Putin-Lexikon
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Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema
Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes
C
/ CH (westlich)
Überarbeitet und aktualisiert im Juli/August 2024
CARLSON, Tucker II (1969-, US-amerikan. Journalist,
bekannter TV-Moderator u. polit. Kommentator. Absolvent
eines Geschichtsstudiums am Trinity College in Hartford,
Connecticut. Ab 2000 leitete er die Moderation diverser
Programmformate für
den Nachrichten- u. Informationskanal "CNN". V.a.
wurde er als Moderator der "CNN"-Debattensendung
"Crossfire" u. der "MSNBC"-Show "Tucker" bekannt.
2009-23 stand er beim konservativ en TV-Kanal "Fox
News" unter Vertrag. 2016-23 moderierte er auf diesem
Sendekanal die abendliche Polittalkshow "Tucker
Carlson Tonight". Carlson veröffentlichte auf seinem
Kanal "Tucker Carlson Network"
Interviews mit diversen prominenten Persönlichkeiten
wie s. Donald Trump, s. Viktor Orbán, Javier Milei,
Vladimir Putin u. s. Pavel Durov.
Interview mit Vladimir
Putin: Am 6. Feb. 2024 interviewte Carlson 2 Std. lang
den Staatspräsidenten RF V. Putin. Er war
der erste westliche Journalist, dem der russ.
Präsident seit Beginn des von Putin im Feb. 2022
entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die
Ukraine ein Interview gab. Die Premiere des
Interviews fand am 8. Feb. 2024 auf Carlsons
Streamingdienst" Tucker Carlson Network" u.
im sozialen Netzwerk "Twitter"/später "X" statt.
Mit Stand vom 19. Feb. 2024 wurde der Tweet mit
dem Video im sozialen Netzwerk "Twittter"/später "X" von
über 200 Mln. Usern gesehen, während das Video auf "YouTube" /II engl. III dt. IVa russ. IVb russ. Text/ von über 18
Mln. Usern heruntergeladen wurde.
Vorgeschichte u. Carlsons Reise nach Moskau:
Im Aug. 2023 bemerkte "RT"-Chefredakteurin s. Margarita
Simonjan, dass Tucker Carlson „in der Tat um ein Interview
mit Putin gebeten“ habe. Im Sept. sagte Carlson gegenüber
der Schweizer Zeitschrift Weltwoche, er habe zuvor
„versucht“, Putin zu interviewen, aber die US-Behörden
hätten ihm dies jedoch angeblich nicht erlaubt. Vor
dem Interview hatte Carlson sein Motiv für sein
Interview mit Putin erläutert, indem er
behauptete, dass
sich kein westlicher Journalist „die Mühe gemacht“ habe,
abgesehen von ihm selbst, Putin
zu interviewen. Dem widersprachen westliche Medien, die
darauf hinwiesen, dass
entsprechende Anträge vom Kreml abgelehnt worden wären. Kremlsprecher
s. Dmitrij Peskov erklärte dazu, dass der russ.
Präsident viele Interviewanfragen erhalten habe, der
Kreml aber „kaum
einen Sinn oder einen Nutzen" sehe, mit jenen
westlichen Medien, d.h. „traditionellen
TV-Sendern u. grossen Zeitungen", zu kommunizieren,
die bisher eine Anfrage gestellt hätten. Carlson
hingegen sei erlaubt worden, Putin zu interviewen, weil
seine Position „sich von den anderen unterscheide“. Am 1.
Feb. 2024 berichteten russ. Medien, dass der Journalist
Tucker Carlson von Istanbul nach Moskau geflogen sei.
Seitdem berichteten russ. regierungsnahe Medien, die
Carlsohn wie einen Gaststar behandelten, aktiv über dessen
Anwesenheit in Moskau, wobei sie behaupteten, er habe sich
im Bolshoj-Theater angeblich eine Ballett-Aufführung
angesehen, u. sein Hauptziel sei gewesen, mit V. Putin ein
Interview zu führen. Ausserdem wurde Carlson an
verschiedenen Orten der Stadt gesichtet, u.a. auf dem
Ausstellungsgelände VDNKh u. in der Präsidialverwaltung. Er
wurde eingeladen, dem Journalistenverband Russlands
beizutreten u. die Show des Komikers Pavel
Volja zu besuchen. Witze u. Satire
begleiteten die Diskussion über den Besuch eines
US-Journalisten in Russland in sozialen Netzwerken u.
Satirekanälen. Mit Bezug auf westliche rechtsextreme
Politiker, darunter auch aus der Republikan. Partei,
schrieben russ. Medien über die angebliche Panik in der EU
u. bei den amerikan. Demokraten wegen eines möglichen
Interviews mit Putin. Carlson erklärte den Zweck seines
Besuchs in Moskau nicht u. erwähnte diesen auch nicht in den
sozialen Netzwerken darüber. "REN TV" veröffentlichte eine
Aufzeichnung eines Gesprächs, in dem der Journalist den Wunsch
äusserte, einen Blick auf Russland zu werfen u. mit den
Menschen zu sprechen. Die Publikation "Semafor" behauptete,
Carlson habe sich in Moskau mit 2 im russ. Exil lebenden
Amerikanern getroffen: s. Edward Snowden, dem vorgeworfen
wird, Daten über Überwachungsprogramme an die CIA u. NSA
weitergegeben zu haben, u. s. Tara Reade, die s. Joe Biden
vorwirft, 1993 von ihm sexuell belästigt worden zu sein.
Carlson selbst bestritt die Tatsache solcher Treffen. In einem
Ankündigungsvideo sagte Carlson am 6. Feb. 2024, dass die
Vorbereitung des Interviews mit Putin eine langwierige u.
riskante Aufgabe gewesen sei, über die er seit vielen Monaten
nachgedacht habe. Er wies darauf hin, dass er die Reise nach
Russland selbst bezahlt habe u. glaube, dass die meisten
Amerikaner nicht ausreichend über den Konflikt informiert
seien, der „die Welt verändert“, u. gab den Mainstream-Medien
die Schuld. Ferner kritisierte Carlson, dass westliche
Journalisten s. Volodymyr Zelenskyj häufig interviewten, um
die Forderungen des ukrain. Präsidenten nach einer Beteiligung
der USA am Krieg zu bekräftigen. Ausserdem sagte Carlson, dass
die Amerikaner u.a. englischsprachige Menschen „nicht wissen,
was im Krieg zwischen Russland u. der Ukraine vor sich geht“,
weil „ihre Medien korrupt seien“ u. diese „ihre Leser u.
Zuschauer belögen“. Carlson erzählte, er sei 5 Stunden im
Kreml gewesen, um das Interview aufzuzeichnen, während Putin 2
Stunden zu spät gekommen sei. Putins Gespräch mit Carlson
wurde mindestens dreimal in unterschiedlicher Form
veröffentlicht: Zuerst wurden Putins Aussagen lediglich
zitiert, dann informierten die Medien die Leser über das
Erscheinen einer Abschrift
des Interviews auf der Website des Kremls u. veröffentlichten
schliesslich die vollständige russischsprachige
Version. Am frühen Morgen des 9. Feb. startete
TASS eine Live-Übertragung der Interviewaufzeichnung.
Inhalt des Interviews: Das Interview, das
in einem etwas mysteriösen u. in auffallend dunklem Licht
gehaltenen Raum aufgezeichnet wurde, in dem ein greller
Scheinwerfer auf Putin strahlte, während man Carlson etwas
weniger hell erleuchten liess, so dass die Szenerie wie in
einem skurrilen russ. Theaterstück wirkte, dauerte etwas mehr
als 2 Stunden u. wurde, wie gesagt, mit einer Abschrift des
Gesprächs auf Russisch u. mehreren Fotos auf der Website des
Kremls veröffentlicht.
Das Interview begann mit der irrigen Behauptung Carlsons, dass
Putin bei der Ankündigung der russ. Invasion in der Ukraine am
24. Feb. 2022 von einem „Überraschungsangriff“ gesprochen
habe, den die USA mit Unterstützung der NATO lancieren
könnten. In Wirklichkeit hatte Putin das nicht gesagt. Er
antwortete dem Journalisten: „Haben wir eine Talkshow oder
führen wir ein ernstes Gespräch?“ Dann fragte Putin den
Amerikaner: „Soweit ich weiss, haben Sie eine Grundausbildung
in Geschichte, oder?“ Nachdem er eine bejahende Antwort
erhalten hatte, sagte der Präsident: „Dann werde ich mir
erlauben – nur 30 Sekunden oder eine Minute –, einen kleinen
historischen Hintergrund zu geben.“ Putins Monolog dauerte
dann aber 23 lange Minuten, ohne dass Carlson die Möglichkeit
erhielt, ihn zu unterbrechen oder zusätzliche Fragen zu
stellen. Anschliessend stellte Carlson die Frage, warum
Russland die Ostukraine angesichts ihrer Atomwaffen nicht
schon früher annektiert habe. Putin bemerkte, dass er diese
Frage bald beantworten werde, da er seine Ausführungen über
die Geschichte für wichtig für das Verständnis des Kontexts
halte. Über die "Gründung Russlands“ führte Putin an, dass 862
das Jahr der „Gründung des russ. Staates“ gewesen sei, u.
erwähnte die sog. normannische Theorie über den Ursprung der
Staatlichkeit Russlands, wonach Fürst Rjurik eingeladen wurde,
Novgorod zu regieren, was laut Putin zur Bildung des modernen
russ. Volkes führte u. der Beginn der Errichtung eines
„zentralisierten“ Staates war. Dabei stellte er die Entstehung
der russ. Staatlichkeit im 9. Jh. der angeblichen „Erfindung“
der Ukraine im 20. Jh. gegenüber. Immerhin schaffte es
Carlson, zweimal zu bemerken, er verstehe nicht, was dieser
histor. Exkurs mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine zu tun
habe, wobei diese kritischen Bemerkungen des Journalisten aus
dem Texttranskript auf der Kreml-Website herausgeschnitten
wurden. Im
Weiteren dozierte Putin über den Anfang u. die Bedeutung des Begriffs
„ukrainisch“u. behauptete, dass die südlichen u. östlichen
Regionen der Ukraine „keine historischen Beziehungen zur
Ukraine“ hätten. Putin argumentierte anschliessend, dass die
Ukraine ein künstlicher Staat sei, der durch den Willen Josef
Stalins u. Vladimir Lenins infolge von Annexionen entstanden
sei. An
dieser Stelle ist anzufügen, dass eine Reihe von Historikern
darauf hingewiesen haben, dass Putin in seinen Äusserungen
versuchte, seinepersönliche Version historischer Ereignisse
darzulegen u. Thesen vorzustellen, die der Lehrmeinung vieler
renommierter Historiker widersprechen,
die solche Behauptungen wiederholt widerlegt haben. Es handelt
sich also um nichts anderes als um sog. "alternative Fakten",
die dazu dienen sollen, den russ. Krieg gegen die Ukraine zu
rechtfertigen. Dann flechtete Putin in völliger Verkennung der
historischen Realitäten u. Umstände noch höchst fragwürdige
Lektionen über den Beginn des 2. Weltkriegs u. den Überfall
Polens durch Hitler-Deutschland in das Interview ein, wobei es
sich um Vorstellungen handelt, die von seriösen Historikern
als falsch bzw. verfälscht oder absurd zurückgewiesen wurden.
Während des Interviews mit Carlson wiederholte Putin die
Hauptnarrative der russ. antiukrain. Propaganda, wies erneut
der Ukraine u. den westlichen Ländern die Schuld zu, dass
Russland in die Ukraine einmarschierte, u. rechtfertigte den
russ. Angriff auf die Ukraine mit dem Mythos eines einzigen
Volkes u. behauptete, dass sich die Ukrainer immer noch „wie
Russen fühlen“, was schon lange nicht mehr der Wahrheit
entsprach. Er forderte die USA auf, ihre Position zu
überdenken u. bekräftigte die Dialogbereitschaft Russlands.
Putin bemerkte, dass er Anfang der 2000er Jahre, nachdem er
Präsident geworden war, versucht habe, die Beziehungen zum
Westen zu verbessern, brachte
seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass das Versprechen
einer Nichterweiterung der NATO nach Osten gebrochen worden
sei, u.
wiederholte seine altbekannten Behauptungen, dass
die
Gründe für die feindseligen Beziehungen zwischen Russland u.
dem Westen in der Osterweiterung der NATO u. in einem
möglichen NATO-Beitritt der Ukraine zu suchen
seien. Die Auslöser des Kriegs seien seiner Meinung
nach der „Staatsstreich in Kiev“ des Jahres 2014 gewesen, der
seiner Meinung nach von der CIA organisiert worden sei, sowie
die Weigerung der Ukraine, die Minsker Vereinbarungen
umzusetzen. Auch hier fehlte die Erwähnung diverser relevanter
histor.-polit. Umstände, die in diesem Zusammenhang zu
berücksichtigen wären, wie die Anerkennung der Souveränität
der Ukraine durch Russland im Jahr 1991, der Wunsch der
Ukrainer, eine eigene, von Russland unabhängige Nation zu
sein, die illegale Flucht des abgesetzten kremltreuen
Präsidenten s.
Viktor Janukovich aus Kiev, die völkerrechtswidrige Annexion
der Krym oder die kriegerischen Operationen von pro-russ.
Separatisten im Donbass, ganz
zu schweigen von den
schrecklichen Kriegsverbrechen, die auf
direkten oder indirekten Befehl Putins von der russ.
Invasions- u. Besatzungsarmee u. ihren brutalen Söldnern
gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine verübt wurden. Er
wiederholte erneut seine Behauptung, dass der Krieg nicht von
Russland, sondern von der Ukraine begonnen wurde. Ferner
erklärte er, er sei bereit, die Kontrolle über die von
Russland kontrollierten Gebiete der "Volksrepubliken" von
Doneck u. Luhansk an die Ukraine zurückzugeben, warf Kiev
jedoch vor, das Problem mit Hilfe des Militärs lösen zu
wollen. Putin zeigte sich zwar zuversichtlich, dass trotz der
„endlosen Mobilisierung in der Ukraine“ letztendlich eine
Einigung erzielt werden würde. Auf die Frage, warum er nicht
mit US-Präsident Joe Biden kommuniziere u. keine
Entscheidungen zur Ukraine treffe, antwortete Putin: „Was gibt
es zu entscheiden?“ Er forderte einen Stopp der
Waffenlieferungen u. stellte fest, dass der Krieg in diesem
Fall innerhalb weniger Wochen enden würde. Auf die Frage
Carlsons zu einem möglichen russ. Angriff auf Polen antwortete
der russ. Präsident, dass ein solches Ereignis nur im Falle
einer Aggression Polens eintreten könnte. Dabei betonte er,
dass Russland sich nicht in die Angelegenheiten anderer
Länder, einschliesslich Polens u. Lettlands, einmischen müsse,
da es dort keine eigenen Interessen verfolge. Nicht zuletzt
beschuldigte Putin die USA, gegen die Vereinbarungen zu "Nord Stream" verstossen zu haben, ohne
Beweise für eine US-Beteiligung an der Sabotage an den
Pipelines von "Nord Stream" im Jahr 2022 vorzulegen. Was den
Fall des in Russland inhaftierten US-Reporters s. Evan
Gershkovich betraf, bat
Carlson den russ. Präsidenten darum, im
Sinne einer „Geste des guten Willens“ die
Rückkehr des Gefangenen
in die USA zu gestatten.
Putin antwortete, dass sein „guter Wille“ erschöpft sei, wobei
er sich über den Mangel an gegenseitigen freundschaftlichen
Beziehungen zum Westen beklagte.
Putin behauptete, der Journalist habe „im Interesse amerikan.
Geheimdienste“ gearbeitet u. „auf geheimer Basis geheime
Informationen erhalten“. Dem Präsidenten zufolge handele es
sich hierbei um Spionage. Im Zusammenhang mit einer möglichen
Freilassung des Amerikaners erwähnte Putin den russ.
Geheimdienstoffizier s. Vadim Krasikov, der in Deutschland
wegen des polit. Mords an einem tschetschen. Separatisten zu
lebenslanger Haft verurteilt wurde. Fortsetzung folgt.
Reaktionen,
Kommentare, Kritik u. Bewertungen: Trotz des Versprechens, schwierige Fragen zu
stellen, wurden Putin ausgerechnet solche Fragen
wie zu den russ. Kriegsverbrechen in Bucha u. Mariupol
oder zu s. Aleksej Navalnyj nicht gestellt, während
Putin andererseits einen ausführlichen Monolog hielt,
in dem er alternative Versionen der Geschichte
Russlands u. der Ukraine, einschliesslich der
Zeit der UdSSR, zum Besten gab, u.a. von ihm
vertretene Thesen wiederholte.
Es wurden keine Fragen zu
Opfern, Verlusten, Zerstörungen sowie zur inneren Lage in
Russland u. zum Druck auf die dortige Zivilgesellschaft gestellt.
Eine
Woche nach
dem Tod s. Aleksej Navalnyjs wurde
Carlson an das Fehlen von Fragen zur Opposition in
Russland erinnert. Hingegen äusserte sich
Putin auf eine diesbezügliche Frage Carlsons über
den US-amerikan. Journalisten s. Evan Gershkovich,
der wegen Spionagevorwürfen wohl widerrechtlich in
einem russ. Gefängnis festgehalten wurde.
USA: Viele westliche Medien konzentrierten sich
deshalb auf Putins Aussagen über den in Russland verhafteten Wall
Street Journal-Journalisten Evan Gershkovich. Das Wall
Street Journal schrieb, Carlson habe das Interview mit
Putin veröffentlicht, als im US-Kongress aufgrund interner
polit. Meinungsverschiedenheiten Milliarden von USD an
Hilfsgeldern für die Ukraine feststeckten, während russ.
Truppen auf dem Schlachtfeld vorrückten u. die ukrain.
Streitkräfte unter einem akuten Mangel an Munition u. Waffen
leiden. Nach Angaben der Zeitung gab das Interview dem russ.
Präsidenten die Chance, seine Autorität im Land zu stärken u.
dem heimischen Publikum zu zeigen, dass seine Stimme im Westen
gehört werde. Laut der New York Times habe Carlson es
Putin ermöglicht, das Image Russlands als Verteidiger
"traditioneller Werte“ zu erweitern, u. dass die Forderung
nach einem Friedensabkommen mit der Ukraine sein Versuch sei,
direkt an amerikan. Konservative zu appellieren, die eine
weitere Unterstützung der Ukraine ablehnen. Eine vierköpfige
Journalistengruppe der Washington Post
kommentierte das Interview mit der Einschätzung, dass
Putins Botschaft in seinem Gespräch mit Carlson direkt
auf dessen Zielgruppe gemünzt gewesen sei, nämlich auf
isolationist. republikan. Anhänger des ehem.
US-Präsidenten s. Donald Trump.
Politico nannte Carlson einen weiteren „nützlichen
Idioten“ u. erinnerte an den New York Times-Reporter
Walter Duranty, der Josef Stalin in Moskau interviewte. Die
gleiche Rhetorik wurde von der ehem. Aussenministerin s.
Hillary Clinton u. der Financial Times geäussert.
Clinton
kritisierte Carlson auf MSNBC u. nannte ihn einen „nützlichen
Idioten“ u. eine „5. Kolonne“.
Der ehem. Kongressabgeordnete u. CNN-Kommentator Adam Kinzinger nannte Tucker Carlson
einen „Verräter“, während der US-Präsidentschaftskandidat Robert
Kennedy Jr. seine Unterstützung für dessen Recht, Putin
zu interviewen, zum Ausdruck brachte. Laut dem
Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby,
dürfte Putins Interview mit Carlson die Amerikaner
wahrscheinlich kaum dazu bringen, ihre Meinung über den Krieg
in der Ukraine zu ändern.
Der dt. Journalist Demian van Osten von
"tagesschau.de" war der Meinung, dass Carlson,
Mitglied der Republikan. Partei, bei dem Interview
ein „überforderter
u. unwissender Stichwortgeber" Putins gewesen sei. Voice
of America stellte fest, dass Carlson sich an der
Verbreitung russ. Desinformation u. Propaganda beteiligt habe
u. das Interview selbst eine Kombination aus kurzen Fragen u.
langen, weitschweifigen Antworten sei.
Eigentlich liess sich Carlson bereitwillig in die
Falle des Kremls locken, wo er für die skrupellose
Putin-Propaganda dreist u. zynisch missbraucht wurde
/osteuropa.ch/.
Russland:
Russ. staatliche u. regierungsnahe Medien wie RIA
Novosti, TASS, Vedomosti, Kommersant u. Rossijskaja
gazeta hoben das Interview mit Putin auf ihren
Titelseiten hervor. Darüber hinaus machten staatliche russ.
Nachrichtenagenturen auf die Veröffentlichung von s. Elon Musk
aufmerksam, der das Interview erneut veröffentlichte u.
schrieb, dass er es sich auch ansehem werde. Der stv.
Vorsitzende des Sicherheitsrats RF s. Dmitrij Medvedev,
berühmt u. berüchtigt geworden als einer der schärfsten u.
abscheulichsten Kreml-Propagandisten, sagte, Putin habe „der
westlichen Welt so sorgfältig u. detailliert wie möglich
erklärt, warum es keine Ukraine gab, keine gibt u. keine geben
wird“. Der kremlnahe, von der EU wegen Verbreitung von
Desinformation sanktionierte "Telegram"-Kanal "Rybar"
des russ. Militärbloggers s. Mikhail Zvinchuk hielt
fest, dass das Gespräch „den Effekt einer explodierenden
Bombe“ gehabt habe. Die Autoren des Kanals glauben, dass das
Interview im Voraus geplant u. organisiert wurde, u. verwiesen
auf die „vielschichtigen u. nicht offensichtlichen Andeutungen
u. Hinweise“.
Kremlsprecher Dmitrij Peskov sagte, der Westen werde
Putins Interview mit Carlson sorgfältig analysieren; der
Kreml habe das Interview nicht im Voraus koordiniert.
Nach der Veröffentlichung des Interviews habe die
Präsidialverwaltung „mehrere Dutzend Anfragen“ für ein
Interview mit Putin von internationalen Medien erhalten.
Nicht staatlich kontrollierte russ. Medien machten auf [zahlreiche]
Fehler u. Ungenauigkeiten in Putins Interview sowie auf
die [fragwürdige]
Art u. Weise aufmerksam, wie russ. Propagandisten über das
Ereignis berichteten. Am 14. Feb. äusserte [der
feige Zyniker] Putin in einem Interview mit dem
russ. Staatsfernsehen seine Enttäuschung darüber, dass Carlson
keine „sogenannten harten Fragen“ stellte, zumal er, Putin,
doch gerne die Möglichkeit hätte erhalten wollen, „scharfe
Antworten zu geben“. Ihm zufolge habe Putin deshalb „keine
volle Zufriedenheit mit diesem Interview“ erfahren".
Andere:
Auch
Putins Bemerkung, Polen habe Hitler dazu provoziert, den
Angriff auf das Nachbarland im Osten zu starten, die zum 2.
Weltkrieg führte, warf bei internationalen Kommentatoren
viele Fragen auf. Die bekannte Russland- u. Putin-Buchutorin
s. Masha Gessen, u. der renommierte Historiker s. Timothy
Snyder interpretierten diese Bemerkung - wohl etwas
überdehnt - als Unterstützung für Nazi-Deutschland seitens
des Präsidenten RF. [osteuropa.ch:
es geht nicht um die Unterstützung von NS-Deutschland durch
Putin an sich, sondern vermutlich viel mehr um die mögliche
Nachahmung von polit. NS-Methoden u. -Praktiken durch ihn,
insbes. Hitlers, der für Putin möglicherweise eine Art
Führervorbild darstellt.]
Nabila
Massrali, eine Sprecherin des Europäischen Auswärtigen
Dienstes der EU, sagte: „Wir haben in Putins Interview nichts
Neues gesehen. Er wiederholte die alten Lügen, Verzerrungen u.
Manipulationen. Und er zeigte eine sehr feindselige Haltung
gegenüber dem Westen, was nichts Neues ist.“
Die
chinesische The Global Times, ein Sprachrohr des
offiziellen Organs des ZK der KP Chinas, der Tageszeitung People’s
Daily, holte weit aus, indem sie auf ihre Weise
feststellte, dass „die Angriffe amerikan. Politiker u. Medien
auf Carlson [nach
dem Interview
mit Putin]
die tief verwurzelte "Verleugnung [bzw.
Verneinung, otricanie] Russlands“
in der
amerikan. polit. Elite“
widerspiegeln“; „die
ihr ebenso innewohnenden Vorurteile hinsichtlich rassischer,
kultureller u. Machtüberlegenheit stellten nicht nur die
grösste Herausforderung für die amerikan.-russ. Beziehungen,
sondern auch eine Quelle des geopolit. Chaos dar.“
Nach
dem Interview nannte Tucker Carlson Putin einen
intelligenten Mann u. sagte, dass die Ablehnung Russlands
durch den Westen den russ. Präsidenten „zutiefst verletzt“
habe [osteuropa.ch:
Selbstverständlich ist das kompletter Unsinn; es handelt
sich hierbei um eine Ablehnung des Westens durch
Russland, insbes. durch Putin
persönlich].
Laut dem Journalisten ist
Russland an der Expansion nicht beteiligt, weil es bereits
„so riesig“ sei u. „die ideolog. Lügner, die das [US-]Aussenministerium
leiten“, aus Putin Hitler machen wollen. Carlson fügte
hinzu, dass Russland die [völkerrechtswidrig
annektierte]
Halbinsel
Krym nicht im Interesse eines Friedensabkommens mit der
Ukraine abtreten werde. Dem Journalisten zufolge sei der
Präsident RF verletzt, dass der Westen seine Position nicht
akzeptiert habe: „Seine Augen leuchteten, als wir über die
Ablehnung Russlands durch den Westen sprachen, wir redeten
wahrscheinlich mehr als eine Stunde lang“ [darüber.
osteuropa.ch: Es ist beileibe nicht das
Problem des Westens, dass ein Putin sich wegen der
angeblichen Ablehnung Russlands durch den Westen -
eine reine Behauptung u. Fiktion Putins, der alle
Fakten umdreht u. ins Gegenteil verkehrt - verletzt
fühlt].
Später
nannte Carlson Putins Worte über die „Entnazifizierung“ der
Ukraine dennoch u. immerhin eines der dümmsten Dinge, die er
je gehört habe, u. „die Ukrainer Nazis zu nennen, sei
kindisch“.
Interview
mit Pavel Durov: Am 6. April 2024 wurde bekannt,
dass Tucker Carlson den Gründer des russ. sozialen Netzwerks "VKontakte"
u. des russ. Instant-Messaging-Diensts "Telegram" u. russ.
Unternehmer s. Pavel Durov interviewte. Durov selbst gab dies in
seinen sozialen Netzwerken bekannt. Laut Durov führte Carlson
bereits im Februar desselben Jahrs ein Interview mit ihm, das
3 Stunden dauerte. In
seiner Ankündigung des Interviews mit Tucker Carlson 2
Monate nach den Dreharbeiten, am 16. April 2024, erklärte
Pavel Durov in seinem "Telegram"-Kanal, dass er sich für das
Interview entschieden, weil er „als Leader einer politisch
neutralen Plattform verpflichtet sei, mit Journalisten zu
kommunizieren, die unterschiedliche polit. Ansichten
vertreten“, u. nannte Carlson „einen bekannten
Konservativen“. Er habe sich aber auch mit einem
„Journalisten mit liberalen Ansichten“ unterhalten, ohne den
Namen zu nennen. Das
Interview mit Carlson fand am Hauptsitz der "Telegram
Corporation" in Dubai, VAE, statt.
Eine fast 1-stündige Version des Interviews wurde als Premiere am 17.
April 2024 im
Videoformat im Streamingdienst
"Tucker Carlson Network", teilweise
in seinem "Telegram"-Kanal u. auf "YouTube" veröffentlicht.
Bis
Mitte Juli 2024 hatte das Interview auf Carlsons
"YouTube"-Kanal etwa 3,4 Mln. Aufrufe, 151 Tsd. Likes u. 19
Tsd. Kommentare verzeichnet. Ausführlicher zum Inhalt s. den
Eintrag zu Pavel DUROV auf der Seite D2 dieses Lexikons.)
CASSIS,
Ignazio II
III IV V
VI VII VIII IX
X (1961-, Schweizer Arzt /Dr.
med./ u. Politiker der Schweizer Partei FDP. Seit Nov. 2017 Schweizer Bundesrat aus dem Kanton
Tessin/Ticino, Vorsteher des Eidgenöss. Departements
für auswärtige Angelegenheiten EDA, Bundespräsident 2022. Bereits
2018 kamen diplomat. Spannungen mit Russland
auf, als bekannt wurde, dass einige russ. Diplomaten im
Zusammenhang mit nachrichtendienstlichen Aktivitäten in
der Schweiz nicht akkreditiert wurden.
Rolle u. Aktivitäten in Bezug auf Russland im
Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg: Schon im Juni
2019 sprach BR Cassis mit dem Aussenminister RF s. Sergej
Lavrov in Moskau über den Ukrainekonflikt.
„Die Schweiz u.
Russland pflegten eine solide bilaterale Beziehung. Auch
wenn die Standpunkte manchmal unterschiedlich seien, habe
man einen guten Austausch. Der russ. Aussenminister
unterstütze die Werte des Europarats, welche die
Grundfreiheiten wie Meinungs- u. Versammlungsfreiheit
schützten", liess Cassis verlauten. In Bezug auf die
Ukraine besprach Cassis mit seinem russ. Amtskollegen u.a.
die Situation der Gefangenen in jenen Gebieten, die nicht
von der ukrain. Regierung kontrolliert würden. Am Vortag
hatten die beiden Aussenminister an der offiziellen
Eröffnung der neuen Schweizer Botschaft in Moskau
teilgenommen. Im Juni 2021 war Cassis als
CH-Aussenminister für die Organisation der Gipfelkonferenz der Präsidenten der USA
u. Russlands s. Joe Biden u. V. Putin in Genf
zuständig. Als CH-Bundespräsident von 2022 wurde er vom
Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine
unmittelbar überrascht, wozu er in der Folge im Namen der
CH-Regierung mehrmals dezidiert gegen Russland Stellung
nahm u. den militär. Grossangriff Moskaus auf die Ukraine
als schweren Bruch der UN-Charta u. des Völkerrechts aufs Schärfste verurteilte. Dadurch
wurden die bisher recht guten schweiz.-russ. Beziehungen
schwer belastet u. die CH-Neutralität strapaziert. Noch im
Vorfeld des ungeahnten russ. Angriffs auf die Ukraine
wollte der Aussenminister RF Sergej Lavrov von Bundesbern wissen /II/,
wie die Schweiz zur russ.
Sichtweise einer europäischen Sicherheitsordnung steht.
Zunächst reagierte die CH-Regierung zwar noch eher
zurückhaltend auf die Ereignisse, um dann eine klare Haltung
gegen Russland als eindeutigen Aggressor u. für die Ukraine
als Kriegsopfer einzunehmen. Am 28. Feb. sprach Cassis auf
einer PK in Bern von „Krieg" u. sagte, dass der „russ.
Angriff auf die Ukraine ein Angriff auf die Souveränität,
die Freiheit u. die Demokratie sowie auf die
Zivilbevölkerung u. auf die Institutionen eines freien
Landes" sei. Dies sei „völkerrechtlich, politisch u.
moralisch nicht hinzunehmen". Die Schweiz übernahm seither
die EU-Sanktionen gegen Russland vollständig; explizit
erwähnte Cassis die Finanzsanktionen gegen die russ.
Oligarchen sowie gegen Präsident RF V. Putin, PM RF s.
Mikhail Mishustin u. Aussenminister RF s. Sergej Lavrov. Die
Übernahme der EU-Sanktionen sei „ein einmaliger Schritt für die Schweiz".
Diese Entscheidung des Bundesrats, so gegen
Russland aufzutreten, wurde nicht nur von einzelnen
Exponenten der SVP kritisiert. Moskau reagierte gereizt u.
verärgert u. setzte die Schweiz auf die Liste der "unfreundlichen Staaten" /II/. In einem Interview mit der
welschen Zeitung Le Matin Dimanche betonte
Cassis mit dem ihm eigenen Humor, dass die Schweiz ja „etwas
weniger unfreundlich als andere Länder“ sei, denn „wir haben
keine Diplomaten ausgewiesen u. die russ. Medien nicht
verboten“. Im März trat Cassis auf dem Berner Bundesplatz bei einer
Ukraine-Kundgebung auf, von wo aus er dem
ukrain. Präsidenten s. Volodymyr Zelenskyj in Kiev zurief:
„Volodymyr, mein Freund, wir bewundern dich u. stehen
hinter dir u. deinem Volk.“ Da Zelenskyj zu dieser
Zeit aus verständlichen Gründen selbst nicht in die Schweiz
reisen konnte, verglich Cassis die Videoübertragung auf dem
Bundesplatz mit einem eigentlichen Staatsbesuch. Ausserdem
rief BP Cassis in einem Telefonat den russ. Aussenminister
Lavrov auf, den Ukrainekrieg auf diplomat. Weg zu beenden.
In einem SRF-Interview vom April sagte Cassis,
es sei seine Pflicht als BP gewesen, den ukrain. Präsidenten
zu empfangen, wenn auch auf diese aussergewöhnliche
virtuelle Weise. Zur Frage der russ. Spione in der Schweiz
erklärte Cassis in der SRF-"Samstagsrundschau" übrigens,
dass die Schweiz solches Personal von der russ. u.a.
diplomat. Vertretungen nicht einfach ausweisen könne oder
wolle, solange kein triftiger Grund dafür vorliege bzw. eine
gewisse Grenze des Tolerierbaren nicht überschritten werde.
Im April kritisierte s. Marija Zakharova, die
unzimperliche u. rabiat auftretende Sprecherin des russ.
Aussenministeriums MID,
in einem von der russ. Botschaft in Bern verbreiteten Tweet
den Bundesrat u. v.a. BP Cassis heftig u. schlug einen
ungewöhnlich scharfen Ton an. Russland verurteile die von
der CH-Seite gemachten „einseitigen"
aussenpolit. Äusserungen „aufs Schärfste" u. „fordere Bern
auf, das sich als neutraler u. ‹ehrlicher Makler› zu
positionieren versucht, nachdrücklich dazu auf, objektiv u.
treulich mit den Fakten umzugehen". Dabei fielen Zakharova
u. ihr nicht minder scharfzüngiger Chef Lavrov als zwei
international berüchtigte Sekundanten der Politik des Kremls
wegen ihres durchschaubaren Umgangs mit "alternativen
Fakten" u. ihrer höchst einseitigen u. verzerrten
Betrachtung der polit. Dinge u. Ereignisse selbst als wenig
glaubhafte diplomat. Akteure auf. Später, v.a. nach den
Massakern von Butscha, forderte Bundesbern auch eine Aufklärung der in der Ukraine mutmasslich
begangenen Kriegsverbrechen. In Teilen der CH-Presse
u. -Politik wurde die Ansicht vertreten, dass die Schweiz wegen der von ihr mitgetragenen
EU-Sanktionen gegen Russland unter Druck geraten sei
u. dass sie sich dennoch etwa bei der Aufspürung u. Sperrung
von russ. Vermögenswerten stärker engagieren sollte. BP
Cassis war bemüht, die in einer freien Demokratie
verschiedenartig geäusserte Kritik aufzufangen, u. erklärte
bei verschiedenen Gelegenheiten vor der Öffentlichkeit seine
Position u. die Haltung der CH-Regierung in Bezug auf den
russ. Krieg gegen die Ukraine. Im Mai rechtfertigte u. verteidigte er die
Umsetzung der Sanktionen gegen Russland. Dabei handle
es sich nicht um einen Alleingang der Schweiz, sondern man
arbeite diesbezüglich eng mit der EU zusammen. Dieses
Vorgehen der Schweiz sei zu 100% kompatibel mit der
Neutralität des Landes u. werde weltweit positiv
aufgenommen, nicht zuletzt auch in der Ukraine selbst. Zur
verwendeten Terminologie rund um das Thema "Krieg" sagte
Cassis in der besagten
SRF-"Samstagsrundschau": Als
Bundespräsident u. Vertreter einer staatl. Institution
könne er nicht einfach Wörter wie "Krieg" oder
"Kriegsverbrechen" benutzen, denn diese Begriffe seien
genau reguliert u. nach dem Völkerrecht definiert. Aus
diesem Grund habe er diese Begriffe vermieden u. etwa von
„bewaffnetem
Konflikt", „militär. Intervention", „russ.
Vorgehen", „Situation in der Ukraine", „mutmasslichen
Kriegsverbrechen" u.a. gesprochen.
Institutionen
hätten nicht die gleiche Wahlfreiheit der Worte wie
einzelne Parlamentarier, Journalisten oder sonstige
Menschen. Institutionen müssten die Worte genau auf die
Waagschale legen u. sich fragen, was die Konsequenzen
seien, wenn man dieses oder jenes Wort benutzt. Die
Bedeutung von Worten wie "Krieg", "Kriegsverbrechen",
"Genozid", "schwere Verstösse gegen das humanitär.
Völkerrecht", "mutmassliche Verstösse" usw. seien nicht
beliebige Begriffe, sondern widerspiegelten Entscheide von
unabhängigen Gerichtshöfen; es müssten Auflagen erfüllt
werden, damit diese Begriffe korrekt verwendet werden. Er,
Cassis, könne sie wohl als Einzelbürger benutzen, aber
nicht als Bundespräsident oder EDA-Vorsteher. Das EDA
müsse als Institution diplomat. Zurückhaltung üben, denn
in der Diplomatie sei man sehr präzise mit der Wortwahl.
... Gemäss Wortdefinition sei es beim Begriff "Krieg" eben
nicht so klar; ein Krieg sei im Völkerrecht so
definiert, dass dieser auch mit einer Kriegserklärung
verbunden sein müsse. Eine solche habe es im Fall des russ.
Angriffs auf die Ukraine gar nie gegeben. Später, am 19.3.,
sprach Cassis in einem Gastkommentar dann selbst von einem „brutalen
Angriffskrieg". Auch der Begriff "Kriegsverbrechen" bzw. das
Vorliegen eines solchen sei das Resultat eines Entscheids
eines unabhängigen Gerichtshofs, erläuterte Cassis weiter.
Deshalb habe er von „mutmasslichen Kriegsverbrechen"
gesprochen. Auch wenn er als Mensch „zutiefst erschrocken, wirklich wortlos"
gegenüber dem gewesen sei, was wir gesehen hätten /Butscha II III IV usw./,
„sind wir als EDA-Vertreter nicht
gewöhnliche Menschen, die sich einfach frei äussern können.
Wir stellen eine Institution dar, die international
beobachtet wird, u. wir müssen die Dinge korrekt machen, um
die Glaubwürdigkeit der Schweiz zu gewährleisten. Wenn die
Schweiz sich nicht an das Völkerrecht hält, auch
sprachmässig, dann bricht sie das Recht, zumal gleichzeitig
Russland dafür verurteilt wird, dass es das Völkerrecht
massiv gebrochen hat; wir dürfen nicht den gleichen Fehler
machen." Die Journalistin bemerkte dazu, dass
es ausgerechnet die FDP-Bundesräte gewesen seien, die [bei
der Verurteilung des russ. Kriegs
gegen die Ukraine]
eine
gewisse Zurückhaltung an den Tag gelegt hätten, wobei
Cassis diese Verbindung bestritt. Im Mai sagte er in einem
Interview
mit 20min.ch, dass
er am 24. Feb., als der Krieg begann, um 4 Uhr morgens
geweckt worden sei, um über die Lage informiert zu werden.
Zum Thema des in der Schweiz
hinterlegten russ. Geldes sagte er, es sei „nicht [deshalb]
schlimm,
weil es russisch[es
Geld]
ist,
sondern weil es den [russ.]
Oligarchen
gehört; ergo ist die Frage, wieviel von [diesem]
russ. Geld den Oligarchen gehört u. warum [es]
den
Oligarchen [gehört],
zumal wir wissen, dass sie direkt in diesen Krieg
involviert sind." Man habe bisher 8 Mrd. dieser Gelder -
von schätzungsweise insgesamt ca. 200 Mrd. -, die in der
Schweiz seien u. in Verbindung mit Oligarchen stünden,
eingefroren; alle anderen Gelder seien Gelder von Bürgern,
die die Freiheit hätten, Geld in der Schweiz zu haben.
Eine Möglichkeit beim Wiederaufbau der Ukraine sei, das
eingefrorene russ. Geld dafür zu benutzen. Ein solches
Vorgehen würde man aber Enteignung nennen, wofür es eine
besondere Gesetzesregelung bräuchte. Diese
Diskussion habe der Bundesrat noch nicht geführt u. eine
solche Regelung müsse international koordiniert werden.
Zur Frage, ob die Schweiz genug getan habe, um als
Vermittlerin zwischen Russland u. der Ukraine beizutragen,
wies Cassis darauf hin, dass die Schweiz vor dem Ausbruch des Kriegs sich
diplomatisch darum bemüht habe, etwa anlässlich des
Blinken-Lavrov-Treffens in Genf, einen Krieg zu
verhindern. Während des Kriegs habe die Schweiz klare
Stellung etwa zugunsten des humanitären Völkerrechts
bezogen u. sei deswegen von Russland auf die Liste
"unfreundlicher Länder " gesetzt worden. In dieser Phase
sei es kaum möglich, als Schweiz eine grosse Diplomatie
machen zu können. Die Schweiz unterstütze aber die Türkei
bei diesen Bemühungen. Nach
Kriegsende könne die
Schweiz dann allenfalls wieder eine bedeutende diplomat.
Rolle als Vermittlerin spielen. Die Schweiz könne in
diesem Bereich aber nur dann etwas tun, wenn beide
Kriegsparteien wollten, dass die Schweiz etwas für sie tun
möchte. Die Schweiz stehe während allen 3 Phasen des
Konflikts in Kontakt mit Russland. Als Reaktion auf eine
diesbezüglich skeptische Meldung aus dem Publikum
versicherte Cassis, dass die Schweiz aber „richtig
neutral" bleibe. In Bezug auf die "aktive polit.
Neutralität" der Schweiz sagte er, dass der Bruch der
UN-Charta u. des Völkerrechts durch Russland wegen dieser
militär. Aggression gegen ein souveränes Land diesmal
derart gross sei, dass „wir als Schweiz nicht schweigen
konnten, weil das nicht den Werten unserer Verfassung
entspricht". Diesen Bruch habe man sehr laut u. stark
verurteilen müssen, um zu sagen, „so geht es nicht, so
können wir die Welt nicht in Ordnung halten". Dies habe
z.T. den Eindruck geweckt, dass die Schweiz ihre
Neutralität verloren habe - das sei aber überhaupt nicht
der Fall. Die Schweiz habe Sanktionen aufgrund von
Gesetzen erlassen, die vom Schweizer Volk bei Abstimmungen
angenommen worden seien. Der Bundesrat sei verpflichtet,
UN-Sanktionen umzusetzen u. er könne auch EU-Sanktionen
umsetzen, wenn er der Meinung ist, dass es richtig sei,
sie umzusetzen. Was die CH-Firmen in Russland betreffe,
sei es ihr freier Entscheid, in diesem Land weiterhin
tätig zu sein oder sich aus ihm zurückzuziehen. Was seine
eventuelle Reise nach Kiev angehe, sei für ihn der polit.,
symbol. Akt der physischen Präsenz vor Ort im Moment
zweitrangig; es habe keinen Sinn, in die Ukraine zu
fahren, da er mit Zelenskyj in gutem telefon. Kontakt
stehe. Ein anderer Streit entstand u. löste eine geharnischte Reaktion von russ. Seite
/II/ aus, als Cassis im April in
einer luxemburg. Zeitung das Ende „der
Ära verkündete, in der seit Ende des 2. WKs kein einziges
souveränes u. demokrat. Land in Europa angegriffen wurde".
Das Aussenministerium RF beeilte sich, den CH-Bundesrat
daran zu erinnern, dass die „Grundlagenaushöhlung
der Nachkriegszeit u. die Zerstörung des
Völkerrechtssystems aus den Bomben- u.
Raketenangriffen der Nato auf friedliche
jugoslavische Städte 1999 resultierten".
Am Rande eines Anlasses sagte Cassis Ende Juni in Zürich,
dass zwar „der
Krieg eines Tages vorbei sein wird, dass Russland aber nicht von der Landkarte
verschwinden" werde. Im Sinne der von ihm
definierten „kooperativen Neutralität" wolle er als
CH-Aussenminister die Leitungen nach Moskau offenhalten,
denn „grundsätzlich ist es richtig u. wichtig, dass die
Schweiz ihre diplomat. Kanäle auf alle Seiten hin offen
hält, auch gegenüber Russland". Es „wäre
Realitätsverweigerung", dies nicht einzusehen. Als
Cassis im Juli 2022 in Lugano, Schweiz, als Gastgeber eine
internationale
Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine /II III IV/ nach dem Krieg
eröffnete, an der auch eine grosse Delegation aus der Ukraine selbst
teilnahm,
reagierte Russland, das zu dieser
Konferenz nicht eingeladen wurde, erwartungsgemäss kaum beeindruckt darauf. An dieser Konferenz
westlicher Staaten sollte im Rahmen einer Serie weiterer
Konferenzen zusammen mit der Ukraine der Wiederaufbau
des Landes erörtert u. geplant werden. Der ukrain.
Präsident konnte aus nachvollziehbaren Gründen selbst
nicht nach Lugano reisen u. wurde vom PM u.
Parlamentsvorsitzenden der Ukraine vertreten. Cassis zeigte sich zufrieden über
die Ergebnisse der Konferenz, die die "Erklärung von Lugano" angenommen
hatte. Die Korruption in der Ukraine sei ein
reales Problem, an dessen Lösung im Rahmen der Reformen u.
des Wiederaufbauprogramms gearbeitet werde, sagte Cassis.
In Bern waren zu dieser Zeit mehrere Rechtshilfeersuche
aus Kiev eingegangen, in denen die Ukraine die
Schweiz um Unterstützung bei Ermittlungen wegen
Kriegsverbrechen bat. Am 1. Aug. 2022
gratulierte Präsident Putin
Cassis zum Schweizer Nationalfeiertag trotz
offiziell "unfreundlicher Beziehungen" zwischen
beiden Ländern. 2 Tage später
verkündete
Bern, dass die Schweiz die neuen EU-Sanktionen im
Bereich von Gold u. Golderzeugnissen gegen Russland in
Kraft gesetzt habe.
Offiziell war von Seiten Bundesberns jetzt von der
„anhaltenden russ. Militäraggression" in der Ukraine die
Rede. Als Moskau im Aug. bei der Frage abwinkte, ob die Schweiz als
Schutzmacht /II/ die Interessen der Ukraine in
Russland vertreten soll, wie dies von Kiev vorgeschlagen oder gewünscht
wurde, reagierte Cassis
gelassen.
Ein Nein aus Moskau heute müsse morgen nicht
unbedingt auch ein Nein sein, gab der
Aussenminster zu bedenken. Der Bundesrat habe
nicht erwartet, dass sich Moskau dafür bedanke,
dass die Schweiz die Sanktionen übernommen hat, so Cassis weiter. Ab
jetzt behauptete Russland,
dass die Schweiz kein neutraler Staat mehr sei, weil
sie sich den Sanktionen angeschlossen habe. Im
Rahmen des 2. Gipfels der "Krym-Plattform" vom Aug.
2022 wiederholte BP Cassis
in einer Videobotschaft im
Chor mit zahlreichen anderen westl. Staaten, dass
die Schweiz die Militäraggression Russlands gegen
die Ukraine verurteilt, u.
bekräftigte die unerschütterliche Unterstützung
der Schweiz für eine der Ukraine angehörenden
Krym. Russland müsse seine Truppen
unverzüglich aus der Ukraine abziehen
u. die territoriale Integrität der Ukraine sei
wiederherzustellen. Dabei berief sich der
Magistrat auf die "Erklärung von Lugano" vom Juli
2022. Der ukrain. Botschafter in Bern zeigte sich
dankbar für diese Haltung. In
seiner Rede an der UN-Vollversammlung
im Sept 2022 in New York verurteilte Cassis den
Krieg vehement. Er sei erschüttert über die
Aggression Russlands, die gegen
die elementarsten Grundsätze der UN-Charta
verstosse. Das russ. Aussenministerium
veröffentlichte ein Bild, auf dem Lavrov u. Cassis
händeschüttelnd posieren u. Cassis mit einem
/diplomat. üblichen/ Lächeln in die Kamera
schaut u. zwar am Tag der
Bekanntgabe der russ. Mobilmachung. Das Bild
sorgte vielerorts für aufgeblasene Kritik u. Unverständnis unter
CH-Aussenpolitikern /II III/.
Dem BR wurde vorgeworfen, dass er in die Falle
der russ. Propaganda gefallen sei. Die geplanten
/Schein/Referenden in den von Russland besetzten
Gebieten der Ukraine bezeichnete er als rechtswidrig, also
illegal. Auf der anderen Seite forderte der russ.
Aussenminister Lavrov bei einem Treffen mit BP
Cassis am Rande der UN-GV in New York die
Schweiz auf /II/, wieder zu ihrer „Neutralitätspolitik"
zurückzukehren. Anlässlich des ersten Treffens der "Europ.
Polit. Gemeinschaft" in Prag sagte Cassis
am 6. Okt. 2022: „Es gibt ein gemeinsames
Verständnis darüber, dass Russland im Moment den
ganzen europ. Kontinent mit [dem
Mittel]
der Energie als Waffe, der Energielieferung u.
der Migration destabilisiert."
/II/ Am 20. Okt. besuchte Cassis überraschend
die Ukraine für 24 Std.
im Krieg, wo er verschiedene
hochrangige Regierungsvertreter
traf, darunter Präsident Zelenskyj
selbst.
An der Ukraine-Recovery-Wiederaufbaukonferenz
in Berlin, Deutschland, vom
25. Okt. betonte Cassis, dass der
Ukraine mittel- u. langfristige
Perspektiven geboten werden
müssten, u. forderte schnelle
Antworten, um einen
"Marshall-Plan" für das
kriegszerstörte Land auf den Weg
zu bringen. Am 1. Nov. beriet der
Bundesrat über ein neues
Hilfspaket von bis
zu 100 Mln. CHF für die Ukraine.
Nachdem am 15. Nov. zwei - wohl
fehlgeleitete -
Luftabwehrraketenteile aus
ukrain. Richtung auf polnischem
Gebiet eingeschlagen waren, was
zwei Todesopfer zur Folge hatte,
zeigte
sich Cassis sehr
beunruhigt
über die
jüngste
Entwicklung
im
Ukrainekrieg.
Im Jan. 2023
kritisierte er
in seiner
ersten
Stellungnahme
für die
Schweiz als
gewähltes
Mitglied im
UN-Sicherheitsrat den russ. Angriffskrieg
gegen die Ukraine als eklatanten Rechtsbruch gegen die
Grundsätze der UN-Charta. Am WEF
2023 traf Cassis s. Olena Zelenska, die
Ehefrau des ukrain. Präsidenten. Ende Jan. 2023 wies
das CH-Bundesgericht
ein
Rechtshilfeersuchen Russlands bezügl. der vorsorglichen
Sperrung von russ.Bankguthaben ab bzw.
sistierte es, u. entschied, dass die Sperrung aufrecht
erhalten bleibt. Von CH-Bankenvertretern
kam
Widerspruch /II
III/.
Anlässlich
der Münchner Sicherheitskonferenz vom Feb. 2023 sah Cassis „kurz-
mittelfristig
keine Lösung des Ukrainekriegs in Sicht, u. momentan keinen
Raum
für Ukraine-Verhandlungen". Im Feb. 2023
kündigte der Bundesrat ein neues
Ukraine-Hilfspaket
von 140 Mln. CHF an.
Hingegen wurde
eine
Militärhilfe
neutralitätspolitisch
als
problematisch
eingeschätzt.
An einer
"dringlichen
Sondersitzung
der
UN-Generalversammlung
in New
York vom Feb.
2023
verurteilte BR
Cassis erneut
die Aggression
Russlands
gegen die
Ukraine
u. rief zu
einer
dauerhaften
Friedenslösung
in der Ukraine
auf. Anfang
März 2023
wurde das
Kuriosum
bekannt, dass
die Ehefrau
von Ignazio
Cassis eine
«Putin-Ärztin»
bzw.
angebliche
Geliebte
Putins, die
Putins Kinder
betreut haben
soll, bis zu
ihrem Tod
gepflegt.
Das Verhältnis
zwischen
Moskau u. Bern
war zerrüttet.
Lavrov
störte sich am
Setting, wie
die Schweiz
ihre
Friedensinitiativen
aufzugleisen
versucht,
indem es
zuerst die
Ukraine u. die
ganze Welt
mobilisiert u.
Russland erst
danach in dem
Prozess
berücksichtigen
will - ein
solches
Vorgehen sei
Lavrov zufolge
„ohne
Perspektiven".
Nachdem die
Schweiz im Mai
2023 den Vorsitz
im SR der
UN eingenommen
hatte, leitete
Cassis in
diesem Gremium
eine Debatte,
in der der
Aufbau von
Vertrauen
sowie die Schaffung
u. Sicherung
von Frieden
im Zentrum
stand. An
der 2.
Ukraine
Recovery
Conference in
London, GB
/II
III/ vom
Juni 2023
sagte Cassis
der Ukraine
weitere
Unterstützung
zu; die
Schweiz werde
sowohl in
Notfällen als
auch beim
Wiederaufbau
helfen /II/.
Vor
der Eröffnung
des WEF 2024 diskutierten
in Davos auf
Einladung der
Schweiz u.
mit der
Teilnahme von
BR Cassis 83
Länder über
die Punkte des
ukrain.
Friedensplans,
wobei die
Schweiz
wünschte, dass
in einem
nächsten
Schritt China
u. Russland
einbezogen
werden /II/.
Zur Frage der
Verwendung
eingefrorener
russ.
Oligarchengelder
sagte Cassis
in Davos:
„Wer
Schäden
anrichtet,
sollte auch
dafür
aufkommen."
Derzeit fehle
in der Schweiz
zwar der
rechtliche
Rahmen, um die
eingefrorenen
Gelder zu
beschlagnahmen.
Aber dieser
sei
veränderbar,
so Cassis.
Obwohl
festgestellt
wurde, dass
die Positionen
Kiev u. Moskau
derzeit kaum
zu vereinbaren
seien, gab
sich der
CH-Aussenminister
optimistisch.
Auf der Suche
nach Frieden sagte
Cassis,
dass „der Beitrag
Russlands wäre, mit dem Schiessen aufzuhören". In Davos
sagte Cassis gegenüber der Presse, dass es „ohne Russland keine
Friedenskonferenz geben werde, die zu einem Waffenstillstand
führt. Russland müsse den Einsatz von Waffen beenden u. auch
es müsse den richtigen Schritt zum richtigen Zeitpunkt
machen". In dieser Phase verriet Cassis erstmals mehr Details zu
Vorstellungen des Bundes über eine
Ukraine-Friedenskonferenz, die noch im laufenden Jahr
in der Schweiz auf der Ebene von Präsidenten oder
Regierungschefs stattfinden soll. Nach dem WEF traf Cassis Aussenminister Lavrov noch im
selben Monat in New York, um den Dialog mit Russland
zu fördern. In dem fast 1-stündigen bilateralen
Treffen, in dem „über Krieg und Frieden" gesprochen
worden sei. Das Gespräch mit Lavrov sei „absolut
friedlich" verlaufen, obwohl „das nicht heisse, dass
wir das Gleiche meinten oder die gleichen
Erwartungenhatten". Aber Cassis erhielt einen diplomat.
Korb, eine Schelte von Lavrov: Der für Juni geplante
Ukraine-Friedensgipfel auf dem Bürgenstock wurde von dem
hocharroganten russ. Aussenpolitiker, natürlich auf
Geheiss des Kremls, als einseitig scharf
kritisiert. Da Russland
über
die Rolle der Schweiz im Ukrainekrieg zutiefst
verärgert ist, soll Cassis
einer Interpretation der Presse zufolge mit seinen
Friedensanliegen bei Lavrov abgeblitzt sein. Im
April 2024 erklärte Lavrov gegenüber russ.
Radiosender, die
Schweiz habe sich von einem neutralen Land in ein "offen feindseliges Land"
verwandelt. Im April 2024 erläuterte BR Cassis
gegenüber SRF den Sinn u. die Erwartungen
an die Bürgenstock-Konferenz. Ausserdem sagte er, dass
Russland schon 2x, im Feb. /eigtl. im Jan./ u. April, im voraus
negativ auf eine Einladung reagiert u. sein
Desinteresse an einer Teilnahme angemeldet habe,
obwohl noch gar keine Einladungen verschickt worden
seien. Aber es sei „unbestritten,
dass Russland an Bord eines Friedensprozesses sein"
müsse. Als
bekannt wurde, dass ein Russe in der Schweiz
Waffen beschaffen wollte, wurde von Seite
der Mitte-Partei auf BR Cassis Druck ausgeübt,
der Aussenminister solle härter gegen Agenten
vorgehen, während rechte Politiker vor
Aktivismus warnten. Auch
an der 3. Ukraine Recovery
Conference in Berlin, Deutschland, /II III/ vom Juni 2024 nahm BR Cassis als
offizieller Vertreter der Schweiz teil.
Für den im Juni 2024 stattfindenden "Friedensgipfel" auf dem
Bürgenstock in der Zentralschweiz
wollte Cassis für Russland die Tür
weiterhin offen lassen u. bemühte
sich, es doch noch auf den
Bürgenstock zu bringen, aber Moskau
zelebrierte kaltschnäuzig sein Desinteresse,
weswegen es keine offizielle Einladung von
Seiten der Schweiz gab. Die russ. Seite
drehte den Spiess wie üblich um und sprach
von einer Ausladung. Der Kreml
tat alles, um möglichst viele Länder u.
Akteure vom Treffen fernzuhalten u. sprach
von einer „absurden
Versammlung u. Zeitverschwendung". An
einer Medienkonferenz
erklärte Cassis einen zweiten Grund, warum
Russland am Gipfel fehlen werde, denn
Präsident Zelenskyj habe verlautet, dass er
Russland nicht mit am Konferenztisch haben
möchte. Um wegen der höchstrangigen
Abwesenheit der wichtigsten Weltplayer wie
China, Russland, Indien, Brasilien, aber
auch die USA, usw., ein drohendes Fiasko der
Bürgerstock-Ukrainekonferenz zu vermeiden,
hiess es etwa in der NZZ, dass Viola Amherd,
CH-Bundespräsidentin 2024 u. Initiatorin der
Konferenz, u. CH-Aussenminister Ignazio
Cassis, die auf dem Bürgerstock die Dinge
ihrer spektakulären Konferenz mit 90 Staaten u.
Organisationen lenkten, eigentlich
mehr um das Ansehen der Schweiz u. um ihr
eigenes, persönliches Ansehen kämpften,
währenddessen die russ. Armee nur noch
härter auf die Ukraine zuschlug. Die Presse
sprach trotz des guten Willens von Seiten
der Schweiz von "ausser Spesen nix gewesen",
einer Konferenz mit dem Risiko einer Blamage
oders eines Flops für die Schweiz,
während etwa die Juso Schweiz von einem „Gipfel der Heuchelei"
sprach. Diverse internationale Russland- u.
Politikexperten sahen den Erfolg der
Konferenz, die
eine Art "Stunde null" im Ukraine-Friedensprozess sein
sollte u. den Cassis
u.
Amherd erwartungsgemäss für sich u. die Schweiz
verbuchen sollten, schon im
voraus kritisch /II III IV,
weitere Berichte hier/. Die Schweiz
konnte
Zelenskyjs Hoffnungen in der Tat aber nicht
erfüllen, zumal es nach dem offiziellen
Programm hauptsächlich um die drei Rahmenthemen humanitäre,
nukleare
u. Ernährungssicherheit ging.
Die Abschlusserklärung war
dann
auch entsprechend auf diese Themen fokussiert. In der
russ. Presse herrschte überschwängliche Häme
u. Schadenfreude über den angeblichen
totalen Misserfolg des
Gipfels.
Nach der immerhin weltweit
beachteten Bürgerstock-Konferenz traf
Cassis
im Juli 2024 in New York erneut seinen russ.
Amtskollegen Lavrov im Rahmen des
russ. Vorsitzes im RF der UN, um ihn über den
"Friedensgipfel" zu informieren. Im Aug. 2024 unterzeichneten
BR Cassis u. sein italien. Amtskollege Aussenminister
Antonio
Tajani anlässlich ihres offiziellen Treffens in
Locarno, Schweiz, eine
Erklärung /III IV/,
in der sie bekräftigen, dass die beiden Länder in
engem Kontakt bleiben werden, um gemeinsam die
bestmöglichen Bedingungen für einen 2.
Ukraine-Friedensgipfel zu schaffen, an dem die
Parteien, einschliesslich Russland, u. alle
interessierten globale Akteure teilnehmen.)
CHAPMAN-(KUSHCHENKO),
Anna (Vasilevna) I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX
XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX mehr Bilder&Fotos II III IV (1982-, ehem. russ.
Geheimdienstagentin, die unter dem Deckmantel einer
Geschäftsfrau russ. Herkunft in den USA operierte, 2010
von den US-Behörden verhaftet, wegen illegaler
geheimdienstlicher Aktivitäten
angeklagt u. verurteilt u. in einem Agentenaustausch in
ihr Heimatland abgeschoben wurde. Kushchenkos Vater
Vasilij Kushchenko war sowjet. Diplomat, der zu
verschiedenen Zeiten in Asien u. Afrika arbeitete. Die
in Charkov, Ukrain. SSR, geb. Anna Kushchenko
behauptete, ihr Vater sei ein hochrangiger KGB-Offizier /gewesen/. Laut ihrem
Ex-Mann Alex Chapman „kontrollierte Annas Vater
vollständig Annas Leben, u. sie war für ihn zu
allem bereit". 2011 sagte der stv.
russ. MP s. Sergej Ivanov, der selbst
aus dem KGB der UdSSR stammte,
gegenüber s. Andrej Kolesnikov, einem
Kolumnisten der Zeitung Kommersant, dass er
Anna seit deren Kindheit u. ihren Vater kenne, mit dem
er zusammengearbeitet habe. Anna besuchte ein Gymnasium
mit künstlerischem u. ästhetischem Profil in Volgograd,
wo
ihre Grossmutter lebte, u. trat nach dem Abitur
in Moskau in die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
der "Universität der Völkerfreundschaft" RUDN ein.
In Grossbritannien: Im Sommer 2001 lernte die
russ. Studentin Anna während einer Touristenreise nach
GB auf einer Rave-Party in London den 1979 geb. Alex
Chapman kennen, Sohn
eines prominenten Geschäftsmanns,
der für ein Tonstudio tätig war. 2002 kam Alex nach
Moskau, wo das Paar ihre Ehe eintragen liess u. Anna den
Nachnamen ihres Mannes annahm. Der brit. Zeitung Daily
Mail zufolge habe sie Chapman geheiratet, um
einen brit. Pass zu erhalten. Nach der Heirat setzte
Anna ihre Ausbildung fort, während Alex in Moskau als
Englischlehrer tätig war. Nach ihrem Uniabschluss 2003
reiste sie nach GB aus, wo sie einen Job bei
"NetJets Europe" bekam, das "Warren Buffett" gehörte, u.
befasste sich mitder Vermietung u. dem Verkauf von
Business-Class-Flugzeugen, die nach Russland flogen,
beteiligt. 2004-5 war sie für die Bank "Barclays" u.
2005-7 als Direktorin für Marketing u. Börsennotierungen
beim Hedgefonds "Navigator tätig. Mit ihrem Mann
half sie in GB
lebenden Simbabwern, Geld in ihr Heimatland zu
überweisen, zu günstigeren Konditionen als die Banken
dies anboten. Dabei sollen die Gelder über verschiedene
Bankkonten u. Briefkastenfirmen überwiesen worden sein.
Chapman sagte der Presse, dass er u. seine Frau 2002-5
auf diese Weise „Millionen“ Pfund transferiert hätten.
Der brit. Geheimdienst MI5 leitete später eine
Ermittlung über die Aktivitäten ihrer Firma wegen des
Verdachts auf Geldwäscherei ein. Die Beziehung zwischen Anna u. Alex
verschlechterte sich bald. Laut Alex verschwand
Anna bei Treffen mit russ. Freunden, u. als sie
schwanger wurde, liess sie eine Abtreibung vornehmen.
Schon 2005 verliess
Anna ihren Ehemann u. zog in eine andere Wohnung in
London, wobei das Paar sich ein Jahr später trennte.
Anna soll materiellen Wohlstand angestrebt haben, den
Alex ihr nicht bieten konnte. In London sei Anna laut
Alex eine „arrogante u. unausstehliche“ Frau geworden,
obwohl sie „extrem klug" sei, u.
habe Affären mit älteren Millionären aus der Schweiz
u. Amerika gehabt. Unter den reichen
Leuten, die Anna in London getroffen hatte, befand sich
angeblich auch der russ. Top-Oligarchen s. Boris
Berezovskij. Die Chapmans liessen sich erst offiziell
scheiden, als Anna beschloss, nach Moskau
zurückzukehren. 2015 verstarb Alex Chapman im Alter von
36 Jahren, laut Angaben der brit. Presse von 2018,
die sich auf einen gerichtsmedizin. Bericht berief,
wegen Drogenmissbrauchs.
Im Kampf gegen Entlassung gleiste Anna ein eigenes
Business auf, wobei sie nach eigenen Angaben „ein
IT-Unternehmen gründete u. eine bahnbrechende
Technologie entwickelt, die niemand sonst auf der Welt
hatte". Im Okt. 2006 wurde A. Chapman CEO des von ihr
gegründeten Unternehmens "Property Finder Ltd", das in
Russland als "Immobiliensuche" registriert wurde. Die
Firma begann mit der Entwicklung eines
Immobiliensuchsystems namens "Domdot.ru", das
allerdings erst 2008 startete u. sich zunächst auf die
Märkte Moskau, Moskauer Gebiet u. London
konzentrierte, sich dann aber auch mit der Website
"NYCrentals.com" auf die USA ausweitete.
Geschäftsfrau in Russland: Ende 2006 kehrte Anna
nach Russland zurück, wo sie ein Unternehmen gründete
u. ein Internetportal unter der Domäne "compromat.com"
errichtete, um kompromittierendes Material über Beamte
zu sammeln. Laut der Zeitung Vedomosti soll
Anna mehrere Mln. USD für die Eröffnung des
Unternehmens erhalten haben, während Anna selbst
erklärte, dass sie für das Startkapital selbst
aufgekommen sei, indem sie u.a. ihren Schmuck verkauft
habe. An anderer Stelle bestätigte Anna,
dass sie „im
Alter von 24 Jahren eine Millioneninvestition
erhalten habe“. Auch die
staatl. "Agentur für die Entwicklung des innovativen
Unternehmertums" soll ihr einen höheren Rubel-Betrag
zur Verfügung gestellt haben. Ihr Internetportal für
den Immobilienmarkt brachte jedoch trotz solider
finanzieller Unterstützung nicht den erwarteten Erfolg
u. Anna wurde als gescheiterte Geschäftsfrau
betrachtet, obwohl sie selbst diese Zeit als kommerziell
erfolgreich bezeichnet habe. 2007-8 arbeitete sie als
Vizepräsidentin u. Leiterin der Kundenabteilung einer
Investmentgesellschaft, bei der sie sich mit Fragen
der Zusammenarbeit in Russland befasste.
In
den USA: Im Feb. 2010 zog Anna in die USA, um
für "NYCrentals.com" zu werben u. eine
Risikokapitalgesellschaft namens "TIME Ventures" zu
gründen, um in russ. Startups zu investieren. Sie
liess sich im Wolkenkratzer am Exchange Place 20
in Manhattan unweit der Börse nieder. Ein Fachexperte
kritisierte die mangelhafte Qualität
ihrer Immobiliensuchmaschine,die schon im März
2011 nicht mehr verfügbar war. Dennoch gab Anna ihre
Geschäftsideen nicht auf.
Spionageaffäre: Im Juni 2010 erhielt Anna einen
Anruf von einem unbekannten Mann, der sich als „Roman“
ausgab u. behauptete, ihr Kurator vom russ. Geheimdienst
zu sein. „Roman“, der in Wahrheit ein US-Geheimdienstler
war, schlug Anna vor, sich mit ihr persönlich zu
treffen. Anna sollte einem „illegal eingewanderten
Landsmann" einen gefälschten Pass aushändigen. Der Anruf
u. das Erscheinen „Romans" weckten dennoch Annas
Verdacht. Anna kaufte ein Mobiltelefon unter einem
fiktiven Namen u. unter Angabe einer nicht existierenden
Adresse. Mit diesem Telefon telefonierte sie mit ihrem
Vater Vasilij Kushchenko u. einem Freund in New York, um
Rat einzholen. Beide empfahlen ihr, den erhaltenen
Auftrag nicht auszuführen. Kushchenko riet seiner
Tochter, den vom „Spion" erhaltenen gefälschten Pass der
Polizei zu übergeben, was Anna am nächsten Tag bei einer
New Yorker Polizeistation auch tat u. der Polizei alles
Vorgefallene erzählte, woraufhin sie am 27. Juni von
FBI-Agenten festgenommen wurde. Die abgehörten Anrufe u.
observierten Aktivitäten Chapmans
zwangen das FBI, auf 10 mutmassliche Mitglieder eines
russ. Geheimdienstnetzwerks in den USA zuzugreifen. Ende
des Monats wurde A. Chapman zusammen mit 10
Staatsbürgern Russlands u. Perus, die wie
sie festgenommen
worden waren, wegen illegaler Zusammenarbeit mit
ausländ. Geheimdiensten, insbes. dem russischen,
angeklagt. Ihr u. den anderen wurde der Versuch
vorgeworfen, heimlich Informationen über US-Atomwaffen,
die Iran-Politik der USA u. über CIA-Beamte u.
US-Kongressabgeordnete zu beschaffen. Wie die Presse
berichtete, unterhielten sie Kontakte zu russ. Agenten,
insbes. tauschte Chapman den Ermittlungen zufolge Daten
über ein drahtloses Netzwerk mit einem ungenannten russ.
Beamten aus. Den Ermittlungen zufolge absolvierte
Chapman zusammen mit anderen Angeklagten eine
entsprechende Geheimdienstausbildung in Moskau, u. sie
wurde seit Anfang 2010 überwacht. Den Unterlagen der
US-Staatsanwaltschaft zufolge erhielten A. Chapman u.
ein gewisser Mikhail Semenko 2009 vom Hauptquartier des
russ. Auslandsgeheimdienstes eine verschlüsselte
Nachricht, wonach sie für eine Langzeitmission in die
USA geschickt werden sollten. Ihre Hauptaufgabe habe
darin bestanden, Verbindungen zu Entscheidungsträgern in
der US-Politik herzustellen u. aufzubauen u. Berichte
darüber an die "Zentrale" in Moskau zu senden. Das
US-Gericht weigerte sich, Chapman gegen eine Kaution von
250 Tsd USA freizulassen. Ihre Anhörung war für den 27.
Juli 2010 geplant. Die Verhaftung Chapmans u.a. Personen
rief wie gewöhnlich eine negative Reaktion des russ.
Aussenministeriums hervor. Laut Aussenminister s. Sergej
Lavrov sei die Festnahme dieser Spione in einem
besonderen Moment gewählt worden, nämlich mitten in der
sich abzeichnenden Verbesserung der russ.-amerikan.
Beziehungen nach dem Besuch des Präsidenten RF s.
Dmitrij Medvedev in den USA. Am 7. Juli wurde bekannt,
dass Russland u. die USA auf höchster Ebene vereinbart
hatten, die in den USA inhaftierten Agenten gegen
mehrere von Russland der Spionage u. des Hochverrats
angeklagte Gefangene auszutauschen. Am 8. Juli 2010 gab
Chapman wie andere in diesem Fall in den USA verhaftete
russ. Staatsbürger ihre illegalen
nachrichtendienstlichen Aktivitäten in den USA zu u.
bekannte sich schuldig, woraufhin sie per
Gerichtsbeschluss zu einer Freiheitsentzugsstrafe, zur
Beschlagnahmung aller Vermögenswerte u. Gelder in den
USA sowie zur Ausweisung aus dem Land verurteilt wurden.
Noch am selben Tag forderte
das US-Gericht ihre unverzügliche Auslieferung an
Russland u. so wurde Chapman zusammen
mit den anderen Angeklagten u. Verurteilten im Austausch gegen 4 russ. Staatsbürger,
u.a. s. Sergej Skripal u. Igor Sutjagin, die in Russland zu
unterschiedlichen Zeiten wegen Spionage für den Westen
verurteilt wurden, ihre Haftstrafe dort
verbüssten u. das Land irgendwann verlassen sollten,
nach Russland abgeschoben. Nach der Abschiebung der in
den "Spionage“-Skandal verwickelten Personen aus den
USA teilten Polizeibeamte der Presse mit, dass die
Entscheidung, alle diese Personen, die im Verdacht
standen, für den SVR zu arbeiten, unverzüglich zu
verhaften, getroffen
worden sei, nachdem Chapman ihren Vater angerufen u.
ihm mitgeteilt hatte, dass sie gebeten worden sei,
jemandem einen gefälschten Reisepass zu überreichen,
um zu verhindern, dass einer von den Verdächtigten von
der Überwachung
erfuhr u. fliehen
konnte. Der
Agentenaustausch fand am 9. Juli am Flughafen Wien
statt. Bei diesem Fall, der internationales Aufsehen
erregte, handelte es sich um den ersten grossen
Spionageskandal u. den schwersten Schlag der USA gegen
einen russ. Geheimdienstagentenring im Ausland. Zur Einschätzung der Schuld Anna
Chapmans hiess es etwa seitens der Washingtoner
Anwaltskanzlei "Trout Cacheris", dass Anna Chapman trotz
der Anschuldigungen u. ihrer Geständnisse nicht als
Spionin nach geltendem US-Recht zu betrachten sei, da
sie im Zuge ihrer Arbeit keinen Zugang zu geheimen
Informationen erlangt habe, die den USA schaden konnten.
Die Ansicht, dass die Aktivitäten der ausgewiesenen
russ. Bürger den USA keinen Schaden zugefügt haben,
wurde auch von V. Putin, damals MP RF, geteilt, /der als
ehem. KGB-Agent vermutlich daran interessiert war, den
peinlichen Skandal zu verharmlosen/. Während einige russ. Medien Zweifel
daran äusserten, dass A. Chapman tatsächlich mit
den russ. Geheimdiensten eine Verbindung
unterhielt, stellte die westl. Presse klar, dass
Chapman u. den anderen festgenommenen Personen
nicht Spionage, sondern verdeckte Arbeit für
ausländ. Geheimdienste vorgeworfen wurde, über
die sie die US-Behörden nicht informierten.
Geheime Informationen hätten sie jedoch nicht
erlangt. Die Medien brachten jedoch noch eine
andere Version zur Beachtung, wonach Chapman
allenfalls an der Geldwäscherei im Dienste
hochrangiger russ. Beamter in den USA beteiligt gewesen
sein könnte, obwohl keine Beweise, die diese Version
dokumentiert hätten, veröffentlicht wurden. Im April 2012 erklärte der stv.
FBI-Direktor für Spionageabwehr, Frank Figliuzzi, dass
der besagte Spionagering „einem der Mitglieder der
Präsidialverwaltung bereits so nahe gekommen war, dass
wir nicht länger warten konnten". Seinen Angaben zufolge
habe Chapman versucht, sich immer näher an immer höhere
Beamte „heranzuschleichen" u.
sogar einen engen Mitarbeiter von Präsident s.
Barack Obama zu verlocken /soblaznit/.
Letztlich wurde Chapman
nicht offiziell als Spionin anerkannt, weil sie keine
US-Staatsgeheimnisse preisgab.
Zurück
in Russland:
Kurz nachdem Chapman zwangsweise nach Russland
abgeschoben wurde, kündigte ihr US-Anwalt Robert Baum
die Absicht seiner Mandantin an, nach GB zurückzukehren,
da Anna neben der russ. auch die brit.
Staatsbürgerschaft besass. Das brit. Innenministerium
erklärte jedoch, es werde Anna Chapman, die von den
US-Behörden der Spionage für Russland beschuldigt wurde,
nicht erlauben, sich in GB aufzuhalten. Schon im Juli
2010 wurde Chapman ihre brit. Staatsbürgerschaft
entzogen u. es wurde ihr auch verboten, nach GB
einzureisen. Im Aug. 2010 befand sie sich - wie bei
allen Abgeschobenen üblich - in obligator.
Quarantäne im Moskauer Gebiet, wo der MP RF V. Putin
alle 10 Ex-Spione traf. Später sagte Putin, wie erwähnt
u. hinlänglich bekannt selbst ein ehem. /subalterner/
KGB-Agent, dass die Enttarnung der Agenten das Ergebnis
des Verrats eines russ. Überläufers gewesen sei, den er
ein „Schwein“ u. „Vieh“ nannte, während die enttarnten
russ. Agenten seiner Ansicht nach Menschen waren, die
„ihr Leben auf den Altar des Vaterlands legten“. Noch
Ende 2010 wurde der Name des verdächtigten
SVR-Mitarbeiters öffentlich bekannt, der Chapman u. die
anderen russ. Agenten bei der CIA verraten hatte. Es
handelte sich um einen gewissen Aleksandr Poteev, s.Z. Oberst u.
stv. Leiter der Abteilung für illegale Agenten beim
russ. Auslandsnachrichtendienst SVR, der seit 1999 als Doppelagent
auch für die CIA tätig war. Chapman bestätigte bei ihrer
Aussage über ihre nachrichtendienstl. Aktivität in den
USA, dass es ihrer Meinung nach in der Tat Poteev
gewesen sei, der Informationen über sie u.a. illegale
russ. NachrichtendienstlerInnen an die US-Sonderdienste
übermittelt hatte. Kurz vor der Aufdeckung des russ.
Agentennetzes floh Poteev in die USA. Im Juni 2011 wurde
er vom Moskauer Bezirksmilitärgericht in Abwesenheit zu
25 Jahren Gefängnis verurteilt. Poteev verschwand von
der Bildfläche u. 2016 gab es Gerüchte, dass er
verstorben sein soll. Sein Name soll jedoch weiterhin
auf der internationalen Fahndungsliste stehen.
Anfang Okt. 2010 wurde bekannt,
dass Chapman als Investitions- u. Innovationsberaterin
des Präsidenten einer gewissen "Fondservisbank" eingestellt wurde,
die nach Angaben von "tadviser.ru" auf die
Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für
Unternehmen u. Organisationen ausgerichtet sei, die in
hochtechnologischen u. innovativen Industriezweigen
tätig sind, insbes. in der Raketen- u.
Raumfahrtindustrie, wobei diese Bank seit 2009 von der
russ. Ausgabe des Magazins Forbes
auf der Liste der 100 zuverlässigsten u.
sich am besten entwickelnden russ. Banken geführt wurde.
Um ein „kulturolog. Projekt“ im Zusammenhang mit der
„Erforschung des Weltraums“ umzusetzen, nahm sie im Nov.
als Beraterin der Bank am Start des Raumschiffs "Sojus
TMA-M" im Kosmodrom von Bajkonur in Kasachstan teil. Im
Mai 2013 wurde sie in den Vorstand der
"Fondservisbank" gewählt. Im Feb.
2011 wurde Chapmans persönl. Website eröffnet, auf der
ihre Aktivitäten in Wohltätigkeitsprojekten u. in der TV
hervorgehoben wurden. Im Dez. 2010 trat Chapman dem
"Öffentl. Rat" der Jugendorganisation "Junge Garde" der kremlnahen Partei
"Einiges Russland“ bei, deren
Koordinationsratsleiter Timur Prokopenko sagte, dass
Chapman u.a. die Leitung der patriot. Erziehung der
Jugend in der Bewegung übernehmen werde. Chapmans
Eintritt in den "Öffentl. Rat" der "Jungen Garde" stiess
groteskerweise ausgerechnet von Seiten des
ultrarechtsnationalist. "LDPR"-Führers s. Vladimir
Zhirinovskij auf Kritik, der eine etwas andere
Auffassung von Patriotismus u. Jugendpolitik vertrat. Im
Mai 2011 wurde sie Chefredakteurin der Fachzeitschrift
Venture Business News. 2011 hielt Chapman vor
Studenten der Staatsuniversität St. Petersburg einen
Vortrag zum Thema "Wie man in der modernen Welt
führend wird“, wobei ihre Vorlesung von Vertretern
des "Unabhängigen Studentenfrats" mit Profesten
gestört wurde. Darüber hinaus stellten Studierende
Chapman eine Reihe provokanter Fragen, insbes. zu
ihrer Karriere als erotisches Model. Ein anderes Mal
sprach Chapman vor Studenten der
Universität Volgograd über Führung in der modernen
Welt u. "Die Rolle von Werten für den Erfolg einer
Nation u. des menschlichen Lebens“, wobei etwaige
Versuche von Provokateuren, die Veranstaltungen zu
stören, von der Universitätsleitung präventiv mit
der Drohung des Ausschlusses aus der Universität
unterbunden wurde. 2011-14 arbeitete Chapman auch
für "REN TV" v.a. als Moderatorin
von pseudowissenschaftl. Sendungen. Dank
Chapmans Leidenschaft für soziale Netzwerke u.
Internetdienste, in denen nach ihrer Verhaftung u.
Abschiebung eine grosse Menge an persönl. Informationen
u. Daten über sie gespeichert waren, wurde Chapman zur
Heldin vieler Veröffentlichungen in westl. u. russ.
Medien. Gleichzeitig stellte sich die attraktive Russin
u.a. für erotische Fotoshootings in den Magazinen Maxim /II III/ u. Zhara /Hitze/
zur Verfügung, soll aber das Angebot einer US-Firma
abgelehnt haben, für 1 Mln. USD in einem Pornofilm
mitzuspielen. Aufgrund
der Veröffentlichung einschlägiger Bilder erhielt
Chapman in der Presse den Spitznamen „Agent 90-60-90“
oder „Agentin 00Sex“. Als solcher wurde sie etwa im
Spiegel vorgestellt. Auch
andere Westmedien berichteten
über sie, z.B. über Alkoholprobleme. Ausserdem
unterhält sie eine eigene Modemarke, betreibt
Modeshows u. vermisse Amerikas Männer. Im Juli
2013 machte sie auf ihrem Twitteraccount s. Edward
Snowden einen Heiratsantrag. Im Aug. 2013 wurde Chapman
in der abtrünnigen Region Berg-Karabach gesichtet. Sie sei
mit einer Gruppe russ. Beamter gekommen, hiess es, um
mit der "Republik Arzach" darüber zu sprechen, wie der
territoriale Konflikt mit Aserbaidschan gelöst werden
könnte. Ihr Besuch löste in Aserbaidschan Protest aus;
das Aussenministerium in Baku erklärte Chapman u. ihre
russ. Begleiter kurzerhand als unerwünschte Personen.
Später besuchte Chapman den Ort Tsitsernakaberd, eine Gedenkstätte
in Armenien, die den Opfern des Völkermords an den
Armeniern gewidmet ist, u. lobte in einem Interview die
Armenier, deren gesellschaftl. u. familiären Werte ein
Vorbild für die russ. Gesellschaft darstellten. In der
Folgezeit war in den gängigen Medien eher weniger über
die wahrscheinlich vielbeschäftigte rothaarige russ.
Schönheit zu vernehmen.
Danach: Im Juni 2019 berichtete starhit.ru, dass A.
Chapman sich seit geraumer Zeit mit dem Thema
ausgewogene Ernährung befasse, eigene
Lebensmittelrecherchen durchgeführt u. ein umfangreiches
Buch mit Ergebnissen
ihrer Forschung u. entsprechenden Ratschlägen
veröffentlicht habe. Früher habe sie das Thema
ausgewogene Ernährung nicht interessiert, erklärte Anna
zu StarHit, aber nach dem Auftreten von Hautproblemen,
die selbst mit Hilfe von Kosmetika nur schwer zu
verbergen gewesen seien, habe sie ihre Gesundheit ernst
genommen. Die
Präsentation ihres Werks fand im Moskauer Haus des
Buches statt. Im April 2023 berichtete starhit.ru, dass A.
Chapman, von
ihren Fans auch "James Bond im Rock“ genannt,
beschlossen habe, ihren alten Nachnamen loszuwerden, um
ein neues Leben zu beginnen. Seit etwa einem Jahr nenne
sie sich Romanova.
Auf der Website des "Einheitlichen staatl. Registers
jurist. Personen" EGRJUL könne man die Information
finden, dass die Gesellschaft "Anna Chapman" u. die von
ihr gegründete u. geleitete "Stiftung zur Förderung
junger Wissenschaftler" nun einer gewissen Anna Romanova
gehörten, die mit A. Chapman identisch ist. Mehrere
Internetuser vermuteten, dass Anna zum Standesamt ging
u. sich dort entschied, den Nachnamen ihres Mannes
anzunehmen. Aber von einer Hochzeit oder einer Hochzeit
sei öffentlich keine Rede gewesen. Ausserdem wurde
vermutet, dass Romanova alias Chapman plane, in naher
Zukunft in die Politik zu gehen. 2024 sagte
Romanova/Chapman, die im Feb. 42 Jahre alt wurde, empört in einem Blog: „Während
meines Lebens in Russland in den letzten 10 Jahren wurde
mir klar, dass die Journalisten nur daran interessiert
waren: mit wem ich schlafe, wo ich wohne u. wie viel ich
dafür bezahle, was ich gestohlen habe u. ganz allgemein,
was ich falsch u. wo ich einen Fehler gemacht habe."
Weitere
Infos über A. Chapman s. hier.)
CHRUPALLA, Tino II III IV V VI VII (1975-, dt. Politiker der AfD. Geb. u. aufgewachsen in der
DDR, von Beruf selbständiger Malermeister.
Mitglied des Dt. Bundestages.
Ende Nov. 2019 wurde er mit Jörg Meuthen zu
einem der beiden
AfD-Bundessprechern/Parteivorsitzenden gewählt.
Gemeinsam mit s. Alice Weidel ist
Chrupalla seit Sept. 2021 Vorsitzender
der AfD-Bundestagsfraktion u. seit Juni
2022 Bundessprecher.
Aussenpolitisch fordert Chrupalla ein Ende
der Russland-Sanktionen,
weil die Wirtschaft seines Landkreises darunter
leide. Im Dez. 2020 reiste eine Delegation von
AfD-Bundestagsabgeordneten unter der Leitung Tino
Chrupallas nach Moskau, wo sie von
Aussenminister RF s. Sergej Lavrov empfangen
wurde u. scharfe Kritik an den polit.
Verhältnissen in Deutschland geübt wurde. An
diesem Treffen jammerte der
AfD-Parteichef,
dass man als grösste Oppositionspartei in
Deutschland „Diskreditierung u. zum Teil auch
Diffamierung“ erlebe. Ausserdem leide man an den
Russland-Sanktionen, die von der EU u. Amerika
mitinitiiert wurden. Im Juni 2021 reiste Chrupalla
gemeinsam mit einigen weiteren AfD-Abgeordneten
zum 80. Jahresgedenktag des Angriffs
der Wehrmacht auf die Sowjetunion nach
Moskau u. legte dort einen Kranz nieder. Der DPA in
Moskau sagte Chrupalla über seinen Besuch, dass er
„ein Zeichen der Versöhnung setzen"
wollte. Leider sei er der einzige Vertreter aus
Deutschland gewesen, der hier einen Kranz abgelegt
habe. Bei einem weiteren Besuch in Moskau
wenige Wochen später hielt Chrupalla auf Einladung
des Verteidigungsministeriums
RF an einer Konferenz eine Rede, in der er von der
„psycholog. Kriegsführung“ der Alliierten nach
dem 2. WK
sprach, deren Umerziehungspolitik nachhaltige
Auswirkungen auf die nationale Identität der
Deutschen gehabt habe, wobei er die Politik der
Westalliierten nach 1945 mit der Propaganda
der Nazis verglich.
Im Hinblick auf den
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die
Ukraine sagte
Chrupalla Ende Nov. 2022 in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz",
der Präsident RF V.
Putin sei
„kein Kriegsverbrecher“, u. ihn als solchen zu
„titulieren“ helfe niemandem. Nicht
Experten, sondern zuständige Gerichte
müssten die Frage der Kriegsverbrechen „nach dem Krieg“
beantworten. Zudem äusserte Chrupalla die Ansicht, dass
es auch „amerikan. Präsidenten gebe, die genauso
Kriegsverbrecher sind“, u. meinte v.a. s.
George W. Bush im
Zusammenhang mit
dessen Irakkrieg, den Chrupalla als Angriffskrieg
bezeichnete.
Ob das Massaker von Butscha in
der Ukraine als Kriegsverbrechen einzustufen
sei, antwortete Chrupalla, dass dieser Vorfall
noch nicht komplett ausgewertet worden sei. Beim
Thema der Angriffe der ukrain. zivilen
Infrastruktur durch Russland wich der AfD-Chef
aus. Ausserdem
sprach sich Chrupalla gegen Waffenlieferungen an die
Ukraine aus, denn diese würden den Konflikt nicht
„befrieden oder beenden, sondern verlängern“; ferner
werde mit an die Ukraine gelieferten Waffensystemen
„auch auf russ. Gebiet geschossen“. Daher müsse es „so
schnell wie möglich um einen Waffenstillstand u.
Friedensgespräche gehen“. Es sei aber eine „Binse", nach
Verhandlungen zu rufen; „irgendwann werde dieser Krieg
mit Verhandlungen enden, aber auf der Basis der militär.
Ergebnisse". Nach der Bekanntgabe der Bundesregierung
Ende Jan. 2023, Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine zu
liefern, sagte Chrupalla, damit laufe man „sehenden
Auges direkt ins offene Feuer, ich muss es so offen
sagen, direkt in den 3. WK“. Im Feb. 2023 gab Chrupalla
bekannt, die von der LINKE-Politikerin s. Sahra
Wagenknecht u. Alice Schwarzer initiierte Petition
"Manifest für Frieden“, die sich gegen Waffenlieferungen
an die Ukraine u. für Friedensverhandlungen ausspricht,
unterzeichnet zu haben. Im März behauptete er im
Bundestag, dass Russland u. die Ukraine gemeinsam den
Krieg verlören, während der einzige Gewinner dieses
Kriegs wieder einmal die USA wären. Am 9. Mai 2023 nahm
Chrupalla gemeinsam mit Altkanzler s. Gerhard Schröder
/SPD/, Ex-SED-Chef Egon Krenz, Alexander Gauland /AfD/
u. einem LINKE-Bundestagsabgeordneten anlässlich des
Tags des Sieges an einem Empfang in der russ. Botschaft in
Berlin /II III/ teil, wobei er eine Krawatte
in den Farben der russ. Trikolore trug u. dem russ.
Botschafer ein Gastgeschenk überreichte. Chrupalla
vertritt die Auffassung, dass die Russen 1994 aus
Deutschland abgezogen wurden u. gute
„Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe“ aufgebaut worden
seien, während die „Amerikaner geblieben sind u. unser
Land zum Schaden der Bürger in
wirtschaftl. Abhängigkeit halten“. Ob
Chrupalla privat selbst diesen Schwachsinn glaubt, den
er öffentlich verzapft, ist unklar. Anlässlich einer
Rede des ukrain. Präsidenten s. Volodymyr Zelenskyj im
Bundestag im Juni 2024 erklärten Chrupalla u. Weidel,
man lehne es ab, „einen Redner im Tarnanzug anzuhören“.
Ausserdem sei Zelenskyjs Amtszeit „abgelaufen“ u. er sei
„nur noch als Kriegs- u. Bettelpräsident im Amt“,
weshalb der Fraktionsvorstand beschlossen habe, der Rede
fernzubleiben. Im Sept. 24 führte
Weltwoche-Chef s. Roger Köppel ein Gespräch mit
Chrupalla.) 09.24
CIRILLO, Lanfranco
II III IV V (1959-, russ. Architekt
italien. Herkunft, der in Moskau u. Dubai lebt u.
arbeitet. Gründer u. Mitinhaber des Architekturbüros
"Masterskaja", das er 1995 am Neuen Arbat im histor.
Zentrum Moskaus eröffnete. Als Architekt,
Innenarchitekt u. "Lifestyle-Lehrer der Neureichen“, dessen italien.
Universitätsdiplom in Russland nicht anerkannt
wurde, hat er am Sretenskij-Boulevard
Wohnungen u. Büros
eingerichtet u. Datschen u. Villen gebaut. Laut
Cirillo gehör/t/en zu seinen Kunden 43-44 russ.
Milliardäre sowie "Gazprom"
u. "Novatek". 2014 erhielt
er nach über 20 Jahren Aufenthalt im Land die russ.
Staatsbürgerschaft. In einer Sonderausgabe
"Russland-Italien" des Wirtschaftsmagazins Milano
Finanza International berichtete
Cirillo, dass er nach einem Jahr im Geschäft bereits
15 Mln. USD verdient habe /2015/. Später betrug der
Jahresumsatz von "Masterskaja" 30-40 Mln. USD.
Cirillos Firmendomizil befindet sich im
51. Stock des gläsernen "Imperia Towers" des
Finanzbezirks Moscow City im Südwesten der russ.
Hauptstadt.
In seinem Büro hängt ein grosses Putin-Wandporträt
/ob dies 2024 immer noch der Fall ist/war, ist
unklar/. Privat wohnt er im
benachbarten Hochhauskomplex, wo ihm mehrere 10 Tsd.
qm Bürofläche gehören sollen. Einer der ersten
Aufträge für Cirillo war übrigens mit dem
Top-Oligarchen s. Vagit Alekperov verbunden, dem
früheren langjährigen Chef des "Lukoil"-Konzerns,
für den er Architekturaufträge ausführte.
2016 erreichte Cirillos Firma "Masterskaja" die
Endrunde des Architekturwettbewerbs für den Entwurf
eines neuen Parlamentszentrums in Moskau. Laut Plan
sollte der Komplex die Gebäude der Staatsduma RF u.
des Föderationsrats RF vereinen u. seinen Platz in der
Nähe der Mnjovnikovskaja-Aue im Nordwesten
Moskaus erhalten. Zwar
konnte der Architekt den Entwurf 2016 vor Vertretern
der beiden Parlamentskammern präsentieren, wobei die
Idee eines solchen Parlamentszentrums schliesslich
aufgegeben wurde.
Einem Bericht der
NZZ
zufolge soll das pompöse Projekt in russ.
Architektenkreisen auf wenig Anklang gestossen sein
/wobei auch Neid u. Missgunst gegenüber dem
erfolgreichen Italiener eine Rolle spielen könnte, osteuropa.ch/
oder es hätten dem Staat die Mittel für die
Weiterverfolgung des Vorhabens gefehlt. Cirillo erlangte internationale
Aufmerksamkeit als "Putins Architekt", als die russ.
Oppositionsfigur s. Aleksej Navalnyj Anfang 2021 ein
YouTube-Video von V. Putins angeblichem "Neuen
Versailles“ veröffentlichte. Der Bau dieses
gigantischen "Putin-Palast“-Komplexes am Kap
Idokapas bei Gelendzhik, Land Krasnodar, an der
nordöstl. Schwarzmeerküste, der
ab 2005 als Geheimauftrag vom russ.
Militärbaubetrieb "Specstroj Rossii"
ausgeführt wurde, u. dessen Entwurf von
Lanfranco Cirillo
stammt, soll über 1 Mrd. USD gekostet haben.
Wie die Presse berichtete, habe das öffentl. Aufsehen,
das dieses Video verursachte, die italien.
Steuerbehörden auf den Plan gerufen, so dass in Italien gegen
Cirillo seit 2022 wegen Steuerdelikten in den Jahren
2013-19 ermittelt
wird, wobei im Rahmen der Ermittlungen bei ihm
Vermögenswerte in Höhe von insgesamt 141 Mln. Euro
beschlagnahmt wurden, die
u.a. Villen in Norditalien u. Sardinien sowie
Helikopter, Jachten, eine wertvolle Kunstsammlung u.
Schmuck seiner Frau umfassen.
In Italien wurde sein Vermögen
eingefroren u. seit Aug. 2022 ist er von "Interpol"
zur internationalen Fahndung ausgeschrieben.
Medienberichten zufolge zeigte sich Cirillo
überrascht, sich einer solchen Kontroverse stellen
zu müssen, nachdem er über 20 Jahre in Russland
gelebt u. gearbeitet hatte.
Die Vorstellung oder Behauptung, dass er den Palast
für Putin gebaut oder entworfen haben soll, findet
er absurd u. „völligen Unsinn", wie er der NZZ sagte.
Ausserdem versicherte er, dass er Putin dort nie getroffen u.
mit ihm nie über dieses Projekt gesprochen habe. Cirillo
besteht ferner darauf, dass er Russland nicht
verlassen u. seinen Lebensmittelpunkt nicht wieder
nach Italien verlegt habe u. damit in seinem
Heimatland nicht steuerpflichtig geworden sei. Cirillos Anwälte erklärten
im Feb. 2022, der Geschäftsmann könne Dokumente u.
Zeugenaussagen vorlegen, die belegen, dass seine
Einkünfte ausserhalb Italiens erzielt worden seien u.
daher dort nicht besteuert werden dürften. In einem
Interview mit einer italien. Zeitung sagte er im Nov.
2022, dass er 1993 begonnen habe, in Russland zu
arbeiten u. sogar seine Rente in Russland erhalte. Die
These von seinem fiktiven Auslandsaufenthalt, auf die
sich die gesamte Anklage bezieht, hält er für ein
Paradoxon.
Dass er der Geldwäscherei verdächtigt werde,
verletze ihn zutiefst, wie er der NZZ weiter
sagte. Alle seien schockiert darüber, wie er von
Italien behandelt werde. Seinen Fall sieht er als
Beispiel für das Versagen der europäischen
Steuergesetzgebung gegenben Millionen von Expats,
deren Interessenschwerpunkt von den Behörden immer
infrage gestellt werden könne. Der Architekt selbst
hält dies alles für ein Missverständnis, einen
Ausfluss der gefährlichen Hybris des Westens
gegenüber allem Russischen. Wie andere vermögende
Russen fühle auch er sich vom Westen wegen des Kriegs in der Ukraine
an den Pranger gestellt. Cirillo bezeichnet diesen
Krieg als Bürgerkrieg, an dem beide Seiten Schuld
trügen. In einem Interview sagte er: „Ich
bin stolz darauf, bedeutende Werke in Russland
geschaffen, Dutzende von italien. Unternehmen
beauftragt u. das Beste der italien. Exzellenz in die
Häuser vieler wichtiger u. einflussreicher Menschen
gebracht zu haben." Er habe „mit Gelassenheit u.
Zuversicht begonnen, persönlich mit den Behörden
zusammenzuarbeiten u. werde dies auch weiterhin tun,
bis seine Position vollständig geklärt“ sei. Im
Mai 2016 kündigte Cirillo Pläne zum Bau eines Weinguts
u. eines Agrotourismusprojekts in der Nähe von Anapa an. Sein Geschäftspartner
ist oder war Aleksandr Kislicyn, früherer Chef von
"Lukoil-Inform". 2021 belegten die Weine ihrer Firma
Platz 50 im Forbes-Ranking. Als Philanthrop
bereist Lanfranco Cirillo die Welt für
Wohltätigkeitsprojekte u. Polarexpeditionen. Seine
Tochter Elisabetta Cirillo starb 2019 im Alter von 33
Jahren nach langer schwerer Krebskrankheit. Sie war
bekannt als Autorin u. Bloggerin, die über ihren Kampf
gegen den Krebs berichtete. Im Gedenken an seine Tochter
setzt sich Lanfranco Cirillo für Nachhaltigkeit u.
Umweltschutz ein u. engagiert sich in einer
internationalen Stiftung, die den Klimawandel in den
Polargebieten der Arktis u. Antarktis erforscht.
Im Alter von 60 Jahren, das er 2019 erreichte, hatte
Cirillo genug von der Architektur u. gab seine Firma
"Masterskaja" auf. Offenbar erlitt er Enttäuschungen u.
finanzielle Verluste nach dem Einstieg bei einer russ.
Bank u. mit einer Überbauung ausserhalb Moskaus. In der
Folge wollte er sich anderen Themen zuwenden, so dem
Immobiliengeschäft, einem Weingut an der russ.
Schwarzmeerküste, der Förderung junger Talente, der
Polarforschung u. dem Klimawandel. Aber dann wurde
Cirillo von einem alten Bauprojekt, "Putins Palast",
eingeholt. Lanfranco
Cirillo ist ein begeisterter Segler, der den russ.
Segelsport nach Kräften als Sponsor unterstützt. In
einem Interview mit dem TV-Sender "Dozhd" erklärte er,
auch ein Sponsor der Russ.-Orthodoxen Kirche zu sein,
obwohl er selbst Katholik sei. Kurioserweise gibt es
keine russ. Version seiner dt., engl. u. franz.
Wikipedia-Seite.)
CLINTON, William Jefferson "Bill" II (1946-, ehem.
US-Spitzenpolitiker, 42. US-amerikan. Präsident
/1993-Jan. 2001/ mit Studienabschlüssen in
Wirtschafts- u. Rechtswissenschaften. Bei einem
Treffen am
Gipfel der APEC-Länder im Sept. 1999 in Auckland,
Neuseeland, wo Bill Clinton erstmals
V. Putin kurz
nach dessen Berufung zum MP RF traf, schien er
von ihm nicht besonders beeindruckt gewesen zu sein.
Immerhin soll er bei ihm aber „einen starken
Kontrast" zu s. Boris Elcyn, mit dem sich Clinton
anscheinend ausgesprochen gut verstand u.
angefreundet hatte, festgestellt haben. Allerdings
schien Putin die Ratschläge, die Clinton ihm auf den
polit. Weg gegeben hatte, nicht beherzigt zu haben.
So sagte Clinton 1999 etwa, dass „die Korruption die russ. Gesellschaft
zerstört". Auch betonte der Amerikaner, wie
„extrem wichtig" freie u. faire Wahlen beim Aufbau
einer Demokratie seien. Am Neujahrstag 2000 gratulierte
Clinton in einem Telefonat Putin zu seiner
Ernennung zum amtierenden Präsidenten RF, wobei
Putin ihm sagte: „Es gibt bestimmte Themen, in denen
wir nicht einer Meinung sind. Ich glaube jedoch,
dass wir in den Kernthemen immer einer Meinung sein
werden.“ Clinton, der sich ebenso optimistisch
zeigte, sagte, Putin habe „einen sehr guten Start
hingelegt“. Später wurde behauptet, der US-Präsident
sei naiv gewesen u. Putins Beteuerungen einer
Freundschaft mit dem Westen seien von Anfang an eine
Maskerade gewesen. Die Amtszeiten Clintons u. Putins
als Präsidenten ihrer Länder überschnitten sich
lediglich während eines knappen Jahres. Im Juni 2000
besuchte Clinton Putin in Moskau
/II III/
im Rahmen eines
US-amerikan.-russ. Gipfeltreffens - das Video von
der Pressekonferenz Clintons u. Putins
in Moskau vom Juni 2000 ist erhalten
geblieben. Im Mai 2023 wurde eine Aussage Clintons von der
britischen Financial Times zitiert
/II/, wonach er bereits
2011 eine dunkle Vorahnung in Bezug auf das gehabt
haben wollte, dass Putin in der Ukraine etwas
unternehmen würde.
Dabei bezog sich der ehem. US-Präsident
auf ein Gespräch, dass er u. der Kremlchef vor 12
Jahren in Davos geführt hätten. Bei dieser Begenung
habe Putin das Budapester Memorandum heftig
kritisiert, das u.a. von Clinton u. seinem russ.
Amtskollege Elcyn ausgehandelt worden war u. die
Souveränität der Ukraine schützen sollte. Putin habe
ihm 2011, also 3 Jahre vor der Krym-Annexion durch
Russland, die als klarer Bruch des
Budapester Vertrags gelten sollte, gesagt,
dass er die Übereinkunft nicht unterstützen würde u.
sich auch nicht daran gebunden fühle. Von diesem Tag
an habe Clinton gewusst, dass es nur eine Frage der
Zeit sein würde /bis Russland gegen die Ukraine
vorgehen würde, osteuropa.ch/. Im Sept. 2013
fand Clinton in
einem
CNN-Interview /II/ überraschend
klare Worte des seltenen Lobs für Putin, den er als
„sehr
schlau“ /smart/, „brutal unverblümt“ /blunt/, aber
auch als worttreu beschrieb. Er bestätigte bei
dieser Gelegenheit, dass er zu dem russ.
Amtskollegen „bemerkenswerterweise ein gutes, brutal
unverblümtes Verhältnis“ gehabt habe, weil er die
Offenheit in privaten Gesprächen bevorzuge. Auf die
Frage des Moderators, ob Putin jemals ein
Versprechen gebrochen habe, verneinte Clinton dies
kategorisch; der Russe habe „bei
allen unseren Abmachungen Wort gehalten", so
Clinton. Die Ausstrahlung des Interviews erfolgte,
während einige US-Beamte öffentlich die Frage
aufwarfen, ob die USA Putin u. seiner Regierung
genug vertrauen könnten, um im aktuellen Syrienkrieg
Verhandlungen zur Lösung des Konflikts zu
unterstützen, was Clinton bejahte. Was das Schicksal
des Budapester Memorandums u. der Ukraine selbst
anbelangt, äusserte der frühere US-Präsident
im April 2023 in einem Interview mit dem irischen
TV-Sender RTE sein Bedauern,
seinerzeit im Deal mit Russland die Ukraine
dazu gedrängt zu haben, auf ihre Atomwaffen
zu verzichten.
Russland
hätte
- sinngemäss - die Ukraine nicht angegriffen, wenn
sie diese Waffench hätte. Ehemann von s. CLINTON,
Hillary.)
CLINTON, Hillary Diane
Rodham
II III (1947-,
US-amerikan. Rechtsanwältin mit Abschlüssen in
Politik- u. Rechtswissenschaften, Dr. iur., ehem.
Politikerin, US-Aussenministerin /2009-13/,
US-Präsidentschaftskandidatin /2008 u. 2016/u.
Putin-Kritikerin. Im Dez. 2016 warf Clinton dem
Präsidenten RF V. Putin vor, die Wahl zu ihren
Ungunsten beeinflusst zu haben, um sich dafür zu
rächen, dass sie die Rechtmässigkeit der russ. Parlamentswahl 2011 angezweifelt
hatte. Vor einem Treffen mit dem Aussenminister
RF s. Sergej Lavrov sagte Clinton im Dez. 2012 in
Dublin über die geplante "Eurasische Union":
„Es gibt Bestrebungen, die Region zu
re-sowjetisieren. ... Man wird es so nicht
nennen. Man wird es Zollunion nennen, es wird
Eurasische Union heissen usf. ... Aber wir
sollten hier keinen Fehler machen. Wir kennen
das Ziel u. wir versuchen, wirksame Wege zu
finden, um sein Erreichen zu verzögern oder zu
verhindern." /Fasbender, Putin, S. 452/. Seit
der Protestwelle in Russland von 2011/12 galt
das Verhältnis zwischen Moskau u. Clinton als
belastet. Da man in Moskau glaubte, mit einer
Trump-Regierung besser bedient zu sein, setzte
man darauf, eine Präsidentschaft Hillary
Clintons zu vermeiden /Fasbender 508/. s.
Donald Trump u.
Putin hatten
sich im US-Wahlkampf
wiederholt
gegenseitig
schmeichelhaft
übereinander
geäussert. Auf
einer Wahlkampfveranstaltung hatte
Trump Russland aufgefordert,
Clintons E-Mail-Server zu hacken,
um angeblich noch fehlende E-Mails
zu finden.
Anfang
2017 veröffentlichten die
Geheimdienste CIA, FBI u. NSA eine
Einschätzung, dass jeder von ihnen unabhängig
voneinander mit „grosser Sicherheit“ davon ausgeht,
dass der russ. Präsident Putin die Hacker-Attacken auf
die Demokrat. Partei persönlich angeordnet hatte.
Anschliessend habe er die so gewonnenen brisanten
Informationen verdeckt über WikiLeaks veröffentlichen lassen,
um die Wahl zum Vorteil s. Donald Trumps zu
beeinflussen. Diese Einschätzung wurde umgehend von
der russ. Regierung zurückgewiesen. Der
designierte Präsident Trump hatte die US-Geheimdienste
für diese Einschätzung wiederholt kritisiert, sagte
dann aber einige Tage nach einem Briefing mit den
Geheimdiensten, dass er nun ebenfalls glaube, dass
Russland hinter den Hacker-Angriffen im Wahlkampf
stehe. Hillary Clinton äusserte sich bei verschiedenen
Gelegenheiten in Talkshows - meist negativ -
öffentlich über Putin u. dessen Persönlichkeit u.
Eigenschaften. In einem CNN-Gespräch vom Juli 2016 sagte
sie, nach ihrer Meinung gefragt, Putin sei „sehr
hart /tough/, sehr arrogant ...,
mit ihm zu verhandeln sei
schwierig, er verhalte sich
gelangweilt u. abweisend".
In einem CBS-Interview vom Sept.
2017 antwortete Clinton auf die Frage der
Moderatorin, ob sie überrascht sei, dass viele ihrer Landsleute Donald
Trumps Bewunderung für Putin teilen, ja,
„sie
sei überrascht u. zutiefst enttäuscht, denn
was sie hier sehen, ist ein weisser,
autoritärer Führer, der Journalisten u. seine
polit. Feinde ermordet hat, der ein
Repressionsregime führt, der aggressive
Schritte gegen Nachbarländer unternimmt u.
sich selbst als Gegner der USA betrachtet."
Das, was teilweise gegen sie persönlich
gerichtet gewesen sei, habe darin bestanden,
dass sie
„ihm
als Aussenministerin die Stirn geboten u. sehr
deutlich gesagt habe, dass wir an die
Demokratie u. Rechtsstaatlichkeit glauben u.
dass ihn das alles verärgert hat. Dass wir
auch die Bestrebungen der Menschen nach mehr
Unabhängigkeit u. Freiheit in Ländern wie der
Ukraine unterstützen,
was ihn sicherlich verärgert habe. [Man] habe
[in ihm] einen
autoritären Führer gesehen ..., der den Leuten
einfach befiehlt,
u. wenn sie nicht tun, was er will, landen sie
im Gefängnis oder sie könnten sogar tot sein
oder zumindest ins Exil geschickt werden." Auf
die entsprechende Frage eines Wählers reagierte
die
Präsidentschaftskandidatin über den russ. Präsidenten dahingehend, dass
dieser als Ex-Agent des sowjet. Geheimdiensts
KGB „per Definition keine Seele" habe. Diese
Bemerkung, die für öffentl. Gelächter sorgte,
bezog sich offensichtlich auf die fragwürdige
Aussage, die sich der ehem. US-Präsident s.
George W. Bush u. Bill-Clinton-Nachfolger
erlaubt hatte, als er 2001 beim ersten Treffen
mit Putin als Präsident RF erklärte, er habe
einen "Blick in Putins Seele gewinnen können".
Ehefrau von s. CLINTON, William "Bill".)
COHEN, Michael
II (1966-,
US-amerikan. Jurist u. ehem. Rechtsanwalt,
der als Anwalt im Dienst des ehem. US-Präsidenten s.
Donald Trump Berühmtheit
erlangte. Nach
abgeschlossenem Jura-Studium an der American
University mit Doktortitel eröffnete Cohen, Sohn
jüdischer Eltern, die während des 2. Weltkriegs aus
Polen in die USA einwanderten, seine Anwaltspraxis
in Manhattan, arbeitete mit russ. u. ukrain.
Einwanderern zusammen u. war auch daran beteiligt,
US-Investoren für die Ukraine zu gewinnen. 2007
begann er seine Zusammenarbeit mit dem
Immobilienunternehmer Donald Trump, fungierte als
dessen Vertreter in den Beziehungen zu den
Eigentümern des "Trump World Tower" u. als sein
Berater in Immobilienfragen in Georgien u.
Kasachstan. Als Rechtsberater war er an Trumps
Wahlkampf für die US-Präsidentschaft 2016 beteiligt,
wobei er die Lösung von Problemen übernahm,
die dem Image seines Mandanten schaden könnten. So
war er bei der Bezahlung von Schweigegeldern zu
Trumps Gunsten in den Fällen Karen McDougal u.
Stormy Daniels verwickelt, die über ihre intimen
Beziehungen zu Trump schweigen sollten.
Im Rahmen der Ermittlungen gegen s. Robert Mueller
wurden im April 2018 das Büro u. das Hotelzimmer
Cohens durchsucht, weil der Anwalt der
Finanzkriminalität verdächtigt wurde. Im Aug. 2018
bekannte sich Cohen in 8 Punkten der Anklage
schuldig. Im Dez. 2018 wurde Cohen wegen Verstössen
gegen die Wahlkampffinanzierung, wegen Bankbetrugs
u. Steuerhinterziehung zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt.
Ende Feb. 2019 sagte Cohen vor mehreren Ausschüssen
des US-Kongresses aus, in denen er sich scharf gegen
den US-Präsidenten aussprach, den er überraschend
als "Rassisten, Hochstapler u. Betrüger" /II III IV/ bezeichnete, u. auch
aufzeigte, dass Trump als
US-Präsidentschaftskandidat entgegen seiner
Behauptung, keine Geschäftsbeziehungen mit Russland
zu haben, dennoch Kenntnis von den Verhandlungen
über das Projekt "Trump Tower Moskau“ hatte, die
angeblich sogar inmitten des Wahlkampfs andauerten.
Er bestätigte, dass Trumps Wahlkampfteam Kontakt zu
Russland hatte, dass Trump von den
Wikileaks-Veröffentlichungen gegen s. Hillary
Clinton wusste u. dass er die Schweigegeldzahlung an
Stormy Daniels persönlich angeordnet hatte. Im Mai
2024 war Cohen einer der Hauptzeugen /II/
der Anklage im Prozess gegen Donald Trump /II III/ wegen des Vorwurfs
der Fälschung von Finanzunterlagen im Zusammenhang mit
den Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels. Cohen soll
400 Tsd. USD von der Ukraine angenommen haben, um im
Gegenzug ein Gespräch zwischen den Präsidenten s. Petro
Poroshenko u. Donald Trump zu arrangieren. Nach BBC-Recherchen soll
die Ukraine Verträge für Lieferungen von Kohle u.
für eine Mrd. USD Lokomotiven aus den USA
unterschrieben haben. Vertreter der Ukraine hofften
laut dem BBC-Artikel, Trump zu überzeugen,
Waffenlieferungen an die Ukraine zu genehmigen.)
COMEY, James
II (1960-, US-amerikan.
Jurist, Wirtschaftsmanager u. Regierungsbeamter. 2003-5 war er stv.
US-Justizminister in der Regierung s. George
W. Bush. 2013-17 war er
als Nachfolger s. Robert Muellers Direktor des
"Federal Bureau of Investigation" FBI unter den US-Präsidenten
s. Barack Obama u. s. Donald Trump. Comey wurde vor
der Präsidentschaftswahl vom Nov. 2016 zweimal
Gegenstand öffentl. Kontroversen. Im Juli 2016
verkündete er zunächst unter Eid, dass der Umgang
der Kandidatin s. Hillary Clinton mit dienstlichen
E-Mails in ihrer Amtszeit als Aussenministerin nicht
weiter verfolgt werden soll. Er veröffentlichte dann
aber 11 Tage vor der Wahl die FBI-interne
Entscheidung, die Ermittlungen wieder aufzunehmen,
was kontroverse polit., jurist. u. öffentl. Debatten
auslöste. Im Frühjahr 2017 wurden im US-Kongress
durch eine parteiübergreifende Initiative
Untersuchungskommissionen zu den
Manipulationsvorwürfen eingerichtet. Schon zuvor
hatte die Abteilung Gegenspionage des FBI unter
Führung Comeys eigene Ermittlungen in der Sache
eingeleitet. Nach der Wahl Trumps wurde Comey im
März 2017 vom Geheimdienstausschuss des
US-Repräsentantenhauses angehört. Er gab dabei
bekannt, dass das FBI bereits vor der
Präsidentschaftswahl 2016 eine Sonderermitlung zu den
Russland-Verbindungen um Donald Trump u. zur
versuchten russ. Beeinlussung der Wahl durch Hacker
begonnen habe. Das Verhältnis zwischen Comey u.
Trump galt seither als belastet. Am
9. Mai 2017 entliess US-Präsident Trump Comey als
FBI-Direktor mit sofortiger Wirkung. Verschiedene
Politiker, polit. Analysten u. Journalisten u. Comey selbst vermuteten,
Trump habe den FBI-Direktor als Beförderer der
Ermittlungen loswerden wollen. Am darauffolgenden
Tag sagte
Trump während eines
Interviews mit "NBC", dass er den FBI-Direktor schon
lange u. unabhängig von der Empfehlung Dritter habe
entlassen wollen. Ausschlaggebend für die
Entscheidung war offenbar sein Ärger über Comeys
Ermittlungen wegen möglicher Absprachen zwischen
Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteam u. Vertretern
Russlands. Wie
Trump selbst erklärte, hielt er „dieses
Russland-Ding mit Trump u. Russland für eine
erfundene Geschichte“. In dem Interview schoss Trump
wie üblich bei der Abwehr von Vorwürfen gegen seinen
Gegner zurück, bezeichnete Comey
als „Blender“ u. „Angeber“ u. behauptete, dass das
FBI unter seiner Führung ausser Kontrolle geraten
sei. Der damalige kommissarische FBI-Direktor Andrew
McCabe widersprach Trumps Darstellung jedoch u.
bestätigte, dass Comey - als hochseriöser u.
grundehrlicher Beamter bekannt - weiterhin die
Unterstützung u. Hochachtung innerhalb der Behörde
geniesse. In den Tagen vor der Entlassung hatte
Trump Comey u. das FBI per Twitter kritisiert
u. geschrieben, dessen „vom Steuerzahler
finanzierte“ Russland-Ermittlungen seien eine
„Scharade“ u. ein „totaler Schwindel“, u. stellte
die rhetorische Frage, wann sie enden würden. Comey
hatte wenige Tage zuvor mehr Finanzmittel für die
Untersuchung der möglichen russ. Einflussnahme auf
die US-Präsidentschaftswahl gefordert. Beobachter
sprachen in diesem Fall von einem Angriff auf die
Demokratie u. zogen Parallelen zum sog. Saturday Night Massacre von 1973
während der Watergate-Affäre unter Nixon. Nach der
Entlassung Comeys wurde am 17. Mai 2017 der frühere
FBI-Direktor Robert
Mueller vom stv.
US-Justizminister Rod Rosenstein zum Sonderermittler
mit umfassendem Untersuchungsauftrag u.
Ressourcenzugang ernannt, um die
Russland-Verbindungen u.a. mögliche Verfehlungen im
Umfeld Trumps zu untersuchen. Mitte Jan. 2018 wurde
Comey vom Sonderermittler Mueller in einem
mehrstündigen Gespräch zu den Russland-Verbindungen
des Trump-Umfelds befragt. Die peinliche
Russland-Affäre, in der einige Kritiker u.
Beobachter Präsident Trump als Agenten des Kremls u.
Freund V. Putins verdächtigten, überschattete Trumps
gesamte Amtszeit /2017-21/ u. darüber hinaus
nachhaltig. Comey Buch "Nichts als die Wahrheit –
Der Ex-FBI-Direktor über die Unterwanderung des
amerikan. Justizsystems" erschien 2021 bei Droemer
Knaur.)
CURTIS, Stephen
II (1959-2004, war laut
"ChronicleLive" ein
reicher britischer Anwalt, der mit russ. Oligarchen
in Verbindung stand u. im März 2004 bei einem
Hubschrauberabsturz ums Leben kam. Nachdem er in
Anwaltsfirmen gearbeitet hatte, gründete Curtis 1990
sein eigenes Geschäft, das sich auf Handels- u.
Immobilientransaktionen spezialisierte. Er arbeitete
auch für die russ. "Menatep"-Holding, ein
Unternehmen, das die Gelder russ. Oligarchen
verwaltete u. eine Mehrheit der Aktien des
sibirischen Ölkonzerns "Jukos" von s. Mikhail
Khodorkovskij im Wert von mehreren Mrd. Pfund hatte,
um
schliesslich deren Geschäftsführer zu werden.
Bekanntlich wurde Khodorkovskij vordergründig
aus wirtschaftsrechtlichen, aber in Wirklichkeit
wohl aus
polit. Gründen 2003 auf
Geheiss des Präsidenten RF V. Putin verhaftet u. in
den russ. Gulag verbannt, während das Unternehmen
selbst zerschlagen wurde. Laut s. John Sweeneys Buch "Der
Killer im Kreml", dt. S. 168,
249,
habe Curtis versucht, so viel Geld wie möglich
zu retten, als der russ. Staat anfing, "Jukos"
auszuhöhlen. Als privates Verkehrsmittel
benutzte Curtis einen nigelnagelneuen
Hubschrauber der Marke "Augusta", der über
modernste Navigationsgeräte verfügte u. als
einer der sichersten Helikopter der Welt galt.
Am 3. März 2004 abends wollte
Curtis vom Battersea Heliport in London zu seinem
Schloss auf der Isle of Portland in der
Grafschaft Dorset fliegen, kam dort aber nicht an.
Der Hubschrauber stürzte beim Landeanflug auf den
Flughafen Bournemouth mit Curtis u. dem Piloten Max
Radford an Bord trotz normalen Wetters mit
hoher Geschwindigkeit auf ein Feld ab,
wobei beide Insassen sofort tot waren. Die Behörden
sprachen von einem Unfall, wobei diese offizielle
Erklärung Beobachter u. einen Kenner des erfahrenen
Piloten nicht überzeugte. Bei den Ermittlungen im Fall
Curtis wurde bekannt, dass der Geschäftsmann
Drohanrufe bzw.
Morddrohungen erhalten hatte u.
glaubte, überwacht bzw. verfolgt worden zu sein. Unter
Berücksichtigung der bekannten Umstände glaubten die
Kenner des Falls nicht daran, dass es sich um einen
Unfall handelte. Angesichts der zahlreichen
mysteriösen Todesfälle, die sich im russ. Kontext in
GB ereigneten, gelangten Beobachter u. Kenner der
Szene wie auch Behörden früher oder später zur
Vermutung, dass der Kreml u. V. Putin hinter diesen
Vorkommnissen stecken könnten. Die Liste solcher
Todesfälle wurde immer länger, wobei einige
prominente davon in GB stattfanden: 2003 wurde der
Putin-Kritiker s. Aleksandr Litvinenko in London
vergiftet, 2008 starb der
"Jukos"-Mitbegründer s.
Jurij Golubev
in London
angeblich an einem Herzinfarkt, obwohl sein Name auf der
Liste der mutmasslichen russ. Attentate
figurierte. 2013
starb der russ. Oligarch s. Boris Berezovskij, ein
anderer scharfer Putin-Kritiker, mit dem Curtis über
"Menatep" zusammenarbeitete, unter
ungeklärten Umständen in seinem Haus in Ascot, wobei
sein Tod als Selbstmord
deklariert wurde.
Laut "Buzzfeed" könnten sowohl Curtis als auch
Stephen Moss, ein
weiterer britischer Anwalt,
der 2013 an einem plötzlichen Herzinfarkt starb, ins
Visier geraten sein, weil sie den von ihnen
bedienten Oligarchen halfen, Geld nach GB u. in
andere Länder zu schleusen, u. so die Aufmerksamkeit
der mächtigen Feinde ihrer Arbeitgeber erregten. Im März 2018, dem Monat des
Giftanschlags gegen s. Sergej Skripal u. dessen
Tochter in Salisbury, teilte die britische
Innenministerin Amber Rudd mit: „Die Regierung
war sich dieser Anschuldigungen bewusst u. nimmt
jeden Hinweis ernst, dass ein ausländ. Staat auf
britischem Boden einen Mord begangen hat." Rudd wies die Polizei u.
den MI5 an, Vorwürfen in denjenigen Fällen
nachzugehen, in denen die Todesfälle als
Unfälle oder Selbstmorde beurteilt wurden, die
in Wirklichkeit aber Morde waren, die im
Auftrag des Kremls verübt wurden. Dennoch
wurde der Todesfall Curtis als Unfall
beurteilt u. das Verfahren eingestellt - bis
zum Fall Skripal. Der
Fall Stephen Curtis war einer von 14
Fällen, die nach der Vergiftung der
Skripals wieder aufgenommen werden
sollten. Im Juni 2018 behauptete eine
Untersuchung von "Buzzfeed News", dass US-Beamte
vermuteten, dass diese Todesfälle auf britischem
Boden, einschliesslich des Todesfalls Curtis, mit
russ. Sicherheitsdiensten oder Mafiagruppen in
Verbindung stünden. Sweeney selbst vermutet, dass man
den Vorfall mit Curtis, der den Absturz des
Superhubschraubers beinhaltet, als Botschaft für die
russ. Oligarchen verstehen könne.)
Neuster Stand: 08.24
(10) Keine Garantie für Richtigkeit u.
Vollständigkeit der Angaben.
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