Putin-Lexikon
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Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes



A1a-2 (Ad, Az, Ai, Aj, Ack, Ak)         
Überarbeitet und aktualisiert im März/April 2023


ADAGAMOV, Rustem Rinatovich
II
III IV V VI VII VIII IX X (1961-, sowjet. Geisteswissenschaftler, russ. Verlags- u. Werbepolygraph, bekannter kritischer, der Opposition nahestehender russ. Blogger u. Fotojournalist mit tatarischen Wurzeln. Studium am Moskauer Institut für Geschichte u. Archive, heute Russ. Staatl. Geisteswissenschaftl. Universität, an dessen Fakultät für wissenschaftl. u. technische Information, Archive, Normung u. Patentwissenschaft. Dann arbeitete er in Verlagen u. Werbeagenturen in Moskau als Buchgestalter. Einige Zeit war er Chefdesigner des Verlagshauses der "Soros-Stiftung". Später verbesserte er seine Qualifikationen am Polygraph. Institut, jetzt Moskauer Staatl. Universität für Druckkunst. Bis Mitte der 2000er Jahre lebte u. arbeitete er in einer Werbeagentur in Nordnorwegen u. erhielt die norweg. Staatsbürgerschaft, wobei er die russische behielt.
Blogger in Russland: 2002 erstellte Adagamov auf Anregung von s. Anton Nosik seinen eigenen Blog auf "LiveJournal", in dem er unter dem Alias "Drugoj" /ein anderer/ auftrat. Er betitelte seinen Blog als „ein illustriertes Magazin über alles in der Welt“. In diesem Blog, der seinen Namen weithin bekannt machte, veröffentlichte er Übersetzungen interessanter Artikel aus norweg. Zeitungen sowie eigene Kurzgeschichten über sein Leben in Norwegen. Ausserdem veröffentlichte er dort Reportagefotos ausländ. Fotoagenturen wie Reuters u. France-Presse u. versah sie mit Bildunterschriften u. Kommentaren des Autors. Seit etwa 2008 belegte sein Magazin im "LiveJournal"-Rating nach Abonnentenzahlen - etwa 80 Tsd. - regelmässig den 1. Platz, während er im "Yandex"-Rating der populärsten Blogs im russ. Web den 5. Platz einnahm. Gemäss Spiegel wurde Adagamovs Blog 2010 600 Tsd. mal pro Tag aufgerufen, was ihn dadurch zum beliebtesten Blogger Russlands machte. Seit etwa Juni 2019 wurde der Blog nicht mehr aktualisiert. Laut dem Direktor des Verlagshauses "Kommersant" s. Demjan Kudrjavcev habe Adagamovs Blog in echter Konkurrenz zu den elektron. Versionen führender russ. Zeitungen wie Vedomosti, Izvestija oder Kommersant gestanden.
Präsidentenblogger: Im Fall des gravierenden Unfalls im Wasserkraftwerk Sajano-Shushenskoe in der Republik Tuva vom Aug. 2009 war der Blogger von "RusHydro" dem Journalisten von "Interfax" als exklusiver Berichterstatter vorgezogen worden, was in der Journalisten-Community für Empörung sorgte. Anfang Sept. 2009 wurde Adagamov erstmals zu einer Veranstaltung mit der Beteiligung von Präsident RF s. Dmitrij Medvedev im Kreml zugelassen. Er fotografierte das Ereignis u. erstellte einen illustrierten Bericht für seinen "LiveJournal"-Blog über das Treffen zwischen den Präsidenten Indiens u. Russlands. Dank der Hilfe des Pressedienstes des Präsidenten RF erhielt Adagamov auch die Gelegenheit, ein Bankett im Grossen Kremlpalast zu fotografieren, wo ausser ihm u. dem persönl. Fotografen des Staatsoberhauptes niemand sonst fotografierte. So wurde Adagamov zum ersten Blogger, den die Medienstelle des Präsidenten Medvedev in den Reporter-Pool des Kremls einlud. Noch im gleichen Monat wurde Adagamov auf eine Reise des Präsidenten RFnach Kazan mitgenommen, auf der er Medvedev bei allen Veranstaltungen begleitete, in seiner persönl. Autokolonne mitfuhr u. für den Blog fotografierte. Zuvor kritisierte Adagamov in seinem Blog die Arbeit der persönl. Fotografen des Präsidenten u. behauptete, dass sie „nicht daran interessiert seien, Bilder des Staatsoberhaupts zu machen“. Später änderte er seine diesbezügl. Meinung. Im Nov. 2009 begleitete Adagamov Präsident Medvedev auf seiner Arbeitsreise zum Russland-EU-Gipfel nach Stockholm. Dann besuchte er zusammen mit Medvedev ein Fussballspiel in Slowenien, worüber er einen ausführlichen Bericht verfasste.
Anfang 2012 war Adagamov Gründungsmitglied der "Liga der Wähler", einer gesellschaftspolit. Organisation in Russland. Ausserdem war er Mitglied des Öffentl. Rats des Kulturministeriums RF - Kulturminister RF war damals s. Vladimir Medinskij -, den er im Jan. 2013 wieder verliess. Die Arbeit dieses Rats sei „ein weiteres Potemkinsches Dorf, Betrug u. Fiktion". 2 Mitglieder der Filmkommission des Öffentl. Rats des Kulturministeriums RF bestätigten Adagamovs Einschätzung; die Kommission sei ein Jahr nach ihrer Gründung noch nie zusammengetreten u. sie selbst hätten als Mitglieder keine Einladungen zu diesen Veranstaltungen erhalten. Das Kulturministerium lehnte eine Stellungnahme ab. Im Okt. 2012 wurde Adagamov in den Koordinierungsrat der russ. Opposition gewählt u. er nahm an Demonstrationen in Moskau teil.
Im Jan. 2013 forderte "Roskomnadzor" auf der Grundlage des Gesetzes "Zum Schutz der Kinder vor schädlichen Informationen“ das "LiveJournal" auf, einen Post Adagamovs zu entfernen, da er gegen das Gesetz in Bezug auf die Förderung von Selbstmord verstossen habe. Der Eintrag des Bloggers berichtete von den Ereignissen in Indien, wo ein Aktivist der Bewegung "Für die Unabhängigkeit Tibets“ versuchte, sich aus Protest gegen einen Besuch des Präsidenten der Volksrepublik China anzuzünden. Der Chef von "LiveJournal Russland", Ilja Dronov, kam der Bitte nach, indem er die Stelle blockierte. Als Reaktion darauf posteten viele Blogger Adagamovs Beitrag in ihren eigenen Blogs, um festzustellen, ob auch sie von "Roskomnadzor" auf die "schwarze" Liste gesetzt würden. Der stv. Leiter von "Roskomnadzor", M. Ksencov, teilte mit, dass seine Stelle Beschwerden gegen Blogs, die eine Kopie von Adagamovs Post enthalten, nicht berücksichtigen werde.
Sexaffäre:
Im Dez. 2012 beschuldigte Adagamovs Ex-Frau ihn in ihrem Blog, vor 15 Jahren sexuelle Kóntakte mit einem 12-jährigen Mädchen in Norwegen gehabt u. diese bis zu ihrer Volljährigkeit fortgesetzt zu haben. Nachdem in Blogs ein Video zu diesem Thema veröffentlicht worden war, bezeichnete Adagamov es auf Twitter als „Unsinn“. Im Jan. 2013 begann das Ermittlungskomitee RF mit der Überprüfung der Aussage von Adagamovs Ex-Frau nach deren Interview in der russ. Presse. Die massive Verbreitung von Anschuldigungen gegen Adagamov in sozialen Netzwerken u. Pressemedien wurde von Vertretern der russ. Opposition als Informationskampagne von Vertretern der russ. Behörden zur Diskreditierung Rustem Adagamovs gewertet. Nachdem die Zeitung Izvestija behauptet hatte, Adagamovs Ex-Frau habe Beweise für seine Schuld an russ. Ermittler übergeben u. das Opfer habe der norweg. Polizei in Lillesand erzählt, wie u. wann das Verbrechen begangen wurde, teilte der Leiter der Polizeistation Lillesand in einem Interview mit "RIA Novosti" mit, dass keine Anzeige bezügl. einer Vergewaltigung in diesem Fall bei der Polizei eingereicht worden sei u. dass keine offiziellen Ermittlungen im Gange seien. Die Ex-Frau wie auch die beiden Kinder leben in der Stadt Kristiansand in Südnorwegen. Ende Feb. 2013 gab Adagamov bekannt, dass er nach Prag gezogen sei, wo er „Fotojournalismus machen u. einen Blog schreiben“ werde. Adagamovs Entscheidung wurde von einigen russ. Oppositionellen kritisiert. Ab Herbst 2013 arbeitete er als Sportfotojournalist mit dem Internetportal Sportbox.ru zusammen. Seit 2015 kehrte er nicht mehr in seine Heimat zurück. Laut "TASS" eröffnete das Ermittlungskomitee RF unter Berufung auf eine Strafverfolgungsquelle ein Strafverfahren gegen Adagamov wegen des Verdachts der Vergewaltigung u. Verführung eines 12-jährigen Mädchens gemäss Art. 131 u. 132 StGB RF. Nachdem Adagamov im Jan. 2015 erneut nicht zur Vernehmung durch die Ermittlungsbehörden erschienen war, wurde er auf die Bundesfahndungsliste gesetzt.
Vorfall in Kiev: Ende Mai 2016 wurde Adagamov aufgrund von Einträgen in seinem Blog, in denen der Autor die Krym u. den Donbass als „Gebiete russisch im Geiste“ bezeichnete, in Kiev von Vertretern einer ukrain. nationalist. u. neonazist. Organisation namens "C14/S14/Січ" angegriffen. Die Angreifer übergossen Adagamov mit Kefir u. versetzten ihm mehrere Tritte, während sie „das ist für dich von den Majdanuten“ riefen.)

ADAMOV, Evgenij Olegovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII (1939-, sowjet. bzw. russ. Maschinenbauingenieur u.  Atomwissenschaftler, ehem. Staatspolitiker/Minister RF. Absolvent des Moskauer Staatl. Luftfahrtinstituts namens S. Ordzhonikidze mit Qualifikation Maschinenbauingenieur. Doktor der Technischen Wissenschaften, Professor, Autor von über 100 veröffentlichten wissenschaftl. Arbeiten. Bis 1986 arbeitete er am Kurchatov-Institut für Atomenergie. Nach der Nuklearkatastrophe im AKW von Tschernobyl war Adamov von Mai bis Aug. 1986 an der Beseitigung der Folgen des Unfalls im Kernkraftwerk Tschernobyl u. am Bau der Schutzanlage über dem zerstörten Reaktor beteiligt. Im Nov. 1986 übernahm er die Leitung des "Dollezhal"-Forschungs- u. Entwicklungsinstituts für  Energietechnik NIKIET in Moskau, das den in Tschernobyl eingesetzten u. explodierten Reaktortyp RBMK konstruiert hatte. Ab Dez. 1990 leitete er eine der Abteilungen der von ihm gegründeten Organisation, des Zentrums für den wissenschaftl. u. technischen Rat des "Forums der Wissenschaftler für den sowjet.-amerikan. Dialog". Als Direktor des "Research and Design Institute of Power Engineering2 war er Mitbegründer vieler kommerzieller Strukturen. Ab 1998 war er wissenschaftl. Leiter dieses Instituts. 1998-2001 war Adamov Minister für Atomenergie in den Regierungen Chernomyrdin, Kirienko, Primakov, Stepashin, Putin u. Kasjanov. Gleichzeitg wurde er Mitglied des Sicherheitsrats RF. 2002-4  war er Berater des Vorsitzenden der Regierung RF. Adamov ist Mitglied der russ. Akademie der Ingenieurwissenschaften u. der New York Academy of Sciences, USA.
Ermittlungen wegen Korruption, US-Haftbefehl, Auslieferung, U-Haft, Anklage wegen Betrugs u. Verurteilung in Russland:  In seiner Amtszeit als Minister geriet Adamov wegen seiner Pläne zum Import von Atommüll stark in die Kritik. Gleichzeitig wurde ihm Korruption vorgeworfen. Bei den Ermittlungen des Antikorruptionsausschusses stellte sich heraus, dass er während seiner Amtszeit gegen geltendes Recht mehrere Firmen in Russland u. im Ausland gegründet hatte. Im März 2001 wurde er von Präsident RF V. Putin aus dem Amt entlassen u. zurück ins Dollezhal-Institut geschickt. Seit April 2004 war er Vorstandsmitglied der "Mezhprombank". Gegen den ehem. Regierungspolitiker, der 1993 als Gründer u. Teilhaber des Unternehmens "Energo Pool“ in Monroeville, Pennsylvania, registriert war, wurde auf Ersuchen des US-Justizministeriums ein Haftbefehl wegen Geldwäscherei ausgestellt, der Anfang Mai 2005 in Bern, Schweiz, als Adamov dort eintraf, von der CH-Polizei vollzogen wurde.
Die USA beschuldigten Adamov, 9 Mln. USD unterschlagen zu haben, die vom US-Energieministerium für Russland als Hilfe zur Verbesserung der Sicherheit in Nuklearanlagen bereitgestellt wurden. Ausserdem wurde ihm illegaler Geldtransfer nach Russland zugunsten der dortigen Atomwirtschaft vorgeworfen. Auslieferungsanträge kamen von der Staatsanwaltschaft in Pittsburgh, PA, USA u. aus Russland, das aktiv gegen das Vorgehen der USA protestierte. Im Okt. 2005 entschied das Bundesamt für Justiz, Adamov den US-Behörden zu übergeben. Adamov legte Berufung ein. Nach Prüfung der Berufung entschied das Bundesgericht jedoch, ihn an Russland auszuliefern. Das Gericht verurteilte das Eidg. Justizdepartement zudem zur Zahlung von 8000 CHF an Adamov als Entschädigung für die Fehler der Ermittlungen u. zum teilweisen Ersatz der Prozesskosten. Ende 2005 wurde Adamov an Russland übergeben, wo er in Moskau in die berüchtigte U-Haftanstalt "Matrosskaja Tishina" eingeliefert wurde. In Russland wurde Adamov wegen "Betrugs in besonders grossem Umfang" gemäss Art. 159 Teil 4 StGB RF u. wegen "Machtmissbrauchs" gemäss Art. 285 Teil 2 StGB RF angeklagt. Er wurde beschuldigt, Schulden von "Globe Nuclear Services and Supply Ltd." in Höhe von ca. 100 Mln. USD rechtswidrig abgeschrieben u. die Übertragung der Rechte zum Verkauf von Natururan in den USA im Rahmen des sog. Megatons-to-Megawatts-Agreement an dasselbe Unternehmen getätigt zu haben sowie an der Verwischung des Anteils des Staates an diesem Unternehmen  beteiligt gewesen zu sein. Im Juli 2006 veröffentlichte er einen Aufruf an die Öffentl. Kammer RF, in dem er die Anschuldigungen als unbegründet bezeichnete u. öffentl. Kontrolle über den Prozess forderte. Noch im selben Monat hob der Oberste Gerichtshof RF die Entscheidung des Moskauer Stadtgerichts über die Verlängerung seiner Inhafierung auf u. entliess Adamov aufgrund einer schriftl. Verpflichtung, das Land nicht zu verlassen, aus dem Gefängnis. Im Feb. 2008 wurde Adamov vom Zamoskvoreckij-Gericht in Moskau gemäss Art. 159 u. 285 StGB RF zu 5,5 Jahren Gefängnis verurteilt, die in einer JVA des allgemeinen Regimes zu verbüssen ​​waren. Das Urteil wurde vom Moskauer Stadtgericht auf Antrag der Verteidigung aufgehoben. Nach Prüfung des Falls verurteilte das Moskauer Stadtgericht Evgenij Adamov zu 4 Jahren Haft auf Bewährung mit einer 3-jährigen Bewährungsfrist. 2011 wies der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit 4 zu 3 Stimmen Adamovs Beschwerde gegen die Schweiz wegen seiner Verhaftung ab. Derzeit ist Adamov als Supervisor von NIKIET beschäftigt. Er lebt in der Siedlung Malakhovka u. ist als wissenschaftl. Leiter des Projekts "BREST Reaktor“ tätig.
Gleichzeitig fanden in der Schweiz auch Ermittlungen gegen Adamovs Tochter Irina Adamova wegen Verdachts auf Geldwäscherei statt. Die 1975 Geborene ist CH-Bürgerin u. lebt in Bern. Im Jan. 2008 teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft jedoch mit, dass sich der Tatverdacht nicht habe erhärten lassen, weswegen die Ermittlungen eingestellt u. Beschlagnahmungen bzw. Kontosperren aufgehoben worden seien.)

ADELGEJM (ADELHEIM), Pavel Anatolevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV II  II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXVIV XXVIV (1938-2013, gew. Erzpriester der Russ.-orthodoxen Kirche MP in der Pskover Diözese, kritischer Prediger u. Kirchenpublizist, der 2013 in Pskov ermordet wurde. Der Grossvater u. Vater wurden in der Stalinzeit verhaftet u. erschossen, später rehabilitiert. Die Mutter wurde ebenfalls verhaftet, in die Kasachische SSR verbannt u. später rehabilitiert.
Verbannung in Zentralasien u. Leben in der Ukraine: Nach seiner Geburt 1938 in Rostov am Don u. der Verhaftung seiner Mutter lebte der kleine Pavel in einem Waisenhaus, dann zusammen mit der Mutter in einer Zwangssiedlung in der Kasach. SSR. Von Kasachstan zog Pavel nach Kiev in die Ukrain. SSR, um bei Verwandten zu leben. Dort entdeckte er im Alter von 13 Jahren den Glauben u. wurde 1954 Novize des Kiever Höhlenklosters. 1956 trat er in das von den Kommunisten streng kontrollierte Kiever Theolog. Seminar ein. In dieser Zeit fand der 21-Jährige in einem ukrain. Dorf seine künftige Frau, die 17-jährige Vera, u. liess sich mit ihr von einem Priester heimlich trauen. 1959 wurde er aus polit. Gründen aus dem Priesterseminar ausgeschlossen u. im selben Jahr in der Kathedrale von Tashkent, Usbek. SSR, zum Diakon geweiht. Nach seinem Abschluss an der Moskauer Theolog. Akademie wurde er 1964 zum Priester in der Kleinstadt Kogon bei Buchara in der Usbek. SSR ernannt. Dort wurde ihm eine halbruinierte Kirche zugewiesen, die er wiederaufbaute. Es war in der Zeit, als der aggressive atheist. Sowjetstaat zusammen mit dem berüchtigten KGB die Geistlichen aller Konfessionen u. ihre Familien schickanierte, unterdrückte u. sie vom Glauben abbringen wollte. In Kogon verstiess Adelgejm gegen das ungeschriebene Verbot, neue Gotteshäuser zu errichten. Deswegen u. weil er illegale Literatur verbreitete, wurde er verhaftet u. gemäss Art. 190 StGB SU wegen "Verleumdung u. Diskreditierung des Sowjetstaats usw." angeklagt. Vermutlich wurde er von seinem ehem. Klassenkameraden am Kiever Priesterseminar u. Trauzeugen Leonid Svistun, dem späteren Bischof Makarij u. Erzbischof von Vinnica, wegen angebl. antisowjet. Haltung
denunziert. Ein Jahr lang wurde Adelgejm im KGB-Gefängnis von Buchara festgehalten. 1970 wurde er zu 3 Jahren Haft in einem Straflager verurteilt, wo er als Schweisser arbeiten musste. Dort verlor er 1971 aufgrund eines fragwürdigen Unfalls sein rechtes Bein, das amputiert werden musste u. später durch eine hölzerne Beinprothese ersetzt wurde. 1972 wurde er als Invalider aus der Haft entlassen u. ins Ferganatal in Usbekistan zum kirchlichen Dienst disloziert. Anschliessend gingen Pavel u. Vera nach Lettland.
In der Diözese Pskov: 1976 wurde Adelgejm als Priester der Diözese Pskov in Westrussland zugeteilt, obwohl der zuständige Ortsfunktionär für religiöse Angelegenheiten seine Niederlassung verweigerte, während ein ortsansässiger Priester sich aber für ihn einsetzte. 1980 erhielt Adelgejm die Kirche des Hl. Apostels Matthäus im Dorf Piskovichi am Fluss Velikaja als Arbeitsplatz, die nach einem Brand renoviert werden musste. Ausserdem schrieb er Artikel über kirchenrechtl. Fragen für eine kleine kirchliche Zeitschrift. In der Perestrojkazeit s. Mikhail Gorbachjovs wuchs auch in Pskov das Interesse der Bevölkerung am russ.-orthodoxen Glauben wieder stark an. Dabei zogen Adelgejms ungewöhnlichen Predigten immer mehr Menschen an u. in Piskovichi entstand eine beträchtliche Anhängerschaft. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität beschloss Adelgejm, für einen Sitz im Obersten Sowjet zu kandidieren, aber seine Wahlkampagne wurde von der örtlichen Parteileitung gestoppt, weil sie daran nicht interessiert war, seine Kandidatur zu formalisieren. 1992 konnte Adelgejm die Kirche der Hl. Myrrheträgerinnen /vom Armengrab/ wiedereröffnen, einen einst stillgelegten u. baufälligen einkuppeligen Sakralbau aus dem 16. Jh., gelegen auf einem Friedhofsgelände im Zentrum von Pskov. Verbunden mit seiner Tätigkeit in der Kirche des Hl. Apostels Matthäus in Piskovichi eröffnete Vater Pavel auch ein Heim für behinderte Waisenkinder mit einer kleinen Kerzenmanufaktur zur Finanzierung des Heims. Das Leben u. seine Arbeit als Gemeindepastor waren für ihn ziemlich günstig u. fruchtbar, bis die Diözese Pskov u. Velikolukskij 1993 einen neuen Erzbischof bzw. Metropoliten erhielt. Dieser Hierarchiekleriker "sowjet. Typs" namens Evsevij/Eusebius /Nikolaj Savvin/ war Adelgejm unfreundlich gesinnt, entliess ihn als Pfarrer von Piskovichi u. versetzte ihn an einen anderen Wirkungsort, wobei er ihm die Bindung an seine Gemeinde entriss, die er über 20 Jahre betreut hatte. Gleichzeitig verlor er die Aufsicht über das Kinderheim u. die Kerzenmanufaktur. Als die Kapelle, die Adelgejm für die psychiatr. Klinik hatte bauen lassen, fertiggestellt war, verbot Evsevij ihm dort auch die Abhaltung von Gottesdiensten. Ferner liess Evsevij auch die Chorschule, die Adelgejm in Pskov gegründet hatte, in eine religiöse Schule unter der Leitung der Diözese umwandeln. Zwar widersetzte sich Adelgejm den Anweisungen des Erzbischofs nicht, aber der Widerspruch zwischen dem autoritären Kirchenfürsten u. dem einfachen Gemeindepriester trat offen zutage. Erzbischof Evsevij habe seine Geringschätzung für Adelgejm nicht verborgen u. habe keine Gelegenheit versäumt, um ihn auszugrenzen oder zu erniedrigen. Umso beliebter war er bei seinen Gemeindemitgliedern; nicht zuletzt wegen seiner skeptischen Haltung gegenüber der offiziellen Kirche erfreute er sich einer grossen Anhängerschaft in ganz Russland, während er in seiner Diözese als lästiger, unbotmässiger Aussenseiter galt. /Joshua Yaffa, "Die Überlebenskünstler", S. 202f./
Um die Diskrepanz zwischen Theorie u. Praxis in der Russ.-orthodoxen Kirche, die damals noch von Patriarch s. Aleksij/Alexius geführt wurde, zu studieren u. besser zu verstehen, begann Adelgejm, sich vermehrt mit theoret. Lehren u. Gesetzen der Kirche zu befassen. Aus diesem Nachdenken erschien 2002 unter dem Titel "Das Dogma der Kirche in den Kanones u. in der Praxis" /II/ eine umfassende philosoph. Abhandlung, die eine unmissverständliche Kritik an der gegenwärtigen Kirchenpolitik enthielt. Adelgejm war u.a. der Meinung, dass die Kirche von den Grundsätzen der Sobornost abwich. Ausserdem beschwerte er sich über das Verhalten des Erzbischofs Evsevij, ohne ihn namentlich zu erwähnen, der versuche, ihn aus der Kirche zu verdrängen. Dieser sei i.e.L. an seinem eigenen Ruf interessiert, bewundere sich selbst u. liebe Schmeichelei. Das Traktat löste bei den einen, die die Probleme der Kirche ähnlich wie Adelgejm sahen, Anerkennung aus, andere hielten es für einen Skandal. Unweigerlich weckte die Studie den Zorn Evsevijs, der in der Pskover Dreifaltigkeitskirche nicht davor zurückschreckte, Adelgejm öffentlich als „Diener Satans" u. sein Werk als „Sakrileg" zu brandmarken. Während die meisten Priester der Diözese Pskov dieser Verurteilung zustimmten u. einige die Amtsenthebung Adelgejms forderten, wurde der Autor als „Verräter", „geistig krank" u. „Spielzeug des Teufels" dffamiert. Adelgejm gewann den Eindruck, dass er missverstanden wurde u. hielt die Kirche zunehmend für eine „totalitäre Sekte". Hinter vorgehaltener Hand räumten einige Geistliche ein, dass seine Kritik nicht unberechtigt sei, aber dass sie ihn nicht unterstützen könnten. /Yaffa, ebd., S. 221-4/.
2003 habe Vater Pavel auf wundersame Weise einem weiteren Attentatsversuch überlebt, hiess es.
2008 holte Evsevij zu einem weiteren Schlag gegen Adelgejm aus u. setzte ihn als Leiter der Gemeinde der Kirche der Hl. Myrrheträgerinnen kurzerhand ab u. ersetzte ihn durch einen anderen Priester – der Kontrast zu Adelgejm hätte nicht grösser sein können. Sergej Ivanov, wie der Neue hiess, musste Adelgejm wie eine Art Playboy vorgekommen sein; er habe sich nachlässig aufgeführt, seine Einkäufe auf dem Altar abgestellt, sei mit Lederjacke u. Jeans erschienen u. mit einem Mazda-Wagen herumgefahren, was Adelgejm zutiefst schockiert u. ungemein frustriert habe. /Yaffa, ebd., S. 225/.
Als s. Kyrill I./Kirill I., ein Unterstützer des russ. "Führers" V. Putin, nach dem Tod Alexius´ II. 2009 neuer Patriarch der Russ.-orthodoxen Kirche wurde, verschärften sich die Spannungen zwischen Adelgejm u. der Kirche noch mehr. Adelgejm sah den neuen Patriarchen, übrigens ein ehem. KGB-Auslandsagent, als polit. Komplizen Putins. Was dieser für den Staat darstelle, werde in der Kirche in analoger Weise von Patriarch Kyrill verkörpert. Der Patriarch übe sein Amt aus, wie es einst der Generalsekretär der KP zu Sowjetzeiten getan habe, während die Erzbischöfe die Rolle der örtlichen Parteivorsitzenden spielten. Der Kritiker beobachtete mit Skepsis, wie „sich die Kirche an den Angelegenheiten des Staates beteiligt, während der Staat das ideolog. Potential der Kirche nutzt. Beide Seiten liefen dabei Gefahr, ihre Qualität zu verlieren." Adelgejm scheute sich nicht davor, den Moskauer Patriarchen, der keinen Hehl aus der Absicht machte, die Symphonia seiner Kirche zusammen mit dem umstrittenen Putin-Staat umzusetzen, offen infrage zu stellen. Adelgejms gründliches Studium des Evangeliums u. der jahrhundertealten Kirchengeschichte hatte dazu geführt, dass er die traditionelle Lehre von der Symphonia, dem harmonischen Zusammenklang zwischen russ.-orthodoxer Religion u. Staatsmacht, eher ablehnte, denn Adelgejm wünschte, dass die Kirche sich aus der Politik heraushält, während er sich selbst ebenfalls an diesen Grundsatz hielt. Über Putin sagte er, dass „es ihn nicht kümmere, ob dieser Mensch auf der Welt ist oder nicht, denn er hat nichts mit meinem Schicksal zu tun, er ist Teil eines Apparats, der manchmal leerläuft u. manchmal mit Repressionen arbeitet". /Yaffa, ebd., S. 200-2/. Seine Frau Vera wies darauf hin, dass ihr Mann nicht gegen die Regierung sei, sondern sich lediglich für religiöse Fragen interessiere. /Yaffa, ebd., S. 211/.
In seinen letzten Lebensjahren eskalierte der Konflikt zwischen Pavel Adelgejm u. dem neuen Vorsteher der Kirche der Hl. Myrrheträgerinnen, Ivanov, der die Befehle des Moskauer Patriarchats widerstandslos umzusetzen hatte. Adelgejm wehrte sich v.a. gegen ein neues, von Kyrill erlassenes Gemeindestatut, das die Aufsichtskompetenzen neu regelte. An der Stelle des Kirchengemeinderats sollte nach der neuen Regelung der Erzbischof der Diözese selbst zum Oberhaupt jeder einzelnen Kirchengemeinde werden. Adelgejm befürchtete, dass diese neue Regelung zu einer innerkirchlichen „Diktatur" führen könnte. Indessen setzte Sergej Ivanov das Statut erwartungsgemäss um, ohne den Kirchengemeinderat zu informieren, dem Adelgejm angehörte. Adelgejm focht dieses Vorgehen beim Stadtgericht Pskov an, dessen Richter prompt entschied, dass Sergej Ivanov nicht korrekt gehandelt habe. Danach sei in der Gemeinde der Kirche der Hl. Myrrheträgerinnen lange nichts mehr vom neuen Statut zu hören gewesen, bis Erzbischof Evsevij 2011 eine Sondersitzung des Gemeinderats einberief, damit dieser die Änderung endgültig akzeptierte. Obwohl Adelgejm noch verzweifelt versucht habe, die Abstimmung zu verschieben, habe Evsevij einfach so viele Mitglieder aus dem Rat ausgeschlossen, bis die wenigen Verbliebenen das Statut endlich bestätigten. Adelgejm führte den Rechtsstreit bei anderen Gerichten erfolglos weiter, während er von seinen Priesterkollegen keine Unterstützung erfuhr u. im Gegenteil der Sturheit bezichtigt wurde. /Yaffa, ebd., S. 229f./.
Als im Feb. 2012 die russ. Frauenpunkgruppe "Pussy Riot" in der Christ-Erlöser-Kirche zu Moskau ihren international beachteten Anti-Putin-Auftritt veranstaltete u. damit die entrüstete Reaktion der Russ.-orthodoxen Kirche erntete, war Adelgejm zwar nicht glücklich über die Art der Aktion, aber er hatte ein gewisses Verständnis für die Tat u. das Anliegen der jungen Frauen. Seiner Auffassung nach führte die Gruppe eine „Fürbitte gegen die Vereinigung von Staatsmaschinerie u. Organismus der Kirche, Freiheit u. Gewalt, Liebe u. Gier" auf. Das harte Verhalten der Kirche u. der Behörden gegenüber diesen jungen Frauen, die ins Gefängnis kamen, fand er kleinlich u. unchristlich u. forderte die Freilassung der Aktivistinnen, die ihn an "Närrinnen in Christo" erinnerten. /Yaffa, ebd., S. 234ff./. Adelgejm wurde zunehmend pessimistischer u. warnte in einem Essay vor den Gefahren von Patriarch Kyrills „Liaison" mit der Staatsmacht. /Yaffa, ebd., S. 238f./.
Adelgejm war, wie bekannt, verheiratet, hatte 3 Kinder, davon eine geistig behinderte Tochter, u. 6 Enkelkinder. Sohn Ivan war nach seinem Vater etwa 16 Jahre lang Direktor der orthodoxen kirchlichen Gemeindeschule. Sergej Ivanov entliess Pavels Sohn Ivan von diesem Posten, wobei das Gericht die Rechtmässigkeit der Entlassung bestätigte.
Ermordung: Am 5. Aug. 2013 wurde Vater Pavel Adelgejm im eigenen Haus an der Krasnogorskaja-Strasse 7 Opfer einer grausamen Mordtat. Den rekonstruierten Tathergang hat Yaffa in seinem Buch ausführlich beschrieben. Als mutmasslicher Mörder wurde vor Ort ein 27-jähriger geistig verwirrter Mann namens Sergej Pchelincev, Absolvent des Allruss. Staatl. Instituts für Kinematographie, benannt nach S.A. Gerasimov, gefasst. 
Wie erzählt w
urde, habe Adelgejm in den ersten Augusttagen dieses Jahres auf Anfrage eines Bekannten einen nervlich angeschlagenen jungen Mann aus Moskau in seinem Haus aufgenommen, um ihn zu betreuen, beruhigen u. beraten. Er habe in ein Kloster eintreten wollen. In der Küche habe dieser sich plötzlich auf Vater Pavel gestürzt, 3x „Dämon" oder „Satan" gerufen u. ihn mit einem Messer direkt ins Herz erstochen. Der Priester sei noch am Tatort an seiner Verletzung gestorben. Dieser Mord habe eine grosse Resonanz in Kirche u. Gesellschaft Russlands ausgelöst. Während Erzbischof Evsevij der Beisetzung auf dem Friedhof des Geländes der Kirche der Hl. Myrrheträgerinnen unter einem Vorwand fernblieb, habe sich Sergej Ivanov aktiv daran beteiligt, um mit dem Toten auf diese Weise Frieden zu schliessen. Während einige Priester ergriffene Totenreden hielten, hätten sich viele andere Geistliche von Adelgejm auch nach dessen Tod ferngehalten, u. das Thema sowie der Name Adelgejm seien tabuisiert worden.
Rezeption: Vom St. Philaret-Institut wurde Vater Pavel Adelgejm als eine einzigartige Persönlichkeit in der Geschichte der orthodoxen Kirche u. der russ. spirituellen Kultur des 20. Jhs." gewürdigt. Sein ganzes Leben sei ein Beweis für das Werk Gottes in der Welt" gewesen. Da er selbst der Sohn u. Enkel von "Volksfeinden“ war, habe er, nachdem er viele Schwierigkeiten in seinem Leben habe ertragen müssen,immer eine Gelegenheit gefunden, denen zu helfen, die ihm nahe standen, u. er kämpfte sein ganzes Leben lang für die Freiheit u. Würde des Menschen u. der Kirche, verteidigte die Unabhängigkeit des Lebens der Pfarrgemeinde gegen Willkür u. Allmacht sowjet. Kommissare für religiöse Angelegenheiten". Adelgejm, der auch einen Blog führte, war viele Jahre Mitglied des Kuratoriums des Instituts St. Philaret, an dem er bis zu seinen letzten Tagen Vorlesungen über Kirchenrecht hielt; in seinem letzten Lebensjahr sei er Mitglied der sog. Verklärungsbruderschaft geworden.
Prozess: Die Umstände der Ermordung Adelgejms blieben unklar. Es gab naturgemäss Gerüchte, die besagten, dass die Ermordung die Folge eines Komplotts von Feinden Adelgejms gewesen sei. Der mutmassliche Mörder Sergej Pchelincev, über den in der russ. Presse von einer Geisteskrankheit in Form von paranoider Schizophrenie die Rede war, sagte im Feb. 2014 dem Korrespondenten von Pskovskaja Lenta Novostej, dass es für ihn im Prozess im Fall des Mordes an Vater Pavel Adelgejm, „sehr schwer u. schmerzhaft" sei, sich „daran zu erinnern“. Auch auf die Frage der Richterin Galina Belik, ob Pchelincev etwas klarstellen wolle, antwortete er: „Ich werde nichts sagen. Es ist sehr schwer für mich, mich zu erinnern, ich würde es nicht wollen“. Auch zu seinem Gesundheitszustand habe er keine Erklärung abgegeben, habe sich jedoch bereit erklärt, die Fragen der Staatsanwaltschaft zu beantworten. Auf die Frage der stv. Staatsanwältin der Stadt Pskov, Marina Jakovleva, warum er nach Pskov gekommen sei, habe er gesagt. „Ich kam auf Empfehlung für eine Beratung zu meinem Gemütszustand“. Er sei „verwirrt" gewesen u. habe „nicht verstanden", „was mit ihm geschah". Er habe „Angst- u. Panikattacken erlebt", die „5 Tage vor seiner Ankunft“ begonnen hätten. Die Ermittlung habe ergeben, dass der Mann am 3. Aug. 2013 in dem Wissen, dass Pavel Adelgejm ein Theologe u. ein bekannter Geistlicher sei, nach Pskov kam, um Heilungshilfe zu erbitten. Das Opfer habe aus Mitgefühl u. Barmherzigkeit zugestimmt u. ihm erlaubt, in seinem Haus zu wohnen. Eine im Auftrag der Ermittler durchgeführte psycholog. u. psychiatr. Untersuchung habe ergeben, dass der Mann zum Zeitpunkt der Tatbegehung sich in einem Zustand psychischer Störungen befand. Der Staatsanwalt habe gefordert, Pchelincev zur Zwangsbehandlung in eine psychiatr. Klinik einzuweisen, da er eine soziale Gefahr für sich u. seine Umgebung darstelle. Elena Kovaljova, Anwältin von Pchelincev, der des Mordes an Adelgejm angeklagt wurde, stimmte zu, dass ihr Mandant in einer medizin. Spezialeinrichtung behandelt werden müsse, wie der Korrespondent von "RIA Novosti" aus dem Gerichtssaal berichtete. Über Pchelincevs weiteres Schicksal wurde nichts mehr bekanntgegeben. Die Frage, ob es sich bei diesem Mordfall nicht doch um einen verdeckten Auftragsmord gehandelt haben könnte, bei dem psych. Störungen des Täters vorgetäuscht wurden, wie der Eindruck entstand, lässt sich aus Mangel an weiteren einschlägigen Informationen von aussen nicht klären, zumal der russ. Justiz, Psychiatrie u. Presse nicht zu vertrauen ist.
2014 wurde in Pskov eine Ausstellung über das Leben des ausserordentlichen Gottesmanns eröffnet. Am 5. Aug. findet jeweils ein Gedenkgottesdienst in der Kirche statt, in der Adelgejm gearbeitet hatte. Ende 2016 wurde die Wohnung Sergej Ivanovs von FSB-Beamten razziamässig durchsucht, die Drogen u. eine Pistole mit Schalldämpfer fanden. Er soll Verbindungen zu örtlichen Kriminellen gepflegt haben. Ivanov wurde verhaftet, angeklagt u. zu 3 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Evsevij sprach von Verleumdung. Während ein neuer Leiter der Kirche der Hl. Myrrheträgerinnen ernannt wurde, verschwand Ivanov von der Bildfläche spurlos.) –

ADIANOV, Viktor Nikolaevich II III IV V (russ. Geschäftsmann, ehem. KGB-Oberst aus der Dresdner Gruppe V. Putins. Wie Putin sei ein intelligenter, sehr fleissiger KGB-Mitarbeiter, ein Workaholic, aber kein ,Superspion'" gewesen. Sein ehem. Arbeitskollege verwies das meiste dieser Version ins Reich der Legenden. Weder habe Putin für den GRU, den militär. Geheimdienst, spioniert, noch sei er nebenbei Direktor eines Kulturhauses in Leipzig gewesen, um von dort das sowjet. Spionagenetz in der BRD zu steuern. Dafür habe er als Major gar nicht den erforderlichen Rang gehabt. Nur Putin habe in der Dresdner KGB-Dienststelle über ähnlich gute Deutschkenntnisse verfügt wie er selbst. Ansonsten enthüllte Adianov nur zögerlich Details. Die KGB-Dienststelle in Dresden habe 2 Aufgaben zu erfüllen gehabt, rstens: Die Aufrechterhaltung der Kontakte zum Ministerium für Sicherheit" der DDR. habe sich mit den "Freunden" von der Stasi zu offiziellen Gesprächen, aber auch zu Feiertagen getroffen". Ebenso habe es auch private Kontakte gegeben. Man habe gemeinsam geangelt u. Schaschlik gebraten." Putin habe sich eifrig immer freiwillig zu derlei Begegnungen gemeldet". Putin sei ein Liebhaber des Radeberger Biers gewesen, das man direkt bei der Brauerei in kleinen Fässchen geholt habe. Als Parteisekretär unserer Gruppe durfte er ausserdem auch an Besprechungen teilnehmen, die ihm sonst aufgrund seines niedrigen Dienstranges verschlossen geblieben wären." Der Zweck der Übung habe darin bestanden, über die Kollegen" jederzeit Zugriff auf Stasi-Informationen zu haben. Die 2. Aufgabe habe sich auf die operative Arbeit" bezogen, wie Spionage im russ. Geheimdienstslang umschrieben wird. Laut Vertrag, so Adianov, habe man zwar nicht in der DDR aktiv werden dürfen. Getan habe man es aber trotzdem. So hätten die KGB-Leute u.a. sehr genau gewusst, was sich etwa im einzigen privaten wissenschaftl. Institut des Ostblocks von Manfred von Ardenne in der Zeppelinstrasse 7 in Dresden tat. Von Ardenne u. seine Mitarbeiter waren nach Kriegsende in die Sowjetunion gebracht worden, wo sie in der georgischen Schwarzmeer-Stadt Suchumi am sowjet. Atom-Projekt beteiligt waren. Nach seiner Rückkehr in die DDR 1955 baute Ardenne sein Institut in Dresden-Weisser Hirsch auf. Die Russen hätten wissen wollen, was in diesem Institut vor sich geht, zumal ja das Uranbergwerk der Wismut AG ganz in der Nähe war". Die Hauptaufgabe Adianovs u. Putins habe indes darin bestanden, polit. u. wissenschaftlich-technische Informationen aus BRD u. NATO zu beschaffen. Dabei sei es unüblich gewesen, sich gegenseitig über aktuelle Vorgänge zu informieren. Putins Wirken habe sich indes kaum von seinem eigenen unterschieden. Man habe Leute rekrutiert, die behilflich sein konnten, so beim Elektronik-Unternehmen "Robotron" oder an der Technischen Universität Dresden. Beide Institutionen" seien aber nicht interessant für uns gewesen, aber die Kontakte der Mitarbeiter zum Westen waren es", wie Adianov erläuterte. So habe man z.B. einen Mann gefunden, der seine alte Bekanntschaft mit einem Mitarbeiter des Bundeskanzleramts wieder auffrischte u. von dort Informationen beschaffte". Er, Adianov, habe später als Mitarbeiter der Presseabteilung des russ. Aussenministeriums von den Deutschen kein Visum erhalten, obwohl er niemandem etwas zuleide getan habe. Aber inzwischen hatte er sein Visum erhalten u. konnte aus geschäftl. Gründen regelmässig in sein ehem. Einsatzland reisen.)

ADLER, Sabine II III IV V VI VII VIII IX Xa Xb Xc Xd Xe Xf XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX (1963-, dtJournalistin, Russland/Osteuropa-Expertin u. Buchautorin. Nach dem Abschluss des Studiums der Sektion Journalistik an der Leipziger Karl-Marx-Universität / DDR 1987 arbeitete sie beim Sender Magdeburg, der ein Regionalfenster für "Radio DDR IIproduzierte. Anschliessend war sie bei "radio ffn" tätig u. wechselte dann für 3 Jahre zur "Deutschen Welle". Danach arbeitete sie beim "Deutschlandfunk" u. war für 5 Jahre /1999-2004/ als Russland-Korrespondentin in Moskau tätig. Ab Sept. 2012 war sie Korrespondentin der erweiterten Osteuropa-Berichterstattung des "Deutschlandradios" im Studio Warschau mit Zuständigkeit für Polen, Belarus, Baltikum u. Ukraine. Während des "Euromajdans" berichtete sie aus Kiev, Ukraine, u. danach über den Krieg in der Ostukraine. In ihrer Funktion als Warschauer Korrespondentin des "Deutschlandradios" unterzeichnete Adler im Dez. 2014 einen von dem pro-ukrain. Aktivisten s. Andreas Umland initiierten u. verfassten "Aufruf von über 100 deutschsprachigen Osteuropa-Experten zu einer realitätsbasierte statt illusionsgeleitete Russlandpolitik“. Darin hiess es u.a., dass wenn sich Moskau von der EU u./oder NATO bedroht fühle, es diesen Streit mit Brüssel austragen sollte. Seit 2015 berichtet Adler von Berlin aus über Osteuropa u. leitet den Reporterpool für Osteuropa für die 3 Programme des "Deutschlandradios". Sie warnte davor, die Ukraine im Stich zu lassen. Adler ist Autorin dreier Russland-bezogener Reportagebücher u. eines analytischen Sachbuchs über die Ukraine: 1. "Ich sollte als Schwarze Witwe sterben: Die Geschichte der Raissa u. ihrer toten Schwestern. 2005 /über tschetschen.  Selbstmordattentäterinnen/; 2. Russenkind. Eine Tochter auf der Suche nach ihrer Mutter. 2007; 3. Russ. Roulette. Ein Land riskiert seine Zukunft. 2011; Die Ukraine u. wir. Deutschlands Versagen u. die Lehren für die Zukunft. Berlin 2022 /II/. Ausserdem verfasste sie ein 2018 veröffentlichtes Buch mit dem Titel "Weiterleben ohne Wenn und Aber" über die Shoah-Überlebende Giselle Cycowitz.) 03.24/09.24

ADONEV, Sergej Nikolaevich (1961-, sowjet. bzw. russ. Physiker-Mechaniker, Unternehmer, Philanthrop. Absolvent der Fakultät für Physik u. Mechanik des Leningrader Polytechn. Instituts in St. Petersburg, wo er auch lehrte. 2006 gründete er den Fonds "Telconet Capital", der zum Hauptaktionär des Telekommunikationsbetreibers "Scartel" wurde. Das Netzwerk von "Yota", einer Handelsmarke von "Scartel", war der erste Provider, der "Mobile WiMAX", eine drahtlose Zugangstechnik der 4G, in Russland einführte. 2008 wurden 25% des Unternehmens von der staatl. AG "Rostekhnologija/Rostec" erworben. 2012 startete "Yota" als erste in Russland Netze der 4G - LTE. Im gleichen Jahr kam es zu einer Fusion von "Telconet Capital" u. der von s. Alisher Usmanov kontrollierten Telekommunikationsholding "Garsdale Services". 2013 verkaufte "Telconet Capital" ihren Anteil. Die Summe der Transaktionen wurde auf 1,5 Mrd. USD geschätzt. Seit 2018 ist Sergej Adonev Miteigentümer von "Yota Devices", die aus "Yota" hervorging u. die Entwicklung des "YotaPhone"-Smartphones durchführte. 2013 gründete Adonev zusammen mit dem Geschäftsmann Sergej Rukin in St. Petersburg das Unternehmen "Tekhnologii teplichnogo rosta", das im Agrarbusiness tätig wurde u. 2 aktive Gewächshausbetriebe in den Gebieten Moskau u. Tjumen vereinte, sowie das Handelshaus "TTR trade", das Produkte der eigenen Marke verkauft/e. Anfang 2017 konsolidierte Rukin 100% im Unternehmen, während Adonev das Geschäft verliess. 2022 erwarb Adonev 31,67% von "A-Property Development", das den Weltmarktführer "Sibanthrazit" bei der Gewinnung u. dem Export von hochwertigem Anthrazit in der Kohleindustrie kontrolliert. Angaben über die Vermögensverhältnisse des Unternehmers wurden in Wikipedia nicht gemacht. Als Sponsor, Mäzen u. Philantrop unterstützt/e Adonev kulturelle, soziale, polit. u. Bildungs-Projekte. 2010 gründeten Sergej u. Marina Adoneva die Stiftung "Ostrova", die Menschen mit Mukoviszidose hilft. Ausserdem ist er an anderen Stiftungen beteiligt. Ab 2014 unterstützte er die Zeitung Novaja gazeta, ohne Aktionär zu sein. 2018 war er einer der Hauptsponsoren der Präsidentschaftskampagne von s. Ksenija Sobchak.
Sanktionen: Im Jan. 2023 gerieten Adonev u. seine Söhne Filip u. Luka vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unter US-Sanktionen. Auf der Sanktionsliste standen auch seine Firma, Yachten u. Flugzeuge. Im Okt. 2022 war er auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt worden, weil er kommerzielle Aktivitäten in Wirtschaftszweigen durch
führe, die einen hohen Einnahmenanteil des Haushalts der RF darstellten, der für den Krieg in der Ukraine verantwortlich sei, u. weil er enge Beziehungen zu dem Regime unterhalte, das einen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorbereitet habe u. führe, in dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen würden u. in dem ein Völkermord am ukrain. Volk stattfinde. Er sei für die materielle oder finanzielle Unterstützung von Handlungen verantwortlich, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen.)

AZAR, Ilja Viljamovich II III IV V VI VII VIII XI (1984-, russ. Politikwissenschaftler u. investigativer Journalist. Absolvent der Fakultät für Politikwissenschaft der Wirtschaftshochschule Moskau. Ehem. Sonderkorrespondent mehrerer Online-Portale wie gazeta.ru, lenta.ru u.a. sowie für Radio "Ekho Moskvy" u. das Projekt Meduza. Seit 2017 war er Sonderkorrespondent der Novaja gazeta u. Mitglied des Abgeordnetenrats des Moskauer Stadtbezirks Khamovniki. Einige spektakuläre Recherchen u. Aktivitäten Azarovs, die zeigen, wie schwierig die investigative journalist. Arbeit in Russland u. im potsowjet. Raum ist, umfassten folgende Projekte: 2008 schrieb er als Korrespondent von gazeta.ru mehrere Berichte über den bewaffneten Konflikt in Südossetien. Am Tag der Wahlen zur Staatsduma RF im Dez. 2011 enthüllte er zusammen mit anderen Journalisten die sogenannte "Karussellabstimmung", eine raffinierte Methode zur Fälschung von Wahlen, die insbes. in Russland u. Georgien angewendet wird/wurde. 2011 wurde er in Kasachstan festgenommen, wo er auf Anweisung der Redaktion von lenta.ru über die dortigen Konflikte berichtete, bei denen nach einem Streik von Ölarbeitern Massenunruhen unter Beteiligung interner Truppen unter Einsatz von Waffen auf dem Hauptplatz von Schangaösen ausbrachen, die nach offiziellen Angaben 15, nach Inoffiziellen Daten zufolge bis zu 64 Menschenleben u. 400 Verletzte forderten. Im Dez. 2012 stellte er zusammen mit Ekaterina Vinokurova auf einer Pressekonferenz an Putin eine Frage zum Fall "о фигурантах „болотного дела"" u. zum Fall der Aktivisten der„ Linken Front “, denen vorgeworfen wurde, mit dem Geld eines georgischen Abgeordneten einen Staatsstreich versucht zu haben. 2017 kandidierte Azar bei den Kommunalwahlen im Moskauer Stadtteil Khamovniki u. wurde im 1. fünfköpfigen Wahlkreis als Teil eines Teams von 4 Kandidaten gewählt. Er führte den Wahlkampf mit Unterstützung des Projekts "Vereinigte Demokraten" von s. Dmitrij Gudkov u. s. Maksim Katz. In Khamovniki konnte die Kremlpartei "Einiges Russland" kein einziges Mandat erringen. Seit Nov. 2019 Chefredakteur der Khamovniker Distrikts-Zeitung Lenivka. 2019-20 moderierte er ein Programm im Internet-Kanal "Dozhd", das Azars Debüt in der TV wurde. Im Okt. 2020 besuchte er die Zone aktiver bewaffneter Zusammenstösse in Berg-Karabach u. interviewte armenische Freiwillige. In der Folge entzog ihm das armen. Ausenministerium die journalist. Akkreditierung. Azar wurde beschuldigt, am 8. Sept. 2019 Demonstrationen der Opposition organisiert zu haben, bei denen freie Wahlen zur Moskauer Legislative gefordert wurden. Im Mai 2020 wurde er verhaftet u. wegen Verstosses gegen die Protestgesetze während eines Protestes gegen die Inhaftierung eines Aktivisten gegen die Korruption der Polizei zu 15 Tagen Haft verurteilt. Andere Journalisten wurden anschliessend ebenso verhaftet, als sie gegen Azars Verhaftung protestierten. Im Rahmen der gesamtruss. Kampagne "Nein" gegen die Änderungen der Verfassung RF organisierte er im Jan. 2020 eine Reihe von Einzeldemos vor dem Verwaltungsgebäude des Präsidenten in Moskau.)

AZAROV, Dmitrij Igorevich II III IV V VI (1970-, russ. Systemingenieur u. Finanzökonom, Politiker. Z.Zt. Gouverneur des Gebiets Samara. Absolvent der Technischen Staatsuniversität Samara mit einem Abschluss in Systems Engineering, u. des Finanz- u. Wirtschaftscolleges des Finanzministeriums RF in Buzuluk, heute Buzuluker Filiale der Finanzuniversität bei der Regierung RF. Dissertation zum Thema "Verbesserung des organisator. u. wirtschaftl. Mechanismus zur Bildung der Rentabilität einer Handelsorganisation“ bei der Russ. Staatsuniversität für Handel u. Wirtschaft für die Erlangung des akadem. Grads eines Kandidaten für Wirtschaftswissenschaften. 1998-2001 war er stv. Direktor für Wirtschaft u. Produktionsvorbereitung in einem Werk, dann arbeitete er in den strukturellen Produktionsverbänden "Volgapromkhim", die 6 Unternehmen im Gebiet Samara vereinten. 2001-6 Generaldirektor der "Srednevolzhskaja Gas Company". 2006 wurde er zum 1. Stv. des Leiters des Stadtbezirks Samara ernannt. In der Stadtverwaltung leitete er die Aktivitäten der Ressorts Finanzen, Wirtschaftsförderung, Stadtökonomie u. -ökologie, Industriepolitik, Unternehmertum u. Kommunikation. 2008 wurde Azarov von Gouverneur s. Vladimir Artjakov zum Minister für natürliche Ressourcen, Forstwirtschaft u. Umweltschutz des Gebiets Samara ernannt. Allerdings wurde 2010 der zukünftige Bürgermeister des Stadtbezirks Toljatti Sergej Andreev zum neuen Minister ernannt. Hingegen wurde Azarov 2010 auf Initiative von Gouverneur Artjakov bei den Bürgermeisterwahlen promoviert u. zum Leiter des Stadtbezirks Samara, d.h. zum Bürgermeister von "Einiges Russland" gewählt. 2009 wurde er in das erste Hundert der Personalreserve des Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev aufgenommen. Im Okt. 2014 übernahm Stadtoberhaupt Dmitrij Azarov auf Initiative von Gouverneur s. Nikolaj Merkushkin die Position eines Mitglieds des Föderationsrats RF aus dem Gebiet Samara u. übernahm dort den Posten des Vorsitzenden des Ausschusses für föderale Struktur, Regionalpolitik, kommunale Selbstverwaltung u. Angelegenheiten des Nordens. 2010 ereignete sich in Toljatti eine ökolog. Katastrophe, bei der über 8000 Hektar Wald durch Waldbrände verbrannten. 2017 ging der Anwalt u. gesellschaftl. Aktivist Dmitrij Tretjakov vor Gericht, um ein Strafverfahren gegen den Gouverneur des Gebiets Samara, Vladimir Artjakov, den ehem. Bürgermeister von Toljatti, Anatolij Pushkov, sowie den ehem. Regionalminister für natürliche Ressourcen, Forstwirtschaft u. Umweltschutz, Dmitrij Azarov, einzuleiten. Das Bezirksgericht Samara lehnte es jedoch ab, auf die Beschwerde einzugehen. Im Sept. 2017 wurde Azarov per Dekret des Präsidenten RF Putin zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Samara ernannt. Im Sept. 2018 gewann er die 1. Runde der Wahlen zum Gouverneur des Gebiets Samara u. trat sein Amt an. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied des Obersten Rats der kremlnahen Partei "Einiges Russland". 2020 wurde er Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Während seiner Amtszeit als Gouverneur erholte sich die Wirtschaft im Gebiet Samara u. entspannte sich der Arbeitsmarkt mit der Schaffung Tausender neuer Arbeitsplätze in Toljatti, einem Hauptproblembereich des Gebiets, allmählich, während das Niveau des Durchschnittsgehalts 2018 um 10% stieg. Das Gebiet gelangte in Bezug auf die Transparenz des öffentl. Beschaffungswesens in die Top Ten des gesamtruss. Ratings der Unternehmen. In Azarovs Amtszeit kam es dennoch zu verschiedenen Vorfällen sowie Beschwerden u. Klagen von Seiten von Bürgern u. Abgeordneten, die seine Amtsführung kritisierten. Andererseits setzte sich Azarov aktiv dafür ein, die Stadt Samara mit Blumenanlagen zu verschönern. Im Juli 2022 geriet Azarov für die Unterstützung des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unter britische Sanktionen.)

AZAROV, Nikolaj (Mykola) Janovych II III IV V VI VII (1947-, sowjet. bzw. ukrain. Geologe-Geophysiker, ehem. ukrain Politiker, ehem. Regierunschef der Ukraine. Absolvent der Geolog. Fakultät der MSU mit einem Abschluss als Geologe-Geophysiker. Dann arbeitete er als Abteilungsleiter, Chefingenieur u. Abteilungsleiter eines Forschungsinstituts für Kohle im Gebiet Tula. 1984 zog er nach Doneck, Ostukraine, wo er bis 1995 stv. Direktor des ukrain. staatl. Forschungs- u. Konstruktionsinstituts für Bergbaugeologie, Geomechanik u. Bergbauvermessung u. Professor der Abteilung für Geologie an der Nationalen Universität von Doneck war. In den 1990er Jahren mischte Azarov in der ukrain. Politik mit; er galt als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des 1. Sekretärs des Donecker Gebietskomitees der Kommunist. Partei der Ukraine. Er trat in die demokrat. Plattform der KPdSU ein, die in Opposition zur Parteiführung stand, war Mitglied der Bewegung für die Wiederbelebung des Donbass, amtierender Vorsitzender der Arbeiterpartei, Volksabgeordneter der Ukraine aus Doneck, Vorsitzender des Haushaltsausschusses der Verkhovna Rada u. Mitglied des Parlamentspräsidiums, Unterstützer des ukrain. Präsidenten Leonid Kutschma. Des weiteren war er Mitglied des Währungs- u. Kreditrats des Ministerkabinetts der Ukraine, erster Leiter der neu geschaffenen staatl. Steuerverwaltung der Ukraine, Mitglied des Nationalen Sicherheits- u. Verteidigungsrats der Ukraine, Mitglied des Obersten Wirtschaftsrats des Präsidenten der Ukraine, Mitglied der Kommission zur Regulierung des Lebensmittelmarkts, der Preise u. des Einkommens landwirtschaftl. Erzeuger, Mitglied des Koordinierungsausschusses zur Bekämpfung von Korruption u. organisierter Kriminalität beim Präsidenten der Ukraine. Bevor Azarov PM werden konnte, wurde Viktor Jushchenko zum Regierungschef ernannt. Im April 2003 wurde Azarov zum Vorsitzenden des polit. Rats der "Partei der Regionen" gewählt, war 2002-5 1. Vize-PM der Ukraine u. Finanzminister in der 1. Regierung von s. Viktor Janukovych. Im März 2006 Wahl auf der Liste der "Partei der Regionen" in die Verkhovna Rada. Im Aug. 2006 erneut zum 1. stv. MP der 2. Regierung Janukovych u. einige Monate später erneut zum Finanzminister der Ukraine ernannt bis zum Amtsantritt s. Julija Timoshenkos im Dez. 2007. 2007 wurde er auf der Liste der "Partei der Regionen" in die Verkhovna Rada wiedergewählt. Azarov war der Hauptautor des Wirtschaftsprogramms u. der Budgets der Regierungen von Janukovych. Konsequenter Befürworter der Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums mit Russland, Kasachstan u. Belarus. Im April 2010 Wahl zum Vorsitzenden der "Partei der Regionen". Nach seiner Nominierung durch die "Partei der Regionen" als Kandidat für das Amt des MP der Ukraine wurde er im März 2010 zum Regierungschef gewählt. Er habe das Land in einem
kritischen Zustand nach der Regierung Timoshenko übernommen. Es werde geplündert, die Staatskasse sei leer, die Wirtschaftskrise halte an, die Staatsverschuldung habe sich verdreifacht, für 2010 gebe es kein Budget. Deshalb müsse man die Ukraine wiederherstellen. Nach seiner Ernennung zum MP erklärte er auch, er fühle sich als „erster Minister im Kabinett von Viktor Janukovych". Ferner sagte er bei einem Treffen mit dem MP RF s. Vladimir Putin, dass die Beziehungen zwischen der Ukraine u. Russland „von Grund auf neu" aufgenommen werden könnten. Im April 2010 sagte Azarov, dass die Handlungen der Regierung von Julija Timoshenko dem Staat einen Schaden in Höhe von 100 Mrd. Grivna zugefügt hätten, wobei in dessen Zusammenhang die frühere PM u. ihre Beamten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden müssten. In der Folge gab Azarov bekannt, dass die Regierung der Ukraine über die Gründung eines Gastransportkonsortiums zwischen der Ukraine, der EU u. Russland verhandle. Im Dez. 2012 trat Azarov im Zusammenhang mit seiner Wahl zum Volksabgeordneten als MP mitsamt seniem Ministerkabinett zurück. Sodann legte Präsident Janukovych der neuen Verkhovna Rada eine Anweisung zur Ernennung Mykola Azarovs zum MP der Ukraine vor. Das Parlament prüfte u. unterstützte diese Kandidatur, u. am selben Tag erliess der Präsident ein Dekret zur Ernennung Azarovs auf diesen Posten. Im Nov. 2013 ordnete die ukrain. Regierung unter Führung Azarovs an, die Vorbereitungen für den Abschluss des Assoziierungsabkommens zwischen der EU u. der Ukraine auszusetzen, was zum Beginn der Euromajdan-Bewegung führte, die Azarov, wie der Kreml, für eine Provokation hielt, die von den Organisatoren selbst als bewaffneter Staatsstreich inszeniert worden sei. Im Jan. 2014 bezeichnete er die „rechtsextremen Euromajdan-Kämpfer“ als Terroristen, die sich für ihre Taten verantworten müssten. Bei einer Sitzung der Verkhovna Rada nannte Azarov als Hauptgründe für die Weigerung, das Abkommen zu unterzeichnen, die belastenden Bedingungen, die die EU u. der IWF der Ukraine auferlegt hätten. Vertreter der ukrain. Opposition kritisierten häufig die polit. Haltung Azarovs als PM ebenso wie die umstrittene Tatsache, dass er über schlechte Kenntnisse der ukrain. Staatssprache verfüge. Ende Jan. 2014 trat Azarov als MP zurück, „um zusätzliche gesellschaftspolit. Kompromissmöglichkeiten zu schaffen“. Noch am selben Tag akzeptierte Präsident Janukovych den Rücktritt Azarovs. Wenige Stunden nach seinem Rücktritt flog Azarov mit einem Privatflugzeug nach Wien, Österreich, wo es ein Herrenhaus gibt, das seinem Sohn Oleksiy gehört u. wo auch die Familie des Ex-Premiers lebte. Die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine dokumentierte die Abreise Azarovs Mitte Feb. 2014 nach Russland. Am 22. Feb.
erklärte die Verkhovna Rada Präsident Viktor Janukovych in einer juristisch umstrittenen Abstimmung für abgesetzt, woraufhin dieser sich nach Russland absetzte. Im März gaben die EU u. Kanada bekannt, dass Azarov u. sein Sohn auf den Listen hochrangiger ukrain. Beamter figurierten, gegen die Finanzsanktionen verhängt wurden. Ende März 2014 beschloss die "Partei der Regionen" der Ukraine auf einem Parteitag den Ausschluss Mykola Azarovs. Im Juli setzte der Sicherheitsdienst der Ukraine SBU Mykola Azarov auf die Fahndungsliste wegen des Verdachts, ein Verbrechen gemäss StGB UA wegen "Überschreitung der Macht- oder Amtsgewalt durch einen Vollzugsbeamten mit schwerwiegenden Folgen“ begangen zu haben. Aufgrund einer Gesetzesänderung konnte Azarov nach diesem Artikel zunächst nicht strafrechtlich verfolgt werden. Im Jan. 2015 erklärte sich die Interpol auf Ersuchen der ukrain. Seite jedoch willig, Azarov zur internationalen Fahndung auszuschreiben. Folglich erliess das Bezirksgericht Pecherskij einen Haftbefehl gegen ihn, um von Russland seine Auslieferung zu fordern. Interpol weigerte sich aber, eine Suche nach dem ehem. ukrain. PM durchzuführen. Im Feb. 2015 forderte Azarov in einer russ. TV-Sendung die Bildung einer „ukrain. Exilregierung“. Im Aug. stellte Azarov im Hotel "Ukraina" in Moskau das „Komitee zur Rettung der Ukraine“ vor, das sich als „eine Alternative zur ukrain. Regierung" verstand u. „die Blockade Kievs u. der westlichen Medien in Bezug auf die Ukraine brechen“ sollte. Bei dieser Gelegenheit sprach er von „Staatsstreich in der Ukraine, der Militarisierung des Landes, der Verarmung seiner Bevölkerung, der Verherrlichung des Nationalsozialismus, Terror gegen Andersdenkende, Zensur in den Medien, ungeheuer grassierender Korruption“. Danach entzog das ukrain. Aussenministerium Mykola Azarov dessen Diplomatenpass. Im Aug. 2015 wurde Azarov in der Ukraine zusammen mit 2 anderen ukrain. Politikern in einem Strafverfahren wegen öffentlicher Aufrufe zur Machtübernahme im Land angeklagt. Im Jan. 2016 wurden die EU-Sanktionen gegen Mykola Azarov u. seinen Sohn teilweise aufgehoben. Im April erkannte das Kiever Berufungsgericht die Beschlagnahme von 2,3 Mln. Grivna auf dem Konto Mykola Azarovs bei der "Oshchadbank" als rechtmässig an. Im Dez. sprach Azarov vor dem Dorogomilovskij-Gericht in Moskau erneut von einem Staatsstreich in der Ukraine, dass westliche Länder sich während des Euromajdan grob in die inneren Angelegenheiten der Ukraine eingemischt u. dass die USA den Machtwechsel in der Ukraine aktiv unterstützt hätten. Putin übernahm diese Version u. setzte sie als dauerhafte Propagandawaffe gegen die Ukraine ein. Im Mai 2017 gab Interpol bekannt, dass Mykola Azarov u. eine Reihe anderer Beamter der Präsidentschaft Janukovychs von der internationalen Fahndungsliste u. ihre Fälle aus der Datenbank der Internationalen Kriminalpolizei gestrichen wurden. Der Europäische Gerichtshof erklärte Ende 2020 die gegen Azarov verhängte Sanktionen jedoch für nichtig. Sein Name figuriert offenbar noch auf den Sanktionslisten der USA u. der Ukraine per Dekret des ukrain. Präsidenten vom 9. April 2021.)

AZIMOV, Anvar Sarvarovich II (1950-, ehem. sowjet. bzw. russ. Diplomat. Absolvent der Moskauer Staatl. Institut für Internationale Beziehungen MGIMO. Ehem. Mitarbeiter der Botschaften RF in Indien u. Jugoslavien, Vertreter Russlands im Büro des Hohen Repräsentanten in Bosnien u. Herzegovina, Ao. u. bevollmächtigter Botschafter RF in Sambia, Ständiger Vertreter RF bei der OSZE in Wien, Ao. u. bevollmächtigter Botschafter RF in Kroatien. Im März 2017 teilte der Leiter der "Sberbank", s. German Gref, im Zusammenhang mit der schwierigen finanziellen Situation der kroatischen Firma Agrokor mit, dass die Sberbank, die als grosser Kreditor der hochverschuldeten Firma fungierte, beim Aussenministerium RF einen Antrag gestellt habe, um die diesbezüglichen Kommentare des russ. Botschafters in Kroatien, Azimov, zu den Beziehungen zwischen der "Sberbank" u. Agrokor zu klären: Der Botschafter sei über seine Kompetenz hinausgegangen u. hat dem Unternehmen natürlich einige Schwierigkeiten bereitet, da dies zu starken Marktschwankungen geführt" habe. Im Sept. 2020 verlieh der kroat. Präsident Zoran Milanoviæ Azimov den Orden des Fürsten Branimir der Republik Kroatien "für seinen grossen Beitrag zur Entwicklung der russ.-kroat. Beziehungen", obwohl Azimov einen Monat zuvor als Botschafter Russlands entlassen wurde.)

AITKULOVA, Elvira Rinatovna II III IV (1973-, russ. Philologin-Journalistin u. Staatspolitikerin. Absolventin der Pädagog. Hochschule von Beloreck, Baschkirien, u. der Fakultät für baschkir. Philologie u. Journalismus der Baschkir. Staatsuniversität, Kandidat der Philologie, Hochschullehrerin. Chefredakteurin der baschkir. TV "Bashkortostan". Abgeordnete der 8. Staatsduma RF, Mitglied der kremlnahen Partei "Einiges Russland“, stv. Vorsitzende des Duma-Ausschusses für die Entwicklung der Zivilgesellschaft u. Fragen öffentl. u. religiöser Vereinigungen. Ehem. Abgeordnete des Kurultaj der Repubilk Baschkirien. Vorsitzende des Präsidiums des "Welt-Qoroltaj der Baschkiren". Vorsitzende der Zentralstelle der Allruss. öffentl. Bewegung "Freiwillige des Sieges". Co-Vorsitzende des Regionalstabs der "Allruss. Volksfront". Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, wird ihr öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Sie unterliegt den Sanktionen von EU, USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan, GB, Schweiz u. Ukraine, weil sie für die Resolution Nr. 58243-8 "Aufruf der Staatsduma RF an den Präsidenten RF V. Putin über die Notwendigkeit, die Volksrepubliken Doneck u. Luhansk anzuerkennen“, stimmte u. daher polit. Massnahmen traf, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter destabilisierten.)

AJRAPETJAN-ZHILKO, Larisa Leonidovna II III IV (1970-, ehem. "Gesundheitsministerin" der sog. "Volksrepublik Lugansk“, Donbass, Ukraine. 2017 wurde sie von der "Staatsanwaltschaft" der "VRL" auf die Fahndungsliste gesetzt. Von der Justiz in Lugansk wurden ihr diverse Straftaten wie Amtsmissbrauch u. Verkauf minderwertiger Arzneimittel im grossen Umfang zur Last gelegt.)

ACKERET, Markus II III (1978-, schweiz. Historiker-Russist u. Journalist. Studium der Allgemeinen u. Osteuropäischen Geschichte sowie der russ. Literatur an der Universität Zürich u. der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt a.O. Beschäftigung mit Zwangsarbeit u. Verbannung im Zarenreich, mit Verkehrsge­schichte Russlands bzw. Sibiriens u. der Geschichte St. Petersburgs /II/. 2006 Eintritt in das NZZ-Auslandressort. 2006-11 polit. Korrespondent in Moskau für Russland, den Kaukasus u. Zentralasien. 2011-15 Korrespondent in Peking. Im Zuge des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine berichtete Ackeret über den Ukrainekrieg u. kritisch über Russland u. geriet samt der Zeitung, für die er schreibt, ins Visier der Botschaft RF in Bern, Schweiz, wobei diese versucht, die Darstellungen in seinen NZZ-Beiträgen systemat. zu widerlegen, u. bemüht ist, den Journalisten selbst zu diskreditieren, indem dem „professionellen Historiker" dessen Kompetenz über die Geschichte Russlands abgesprochen u. er so von den Russen der peinlichen Lächerlichkeit preisgegeben wird. s. auch MIJNSSEN, Ivo) 01.24

ACKERMAN / AKKERMAN, Galia II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI (1948-, französ. Historikerin sowjet.-russ.-jüd. Herkunft, Journalistin, Schriftstellerin, Übersetzerin u. Forscherin an der Universität Caen, Frankreich, mit Spezialisierung auf Russland, die Ukraine u. postsowjet. Staaten. Promotion in Geschichte an der Universität Paris-Sorbonne. 1973 wanderte sie aus der UdSSR nach Israel aus u. lebt seit 1984 dauerhaft in Frankreich, dessen Staatsbürgerschaft sie erhielt. 1988-2010 war sie als Journalistin bei "Radio France internationale" u. seit 1995 für die Zeitschrift Politique internationale tätig. 1998 übersetzte sie das ein Jahr zuvor auf Russisch erschienene Buch "Tschernobyl-Gebet“ von s. Svetlana Aleksievich über die gesundheitl. u. sozialen Folgen der Nuklearkatastrophe im AKW Tschernobyl von 1986 ins Französische, das später verfilmt /II/ wurde. Ackerman reiste selbst in das kontaminierte Gebiet namens "Zone“, wo sie Zeugen u. Liquidatoren der Folgen der Tschernobyl-Havarie befragte u. in Archiven recherchierte. Im Zusammenhang mit einer Ausstellung über die "Zone“ in Barcelona reiste Ackerman 2003-6 erneut in die Ukraine. Aus diesen Recherchen entstand 2006 ihr erster eigener Dokumentarfilm über die "Zone“. Später entstand eine neue Geschichte über Tschernobyl, in der die Autorin ihre 20-jährige Erfahrung mit diesem Thema verarbeitete. Ackermans Tschernobyl-Bücher wurden in Frankreich veröffentlicht. 2011-16 war sie Co-Direktorin der Sammlung "Moutons noirs“, die der Beschreibung der verschiedenen Aspekte von Diktaturen auf der ganzen Welt gewidmet ist. Der ersten diesbezügl. Veröffentlichung über "Die Ursprünge des Gulag“ folgten 13 weitere Titel, darunter "Die Erben des KGB“ u. "Der Satrap von Belarus“ über A. Lukashenko sowie "Achteinhalb Jahre: Eine Frau in Putins Gulag“. 2013 veröffentlichte sie in einem französ. Verlag das Buch "Femen“ über die Aktivitäten der entsprechenden ukrain. feminist. Bewegung "Femen". Ferner ist Ackerman Autorin zahlreicher Artikel, Essays u. Interviews mit Politikern u. Intellektuellen in der französ., internationalen, ukrain. u. russ. Presse. Sie ist Chefredakteurin der elektron. Medien von "Desk Russie", seit 2021 des 2-monatl. Newsletters von "Desk Russie", u. gilt als Expertin, die in öffentl.-recht. TV-Kanälen u. Konferenzen auftritt. Sie übersetzte ca. 100 belletrist. Werke u. Texte aus dem Russ. ins Französische, darunter solche von s. Mikhail Gorbachjov, s. Anna Politkovskaja, Viktor Pelevin, s. Svetlana Aleksievich, s. Dmitrij Bykov u.a. Autoren. 2017 war sie Mitunterzeichnerin einer Kolumne in Le Monde, in der sie in Frankreich die Aussetzung der Sendelizenz für den Medienkanal "RT" /ehem. "Russia Today"/ wegen dessen unangebrachten Kreml-Propaganda forderte. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine nahm Ackerman eine klare öffentl. Position gegen diesen russ. Angriffs- u. Vernichtungskrieg gegen die Ukraine ein, indem sie das brutale Vorgehen des Kremls scharf anprangerte u. massive westl. Unterstützung für die Ukraine forderte. Ackerman ist Mitbegründerin u. Generalsekretärin des "Europäischen Forums für die Ukraine", das Vorträge, Konferenzen u.a. Aktivitäten organisiert. Ausser den genannten Themen befasste sie sich eingehend mit V. Putin u. dessen Regime. 2019 erschien dazu ihr Buch "Le Régiment Immortel. La Guerre sacrée de Poutine". 2022 veröffentlichte sie mit Stéphane Courtois das "Schwarzbuch Putin" /frz. "Livre Noir de Vladimir Poutine"/, eine Sammlung sehr lesenswerter Beiträge verschiedener, hauptsächlich französ. AutorInnen, das 2023 in dt. Übersetzung erschien. Im März 2023 beklagte sich die Autorin des "Putin-Schwarzbuchs" über die weit verbreitete pro-russ. Stimmung in Frankreich. Sowohl unter französ. Intellektuellen wie auch in der breiten Öffentlichkeit Frankreichs gebe es nicht wenige Menschen, die glaubten, dass an die Ukraine keine Waffen geliefert werden sollten. Kiev solle sich zu den Verbrechen Banderas bekennen. Ihrer Einschätzung nach mögen auch viele in Frankreich solche Bücher wie das "Putin-Schwarzbuch" nicht. Sie erklärte diese Haltung mit dem ewigen Hass auf das Establishment u. die USA. Es werde etwa argumentiert, dass Putin zwar so u. nicht anders sei, dass er aber erstens nicht der einzige Schuldige sei u. zweitens, dass es nicht nötig gewesen sei, ihn mit der NATO usw. zu verärgern. Um all das herum gebe es in Frankreich jetzt eine ganze "Friedensbewegung“, empörte sich Ackerman. Ferner gab sie zu bedenken, dass es immer noch eine russ. Propaganda gebe, die sehr aktiv u. einflussreich arbeite.)

AKAEV, Askar Akaevich II III IV Va Vb Vc Vd Ve VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII   XVIII XIXa XIXb XIXc XIXd XX XXI XXII XXIII XXIV XXVa XXVb XXVc XXVd XXVe XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX (1944-, sowjet.-kirgis. Mathematiker, Ingenieurwissenschaftler u. Informatiker, ehem. Präsident von Kirgisien bzw. Kirgisistan /1991-2005/. Absolvent eines Studiums der Mathematik, Ingenieurwissenschaften u. Informatik am Leningrader Institut für Feinmechanik u. Optik, Doktorarbeit am Moskauer Ingenieur-Physikalischen Institut, heute Nationale Forschungsuniversität für Kerntechnik MIFI, Korrespondierendes Mitglied der AdW der Kirgisischen SSR. Kirgistan galt einst als Vorbild oder Modell in Sachen Demokratie unter den postsowjet. GUS-Staaten u. wurde als eine Art "Schweiz Zentralasiens" verklärt. Der zunehmend autoritäre Regierungsstil des Präsidenten verwandelte das Land jedoch in eine Autokratie u. liess die demokrat. llusionen platzen. Als es bei den Wahlen vom Feb. 2005 erneute Wahlfälschungen u. andere Unregelmässigkeiten gab, die die OSZE-Beobachter dazu veranlassten zu verkünden, dass diese Wahlen nicht demokrat. Standards entsprachen, kam es zu massiven Unruhen mit Demonstrationen u. zur Besetzung von Regierungsgebäuden. Während der sog. "Tulpenrevolution“ /II/ von Ende März 2005 wurden die Unternehmen, Geschäfte, Einkaufs- u. Vergnügungseinrichtungen, die der Familie u. zahlreichen Verwandten Akaevs gehörten, geplündert u. zerstört. Akaev sah sich gezwungen, mit seiner Familie, inkl. First Lady Majram Akaeva u. den 4 Kindern, mit einem Hubschrauber ins benachbarte Kasachstan auszuweichen, zumal Russland angekündigt hatte, nicht zu intervenieren. Akaev sollte angeblich nach einem Plan der USA "samtenhaft" von der Macht verdrängt werden. Unerwartet spielte sich jedoch ein anderes Szenario ab. V. Putin, Präsident RF, erklärte auf einer Pressekonferenz in Erevan, Armenien, dass die Entwicklung der Lage in Kirgisistan das Ergebnis der Machtschwäche u. der angehäuften sozioökonom. Probleme im Land sei. Man habe nichts dagegen, wenn Akaev nach Russland kommt, wenn er dorthin kommen möchte. So begab sich Akaev von Kasachstan aus weiter nach Russland, wo ihm Asyl gewährt wurde. Ende März 2005, 5 Tage nach seiner Flucht aus Bishkek, gab Akaev dem Radiosender "Ekho Moskvy" ein telefonisches Interview u. sagte, er befinde sich in der Region Moskau u. sei Putin, der ihn „eingeladen habe, in Russland zu bleiben, sehr dankbar". Er erklärte, er sei „der einzige vom Volk gewählte u. legitime Präsident Kirgisistans“, seine Amtszeit ende im Okt. 2005 u. er sehe keinen Grund zum Rücktritt. Laut Akaev habe die Opposition von Anfang an einen Plan gehabt, die Macht in seinem Land zu übernehmen. Am 4. April 2005 wandte sich Akaev per Videoaufzeichnung mit einer Erklärung zum vorzeitigen Rücktritt von der Präsidentschaft an das Volk u. die Abgeordneten Kirgistans. Er bedauerte die Ausschreitungen u. entschuldigte sich dafür bei seinen Landsleuten. In Moskau erhielt Akaev eine Anstellung als Professor an der MSU. Im Aug. 2021 kehrte er „freiwilig" nach Bishkek zurück, um im Fall "Kumtor-Mine" mit den Behörden zusammenzuarbeiten u. kehrte so in die Öffentlichkeit zurück. Im Jan. 2023 wurde das Strafverfahren gegen Askar Akaev im "Fall Kumtor" eingestellt.
Die Freundschaft der Familie Akaev zum Präsidenten RF V. Putin ist unübersehbar. 2016 sagte Askar Akaev in einem Interview, dass „Putin der populärste Politiker in Kirgisistan geblieben" sei. 
Der ehem. First Lady Majram Akaeva, ehem. Professorin an der Kirgis. Nationaluniversität in Bishkek, wurde 2003 vom Präsidenten RF Putin der Orden der Freundschaft für ihre Arbeit zur Unterstützung von Müttern von Kindern verliehen. 5 Jahre später wurde sie in Moskau, wohin sie nach der "Tulpenrevolution" mit ihrer Familie emigriert war, zum Mitglied der "Akademie für Edle /od. Noble/ Angelegenheiten zu Ehren des Vaterlands" u. der "Akademie für Sicherheit, Verteidigung u. Recht u. Ordnung der RF" gewählt.
Die älteste Tochter Askar Akaevs, Bermet Akaeva, /II III/ lebte mehrere Jahre in der Schweiz, wo sie an der Business School of Lausanne studierte u. in einer UN-Struktur in Genf arbeitete. 2000 ging sie nach Kirgisistan zurück, wo sie in den Bereichen Business u. Politik zur Unterstützung ihres Vaters tätig wurde u. 2005 ein Mandat als Abgeordnete des kirgis. Parlaments Zhogorku Kengesh erhielt. Während der "Tulpenrevolution" floh auch sie aus dem Land, kehrte jedoch zurück, was einerseits Protest, bei anderen aber auch Anerkennung wegen ihres Muts auslöste, die Verantwortung für polit. u. wirtschaftl. Machenschaften zu übernehmen, die das Land in einen Spielplatz für die Familie Akaev verwandelt" hätten. Im Mai 2005 wurde ihr Mandat jedoch von der Zentralen Wahlkommission Kirgisistans entzogen. 2007 wurde Akaeva, die bei Nachwahlen erneut ein Parlamentsmandat gewonnen hatte, wegen „Behinderung der Justiz, Missachtung des Gerichts u. Diebstahl, Zerstörung, Beschädigung oder Verbergen von Dokumenten, Stempeln oder Siegeln“ angeklagt.
Ihr Bruder Ajdar Akaev /II/, Sohn Askar Akaevs, der an der University of Maryland, USA, Management u. BWL studierte, bevor er nach Kirgisistan zurückkehrte, wurde Direktor der lokalen Vertretung der "Kazkommercbank" in Bishkek. Später zog er nach Almaty, Kasachstan, wo er bei dieser Bank weiter arbeitete. Dort lernte er die Tochter des kasachischen Präsidenten s. Nursultan Nazarbaev, Alija Nazarbaeva, kennen u. heiratete sie1999, wobei die Ehe nur von kurzer Dauer war. 2004-5 war Ajdar Präsident des Nationalen Olympischen Komitees der Republik Kirgisistan u. Präsident des Boxverbands von Kirgisistan. Im Jan. 2005 kandidierte er bei den Parlamentswahlen vom Feb. u. wurde mit 79,65% der Stimmen ins nationale Parlament Zhogorku Kengesh gewählt. Die gleichzeitige Wahl seiner älteren Schwester Bermet Akaeva ins nationale Parlament wurde von der Opposition mit Protest quittiert, weil die Wahlergebnisse als manipuliert galten. Dies löste die sog. "Tulpenrevolution" in Kirgisistan aus, infolge derer die Familie Akaev nach Kasachstan floh. Ajdar Akaev wurden alle Regierungsposten entzogen, einschliesslich seiner Mitgliedschaft im Parlament, wobei der Generalstaatsanwalt des Landes Strafanzeige gegen ihn wegen Veruntreuung staatl. Gelder, Finanzbetrugs u. Veruntreuung fremden Eigentums unter Androhung von Gewalt erhob. Ajdar lebte mit seinen Eltern im Exil in Moskau, während die RF sich weigerte, ihn an die kirgis. Behörden auszuliefern. Im Feb. 2020 verstarb Ajdar in Moskau an einem plötzlichen Herzstillstand.)

AKBULATOV, Edkham Shukrievich II (1960-, sowjet. bzw. russ. Wirtschafts- u. Bauingenieur, Verwaltungsfachmann, ehem. Staatspolitiker Volga-tatar. Herkunft in Krasnojarsk bis 2017. Absolvent des Krasnojarsker Polytechn. Instituts mit einem Abschluss in Wirtschafts- u. Bauingenieurwesen. Aspirantur an der Abteilung für Stahlbetonkonstruktionen des Moskauer Instituts für Bauingenieurwesen, benannt nach V.V. Kujbyshev, wo er seine Doktorarbeit verteidigte. 2000 absolvierte er eine berufliche Umschulung an der Akademie für Volkswirtschaft bei der Regierung RF mit einem Master-Abschluss in Staats- u. Kommunalmanagement. Mitglied des Polit. Rats des Regionalverbands Krasnojarsk der kremlnahen Partei "Einiges Russland". Ehem. Leiter der Hauptveraltung für Wirtschaft u. Planung der Stadtverwaltung Krasnojarsk. Ehem. stv. Gouverneur des Krasnojarsker Landes u. Leiter der Hauptverwaltung für wirtschaftl. Entwicklung, Wirtschaftsplanung u. Industriepolitik der Verwaltung des Gebiets Krasnojarsk. Ehem. Vorsitzender u. ehem. Interimsgouverneur des Krasnojarsker Landes. Ehem. stv. Leiter der Stadt Krasnojarsk. 2012 gewann er die Wahlen zum Bürgermeister von Krasnojarsk mit rund 70% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 21,3 %. Akbulatov entwickelte aktiv die Industrie der Region u. die interregionalen Verbindungen u. unterzeichnete mit vielen Industriekonzernen Kooperationsvereinbarungen in den Bereichen der Erweiterung der Steuerbemessungsgrundlage u. der Schaffung neuer Arbeitsplätze.)

AKIMOV, Aleksandr Konstantinovich II III IV V VI (1954-, sowjet. bzw. russ. Ingenieur-Ökonom, Staatspolitiker aus Sacha/Jakutien. Absolvent des Irkutsker Instituts für Volkswirtschaft, Abschluss als Ingenieur-Ökonom, Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Mitglied des Föderationsrats RF, seit 2013 Vertreter des gesetzgebenden Organs der Staatsmacht der Republik Sacha/Jakutien. Stv. Vorsitzender des Ausschusses des Föderationsrats RF für föderale Struktur, Regionalpolitik, kommunale Selbstverwaltung u. Angelegenheiten des Nordens. Vom "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen.)

AKIMOV, Andrej Igorevich II III (1953-, sowjet. bzw. russ. Finanzökonom, Bankier. Absolvent der Fakultät für internationale Wirtschaft der Moskauer Finanzakademie mit einem Abschluss in internationaler Wirtschaft, Finanzen u. Bankwesen. Ehem. Geschäftsführer des österr. Finanzunternehmens IMAG, spezialisiert auf den Einkauf von russ. Öl. Ehem. Vorsitzender der Geschäftsleitung der "Gazprombank" /2002-18/. Mitglied des Verwaltungsrats der russ. Versicherunsgesellschaft "Sogaz", des Koordinierungsrats von "RosUkrEnergo" mit Sitz in Zug, Schweiz, des Verwaltungsrats des russ. Petrochemie-Konzerns "Sibur", des Vorstands des Fussballvereins "Zenith“. Zu den wichtigsten Transaktionen unter der Führung Akimovs gehört die Übertragung der "Gazprom-Media" von "Gazprom" an die "Gazprombank" im Austausch für 100% der Anteile der "Gaz Energy Company" GEK. Ausserdem wurden Vorbereitungen getroffen, um der dt. "Dresdner Bank" einen 30%-igen Anteil an der "Gazprombank" für 800 Mln. USD  zu verkaufen, aber der Deal wurde annulliert. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Akimov "Betrug, Geldwäscherei, Verbindungen zur organisierten Kriminalität u. Nähe zu V. Putin" vorgeworfen. Im Feb. 2018 verbot die Eidgenöss. Finanzmarktaufsicht FINMA der Schweizerischen "Gazprombank" die Erwerbung neuer Privatkunden. Die Untersuchung der FINMA ergab gravierende Unregelmässigkeiten in der Arbeit der "Gazprombank" im Zeitraum 2006-16 u. vermutete Geldwäscherei. Eine Reihe verdächtiger Transaktionen konnte die Bank nie überzeugend begründen. Auch die Beteiligung Akimovs am Management von "RosUkrEnergo" weckte gewisse Verdachte. Diese in der Schweiz eingetragene Firma handelte als Vermittlerin bei der Lieferung von russ. Gas an die Ukraine, obwohl die Inanspruchnahme der Dienstleistungen dieser Firma wirtschaftlich nicht gerechtfertigt war. Es wurde vermutet, dass "RosUkrEnergo" mit s. Semjon Mogilevich verbunden war, einem Verdächtigen in der Führung der organisierten kriminellen Gruppe "Solncevo". Wie zu Sowjetzeiten, als Akimov geholfen haben soll, sowjet. Gold zu liefern u. zu verkaufen, das unter den Sitzen von Passagierflugzeugen in die Schweiz transportiert wurde  - so Nikolaj Krotov, ein Augenzeuge dieser Ereignisse -, soll Akimov weiterhin auch die dubiosen Aussenhandelsoperationen des Putin-Regimes unterstützt haben. Angesichts des extremen Interesses des Kremls an solchen Operationen ist davon auszugehen, dass die derzeit bekannten Fakten zu Andrej Akimovs Tätigkeit nur die Spitze des Eisbergs sind, die noch auf ihre komplette Entlarvung u. entsprechende Sanktionen wartet. 2018 wurde Akimov mit 17 Beamten u. 7 Geschäftsleuten aus Russland, die dem Präsidenten RF V. Putin nahe standen, auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. 2019 u. 2022 führten Kanada, USA, GB, Australien, Neuseeland u. die Ukraine im Zusammenhang mit dem mehrphasigen Ukraine-Konflikt Sanktionen gegen Akimov ein. Als Akimovs Partnerin wurde in russ. Medien eine Malerin namens Marianna Chajkina identifiziert, die einen zypriot. Pass hat, als Miteigentümerin einiger von Akimovs Unternehmen aufgeführt wurde u. über eine Briefkastenfirma eine Wohnung in London für 15,6 Mln. USD kaufte. Die Leaks der "Pandora Papers" enthüllten, dass Akimov im Zeitraum 2007-18 mindestens 8 Briefkastenfirmen besass. Vom Kreml erhielt Akimov den "Ehrenorden", den "Orden für Verdienste für das Vaterland" u. den "Aleksandr-Nevskij-Orden".)

AKKURATOVA, Irina Vitalevna (1975-, russ. Richterin des Moskauer Meshchanskij-Bezirksgerichts. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr "Umsetzung der polit. Repression unter Verwendung ihrer offiziellen Position" vorgeworfen. 2019 verurteilte sie nach einer polit. motivierten Anklage von Oppositionsaktivisten 3 Personen im sog. "Moskauer Fall", bei dem es am 27. Juli u. 3. Aug. 2019 um Wahlen zur Moskauer Stadtduma ging. Am 27. Juli 2019 nahmen Maksim Martincov, Aleksandr Mylnikov u. Egor Lesnykh an einer unkoordinierten Protestaktion teil. Während der gewaltsamen Auflösung der Kundgebung traten sie für die Demonstranten ein, die von der Polizei u. Mitgliedern der berüchtigten russ. Nationalgarde "Rosgvardija" verprügelt worden sein sollen. Vor ihren Augen begannen Polizei u. Garde, den am Boden liegenden Aktivisten Boris Kantorovich u. seine Freundin Inga Kudracheva mit Knüppeln zu schlagen. Gleichzeitig erklärten Martincov u. Mylnikov, dass sie überhaupt keine Teilnehmer der Protestkundgebung gewesen seien, sondern zum Einkaufen in die Moskauer Innenstadt gekommen seien. Gemäss dem Video, das den Vorfall aufzeichnete, versuchten die Angeklagten, die wütenden Nationalgardisten von den Aktivisten wegzuzerren, was vom Gericht als „Gewaltanwendung gegen einen Vertreter der Behörden“ nach Art. 318 StGB RF gewertet wurde. Die Richterin befand die Aussagen der russ. Gardisten als „konsequent, logisch, miteinander vereinbar" u. verurteilte im Dez. 2019 den Angeklagten Martincov zu 2 Jahren u. 6 Monaten Haft in einer Anstalt mit normalem Strafvollzug, während Mylnikov 2 Jahre auf Bewährung erhielt u. Lesnykh zu 3 Jahren Haft in einer Anstalt mit normalem Strafvollzug verurteilt wurde.)

AKSAKOV, Anatolij Gennadevich II III IV (1957-, sowjet. bzw. russ. Ökonom, Staatspolitiker. Tschuwasche nach Nationalität. Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der MSU, Kandidat der Wirtschaftswissenschaften. 1986 heiratete er eine Studentin des Moskauer Staatl. Pädagog. Lenin-Instituts, die Tochter des Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der Tschuwaschischen ASSR A.P. Petrov, u. zog in die Stadt Tscheboksary. Dort leitete er die Tscheboksary-Filialen der Moskauer Geschäftsbanken; war Direktor der Chuvash-Filiale der Handelsbank "Russland-MALS“, stv. Vorsitzender des Ministerkabinetts u.  Wirtschaftsminister der Tschuwaschischen Republik. Vorsitzender des Rats der Bankenvereinigung "Russland", Vorstandsmitglied der Russ. Union der Industriellen u. Unternehmer RSPP, wissenschaftl. Leiter der Fakultät für Kredit- u. Wirtschaftswissenschaften der Finanzuniversität bei der Regierung RF, ehem. Mitglied des Nationalen Bankenrats RF sowie des Finanzrats der Zentralbank RF. Begleiter des Oberhaupts der Tschuwaschischen Republik O.A. Nikolaev. Seit 1999 ist er langjähriger Abgeordneter der Staatsduma RF aus der Republik Tschuwaschien. Dort war er Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, innovative Entwicklung u. Unternehmertum sowie Vorsitzender des Ausschusses für den Finanzmarkt. Seit 2016 Vorsitzender des Dumaauschusses für Fragen der Kreditinstitute u. Finanzmärkte. Mitglied der Fraktion u. des Präsidiums des Zentralrats der Partei "Gerechtes Russland - Für die Wahrheit". Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Er unterliegt den Sanktionen von EU, GB, USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan, Ukraine, Schweiz, weil er für die Resolution Nr. 58243-8 "Aufruf der Staatsduma RF an den Präsidenten RF V. Putin über die Notwendigkeit, die Volksrepubliken Doneck u. Luhansk anzuerkennen“, stimmte u. daher polit. Massnahmen traf, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter destabilisierten.)

AKSENTEV-KIKALISHVILI, Anzor Iosifovich II (1948-, sowjet. bzw. russ. Jurist-Diplomat georg. Herkunft, Unternehmer, Philanthrop. Absolvent der Diplomat. Akademie des Aussenministeriums RF u. der Saratover Staatl. Jurist. Akademie, Kandidat der Rechtswissenschaften. In den späten 1980er Jahren gründete er zusammen mit seinem Freund u. Partner, dem bekannten Moskauer Verbrecherboss Amiran Kvantrishvili, die Firma "Association XXI Century", die zu dieser Zeit die grösste u. einflussreichste Organisation im Bereich des Showbusiness wurde. Er leitete sie bis Mitte der 90er Jahre u. übertrug das Management dann in die Hände des Hockeystars Pavel Bure. Im April 1999 gab es im Intourist-Hotel in der Tverskaja-Strasse in der Nähe des Kremls eine Explosion. Die Organisatoren des Verbrechens wurden nicht gefunden; aber die Medien gingen davon aus, dass es sich um einen Attentatsversuch auf das Leben Aksentevs handelte, wobei er selbst diese Version mit dem Hinweis bestritt, dass im 20. Stock, wo sich die Explosion ereignete, sich auch das Büro von s. Iosif Kobzon befand, eines Freunds Aksentevs. Dieser nahm an der Beerdigung Amiran Kvantrishvilis teil, nachdem dieser 1993 von Unbekannten in seinem Büro erschossen worden war. Die Ermittlungen zu diesem Mordfall kamen trotz der Bemühungen Otari Kvantrishvilis, des Bruders von Amiran, der ein Jahr später ebenfalls getötet wurde, sehr schnell zum Erliegen. In diese Zeit des Präsidenten RF s. Boris Elcyns, die wegen ihrer zahlreichen Mordfälle innerhalb der russ. Mafia berühmt u. berüchtigt war, fiel übrigens das Amt V. Putins als Direktor des FSB RF. Nach der Gründung der "Allruss. Polit. Partei des Volkes" trat er in die Politik ein u. wurde zweimal - 2000 u. 2004 - von seiner Partei als Kandidat bei der Präsidentschaftswahl RF nominiert.)

AKSJONENKO, Nikolaj Emeljanovich II III IV V VI (1949-2005, gew. sowjet.
Eisenbahningenieur, russ.  Staatspolitiker, ehem. Minister RF. Absolvent des Novosibirsker Instituts für Ingenieure des Eisenbahntransports u. der Akademie für Volkswirtschaft. In der Sowjetzeit arbeitete er in verschiedenen Bahnhöfen der Ostsibir. Eisenbahn u. der Südostbahn u. wurde schliesslich Chefökonom u. 1. stv. Leiter der Oktoberbahn. Mitglied der KPdSU. In den 1990er Jahren war er stv. Minister u. 1. stv. Minister, ab April 1997 Eisenbahnminister RF. Unter Präsident s. Boris Elcyn wurde er als Kandidat für den Posten des Regierungschefs RF in Betracht zog. Statt dessen wurde Aksjonenko im Kabinett Stepashin zum 1. stv. MP ernannt. Im 1.  Kabinett Putin behielt er diesen Posten u. erhielt zusätzlich das Eisenbahnministerium RF, das er auch noch in der 1. Hälfte des Kabinetts Kasjanov leitete. Aksjonenko galt als Vertreter der Elcyn-"Familie", der sich bemüht habe, auf jede erdenkliche Weise V. Putin von seiner Loyalität zu überzeuger, aber der neue Präsident RF meinte, auf Politiker der Elcyn-Ära allmählich verzichten zu können. Ende Okt. 2001 wurde er zur Generalstaatsanwaltschaft RF bestellt, wo er wegen Amtsmissbrauchs angeklagt wurde. Unmittelbar danach berief er eine Pressekonferenz ein, auf der er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückwies u. versprach, sich an Präsident Putin zu wenden. Dieser empfing ihn jedoch nicht u. Aksjonenko trat vom Posten des Eisenbahnministers zurück. Anfang Jan. 2002 wurde er seines Amtes enthoben. Im Okt. 2003 wurde das von der Generalstaatsanwaltschaft RF genehmigte Strafverfahren gegen Aksjonenko vor Gericht gebracht. Der Prozess fand jedoch nicht statt, weil Aksjonenko ins Ausland zur Behandlung seiner Blutleukämie abreiste. Aksjonenko bekannte sich nicht schuldig u. betrachtete die Anschuldigung als „politisch motiviert“. Er starb im Juli 2005 in München. Die Ehefrau Aksjonenkos ist die Schwester der Ehefrau von s. Gennadij Fadeev, dem Nachfolger N.E. Aksjonenkos als Eisenbahnminister RF.)

AKSJONOV, Sergej Valerevich II III IV V VI VII // 2012-14:
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII  2015-19: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII  2020-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIIIa XLIIIb XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII (1972-, russ. Finanzökonom, Krym-Spitzenpolitiker. Studium an der Höheren Militär.-Polit. Bauschule in Simferopol /ohne Diplom/ u. Absolvent einer Wirtschaftsuniversität mit einem Bachelor-Abschluss in BWL u. einem Master-Abschluss in Finanzen u. Kredit. In den 1990er Jahren war er als stv. Direktor einer Genossenschaft u. in der Privatwirtschaft im Bereich Lebensmittel u. Konservierung u. als Direktor bzw. stv. Direktor verschiedener Firmen tätig. Seit 2008 ist er Mitglied der "Russ. Gemeinschaft der Krym" von s. Sergej Cekov, seit 2009 Vorstandsmitglied der öffentl. Organisation "Bürgeraktive der Krym“ unter der Leitung von Vitalij Lazutkin, Co-Vorsitzender des Koordinierungsrats "Für die russ. Einheit auf der Krym!“. Im Dez. 2010 wurde er Anführer der gesellschaftspolit. Bewegung "Russ. Einheit“ auf der gesamten Krym, ein Zusammenschluss der "Russ. Gemeinschaft der Krym“, der "Bürgeraktive der Krym“, der Krym-Bewegung "Russ. Einheit" von Aksjonov selbst u. einer Reihe anderer Organisationen. Seit 2010 war er Abgeordneter des Obersten Rats der Autonomen Republik Krym. Im Okt. 2012 erhielt er bei den Parlamentswahlen zur Verchovna Rada der Ukraine 9% der Stimmen u. belegte den 4. Platz in einem Wahlkreis mit nur einem Mandat. Präsident des griechisch-römischen Wrestling-Verbands der Autonomen Republik Krym seit 2010 u. Vorsitzender des Krym-Zweigs der 2012 per Dekret Putins gegründeten berüchtigten reaktionären Russ. Militärhistor. Gesellschaft.
Besetzung u. illegale Annexion der Krym durch die RF 2014: Am 27. Feb. 2014 wurde das Gebäude des Obersten Rats der Autonomen Republik Krym von einer nicht gekennzeichneten Spezialeinheit aus der RF besetzt. Die Beamten des Innenministeriums der Ukraine, die das Gebäude bewachten, wurden ausgewiesen u. über dem Gebäude wurde die Flagge der RF gehisst. Es wurde eine Gruppe von Abgeordneten in das Gebäude hinein gelassen, um Aksjonov zum Vorsitzenden des Ministerrats, d.h. zum Chef der neuen Regierung der Autonomen Republik Krym zu wählen. Es wurde beschlossen, am 16. März ein Referendum über den Status der Krym abzuhalten. Am 1. März 2014 richtete sich Aksjonov an Präsident Putin mit der traditionellen Bitte um Hilfe, wenn es um den Auftrag einer Intervention Russlands geht. Zu Zweck der beabsichtigten Annexion wurde am 17. März die "Republik Krym" als formal unabhängiges Sezessionsgebiet auf der Grundlage einer gemeinsameUnabhängigkeitserklärung der Autonomen Republik Krym u. der Stadt Sevastopol vom 11. März 2014, die beide völkerrechtlich zur Ukraine gehören, als unabhängiger Staat proklamiert. Noch vor dem sog. Statusreferendum kündigte Aksjonov an, künftig Russisch, Ukrainisch u. Krymtatarisch als Amtssprachen auf der Krym zuzulassen, u. ordnete an, die ukrain. Flotte in Sevastopol zu verstaatlichen. Die Wahlkommission gab ein vorläufiges Ergebnis des Referendums bekannt, wonach 95,5% der abgegebenen Stimmen sich für eine Wiedervereinigung der Krym mit Russland mit den Rechten eines Subjekts der RF aussprachen. Die Wahlbeteiligung soll rund 82% betragen haben. Nach späteren Angaben der russ. Nachrichtenagentur "RIA Novostisprachen sich 96,77% der Abstimmenden, dies entsprach 1,233 Mln. Stimmen, für einen Anschluss an Russland aus; die Wahlbeteiligung habe 83,1% betragen. In Sevastopol wurde eine Zustimmung von 123% /!/ der registrierten Wähler verzeichnet. Es gab hierauf massive Zweifel an der offiziellen Stimmauszählung, u.a. vom Menschenrechtsrat beim Präsidenten RF. Kritische Berichte sprachen von nur 50-60% Wählerstimmen für den Anschluss bei einer Wahlbeteiligung von nur 30-50%. Auch s. Mustafa Dzhemilev, ein Anführer der Krymtataren, die das Referendum boykottierten, schätzte die Wahlbeteiligung auf nur 45%. Ungeachtet der mutmasslichen Wahlfälschung unterzeichnete Aksjonov am 18. März 2014 zusammen mit dem Chef der Besatzungsverwaltung von Sevastopol, s. Aleksej Chaly, u. dem Vorsitzenden des "Staatsrats der Republik Krym", Vladimir Konstantinov, mit dem Präsidenten RF V. Putin den Vertrag über die Aufnahme der Pseudo-"Republik Krym" in die RF, die nach Auffassung der Ukraine, des international gültigen Völkerrechts u. der EU die illegale Annexion der Halbinsel durch Russland formalisierte. Am 19. März stellte das Verfassungsgericht RF die Übereinstimmung des Abkommens mit der Verfassung RF fest, u. am 20. März stimmte die Staatsduma RF mit 433 Ja-Stimmen u. 1 Nein-Stimme /s. Ilja Ponomarjov/ der Aufnahme der Krym u. der Stadt Sevastopol als 2 neue Föderationssubjekte in die RF zu, nämlich als "Republik Krym" u. "Stadt föderalen Ranges Sevastopol". Die sezessionist. "Republik Krym", die international nicht anerkannt war u. deren Präsident Aksjonov war, wurde am  21. März aufgelöst, nachdem sie ihren dubiosen Zweck erfüllt hatte. Damit hatte das von Kriminellen beherschte russ. System sowjet. Typs die Krym wieder eingeholt. Am 9. März 2014 hielt er im TV eine berüchtigte antiukrain. Rede an die Odessiter. Am 22. März richtete er eine TV-Ansprache an das ukrain. Volk, in der den ukrain. Oligarchen vorwarf, mit Hilfe der „Kiever Junta" u. „Nazisten" das ukrain. Volk „auszurauben", u. die Bürger der Krym zum „Kampf" gegen das ukrain. oligarchische System aufrief. Damit offenbarte sich definitiv als geborener polit. Demagoge u Propagandist im Dienste des Kremls. Am 20. März erhielt Aksjonov den Pass eines Bürgers der RF.
Anfang April wurde Aksjonov zum Co-Vorsitzenden der Krym-Regionalabteilung der "Allruss. Volksfront" gewählt. Per Dekret des Präsidenten RF V. Putin vom 14. April 2014 wurde Putins Statthalter Aksjonov zum amtierenden Oberhaupt der föderalen "Republik Krym" ernannt. In diesem Zusammenhang beendete der Staatsrat der Republik Aksjonovs Befugnisse als Abgeordneter vorzeitig. Im Okt. 2015 erkärte Aksjonov die Wahlen in der Ukraine für illegitim. Am 18. Sept. 2016 wurde Aksjonov zum Abgeordneten der 7. Staatsduma RF gewählt, lehnte das Mandat jedoch ab u. übergab es an die damalige Staatsanwältin der Krcm s. Natalja Poklonskaja. Am 9. Okt. 2014 wählte der "Staatsrat der Republik Krym" Aksjonov einstimmig zum "Staatsoberhaupt" u. zum Vorsitzenden ihres "Ministerrats". Es wurde beschlossen, die Positionen des Oberhaupts der Republik Krym u. des Vorsitzenden des Ministerrats der Republik Krym zu vereinen. Gleichzeitig wurde er Mitglied des Obersten Rats der
kremlnahen Partei "Einiges Russland". Vom 9. April bis 25. Okt. 2014, vom 7. April bis 10. Nov. 2015 u. vom 6. April bis 22. Nov. 2016 war Aksjonov Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. 2017 wurde Elena Aksjonova als "First Lady" vorgestellt. Im März 2017 sagte Aksjonov in einem Kanal, dass Russland eine Monarchie brauche. Im Im Dez. 2017 drückte Aksjonov seien Wunsch aus, dass Putin auf Lebenszeit Präsident RF bleibe. Im Juni 2019 führte Aksjonov die Liste der Kremlpartei "Einiges Russland" im 2. Staatsrat der föderalen Republik Krym an. Im Juli 2019 kündigte s. Andrej Turchak, Sekretär des Generalrats von "Einiges Russland", an, dass die Partei nach den Parlamentswahlen auf der Krym Sergej Aksjonov für eine 2. Amtszeit nominieren werde. Im Mai 2021 sprach Aksjonov sich für die Einführung der Zensur im Kampf gegen den Terrorismus u. zur Blockieriung aggressiver Inhalte im Internet" aus. Im Mai 2022 besuchte Aksjonov das von Russland besetzte Cherson. Im Juli 2022 besuchte Aksjonov die von Russland besetzte Stadt Mariupol, wo er sich mit sich mit Denis Pushilin traf. Im Jan. 2023 rief Aksjonov dazu auf, die Energielieferungen nach Deutschland vollends einzustellen. Im Feb. 2023 drückte Aksjonov seine Unterstützung dem Chef der berüchtigten Söldnergruppe "Wagner", s. Evgenij Prigozhing, aus, die in der Ostukraine gegen die ukrain. Truppen kämpft. Im März 2023 lobte Aksjonov die Zusammenarbeit mit Belarus. Im März 2023 schlug Aksjonov vor, denjenigen die russ. Staatsbürgerschaft zu entziehen, die sich bei Erklingen der russ. Hymne nicht erheben /entsprechende YouTube-Videos nicht mehr aktiv/.
Kritik, Reaktion der Ukraine u. westl. Sanktionen:
Das Vorgehen Russlands auf der Krym wurde von der Ukraine als illegal u. als bewaffnete Machtergreifung durch Russland qualifiziert. Schon im März 2014 wurde Aksjonov auf die Liste der Personen gesetzt, gegen die die Ukraine, die USA u. die EU, aber auch GB, Australien, Kanada, Japan u. die Schweiz Sanktionen verhängten. In der Ukraine wurde gegen ihn ein Strafverfahren gemäss Art. 109 Teil 1 des StGB UA wegen "gewaltsamer Änderung oder Umsturz der verfassungsmässigen Ordnung oder Ergreifung der Staatsgewalt" eingeleitet. Im April 2016 verfügte das Bezirksgericht Pechersk in Kiev seine Festnahme wegen des Verdachts der Begehung einer Straftat nach Art. 191 Teil 5 StGB UA wegen "Veruntreuung von Eigentum oder Besitznahme durch Amtsmissbrauch". Aksjonov wurde die strafrechtl. Verantwortung für die Organisation der Trennung der Halbinsel von der Ukraine unter Verletzung der Verfassung der Ukraine u. der Gesetzgebung der Halbinsel zugewiesen.
Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem
"Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Aksjonov vorgeworfen, "an der illegalen Annexion der Autonomen Republik Krym durch die RF u. an der Führung der Besatzungsverwaltung der Krym sowie an Verbindungen zur organisierten Kriminalität u. an Korruption massgeblich beteiligt gewesen" zu sein. Im Einzelnen begann Aksjonov seine illegalen Aktivitäten laut Medienberichten Anfang der 1990er Jahre im Rahmen der organisierten kriminellen Gruppe "Griechen", in der er zunächst ein einfaches Gangmitglied war, dann nach der Niederlage der "Griechen" in der Gruppe "Salem" zum „Geschäftsmann mit Autorität“ u. Generaldirektor mehrerer Firmen, Geschäfte, Restaurants u. Bars aufstieg, deren Arbeit er im Auftrag einer kriminellen Gruppe überwachte. 1996 soll ein Attentat auf das Leben Aksjonovs verübt worden sein, indem das Auto, in dem Aksjonov u. andere Mitglieder der "Salem"-Bande unterwegs waren, von Mitgliedern der "Griechen" beschossen wurde, wobei Aksjonov Schussverletzungen davontrug. Die Beteiligung des künftigen Politikers an kriminellen Strukturen wurde erstmals 2009 vom stv. Vorsitzenden des Obersten Rats der Autonomem Republik Krym, Mikhail Bakharev, öffentlich bekannt gegeben. Aksjonov wurde beschuldigt, 2 Sanatorien, mehrere Wohngebäude u. 1 Bahnhof in Simferopol durch Raider beschlagnahmt zu haben. 2015 veröffentlichte der ehem. Präsident der Autonomen Republik Krym, Jurij Meshkov, Dokumente der Krympolizei, die Aksjonovs Mitgliedschaft in der berüchtigten "Salem“-Bande des organisierten Verbrechens u. seine Beteiligung an einer Reihe von Auftragsmorden bestätigen. Als "Chef der Krym" organisierte er einen Korruptionsclan, bestehend aus seinen Verwandten, Freunden u. Mitgliedern krimineller Banden. Dabei konnte er auch für Pläne u. Zwecke Dritter benutzt u. erpressbar werden, die beabsichtigten, die polit. Machtverhältnisse auf der Halbinsel zu ändern. Ein indirekter Beweis für seine Zusammenarbeit mit den russ. Geheimdiensten wird spätestens seit Mitte der 2000er Jahre bei seinem rasanten Aufstieg zum Führer der radikalen Pro-Kreml-Bewegung auf der Halbinsel ersichtlich, als der Kreml begann, Pläne für ihre Annexion zu entwickeln.  Nachdem Aksjonov auf der Krym an die Macht gekommen war, begann er, an seine engsten Verwandten u. Freunde, die als Strohmänner der neuen Macht dienten, lukrative Posten, Pfründe u. Vermögenswerte zu verteilen. Sein Vater wurde stv. Vorsitzender des Bauausschusses des Staatsrats der Republik. Seine Frau brachte ein Dutzend Immobilien- u. Handelsfirmen unter ihre Kontrolle. Die Schwägerin wurde Vorsitzende des Ausschusses für Eigentumsrechte. Diese Abteilung bestimmt, an wen u. zu welchem ​​​​Preis staatl. Eigentum verkauft oder verpachtet wird. Ihr Mann wurde Leiter der Fischereiabteilung des republikan. Landwirtschaftsministeriums. Zahlreiche Mitarbeiter von Sergej Aksjonov aus der regionalen Regierungspartei "Russ. Einheit" erhielten offizielle Posten in der Führung des vom Kreml annektierten Territoriums. Das Internet-Portal "Krym.Realii" ist eine der wenigen Plattformen, auf der kritisch über die russ. Politik auf der Krym u. über Aksjonov berichtet u. diskutiert wird.)

AKUNIN, Boris II III IV V VI VII VIII (1956-, Pseudonym von TCHKHARTISHVILI, Grigorij Shalvovich; sowjet. bzw. russ. Historiker-Philologe, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, Übersetzer, ehem. Oppositionspolitiker georg. Herkunft. Absolvent der Fakultät für Geschichte u. Philologie des Instituts für Asiat. u. Afrikan. Länder der MSU in Moskau, Studium der Geschichte u. Japanologie. Ehem. stv. Chefredaktor der Zeitschrift Ausländ. Literatur /1994-2000/, Chefredaktor der 20-bändigen Anthologie der japan. Literatur, Vorstandsvorsitzender des Grossprojekts "Puschkin-Bibliothek" /Soros Foundation/. Seit 1998 schreibt er Belletristik unter dem Pseudonym „B. Akunin". Die Entschlüsselung von „B“ als „Boris“ erschien einige Jahre später, als der Schriftsteller häufig interviewt wurde. Das japan. Wort „akunin“ wird gemäss einem der literar. Helden Tschchartishvilis - im Roman "Almaznaja kolesnica“ - mit „Schurke, Bösewicht“ übersetzt - anders gesagt, der Topos stehe für eine herausragende Persönlichkeit, die auf der Seite des Bösen steht. Unter seinem richtigen Namen veröffentlicht er kritische u. dokumentar. Werke.
1998 veröffentlichte er - jetzt als Boris Akunin - mit "Fandorin" - Originaltitel: "Asasel"
- seinen 1. Kriminalroman, der in Russland ein Bestseller u. in Frankreich prämiert wurde. Akunins Werke lösten nicht nur Gefallen, sondern auch böse Kritik aus. Pavel Basinskij, Mitglied des "Verbandes Russ. Schriftsteller", der "Akademie der Russ. Literatur", der ständigen Jury des "Solzhenicyn-Preises" u. Träger von Preisen des Putin-Regimes, sagte 2003, dass Akunin 100% Westler, 100% Globalist u. 100% Rechtsliberaler" sei. Alle seine Romane seien durch u. durch ideologisch". Akunin sei bis heute das einzige wirklich erfolgreiche „liberale“ Projekt geblieben. Stanislav Govorukhin, seit 1993 Mitglied der Staatsduma RF, in der er zeitweise den Kulturausschuss leitete, u. 2013 zum Co-Vorsitzenden des Zentralstabs der "Gesamtruss. Volksfront
" gewählt, sagte in diesem Jahr, wohl noch weitgehend dem sowjet. Geist verpflichtet, mit leichter Verachtung der Werke Akunis u. seines Lesepublikums, dass ihn der Erfolg Akunins nicht überrasche. Das Kino- u. Lesepublikum habe sich dramatisch verändert. 60% der Kinobesucher seien Teenager, 25% seien Bürotrottel, 30-jährige Yuppies, deren Entwicklungsstand noch unter dem von Teenagern liege. Jetzt läsen sie nur noch, was im Gentleman-Set enthalten sei: Murakami, Coelho, Akunin, Doncova usw. Akunins Romane seien keine histor. Romane, es seien Pseudogeschichten. Für ihn als Mitglied des "Verbands der sowjet. Leser" u. als Vielleser, der sich auch im aktuellen Ozean der veröffentlichten Literatur leicht zurechtfinde, sei dies langweilig zu lesen.
2013 begann Akunin mit der Arbeit am Projekt "Geschichte des russ. Staates", das auf 10 Jahre angelegt war und histor. Texte u. Fiktionen umfasst. Igor Danilevskij, ein russ. Historiker u. Spezialist für die Geschichte der Kiever Rus u. Moskaus bis Ende des 16. Jhs., Leiter der Abteilung für Ideengeschichte u. Methoden der Geschichtswissenschaft der Fakultät für Geschichte der Wirtschaftshochschule, sagte 2014 über Akunins Buch, dass man dieses Werk dem Genre der Populärgeschichte zuordnen könne; das sei, wie wenn ein Dilettant für einen Dilettanten schreibe u. seine persönl. Sicht auf die Vergangenheit darlege. Jedes Jahr gebe es Hunderte, wenn nicht Tausende solcher Bücher. Der einzige Unterschied zu diesem Werk bestehe darin, dass die anderen nicht den Nachnamen "Akunin“ tragen, was der "Geschichte des russ. Staates“ natürlich eine breite öffentl. Resonanz verschaffe. 2016 ergänzte er seine Kritik damit, dass er in diesem Werk viele sachliche Fehler u. eine falsche, archaische Methodik feststelle, die von Akunin verwendet werde. Danilevskij hielt das Werk für „eine sehr mittelmässige Arbeit, die für Menschen bestimmt sei, die keine normale geisteswissenschaftl. Ausbildung haben“. Laut dem Chefredakteur der Zeitschrift Otechestvennye zapiski, dem Historiker s. Nikita Sokolov, sei Akunins "Geschichte des russ. Staates" keine zusammenhängende Erzählung, sondern eine einfache Sammlung von Auszügen, gruppiert „nach den Persönlichkeiten“ der ersten Kiever Fürstenzeit. Akunin habe sich auf Quellen bezogen, die in keiner Weise den aktuellen Stand der Wissenschaft widerspiegelten. Eines der erklärten Ziele der Publikation sei es nach eigenen Angaben Akunins, die Nacherzählung der russ. Geschichte sachlich u. frei von jedem ideolog. System zu gestalten u. dabei die Verlässlichkeit der Fakten zu wahren. Dabei habe der Autor die histor. Daten verschiedener Quellen sorgfältig miteinander verglichen. Aus der Masse an Informationen, Namen, Zahlen, Daten u. Urteilen habe er versucht, alles Unzweifelhafte oder zumindest das Plausibelste herauszufiltern, während unwesentliche u. ungenaue Informationen weggeschnitten worden seien. Der Autor betonte, dass professionelle Historiker aus dieser Arbeit nichts Neues lernen werden. Akunin wende sich mit seiner "Geschichte des russ. Staates" an eine breite Leserschaft: an Menschen, die an der Thematik interessiert sind u. verstehen möchten, wie die Geschichte wirklich abgelaufen ist u. was in unserem tausendjährigen Staat richtig u. falsch gewesen sei. Es handle sich dabei nicht um die Geschichte des Landes, sondern des Staates. Jurij Petrov, Vorsitzender des Wissenschaftl. Rats der RAW für Geschichte der Sozialreformen, Volksbewegungen u. Revolutionen, hielt Akunins Aussage über die Anlehnung an Karamzin oder Solovjov für einen Witz. Seiner Meinung nach könne mit der modernen Entwicklung der Wissenschaft „eine Person ein Werk wie Nikolaj Karamzins "Geschichte des russ. Staates" oder Sergej Solovjovs "Russ. Geschichte von den ältesten Zeiten" nicht schreiben. Das moderne Wissen sei weit von derjenigen Epoche entfernt, in der es aktuell war u. die Geschichte sei komplizierter geworden. Laut dem Historiker T.A. Mukhamatulin, Kandidat der Geschichtswissenschaften, Forscher am Institut für Russ. Geschichte der RAW, habe Akunins Buch vor allem ein Genreproblem. Es sei zu umfangreich für ein Lehrbuch u. zu faktenreich für ein populäres Werk. Zudem stehe der Autor den alten Chroniken u. antiken Quellen nicht kritisch gegenüber, so dass er sie mit dem modernen Weltbild u. den modernen Zielsetzungen belege. Die Frage nach der "europäischen“ u. "asiatischen“ Wahl führe Akunin in eine Sackgasse. Manchmal sei die Darstellung leicht fahrlässig. Der Nutzen dieser Arbeit stehe dennoch ausser Zweifel: Sie spiegele jene globalen Probleme des Verhältnisses zur Geschichte im Massenbewusstsein wider, die von der Fachgemeinschaft gelöst werden müssten, zumal es auch um die Diskussion über den neuen Standard von Lehrbüchern gehe. Viktor Toporov, Literaturkritiker u. Exekutivsekretär des Nationalen Bestsellerpreises, glaubte, dass Akunins Projekt eher zur Entstehung eines neuen [s. Edvard] Radzinskij als zu Karamzin führen würde. Die Literaturkritikerin Maja Kucherskaja fragte sich, warum dieses Buch überhaupt geschrieben wurde. Lesen sei langweilig u. es sei schwierig, die Palisade der Fakten der alten russ. Geschichte zu durchbrechen, wenn sie in einer unklaren / unlesbaren / abgegriffenen [стёртым] Sprache eines Lehrbuchs für pädagog. Zwecke nacherzählt werde. Die Erzählung werde übrigens nur selten durch Humor oder echtes Interesse des Autors belebt. Ausserdem bewege sich Boris Akunin zu oberflächlich durch die russ. Geschichte u. vernachlässige die Versionen dessen, was in der Wissenschaft passiert sei. Z.B. leite er die Vorfahren der Slaven aus dem dakischen Königreich ab, während moderne Historiker die Urheimat der Slaven längst identifiziert hätten. Der bekannte russ. Mittelalter-Historiker u. Geschichts-Rekonstruktor s. Klim Zhukov beurteilte das Werk als wissenschaftl. wertlos u. als irreführende Lektüre. Darüber hinaus stellte er fest, dass es auf fast jeder Seite eine grosse Anzahl von Fehlern gebe, u. kam zum Schluss, dass es für Interessierte nützlicher wäre, direkt N.M. Karamzins "Geschichte des russ. Staates“ zu lesen, als „sich den Kopf mit einer minderwertigen Fälschung zur histor. Literatur zu füllen". 2021 wurde Boris Akunin laut dem Dienst "Storytel" zum beliebtesten Schriftsteller aus Russland erklärt.
2022 wurde "Fandorin. Azazel" als eine russ. Krimi-Fantasy-Miniserie unter der Regie von Nurbek Egen zum 2. Mal nach 2002 verfilmt u. von den Filmfirmen "Lunapark" u. "Plus Studio" für das Online-Kino "Kinopoisk" erstellt. Die Handlung spielt in einem alternativen russ. Imperium im Jahr 2023, in dem eine technolog. Revolution stattgefunden hat, aber die Monarchie erhalten geblieben ist u. die Hauptstadt immer noch in Petrograd liegt. Der junge Detektiv Erast Fandorin nimmt die Ermittlungen zu einem mysteriösen Selbstmord auf, denn der Besitzer einer Ölpipeline-Gesellschaft, ein junger Millionär, erschoss sich im Zentrum der Hauptstadt vor den Augen Dutzender Menschen u. einem Stadtroboter. Fandorin studiert das Video u. kommt zu dem Schluss, dass es sich nicht um Selbstmord handelt. Er findet immer mehr Hinweise u. kommt schliesslich einer gefährlichen Organisation auf die Spur. Die Serie besteht aus 6 Episoden. Die Premiere der 1. Folge fand am 17. Jan. 2023 im Moskauer Kino "Khudozhestvennyj" statt. Der digitale Release der 1. Staffel sollte am 4. Jan. 2023 auf "Kinopoisk" stattfinden, wurde aber nachträglich auf den 19. Jan. 2023 verschoben. Die letzte 6. Staffel wurde am 23. Feb. 2023 ausgestrahlt.

Politik: Akunin ist bekannt für seine prononcierten polit. Äusserungen u. Kritik an der russ. Führung. In Bezug darauf, wie V. Putin mit Georgien umgehe, verglich Akunin 2006 in einer franz. Zeitung mit Kaiser Caligula, „der es vorzog, mehr gefürchtet als geliebt zu werden“. Später schrieb Putin Akunins kritische Haltung seinem georg. Hintergrund zu. Nach dem 2. Urteil gegen s. Mikhail Khodorkovskij u. s. Platon Lebedev im "Fall Jukos" im Dez. 2010 - Akunin sprach von „der beschämendsten Seite des postsowjet. Gerichts“ - schlug er einen Plan zur „Amputation“ Russlands vor - was später einige Medien - vielleicht in einem anderen Kontext - zu schreiben veranlasste, der Autor habe dazu aufgerufen, „Russland in Stücke zu reissen“.
Nach den Wahlen zur Staatsduma RF von 2011 wurde Akunin zu einem Wortführer der "Bewegung für faire Wahlen" u. Mitglied im Organisationskomitee der
Grossdemonstration auf dem Bolotnaja-Platz in Moskau am 10. Dez. u. weiterer Kundgebungen u. trat als Redner vor über 100 Tsd. Demonstranten für faire Wahlen auf.
Im Jan. 2012 gründete Akunin mit anderen die "Liga der Wähler", eine gesellschaftspolit. Organisation, deren Ziel es war, die Einhaltung der Wahlrechte der Bürger zu kontrollieren. Im März sagte er in einem Interview, dass er sicher sei, dass die polit. Karriere Putins langsam zu Ende geht". Um die reellen Chancen Putins, die nächste Präsidentschaftswahl ehrlich zu gewinnen, richtig einschätzen zu können, müsste die Wahl fair u. transparent verlaufen, was wohl nicht der Fall sein werde. Denn bei dieser Wahl könne man nur Putin oder Kandidaten wählen, die nicht gewählt würden, zumal alle Staatsmedien nur Putin-Propaganda verbreiteten. Früher sei das den Menschen egal gewesen, aber jetzt gingen sie, v.a. die Leute aus der Mittelschicht, auf die Strasse, um dagegen zu protestieren. Putin soll Akunin persönlich als möglichen Gesprächspartner der Opposition genannt haben. Er würde die Einladung nur unter der Bedingung annehmen, wenn das Gespräch öffentlich geführt würde, damit alle hören könnten, was dabei gesprochen wird. Da Putin dieser Bedingung vermutlich nicht zustimmen würde, würde ein solches Gespräch gar nicht stattfinden können. Ausserdem sinke die Popularität Putins, v.a. in Moskau, das er politisch verloren habe. Wenn Putin an der Macht bleiben wolle, müsse er sich an die Spitze der Reformbewegug setzen. Gegenüber der Opposition sei Putin aber in einer schwachen Verhandlungsposition, da er ihr nicht viel an Vorschlägen u. Ideen zu bieten habe. Die meisten Vorschläge Putins könne die Opposition nicht ernst nehmen. Die Alternative zu Putin sei nicht irgendeine Kreml-Marionette als Kandidat /wie damals s. Dmitrij Medvedev/, sondern echte Demokratie. Die Zeit der starken Führerfiguren sei in Russland vorbei, man brauche statt dessen Prinzipien u. Ideen. Der Präsident sollte nicht mehr so mächtig sein wie jetzt. Da Russland sich in den letzten 20 Jahren stark verändert habe, habe die Demokratie in Russland gute Chancen, zu einem erfogreichen Projekt zu werden. Die enstandene Mittelschicht könne nicht mehr mit Putinschen Methoden regiert werden. Wie schnell Russland sich in ein demokrat. Land verwandeln kann, hänge von 2 Faktoren ab: Einerseits von einer schnellen Selbstzerlegung des Putin-Systems, das sehr viele Fehler mache, andererseits von der Entwicklung der Organisation der Opposition. Wenn sich beide in entgegengesetzte Richtungen laufenden Prozessen treffen, werde es in Russland eine Wende geben.
Nach den Wahlen zur Staatsduma RF von 2011 stellte Akunin fest, dass „ .... dumme Speichellecker aus Putins Gefolge die Bevölkerung mit ihrer Propaganda zum Kotzen anregen" u. „Volksjubel" vorschwindeln werden. Was das Ende Putins anbelange, sagte Akunin: „ .... Ehrlich gesagt wünsche ich Ihnen nicht das Schicksal von Muammar Gaddafi." In der Folge kritisierte Akunin wiederholt Putins Innen- u. Aussenpolitik. Als im Zusammenhang mit der erneuten Amtseinführung Putins am 6. Mai 2012, der in diesem Jahr erneut zum Präsidenten RF gewählt wurde, in Moskau spontane Volksproteste ausbrachen, rief Akunin zu einem „Kontroll-Spaziergang“ durch die Hauptstadt auf. Im März 2014 äusserte er zusammen mit einer Reihe anderer Persönlichkeiten aus Wissenschaft u. Kultur seine Ablehnung der Politik der russ. Behörden im Zusammenhang mit der
umstrittenen bzw. völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland von 2014. Das gegen innen u. aussen immer aggressiver auftretende Putin-Regime begann nun gegen Akunin zurückzuschlagen. Ab April 2014 wurde der Schriftsteller als angeblicher Volksfeind denunziert, sowohl öffentlich mittels grossformatiger Plakate als auch in aufgekratzten TV-Sendungen über Personen, die die offizielle Dämonisierung der Ukraine nicht teilten. Daraufhin verliess Akunin Russland in Richtung GB, wo er in London ansässig wurde. In einem Blogbeitrag auf "Echo Moskaus" vom Sept. 2014 schrieb er, dass ihm in Russland jetzt alles fremd vorkomme. „In einer Zeit des allgemeinen Wahnsinns" gebe es bei ihm „keine Gemeinsamkeiten mehr mit Putins Russland". Obwohl er zwar „regelmässig wieder herkommen werde, um zu sehen, ob das Komasaufen vorbei" sei, werde er die meiste Zeit dennoch wohl ausser Landes verbringen, ohne jedoch die Absicht zu haben, auszuwandern. Wenn er den Gesprächen der Leute vor Ort zuhöre, sei er „entsetzt": „Sie sehen nichts, sie wollen es nicht wissen, sie denken nicht." „Aber Blindheit, mangelndes Denken u. Unparteilichkeit können in solchen histor. Momenten sehr teuer werden." Auf Russland könnten seiner Meinung nach noch mehr Probleme zukommen als auf die Ukraine, aber er wünsche, sich zu irren. Er selbst betrachte - 2016 - die aktuellen polit. Machthaber in Russland als Feinde, weil sie sein Heimatland in den Untergang führen würden. Wegen der fragwürdigen polit. Entscheidungen Putins sei Russland isoliert u. zu einer Regentschaft Putins auf Lebenszeit verdammt. Dies sei „jetzt ein völlig anderer Staat“. Im Jan. 2017 trat Akunin aus Protest gegen den Ausschluss des Journalisten u. Oppositionellen s. Sergej Parkhomenko sowie gegen die Ignorierung der Verhaftung des ukrain. Regisseurs s. Oleh Sencov aus dem "PEN-Zentrum", dem russ. Zweig der internationalen Organisation des PEN-Clubs, aus.
2022 erwartete Akunin wegen seiner Kritik am russ. Überfall auf die Ukraine das totale Verbot seines Werks. Im Kulturausschuss des russ. Parlaments wurde in der Tat angeregt, den Verkauf von Büchern Akunins wegen dessen „aggressiven antiruss. u. staatsfeindlichen Haltung“ zu verbieten. Offenbar wurden seine Bücher bereits eifrig aus dem Angebot russ. Buchhandlungen u. aus Bibliothekskatalogen entfernt, so etwa beim Buchhaus der "Jungen Garde", um möglichen Ärger wegen der Opposition u. Antikriegsposition des Schriftstellers zu vermeiden.
In einem
Interview mit "Voice of America" vom März 2022 beklagte Akunin, dass durch die jüngsten Ereignisse die Wörter Russen u. Russland jetzt auf der ganzen Welt quasi zu Schimpfwörtern geworden seien. Putin nannte er einen „wahnsinnigen Diktator", Russland sei von einer „kriminellen Bande okkupiert" worden. Darunter würden Millionen Russen in Russland, der Ukraine u. auf der ganzen Welt leiden. Putin sei nicht mit Russland gleichzusetzen, denn Russland sei vielmehr mit einer demokrat. u. Antikriegstradition verbunden. Die Befreiung von Putin könnten nur die Russen selbst bewerkstelligen. Unter den vielen scharfen Wendepunkten des Putin-Regimes sei der Wendepunt nach dem Anschlag u. der Verhaftung s. Aleksej Navalnyjs der schärfste gewesen. Ihm, Akunin, sei klar geworden, dass Putin in keiner Weise mehr auf normalem Weg zurücktreten könne. Er selbst habe Russland verlassen, da er nicht in einem Land leben wollte, wo eine Diktatur auf Lebenszeit herrscht. Ihn beängstige v.a. der Umstand, dass Putin u. sein korruptes Regime von der Fehleinschätzung der Situation in der Welt ausgingen, wonach die übrige Welt, v.a. der Westen u. die Ukraine, schwach seien, während Russland u. sein Präsident stark seien. Der Entschluss, einen Krieg gegen die Ukraine zu führen, sei diesem kardinalen Denkfehler zu verdanken. Ein Erfolg Putins könne nur durch die Unterstützung Chinas gesichert werden, denn ohne die Hilfe Pekings könne die Putin-Wirtschaft die Sanktionen nicht überleben. Um die Situation zu entschärfen, sei es für die internationale Gemeinschaft wichtig, auf China Druck auszuüben, erneut zu versuchen, sich mit Putin zu verständigen, sich keinerlei atomaren Drohung zu unterwerfen u. die Ukraine weiter zu unterstützen. Die Russen selbst sollten sich mit dem Gedanken befassen, wie Russland nach Putin wieder aufzubauen sei.
In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau von Ende Mai 2022 sagte Akunin, dass man sicher wisse, dass das Putin-Reich nur kurz sein werde im Vergleich mit dem Glauben der Emigranten in der Nazizeit, das Hitler-Reich würde 1000 Jahre dauern. Sollte Putin aber erfolgreich aus dem Konflikt hervorgehen, würde Russland ein Belagerungszustand, eine "Iranisierung“ oder sogar eine "Nordkoreanisierung“ drohen. Das Land würde sich hinter dem Eisernen Vorhang verschanzen u. den Planeten endlos mit einer Atomkrieg-Drohung terrorisieren. Innerhalb des Landes würden Finsternis u. das "System Gulag“ herrschen. Am besten wäre ein Übereinkommen mit China, damit es mit Putin bricht, denn das gesamte Kalkül des Kremls beruhe allein auf seinen guten Beziehungen zu Peking. Nach Putins Abgang werde die Situation auf jeden Fall besser sein als jetzt, denn jeder Nachfolger Putins, egal wie widerwärtig er sein möge, werde die Chance haben, alle Fehler auf den Ex-Machthaber abzuschieben.
Zusammen mit dem Ökonomen s. Sergej Gurev u. dem Tänzer Mikhail Baryshnikov gründete Akunin 2022 eine Stiftung mit dem Namen "Wahres Russland", eine gemeinnützige Antikriegsorganisation, die ukrain. Flüchtlinge unterstützt. Im Mai wurde die Website der Organisation durch die Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft RF gesperrt. Im Jan. 2024 wurde Boris Akunin vom Justizministerium RF auf die berüchtigte Liste der "ausländ. Agenten" gesetzt. Umfrage in Moskau.) 01.24



Neuster Stand: 04.23 (24) 
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