „mit Gelassenheit u. Zuversicht begonnen, persönlich mit den Behörden zusammenzuarbeiten u. werde dies auch weiterhin tun, bis seine Position vollständig geklärt“ sei. Im Mai 2016 kündigte Cirillo Pläne zum Bau eines Weinguts u. eines Agrotourismusprojekts in der Nähe von Anapa an. Sein Geschäftspartner ist oder war Aleksandr Kislicyn, früherer Chef von "Lukoil-Inform". 2021 belegten die Weine ihrer Firma Platz 50 im Forbes-Ranking. Als Philanthrop bereist Lanfranco Cirillo die Welt für Wohltätigkeitsprojekte u. Polarexpeditionen. Seine Tochter Elisabetta Cirillo starb 2019 im Alter von 33 Jahren nach langer schwerer Krebskrankheit. Sie war bekannt als Autorin u. Bloggerin, die über ihren Kampf gegen den Krebs berichtete. Im Gedenken an seine Tochter setzt sich Lanfranco Cirillo für Nachhaltigkeit u. Umweltschutz ein u. engagiert sich in einer internationalen Stiftung, die den Klimawandel in den Polargebieten der Arktis u. Antarktis erforscht. Im Alter von 60 Jahren, das er 2019 erreichte, hatte Cirillo genug von der Architektur u. gab seine Firma "Masterskaja" auf. Offenbar erlitt er Enttäuschungen u. finanzielle Verluste nach dem Einstieg bei einer russ. Bank u. mit einer Überbauung ausserhalb Moskaus. In der Folge wollte er sich anderen Themen zuwenden, so dem Immobiliengeschäft, einem Weingut an der russ. Schwarzmeerküste, der Förderung junger Talente, der Polarforschung u. dem Klimawandel. Aber dann wurde Cirillo von einem alten Bauprojekt, "Putins Palast", eingeholt. Lanfranco Cirillo ist ein begeisterter Segler, der den russ. Segelsport nach Kräften als Sponsor unterstützt. In einem Interview mit dem TV-Sender "Dozhd" erklärte er, auch ein Sponsor der Russ.-Orthodoxen Kirche zu sein, obwohl er selbst Katholik sei. Kurioserweise gibt es keine russ. Version seiner dt., engl. u. franz. Wikipedia-Seite.)

CLINTON, William Jefferson "Bill" II (1946-, ehem. US-Spitzenpolitiker, 42. US-amerikan. Präsident /1993-Jan. 2001/ mit Studienabschlüssen in Wirtschafts- u. Rechtswissenschaften. Bei einem Treffen am Gipfel der APEC-Länder im Sept. 1999 in Auckland, Neuseeland, wo Bill Clinton erstmals V. Putin kurz nach dessen Berufung zum MP RF traf, schien er von ihm nicht besonders beeindruckt gewesen zu sein. Immerhin soll er bei ihm aber „einen starken Kontrast" zu s. Boris Elcyn, mit dem sich Clinton anscheinend ausgesprochen gut verstand u. angefreundet hatte, festgestellt haben. Allerdings schien Putin die Ratschläge, die Clinton ihm auf den polit. Weg gegeben hatte, nicht beherzigt zu haben. So sagte Clinton 1999 etwa, dass „die Korruption die russ. Gesellschaft zerstört". Auch betonte der Amerikaner, wie „extrem wichtig" freie u. faire Wahlen beim Aufbau einer Demokratie seien. Am Neujahrstag 2000 gratulierte Clinton in einem Telefonat Putin zu seiner Ernennung zum amtierenden Präsidenten RF, wobei Putin ihm sagte: „Es gibt bestimmte Themen, in denen wir nicht einer Meinung sind. Ich glaube jedoch, dass wir in den Kernthemen immer einer Meinung sein werden.“ Clinton, der sich ebenso optimistisch zeigte, sagte, Putin habe „einen sehr guten Start hingelegt“. Später wurde behauptet, der US-Präsident sei naiv gewesen u. Putins Beteuerungen einer Freundschaft mit dem Westen seien von Anfang an eine Maskerade gewesen. Die Amtszeiten Clintons u. Putins als Präsidenten ihrer Länder überschnitten sich lediglich während eines knappen Jahres. Im Juni 2000 besuchte Clinton Putin in Moskau /II III/ im Rahmen eines US-amerikan.-russ. Gipfeltreffens - das Video von der Pressekonferenz Clintons u. Putins in Moskau vom Juni 2000  ist erhalten geblieben. Im Mai 2023 wurde eine Aussage Clintons von der britischen Financial Times zitiert /II/, wonach er bereits 2011 eine dunkle Vorahnung in Bezug auf das gehabt haben wollte, dass Putin in der Ukraine etwas unternehmen würde. Dabei bezog sich der ehem. US-Präsident auf ein Gespräch, dass er u. der Kremlchef vor 12 Jahren in Davos geführt hätten. Bei dieser Begenung habe Putin das Budapester Memorandum heftig kritisiert, das u.a. von Clinton u. seinem russ. Amtskollege Elcyn ausgehandelt worden war u. die Souveränität der Ukraine schützen sollte. Putin habe ihm 2011, also 3 Jahre vor der Krym-Annexion durch Russland, die als klarer Bruch des Budapester Vertrags gelten sollte, gesagt, dass er die Übereinkunft nicht unterstützen würde u. sich auch nicht daran gebunden fühle. Von diesem Tag an habe Clinton gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde /bis Russland gegen die Ukraine vorgehen würde, osteuropa.ch/. Im Sept. 2013 fand Clinton in einem CNN-Interview /II/ überraschend klare Worte des seltenen Lobs für Putin, den er als sehr schlau“ /smart/, „brutal unverblümt“ /blunt/, aber auch als worttreu beschrieb. Er bestätigte bei dieser Gelegenheit, dass er zu dem russ. Amtskollegen „bemerkenswerterweise ein gutes, brutal unverblümtes Verhältnis“ gehabt habe, weil er die Offenheit in privaten Gesprächen bevorzuge. Auf die Frage des Moderators, ob Putin jemals ein Versprechen gebrochen habe, verneinte Clinton dies kategorisch; der Russe habe bei allen unseren Abmachungen Wort gehalten", so Clinton. Die Ausstrahlung des Interviews erfolgte, während einige US-Beamte öffentlich die Frage aufwarfen, ob die USA Putin u. seiner Regierung genug vertrauen könnten, um im aktuellen Syrienkrieg Verhandlungen zur Lösung des Konflikts zu unterstützen, was Clinton bejahte. Was das Schicksal des Budapester Memorandums u. der Ukraine selbst anbelangt, äusserte der frühere US-Präsident im April 2023 in einem Interview mit dem irischen TV-Sender RTE sein Bedauern, seinerzeit im Deal mit Russland die Ukraine dazu gedrängt zu haben, auf ihre Atomwaffen zu verzichten. Russland hätte - sinngemäss - die Ukraine nicht angegriffen, wenn sie diese Waffench hätte. Ehemann von s. CLINTON, Hillary.)

CLINTON, Hillary Diane Rodham II III (1947-, US-amerikan. Rechtsanwältin mit Abschlüssen in Politik- u. Rechtswissenschaften, Dr. iur., ehem. Politikerin, US-Aussenministerin /2009-13/, US-Präsidentschaftskandidatin /2008 u. 2016/u. Putin-Kritikerin. Im Dez. 2016 warf Clinton dem Präsidenten RF V. Putin vor, die Wahl zu ihren Ungunsten beeinflusst zu haben, um sich dafür zu rächen, dass sie die Rechtmässigkeit der russ. Parlamentswahl 2011 angezweifelt hatte. Vor einem Treffen mit dem Aussenminister RF s. Sergej Lavrov sagte Clinton im Dez. 2012 in Dublin über die geplante "Eurasische Union": „Es gibt Bestrebungen, die Region zu re-sowjetisieren. ... Man wird es so nicht nennen. Man wird es Zollunion nennen, es wird Eurasische Union heissen usf. ... Aber wir sollten hier keinen Fehler machen. Wir kennen das Ziel u. wir versuchen, wirksame Wege zu finden, um sein Erreichen zu verzögern oder zu verhindern." /Fasbender, Putin, S. 452/. Seit der Protestwelle in Russland von 2011/12 galt das Verhältnis zwischen Moskau u. Clinton als belastet. Da man in Moskau glaubte, mit einer Trump-Regierung besser bedient zu sein, setzte man darauf, eine Präsidentschaft Hillary Clintons zu vermeiden /Fasbender 508/. s. Donald Trump u. Putin hatten sich im US-Wahlkampf wiederholt gegenseitig schmeichelhaft übereinander geäussert. Auf einer Wahlkampfveranstaltung hatte Trump Russland aufgefordert, Clintons E-Mail-Server zu hacken, um angeblich noch fehlende E-Mails zu finden. Anfang 2017 veröffentlichten die Geheimdienste CIA, FBI u. NSA eine Einschätzung, dass jeder von ihnen unabhängig voneinander mit „grosser Sicherheit“ davon ausgeht, dass der russ. Präsident Putin die Hacker-Attacken auf die Demokrat. Partei persönlich angeordnet hatte. Anschliessend habe er die so gewonnenen brisanten Informationen verdeckt über WikiLeaks veröffentlichen lassen, um die Wahl zum Vorteil s. Donald Trumps zu beeinflussen. Diese Einschätzung wurde umgehend von der russ. Regierung zurückgewiesen. Der designierte Präsident Trump hatte die US-Geheimdienste für diese Einschätzung wiederholt kritisiert, sagte dann aber einige Tage nach einem Briefing mit den Geheimdiensten, dass er nun ebenfalls glaube, dass Russland hinter den Hacker-Angriffen im Wahlkampf stehe. Hillary Clinton äusserte sich bei verschiedenen Gelegenheiten in Talkshows - meist negativ - öffentlich über Putin u. dessen Persönlichkeit u. Eigenschaften. In einem CNN-Gespräch vom Juli 2016 sagte sie, nach ihrer Meinung gefragt, Putin sei „sehr hart /tough/, sehr arrogant ..., mit ihm zu verhandeln sei schwierig, er verhalte sich gelangweilt u. abweisend". In einem CBS-Interview vom Sept. 2017 antwortete Clinton auf die Frage der Moderatorin, ob sie überrascht sei, dass viele ihrer Landsleute Donald Trumps Bewunderung für Putin teilen, ja,sie sei überrascht u. zutiefst enttäuscht, denn was sie hier sehen, ist ein weisser, autoritärer Führer, der Journalisten u. seine polit. Feinde ermordet hat, der ein Repressionsregime führt, der aggressive Schritte gegen Nachbarländer unternimmt u. sich selbst als Gegner der USA betrachtet." Das, was teilweise gegen sie persönlich gerichtet gewesen sei, habe darin bestanden, dass sie „ihm als Aussenministerin die Stirn geboten u. sehr deutlich gesagt habe, dass wir an die Demokratie u. Rechtsstaatlichkeit glauben u. dass ihn das alles verärgert hat. Dass wir auch die Bestrebungen der Menschen nach mehr Unabhängigkeit u. Freiheit in Ländern wie der Ukraine unterstützen, was ihn sicherlich verärgert habe. [Man] habe [in ihm] einen autoritären Führer gesehen ..., der den Leuten einfach befiehlt, u. wenn sie nicht tun, was er will, landen sie im Gefängnis oder sie könnten sogar tot sein oder zumindest ins Exil geschickt werden." Auf die entsprechende Frage eines Wählers reagierte die Präsidentschaftskandidatin über den russ. Präsidenten dahingehend, dass dieser als Ex-Agent des sowjet. Geheimdiensts KGB per Definition keine Seele" habe. Diese Bemerkung, die für öffentl. Gelächter sorgte, bezog sich offensichtlich auf die fragwürdige Aussage, die sich der ehem. US-Präsident s. George W. Bush u. Bill-Clinton-Nachfolger erlaubt hatte, als er 2001 beim ersten Treffen mit Putin als Präsident RF erklärte, er habe einen "Blick in Putins Seele gewinnen können". Ehefrau von s. CLINTON, William "Bill".)

COHEN, Michael II (1966-, US-amerikan. Jurist u. ehem. Rechtsanwalt, der als Anwalt im Dienst des ehem. US-Präsidenten s. Donald Trump Berühmtheit erlangte. Nach abgeschlossenem Jura-Studium an der American University mit Doktortitel eröffnete Cohen, Sohn jüdischer Eltern, die während des 2. Weltkriegs aus Polen in die USA einwanderten, seine Anwaltspraxis in Manhattan, arbeitete mit russ. u. ukrain. Einwanderern zusammen u. war auch daran beteiligt, US-Investoren für die Ukraine zu gewinnen. 2007 begann er seine Zusammenarbeit mit dem Immobilienunternehmer Donald Trump, fungierte als dessen Vertreter in den Beziehungen zu den Eigentümern des "Trump World Tower" u. als sein Berater in Immobilienfragen in Georgien u. Kasachstan. Als Rechtsberater war er an Trumps Wahlkampf für die US-Präsidentschaft 2016 beteiligt, wobei er die Lösung von Problemen übernahm, die dem Image seines Mandanten schaden könnten. So war er bei der Bezahlung von Schweigegeldern zu Trumps Gunsten in den Fällen Karen McDougal u. Stormy Daniels verwickelt, die über ihre intimen Beziehungen zu Trump schweigen sollten. Im Rahmen der Ermittlungen gegen s. Robert Mueller wurden im April 2018 das Büro u. das Hotelzimmer Cohens durchsucht, weil der Anwalt der Finanzkriminalität verdächtigt wurde. Im Aug. 2018 bekannte sich Cohen in 8 Punkten der Anklage schuldig. Im Dez. 2018 wurde Cohen wegen Verstössen gegen die Wahlkampffinanzierung, wegen Bankbetrugs u. Steuerhinterziehung zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Ende Feb. 2019 sagte Cohen vor mehreren Ausschüssen des US-Kongresses aus, in denen er sich scharf gegen den US-Präsidenten aussprach, den er überraschend als "Rassisten, Hochstapler u. Betrüger" /II III IV/ bezeichnete, u. auch aufzeigte, dass Trump als US-Präsidentschaftskandidat entgegen seiner Behauptung, keine Geschäftsbeziehungen mit Russland zu haben, dennoch Kenntnis von den Verhandlungen über das Projekt "Trump Tower Moskau“ hatte, die angeblich sogar inmitten des Wahlkampfs andauerten. Er bestätigte, dass Trumps Wahlkampfteam Kontakt zu Russland hatte, dass Trump von den Wikileaks-Veröffentlichungen gegen s. Hillary Clinton wusste u. dass er die Schweigegeldzahlung an Stormy Daniels persönlich angeordnet hatte. Im Mai 2024 war Cohen einer der Hauptzeugen /II/ der Anklage im Prozess gegen Donald Trump /II III/ wegen des Vorwurfs der Fälschung von Finanzunterlagen im Zusammenhang mit den Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels. Cohen soll 400 Tsd. USD von der Ukraine angenommen haben, um im Gegenzug ein Gespräch zwischen den Präsidenten s. Petro Poroshenko u. Donald Trump zu arrangieren. Nach BBC-Recherchen soll die Ukraine Verträge für Lieferungen von Kohle u. für eine Mrd. USD Lokomotiven aus den USA unterschrieben haben. Vertreter der Ukraine hofften laut dem BBC-Artikel, Trump zu überzeugen, Waffenlieferungen an die Ukraine zu genehmigen.)

COMEY, James II (1960-, US-amerikan. Jurist, Wirtschaftsmanager u. Regierungsbeamter. 2003-5 war er stv. US-Justizminister in der Regierung s. George W. Bush. 2013-17 war er als Nachfolger s. Robert Muellers Direktor des "Federal Bureau of Investigation" FBI unter den US-Präsidenten s. Barack Obama u. s. Donald Trump. Comey wurde vor der Präsidentschaftswahl vom Nov. 2016 zweimal Gegenstand öffentl. Kontroversen. Im Juli 2016 verkündete er zunächst unter Eid, dass der Umgang der Kandidatin s. Hillary Clinton mit dienstlichen E-Mails in ihrer Amtszeit als Aussenministerin nicht weiter verfolgt werden soll. Er veröffentlichte dann aber 11 Tage vor der Wahl die FBI-interne Entscheidung, die Ermittlungen wieder aufzunehmen, was kontroverse polit., jurist. u. öffentl. Debatten auslöste. Im Frühjahr 2017 wurden im US-Kongress durch eine parteiübergreifende Initiative Untersuchungskommissionen zu den Manipulationsvorwürfen eingerichtet. Schon zuvor hatte die Abteilung Gegenspionage des FBI unter Führung Comeys eigene Ermittlungen in der Sache eingeleitet. Nach der Wahl Trumps wurde Comey im März 2017 vom Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhauses angehört. Er gab dabei bekannt, dass das FBI bereits vor der Präsidentschaftswahl 2016 eine Sonderermitlung zu den Russland-Verbindungen um Donald Trump u. zur versuchten russ. Beeinlussung der Wahl durch Hacker begonnen habe. Das Verhältnis zwischen Comey u. Trump galt seither als belastet. Am 9. Mai 2017 entliess US-Präsident Trump Comey als FBI-Direktor mit sofortiger Wirkung. Verschiedene Politiker, polit. Analysten u. Journalisten u. Comey selbst vermuteten, Trump habe den FBI-Direktor als Beförderer der Ermittlungen loswerden wollen. Am darauffolgenden Tag sagte Trump während eines Interviews mit "NBC", dass er den FBI-Direktor schon lange u. unabhängig von der Empfehlung Dritter habe entlassen wollen. Ausschlaggebend für die Entscheidung war offenbar sein Ärger über Comeys Ermittlungen wegen möglicher Absprachen zwischen Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteam u. Vertretern Russlands. Wie Trump selbst erklärte, hielt er „dieses Russland-Ding mit Trump u. Russland für eine erfundene Geschichte“. In dem Interview schoss Trump wie üblich bei der Abwehr von Vorwürfen gegen seinen Gegner zurück, bezeichnete Comey als „Blender“ u. „Angeber“ u. behauptete, dass das FBI unter seiner Führung ausser Kontrolle geraten sei. Der damalige kommissarische FBI-Direktor Andrew McCabe widersprach Trumps Darstellung jedoch u. bestätigte, dass Comey - als hochseriöser u. grundehrlicher Beamter bekannt -  weiterhin die Unterstützung u. Hochachtung innerhalb der Behörde geniesse. In den Tagen vor der Entlassung hatte Trump Comey u. das FBI per Twitter kritisiert u. geschrieben, dessen „vom Steuerzahler finanzierte“ Russland-Ermittlungen seien eine „Scharade“ u. ein „totaler Schwindel“, u. stellte die rhetorische Frage, wann sie enden würden. Comey hatte wenige Tage zuvor mehr Finanzmittel für die Untersuchung der möglichen russ. Einflussnahme auf die US-Präsidentschaftswahl gefordert. Beobachter sprachen in diesem Fall von einem Angriff auf die Demokratie u. zogen Parallelen zum sog. Saturday Night Massacre von 1973 während der Watergate-Affäre unter Nixon. Nach der Entlassung Comeys wurde am 17. Mai 2017 der frühere FBI-Direktor Robert Mueller vom stv. US-Justizminister Rod Rosenstein zum Sonderermittler mit umfassendem Untersuchungsauftrag u. Ressourcenzugang ernannt, um die Russland-Verbindungen u.a. mögliche Verfehlungen im Umfeld Trumps zu untersuchen. Mitte Jan. 2018 wurde Comey vom Sonderermittler Mueller in einem mehrstündigen Gespräch zu den Russland-Verbindungen des Trump-Umfelds befragt. Die peinliche Russland-Affäre, in der einige Kritiker u. Beobachter Präsident Trump als Agenten des Kremls u. Freund V. Putins verdächtigten, überschattete Trumps gesamte Amtszeit /2017-21/ u. darüber hinaus nachhaltig. Comey Buch "Nichts als die Wahrheit – Der Ex-FBI-Direktor über die Unterwanderung des amerikan. Justizsystems" erschien 2021 bei Droemer Knaur.)

CURTIS, Stephen II (1959-2004, war laut "ChronicleLive" ein reicher britischer Anwalt, der mit russ. Oligarchen in Verbindung stand u. im März 2004 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam. Nachdem er in Anwaltsfirmen gearbeitet hatte, gründete Curtis 1990 sein eigenes Geschäft, das sich auf Handels- u. Immobilientransaktionen spezialisierte. Er arbeitete auch für die russ. "Menatep"-Holding, ein Unternehmen, das die Gelder russ. Oligarchen verwaltete u. eine Mehrheit der Aktien des sibirischen Ölkonzerns "Jukos" von s. Mikhail Khodorkovskij im Wert von mehreren Mrd. Pfund hatte, um schliesslich deren Geschäftsführer zu werden. Bekanntlich wurde Khodorkovskij vordergründig aus wirtschaftsrechtlichen, aber in Wirklichkeit wohl aus polit. Gründen 2003 auf Geheiss des Präsidenten RF V. Putin verhaftet u. in den russ. Gulag verbannt, während das Unternehmen selbst zerschlagen wurde. Laut s. John Sweeneys Buch "Der Killer im Kreml", dt. S. 168, 249, habe Curtis versucht, so viel Geld wie möglich zu retten, als der russ. Staat anfing, "Jukos" auszuhöhlen. Als privates Verkehrsmittel benutzte Curtis einen nigelnagelneuen Hubschrauber der Marke "Augusta", der über modernste Navigationsgeräte verfügte u. als einer der sichersten Helikopter der Welt galt. Am 3. März 2004 abends wollte Curtis vom Battersea Heliport in London zu seinem Schloss auf der Isle of Portland in der Grafschaft Dorset fliegen, kam dort aber nicht an. Der Hubschrauber stürzte beim Landeanflug auf den Flughafen Bournemouth mit Curtis u. dem Piloten Max Radford an Bord trotz normalen Wetters mit hoher Geschwindigkeit auf ein Feld ab, wobei beide Insassen sofort tot waren. Die Behörden sprachen von einem Unfall, wobei diese offizielle Erklärung Beobachter u. einen Kenner des erfahrenen Piloten nicht überzeugte. Bei den Ermittlungen im Fall Curtis wurde bekannt, dass der Geschäftsmann Drohanrufe bzw.  Morddrohungen erhalten hatte u. glaubte, überwacht bzw. verfolgt worden zu sein. Unter Berücksichtigung der bekannten Umstände glaubten die Kenner des Falls nicht daran, dass es sich um einen Unfall handelte. Angesichts der zahlreichen mysteriösen Todesfälle, die sich im russ. Kontext in GB ereigneten, gelangten Beobachter u. Kenner der Szene wie auch Behörden früher oder später zur Vermutung, dass der Kreml u. V. Putin hinter diesen Vorkommnissen stecken könnten. Die Liste solcher Todesfälle wurde immer länger, wobei einige prominente davon in GB stattfanden: 2003 wurde der Putin-Kritiker s. Aleksandr Litvinenko in London vergiftet, 2008 starb der "Jukos"-Mitbegründer s. Jurij Golubev in London angeblich an einem Herzinfarkt, obwohl sein Name auf der Liste der mutmasslichen russ. Attentate figurierte. 2013 starb der russ. Oligarch s. Boris Berezovskij, ein anderer scharfer Putin-Kritiker, mit dem Curtis über "Menatep" zusammenarbeitete, unter ungeklärten Umständen in seinem Haus in Ascot, wobei sein Tod als Selbstmord deklariert wurde. Laut "Buzzfeed" könnten sowohl Curtis als auch Stephen Moss, ein weiterer britischer Anwalt, der 2013 an einem plötzlichen Herzinfarkt starb, ins Visier geraten sein, weil sie den von ihnen bedienten Oligarchen halfen, Geld nach GB u. in andere Länder zu schleusen, u. so die Aufmerksamkeit der mächtigen Feinde ihrer Arbeitgeber erregten. Im März 2018, dem Monat des Giftanschlags gegen s. Sergej Skripal u. dessen Tochter in Salisbury, teilte die britische Innenministerin Amber Rudd mit: „Die Regierung war sich dieser Anschuldigungen bewusst u. nimmt jeden Hinweis ernst, dass ein ausländ. Staat auf britischem Boden einen Mord begangen hat." Rudd wies die Polizei u. den MI5 an, Vorwürfen in denjenigen Fällen nachzugehen, in denen die Todesfälle als Unfälle oder Selbstmorde beurteilt wurden, die in Wirklichkeit aber Morde waren, die im Auftrag des Kremls verübt wurden. Dennoch wurde der Todesfall Curtis als Unfall beurteilt u. das Verfahren eingestellt - bis zum Fall Skripal. Der Fall Stephen Curtis war einer von 14 Fällen, die nach der Vergiftung der Skripals wieder aufgenommen werden sollten. Im Juni 2018 behauptete eine Untersuchung von "Buzzfeed News", dass US-Beamte vermuteten, dass diese Todesfälle auf britischem Boden, einschliesslich des Todesfalls Curtis, mit russ. Sicherheitsdiensten oder Mafiagruppen in Verbindung stünden. Sweeney selbst vermutet, dass man den Vorfall mit Curtis, der den Absturz des Superhubschraubers beinhaltet, als Botschaft für die russ. Oligarchen verstehen könne.)


Neuster Stand: 08.24 (10) 
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