Putin-Lexikon
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes


Б1a (B1a) (Teil 1 (Bab, Bag, Bad, Bae, Bazh, Baj, Bak, Bal)    Überarbeitet und aktualisiert im Okt. 2023


BABAKOV
, Aleksandr Mikhajlovich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX (1963-, sowjet. bzw. russ. Ökonom, Unternehmer, Staatspolitiker /Staatsduma-Abgeordneter/. Studium an der MSU, Abteilung für Auslandsökonomie, Diplomarbeit zum Thema "Staatl. Regulierung der Agrarbeziehungen in Entwicklungsländern“, Kandidat der Wirtschaftswissenschaften. In den 1990er Jahren war er Vorstandsmitglied des ukrain. Unternehmens "Promsvjaz", das Computerprogramme herstellte u. 90% seiner Produkte an "Ukrtelecom" lieferte. Ab 1995 war er Generaldirektor der russ. Investmentgesellschaft "Zapad-IK".1998-2003 war er wissenschaftlich u. lehrend am Institut für Wirtschaftstheorie der MSU tätig. Seit Dez. 1998 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Geschäftsbank "TempBank" in Moskau. Babakov soll Miteigentümer einer Energiefirma sein, der mehrere regionale Unternehmen der Stromerzeugung u. das Hotelgeschäft in der Ukraine gehören.
Politik: 2003 wurde Babakov, ein gebürtiger Moldawier, erstmals Abgeordneter der Staatsduma RF als Mitglied der Partei "Rodina", 2006 Vorsitzender dieser Partei sowie Chef der "Rodina"-Fraktion in der Staatsduma. Nach seiner Verdrängung aus dieser als fremdenfeindlich geltenden Partei wurde er 2006 Mitglied u. Führungsfigur in der Partei "Gerechtes Russland: Rodina - Patrioten - Für die Wahrheit" von s. Zakhar Prilepin u. s. Sergej Mironov. 2007-11 war er einer von 9 stv. Vorsitzenden der 5. Staatsduma RF, 2008 stv. Vorsitzender der "Parlamentar. Versammlung der Union von Russland u. Weissrussland", Vorsitzender der Duma-Kommission zur rechtlichen Unterstützung der Entwicklung von Organisationen im militär.-industriellen Komplex RF. 2011 verliess Babakov die Partei "Gerechtes Russland", schloss sich der "Allruss. Volksfront" von V. Putin an u. liess sich als Kandidat auf der Liste der kremlnahen Partei "Einiges Russland" als Abgeordneter in die 6. Staatsduma wählen. 2012 zum Sonderbeauftragten des Präsidenten RF für die Beziehungen mit Organisationen von Landsleuten im Ausland ernannt. 2016 wurde Babakov nicht mehr auf die Teilnehmerliste der Vorwahlen von "Einiges Russland“ zu den Dumawahlen im Herbst gesetzt, wurde aber als Mitglied des Föderationsrats RF gewählt, in dem er das gesetzgebende Organ des Gebiets Tambov vertrat u. stv. Vorsitzender von dessen Ausschuss für internationale Angelegenheiten wurde. 2020 wurde er 1. stv. Vorsitzender der Partei "Für /die/ Wahrheit" von s. Zakhar Prilepin, die sich von der Partei "Gerechtes Russland" abgespalten hatte. Im Sept. 2020 wurde er Vertreter des Exekutivorgans des Gebiets Tambov im Föderationsrat RF. Im Okt. 2021 beendete der Föderationsrat RF die Befugnisse Babakovs im Zusammenhang mit seiner Wahl in die 8. Staatsduma RF.
Kritik: Babakov werden von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, "Verbindungen zur internationalen organisierten Kriminalität, Terrorismusfinanzierung in der Ukraine u. Finanzierung proruss. Parteien in der EU" vorgeworfen. s. Stanislav Belkovskij äusserte den Verdacht auf Babakovs Organisation des Auftragsmords an dem Gangsterboss Maksim Kurochkin, mit dem er laut Medienberichten lange ein gemeinsames Geschäft hatte. Zusammen mit Kurochkin leitete er laut ukrain. Medienberichten die organisierte Kriminalität der "Luzhniki"-Gruppe /II/, die mit dem Moskauer Bürgermeister s. Jurij Lushkov verbunden war. Immer wieder wurden Vorwürfe laut, die Babakovs seien an der raidermässigen Beschlagnahmung von Grundstücken in der Ukraine beteiligt gewesen, auch auf offiziellen Pressekonferenzen wurde dies moniert. Das Mitglied des Antikorruptionskomitees der Ukraine, der ukrain. Volksabgeordnete Jurij Derevjanko, sagte, dass Babakov möglicherweise an der Finanzierung des "Terrorismus" in der Ukraine beteiligt sein könnte. Was Babakovs polit. Verbindungen in der Ukraine betrifft, stellten die Medien fest, dass die organisierte Kriminalität der "Luzhniki"-Gruppe, die Babakov angeblich mitanführte, Ende der 90er Jahre in die Ukraine kam. Durch Igor/Ihor Bakaj, den ehem. Chef von "Naftogaz" der Ukraine, sei der Pate von V. Putin, s. Viktor Medvedchuk, gefunden worden. Es wurde darauf hingewiesen, dass die "Luzhnikovcy" Geschäfte getätigt hatten, die gewaltsame Beschlagnahmungen, Folter, Drohungen u. Entführungen umfasst hätten. Mit Hilfe des damaligen Botschafters RF in der Ukraine, s. Viktor Chernomyrdin, gründeten sie zusammen mit einem der ersten Ideologen der "Russ. Welt", s. Gleb Pavlovskij, den "Russ. Klub", dem s. Leonid Kutschma, Viktor Medvedchuk u. später auch s. Viktor Janukovych angehörten. Ende Aug. 2016 wurde einer der Hauptkritiker Aleksandr Babakovs, Aleksandr Shchetinin, der während mehreren Jahren Enthüllungen über Babakovs Machenschaften in der Ukraine veröffentlichte, mit einer Schusswunde am Kopf tot in seiner Wohnung aufgefunden, wobei kein offizieller Zusammenhang zwischen dessen Tod u. Babakov hergestellt wurde. Ende März 2017, nach der Ermordung des ehem. Abgeordneten der Staatsduma RF s. Denis Voronenkov in Kiev, wies die ukrain. Politologin Aleksandra Reshmedilova darauf hin, dass der Mord am Ein- bzw. Ausgang des "Premier Palace Hotels" stattgefunden hatte, das einem der Anführer der "Luzhniki"-Gruppe gehörte u. jetzt im Besitz Aleksandr Babakovs sei. Babakov hat eine enge Beziehung zum russ. Politiker s. Dmitrij Rogozin. Berichten zufolge stehe er auch in direkter Beziehung zu den russ. Geheimdiensten u. habe Zugang zu Staatsgeheimnissen. Ausserdem sollen seine Geschäftsunternehmen Aufträge des Verteidigungsministeriums RF zur Verschlüsselung u. Wartung von Atom-U-Booten abwickeln; Unternehmen der von Babakov gegründeten "TERNA"-Gruppe hätten viele staatl. Kunden u. Auftraggeber.
Als Sonderbeauftragter des Präsidenten RF für die Beziehungen mit Organisationen von Landsleuten im Ausland soll Babakov Medienberichten - Novaja gazeta - zufolge sich an der Finanzierung der französ. rechtsradikalen Partei "Front National" von s. Marine Le Pen beteiligt haben. 2014 soll diese Partei die 1. Tranche eines russ. Darlehens in Höhe von insgesamt 9 Mln. Euro über eine tschech.-russ. Bank /PCRB/ erhalten haben. Dabei soll Babakov als Kreditvermittler fungiert haben.
Vermögen: Zusammen mit dem russ. Unternehmer Evgenij Giner u. mit Michail Voevodin wurde Babakov als Miteigentümer von "VS Energy" bezeichnet, dem mehrere regionale Unternehmen der Energieerzeugung u. das Hotelgeschäft in der Ukraine gehören. Der Gesamtumsatz des Energiegeschäfts der Gruppe überstieg 2014 13 Mrd. UAH, was etwa einem Drittel des Marktes für die Stromübertragung durch lokale Netze im Land entsprach. Wie erwähnt ist er der Besitzer des "Premier Palace Hotels" in Kiev. Nach offiziellen Angaben belief sich Babakovs Einkommen 2011 auf 1,9 Mln. Rubel, das Einkommen seiner Frau auf 32 Tsd. Rubel. Ausser einer für das Kind angemeldeten Wohnung besitzt die Familie keine Immobilien. Nach Rechercheangaben s. Aleksej Navalnyjs von der "FBK" besass Babakov Ende 2013 aber nicht deklarierte Immobilien in Frankreich. Der Preis oder Wert eines Anwesens mit einer Fläche von 10,9 Hektar wurde von Navalnyj auf 15,7 Mln. USD bzw. 490 oder 800 Mln. Rubel geschätzt. Ausserdem besitze er Wohnungen in Paris. Babakov bestritt, Immobilien in Frankreich zu besitzen. Babakovs Name tauchte auch in den sog. "Panama-Papers" auf. Diesen zufolge besass Babakov 2007-11 die Offshore-Firma "AED International Ltd." Im Sept. 2011 wurde das Unternehmen von seiner 23-jährigen Tochter übernommen 1 Monat bevor er vor den Dumawahlen eine Vermögenserklärung abgeben musste.
Sanktionen:
2014 wurde Babakov im Zusammenhang mit seiner Unterstützung der Annexion der Krym durch Russland auf die Sanktionslisten der EU u. Kanadas gesetzt.
Im Feb. 2022 wurde Aleksandr Babakov u. sein Sohn Mikhail Aleksandrovich Babakov aufgrund der Entscheidung Russlands, die Gebiete Doneck u. Luhansk in der Ukraine als eigenständige Republiken anzuerkennen u. russ. Truppen dorthin zu entsenden, was auf dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine passierte, auf die Sanktionsliste der EU gesetzt. Im März 2022 gelangte er auf die britische Sanktionsliste, „weil er die Unabhängigkeit zweier separatist. Gebiete in der Ukraine anerkannte“. Ende Sept. 2022 wurde er als Reaktion auf „fiktive Referenden“ u. die „Annexion der Gebiete der Ukraine durch russ. Besatzungsmächte“ auf die US-Sanktionsliste gesetzt. Das US-Aussenministerium stellte im Übrigen fest, dass die russ. Abgeordneten ein Gesetz über gefälschte Informationen einstimmig verabschiedeten u. einige Abgeordnete eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung russ. Desinformation über den Krieg spielten. Aus ähnlichen Gründen unterliegt Aleksandr Babakov den entsprechenden Sanktionen der Ukraine, Schweiz, Australiens, Japans u. Neuseelands.
US-Strafverfolgung: Im April 2022 erhob das US-Justizministerium Anklage gegen Aleksandr Babakov u. 2 seiner Mitarbeiter, denen „Verschwörung zur Umgehung von US-Sanktionen u. betrügerische Beschaffung von US-Visa zur Förderung eines globalen ausländ. Einflusssystems im Interesse der russ. Regierung“ vorgeworfen wurde. Der Staatsanwalt stellte fest, dass „der russ. Parlamentarier Aleksandr Babakov u. 2 seiner Mitarbeiter eine verdeckte russ. Propagandakampagne in den USA planten, um Russlands feindselige polit. Pläne gegen die Ukraine u.a. Länder, einschliesslich der USA, umzusetzen.“ Laut der US-Staatsanwälte begannen die Angeklagten ab 2012, das „internationale Netzwerk ausländ. Einflussnahme u. Desinformation zu nutzen, um die Interessen Russlands voranzutreiben".)

BABASHOV, Leonid Ivanovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII (1966-, sowjet. Bautechniker, russ. Politiker der russ. besetzten Krym. Absolvent der Kiever Technischen Staatsuniversität für Bauwesen u. Architektur. In den 1990er Jahren war er als Unternehmer tätig u. besass eine Strassenbaufirma. 2016 erhielt er ein Bachelor-Diplom von der Föderalen V.I. Vernadskij-Universität der Krym in der Richtung "Rechtswissenschaften“. Er war Mitglied des Kuratoriums der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Krasnyj u. beteiligte sich an der Finanzierung für die Errichtung eines Denkmals für "Höfliche Menschen" in Simferopol. Babashov unterstützte die Annexion der Krym durch Russland im Frühjahr 2014, woraufhin er den Vorschlag des Vorsitzenden des Krym-Parlaments, s. Vladimir Konstantinov, akzeptierte, der kremlnahen Partei "Einiges Russland" beizutreten. Bei den Wahlen zum Staatsrat der "Republik" Krym 2014 kandidierte Babashov in einem Wahlkreis des Krasnogvardejsker Bezirks. "Einiges Russland" gewann in allen Wahlkreisen auf der von Russland annektierten Halbinsel u. zog ins Parlament ein. Im sog. Staatsrat der "Republik" Krym leitete Babashov den Ausschuss für Bauen u. Wohnen sowie Kommunale Dienstleistungen. In diesem Zusammenhang verhängte der Nationale Sicherheits- u. Verteidigungsrat der Ukraine Sanktionen gegen Babashov. Am Vorabend der Wahlen zur Staatsduma RF von 2016 nahm Babashov an den Vorwahlen von "Einiges Russland" auf der Krym teil. 2018 kritisierte Babashov s. Andrej Filonov, den Leiter der Verwaltung von Evpatorija, wegen des herumliegenden Mülls auf den Strassen der Stadt. Bei den Wahlen von 2019 wurde Babashov erneut aus dem Krasnogvardejsker Bezirk in den Staatsrat der "Republik" Krym gewählt u. wurde Vorsitzender des Ausschusses für Bau, Verkehr u. Brennstoffe sowie für den Energiekomplex. Er unterstützte die von V. Putin vorgeschlagenen Änderungen der Verfassung RF von 2020. Im Juli 2021, am Vorabend des Beginns der Wahlen zur Staatsduma RF 2021, ersetzte Babashov den stv. MP der "Republik" Krym, Evgenij Kabanov, der seine Kandidatur zurückzog, im Wahlkreis Evpatorija. Als Ergebnis der Wahlen erhielt der selbstnominierte Kandidat Babashov 58,17% der Stimmen u. zog mit Unterstützung der Kremlpartei "Einiges Russland" in die 8. Staatsduma RF ein, in der er Mitglied des Ausschusses für Verkehr u. Verkehrsinfrastruktur wurde. Für 2019 gab Babashov ein Jahreseinkommen von 5 Mln. Rubel an.
Sanktionen:
Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Babashov öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen. Aufgrund der Unterstützung der russ. Aggression u. der Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine während des russ.-ukrain. Kriegs unterliegt er persönlichen internationalen Sanktionen verschiedener Länder, darunter von 27 EU-Staaten: Schon am 23. Feb. 2022 wurde er im Zusammenhang mit der russ. Anerkennung der "Volksrepubliken" von Doneck u. Luhansk auf die Sanktionslisten der EU-Länder für Handlungen gesetzt, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter destabilisieren. Am 24. Feb. wurde er aus gleichen Gründen auf die Sanktionsliste Kanadas der „engen Mitarbeiter des Regimes“ gesetzt. Seit Feb. 2022 unterliegt er auch den Sanktionen Australiens. Im März folgte seine Aufnahme in die Sanktionslisten der USA u. von GB wegen „Mitschuld an Putins Krieg“ u. „Unterstützung der Bemühungen des Kremls, in die Ukraine einzumarschieren“. Im April 2022 wurde er von Japan, im Mai von Neuseeland u. im Sept. von der Schweiz sanktioniert. Durch ein entsprechendes Dekret des Präsidenten der Ukraine V. Zelenskyj vom Sept. 2022 unterliegt er auch den Sanktionen der Ukraine.)

BABAJAN, Roman Georgevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII  2023: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI (1967-, sowjet. TV- u. Rundfunkingenieur, russ. staatsnaher TV- u. Radiojournalist u. -moderator, Politiker. Stammt aus einer russ.-armen. Familie aus Baku, Aserbaidschan. Absolvent der Fakultät für Funktechnik des Aserbaidschan. Polytechnischen Instituts su. der Fakultät für TV u. Radio des Moskauer Instituts für Kommunikation mit Abschluss als TV- u. Rundfunkingenieur. In den 1990er Jahren arbeitete er bei der Allruss. staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft als Ingenieur in der Abteilung für die Vorbereitung u. Ausstrahlung von Radioprogrammen des Nachrichtendienstes "Radio Rossii", dann als Korrespondent für das Unternehmen. Er arbeitete in 54 Ländern der Welt u. traf Saddam Hussein, Augusto Pinochet, Luis Corvalán u. Muammar Ghaddafi. 1994-2000 arbeitete er im Programm "Vesti" des russ. TV als Korrespondent u. polit. Beobachter. Im Sept. 2000 wechselte er zum TV-Sender "ORT" u. wurde polit. Beobachter für die Programme "Novosti" u. "Vremja". Er berichtete über die Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO 1999 u. über den Irakkrieg. 2005-12 arbeitete er für den "3. Kanal" als Chefredaktor u. Moderator einzelner Sendungen. 2009-19 moderierte er die Sendung "Recht der Stimme" /bzw. "Stimmrecht“ II/ als eine Art Double oder Kopie der Sendung von s. Vladimir Solovjov in "RTR": zunächst im "3. Kanal" u. nach dessen Einstellung im Dez. 2012 im Sender "TV Centr". Ab Juni 2019 war er Chefredaktor des Internet-Radiosenders "Govorit Moskva i pokazyvaet“. Im Aug. 2019 gab er seinen Wechsel zu "NTV" bekannt, wo er ab Sept. die polit. Talkshow "Eigene Wahrheit" moderierte.
Politik: Bei den Parlamentswahlen 2016 stand Babajan auf der Kandidatenliste der Partei "Gerechtes Russland“, wurde aber nicht in die Staatsduma RF gewählt. Im Sept. 2019 wurde er in den Distrikten Filevskij Park, Khoroshevo-Mnevniki u. Shchukino in die 7. Moskauer Stadtduma gewählt, in der er die Fraktion der parlamentar. Vereinigung "Mein Moskau“ vertrat u. Mitglied der Kommissionen für Staatsaufbau, kommunale Selbstverwaltung, Kultur, Massenkommunikation u. Umweltpolitik war. Mitglied der Öffentl. Kammer des Moskauer Gebiets u. Mitglied der Kommission für Informationsunterstützung der staatl. nationalen Politik des Rats des Präsidenten RF für zwischennationale Beziehungen.
Kritik: 
Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" erstellte, wird Babajan vorgeworfen, "Pro-Kreml-Propaganda zu betreiben u. die Opposition anzugreifen". Das "Forum" schreibt dazu: Babajan gehöre trotz seiner Arbeit für den kleinen Sender "TV Centr" zu den führenden Propagandisten des Kremls. Ihre Rolle sei es, Konflikte zwischen den Teilnehmern der sog. "Talkshows" zu provozieren, den Grad der Aggressivität zu erhöhen u. Gegner der Kreml-Politik als engstirnige u. aufbrausende Menschen zu entlarven, die nichts aushalten". Anstatt objektive Vermittler zu sein, spielten diese Leute ausschliesslich für eine ganz bestimmte Seite. In der Regel nimmt an solchen "Talkshows“ ein bereits ausgewählter Pool von "liberalen Oppositionellen“ u. "ausländ. Experten“ teil, während wahre aktuelle Oppositionsredner auf die Sperrlisten der staatl. TV-Sender gesetzt werden. Seit Beginn der 3. Amtszeit V. Putins als Präsident RF u. insbes. seit der bewaffneten Aggression des Kremls gegen die Ukraine dienen diese falschen Talkshow-Moderatoren dazu, den Grad der Intoleranz u. moralischen Desorientierung sowohl im Studio als auch in der Gesellschaft zu erhöhen. Zudem nivellieren sie mit ihrer eigenen Art der Talkshow den Wert der polit. Diskussion u. reduzieren sie auf ein Marktgeplänkel. Roman Babajan sei ein typischer Vertreter dieses Genres. Bereits Ende der 1990er - Anfang der 2000er Jahre war er als Anhänger eines verschwörungstheoretischen, autoritären Kurses bekannt geworden. In seinen Dokumentationen für den "1. Kanal" über den Irak, über Chile /2003/ u. die USA /2004/ drückte er seine Sympathie für die Diktatoren Saddam Hussein, Salvador Allende u. Slobodan Miloševiæ aus u. beteiligte sich an der öffentl. Meinungsbildung zugunsten einer Stärkung des Autoritarismus in Russland. Auch seine Sendung "Labyrinth von Ckhinvali“ /2004/ kurz nach der "Rosenrevolution" in Georgien ermöglichte es ihm, die Sichtweise des Kremls zum Konflikt in Transkaukasien einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln u. eine Des/Informations- u. Propagandagrundlage für die bewaffnete Aggression Russlands gegen Georgien von 2008 vorzubereiten. Als quasi-unabhängiger Moderator folgt Babajan ausnahmslos dem Mainstream der offiziellen Kreml-Propaganda, deckt die ausgewählten Themen entsprechend liniengetreu ab u. äussert opportunistisch die Meinung, die für die Präsidialverwaltung RF gerade aktuell  u. von Vorteil ist. In der Sendung "Recht der Stimme“ erhebt er regelmässig seine Stimme gegenüber den Gästen, die ihre Stimme falsch abgeben, u. erlaubt sich sogar, sich auf die Teilnehmer der Show zu stürzen /vgl. auch s. SHEJNIN, Artjom/. Nach Angaben des Hauptquartiers eines anderen Kandidaten in Babajans Wahlkreis, des Oppositionellen s. Dmitrij Gudkov - dem die Registrierung verweigert wurde -, wurden die Unterschriften der Wähler für Babajan gefälscht. Vermögen: Ende 2019 deklarierte Babajan über 12 Mln. Rubel Einkommen.
Ukrainekrieg u. Sanktionen: Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine 
wurde Babajan auf die Sanktionsliste der EU gesetzt, weil er „antiukrain. Propaganda verbreitete u. eine positive Haltung gegenüber den Aktionen der Separatisten im Donbass propagierte“. In einem Interview auf Ukraina.ru erklärte er, dass jeder Einwohner des Donbass einen Beitritt der Region zu Russland bevorzuge, u. habe das Recht der Ukraine auf ihr eigenes Hoheitsgebiet in Frage gestellt. Ausserdem erhob er gegenüber den ukrain. Behörden den Vorwurf der Verfolgung von Staatsbürgern aufgrund der Nationalität im Donbass, unterstellte ihnen die Begehung eines Völkermords u. unterstützte das russ. Narrativ vom „faschist. Regime“ in der Ukraine. Zu diesem Zweck präsentierte er verschwommene Aufnahmen von Soldaten, die das Abzeichen der dt. Nazi-Marine trugen u. die er als Ukrainer bezeichnete. Im März 2022 verhängte Australien Sanktionen gegen Babajan, weil er „Desinformationen verbreitet, um eine unprovozierte u. illegale Invasion der Ukraine zu legitimieren“. Gleichzeitig fiel er unter britische Sanktionen. Darüber hinaus steht er auf den Sanktionslisten Kanadas als „russ. Figur der Desinformation u. Propaganda“, der Ukraine u. der Schweiz.)

BABEROWSKI, Jörg II III IV V VI VII VIII (1961-, dt. Russland-Historiker u. Gewaltforscher. Studium der Geschichte u. Philosophie an der Universität Göttingen. In seiner Magisterarbeit befasste er sich mit "Polit. Justiz im ausgehenden Zarenreich 1864-1917". Seine Dissertation schrieb er über "Autokratie u. Justiz. Zum Verhältnis von Rechtsstaatlichkeit u. Rückständigkeit im ausgehenden Zarenreich 1864-1914" /II/. Seine Habilitationsschrift war dem Thema gewidmet: "Auf der Suche nach Eindeutigkeit. Zivilisator. Mission, Nationalismus u. die Ursprünge des Stalinismus  in Azerbajdžan 1828-1941" woraus ein Buch mit dem Titel entstand: "Der Feind ist überall. Stalinismus im Kaukasus" /II/. Ausserdem verfasste er ein Buch über den stalinist. Terror. 2024 erschien das Werk "Der sterbliche Gott. Macht und Herrschaft im Zarenreich." /II/ Seit 2002 Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin /II III/. Buchautor /II IIa/. Wie etwa die ehem. Altlinken s. Karl Schlögel u. s. Gerd Koenen auch, die in ihrer Jugend dem Maoismus anhingen, engagierte sich Baberowski, dessen Grossvater aus Polen stammte, als Schüler im maoist. Kommunist. Bund Westdeutschland KBW.
In einem Gastbeitrag für die Zeit vom März 2015 unter dem Titel "Der Westen kapiert es nicht" erklärte Baberowski, die Popularität Vladimir Putins sei nur auf dem Hintergrund der Erfahrungen der "Katastrophe" des Zusammenbruchs der UdSSR u. der chaotischen Elcyn-Zeit zu verstehen. Dazu zähle, dass in seiner Regierungszeit der Wohlstand der Bürger gewachsen war, Millionen Bürger ins Ausland reisen u. sich am Konsum berauschen konnten. Die Preise für Rohstoffe waren gestiegen, u. Putin sei es gelungen, die Elite am Reichtum teilhaben zu lassen u. sie an sich zu binden. Zur selben Zeit habe er die Mafiapaten u. Oligarchen entmachtet. Der Diebstahl von Vermögen anderer sei zwar mit der Erlaubnis u. im Auftrag des Staates möglich geblieben. Die Bandenkriege seien aus der russ. Wirklichkeit verschwunden. Das Ende der Demokratie sei der Preis gewesen, der dafür habe entrichtet werden müssen, u. die meisten Russen seien bereit gewesen, ihn für Ordnungssicherheit auf Kosten der Entscheidungsfreiheit zu zahlen. Seither sei auch die Idee des Imperiums wieder präsent. Putin habe wieder als Regierungschef einer Grossmacht auftreten können. In Europa sei diese Machtpolitik, die auch die Existenz u. Souveränität der postsowjet. nationalen Republiken infrage gestellt habe, auf Ablehnung gestossen u. die USA u. die EU hätten die Kooperation mit Russland aufgegeben u. statt dessen immer mehr Sanktionen gegen Russland verhängt. Das Unverständnis liege auf beiden Seiten. Während man im Westen nicht habe begreifen wollen, was der Verlust des Imperiums für die Eliten u. die Mehrheit der Russen bedeutete, verstehe man in Russland nicht, dass der Versuch, das frühere Vielvölkerreich wieder zu beleben, im Westen als Bedrohung empfunden werde. In Russland, wo man inzwischen dank der auf Hochtouren laufenden staatl. Propagandamaschine von Europa nur noch mit Verachtung spreche, bestünden keine Zweifel an der Rechtmässigkeit der eigenen Mission. Der konkrete Anlass für die verschärfte Konfrontation mit dem Westen sei in der Ukraine zu suchen, wo der Sturz des pro-russ. Präsidenten s. Viktor Janukovych im Feb. 2014 zur Annexion der Krym u. zur Intervention Russlands in der Ostukraine mithilfe von pro-russ. Separatisten gefüht habe. Dieser hatte zuvor auf Druck Moskaus verkündet, dass er das Assoziierungsabkommen mit der EU, das der Ukraine ihre Einbindung in den europ. Wirtschaftsraum u. in die europ. Sicherheitsarchitektur versprach, nicht unterzeichnen werde. Damit hatte er die westlich orientierte Intelligenz der Ukraine gegen sich aufgebracht, die um jeden Preis verhindern wollte, dass die Ukraine in den Schoss des Imperiums zurückkehrt. In Moskau habe man dieses Versprechen als einen Versuch des Westens interpretiert, seine Interessensphäre auf das Territorium des alten sowjet. Imperiums auszudehnen. Laut Baberowski hätte man in dieser Frage zu einer Verständigung kommen können, wenn die Regierungen Europas nicht zugunsten der Ukraine Partei ergriffen hätten, was die Befürchtungen Putins bestätigt hätten. Sie hätten den Ernst der Lage verkannt u. die Protagonisten des "Majdans" für die Repräsentanten der Macht gehalten, obwohl die "Majdan"-Revolte nicht das ganze Land repräsentiert habe. Dieser Aufstand habe jedoch die Pläne Moskaus vereitelt, die ehem. Sowjetrepubliken zusammen mit der Ukraine durch eine Zollunion in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum näher aneinander zu binden. Zwar sei Janukovych unbeliebt gewesen, aber nur wenige Bewohner der Krym u. der Ostukraine hätten sich mit dem Aufbruch in Kiev u. der Westorientierung der neuen Machthaber identifiziert. Wenn ein pro-russ. Präsident durch den Willen der Strasse aus dem Amt gejagt werden konnte, warum sollte nicht auch die Absetzung der pro-ukrain. Gegenseite im Osten der Ukraine u. auf der Krym erlaubt sein, so die Logik. So sei eine Bewegung entstanden, die zunächst nichts anderes als Eigenständigkeit u. Autonomie innerhalb der Ukraine verlangt habe. Diese Situation habe Putin für seine imperialen Zwecke ausgenutzt u. sei so zum Anwalt jener Menschen aufgestiegen, die sich noch mit dem alten Imperium, aber nicht mit dem ukrain. Nationalstaat identifizieren konnten u. die nicht Verlierer einer Revolution werden mochten, die sie nicht gewollt hatten. So hätten sich im Frühjahr 2014 die Aktivisten auf der Krym u. in der Ostukraine auf die Unterstützung Moskaus verlassen können. Als der Kampf um den Osten der Ukraine ausser Kontrolle geraten sei, habe die russ. Regierung mit eigenen Soldaten in ihn eingegriffen, um die Separatisten vor dem Untergang zu bewahren. Unter diesen Voraussetzungen habe es in Washington u. den westlichen Hauptstädten kaum Zweifel gegeben, dass die Ukraine gegen einen Aggressor, der ihre nationale Integrität bedrohte, verteidigt werden müsse, während Putin u. seine Regierungsleute von der Obsession gefangen gewesen seien, dass die NATO u. EU die Ukraine aus dem Einflussbereich des ehem. sowjet. Imperiums herauslösen u. ihre militär. Präsenz auf histor. russ. Gebiet bis an die Grenzen Russlands ausdehnen wolle. Pragmatiker habe es im Westen kaum gegeben, sondern nur kurzsichtige Politiker, die nach Sanktionen u. Gegenwehr gerufen hätten. Die Folge dessen sei gewesen, dass Putin in Russland dadurch immer populärer geworden sei u. Russland seither auf einer Welle des Patriotismus schwimme. Selbst viele Oppositionelle hätten dessen Ukrainekurs unterstützt. Getragen von einer mächtigen aber plumpen antiwestl. u. antiukrain. Dauerpropaganda, in der vom drohenden Faschismus die Rede war, sei Putins Saat aufgegangen. Es würden nun zwei verschiedene Narrative erzählt: Auf der einen Seite sei von der Leidensgeschichte der ukrain. Nation die Rede, während auf der anderen der Mythos u. die Heldenlegende vom Sieg im 2. Weltkrieg durch das Sowjetimperium gepflegt werde. Im Westen halte man den Opferkult der ukrain. Nationalisten für die einzig wahre Erzählung. Im Westen, wo man von der histor. Befindlichkeit der Russen wenig begriffen habe, spreche man auch grossmundig von gemeinsamen Werten, die die Demokratien Europas mit der Regierung in Kiev verbänden. Dies sei eine ziemlich naive Vorstellung, wie die Realität in der Ukraine zeige, die von korrupten Oligarchen beherrscht werde. Putins Russland sei zwar bei weitem keine Demokratie, aber man könne es nicht ändern, dass Russland so ist, wie es sei. Die Konfrontation mit dem Ausland werde das Putin-Regime nicht schwächen, sondern stärken.

Aus diesem Grund sei der "Majdan" zum kontraproduktiven u. auslösenden Moment für den Krieg Russlands gegen die Ukraine geworden. Aufgrund dieser Umstände müsse man in Verhandlungen wohl anders an die Thematik herangehen. Putin wäre in Russland heute wahrscheinlich viel weniger populär, wenn der Westen sich in der Ukainefrage anders verhalten hätte. Ausserdem seien die Sanktionen kontraproduktiv u. würden zur kompletten Abwendung Russlands von Europa führen; dies könne nicht im Interesse Europas liegen, zumal es im Unterschied zu den USA trotz gemeinsamer Werte andere Interessen in der Russlandpolitik verfolge. Das Wichtigste von allem sei aber, dass in Europa verstanden werde, dass u. warum Russland anders funktioniere. Nur so könne der Konflikt eventuell aufgelöst werden. Andernfalls werde Putin das Spiel über Jahre hin weitertreiben, bis niemand mehr daran interessiert sei, sich mit den Belangen der Ukraine zu befassen. Man müsse eine pragmatische Antwort finden, die sich nicht von moralischen Ideen steuern lasse.
Marieluise Beck äusserte sich erstaunt u. besorgt über Baberowskis Haltung u. Sichtweise in Bezug auf Recht u. Moral u. sah einen Grund, sich diesbezüglich von ihm scharf abzugrenzen. Sie unterstellte dem Berliner Historiker Relativierung des Rechts, Verständis für den Amputationsschmerz Putins u. der Russen, Eingehen in die Denke des Kremls sowie die Zulassung der Rechtfertigung des Prinzips des Rechts des Stärkeren, das zur Legitimierung der Setzung von Gewaltakten durch einen Staat, der mit seiner Geschichte nicht fertig werde, gegen einen anderen herangezogen werde. Dabei sprach sie auch Tschetschenien u. die dort verübte russ. Kriegsgewalt an, ein Thema, das von Baberowski komplett ausgeklammert wurde. Beck sei nicht bereit, mit Baberowski zu gehen u. glaube auch, dass seine Analyse nur z.T. stimme. Die Einstufung der Ukraine als künstlich zusammengesetzter Nationalstaat könne sie nicht akzeptieren, so wie eine solche auch für andere Staaten nicht statthaft sei. Sie halte auch den Titel von Baberowskis Zeit-Artikel "Der Westen kapiert es nicht" für unzutreffend, denn es gebe im Westen, so auch in Polen, das sich als EU-Mitgliedstaat sehr wohl auch als Westen definiere, viele Leute, die sehr gut verstünden, was sich in der Ukraine abspiele, weil sie selbst über Erfahrung mit dem russ. u. sowjet. Imperium verfügten. In seiner Replik rief Baberowski quasi dazu auf, dass man Ländern wie Russland, dessen Gesellschaft, die mental quasi teilweise noch in einer Welt der europ. 50-60er Jahren lebe, mehr Zeit für ihre zivilisator. u. kulturelle Entwicklung geben sollte, auch was die Frage des Verständnisses der Menschenrechte anbelange, deren Inhalt sich mit der Zeit verändere. Der Moderator Walter Schöler stellte an dieser Stelle fest, dass bei allem Verständnis für lange kulturelle Prozesse dieser Umstand die Frage nicht beantworte, welche Antworten denn die EU o.a. Staaten auf die Annexion der Krym u. die militär. Intervention Russlands im Donbass geben sollten. Das seien doch aktuelle polit. u. militär. Fragen, die nicht mit langen kulturellen Tradierungen beantwortet werden könnten, es sei denn ihre Antwort heisse, wir müssten das dulden u. sollten warten, bis die Russen soweit sind, dass sie auch ein Verständnis für Völkerrecht u. Recht bekommen haben, so dass sie dann freiwillig zu anderen Schlussfolgerungen gelangen, sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen bzw. bereit sind, ein unabhängiges freies Referendum über Selbstbestimmung durchzuführen. Baberowski gab zur Antwort, dass er das genau so sehe, dass das Recht aus willkürlichen Gründen u. Vorwänden nicht gebrochen werden dürfe. Aber das gelte im Übrigen doch auch für die amerikan. Seite. Im Fall der Krym müsse man damit rechnen, dass Russland dieses Gebiet nicht zurückgeben werde, zumal auch die dortige Bevölkerung mit Ausnahme der Krymtataren dagegen wären. Man könne aber nicht mit ewigen Sanktionen agieren, zumal man genau wisse, dass Putin darauf nicht eingehen u. diesbezüglich wahrscheinlich am längeren Hebel sitzen werde. Man habe überhaupt keine Alternative, als mit Putin, der diese Konflikte am laufen halte, am Verhandlungstisch zu reden. Baberowski spielte den Ball an Beck zurück, indem er sagte, dass man einen Lösungsvorschlag machen u. eine Strategie entwickeln müsse, wenn man nicht bereit sei, die Banditen wie diejenigen im Donbass u. auf der Krym militärisch zu bekämpfen, „denn was Sie sich wünschen, bekommen Sie nicht". Entweder führe man Krieg gegen Russland oder gegen Banditen oder man akzeptiere die Realität, die so sei, wie Baberowski sie beschrieben habe. Denn wenn Putin das Gefühl habe, dass jemand in seinem Machtbereit operiert, reagiere er so, wie er eben reagiere. Die Lage sei so wie sie sei, u. daher müsse man sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen; Politik sei kein Wunschkonzert. Der Historiker betonte, dass er zwar auch auf der Seite der unterdrückten Oppositionellen stehe, die sich Demokratie u. Freiheit wünschen, aber er könne die Tatsache nicht ignorieren, dass die meisten Menschen in Russland die Dinge anders sähen u. bei ihnen die autoritäre Ordnung Putins ausserordentlich populär u. beliebt sei.

Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine die Situation hatte sich im Osten Europas damit inzwischen grundlegend verändert schien der bekannte dt. Russland-Historiker u. Gewaltforscher, der sich von Hause aus auch als Philosoph versteht u. nicht davor zurückschreckt, vom Mainstream abweichende Standpunkte zu vertreten, die Prioritäten u. Akzente der Einschätzung des eindeutig radikaler u. gewaltsamer gewordenen Putin-Regimes zu Gunsten einer wesentlich kritischeren u. pessimistischeren Haltung zu verschieben.  Vom Schwerpunktnarrativ des Problems des Verlustes des Imperiums bei den Bürgern Russlands u. der ehem. Sowjetunion offenbar befangen u. damit die aktuellen russ. Narrative scheinbar bedienend, war aus den Zeilen u. Worten des mutmasslichen "Russland- u. Putin-Verstehers" tiefe Enttäuschung über die Entwicklung der Lage zu spüren. Wie auch schon vor dem neuen Krieg war bei dem Russland-Geschichtsexperten hingegen für die nationalen u. pro-westlichen Anliegen der ukrain. Seite kaum mehr Sympathie zu erkennen. Diverse kontroverse Aussagen Baberowskis wurden von Politikern u. Wissenschaftskollegen teilweise kritisiert.

Am 1. März 2022 erschien in der FAZ ein nachdenklicher Beitrag Baberowskis unter der Überschrift "Ein Krieg, erfüllt vom Geist der Rache". Darin hiess es u.a., dass es niemals hätte geschehen dürfen, dass die Ukraine, dieses versehrte u. vernarbte Land, mit brachialer Gewalt heimgesucht wird, dass alles zunichtegemacht wird, was in den vergangenen Jahren erreicht worden ist." Und dennoch sei es geschehen. Alle hätten an das immerwährende Recht u. daran geglaubt, von ihm für alle Zeit geschützt zu sein, u. dann komme es plötzlich anders. Putin führe einen Krieg, der vom Geist der Rache erfüllt sei. Manche Leute würden Putin nun für verrückt erklären. Man habe erlebt, dass ein einziger Mensch den Weltenlauf verändern könne, indem er eine Entscheidung treffe, die nicht nur mit dem Status quo radikal breche, sondern Tatsachen schaffe, die niemand ignorieren könne. Dieser Krieg sei eine riskante Versuchung, u. wer ihn beginne, müsse wissen, dass er die Souveränität über den Ausnahmezustand verlieren könne. Dieser Krieg verändere alles, auch den Angreifer, der, wenn er keine Rückzugsoption habe, alles auf eine Karte setzen müsse, um nicht unterzugehen. Es sei keineswegs ausgeschlossen, dass sich ein Triumph der russ. Waffen am Ende als Pyrrhussieg erweisen könnte. Die russ. Armee möge die Ukraine zwar niederwerfen, aber ob Putins Helfer sie auch besetzen u. der Bevölkerung ihren Willen aufzwingen können, stehe auf einem anderen Blatt. Sollte der Krieg nicht nach Putins Plan verlaufen, könnte in Russland die Machtfrage gestellt werden. Putin u. seine Ratgeber nähmen dieses Risiko in Kauf. Sie mögen ahnen, dass es um sie geschehen sein könnte, wenn der Krieg, den sie entfesselt haben, verloren geht. Deshalb könnten sie nicht zurück - sie müssten gewinnen oder sie werden untergehen. Man sollte die Entschlossenheit solcher Tatmenschen nicht unterschätzen. Daher hoffte Baberowski, dass die Gefolgsleute sich von Putin befreien u. ihn aus dem Amt entfernen. Eine andere Möglichkeit gebe es nicht mehr, um dem Schrecken ein Ende zu machen. Putin habe nicht verstanden, dass die Ukraine des Jahres 2022 nicht mehr die Ukraine des Jahres 2014 sei. Der alte Gegensatz von Nation u. Imperium löse sich langsam auf. Wer Russe sein wolle, könne es auch als ukrain. Staatsbürger sein. Aus Putins Fernsehansprache vom 24. Feb., in der der Kremlherrscher den Angriff auf die Ukraine zu legitimieren versuchte, hätten Leidenschaft, Hass u. verletzte Ehre sowie Wut über den Verlust des Imperiums u. der Ukraine gesprochen, jenes Orts, mit dem sich die meisten Russen eng verbunden gefühlt hätten u. der im Gründungsmythos des russ. Reichs fest verankert sei. Russland falle es schwer, sich vom Imperium zu verabschieden. Der Zerfall der Sowjetunion sei für Millionen Menschen ein tragisches Ereignis gewesen. Aber Russlands Bürger hätten keinen Weg gefunden, um diesen Schmerz des Verlusts auf produktive Weise zu bewältigen. Für die meisten Russen sei die Sowjetunion trotz stalinist. Terrors ein Zuhause gewesen, in dem sie gern gelebt hätten. Erst wenn die Entflechtung des Imperiums auch in den Köpfen der Menschen vollzogen sei, könne es Frieden geben. In den Grossstädten Russlands hätten sich viele junge Menschen vom sowjet. Erbe inzwischen längst verabschiedet. Nun müssten sich die neuen Nationalstaaten, die sich aus dem Imperium herauslösten, als solche behaupten, auch die Ukraine. Ihre Eliten würden sich Geschichten zurechtlegen, in denen die Nation als Ort der Unschuld u. das Imperium als Ort der Unterdrückung präsentiert werde. Für sie sei die Sowjetunion der Hort allen Übels. Deshalb würden ihre Spuren getilgt u. ihre Helden aus dem Gedächtnis gelöscht werden, während die Geschichte umgeschrieben werde. Putins Strategie scheine aber nicht mehr aufzugehen. Befände sich Russland im Krieg mit der NATO, fiele es Putin wohl leichter, sich vor der eigenen Bevölkerung für einen aufopferungsvollen Kampf zu rechtfertigen. Er, Baberowski, glaube an Russland u. seine Menschen u. daran, dass es zu einem Frieden kommen wird, in dem sich alle Völker der ehem. Sowjetunion einrichten können, ohne mit ihrer Vergangenheit brechen zu müssen".

In einem NZZ-Interview von Anfang April 2022, in dem Baberowski teilweise ähnliche Gedanken von früher wieder aufnahm, erklärte der Historiker, was er in der FAZ mit dem missverständlichen Satz "Der Krieg ist wie das Wunder in der Theologie" gemeint habe. Er habe damit sagen wollen, dass der Krieg wie ein Wunder den alltäglichen Lebensvollzug durchbreche. Man glaube, von den Furien des Kriegs für immer verschont zu sein, u. dann breche plötzlich das Unvorhergesehene über uns herein. Baberowski sagte, er hätte es nicht für möglich gehalten, dass Putin Krieg gegen die Ukraine führen würde. Er hätte doch auch auf anderem Weg, so durch Drohungen u. Erpressung, erreichen können, was er verlangt. Baberowski gab zu, sich getäuscht zu haben. Putin habe jedoch offenbar angenommen, dass sich niemand seiner Invasion widersetzen würde. Es sei aber anders gekommen. Russland sei durch die Sanktionen zwar geschwächt, militärisch aber autark, weil es Rohstoffe u. Waffen im Überfluss habe u. seine Armee entsprechend versorgen könne. Der Krieg werde wohl mit unverminderter Härte weitergehen, wenn sich kein Moderator finde, der ihm Einhalt gebiete. Wenn Putin das Schlachtfeld nicht das Gesicht wahrend verlassen könne, werde es keinen Frieden geben. Die martialischen Inszenierungen der Russen täuschten jedoch darüber hinweg, dass die russ. Armee noch nie das gewesen sei, als was sie sich ausgebe. Die russ. Soldaten würden von ihren Offizieren schlecht geführt u. wie Kanonenfutter behandelt. Im Grunde habe die russ. Armee aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt. Die Kampfmoral der russ. Soldaten sei offenbar erschüttert. Die russ. Soldaten würden sich in der Ukraine ähnlich brutal verhalten wie während des 2. Weltkriegs. Die Ukraine sei für die russ. Soldaten kein fremdes Land, denn auch dort lebten Menschen, die die gleiche Sprache sprechen u. leben wie sie selbst. Den russ. Soldaten habe man übrigens nicht gesagt, dass sie in den Krieg gegen die Ukraine ziehen würden. Putin werde aber vermutlich selbst dann an der Macht bleiben können, wenn es in Russland zu ökonom. Engpässen kommen sollte. Die Sanktionen würden nicht dazu führen, dass die Menschen sich gegen die Macht auflehnen. Die Russen würden sich nicht oppositionell verhalten, sondern nach anderen Auswegen suchen, um sich den Zumutungen des Staats zu entziehen, so wie sie es stets getan hätten, etwa durch Flucht ins Ausland. Die Heimat werde zumeist von den gebildeten u. intelligenten Schichten verlassen, die nicht mehr ertrügen, was in ihrem Land geschieht während ärmere Schichten in den Krieg ziehen. Putin sei aber auf einen Sieg angewiesen, um diesen Krieg ohne Prestige- u. Machtverlust überstehen zu können. Sollte er jedoch keine weiteren militär. Erfolge mehr erzielen, werde er sich wahrscheinlich mit dem Status quo u. der Neutralität der Ukraine zufriedengeben. In Russland könnte er diese Blamage immer noch als Sieg verkaufen. Die Schuld für die ganze Misere werde er dem Westen anlasten. Diese Darstellung werde von vielen Russen geteilt. Es spreche aber manches dafür, dass Putin seinen Plan, wenigstens den Osten u. Süden der Ukraine zu besetzen, noch nicht aufgegeben hat. Sollte auch der 2. Versuch scheitern, die ukrain. Armee auszuschalten, dann wäre Putins Verhandlungsposition deutlich schlechter. Es könnte zu einem verlustreichen Zermürbungskrieg kommen, durch den die Ukraine auf Dauer zugrunde gehen u. Putin sein Ziel doch noch erreichen könnte. Putins Unterhändler spielten auf Zeit u. Putin selbst mache keine Anstalten, auf die Angebote Zelenskyjs einzugehen. Offenbar hätten die Generäle Putin bisher angelogen u. ihn über das wahre Ausmass der militär. Katastrophe im Unklaren gelassen. Putin begreife nicht, dass der Realitätsverlust der Preis sei, den er für seine Allmacht bezahlen müsse. Bei Putin wisse man nicht, was er als Nächstes tun werde, weil zur russ. Herrschaft auch gehöre, dass sie sich geheimnisvoll hinter Mauern verschanze. Man wisse auch nicht, was in der russ. Führung wirklich geschieht. Putin lasse sich nicht in die Karten blicken, das sei sein Erfolgsrezept. Dies helfe der russ. Führung über ihre Schwäche hinweg. Aber Putin habe fast alle seine Karten ausgespielt womit sollte er jetzt noch drohen können? Vor seiner Armee habe niemand mehr Angst, allenfalls noch vor ihrer Unberechenbarkeit, von der man nicht wisse, wohin sie führen werde. Im Westen glaube man, dass es reiche, Despoten von der Macht zu vertreiben, um der liberalen Demokratie den Weg zu bahnen. Dies sei eine Illusion. Ob sich nach Putin ein Khrushchjov-Szenario wiederholen wird, sei völlig ungewiss. Es gebe im heutigen Russland überhaupt keine Institutionen mehr, die über Putins Nachfolge befinden könnten, wie dies zu Zeiten der Sowjetunion der Fall gewesen sei. Freie Wahlen würden allenfalls Kommunisten oder Faschisten an die Macht bringen, nicht die Liberalen. Es sei leider immer damit zu rechnen, dass es noch schlimmer kommen könnte, als es schon sei. Vom Kommunismus sei am Ende nichts übrig geblieben als die Erinnerung an das verloren gegangene Imperium. Natürlich müsse sich Russland u. nicht nur Russland von der Idee des Imperiums verabschieden. Man sollte die Geschichte endlich ruhen lassen, um zum Frieden zu gelangen. Dies gelte auch für den Holodomor, der unablässig als «russische Tat» beschworen werde. Putins Krieg habe v.a. dazu geführt, dass sich auch die russischsprachigen Bewohner der Ukraine mehr als je zuvor als Ukrainer verstünden. Aber man wisse noch nicht, was die Ukraine nach dem Krieg sein werde. Der Kampf der Ukrainer sei i.e.L. darauf ausgerichtet, nicht besetzt u. unterworfen zu werden. Dieser Krieg sei keine Auseinandersetzung zwischen liberaler Demokratie u. Autokratie, wie im Westen gerne behauptet werde. Russland habe in den letzten 20 Jahren zwar «kleinere» Kriege geführt wie in Transnistrien, Abchasien, Südossetien, Georgien u. in der Ostukraine. Der «kleine» Krieg sei Putins Modell gewesen, um Unruhe zu stiften u. die postsowjet. Nachbarstaaten auf eine Weise zu destabilisieren, dass die NATO das Interesse an ihnen verlieren sollte. Putin habe sich jetzt von diesem Modell verabschiedet. Die internationale Diplomatie habe Putin falsch eingeschätzt, weil sie angenommen habe, dass er von seinen altbewährten Konzepten nicht abrücken würde. Die Frage, warum Putin gerade jetzt den Ukrainekrieg losgetreten habe, beantwortete Baberowski damit, dass Putin sein Werk der Wiederherstellung des Imperiums noch zu Lebzeiten vollenden wollte. Er habe damit nicht mehr warten wollen, aber er verstehe nicht, dass der richtige Zeitpunkt dafür längst verstrichen u. er zu spät gekommen sei. Was den diesbezügl. Diskurs in Deutschland anbelange, habe Baberowski sich gewundert, wie die einst pazifist. Haltung der Deutschen sich heute quasi in eine leidenschaftl. Kriegsstimmung verwandelt habe. Er empfinde diese Kriegs- u. Gewaltrhetorik, die sich in Deutschland ausgebreitet habe, als zutiefst verstörend. Die Bundeswehr sei in den letzten Jahren doch faktisch entwaffnet worden u. Deutschland habe seine Aussenpolitik den USA überlassen.

Ende Juni 2022 stellte Baberowski im rbb-Radio fest, dass Russlands Armee bei diesem Ukraine-Feldzug nicht funktioniere. Er sei ein grosses Desaster u. die Annahme, man könne die Ukraine in wenigen Tagen besetzen, habe sich als völlig falsch erwiesen. Nun habe Putin das grosse Problem am Hals, dass er nicht gewinnen könne. Er versuche daher, Furcht u. Schrecken zu verbreiten u. durch Terror zu erreichen, was er auf anderem Wege nicht erreichen könne. Er glaube daran, den Krieg mit der Unterstützung der russ. Bevölkerung u. dem Hinweis gewinnen zu können, dass dies kein Krieg gegen die Ukraine, sondern gegen die NATO sei. Man könne diese Kriegsführung zwar über Jahre fortsetzen, indem man sie auf kleiner Flamme weiterlaufen lasse, um die Ukraine dauerhaft zu destabilisieren. Aus seiner Kenntnis der russ. Wirklichkeit heraus glaube Baberowski nicht daran, dass Russland zu stoppen sei, sondern dass das Gegenteil eintreten könnte, v.a. wenn der Druck von aussen zunimmt. Dieser werde ohne Zweifel zunehmen, weil man Russland nicht einfach gewinnen lassen könne/wolle. Dabei werde die Bereitschaft, es bis zum Äussersten zu treiben, auf russ. Seite wachsen. Das Verlangen, in der Ukraine noch mehr Gewalt anzuwenden als bisher, sei in gewissen Teilen der russ. öffentl. Meinung deutlich zu erkennen. Putin u. sein Regime wären wohl am Ende, wenn man an einen Verhandlungstisch gezwungen würde, denn Putin u. sein Regime würden innerhalb Russlands das Gesicht verlieren. Die eigentliche Gefahr bestehe in Russlands Schwäche, aus der heraus grauenhafte Gewalttaten begangen werden können. Zum Profil der Angehörigen der russ. Armee, die in der Ukraine kämpfen, fügte Baberowski hinzu, dass viele russ. Soldaten aus prekären sozioökonom. Verhältnissen u. aus geograph. Räumen stammten, die bereits von alltäglicher Gewalt bestimmt seien. Das Angebot, in der russ. Armee zu dienen u. dort besser als zuhause bezahlt zu werden, würden sie als Motivation dankbar aufnehmen, in der Ukraine zu kämpfen. Als Ideologie spiele der Putinismus für diese Leuten keine Rolle. Das Regime nutze die Situation ihrer finanziellen Abhängigkeit aus. Dies führe zu solchen Gewaltexzessen. Die massive brutale Gewalt der Russen gegenüber der Ukraine sei damit zu erklären, dass auf russ. Seite eine extrem hohe Frustration entstanden sei, weil man den Krieg nicht gewinnen könne, wie man sich das vorgestellt habe. Das zynische Kalkül der Russen bestehe darin, dass sie, wenn sie nicht gewinnen, Terror ausüben müssten, weil der Terror auf Dauer die Menschen zermürben werde u. sie irgendwann darum bitten würden, ihn einzustellen. Dasselbe Kalkül wendeten die Russen auch auf den Westen an, indem sie hofften, dass er seine Geduld u. sein Interesse, die Ukraine zu unterstützen, verliert. Die Erwartung Putins bestehe darin, dass im Westen die Stimmung sich bald zu Ungunsten der Ukraine dreht u. die Einheitsfront zerbricht, was Putin zu seinem Vorteil ausnützen könnte. Er gehe davon aus, dass die Waffenlieferungen westl. demokrat. Staaten an die Ukraine sowieso von der Zustimmung der Öffentlichkeit in diesen Staaten abhängt. Was die Potenz der russ. Armee anbelange, u. dies sei die einzige positive Nachricht, sei es so, dass diese Armee im Westen konventionell nicht mehr als Bedrohung empfunden werde u. keinen realen Gegner für die NATO mehr darstelle. Und Russland habe erkannt, dass es mit seiner Armee nicht in der Lage sei, einen strateg. gut geplanten Überraschungsfeldzug erfolgreich zu führen. Für die NATO sei Russland höchstens noch als atomare Bedrohung von Relevanz, aber Baberowski hält es für völlig ausgeschlossen, dass solche Waffen eingesetzt werden. Die Rolle der EU schien Baberowski nun deutlich positiver als früher einzuschätzen. Die EU sei ein Dach, unter dem man Nation bleiben u. die nationale Eigenständigkeit bewahren könne, wie etwa der Fall der Baltischen Staaten gezeigt habe. Die Ukraine könne nur unter der Voraussetzung in die EU aufgenommen werden, wenn sie ihre territoriale Integrität bewahren kann. Dies sei jedoch nicht im Sinne Putins, der alles tun werde, um die Ukraine weiter zu destabilisieren. Überhaupt werde es keine Ruhe u. keinen Frieden geben, solange sich Russland nicht von seiner imperialen Idee verabschiede u. damit hänge der Abgang des Putins-Regimes zusammen, der eine Voraussetzung dafür sei. Die ehem. Sowjetrepubliken müssten sich an diesem Prozess mitbeteiligen. In Bezug auf die Vorstellung einer konkreten Lösung des Konflikts sei Baberowski überfragt. Russland sei wie es sei. Sollte Putin im Fall eines Erfolgs mit Indien u. China zusammenspannen können, werde es eng für den Westen.

In einem Gesprächsinterview mit Dr. Christian Booss /II III IV V VI/ vom Mai 2023 schätzte Baberowski die Lage so ein, dass sich das russ. Regime allgemein radikalisiert hat, indem es auf den äusseren Feind verweisen könne, um sich im Inneren zu konsolidieren u. den Rest der bürgerlichen Ordnung wegzuräumen. Was die Einnahme der Ukraine betrifft, hätten die Putin-Leute damals gedacht, dass sie ihren Angriff gegen die Ukraine mit wenigen Berufssoldaten führen könnten, ohne dass die russ. Bevölkerung überhaupt davon berührt würde u. ruhig weiterleben könnte. Dieses Konzept habe sich nicht erfüllt. Deshalb sei Stufe 2 - die Teilmobilisiierung - zur Anwendung gekommen. Stufe 3 sei die Öffnung der Grenzen gewesen, um die Opposition aus dem Land zu lassen, mit der man keinen Ärger mehr haben wollte. Bei Stufe 4 würden die Putin-Leute jetzt dies tun, was sie beim KGB gelernt hätten, d.h. das Volk einzuschüchtern. Offener Widerspruch werde exemplarisch bestraft. Das Fatale am Putin-Regime sei, dass es nicht mehr von einer polit. Instanz kontrolliert werde wie in den alten kommunist. Regimen, in denen es noch bestimmte Institutionen wie die KPdSU u. Verfahren gegeben habe, die mehr oder weniger berechenbar gewesen seien. Sollte Putin morgen wegfallen, gäbe es kein Verfahren für die Regelung seiner Nachfolge. Dies mache die Lage viel gefährlicher als sonst. Ferner: Bisher habe das Regime darauf verzichtet, in den Grossstädten im grossen Massstab Soldaten zu mobilisieren, wo sich die Leute sehr schnell verbinden u. zusammentun könnten, um sich dagegen zu wehren. Die Soldaten würden hauptsächlich in den Dörfern, der russ. Provinz u. den ethnischen Randgebieten mobilisiert, wo diese Verbindungsstrukturen weniger ausgeprägt seien. Der Fall von in Moskau eingesammelten tadschikischen Saisonarbeiter, die an die Front geschickt werden sollten, zeige, dass man sich diejenigen Leute herausgreife, die über keine Verbindungsstrukturen oder Proteststimmen verfügten. Somit sei ein Grossteil der Bevölkerung in den Grossstäten vom Krieg nicht betroffen. Baberowski hält dieses Rekrutierungsmuster dennoch nicht für rassistisch, wie oft behauptet werde, da es ja die russ. Bauern aus den Dörfern genauso treffe wie ethnische Minderheiten. Vielmehr würden v.a. ärmere Schichten in die Armee eingezogen, in denen es auffällig viele Nichtrussen gebe, die mit Geld geködert würden, weil sie auf das gezahlte Geld angewiesen seien. Was den Widerstand gegen Putin anbelangt, sei eine gewisse Unzufriedenheit bei den Oligarchen durchaus spürbar, denn sie hätten ihre vormaligen Pfründe u. ihr Geld wegen der Sanktionen verloren. Diese einstigen Profiteure des Putin-Regimes hätten jedoch keine Wahl, als sich hinter Putin zu scharen, um nicht weg vom Fenster zu sein. Ein grosser strateg. Fehler des Westen sei, dass er die potentielle Opposition in Russland nicht aktiviere oder anspreche. Bei der Opposition denke Baberowski weniger an Vertreter der Gesellschaft, als vielmehr an den pragmatischeren Personenteil innerhalb des Staatsapparats. Sollten diese Leute die entsprechenden Verfahren der Machtübergabe sich nicht überlegt haben, bestehe die Gefahr, dass es zu Diadochenkämpfen u.Unruhen kommen könnte. Bei solchen Vorgängen würden alle Aussenstehenden jeweils völlig im Unklaren gelassen, wie dies bereits zu Sowjetzeiten der Fall gewesen sei, wobei dann v.a. Gerüchte eine wichtige Funktion übernähmen, denn das Spiel mit dem Geheimnis sei ein wichtiger Teil der russ. Machtstrategie. Da die Figur s. Evgenij Prigozhins nicht dem inneren Machtapparat entstamme, habe sie kaum eine Chance, in Russland die Macht zu übernehmen, wie im Ausland befürchtet werde, zumal sie keinen Rückhalt in der Bevölkerung habe. Ihr fehle schlicht die Hausmacht. Baberowski könne es sich, ohne es zu wissen, vorstellen, dass die ganzen Aufführungen Prigozhins in der Öfentlichkeit auch ein Teil der Strategie des Kremls sein könnten, um Konflikte zu inszenieren. Die betroffenen Gruppen seien sich untereinander jedoch wahrscheinlich einiger als man im Westen glaube. Wenn es diesen Streit zwischen ihnen wirklich gäbe, wäre es unklug, ihn in der Öffentlichkeit auszutragen, wobei man Prigozhin vermutlich schon längst beseitigt hätte. Hingegen könnten die eigentlichen rechtsextremen ultranationalist.-militarist. Hardliner, die in Russland noch über einen bemerkenswerten Meinungsspielraum verfügen, dem Putin-Regime wirklich gefährlich werden, aber der Kreml könne gegen sie nicht vorgehen, weil sie den wahren Patriotismus verträten u. die nationalrevolutionäre Stimmung hochhielten, wie gewisse Militärblogger. Von dem Begriff Faschismus, der gerne auch seitens verschiedener Wissenschaftler auf das Putin-Regime angewendet werde, hält Baberowski gar nichts. Das Putin-Regime sei keine faschistische, sondern zunächst einmal eine autoritäre Ordnung, der die genuin faschist. Merkmale fehlten, da sie weder von einem Volkstribun angeführt noch von einer Massenbewegung getragen werde u. auch nicht von einer kohärenten Ideologie lebe. Es handle sich bei ihr um das Erbe der alten Sowjetunion, das von einer Clique von Leuten fortgeführt werde, die mit den Geheimdiensten u. der Geschäftswelt verbunden seien. Die expansive u. imperiale Aggressivität Russlands speise sich paradoxerweise aus der Idee der Assimilation u. nicht der Segregation, denn man wolle erreichen, dass die anderen /Völker u. Menschen/ sich mit dem Imperium verbinden u. sich mit ihm verschmelzen. In der Nazizeit wäre es undenkbar gewesen, dass man in Polen Schilder aufgestellt hätte, auf denen "Deutsche u. Polen sind ein Volk" geschrieben stand. Ausserdem hätten die Nazis beim Rassismus mit anthropologischen Beschreibungen argumentiert. Die Putin-Ideologie vertrete eine komplett andere Vorstellung von Nation. Auch der eigentliche Rassismus sei in dieser offiziellen Ideologie faktisch abwesend. Aus diesen Gründen müsse man mit dem Begriff Faschismus, den man auf das Putin-Regime anwenden wolle, vorsichtig umgehen, weil er analytisch alles verstelle, worauf es wirklich ankomme. So sei der Begriff Faschismus sowohl im Falle Russlands wie auch der Ukraine ein leerer Begriff, denn er werde im Grunde für jeden angewendet, den man nicht leiden könne, nicht mehr. Im Fall Russlands u. der Ukraine gehe es um den Unterschied von Nation u. Imperium. Hier soll gezeigt werden, dass die Ukraine gar keine Nation sei, zu der übrigens auch Juden u. Tataren gehören können. Putin lehne das Konzept des souveränen Nationalstaats von Ländern ab, die zum Imperium gehört hatten. Ferner sei die Ukraine nicht einfach immer schon ein Teil des Westens gewesen, sondern dieses /von Russland angeführten/ Vielvölkerimperiums, weshalb entsprechende Spuren bis heute zurückgeblieben seien. Der grosse Vorteil der EU-Osterweiterung sei gewesen, dass die betroffenen Länder Osteuropas nicht in Armut versunken seien. Die Aufnahme der Ukraine in die EU würde bedeuten, dass die EU nationalstaatlicher u. sehr viel konservativer werden würde. Der Krieg mit oder gegen Russland sei kein Krieg um irgendwelche Werte, von denen viel geredet werde, sondern ein Krieg um die nationale Eigenständigkeit der Ukraine. Polen sei in die EU gegangen, v.a. um den eigenen Nationalstaat zu bewahren. Dasselbe sei auch im Fall der Ukraine zu erwarten. Bei den Werten, die im Vordergrund stünden, gehe es um Patriotismus, Männlichkeit u. Heldentum, die mit diesem Krieg gestärkt worden seien. Länder u. deren Gesellschaften, die einen Krieg durchmachen, veränderten sich. Bei einer EU-Aufnahme wäre die Ukraine gezwungen, Reformen nach den Richtlinien Brüssels durchzuführen. Die Ukraine als Speerspitze der liberalen Demokratie in Osteuropa zu sehen, sei übertrieben. In der Ukraine seien zwei einander widersprechende Merkmale zu beobachten: die hartnäckige Existenz der allumfassenden Korruption auf der einen u. die Entwicklung der offenen Bürgergesellschaft auf der anderen Seite. Man könne es so sehen, dass das Glas halbvoll, nicht halbleer, sei. Man könne nur hoffen, dass der Krieg die positive Entwicklung nicht wieder zunichte macht. Eine erneute Kriegsmobilisierung der Bürger vertrage sich nicht mit der offenen Gesellschaft. Die Gefahr der Kriegsmüdigkeit sei ernst zu nehmen. Es müsse daher alles getan werden, dass dieser Krieg auch im Interesse der Ukraine eher früher als später beendet werde, zu welchem Preis auch immer. Sollte der Krieg 5 oder 6 Jahre dauern, könne man sich nicht ausmalen, was er anrichten u. wie er diese Gesellschaften zurichten werde. Was den Umgang mit den Kollaborateuren betreffe, sei der Ukraine, sollte sie den Krieg gewinnen, zu raten, in den ehem. russ. besetzten Gebieten auf Rache zu verzichten.)

BABICKIJ, Andrej Maratovich II III IV (1964-2022, gew. russ. investigativer Journalist. Sohn eines sowjet. u. tadschik. Filmschauspielers u. einer russ. Drehbuchautorin namens Z.Z. Babickaja. Absolvent der Philolog. Fakultät der MSU. 1987-89 war er Mitarbeiter der Redaktion der Zeitschrift Glasnost von s. Sergej Grigorjanc. Wegen Menschenrechts- sowie polit. u. publizist. Aktivitäten, die der KGB der UdSSR als antisowjetisch betrachtete, wurde er inhaftiert. Ab 1989 war er Korrespondent für "Radio Liberty/Svoboda". Während des Putsches vom Aug. 1991 gegen s. Mikhail Gorbachjov berichtete er aus dem "Weissen Haus" in Moskau. Während der Ereignisse rund um die sog. Russ. Verfassungskrise vom Sept.-Okt. 1993 befand er sich als Parlamentskorrespondent von "Radio Svoboda" im Gebäude des Obersten Sowjets Russlands. Ferner arbeitete er an Brennpunkten in Tadschikistan u. im Nordkaukasus. Berichterstattung u. Gefangenschaft in Tschetschenien: Während den beiden Tschetschenienkriegen war er als Sonderkorrespondent von "Radio Svoboda im Kampfgebiet tätig. Seine Berichte aus dem belagerten Groznyj, in denen er die russ. Bundesbehörden u. die russ. Armee scharf kritisierte, lösten bei diesen äusserste Verärgerung aus. Am 23. Jan. 2000 wurde Babickij beim Versuch, aus dem von russ. Truppen belagerten Groznyj herauszukommen, von der pro-russ. tschetschen. Polizei oder - laut ihm - dem Militärgeheimdienst GRU am Kontrollpunkt Staraja Sunzha festgenommen u. in eine U-Haftanstalt im Norden Tschetscheniens verbracht. Über seine Inhaftierung wurde zunächst nichts berichtet. Doch nach dem Durchsickern von entsprechenden Hinweisen über seine Gefangennahme sah sich Generalstaatsanwalt Vladimir Ustinov gezwungen zu erklären, dass Babickij gegen „geltende Verhaltensregeln für Journalisten in der Antiterror-Operationszone“ verstossen habe. Nach seiner eigentl. Verhaftung am 27. Jan. wurde ihm konkret die fehlende Akkreditierung in einem Pressezentrum des Bundes vorgeworfen. Babickijs Festnahme löste heftige Proteste bei russ. Journalisten aus. Die Art u. Weise, wie die Journalistengemeinschaft von den Behörden die Wahrheit über Babickijs Festnahme forderte, beschrieb s. Elena Tregubova im Kapitel "Saving Private Babitsky" in ihrem Buch "Tales of the Kremlin Digger“ ausführlich. Die Babickij-Frage wurde während eines Besuchs der US-Aussenministerin Madeleine Albright in Moskau angesprochen. Auf Fragen von Journalisten u. Politikern antwortete Präsidentenberater s. Sergej Jastrzhembskij, dass „der Fall unter persönlicher Kontrolle" des Ínterimspräsidenten RF V. Putin stehe.
Freilassung / Austausch / Prozess: Am 2. Feb. 2000 wurde bekannt gegeben, dass Babickij gegen Kaution freigelassen worden sei. Dennoch habe Babickij nie Kontakt zu seiner Familie aufgenommen. Dann wurde berichtet, dass Babickij am 3. Feb. im Austausch für 3 gefangene russ. Soldaten an einen bestimmten „Feldkommandanten namens Said Usakhodzhaev" übergeben wurde, woraufhin Jastrzhembskij erklärte, dass die Bundesregierung nicht mehr verantwortlich für das Schicksal Babickijs sei. In der TV wurden Aufnahmen des „Austauschs“ gezeigt, auf denen zu sehen war, wie Babickij einigen maskierten Personen übergeben wurde. Nach Angaben des stv. Chefredakteurs der Novaja gazeta Jurij Shchekochikhin, der seine eigenen Ermittlungen durchführte, gab es aber keinen Feldkommandanten namens Said Usakhodzhaev, zumal ein tschetschen. Rebell dieses Namens u. in dieser Funktion keinen Einfluss auf die Entscheidung über die Freilassung von russ. Kriegsgefangenen gehabt hätte. Am 7. Feb. lud die Staatsanwaltschaft RF den ausgetauschten Journalisten offiziell „zum Verhör“ vor u. erklärte, dass er festgenommen werde, wenn er nicht erscheine. Am 10. Feb. erklärte ein Sonderbeauftragter s. Aslan Maskhadovs, des Präsidenten der international nicht anerkannten Tschetschen. Republik "Itschkerija", im Radiosender "Ekho Moskvy", dass es an besagtem Tag keinen Austausch von Gefangenen gegeben habe. Dennoch ging die Führung der Rebellen davon aus, dass der Austausch am 3. oder 4. Feb. auf Initiative der tschetschen. Seite stattgefunden haben muss. Später stellte sich allerdings heraus, dass die 3 angeblich für Babickij ausgetauschten russ. Soldaten unter völlig anderen Umständen freigekommen waren. Dennoch war Babickij der erste u. einzige russ. Medienvertreter, der im Jan. 2000 von den russ. Sonderdiensten für von den Rebellen festgehaltenes Militärpersonal in Tschetschenien ausgetauscht wurde, obwohl niemand für Babickij den Status eines Kombattanten anerkannte. Weil solche Fälle zu Zeiten der UdSSR u. des postsowjet. Russlands vor Babickij nicht bekannt waren, wurde ein Präzedenzfall geschaffen. Am 24. Feb. wurde Babickij von Rebellen in die Hauptstadt Dagestans Makhachkala verschleppt, wo ihm ein gefälschter sowjet. Reisepass auf den Namen eines Aserbaidschaners ausgehändigt wurde. Nachdem Babickij von den Rebellen freigelassen wurde, wurde er in einem Hotel der Stadt, wohin er sich danach begab, unverzüglich von der örtlichen Polizei festgenommen, wobei sein gefälschtes Reisedokument entdeckt wurde. Nun wurde ihm Verwendung eines falschen Reisepasses vorgeworfen. In der Haft kündigte Babickij aus Protest einen Hungerstreik an. Am 29. Feb. wurde er gegen Kaution aus der Haft entlassen u. im Flugzeug des Innenministers nach Moskau gebracht. Im Okt. 2000 fand ein Strafverfahren gegen Babickij statt, in dem er wegen Verwendung gefälschter Dokumente zu einer Geldstrafe verurteilt u. sofort amnestiert wurde.
Rolle Putins: Am 1. März 2000 berichtete Babickij auf einer Pressekonferenz der Nachrichtenagentur "Interfax", die von mehreren russ. TV- u. Radiosendern live übertragen wurde, ausführlich über die Geschichte seiner Freilassung in Tschetschenien, die von russ. Beamten als Austausch bezeichnet worden war. Im Verlauf seiner Erzählung wurden viele Aussagen gemacht, die schwer zu überprüfen waren, da andere Beteiligte an diesen Ereignissen keine nachvollziehbaren Kommentare dazu abgegeben hatten. Eine von Babickij am 6. März in Novaja gazeta getätigte Einschätzung dazu lautete, „dass Putin u. Rushajlo gewusst hätten, wo er sich befinde, denn man habe in der TV öffentlich versichert, dass er am Leben sei, aber sie hätten sich überlegt, was sie mit ihm machen sollten: ihn liquidieren oder weiter diskreditieren“.
In einem denkwürdigen Interview, das Putin mit den Journalisten s. Natalja Gevorkjan u. s. Andrej Kolesnikov noch während Babickijs Entführung führte u. am 10. März 2000 in der Zeitung Kommersant entsprechend wiedergegeben wurde, nannte Putin Babickij einen „Verräter“, weil „er direkt für den Gegner, … für Banditen arbeitete,“ u. sprach ihm das Recht ab, als russ. Journalist u. sogar als russ. Staatsbürger bezeichnet werden zu können, weil er sich nicht nach den Gesetzen seines Landes verhalte. „Was Babickij getan hat, ist viel gefährlicher als das Schiessen mit Maschinengewehren“, fügte Putin hinzu. Auf die Frage „u. wenn er euch gebeten hätte, ihn zu erschiessen, was dann?“ antwortete Putin: „Das ist nicht möglich. Dies ist durch interne Vorschriften verboten. ..." Es wäre sinnlos, ihn zu erschiessen, aber dafür 5 unserer Soldaten zu bekommen, scheine ihm durchaus akzeptabel zu sein. Das Gespräch endete mit der folgenden Aussage Putins: „Wir können ihn nicht /an die Rebellen/ zurückgeben. Wir werden ihn suchen u. vor Gericht bringen, ... denn er müsse verhört werden.“ Im Juni 2000 behauptete Babickij bei Rambler unter Berufung auf seine Quellen im Kreml, dass Putin persönlich für seinen Fall zuständig gewesen sei u. seine Abschiebung aus Russland angeordnet habe.
2000er Jahre: 2003 war Babickij Zeuge der Verteidigung im Auslieferungsprozess gegen s. Akhmed Zakaev. Er bestritt die Tatsache seiner Bekanntschaft mit Zakaev, die ihm von der Generalstaatsanwaltschaft RF zugeschrieben wurde. Am 1. Sept. 2004, unmittelbar nach der Nachricht von der Geiselnahme in Beslan, wollte Babickij nach Nordossetien fliegen, um bei der Freilassung der Geiseln zu vermitteln, wurde aber „wegen Rowdytums“ am Flughafen Vnukovo festgenommen.
Im Aug. 2005 berichtete lenta.ru von einem Interview /II/ mit dem berüchtigten Terroristen u. tschetschen. Rebellenführer s. Shamil Basaev, das Babickij im Juni in einem dichten Wald geführt hatte, wo Basaev u. 6 seiner Männer sich vor den Bundeskräften versteckt hielten, u. das Ende Juli vom "Nightline"-Moderator des TV-Kanals "ABC", Ted Koppel, als Aufzeichnung ausgestrahlt wurde. Darin unterhielten sich Basaev u. Babickij über die jüngsten Aufsehen erregenden Terroranschläge im Nordkaukasus, darunter die Geiselnahme an einer Schule in Beslan im Herbst 2004. Im Nov. 2009 wurde der Rundfunkdienst von "Radio Liberty/Svoboda" für Georgien, Abchasien u. Südossetien, "Echo of the Caucasus", mit Andrej Babickij als Chefredaktor gegründet.
2010er Jahre: Anfang April 2014 wurde berichtet, dass der Journalist vorübergehend von der Arbeit bei "Radio Liberty" suspendiert worden sei, weil er die Position Russlands zur Krym, die Putin im März handstreichartig annektiert hatte, unterstützt habe. Babickij verlautete, er stimme den Hauptthesen V. Putins in dieser Frage zu, dass Russland das absolute Recht habe, die Bevölkerung der Halbinsel unter Schutz zu nehmen. Im Sept. 2014 wurde er von "Radio Liberty" „im Zusammenhang mit einer Umstrukturierung“ entlassen. Wie Babickij in einem Interview mit einer Prager Zeitung im März 2015 erklärte, sei die Entlassung auf die Veröffentlichung eines Videos zurückzuführen gewesen, das auf der Website der moldavischen Ausgabe von "Radio Liberty" erschien u. in dem gezeigt wurde, wie Zivilisten von Soldaten des ukrain. Freiwilligenbataillons "Ajdar" in einem Dorf getötet wurden.
Beziehung zur Krym: Im März 2015 erklärte Babickij in einem Interview mit einer tschechischen Zeitung, dass er persönlich eine ganz besondere Beziehung zur Krym habe. Er habe dort ein Haus, seine Frau stamme ursprünglich von der Krym /aus Sevastopol/ u. ihre Eltern lebten immer noch dort. Er mache dort jeden Sommer Urlaub. Er wisse, dass der Grossteil der Bevölkerung der Krym die Ukraine immer als einen fremden Staat wahrgenommen habe. Die Krymbewohner hätten sich in diesem Staat nie zu Hause gefühlt. Sie seien von der Ukrainisierungspolitik irritiert gewesen. Ihnen sei die ukrain. Sprache anstelle der russ. Sprache auferlegt worden. ... Seit der Unabhängigkeit der Ukraine verfolge Kiev die falsche nationale Politik gegenüber den Minderheiten, v.a. gegenüber den Russen. In dieser Zeit habe sich bei den Menschen ein enormer Unmut, ein scharfes Gefühl von Ungerechtigkeit, Verletzung u. Angst angesammelt, usw.
Im Juli 2015 leitete Babickij den Start eines TV-Senders im von der "DVR" kontrollierten Doneck, der dem Journalisten zufolge von lokalen Investoren eingerichtet wurde. Ab Sept. 2016 schrieb Babickij regelmässig Beiträge für die Online-Publikation Ukraina.ru /die dem staatl. russ. Medienunternehmen "Rossija Segodnja" gehört/. Ab Nov. 2016 war er Kolumnist der Online-Zeitung Vzgljad u. ab Dez. Kolumnist des Informationsportals Life.ru. Im März 2017 äusserte er seine Unterstützung für monarchistische Überzeugungen: Die Monarchie sei das bessere Staatssystem als die Demokratie; die Russen bräuchten einen Monarchen, dies sei eine unvermeidliche Entscheidung für Russland, während die Demokratie kontraproduktiv sei. Usw.
2018 erschien sein Buch "Die ganze Wahrheit über die Liberalen. Wie ich ein russ. Patriot wurde." In den 2020er Jahren publizierte Babickij auf den Websites von Russia Today, Ukraina.ru, NewsFront u. dergleichen u. moderierte eine TV-Sendung im Donecker Fernsehen. Im Dez. 2021 unterstützte Babickij Putins "Ultimatum“ bzw. Forderungen in Bezug auf den Westen, die USA u. NATO, was im Feb. 2022 zum russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine führte. Damit würde Russland zum ersten Mal nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion seine Interessen entschieden verteidigen, bemerkte er. Babickij starb am 1. April 2022 /II/ in Doneck vermutlich an den Folgen einer Herzerkrankung.)

BABICH, Dmitrij Olegovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII (1970-, russ. Politologe, Historiker u. Journalist. Absolvent der Fakultät für Journalistik der MSU u. Studium an der Northeastern Boston University, Massachusetts, USA. In den 1990er Jahren arbeitete er als Korrespondent der Zeitung Komsomolskaja pravda u. der wöchentl. Informations- u. Politiksendung "Obozrevatel" auf dem Moskauer Sender "TV-6". Ehem. Kolumnist von "Stimme Russlands", ehem. Redaktor der Auslandsabteilung der Zeitung Moskovskie Novosti. 2001 Träger des TASS-Preises für russ.-ukrain. Zusammenarbeit. Heute ist er als Redaktor des Portals "InoSMI" u. als Politologe für "Cargrad TV" tätig u. wurde durch seine kritischen antiwestlichen Artikel auffällig. Welchen Ton Babich dabei anschlägt, illustriert das folgende Musterbeispiel. In einem Artikel nannte er die Aggressionen des Westens" gegen Russland „neue Quasireligion" u. „ideolog. Neototalitarismus". Das inhaltliche u. intellekituelle Niveau seiner Beiträge lässt sich etwa an diesem Bsp. vom März 2022, 1 Monat nach Beginn des von Putin entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine, ablesen: „... ich habe lange beobachtet, wie sich die Sichtweise der westlichen Medien nicht nur auf Russland, sondern auch auf China, Syrien u. den Iran verschlechterte. Man kann sogar Ungarn u. Polen hinzufügen. Obwohl die Menschen unterschiedliche Meinungen haben, gibt es eine grosse Anzahl von Menschen, die eine gute Einstellung zu Russland u. eine nüchterne Einschätzung der Situation haben. Trotzdem war die Politik der westlichen Länder, bis ein wenig auf Ungarn, allesamt sehr konsequent antirussisch, konsequent antichinesisch - u. wurde dabei immer aggressiver." Dann beschwerte er sich über die zunehmende u. seiner Meinung nach völlig unberechtigte Feindschaft westlicher Länder gegenüber Russland: „Diese Feindseligkeit gab es schon lange. Und selbst als die Militäroperation noch nicht begonnen hatte, wurde, glauben Sie mir, bereits über das Einfrieren von Russlands Vermögen im Ausland gesprochen, während einige Vermögenswerte bereits beschlagnahmt wurden. Ich war also nicht überrascht. Man hört oft, dass die Angelsachsen dies arrangierten, während andere ihnen gehorchten. Ich denke nicht so. Denn ich sehe Anfeindungen nicht nur seitens der Angelsachsen, sondern auch seitens der Elite u. der Bevölkerung Deutschlands u. Frankreichs. Selbst in so /Russland/-freundlichen Ländern wie Italien u. Griechenland, wo uns die Bevölkerung gut behandelt, behandelt uns die Elite sehr schlecht." Die angebliche Feindschaft des Westens gegenüber Russland erklärte sich Babich mit dem angeblichen „westlichen ideolog. Totalitarismus", der wie seinerzeit der Kommunismus jetzt in der Krise stecke, wobei der Umkehrschluss, den Babich vollzieht - was charakteristisch für die russ. Propaganda ist -, bemerkenswert - u. freilich völlig absurd - ist /osteuropa.ch/: „Wie erkläre ich mir die aktuelle Zunahme der Feindseligkeit, die zum Konflikt geführt hat? Dadurch, dass die totalitäre Ideologie in den letzten Jahren im Westen gesiegt hat. In Russland sind wir es gewohnt, die Bedeutung der Ideologie in den letzten Jahrzehnten zu unterschätzen, denn unter Brezhnev war die Ideologie für uns bereits eine Fassade, niemand glaubte mehr daran. Und wir glaubten, dass wahrscheinlich alle Menschen auf der Welt gleich denken u. Ideologie keine Rolle spielt. Nichts dergleichen! Im Westen gewann eine Ideologie, die nicht an unsere späte pragmatische u. humane UdSSR erinnert, sondern an die frühe Sowjetunion, als zig Millionen Menschen an eine Art Utopie glaubten." Von dieser Ideologie seien Westen-kritische Staatsführer dämonisiert worden: „Es war genau diese Ideologie, die alle Führer von Ländern, die sich zumindest etwas vom westlichen Mainstream entfernten, absolut dämonisierte:" So seien auch der ungar. MP s. Viktor Orbán u. der chines. Staatspräsident s. Xi Jinping nicht weniger als Putin dämonisiert worden, aber der Westen hätte eine Antwort erhalten. „Es war diese Ideologie, die als Aggressor fungierte, aber sie erhielt eine Antwort von Russland, u. eine Antwort von China wird sicherlich folgen. Es scheint mir, dass der Westen an Einfluss verlieren wird, weil diese Ideologie wie alle totalitären Ideologien wirtschaftlich sehr ineffizient sind u. zur Verarmung der Bevölkerung führen. Die Welt ist also in eine Phase der, ich würde sagen, offenen Aggression dieser ultraliberalen Ideologie gegen die Länder derjenigen Welt eingetreten, die ihr noch nicht untergeordnet sind. Was noch einige Zeit andauern wird – bevor diese Ideologie verpufft, wie der Kommunismus in unserem Land verpufft ist." Im schlimmsten Fall werde die Welt sie „zerschlagen" müssen, wie einst der Nazismus mit militär. Mitteln zerschlagen worden sei. Aber in diesem Fall würden die Verluste sehr gross sein. Verluste seien bereits im Gange, wobei die Aufgabe darin bestünde, sie minimal zu halten. ... Laut Babich führe sich Europa heute so auf wie die frühe Sowjetunion. Babich hofft, „dass wir diesen Kampf gegen diese Ideologie gewinnen werden, denn sie ist nicht nur sehr grausam, sondern auch sehr dumm." Sie mache ihre Anhänger blind, denn sie sähen die wirkliche Situation nicht. Die Vertreter dieser Ideologie glaubten wirklich, dass Zelenskyj ein brillanter Politiker u. Putin verrückt geworden sei. Sie glaubten auch, dass sie durch die Bewaffnung einer „Gruppe von Kriminellen in der Ukraine" eine Verteidigungslinie gegen Russland aufbauen könnten. Es seien dieselben Leute, die ernsthaft daran geglaubt hatten, „aus Afghanistan einen feminist. Staat zu machen". Nicht einzelne Menschen seien verrückt, sondern ihre ganze Ideologie. Deshalb würden sie verlieren. Bei dieser Spielart der "Analyse", die Babich meisterhaft beherrscht, werden eigentlich die Vorwürfe, die der Westen an die Sowjetunion u. an Russland richtet bzw. gerichtet hatte, einfach plump umgekehrt u. an den Westen retourniert. Zu dieser Sicht, die ganz offensichtlich der Weltanschauung Putins u. seiner Kohorte entstammt, passen übrigens auch die rassist. Polemik gegen die Rechte von Schwarzen u. Homosexuellen sowie das Lamento über die angebliche Ablehnung u. Aufgabe der traditionellen Religionen wie Katholizismus, Orthodoxie u. Islam durch den Ultraliberalismus u. westl. Kapitalismus. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Dmitrij Babich öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen.)

BABICH, Mikhail Viktorovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIIIa XIIIb XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII  2018-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV (1969-, russ. Jurist-Finanzökonom mit höherer sowjet. militär. Ausbildung, Regierungsbeamter, Staatspolitiker, ehem. Diplomat. Absolvent der Rjazaner Militär. Kommando-Hochschule für Kommunikation, der Jurist. Fakultät des Moskauer Instituts für Wirtschaft, Management u. Recht u. der Staatl. Universität für Verwaltung mit einem Abschluss in Finanzmanagement. Doktorarbeit zum Thema "Verbesserung der Arbeit des Unternehmensleiters im Bereich der Personalentscheidungen“, Kandidat der Wirtschaftswissenschaften. 1999-2000 1. stv. Generaldirektor der "Föderalen Agentur für Lebensmittelmarktregulierung“ im Ministerium für Landwirtschaft u. Ernährung RF. 2000-1 1. stv. Vorsitzender der Regierung des Gebiets Moskau, danach 1. stv. Leiter der Verwaltung des Gebiets Ivanovo u. Leiter der Gebietsvertretung in Moskau, 2002-3 Vorsitzender der Regierung der Tschetschen. Republik. 2003 wurde er zum Assistenten des Ministers für Wirtschaftsentwicklung u. Handel RF ernannt. 2005 absolvierte er die Fakultät für Umschulung u. Weiterbildung der Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte RF.
Politik: 2003-16 war Mikhail Babich Mitglied der 4.-6. Staatsduma RF aus den Gebieten Ivanovo u. Vladimr, Mitglied der Fraktion "Einiges Russland“. In der Staatsduma war er stv. Vorsitzender des Verteidigungsausschusses u. Mitglied der Kommission zur Überprüfung der Ausgaben des Bundeshaushalts zur Gewährleistung der Verteidigung u. Staatssicherheit RF. Ausserdem war er stv. Leiter der Arbeitsgruppe der Staatsduma für den Nordkaukasus, Mitglied der Arbeitsgruppe des Sicherheitsrats RF zur rechtlichen u. regulatorischen Unterstützung der Aktivitäten russ. Militäreinrichtungen im Ausland. 2011 wurde er stv. Leiter des Hauptquartiers der "Allruss. Volksfront", die auf Initiative V. Putins gegründet wurde. 2011-18 war er Bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF im Föderationskreis Volga. Per Dekret vom Dez. 2011 des Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev wurde Babich zum Vorsitzenden der Staatl. Kommission für chemische Abrüstung ernannt.
Diplomatie: Nach der Entlassung des Botschafters RF in der Ukraine Mikhail Surabov im Juli 2016 sollte Babich als russ. Botschafter in die Ukraine geschickt werden die Abgeordneten der Staatsduma RF stimmten seiner Kandidatur zu , was die ukrain. Seite jedoch mit folgenden Grundangaben ablehnte: Babich sei als Mitglied des Sicherheitsrats RF 2014 an der Entscheidung beteiligt gewesen, die Krym von Russland zu trennen u. dorthin russ. Truppen zu entsenden. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Babich zuvor „ein militär. Fallschirmjäger war, während des Tschetschenienkriegs die Regierung der Republik führte u. für den FSB arbeitete." Experten in Kiev zufolge sei „Babich, dessen Biographie mit dem sowjet. KGB u. dem russ. FSB verbunden" sei, als „Kriegsbotschafter" berufen worden, er sei ein „professioneller Saboteur" u. „ein klassischer Kremlkandidat für die Kooperation mit den Separatisten im Donbass", „um die militär. Operationen zu organisieren." Eine Rolle für die Zurückweisung Babichs als Botschafter RF in Kiev hatte vermutlich auch der Umstand gespielt, dass die Ukraine zu diesem Zeitpunkt wegen der umstrittenen Politik Russlands keinen vollwertigen russ. Botschafter auf ihrem Territorium dulden wollte. Im Aug. 2016 weigerte sich Kiev offiziell, der Kandidatur Babichs für das Amt des Botschafters RF in der Ukraine zuzustimmen.
Im Aug. 2018 wurde Babich zum Botschafter RF in der Republik Belarus sowie zum Sonderbeauftragten des Präsidenten RF für die Entwicklung des Handels u. der wirtschaftl. Zusammenarbeit mit Belarus ernannt. Zu dieser Zeit begann Moskaus Politik der Umsetzung des Unionsvertrags u. der russ.-belaruss. Integration v.a. auf wirtschaftl. Gebiet. Während seiner Zeit als Botschafter RF in Minsk bekam Babich die Wut der belaruss. Seite, insbes. von Präsident Aleksandr Lukashenko persönlich, zu spüren. Der belaruss. Machthaber beschuldigte Russland des unlauteren Wettbewerbs, wobei er sagte, dass „die Russen sich uns gegenüber barbarisch verhalten. Sie verlangen etwas von uns, als wären wir ihre Vasallen, aber ... ihren Verpflichtungen wollen sie nicht nachkommen. ...“ Auf Minsks Anschuldigungen bezügl. ungleicher Energiepreise antwortete Babich, dass „die belaruss. Partner sich dazu bewegen müssten, Entscheidungen zu treffen, um die wirtschaftl. Verhältnisse anzugleichen." Dies wurde von den Belarussen als grobe Arroganz aufgefasst. Im März 2019 kommentierte der Sprecher des belaruss. Aussenministeriums ein Interview mit dem russ. Botschafter, dem er empfahl, „mehr Zeit darauf zu verwenden, um sich mit den Besonderheiten des Gastlands zu befassen, seine Geschichte kennenzulernen u. ein wenig Respekt für das Land zu zeigen, schliesslich arbeite Babich erst seit Kurzem in Weissrussland u. habe den Unterschied zwischen einem föderalen Bezirk u. einem unabhängigen Staat nicht verstanden“. Der Staatssekretär u. stv. Aussenminister RF, Grigorij Karasin, antwortete seinerseits, dass man sich mit der Reaktion des Pressesprechers des Aussenministeriums von Belarus vertraut gemacht habe u. erwarte in Moskau, dass man auf einen „respektvollen Umgang mit dem Botschafter zählen könne“. Des weiteren beschuldigte Lukashenko damals die russ. Regierung, Lobbyarbeit bei oligarchischen Clans zu betreiben, die die Lieferung belaruss. Produkte blockierten, obwohl man einen gemeinsamen Markt habe u. frei handeln müsse. Mehrere Medien veröffentlichten Informationen über Lukashenkos zahlreiche persönl. Aufrufe an Putin, den Botschafter abzuberufen. Ende April 2019 entliess Putin Mikhail Babich als Botschafter RF in Belarus sowie vom Posten des Sonderbeauftragten des Präsidenten RF für die Entwicklung der Handels- u. Wirtschaftskooperation mit der Republik Belarus im Zusammenhang mit der Versetzung Babichs an einen anderen Arbeitsplatz. Gleichzeitig zeigte sich Putin über Kremlsprecher s. Dmitrij Peskov zufrieden mit der Arbeit Babichs als Botschafter RF in Belarus. Auf Anordnung der Regierung RF D. Medvedev wurde Mikhail Babich Ende Sept. 2019 zum 1. stv. Minister für Wirtschaftsentwicklung RF ernannt. Neben der russ.-weissruss. Integration beaufsichtigte er Fragen des Nordkaukasus, Abchasiens, Südossetiens, Transnistriens, der Eurasischen Wirtschaftsunion, der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit u. der GUS sowie der Migrationspolitik. Im Jan. 2021 wurde Babich vom neuen PM RF s. Mikhail Mishustin von seinem Posten entlassen. Per Dekret wurde Babich vom Präsidenten RF V. Putin noch im gleichen Monat zum stv. Direktor des Bundesdienstes für Militär.-Techn. Zusammenarbeit ernannt, wobei ihm der Rang eines Generalmajors verliehen wurde.
Mikhail Babichs Schwester Alla Viktorovna POLJAKOVA /II/, Absolventin des Moskauer G.V. Plechanov-Instituts für Volkswirtschaft mit einer Spezialisierung als Technologin für Lebensmittelproduktion, Kandidatin der techn. Wissenschaften, war bis 2011 zusammen mit ihrem Ehemann V.A. Novozhilov in grossen Unternehmen in den Bereichen Bauwesen, Landwirtschaft u. Leichtindustrie tätig. 2011-21 war sie Abgeordnete der Moskauer Gebietsduma, in der sie Vorsitzende des Ausschusses für Ökologie u. Naturmanagement war. Im Sept. 2021 wurde sie von der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ zur Abgeordneten der 8. Staatsduma RF u. zur stv. Vorsitzenden des Kontrollausschusses gewählt. 2019 wurde sie vom Magazin Forbes in die Liste der 100 reichsten russ. Abgeordneten u. Beamten aufgenommen. Im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde sie von Kanada nach dem "Special Economic Measures Act S.C. 1992, c. 17" wegen schwerer Verletzung des internationalen Friedens u. der internationalen Sicherheit sanktioniert, ebenfalls von der britischen, US-amerikan. Regierung u. der EU im gleichen Zusammenhang.)

BABKIN, Konstantin Anatolevich II III IV V VI VII VIII XI X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX  2017-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV (1971-, russ. Molekularchemiker u. -physiker, Hydrogastechniker, Unternehmer u. Politiker. Absolvent der Fakultät für Molekulare u. Chemische Physik des Moskauer Physikalisch-Technischen Instituts, Kandidat der Technischen Wissenschaften, Teilnehmer an der Entwicklung u. Erforschung des Unterwasserstarts von ballistischen U-Boot-Raketen. Präsident von "Novoe sodruzhestvo" u. der Vereinigung "Rosspecmash, Mitglied des Verwaltungsrats von Rostselmash, Empils u. /ehem./ Direktor des in Winnipeg, Manitoba, Kanada, ansässigen Landwirtschaftsmaschinenherstellers Buhler Industries Inc. Vorsitzender des Rats für industrielle Entwicklung u. Wettbewerbsfähigkeit der russ. Wirtschaft in der Handels- u. Industrekammer RF, nach anderen Angaben Vorstandsvorsitzender dieser Kammer. Teilnehmer des Wirtschaftsprogramms "Vernünftige Industriepolitik". 2004 wurde er zum Präsidenten der Russ. Vereinigung der Hersteller landwirtschaftl. Maschinen gewählt. Mitglied des Büros des Zentralrats der Union der Maschinenbauingenieure Russlands. Politisch befindet er sich auf der "nationalpatriot." Seite. Mitglied der ehem. Partei "Allrusss. Volksunion", Vorsitzender des Bundesrats der "Partija Dela" /Party of Business/, die das Putin-Regime unterstützt. 2006 Abgeordneter der Gebietsduma Novgorod auf der Liste der von ihm geleiteten Partei "Freies Russland". Autor des 2009 erschienenen Buchs "Vernünftige Industriepolitik oder Wie wir aus der Krise herauskommen können" /II/, in dem er die aktuelle Situation der russ. Wirtschaft im Vergleich mit ihrem angeblich realen Potenzial bewertete. Das Buch wurde mehrfach nachgedruckt u. 2012 ins Englische übersetzt. Aufgrund der von Babkin aufgestellten Thesen wurde eine Untersuchung der Regierung RF über die Gründe des Wachstums der Importe landwirtschaftl. Maschinen auf dem russ. Markt eingeleitet. Laut dem Direktor des Instituts für Strateg. Analуse s. Igor Nikolaev „war es Babkin, der Ende 2011 erreichte, dass Russland einen Sonderzoll auf importierte landwirtschaftl. Maschinen einführte“. 2012 war Babkin einer der Organisatoren des Moskauer Wirtschaftsforums. Im Rahmen der Handels- u. Industriekammer RF vertritt er die Position der Notwendigket der Entwicklung der heimischen Landwirtschaftsmaschinenindustrie als solche. Ihre Aufgabe bestehe darin, den Staat davon zu überzeugen, die Ausgangspositionen im Kampf zwischen in- u. ausländ. landwirtschaftl. Maschinen in Einklang zu bringen. Seine wirtschaftspolit. Positionen umfassen die folgenden Maximen: Konsequent gegen den Beitritt Russlands zur WTO, als ideolog. Gegner werden die "Gajdar-Schule" u. der Ökonom s. Aleksej Kudrin angesehen; Babkin unterstützt die Notwendigkeit einer radikalen Änderung der Geld-, Steuer- u. Aussenhandelspolitik Russlands, kritisiert die bestehende Diskriminierung auf dem Landwirtschaftsmaschinenmarkt u. die mangelnde Bereitschaft der Behörden, russ. Maschinenbauer bei Streitigkeiten innerhalb der WTO rechtlich zu unterstützen. Ferner kritisiert er die russ. Behörden wegen enormer Preise der Dienstleistungen von Monopolisten wie "Gazprom" sowie von Metallurgen u. Energietechnikern, unterstützt die staatl. Regulierung von Zöllen, plädiert für eine radikale Senkung des Zinssatzes der Zentralbank, befürwortet eine radikale Änderung des Steuersystems in Russland, lehnt den Kapitalabzug aus dem Land ab, fordert die Stimulation von mehr Investitionen in alle verarbeitenden Sektoren der russ. Industrie, besteht auf der Schaffung günstiger wirtschaftl. Bedingungen für die Entwicklung des nicht ressourcenbezogenen Wirtschaftssektors durch die Regierung RF u. verlangt umfangreiche personelle Veränderungen in der Regierung RF. Gleichzeitig verteidigt er die Notwendigkeit staatl. protektionist. Massnahmen zur Förderung der heimischen Produktion, die Subventionierung der Zinssätze für Kredite zum Kauf von in Russland hergestellten landwirtschaftl. Maschinen, die Beendigung des Kaufs ausländ. landwirtschaftl. Maschinen auf Kosten der Haushaltsmittel, die Erhöhung des Zollsatzes für importierte ausländ. landwirtschaftl. Maschinen, deren Analoga in Russland hergestellt werden, die Entwicklung von Exportförderungsmechanismen; die Einführung eines Quotensystems für Produzenten u. die Modernisierung von Landwirtschaftsmaschinenunternehmen. Insgesamt ist Babkin der Überzeugung, dass Russland sich wirtschaftlich weitgehend selbst unterhalten könne, es müsse jedoch mehr getan u. mehr investiert werden, die Wirtschaft müsse modernisiert werden u. man müsse sich im Land mehr anstrengen, denn das Potential existiere. Nach der Annexion der Krym durch Russland 2014 sagte Babkin bei einer Kundgebung zu einer Menschenmenge: „Wir sollten nicht bei der Krim Halt machen!“. Folgerichtig unterstützte er den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine. Von der Ukraine wurde er für die Sanktionierung vorgemerkt. Auch in Polen geriet er deswegen auf die entsprechende Sanktionsliste der Regierung. Im März 2022 trat Babkin als Direktor des in Winnipeg ansässigen Landmaschinenherstellers Buhler Industries Inc. zurück, nachdem er mindestens 2 öffentl. Erklärungen zur Unterstützung der russ. Invasion in der Ukraine abgegeben hatte.)  

BABKINA, Nadezhda Georgievna II III IV V VI VII VIII (1950-, sowjet. bzw. russ. Musikerin, Volks- u. Popsängerin, Schauspielerin, TV-Moderatorin, Volksliedforscherin, Lehrerin, Pädagogin, Volkskünstlerin Russlands u. der Republiken Tschetschenien u. Inguschetien, Politikerin. Nach dem Abitur absolvierte sie die Astrakhaner Mussorgskij-Musikschule, die Fakultät für Dirigieren u. Chorgesang des Staatl. Gnessin-Musik- u. Pädagog. Instituts in Moskau u. später die Fakultät für Bühnenregie u. Massenaufführungen der Höheren Theaterkurse am Staatl. Lunacharskij-Institut für Theaterkunst. 1974 gründete sie ein Vokalensemble. Ihr Ensemble, dessen Zusammensetzung mehrfach wechselte, spezialisierte sich auf neu arrangierte russ. Volkslieder, wobei viele Nummern zu Hits wurden. Der erste bemerkenswerte Erfolg war der Auftritt in Sotschi beim Allruss. Sowjet. Gesangswettbewerb. In den 1990er Jahren debütierte sie erfolgreich als Solistin beim Internationalen Musikfestival "Slavjanskij Bazaar“ in Vitebsk, Belarus. Von diesem Moment an trat sie mit Soloprogrammen auf u. legte den Grundstein für das Folklorefestival "Kosaken Krut“. Während vieler Jahre trat Babkina an Konzerten des russ. Staatsfernsehens auf, so auch an der beliebten Musikshow "Subbotnyj vecher". Bei diesen Gelegenheiten trat sie auch mit ihrer gleichartigen Kollegin Nadezhda Kadysheva auf. Viele "YouTube"-Videos mit Auftritten Babkinas wurden gelöscht.
Polit. Engagement: Babkinas polit. Äusserungen sind widersprüchlich. Im Juni 2008 veröffentlichte die Zeitung Moskovskij komsomolec Estonija ein Interview, in dem Babkina die Massnahme der estnischen Regierung billigte, das Denkmal für die im "Grossen Vaterländ. Krieg" gefallenen sowjet. Soldaten vom Tõnismägi-Hügel im Zentrum Tallinns in den Soldatenfriedhof zu verlegen, forderte die in Estland lebenden Russen auf, nicht gegen die Behörden der Republik zu protestieren, u. erinnerte alle in Estland lebenden Menschen daran, dass sie die Entscheidungen ihrer Regierung akzeptieren sollten". Ausserdem erteilte sie estnischen Politikern Ratschläge, wie sie mit der russ. Bevölkerung des Landes umgehen können. Im Jan. 2012 sprach sie auf einer Kundgebung in Ekaterinburg zur Unterstützung V. Putins. Im Feb. 2012 wurde sie offiziell als sog. Vertrauens- bzw. Unterstützungsperson des Präsidentschaftskandidaten für V. Putin registriert. Im März 2014 unterzeichnete sie einen kollektiven Aufruf von Kulturschaffenden Russlands zur Unterstützung der Position des Präsidenten RF in der Ukraine u. auf der Krym. Im Sept. 2014 nahm sie an den Wahlen zur Moskauer Stadtduma im Wahlkreis Nr. 6 teil, in dem sie die Mehrheit der Stimmen erhielt. Als Abgeordnete setzte sie sich für die Eröffnung von Kindermusikstudios in den Schulen ihres Distrikts ein. Sie ist oder war Mitglied des Moskauer Regionalen Polit. Rats der kremlnahen Partei "Einiges Russland".
Kritik u. Sanktionen:
Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen. Im Mai 2017 verbot der Ukrain. Geheimdienst SBU Babkina die Einreise in die Ukraine, weil sie auf der annektierten Krym unterwegs gewesen war u. die Annexion der Krym unterstützte. Babkina unterstützte die russ. Invasion in der Ukraine von 2022 u. wiederholte die These der russ. Propaganda über „die Schikanierung des russ. Volkes in der Ukraine“. Ausserdem wurde Babkina auf die "FBK"-Liste der korrupten Beamten u. Kriegstreiber gesetzt, weil sie die Aktionen der russ. Armee in der Ukraine öffentlich unterstützte. Im Okt. 2022 wurde sie auf die Sanktionslisten der Ukraine für Personen gesetzt, „die öffentlich zu einem Angriffskrieg aufrufen, die bewaffnete Aggression der RF gegen die Ukraine u. die vorübergehende Besetzung des Territoriums der Ukraine rechtfertigen u. als rechtmässig anerkennen“. Im Feb. 2023 gelangte sie auf die kanadische Sanktionsliste, weil sie an der Verbreitung russ. Desinformation u. Propaganda beteiligt gewesen sei. Im März 2023 verhängte das Aussenministerium Lettlands Sanktionen gegen Babkina u. verbot ihr die Einreise in das Land, weil sie zu den russ. Kulturschaffenden zähle, die den Krieg in der Ukraine unterstützten.)

BABURIN, Sergej Nikolaevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX   XX XXI  2014-17: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII  ab 2018: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX (1959-, sowjet. bzw. russ. Jurist, akadem. Beamter u. linker Oppositionspolitiker, Buchautor, Oberst der Justiz. Absolvent der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Omsk. Zu Beginn seines Studiums schrieb er einen Brief an den Generalsekretär des ZK KPdSU L.I. Brezhnev, in dem er über die Notwendigkeit der Rehabilitierung von Nikolaj Bukharin, Aleksej Rykov, Grigorij Sinovev u. Grigorij Sokolnikov argumentierte.  Seinen Militärdienst in Afghanistan überstand er unverletzt. Danach nahm er ein Aspiranturstudium in Leningrad auf u. verteidigte seine Dissertation über die "Die polit. u. rechtl. Lehre von Georg Forster“. Später verteidigte er seine 2. Dissertation zum Thema "Staatsgebiet: Theoretische u. rechtl. Probleme" u. wurde zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert. Nach dem Studienabschluss blieb er vorübergehend als stv. Dekan der Jurist. Fakultät seiner Alma mater erhalten.
Politik: In den 1990er Jahren war Baburin, der in der Sowjetzeit Mitglied der KPdSU gewesen war, Volksabgeordneter der RSFSR aus Omsk u. Vorsitzender des Obersten Sowjets der RSFSR. Im Dez. 1991 gehörte er zu den 7 Abgeordneten, die auf der entsprechenden Sitzung des Obersten Sowjets der RSFSR gegen die Ratifizierung des Belovezher-Abkommens über die Auflösung der UdSSR u. die Gründung der GUS stimmte. Im Sept. 1992 richtete eine Gruppe von Volksabgeordneten der RSFSR unter der Leitung Baburins eine Petition an das Verfassungsgericht RF, um die Rechtmässigkeit der Entscheidungen des Obersten Sowjets der RSFSR vom 12. Dez. 1991 "Über die Ratifizierung des Abkommens über die Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" u. "Über die Auflösung des Vertrags über die Gründung der UdSSR" zu überprüfen. Dieser Aufruf wurde jedoch nie berücksichtigt. Im Okt. 1992 wurde er zum Co-Vorsitzenden der "Front der Nationalen Rettung" gewählt. Nachdem Präsident RF s. Boris Elcyn das Dekret Nr. 1400 über die Auflösung des Kongresses der Volksdeputierten RSFSR u. des Obersten Sowjets RSFSR erlassen hatte, befand sich Baburin im belagerten Gebäude des Obersten Sowjets. Nach der gewaltsamen Auflösung des Kongresses u. des Parlaments übernahm Baburin den Posten des Dekans der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Omsk, kehrte aber bald wieder in die zentrale Landespolitik zurück, in der er als Abgeordneter der 1., 2. u. 4. Staatsduma RF Kariere machte. 2001 wurde er Vorsitzender der Nationalen Wiedergeburtspartei "Volkswille", 2003 Mitgründer des Wahlblocks Patriot. Volksunion "Rodina". Im März 2004 wurde er stv. Vorsitzender der Staatsduma RF. Im Wahlkampf der Duma 2007 erlangte Baburin breite Aufmerksamkeit in den Medien, als er einen Gesetzentwurf vorschlug, der für jeden Russen 4 Mln. Rubel als einmalige Entschädigung für das Fehlverhalten während der Privatisierung von Staatseigentum in den frühen 90er Jahren vorsah. Als im Dez. 2007 bei der Wahl einer neuen Staatsduma RF seine Partei nicht zugelassen wurde, kehrte er auf den Posten des Rektors der Russ. Staatsuniversität für Handel u. Wirtschaft RGTEU zurück, den er im Aug. 2002 erhalten hatte. Anfänglich wurde seine Arbeit als Rektor der RGTEU für erfolgreich gehalten. Im Dez. 2012 änderte das Ministerium für Bildung u. Wissenschaft RF jedoch seine Meinung über die RGTEU, stufte die Universität als ineffektive Lehranstalt ein u. beschloss, sie mit einer anderen Universität zusammenzulegen. Nach dieser Entscheidung begannen an der RGTEU Studentenunruhen. Baburin schrieb einen offenen Brief an den Präsidenten RF V. Putin, den er darum bat, sich mit der Situation rund um die Universität zu befassen. Aber noch im gleichen Monat wurde Baburin auf Anordnung des Ministers für Bildung u. Wissenschaft RF aus dem Amt des Rektors entlassen. Baburin, ein Teil des Lehrpersonals u. die Studenten der RGTEU reagierten mit Empörung u. beabsichtigten, vor Gericht zu klagen. Baburin forderte die Studenten auf, den Streik zu beenden, wonach die Protestaktion eingestellt wurde. Seit April 2011 war Baburin auch Präsident der "Vereinigung der jurist. Hochschulen". Im Dez. 2011 wurde Baburin auf dem Kongress der "Russ. Volksunion", einer linken Kraft, die von einer gesellschaftspolit. Bewegung zur polit. Partei wurde, zum Parteivorsitzenden gewählt. 2014 unterstützte er die Annexion der Krym durch Russland u. nahm an den Wahlen zur Moskauer Stadtduma als Kandidat der KPRF teil, wurde jedoch nicht gewählt. Auch bei den Parlamentswahlen 2016 wurde er von der KPRF in einem Moskauer Bezirk zwar nominiert, blieb jedoch erfolglos. Als Gegner des Präsidenten RF V. Putin liess sich Baburin, der jetzt Mitarbeiter des "Instituts für sozialpolit. Forschung" war, im Herbst 2017 als Kandidat der "Russ. Volksunion" für die Präsidentschaftswahl RF 2018 nominieren. Nachdem die Zentrale Wahlkommission RF die 1. Eingabe seiner Kandidatur aus formalen Gründen abgelehnt hatte, war der 2. Antragsversuch erfolgreich. Das Wahlprogramm Baburins enthielt Pläne für den Rücktritt der Regierung RF von s. Dmitrij Medvedev, womit das Land seiner Meinung nach aus der Krise kommen könne. Sollte er selbst Präsident RF werden, beabsichtigte Baburin, eine Verfassungsreform durchzuführen u. das Gesundheits- u. Bildungswesen zu verbessern. Dabei wollte Baburin das Einheitl. Staatsexamen abschaffen u. das sowjet. Bildungssystem wieder einführen. Ferner wollte er das Visaregime mit Ländern verschärfen, die illegale u. Massen ungelernter Arbeitskräfte liefern", die Entwicklung der Krym als legales Territorium Russlands" fördern, dem kulturellen Bereich mehr Aufmerksamkeit schenken u. Massnahmen zur Eindämmung des Wachstums der kommunalen Wohnpreise ergreifen. Mit 0,65% der Wählerstimmen erreichte Baburin jedoch nur den letzten Platz bei der Wahl. Im März 2022 unterstützte er den von Putin im Feb. entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Juni 2022 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften Abchasiens. Bei dieser Gelegenheit erklärte er, dass Abchasien das Recht auf Souveränität habe. Im Aug. 2023 nahm er in Velikie Luki aus Anlass des 80. Jahrestags der Befreiung der Stadt von den deutschen Faschisten im 2. WK an der feierlichen Zeremonie zur Einweihung eines 8 Meter grossen, in Bronze gegossenen Stalin-Denkmals auf einem Fabrikareal (Mikron-Werk) teil u. hielt eine Rede. Dabei lobte er Putin grossspurig als Führer der Menschheit in Bezug auf die Erhaltung der traditionellen geistig-moralischen Werte gegen die westliche Unmoral u. Wehrlosigkeit" u. betonte überschwänglich die historische Rolle des Generalissimus des Sieges I.V. Stalin". Ausführlicher dazu s. hier.)

BABUROVA, Anastasija Eduardovna II III IV V VI (1983-2009, gew. ukrain.-russ. Ökonomin, Juristin u. Journalistin u. polit. Aktivistin in Russland. Wuchs in Sevastopol auf der Krym auf. Absolventin der Fakultät für Wirtschaft u. Management der Schwarzmeer-Filiale der MSU in Sevastopol, der Fakultät für Internationales Recht der MGIMO u. der Fakultät für Journalistik der MSU, offenbar jedoch ohne Abschluss. Sie war Meisterkandidatin im Schach, betrieb verschiedene Kampfsportarten sowie Yoga u. Fechten. 2000 wurde sie Staatsbürgerin RF u. zog 2001 nach Moskau, wo sie neben ihrem Universitätsstudium als freie Journalistin, zunächst für die Vechernjaja Moskva, dann für die Rossijskaja gazeta u. Izvestija arbeitete. Ab Okt. 2008 recherchierte sie vor allem als freie Korrespondentin für die Novaja gazeta über russ. Neonazi-Gruppen u. deren Hintermänner. Politisch aktiv wurde sie, nachdem sie Zeugin eines Neonazi-Angriffs auf einen korean. Studenten geworden war. Sie engagierte sich in der Menschenrechts- u. Antifabewegung u. gehörte der anarcho-kommunist. Organisation "Autonome Aktion" an, nahm an den Aktivitäten der Umweltlager "Bewahrer des Regenbogens" teil, organisierte Aktivitäten in sozialen Foren, darunter das Europäische Sozialforum in Malmö, Schweden, das Festival "Anti-Kapitalismus 2008" u.a. Als sie an der Aktion gegen die Vertreibung von Mietern ehem. Arbeitern der Moskauer Kleiderfabrik "Smena" u. von Flüchtlingen aus den GUS-Ländern aus der Jugendherberge des Bundesgefängnisdienstes UFSIN in Jasnyj Proezd teilnahm, wurde sie von der Polizei für einen Tag festgenommen. Im Juni 2008 war sie auch an einer Aktion gegen die Zerstörung des Waldes von Khimki beteiligt. Ende dieses Monats nahm sie an der Konferenz "Lesungen von Prjamukhin" teil, die sich mit der Geschichte der Entwicklung anarchist. Ideen u. den Problemen ihrer modernen Umsetzung befasste.
Tod: Im Jan. 2009 wurde Baburova zusammen mit dem Menschenrechtsanwalt s. Stanislav Markelov auf einer belebten Strasse im Zentrum Moskaus erschossen u. starb schwer verletzt wenige Stunden später in einem Spital. Laut Medienberichten soll der Schuss des Mörders Markelov gegolten haben. Baburova war bereits die 4. Mitarbeiterin der Novaja gazeta, die seit dem Jahr 2000 gewaltsam ums Leben kam; die international bekannteste von ihnen war s. Anna Politkovskaja, die 2006 in Moskau ermordet wurde. Das Aussen- u. Innenministerium RF erklärten in einer Stellungnahme, Baburova sei zufällig getötet worden. Nach einer anderen Version, die vom stv. Chefredaktor der Novaja gazeta, Sergej Sokolov, moniert wurde, wurde sie absichtlich erschossen. Der Schütze - ein gewisser Nikita Tikhonov - sagte, dass er das Mädchen, das neben Markelov ging, nicht kannte, u. bedauerte ihren Tod. Ende April 2011 wurde ein polit. rechtsextrem orientiertes Paar, das Anfang Nov. 2009 festgenommen worden war, von einem Geschworenengericht des Mordes schuldig gesprochen: Der Hauptangeklagte Nikita Tikhonov wurde für die Ermordung beider Opfer für schuldig befunden u. zu lebenslänglicher, seine mitangeklagte Lebensgefährtin zu 18 Jahren Haft verurteilt. Die Reaktionen in Russland waren von Empörung u. Bedauern geprägt u. von Sorge erfüllt. Laut Igor Jakovenko, Sekretär der Union der Journalisten Russlands, sei zu befürchten, dass der Beruf des Journalisten immer gefährlicher werde. Der bekannte russ. Dokumentarfilmer Valerij Balajan erachtete es als seine Pflicht, an der Beerdigung der 25-jährigen Journalistin, die er selbst persönlich nicht kannte, in Sevastopol teilzunehmen, um sich mit dieser ermordeten Kollegin zu solidarisieren. Es habe sich bei Baburova u. den anderen ermordeten Mitarbeitern der Novaja gazeta um Menschen gehandelt, „die einen hohen Preis für unsere Gesellschaft die er als tot" u. taub" bezeichnete zahlen, um zumindest ein kleines Licht oder eine kleine Quelle der Wahrheit zu vermitteln“. Aleksandr Altunjan, stv. Dekan der Fakultät für Journalismus an der Internationalen Universität in Moskau, hielt die Ermordung Baburovas nicht für zufällig, denn schliesslich sei sie von der Novaja gazeta gewesen, habe Artikel über Nationalismus geschrieben, wollte Markelov interviewen usw. Ähnlich lautende Meinungen äusserten auch Viktor Loshak, Chefredaktor des Magazins Ogonjok, u. Maksim Shevchenko, Journalist u. Moderator des "1. Kanals". Was die Erwähnung Baburovas durch den französ. Aussenminister Kouchner in seiner Neujahrsansprache u. durch den ukrain. Präsidenten s. Viktor Jushchenko, der sein Beileid zum Tod der Journalistin ausdrückte, betraf, reagierte das Aussenministerium RF in gewohnter Weise gereizt u. verwahrte sich dagegen, dem Mordfall „künstlich" einen polit. Charakter mit dem Zweck verleihen zu wollen, Russland zu diskreditieren u. die mangelhafte Pressefreiheit in der RF anzuprangern.)

BABUSHKIN, Andrej Vladimirovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL  2017-: IIa IIb III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII (1964-2022, gew. russ. Menschenrechtsaktivist, Oppositionspolitiker, Autor. Studium der Oboe an der Puschkin-Musikschule. In der Sowjetzeit war er in der internationalen Freundschafts- u. Kommunardenbewegung sowie im Komsomol tätig u. absolvierte ein Studium des wissenschaftl. Kommunismus an der Philosoph. Fakultät der MSU mit der Qualifikation "Lehrer für wissenschaftl. Kommunismus“ u. einer Dissertation über informelle Jugendbewegungen. 1990 wurde er als Abgeordneter in den Moskauer Stadtrat  gewählt, in dem er Mitglied der Kommission für Gesetzlichkeit war u. die Moskauer Kommission für Gefängnisse u. Kriminalprävention leitete. Nach der Auflösung des Rats wurde er zum Direktor der "Gesellschaft der Treuhänder der Strafvollzugsanstalten" gewählt. Als solcher organisierte er regelmässige Besuche in den Straflagern u. U-Haftanstalten des Moskauer Gebiets, arrangierte Konzerte, Empfänge, Vorträge, verteilte humanitärer Hilfe u. war Vorstandsvorsitzender einer Wohltätigkeitsorganisation. Er leistete Hilfe für obdachlose Kinder u. Waisen, führte mehrere Razzien auf Moskauer Bahnhöfen durch, um Strassenkinder zu identifizieren u. sie einem sozial günstigen Umfeld zuzuführen. Ferner war er an der Gründung eines Fussballklubs der Waisenhäuser beteiligt u. war Mitglied des Kuratoriums des Sozialen Rehabilitationszentrums des Moskauer Stadtbezirks Otradnoe. Zudem trat er einer Arbeitsgruppe für die Lösung des Problems der Vernachlässigung von Kindern u. Obdachlosigkeit bei u. beteiligte sich an der Ausarbeitung eines Gesetzes "Über die Grundlagen des Systems zur Verhütung von Vernachlässigung u. Jugendkriminalität“, wobei die meisten Vorschläge Babushkins nicht berücksichtigt wurden. Ausserdem verfasste er eines der ersten Handbücher für russ. Waisenkinder. Im Sept. 1996 wurde er einer der Initiatoren u. Gründer der regionalen gemeinnützigen Organisation "Komitee für Bürgerrechte“ u. zum Vorsitzenden der Organisation gewählt. 2002-22 war er Vorsitzender der überregionalen gemeinnützigen Organisation "Komitee für Bürgerrechte“. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine u. den darauf folgenden Sanktionen geriet das Komitee aufgrund fehlender Zuschüsse in erhebliche Probleme. 2001 wurde Babushkin Mitglied der Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des "Bürgerforums" im Kreml u. leitete eine der Sektionen des Forums. Er wurde Mitglied einer der ersten öffentl. Räte bei Strafverfolgungsbehörden, so bei der Moskauer Staatsanwaltschaft u. beim  Justizministerium RF. 2005 war er einer der Initiatoren der Gründung des Öffentl. Rats für die Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen u. Medien bei der Moskauer Hauptverwaltung für innere Angelegenheiten – später umbenannt in Öffentl. Rat bei der Hauptverwaltung des Innenministeriums RF für die Stadt Moskau. 2013-20 war er stv. Vorsitzender dieses Rats. Verfasser der Bücher "Für einen Polizeibeamten über Menschenrechte“ u. "Vorbereitung der Abteilung für innere Angelegenheiten bei einer Inspektion“. Ab Nov. 2012 war er auch Mitglied des Rats beim Präsidenten RF für die Entwicklung der Zivilgesellschaft u. der Menschenrechte u. Leiter der Ständigen Kommission zur Reform des Strafvollzugssystems, ferner Mitglied des Expertenrats beim Kommissar für Menschenrechte in der RF, Ehrenvorsitzender der Kommission für öffentl. Überwachung der Stadt Moskau, Vorsitzender des Kuratoriums des Russ. Roten Kreuzes u. der Stiftung zur Unterstützung von Sozial-, Rechts- u. Bildungsprogrammen "Öffentliche Initiative". 2016-17 war er einer der schärfsten Kritiker der "Gesellschaftl. Kammer RF" wegen Verstössen, die bei der Gründung der ONK begangen wurden. Babushkin war seit 1999 Mitglied der polit. Partei "Jabloko", Mitglied ihres Föderationsrats u. Vorsitzender der Moskauer "Jabloko"-Kommission für die Arbeit mit den Strafverfolgungsbehörden, ferner Mitglied des Präsidiums der Organisation "Offiziere Russlands" u. Angehöriger der Russ.-Orthodox. Altritualist. Kirche - Altgläubige.)

BABUSHKIN, Igor Jurevich II III IV V VI (1970-, russ. Jurist-Ökonom mit militär. Ausbildung, Staatspolitiker. Z.Zt Gouverneur des Gebiets Astrakhan. Absolvent der Moskauer Militär. Kommandohochschule. 2002 erhielt der Militäroberst eine Zusatzausbildung am "Golicyn Grenz-Institut" des FSB RF mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften. Ausserdem absolvierte er das "Institut für Management, Wirtschaft u. Innovationen". Im Jan. 2013 trat er die Stelle des stv. Leiters der Bundesanstalt für Landesvermögensverwaltung an. Dort beaufsichtigte er die Vermögensabteilungen der Staatskasse, der Bundesbehörden u. Organisationen im Bereich Verteidigung u. Sicherheit, ferner die Abteilungen des Industriekomplexes u. für ausländ. Eigentum u. war für die Übertragung religiöser Objekte an die Russ.-Orthodoxe Kirche verantwortlich. Im Sept. 2018 wurde er zum stv. Bevollmächtigten Vertreter des Präsidenten RF im Föderationskreis Nordkaukasus ernannt. Im Juni 2019 wurde er per Dekret des Präsidenten RF V. Putin zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Astrakhan ernannt u. im Sept. mit einem Ergebnis von 75,64% der Wählerstimmen in der 1. Wahlrunde zum Gouverneur des Gebiets Astrakhan gewählt. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen. Im Dez. 2022 wurde er im Zusammenhang mit dem russ. Krieg gegen die Ukraine wegen Unterstützung u. Umsetzung von Massnahmen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben, auf die EU-Sanktionsliste gesetzt. Die EU stellte fest, dass Babushkin am illegalen Transport ukrain. Kinder nach Russland u. an deren Adoption durch russ. Familien beteiligt war, während Babushkins Handlungen die Rechte ukrain. Kinder u. das ukrain. Recht selbst verletzten. Im Feb. 2023 wurde Babushkin auf die Sanktionsliste der USA von Personen gesetzt, die an „der Durchführung russ. Operationen u. Aggressionen gegen die Ukraine sowie der illegalen Verwaltung der besetzten ukrain. Gebiete im Interesse der RF“ beteiligt sind, u. insbesondere wegen der „Einberufung von Bürgern zum Krieg in der Ukraine“. Aus ähnlichen Gründen figuriert sein Name auch auf den Sanktionslisten Kanadas, Australiens, Neuseelands u. Japans sowie der Ukraine u. der Schweiz.)

BABCHENKO, Arkadij Arkadevich II III IV V VI VII VIII  2018-21: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV  2022-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII  XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII (1977-, russ. unabh. investigativer u.oppositioneller Journalist, Kriegsreporter u. -beobachter, Buchautor mit Antikriegs- u. Kreml-kritischer Haltung. Mit 18 Jahren wurde Babchenko als Jurastudent zum Militärdienst in die russ. Armee eingezogen u. wurde 1995 in den 1. Tschetschenienkrieg geschickt. 1997 kehrte er nach Moskau zurück u. schloss sein unterbrochenes Jurastudium an der Modernen Universität für Geisteswissenschaften mit einem Bachelor ab. Nach Beginn des 2. Tschetschenienkriegs unterzeichnete er einen Vertrag mit den Streitkräften RF u. nahm freiwillig an den Kriegshandlungen teil. Er diente als Signalmann in motorisierten Schützentruppen, später als Kommandant für die Berechnung eines Granatwerfers. Nach Ablauf des Vertrags wurde er 2000 in die Reserve versetzt u. kehrte nach Moskau zurück, wo er als Journalist für die Zeitung Novaja gazeta tätig wurde. 2008 berichtete er über den Konflikt Russlands in Georgien u. Südossetien, 2010 über die Unruhen in Südkirgistan. Babchenko ist davon überzeugt, dass 2011 in Russland die Chance verpasst wurde, einen gewaltfreien polit. Kurswechsel herbeizuführen. Im März 2012 wurde gegen Babchenko ein Strafverfahren nach Art. 212 StGB RF wegen "Aufrufen zu Ausschreitungen" im Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Posts über mögliche Taktiken von Demonstranten, die anlässlich der Proteste nach den russ. Parlamentswahlen 2011 "für faire Wahlen" plädierten, eingeleitet. Die beiden Tschetschenienkriege, der Georgienkrieg 2008 u. der Krieg in der Ostukraine ab 2014 haben laut Babchenko einen kolonialist. Charakter. Seiner Auffassung nach hätte Russland Tschetschenien die Unabhängigkeit gewähren sollen. Im Winter 2013-14 war er in Kiev, Ukraine, wo er an den Protesten des "Euromajdans" teilnahm. Im Frühjahr 2014 berichtete er aus dem Donbass u. über die dortigen kriegsähnl. Aktivitäten, die von eingeschleusten pro-russ. Milizen u. örtlichen Separatisten mit der Unterstützung des Kremls angezettelt worden waren. Im Mai 2014 entging Babchenko per Zufall dem Tod, weil er nicht in einem überladenen ukrain. Hubschrauber mitflog, der in der Nähe der Stadt Slavjansk abgeschossen wurde, wobei den Absturz niemand überlebte. Babchenko beteiligte sich an den Aktivitäten der russ. Opposition, ist Mitglied des "Forums Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, u. unterstützt die Ukraine im Krieg im Donbass. Ausserdem berichtete er kritisch über den russ. Militäreinsatz in Syrien 2015. Gewisse Staatsduma-Abgeordnete u. russ. Staatsmedien warfen ihm mangelnden Patriotismus vor u. forderten den Entzug seiner Staatsbürgerschaft, seine Ausweisung aus Russland u. die Enteignung. Neben anderen aggressiven Massnahmen "patriot." Kräfte gegen ihn setzte der berüchtigte ultrarechtsnationalist. russ. Fernsehkanal "Tsargrad TV" Babchenko auf die Liste der "Top 100 Russophoben“. Weil er sich in Russland nicht mehr sicher fühlte, verliess er im Feb. 2017 nach wüsten Drohungen von diverser Seite das Land u. begab sich zunächst nach Prag, später nach Kiev, Ukraine, u. schliesslich nach Israel ins Exil. 2017-19 moderierte er eine Sendung auf einem krymtatar. TV-Sender. Im Mai 2018 liess Babchenko in der Ukraine offenbar unter Kooperation mit dem ukrain. Geheimdienst SBU seine Ermordung vortäuschen /II/, um angebliche Anschlagspläne des russ. Geheimdienstes zu enttarnen u. den Auftraggeber zu identifizieren. Obwohl er sich für die Vortäuschung seines Todes entschuldigte, wurde die Aktion sowohl vom Aussenministerium RF als auch von Vertretern der OSZE u. der NGO "Reporter ohne Grenzen" scharf kritisiert. Nach der Inszenierung des Mordes wurde Babchenko an einen geheimen Ort gebracht, wo er bewacht wurde, so dass er praktisch nicht mehr nach draussen gehen oder treffen konnte, wen er wollte. Ende Mai gab es eine Pressekonferenz beim SBU. Im Okt. 2018 sprach er auf einer Tagung des Europarats. Im Dez. erklärte das Magazin Time den Journalisten mit anderen zur "Person des Jahres 2018“. Bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine 2019 unterstützte Babchenko den Kandidaten s. Petro Poroshenko u. beurteilte s. Volodymyr Zelenskyj, der die Wahl gewann, sowie Mitglieder seines Teams, die er als völlig verrückt" u. völlig unverständlich" bezeichnete, sehr negativ. Nach dieser Wahl wollte er die Ukraine verlassen. Anfang Nov. 2019 verkündete er auf seiner Facebook-Seite, dass er nie wieder nach Russland zurückkehren werde, da er die Verbindung mit der Heimat verloren habe. Im selben Monat wurde bekannt, dass Babchenko, der fliessend Ukrainisch spricht u. sich selbst als Ukrainer betrachtet, Kiev verlassen habe u. in ein anderes Land gezogen sei, weil er mit der Politik der aktuellen ukrain. Regierung nicht einverstanden sei. Im Dez. 2019 teilte Babchenko mit, dass er sich in Israel aufhalte, ihm aber die Abschiebung aus diesem Land drohe, weil er mittel- u. arbeitslos sei, woraufhin er sich an seine Anhänger in den sozialen Netzwerken wandte, um finanzielle Hilfe zu erhalten. Ende Aug. 2022 gab Babchenko s. Dmitrij Gordon ein interessantes Interview. Im April 2023 fügte das Justizministerium RF Babchenko der Personenliste der sog. "ausländ. Agenten“ hinzu. Zur Zeit lebt Babchenko in Estland. Ende Juli 2023 warf er Eier auf die Botschaft RF in Tallinn, wofür er eine Geldstrafe erhielt.
Werke u. Bücher: 2001 veröffentlichte die russ. Literaturzeitschrift Oktjabr Babchenkos literar. Bericht über seine traumat. Erfahrungen als Soldat in Tschetschenien in einer Reihe von Kapiteln unter dem Titel "Zehn Episoden über den Krieg" /II/. Der Text enthält die Schilderung der persönlich verarbeiteten Erlebnisse mit der eigenen Truppe u. des Schreckens des Tötens auf beiden Seiten. Die Literaturzeitschrifte Novyj mir veröffentlichte 2002 seine Kurzgeschichte "Alkhan-Jurt" – benannt nach dem Massaker von Alkhan-Jurt, mit einer Rezension beider Werke in Znamja. Das Buch "Alkhan-Jurt" /478 S./ erschien 2006 im Verlag "Jauza", das Buch "Vojna" /Krieg, 351 S./ kam 2015 im Verlag "Alpina" heraus. Mit seinen Texten erlangte der Autor Bekanntheit in literarischen Kreisen in Russland u. später auch darüber hinaus. Eine Reihe von russ. Literaturkritikern betrachtet Babchenko als einen der Begründer der modernen russ. Militärprosa – zusammen mit Aleksandr Karasjov u. s. Zakhar Prilepin.
Dt. Übersetzungen: 2006 erschien im dt. "Rowohlt"-Verlag die dt. Fassung mit dem Titel "Die Farbe des Krieges" /II/; 2008 kam der Text auf Englisch als "One Soldier's War" in New York heraus. Dt. Rezensenten waren höchst beeindruckt von dem Werk mit seiner gnadenlos-präzisen Schilderung", in dem sie mehr als nur eine Ergänzung der mutigen Arbeit der ermordeten Journalistin s. Anna Politkovskaja sahen, die diesen barbarischen Krieg dokumentiert hatte, zumal Babchenkos Arbeit auch literarisch überzeuge. Die hohe Glaubwürdigkeit seiner Texte basiere darin, dass der Autor die beschriebenen Kriege selbst erlebt hat. Im Weiteren erschien 2009 bei "Rowohlt" Babchenkos Buch "Ein guter Ort zum Sterben" über das beklemmende Schicksal russ. Truppen, die einen kleinen Ort nahe der tschetschen. Hauptstadt Groznyj belagern, in dem sich Rebellen verschanzt haben. 2014 erschien im selben Berliner Verlag sein Buch "Ein Tag wie ein Leben" /II/, das verschiedene Geschichten enthält, so über einen US-Soldaten, der offen über die amerikan. Folterpraxis im Irak spricht, über einen Terroristenführer im Kaukasus, der seinen schwer verwundeten Gegner pflegt, u. über einen Gefangenen, der sich freiwillig zum Strafbataillon meldet. Im Sept. 2022 kam anlässlich des Ausbruchs
des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine sein Buch "Im Rausch" /III/ heraus. Babchenko hält Rusland für ein faschist. Reich", das von einem „wahnsinnigen Führer" regiert werde. Babchenko ist der Ansicht, dass Verhandlungen mit Putin zwecklos wären. Nach Babchenkos Berechnung hat Russland nach dem 2. WK 40 Kriege auf ausländ. Territorium ausgeführt oder angezettelt hat.)

BAGAPSH, Sergej Vasilevich II III IV V (1949-2011, gew. sowjet. Agronom, abchas. Politiker. Absolvent des georg. Instituts für subtropische Wirtschaft mit einem Abschluss in Agronomie. In der Sowjetzeit war Bagapsh als Leiter des Informationssektors des ZK des Komsomols Georgiens, als Leiter der Abteilung für Arbeiter u. Landjugend des ZK des Komsomols Georgiens sowie als 1. Sekretär des abchas. Regionalkomitees des Komsomols Georgiens tätig. Er unterstützte aktiv die abchas. nationale Befreiungsbewegung, nahm 1989 an den Aufständen in Suchumi auf abchas. Seite teil u. wurde am Hals verwundet. In den 1990er Jahren war er Vertreter Abchasiens in Moskau. Seine Zeit als Regierungschef Abchasiens fiel in den Krieg mit Georgien von 1998, in dem Zehntausende Georgier aus Abchasien vertrieben wurden. Nach seiner Pensionierung im Juni 1999 war er bis 2004 Generaldirektor des staatl. Energiekonzerns "Chernomorenergo". Inzwischen hatte s. Vladislav Ardzinba eine mächtige Opposition gebildet, die sowohl Leute aus den herrschenden Kreisen wie Sergej Bagapsh u. s. Aleksandr Ankvab als auch verschiedene soziale u. polit. Bewegungen vereinte, von denen "Amtsakhara" u. das "Vereinigte Abchasien" die bekanntesten waren. Seit der Abspaltung von Georgien u. der Gründung des unabhängigen Abchasien hatte Bagapsh führende Positionen in seiner Regierung inne u. wurde nach 2004 - als Nachfolger Vladislav Ardzinbas - 2x zum Präsidenten der Republik gewählt. Unter Bagapsh anerkannte die RF zum Schaden Georgiens die Republik Abchasien offiziell als souveränen u. unabhängigen Staat, der allerdings international isoliert blieb. Während des bewaffneten Konflikts in Südossetien 2008 war Bagapsh der Oberbefehlshaber der Streitkräfte Abchasiens. Zusammen mit dem "Präsidenten" der "Republik Südossetien" s. Eduard Kokoity unterzeichnete er 6 Grundsätze zur Beilegung der Konflikte zwischen Georgien u. Südossetien einerseits sowie zwischen Georgien u. Abchasien andererseits, die zuvor vom Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev u. dem franz. Präsidenten N. Sarkozy ausgearbeitet worden waren. Im Dez. 2009 fand in Abchasien eine Präsidentschaftswahl statt, die Bagapsh erneut gewann. Seine 2. Amtszeit als Präsident Abchasiens wurde von seiner Lungenkrebserkrankung beeinträchtigt. Im Mai 2011 starb er nach einer Operation in Moskau.
De-facto-Unabhängigkeit Abchasiens:
Im Aug. 2008 ratifizierte der Präsident RF s. Dmitrij Medvedev den Beschluss der beiden Kammern des russ. Parlaments, Föderationsrat RF u. Staatsduma RF, Abchasien gleichzeitig mit Südossetien als selbständigen Staat anzuerkennen. Als bisher einzige allgemein anerkannte Staaten haben seit 2008 Russland, Nicaragua, Venezuela, Nauru u. Syrien die Unabhängigkeit Abchasiens anerkannt, wobei die pazifischen Inselstaaten Tuvalu u. Vanuatu ihre 2011 ausgesprochene Anerkennung wenige Jahre später im Zuge der Aufnahme diplomat. Beziehungen mit Georgien zurückzogen. Nahezu alle anderen Staaten der Welt betrachten Abchasien als georg. Hoheitsgebiet u. anerkennen die in Georgiens Hauptstadt Tiflis amtierende Exilregierung der
Autonomen Republik Abchasien als rechtmässig, auch wenn sie de facto keinen Einfluss in der Region ausübt. Abchasien bildet zusammen mit den anderen von Russland durch sogenannte eingefrorene Konflikte geschaffenen De-facto-Regimen Arzach/BergKarabach-, Transnistrien uSüdossetien die "Gemeinschaft nicht-anerkannter Staaten" des Raums der ehem. Sowjetunion, die sich wechselseitig in ihren Souveränitätsbestrebungen unterstützen. Gest. im Mai 2011 in Moskau.)

BAGDASAROV, Semjon Arkadevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX (1954-, sowjet. Militärführer, russ. Politologe-Historiker, ehem. Beamter u. Staatspolitiker RF armen. Herkunft /eigtl. Bagdasarjan/. Absolvent der Panzerschule in Uljanovsk, danach diente er als Kommandeur eines Panzerzugs im Militärbezirk Odessa auf der Krym u. vervollständigte seine Militärkarriere bis zum polit. Offizier einer Raketendivision. In den 80ern besuchte er weitere Militärschulen. In den 90ern arbeitete er als Leiter der Abteilung für Zusammenarbeit mit Usbekistan, Tadschikistan u. Turkmenistan des Ministeriums für GUS-Angelegenheiten RF u. war, Oberst der Reserve, Ende des Jahrzehnts Berater des Ministers für Föderation u. Nationalitäten RF u. 2000-1 Berater des Büros des Duma-Ausschusses für Industrie, Bauwesen u. Spitzentechnologien. In der Folge war er stv. Gouverneur des Gebiets Nizhnij Novgorod u. Vorsitzender des Exekutivkomitees der Union der öffentl. Vereinigungen "Für ein gerechtes Russland!". Im Dez. 2007 wurde er auf der föderalen Kandidatenliste der Partei "Gerechtes Russland: Mutterland/Rentner/Leben“ in die 5. Staatsduma RF gewählt, in der er Mitglied der Fraktion "Gerechtes Russland" u. Mitglied des Ausschusses für Zivil-, Straf-, Schieds- u. Verfahrensrecht  war. Als Abgeordneter behauptete er im Nov. 2015, dass die Türkei a priori kein verlässlicher Partner Russlands sein könne. Anlässlich des 30. Jahrestags des Einmarsches sowjet. Truppen in Afghanistan war er einer der Verfasser einer Erklärung in der Staatsduma RF, in der die Richtigkeit u. Notwendigkeit des Einmarsches sowjet. Truppen in Afghanistan erklärte wurde. Bei der Prüfung des Gesetzentwurfs "Über Veteranen“ warf Bagdasarov die Probleme des sozialen Schutzes von Kriegsveteranen u. Teilnehmern lokaler militär. Konflikte auf. In seiner aussenpolit. Tätigkeit befasste sich der Abgeordnete mit Fragen der Stellung von Landsleuten sowie des Schutzes ihrer Rechte u. Interessen in den Ländern der GUS. Bei den Parlamentswahlen 2016 wurde er nicht mehr in die Staatsduma RF gewählt. Ab 2014 fungiert er als Direktor des - chimärischen? - "Zentrums für die Erforschung des Nahen Ostens u. Zentralasiens", wo er sich angeblich mit der polit. u. militär. Analyse sensibler Themen dieser Regionen befasst. Sein selbsternanntes Expertentum in Bezug auf die Probleme des Nahen Ostens u. Zentralasiens war etwa bei Mitarbeitern des "Instituts für Orientalistik der Russ. Akademie der Wissenschaften" umstritten. Das "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste führt, wirft Bagdasarov "aggressive Propaganda, Aufstachelung zu Hass u. Feindschaft gegenüber anderen Völkern u. Staaten u. Verbreitung unzuverlässiger Informationen" vor. Novaja gazeta bezeichnete ihn als „Prediger des Hasses“, weil er in Publikationen, TV- u. Radiosendungen schockierende u. provokative Äusserungen zur Aussenpolitik machte u. sich an einer aggressiven Hetzpropaganda gegen die Ukraine, die Baltischen Staaten u.a. Länder beteiligte. Ferner sprach er sich wiederholt für die proruss. Separatisten im Donbass in der Ostukraine aus u. forderte eine umfassende militär. Invasion in der Ukraine - die im Feb. 2022 auch tatsächlich stattfand - sowie die Zerstörung des ukrain. Staates, was der Kreml in der Tat im Sinn hat. In der berüchtigten Sendung "Abend mit s. Vladimir Solovjov" im Staatsfernsehen, wo er häufig zu Gast ist, führte er sich als Anhänger der grossen Sowjetunion" auf, nannte die Ukraine ein Krebsgeschwür" u. sagte, dass sie als Bedrohung für die RF eliminiert werden müsse. Die aserbaidschan. Medien warfen Bagdasarov vor, in russ. TV-Sendern gegen Aserbaidschan aufzutreten u. für Turkophobie zu werben. Am 24. April, dem Gedenktag des Völkermords an den Armeniern im Osman. Reich, tritt er als "Festredner" auf. Im Nov. 2022 rief er den Kreml auf, Kasachstan u. Turkmenistan zu nehmen.
Sanktionen: Im Okt. 2022 wurde Bagdasarov vor dem Hintergrund des
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine auf die ukrain. Sanktionsliste der Personen des öffentl. Lebens gesetzt, die öffentlich zu einem Angriffskrieg aufrufen, die bewaffnete Aggression Russlands gegen die Ukraine rechtfertigen u. als legitim anerkennen, sowie das ukrain. Territorium vorübergehend besetzen". Im März 2023 wurde er wegen Unterstützung der vom Kreml-Regime begangenen Gräueltaten" auf die Sanktionsliste Lettlands gesetzt u. mit einem Einreiseverbot belegt.)

BAGIROV, Eduard Izmailovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII (1975-2023, gew. russ. Schriftsteller, Drehbuchautor, polit. Berater u. Stratege. Geboren in einer aserbaidschan.-russ. Familie in der Turkmen. SSR, desertierte er nach eigenen Angaben nach dem Einzug ins Militär u. floh vom Nijazov-Regime nach Russland, wo er seit Jan. 1994 in Moskau lebte. Im selben Jahr wurde er nach Art. 144 Teil 2 StGB RSFSR wegen "Diebstahls“ verurteilt u. verbüsste seine Strafe in einem russ. Gefängnis. Später nahm er in Moskau seine Geschäfte auf u. studierte ab 2001 kurze Zeit an der Jurist. Fakultät der Moskauer Staatl. Akademie für Wassertransport. 2002 gründete er mit s. Sergej Minaev das Literaturportal litprom.ru, dessen Chefredaktor Bagirov später selbst wurde. Sein 2007 veröffentlichter Roman "Gastarbeiter", der von den Abenteuern eines jungen Mannes erzählt, der aus Turkmenistan kam u. in Moskau strandete, machte Bagirov berühmt u. populär. In der Buchhandlung "Moskva" gehörte es zu den 20 beliebtesten Titeln, in "Biblio-Globus" belegte es den 3. Platz im Verkauf von russ. belletrist. Werken. In seinem 2. Roman "Liebhaber" von 2008, der die Erzählung des ersten Romans teilweise weiterspinnt, lernt ein Mann mit aserbaidschan. Namen über das Internet eine verheiratete Frau aus einer anderen sozialen Schicht kennen. Im 3. Roman "Idealist" von 2010 bekommt ein Ukrainer einen Job in der Redaktion einer Moskauer Zeitung u. klettert nach den Ereignissen des Kiever "Majdans" u. der darauf folgenden "orangen" Revolution schnell die Karriereleiter hinauf. 2015 gab Bagirov bekannt, dass er an einem 4. Roman mit dem vorläufigen Titel "Russland-2045" arbeite. Ende Sept. 2009 nahm er in Moskau an einer Kundgebung gegen Korrupton teil, an der er öffentlich auftrat.
2011 wurde Bagirov in Chiºinãu, Moldawien, festgenommen u. beschuldigt, im April 2009 an Massenunruhen teilgenommen u. diese organisiert zu haben. Ihm zufolge forderten die Ermittlungsbehörden von ihm eine schriftliche Aussage gegen den kommunist. Abgeordneten Mark Tkachuk, der gegen den damaligen Parlamentschef u. kommissarischen Präsidenten der Republik Moldau, Marian Lupu, in Opposition stand. Die Aktion gegen Bagirov stand augenscheinlich im Zusammenhang mit der Suche nach einem Schuldigen in Bezug auf die Unruhen anlässlich der beiden Parlamentswahlen in Moldawien von 2009, die die Kommunisten gewannen u. bei denen die Gegner das Parlamentsgebäude u. die Verwaltung des Präsidenten besetzten. Die Generalstaatsanwaltschaft der Republik Moldau gab bekannt, dass Bagirov vor u. nach den Parlamentswahlen im April 2009 "provokatives Material" verfasst habe, was zu Unruhen geführt habe, u. dass er "als Blogger u. Schriftsteller aktiv in das soziale Umfeld eingedrungen sei, Technologien zur Manipulation der Massen eingesetzt u. sich aktiv an der Entwicklung u. Umsetzung provokativer Massnahmen zur Untergrabung des Vor- u. Nachwahlprozesses beteiligt habe". In seinem Blog widmete Bagirov damals der polit. Situation in der Republik Moldau zahlreiche Beiträge, einschliessl. der Ereignisse vom April 2009, bei denen die kommunist. Regierung, aber auch diejenige des "Bündnisses für europäische Integration" kritisiert wurde. Während seiner Inhaftierung trat Bagirov in einen Hungerstreik. Nachdem die russ. Botschaft in Chiºinãu beim mold. Aussenministerium gegen seine Haft protestiert hatte, denn er sei eine Geisel interner polit. Differenzen", u. OSZE-Vertreter für Pressefreiheit die mold. Behörden aufriefen, ihn freizuassen, wobei auch die Staatsduma RF den Fall geprüft u. die vorzeitige Freilassung des Schriftstellers gefordert hatte, wurde Bagirov aus dem Arrest befreit, so dass er im Kofferraum eines Autos aus Moldawien via Odessa fliehen u. nach Moskau zurückfliegen konnte. Die Strafverfolgungsbehörden Moldawiens setzten ihn auf die internationale Fahndungsliste. 2013 gab Interpol das Ende der Suche nach Bagirov bekannt. Dennoch verurteilte 2016 ein Gericht in Chiºinãu Bagirov, der sich in Russland aufhielt, in Abwesenheit zu 5 Jahren Gefängnis mit der oben zitierten Begründung der Generalstaatsanwaltschaft. Die Höchststrafe für dieses "Delikt" betrug 15 Jahre Haft. Bagirov erklärte, er habe keine Pläne, Berufung gegen das Urteil einzulegen, da er die Entscheidung des Gerichts als „politisch“ motiviert betrachte.
Bei den Wahlen 2012 in Russland war Bagirov eine sog. Vertrauensperson des Präsidentschaftskandidaten V. Putin. 2015 wurde sein Facebook-Konto für eine Woche gesperrt, weil Bagirov den Ausdruck
unglückliche Ukrainer /chochly/" in einem Beitrag verwendet hatte, in dem er sein Erstaunen über die hohe Bewertung Putins zum Ausdruck brachte. Im April 2016 wandte er sich an Roskomnadzor mit der Bitte, eine Seite über ihn in der Internet-Enzyklopädie der zeitgenöss. Kultur "Lurkomore" zu löschen, deren IP-Adresse 2012 vom FSKN RF wegen angeblicher Drogenpropaganda gesperrt wurde. Im Sommer 2016 nutzte er das "Recht, vergessen zu werden“, woraufhin Yandex auf einige Artikel über Bagirov u. dessen Zitate verzichtete. Bei den Parlamentswahlen 2016 wurde Bagirov von der Partei "Patrioten Russlands" im Moskauer Wahlkreis Tushino aufgestellt. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wurde Bagirov öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Im Okt. 2022 wurde Bagirov aufgrund des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt, weil er Russlands militärische Invasion in der Ukraine in den sozialen Medien unterstützt" habe.)

BADANIN, Roman Sergeevich II III IV V VI VII VIII (1970-, russ. Historiker, unabh. investigativer Journalist. Absolvent der Fakultät für Geschichte der MSU. Nach seinem Universitätsabschluss war er wissenschaftlich tätig u. arbeitete bei der "Internationalen Stiftung für sozioökonom. u. politikwissenschaftl. Forschung" /"Gorbachjov-Stiftung"/. 2001 begann er seine journalist. Berufstätigkeit bei gazeta.ru, wo er Redaktor der Politikabteilung u. stv. Chefredaktor war. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Generaldirektor des Verlags "Kommersant" trat er im Nov. 2001 zurück. Badanin hatte dem kommerziellen Dienst die Veröffentlichung von Anzeigen für die kremlnahe Partei "Einiges Russland" untersagt u. ihm statt dessen die Aufschaltung eines Banners zugunsten der Bürgerrechtsorganisation "Golos" u. des Projekts "Karte der Verstösse" nahegelegt. 2011-13 war er Chefredaktor der Website "Forbes.ru". Diesen Job verliess er erneut wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Generaldirektorin des Verlags Regina von Flemming. Ab Okt. 2013 war er Geschäftsführer des Internet-Projektdienstes der Nachrichtenagentur "Interfax". 2014 kam er zusammen mit s. Elizaveta Osetinskaja zu "RBK", wo er Chefredaktor der Website wurde. Danach veröffentlichte "RBK" regelmässig heikle Berichte über hochkarätige Ermittlungen, u.a. über die Tochter V. Putins s. Ekaterina Tikhonova u. deren Ehemann s. Kirill Shamalov. Im Mai 2016 trat Badanin aus Protest gegen die Entlassung des Chefredaktors der RBK-Zeitung von RBK zurück. Anscheinend hatte der Kreml mit Unbehagen auf die Berichte der RBK über die Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Präsidialverwaltung RF reagiert, denn die von den Ermittlungen betroffenen Personen beschwerten sich häufig bei der Verwaltung über RBK, v.a. beim mächtigen 1. stv. Leiter der Präsidialverwaltung s. Vjacheslav Volodin. Im Juli 2016 wurde Badanin zum Chefredaktor des TV-Senders "Dozhd" als Nachfolger von s. Mikhail Zygar ernannt. Bei "Dozhd" setzte Badanin seine investigativen Ermittlungen über V. Putins Gefolge fort. Nach der Veröffentlichung eines Berichts über den Unternehmer s. Ilja Traber, einen der mutmasslichen Anführer der sog. "Tambov-Bande", eröffnete das Innenministerium RF ein Strafverfahren gegen Badanin u. dessen Co-Autoren wegen Verleumdung. Im Frühjahr 2017 wurde bekannt, dass Badanin an die Stanford University ging, wo er im Rahmen des "Knight International Fellowship"-Programms für Journalismus studieren konnte. Im Nov. 2018 startete er das investigative Internet-Medienprojekt "Proekt", das sich laut Badanin auf journalist. Genres wie Ermittlungen, Berichte u. Stories spezialisierte, die auf der Verwendung von Big Data basieren u. mit s. Aleksej Navalnyjs Enthüllungsplattform vergleichbar sind. Vladislav Kljushin, Assistent des 1. stv. Leiters der Präsidialverwaltung RF s. Aleksej Gromov, reichte eine Klage gegen "Proekt" ein. Für seine engagierten investigativen Pressebeiträge über Personen u. Günstlinge von Putins Umfeld wurde Badanin mehrmals mit dem russ. Journalistenpreis von "Redkollegija" ausgezeichnet. 2020 wurde er für die Shortlist des Europäischen Pressepreises ausgewählt. Seit Juni 2021 fungiert Badanin als Zeuge im Strafprozess des erwähnten St. Petersburger Geschäftsmanns Ilja Traber gemäss Art. 128 Abs. 1 Teil 2 StGB RF wegen öffentl. "Verleumdung". Im Juli 2021 wurde die von Badanin verwaltete Publikation "Proekt" in die Liste der "unerwünschten Organisationen“ aufgenommen, während Badanin selbst auf die Liste der "ausländ. Agenten“ gesetzt wurde. Danach verliessen Badanin u. sein Stv. Mikhail Rubin Russland, weil sie der Ansicht waren, dass ihre beruflichen Aktivitäten deren Leben u. Freiheit bedrohen könnten. Noch im Juli schloss Badanin das Medium im Zusammenhang mit der Anerkennung des Herausgebers "Project Media Inc." als "ausländ. Agent“ in Russland. Im Sept. 2021 lancierte er unter dem Namen "Agentstvo“ das investigative Internetmedium "Proekt“ neu, inspiriert vom Status eines "ausländ. Agenten“. Ende März 2022 gab er der Publikation ihren früheren Namen "Proekt“ zurück u. kündigte die Veröffentlichung einer grossen Untersuchung zum Gesundheitszustand Putins an.)

BAERBOCK, Annalena II  2014-21: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV  2022: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII  2023: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII Miosga 3/24 (1980-, dt. Politikerin der Partei "Bündnis 90 / Die Grünen", z.Zt. Aussenministerin der BRD. Studium der Politikwissenschaft u. des Öffentl. Rechts / Europarechts an der Universität Hamburg u. an der London School of Economics and Political Science, die sie in einem einjährigen Master-Studiengang in "Public International Law“ abschloss.“ Baerbock ist seit 2005 Mitglied der poit. Partei "Bündnis 90 / Die Grünen", für die sie inhaltlich, konzeptionell u. strategisch an der Europapolitik mitwirkte. 2009-12 gehörte sie dem Parteivorstand der "Europäischen Grünen Partei" an. Ab Okt. 2008 gehörte sie dem Brandenburger Landesvorstand der Partei an, wobei sie im Nov. 2009 vom Landesparteitag mit Benjamin Raschke zur gleichberechtigten Vorsitzenden des Landesverbands Brandenburg gewählt u. im Dez. 2011 wiedergewählt wurde. Nach ihrem Einzug in den 18. Dt. Bundestag kandidierte sie im Nov. 2013 entsprechend der Trennung von Parteiamt u. Mandat nicht erneut für das Amt, gehörte 2012-15 jedoch dem 16-köpfigen Parteirat von "Bündnis 90 / Die Grünen" an. Ausser ihres Amts als klimapolit. Sprecherin der Bundestagsfraktion ihrer Partei u. als Mitglied der Ausschüsse für Wirtschaft u. Energie u. für die Angelegenheiten der EU war Baerbock Mitglied der dt.-polnischen Parlamentariergruppe, stv. Vorsitzende des Freundeskreises Berlin-Taipeh u. stv. Mitglied der Parlamentar. Versammlung des Europarats. 2017 wurde sie mit 8,0% der Erststimmen erneut über die Brandenburger Landesliste in den 19. Dt. Bundestag gewählt. Im Jan. 2018 wurde sie auf einer ao. Bundesdelegiertenkonferenz in Hannover zusammen mit Robert Habeck zur Parteivorsitzenden gewählt. Im Feb. 2022 wurden sie u. Habeck von Ricarda Lang u. Omid Nouripour in dieser Position abgelöst. Im April 2021 wurde mitten in einem Umfragehoch der Grünen bekanntgegeben, dass Baerbock vom Bundesvorstand der Grünen als Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl 2021 vorgeschlagen wurde, wobei der Parteitag vom Juni 2021 dem Vorschlag mit 98,6% der abgegebenen Delegiertenstimmen zustimmte. Für den Rückenwind, den sie erhalten habe, bedankte sie sich bei ihrer Partei in einer Rede u. rief dazu auf, die Klimakrise abzuwenden. Eine neue soziale Marktwirtschaft sei eine sozial-ökologische Marktwirtschaft". Baerbock trat im Bundestagswahlkreis 61 gegen den SPD-Kanzlerkandidaten s. Olaf Scholz an. Laut Umfragen war sie jedoch die unbeliebteste der 3 Kanzlerkandidaten. Im Zusammenhang mit der Klimapolitik sagte FDP-Vizepräsident Wolfgang Kubicki: „Gott bewahre uns davor, dass Baerbock Kanzlerin wird". Mit 18,8% der Stimmen zog Baerbock zwar erneut über die Brandenburger Landesliste in den 20. Dt. Bundestag ein, wobei Olaf Scholz den Kanzler stellte, da die SPD die Mehrheit der Sitze erhielt. Die SPD bildete mit der FDP u. mit "Bündnis 90 / Die Grünen" eine neue Bundesregierung. Auf Vorschlag von Bundeskanzler Olaf Scholz ernannte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 8. Dez. 2021 Annalena Baerbock zur Bundesministerin des Auswärtigen im Kabinett Scholz.

Aussen- u. Russland / Ukrainepolitik: Ausser der Idee einer feminist. Aussenpolitik fordert Baerbock „ein stärkeres gemeinsames europäisches - u. deutsches - Engagement in der Verteidigungspolitik“. Die Lücke, die diesbezüglich entstanden sei, füllten autoritäre Staaten. Wenn der Westen also Staaten wie China, Russland oder der Türkei nicht das Feld überlassen wolle, müsse Europa seine „Friedensrolle“ in der Welt wieder ernster nehmen. Im Sept. 2020 kritiserte sie im Dt. Bundestag die Existenz der "Nord Stream 2"-Pipeline als polit. Konterkarierung der Sanktionen zugunsten des Kremls scharf; diese sei auch gegen den Willen der Osteuropäer erstellt worden. Im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 forderte Baerbock aber auch den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland, verwies zugleich jedoch auf einen internationalen Rahmen, der auch die Interessen der osteuropäischen Staaten einbeziehen solle. Auf die Frage, ob es eine "Neue Ostpolitik“ gegenüber Russland brauche, äusserte Baerbock Zustimmung; allerdings könne man die Antworten von vor 50 Jahren nicht einfach auf die heutige Situation übertragen. Europa müsse „eine eigene, souveräne Antwort finden.“ Im Lauf ihrer bisherigen Amtszeit als Bundesaussenministerin u. oberste Diplomatin der BRD machte Baerbock immer wieder mit einer pointierten u. undiplomat. Wortwahl etwa in Bezug auf die Präsidenten Russlands u. Chinas u. heiklen, umstrittenen polit. Aussagen gegenüber diesen Staaten Schlagzeilen.

2022:
Jan.: Baerbock besuchte mehrmals die vom russ. Angriffskrieg heimgesuchte Ukraine u. engagierte sich lautstark u. medienwirksam für deren militär. Verteidigung auch mit dt. Waffen. Das 1. Mal besuchte Baerbock als dt. Aussenministerin am 17. Jan. 2022 die Ukraine, wo sie sich bei einem Treffen mit ihrem ukrain. Kollegen s. Dmytro Kuleba in Kiev für eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts aussprach. Die Diplomatie sei „der einzig gangbare Weg" im Hinblick auf ukrain. Ängste vor einem militär. Angriff Russlands, das in den vergangenen Monaten in der Nähe der Grenzen zur Ukraine ein riesiges Heer zusammengezogen hatte, wobei niemand wusste, was Putin mit diesen Truppen genau vorhat. Die Grünen-Politikerin wies in dieser Situation darauf hin, dass „jede weitere Aggression einen grossen Preis für das russ. Regime hätte", v.a. in Form von harten Sanktionen, die von der EU u. USA angedroht wurden. Am 18. Jan. absolvierte die neue dt. Aussenministerin ihren Antrittsbesuch in Moskau, wo sie mit dem Aussenminister RF s. Sergej Lavrov ein bilaterales Gespräch führte. An der abschliessenden gemeinsamen PK sagte Lavrov, dass Russland auf eine Antwort auf die von Moskau an die NATO gestellten - unerfüllbaren - Sicherheitsforderungen warte, während Baerbock Moskau vor einer weiteren militär. Eskalation warnte u. zu Friedensverhandlungen aufrief. In Ihrer Bundestagsrede von Ende Jan. wies Baerbock auf den russ. Truppenzusammenzug in der Nähe der Ukraine u. in Belarus u. auf die erwähnte Forderung Moskaus nach sog. Sicherheitsgarantien seitens der NATO hin, wobei sie betonte, dass die Grundpfeiler der geltenden europ. Sicherheitsordnung, die die russ. Forderungen in Frage stellten, nicht verhandelbar seien.
Feb.: Bei ihrem Besuch Spaniens sagte Baerbock Mitte Feb., dass „das Zündeln der russ. Regierung rund um die Ukraine für ganz Europa brandgefährlich" sei. „Was die Fähigkeit Russlands angehe, seine Pläne in die Tat umzusetzen, gebe man sich keinen Illusionen hin. Der Ausweg aus dieser Lage sei nur über die Diplomatie möglich u. es liege an Russland, den Weg der Deeskalation einzuschlagen." An der Münchner Sicherheitskonferenz sagte Baerbock, dass die „Ukrainekrise eigentlich eine Russlandkrise" sei. Sie rief Russland auf, seine Truppen an der ukrain. Grenze umgehend abzuziehen, u. drohte im Fall eines Angriffs auf die Ukraine mit „präzedenzlosen Sanktionen". Putin „müsse seinen Kurs um 360 Grad ändern". Nach dem Ausbruch des von Putin am 24. Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine verschärfte Baerbock den Ton gegen Russland erheblich, während BK Scholz die „Zeitenwende" ausgerufen hatte, u. unterstützte die Lieferung von Verteidigungswaffen an die Ukraine mit dem Argument, dass „unsere Waffenlieferungen offensichtlich sehr deutlich Menschenleben retten helfen“. Noch am Tag des Beginns der "militär. Sonderoperation" des Kremls gegen die Ukraine verurteilte sie den von Russland gewählten Weg aufs Schärfste,  kündigte „massivste Sanktionen" im Rahmen der EU, NATO u. G7 gegen Russland an, rief die dt. Staatsangehörigen auf, aus Sicherheitsgründen die Ukraine unverzüglich zu verlassen, u. wies auf die Folgen auch für Deutschlnand hin. Baerbock sicherte zu, die vielen ukrain. Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.
März: Vor der UN-Vollversammlung forderte Baerbock die Mitgliedstaaten auf, sich gegen Russland zusammenzuschliessen. Das Land habe die internationale Friedensordnung „brutal angegriffen", wobei die Bundesaussenministerin der russ. Seite in scharfem Ton „dreiste Lügen" vorwarf, indem sie an die Adresse der Russen sagte: „Sie sagen, Sie handeln in Notwehr. Aber die ganze Welt
hat zugesehen, wie Sie monatelang Ihre Truppen aufgebaut haben, um sich auf diesen Angriff vorzubereiten." Aussenminister RF Lavrov warf sie vor, Russlands Macht im UN-Sicherheitsrat zu missbrauchen, indem sie sagte: „Ihre Panzer bringen kein Wasser. Ihre Panzer bringen keine Nahrung für Babys. Ihre Panzer bringen keinen Frieden. Ihre Panzer bringen Tod u. Zerstörung. Sie können sich selbst etwas vormachen. Aber Sie werden uns nicht täuschen ..." Vor ihrem Auftritt hatte Baerbock noch gesagt, es gehe darum, deutlich zu machen, dass die Weltgemeinschaft den russ. Angriffskrieg nicht akzeptiere u. dass in einer Frage von Krieg u. Frieden niemand neutral" sein könne. Man müsse sich entscheiden, ob man auf der Seite des Aggressors steht oder auf der Seite von Familien mit Kindern, die sich in U-Bahn-Schächten vor Bomben- u. Raketenangriffen verstecken". Bei einer Auftaktveranstaltung erklärte Baerbock den Inhalt der Nationalen Sicherheitsstrategie unter den neuen Bedingungen des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine: Sicherheit müsse nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft heraus gedacht werden." Bei ihrem Besuch Serbiens betonte Baerbock, dass nicht das russ. Volk, sondern Präsident Putin u. seine militanten Handlanger für den Angriffskrieg verurteilt worden seien. Der Verurteilung müssten Taten folgen. Die Menschen auf dem ganzen Balkan wüssten sehr gut, was Krieg bedeutet u. wie hoch der Wert von Frieden" sei. In der Aussprache zum Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das Auswärtige Amt bekannte sich Aussenministerin Baerbock angesichts des russ. Angriffskriegs zu den Waffenlieferungen der Bundesregierung an die Ukraine mit den Sätzen: „Wir sind einer der grössten Waffenlieferer in dieser Situation. Das ist nichts, was uns stolz macht, sondern das ist das, was wir jetzt tun müssen, um der Ukraine zu helfen.“ In Ihrer Bundestagsrede sagte sie, der „Massstab, der Auftrag unseres aussen- u. sicherheitspolit. Handelns sei keine Angst zu haben". Dieses Prinzip gelte sowohl beim russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine wie auch darüber hinaus. Mit „humanitärer Hilfe setzen wir der Brutalität dieses Krieges Menschlichkeit entgegen". Wegen der „Vergewaltigungen von Frauen als Kriegswaffe" während des Kriegs „gehöre zur Sicherheitspolitik des 21. Jhs. auch eine feminist. Sichtweise". Vom „erweiterten Sicherheitsbegriff" sei auch die von Putin bedrohte Lebensmittelsicherheit betroffen; all dies sei Teil einer „umfassenden wertegeleiteten Aussenpolitik, die schnell u. pragmatisch in akuten Krisen handelt u. nicht lange rumdiskutiert" u. vorwärts schaut.
April: Bei einer Geberkonferenz zugunsten der Republik Moldau in Berlin verurteilte Baerbock die „Barbarei" Russlands in der Ukraine u. warnte davor, dass sie u. Kriegsverbrechen zur „Normalität" werden. „Kein Land sei Verfügungsmasse, niemand sei Russlands Hinterhof oder dazu verdammt, in ewiger Unfreiheit zu leben, weil die russ. Regierung das im nationalist. Wahn so will." Bei einem Besuch in Riga, Lettland, verkündete Baerbock, dass Deutschland ab kommendem Jahr kein russ. Öl mehr importieren werde. Dabei stellte die dt. Aussenministerin den Baltischen Staaten Beistand an der NATO-Ostflanke u. weitere militär. Unterstützung in Aussicht. In Litauen drückte Baerbock ihren Respekt vor der Nähe des Landes zu Russland u. Belarus aus u. wies auf die Problematik des sog. Suwa³ki-Korridors hin.
Mai: Nachdem die Deutschen Russland vorgeworfen hatten, für die hohen Lebensmittelpreise in Europa verantwortlich zu sein, warf Moskau Baerbock in diesem Zusammenhang „Dummheit bzw. bewusste Irreführung der Öffentlichkeit" vor. MID-Sprecherin s. Marija Zakharova wies eine Verantwortung Russlands für die hohen Lebensmittelpreise u. die Gefahr einer weltweiten Hungerkrise zurück u. drehte den Spiess um. Die Preise seien wegen der westlichen Sanktionen gestiegen, hielt Zakharova auf ihrem "Telegram"-Kanal fest.
Bei ihrem 2. Besuch als dt. Aussenministerin in der Ukraine bzw. ihrem 1. Besuch des Landes nach dem Kriegsausbruch im Mai 2022 traf Baerbock den ukrain. Präsidenten V. Zelenskyj u. Aussenminister s. Dmytro Kuleba. Bei diesem Besuch eröffnete sie die dt. Botschaft wieder. Ausserdem besuchte sie die teilweise zerstörten Vororte Butscha u. Irpin; nach den Massakern russ. Truppen in Butscha u. anderswo sprach sie von „Kriegsverbrechen u. Verb
rechen gegen die Menschlichkeit" u. forderte die Aufklärung der Ereignisse.

Im Juni warf Baerbock vor Beginn einer internationalen Ernährungskonferenz in Berlin Russland vor, Hunger „ganz bewusst als Kriegswaffe einzusetzen u. die ganze Welt als Geisel zu nehmen". Dabei kündigte sie an, die Nahrungsmittelexporte aus der Ukraine beschleunigen zu wollen. In einem DW-Interview wies Baerbock auf den „fundamentalen Völkerrechtsbruch" durch Russland u. die sich ständig ändernde Argumentation Moskaus hin, versprach weitere Hilfe für die Ukraine u. leitete einige Russland-Lehren in Bezug auf China ab.
Während ihrer Japanreise im Juli dieses Jahres betonte Baerbock die Notwendigkeit, sich für eine Welt ohne Atomwaffen einzusetzen, u. warf Russland vor, das „gemeinsame Haus, aus dem es ausgezogen sei, in Schutt u. Asche zu legen".
Nach der Ankündigung Putins in einem Schreiben an die Teilnehmer der UN-Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag, keinen atomaren Krieg starten zu wollen, sprach Baerbock im Aug. bei der UN in New York über den Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag NVV u. warf Moskau eine „rücksichtslose atomare Rhetorik vor, die alles in Frage stelle, was der Atomwaffensperrvertrag in 5 Jahrzehnten erreicht" habe. Bei ihrem Besuch Kanadas wies Baerbock darauf hin, dass etwa 1,4 Mio. Menschen in der ukrain. Diaspora des Landes den Krieg in ihrer alten Heimat verfolgten.
Im Sept. warf Baerbock Russland vor, mit seinen illegalen Scheinreferenden in den besetzten ukrain. Gebieten die Verhöhung der Menschen in der Ukraine u. die Verhöhnung der UN" selbst zu bezwecken. In diesem Monat fuhr die couragierte dt. Aussenministerin zum 2. Mal nach Kriegsausbruch u. zum 3. Mal als dt. Aussenministerin überraschend in die Ukraine, wo sie ein von Deutschland unterstütztes Projekt zur Minenräumung bei Velyka Dymerka vor den Toren Kievs besichtigte u. Aussenminister Kuleba traf. Dabei sagte sie der Ukraine weitere Unterstützung bei der Lieferung schwerer Waffen u. der Beseitigung von feindlichen Kampfmitteln zu. Der russ. Armee warf sie vor, „Wohngebiete in den Vororten Kievs mit Minen verseucht u. gezielt Anti-Personen-Minen eingesetzt zu haben, um Zivilisten zu töten".
Okt.: In einem Interview mit der NOZ sagte Baerbock, was Putin tue, sei „Terror u. Unfreiheit", wenn er meine, dass sein Verhandlungsangebot in etwa so laute: „Wir raube
n euer Land, unterwerfen eure Bürgerinnen u. Bürger, u. ihr dürft das dann unterschreiben.“ Dieser Angriffskrieg wäre „sofort zu Ende, wenn der Angreifer Russland aufhört, die Ukraine zu vernichten. Wenn allerdings die Ukraine aufhören würde, sich zu verteidigen, dann wäre die Ukraine zu Ende". Vom Magazin Politik u. Kommunikation u. der "Quadriga Hochschule" wurde Baerbock mit deren Politikaward als "Politikerin des Jahres" ausgezeichnet.
Nov.: An der abschliessenden PK des G7-Aussenministertreffens in Münster kritisierte Baerbock den „frontalen schamlosen Angriff auf die internationale Ordnung" scharf u. forderte Putin auf, „die Kampfhandlungen einzustellen u. die russ. Truppen hinter die internationalen Grenzen auf russ. Staatsgebiet zurück zu beordern". Ende Monat warf die Grünen-Politikerin bei einem NATO-Treffen in Bukarest Russland wegen seiner Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine einen „Bruch der Zivilisation“ vor.
Im Dez. besuchte Baerbock Indien, wobei sie dieses Land als „Wertepartner" würdigte, der ebenfalls von den Folgen des Ukrainekriegs betroffen sei.

2023:
Jan.: Anfang Jahr beleidigte s. Dmitrij Medvedev, Vizechef des Sicherheitsrats RF, der gerne mit der nuklearen Vernichtung des Westens droht, Baerbock als „ungebildetes Weib ... im europäischen Schweinestall". Im Jan. 2023 unternahm Baerbock als dt. Aussenministerin einen 4. /Überraschungs-/Besuch der Ukraine, der gleichzeitig ihr 3. Besuch nach Kriegsausbruch war, indem sie nach Charkiv fuhr, wo sie mit ihrem ukrain. Amtskollegen Kuleba die von Russland angerichteten Zerstörungen besichtigte u. eine Erklärung zur Unterstützung der Ukraine abgab, in der sie die Bereitstellung zusätzlicher 40 Mln. Euro ankündigte. Mitte Jan. brachte Baerbock auch ein neuartiges Sondertribunal ins Spiel, vor dem Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zur Anklage gebracht werden könnte, wie sie in einer Rede vor der Haager Akademie für Völkerrecht in den Niederlanden erklärte. Ferner teilte Baerbock über den französ. Sender "LCI" mit, dass Deutschland den Export von dt. "Leopard"-Panzern von Drittstaaten an die Ukraine nicht blockieren werde, als sie gefragt wurde, was geschehe, wenn Polen "Leopard"-Panzer an die Ukraine liefern würde. Auf einer PACE-Sitzung des Europarats in Strassburg rief Baerbock während einer Debatte über die Lieferung von Panzern an die Ukraine den Rat zur Einigkeit auf mit den Worten: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland u. nicht gegeneinander“. Diese Aussage führte zu allgemeiner Verwirung u. Kritik auf russ. Seite, die Baerbock vorwarf, Kriegspropaganda zu betreiben. Oppositionschef Friedrich Merz von der CDU bezeichnete Baerbocks Äusserungen als in hohem Masse verstörend. Sie dürfe sich nicht wundern, wenn ein solcher Satz rasende Verbreitung in den russ. Medien findet u. damit ein Teil der Propaganda wird". Bayerns MP Markus Söder warf den Grünen einen „Kriegsrausch" vor u. forderte BK Scholz auf, Baerbock „endlich für ihre unbedachten Äusserungen zum Schaden unseres Landes zu stoppen". Baerbocks Regierungskollege, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, sah sich veranlasst, zu betonen, dass „Deutschland im Ukrainekrieg keine Kriegspartei sei u. es auch nicht werde". Baerbock wurde dennoch parteiübergreifend in Schutz genommen. Waffenlieferungen an die Ukraine machten Deutschland nicht zur Kriegspartei, wurde präzisiert, dies sei die Auffassung der gesamten Bundesregierung.
Im Feb. sagte Baerbock in einer Rede in Berlin, dass ein „Diktatfrieden unter russ. Besetzung kein Frieden" wäre, sondern „das Ende der UN-Charta" bedeuten würde, denn ein „gerechter Frieden herrsche nur, wenn die Menschen in der Ukraine in Freiheit leben" können.
Anfang März erklärte Baerbock noch einmal die Bedeutung der „feminist. Aussenpolitik", die „kein Nice-to-Have" sei: Man könne mit einer solchen Aussenpolitik zwar „nicht alle Probleme dieser Welt lösen, aber man werde genauer hinschauen insbes. bei Krisen u. Kriegen". Ein Jahr nach Kriegsbeginn hielt Baerbock in der UN-Vollversammlung zur neuen Ukraine-Resolution eine Rede, in der sie über die Folgen dieses Kriegs berichtete u. zum Rückzug der russ. Truppen aufrief: „Wenn Russland zu kämpfen aufhöre, ende der Krieg; wenn aber die Ukraine zu kämpfen aufhöre, sei dies das Ende der Ukraine."
Den Beitritt Finnlands zur NATO begrüsste Baerbock im April mit warmen u. euphorischen Worten.

In ihrer Bundestagsrede vom Mai nannte sie Scholz´ "Zeitenwende" ein „neues Denken" hinsichtlich einer neuen „nationalen integrierten bzw. gemeinsamen Sicherheitsstrategie bzw. -politik" angesichts des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zur Klimakrise sagte sie, sie sei „die grösste Sicherheitsgefahr dieses Jhs. u. deswegen sei sie ein Teil dieser Sicherheitsstrategie."
Juni: Am NATO-Aussenministertreffen in Oslo stellte Baerbock fest, dass „Putin die Zerschlagung der Ukraine bezwecke u. mit immer neuen Horrorszenarien drohe", u. betonte die Bedeutung des NATO-Beitritts von Finnland u. Schweden. Man „könne sich als Weltgemeinschaft auf so ein zynisches Spiel nicht einlassen, sondern müsse zur regelbasierten internationalen Ordnung stehen, zumal es dazu auch klare Regeln zum Verbot des Einsatzes von Nuklearwaffen gebe. Selbst China habe gegenüber Russland deutlich gemacht, dass man mit solchen Horroszenarien nicht spielen darf." Nach einem Treffen der Aussenministerinnen des Ostseerates in Wismar sagte Baerbock an der PK, dass sich nach dem brutalen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine, den ausser ihm niemand gewollt habe, auch im Ostseeraum die Sicherheitslage geändert habe. Dem russ. Völkerrechtsbruch sehe man als Ostseepartner jedoch nicht tatenlos zu. „Russland konnte nicht mehr an unserem Tisch sitzen," da es die Voraussetzungen dafür nicht mehr erfüllte. Auch die demokrat. Länder des Ostseerates „setzten sich ganz klar für die Freiheit u. territoriale Integrität der Ukraine ein u. stünden in voller Solidarität an der Seite der Menschen in der Ukraine in ihrem Kampf für Frieden u. Freiheit solange wie nötig. Der brutale russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine habe ein enges Zusammenrücken von Partnern im Ostseeraum bewirkt. Für die Sicherheit im Ostseeraum brauche es die NATO." Anlässlich der "Ukraine Recovery Conference" in London sagte Baerbock, dass sie dem russ. Angriffskrieg in der Ukraine eine Wiederaufbau-Offensive entgegensetzen wolle. Der Wiederaufbau des Landes sei eine „kolossale Aufgabe“, sagte Baerbock, u. wies darauf hin, dass „die Ukraine allein im Jahr 2022 29% ihres BIPs verloren habe, während die Inflation bei bis zu 27% lag“. Die Weltbank rechne damit, dass der Wiederaufbau der Ukraine in den kommenden 10 Jahren über 400 Mrd. USD kosten werde. Ausserdem sagte Baerbock in ihrer Eröffnungsrede, dass man die Ukraine weiterhin finanziell, politisch u. mit Waffen unterstützen werde u. dass das Land letztlich ein Mitglied der EU werden würde. In einem ZEIT-online-Interview sagte Baerbock, dass Putin mit diesem brutalen Angriffskrieg sein eigenes Land zerstöre".
Juli:
Am NATO-Gipfel von Vilnius, Litauen, betonte Baerbock, dass die Europäer mit Russland in friedlicher Nachbarschaft leben wollten". In Anbetracht der russ. Gefahr für die Nachbarländer Russlands u. um Grauzonen der Sicherheit zu vermeiden, sei es für die NATO-Staaten sehr wichtig, die Kooperation mit Ländern wie Moldavien, Georgien u. Bosnien-Herzegovina zu suchen. Anlässlich eines Besuchs Baerbocks in New York nannte sie Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine ein „Urverbrechen". Vor einem Festakt zum 25. Jahrestag der Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs IStGH hielt die dt. Aussenministerin Putin vor, „Kinder aus der Ukraine verschleppen zu lassen u. ihrer Identität zu berauben, damit es den Eltern möglichst schwerfalle, sie wieder zurückzuholen. Es gebe eine Lücke im internationalen Recht, wenn von den Staats- u. Regierungschefs, die solche Kriege führten, nicht alle angeklagt werden könnten, weil deren Staaten das "Römische Statut" als rechtliche Grundlage für den IStGH nicht ratifizierten", erklärte die Europarechtlerin. Die Grünen-Politikerin verlangte, „alles zu tun, um den Kremlchef dafür zur Rechenschaft zu ziehen, denn niemand dürfe im 21. Jh. einen Angriffskrieg führen u. dabei straflos bleiben." Der inzwischen erlassene Haftbefehl des IStGH gegen Putin, insbes. wegen Kindesentführung, sei „ein wichtiges Zeichen. Der Haftbefehl habe immerhin dazu geführt, dass Putin in kein Land gereist sei, das das Statut des Gerichts ratifizierte, was bedeute, dass das Völkerstrafrecht wirke". Die dt. Ministerin forderte auch die Ukraine auf, das "Römische Statut" als rechtliche Grundlage für den IStGH zu ratifizieren. Im UN-Sicherheitsrat sprach Baerbock das Schicksal der ukrain. Kinder im Krieg an. Tausende ukrain. Kinder seien aus den besetzten Gebieten nach Russland verschleppt worden, wo sie gezwungen würden, ihre Namen u. ihr Alter falsch anzugeben, damit sie von den Angehörigen nicht gefunden werden können. Was die kürzlich von Moskau einseitig beschlossene Nichtverlängerung des Getreideabkommens zwischen Russland u. der Ukraine betraf, warf Baerbock den Russen erneut vor, „Hunger als Waffe einzusetzen". Die Aufkündigung des Getreideabkommens u. die Bombardierung des Hafens von Odessa durch Russland sei „nicht nur ein erneuter Angriff auf die Ukraine, sondern ein Angriff auf die ärmsten Menschen dieser Welt".
Aug.: Bei einer Sitzung der internationalen "Krym-Plattform" in Kiev kritisierte Baerbock
die Annexion der Krym durch Russland im Jahr 2014 scharf u. sicherte Kiev anhaltenden Beistand im Kampf für die territoriale Integrität des Landes zu. „Russlands illegale Annexionen ukrain. Gebiete sind null u. nichtig", sagte sie in einer aufgezeichneten Videobotschaft, u.
betonte, dass die Besetzungen „ein direkter Angriff auf die Charta der UN u. das Völkerrecht seien, den wir niemals akzeptieren werden u. der nicht ungestraft bleiben wird". Man „wolle, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt u. Frieden erlangt." An Moskau richtete sie den Vorwurf, „die Rechte u. Freiheiten der auf der Krym lebenden Kinder, Frauen u. Männer zu unterdrücken u. die Russifizierungskampagne nochmals erweitert zu haben, indem die Besatzungsbehörden die ukrain. u. tatarische Sprache auf der Krym flächendeckend aus den Schulen verbannt hätten. Moskau habe die Krym zu einer Startrampe für seinen brutalen Krieg gemacht, denn Tag u. Nacht würden russ. Raketen u. Drohnen von dort aus auf andere Teile der Ukraine abgefeuert. Ausserdem würden auf der Krym stationierte Flugzeuge u. Kriegsschiffe genutzt, um ukrain. Getreideexporte zu blockieren."
In einem Interview mit dem Journalisten Stephan Lamby zeigte sich Baerbock enttäuscht von der Wirkung der bisherigen Sanktionen gegen Russland, die vom Westen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängt wurden. Eigentlich „sollten Wirtschaftssanktionen wirtschaftliche Auswirkungen auf das sanktionierte Land haben; aber dies sei im Fall Russlands nicht so", meinte sie. Das Problem dabei sei, dass die Logiken von Demokratien eben nicht in Autokratien greifen. Man habe erlebt, dass mit rationalen Entscheidungen u. rationalen Massnahmen, die man zwischen zivilisierten Regierungen treffe, dieser Krieg nicht zu beenden" sei. Dass „auf offizielle russ. Verlautbarungen kein Verlass sei, zumal man vom Kreml seit Jahren belogen werde", stellte die dt. Aussenministerin auf einer PK mit dem kirgisischen Aussenminister Kulubaev in Berlin im Zusammenhang mit dem Absturz eines Flugzeugs fest, in dem sich auf einem Flug in Russland der Chef der berüchtigten "Wagner"-Söldnergruppe s. Evgenij Prigozhin  befunden haben soll u. dabei offenbar ums Leben kam. Weltweit wurde spekuliert, dass Putin den Befehl zum Abschuss dieses Flugzeugs gegeben haben könnte, um sich an einem in Ungnade gefallenen u. zur Last gewordenen Kritiker zu rächen. Baerbock kommentierte die Sachlage wie folgt: Wie diverse „unaufgeklärte Todesfälle, dubiose Selbstmorde u. Fensterstürze der letzten Zeit in Russland gezeigt hätten, unterstreiche auch der jüngste Vorfall mit Prigozhin, bei dem ein diktatorisches Machtsystem, das auf Gewalt gebaut sei, sowohl nach innen wie nach aussen nur Gewalt kenne. Daher könne man auf keine Behauptungen oder Versprechungen des russ. Präsidenten vertrauen, sondern stehe den Menschen in der Ukraine bei, die am allermeisten unter dieser Gewalt zu leiden" hätten. Im Sept. wies Baerbock im Bundestag darauf hin, dass man es in Russland nicht mehr mit Gorbatschow, sondern mit Putin zu tun habe. Im Sept. reiste Baerbock zum 5. Mal als dt. Aussenministerin u. zum 4. Mal nach Kriegsbeginn in die Ukraine /II III/, wo sie in Kiev eine Einrichtung für verschleppte Kinder u. ein Umspannwerk besichtigte u. beim Besuch des ukrain. Antikorruptionsbüros /II/ das Problem der nach wie vor grassierenden Korruption im Land ansprach. Mit der kürzlich erfolgten Verhaftung des Oligarchen u. früheren Zelenskyj-Mentors s. Ihor Kolomojskyj wurde die Absicht der ukrain. Politik unterstrichen, ernsthaft gegen die Korruption vorgehen zu wollen. Baerbock  wiederholte das Prinzip, dass „wir euch nicht nur helfen, sondern an eurer Seite stehen, solange ihr uns braucht". Mit 22 Mrd. Euro sei Deutschland mittlerweile der zweitgrösste Unterstützer der Ukraine weltweit. Ein Versprechen für eine dt. "Taurus"-Waffenlieferung konnte sie dabei allerdings nicht abgeben, bevor nicht einige offene Fragen geklärt seien. Die zögerliche Haltung der Deutschen in Bezug auf die Waffenlieferungen rief den Unmut seitens des ukrain. Aussenministers Kuleba hervor, der von Zeitverschwendung sprach, denn die Deutschen würden diese Waffen sowieso liefern, es sei nur eine Frage der Zeit. In der dt. TV erklärte Baerbock die Gründe für diese Zögerlichkeit. Der ukrain. Präsident V. Zelenskyj selbst zeigte sich nach seinem Treffen mit Baerbock in Bezug auf weitere dt. Militärhilfe jedoch zuversichtlich.
In einem Interview mit der FAZ stellte Baerbock fest, dass „der russ. Präsident vor über 560 Tagen in Paradeuniform in Kiev einmarschieren wollte. Der Mut u. die Kraft der Ukrainer hätten das verhindert. Jetzt stecke Putin mit seinem Terrorfeldzug in den Schützengräben im Osten der Ukraine fest". Zur EU-Beitrittsperspektive u. zur innenpolit. Situation der Ukraine erläuterte Baerbock, dass es bei solchen „Beitritten - so geopolitisch wichtig sie seien - keine Abkürzungen bei Rechtsstaatlichkeit, Demokratie u. Menschenrechten geben dürfe. Die Korruption habe der Ukraine in der Vergangenheit sehr geschadet. Es brauche nicht nur Gesetze, sondern auch tiefgreifende Reformen. Sie sei aber beeindruckt, mit welchem Hochdruck das Land dies mitten im Krieg angehe." Am EU-Aussenministertreffen in Kiev von Anfang Okt. 2023 sagte sie, dass
die EU bald von Lissabon nach Luhansk reiche". Anlässlich des EU-Westbalkan-Gipfels in Tirana, Albanien, von Anfang Okt. 2023 plädierte sie für den zügigen Beitritt aller 6 Westbalkanstaaten.
Am Rande der 58. UN-Generalversammlung in New York forderte Baerbock ein starkes Zeichen der Völkergemeinschaft gegen Putin u. sagte: „Gerade in diesen Zeiten, wo der russ. Präsident nicht nur die europäische Friedensordnung attackiert, sondern die Charta der Vereinten Nationen, kann es auch in den Vereinten Nationen kein "business as usual geben“. Ein bilaterales Treffen mit dem Aussenminister RF Lavrov lehnte Baerbock ab, um die Inszenierung einer „Show" von Seiten der Russen zu vermeiden. Bemerkenswert sei, dass viele russ. Diplomaten in internationalen Organisationen „die Rolle, die sie mal gespielt haben, nämlich Diplomat zu sein, gar nicht mehr ausüben könnten; denn Putin sei mittlerweile so isoliert, dass seine eigenen Diplomaten ... eigentlich gar nicht mehr sprachfähig" seien. Im Übrigen forderte Baerbock entschlossen eine Modernisierung der UN, denn die gültige Struktur, die „die Welt des 20. Jhs. widerspiegelt" habe, sei nicht mehr zeitgemäss. Während ihrer ausgedehnten USA-Reise warb Baerbock erneut ausdrücklich für Ukraine-Hilfe.

2024:
Juli: Im Juli verlangte
Baerbock, den Präsidenten RF V. Putin für das „Urverbrechen“ eines Angriffskriegs gegen die Ukraine zur Rechenschaft zu ziehen. Im Juli zeigte sich die dt. Aussenministerin auch empört über Belarus, nachdem dort ein zum Tod verurteilter dt. Staatsbürger in der weissruss. TV gezeigt wurde, wie er Machthaber Lukashenko um Gnade bittet. Im Nov. besuchte sie zum 8. Mal die Ukraine /II III/.

Andere Bereiche: Nachdem der türk. Aussenminister Çavuºoğlu in Ankara seiner dt. Kollegin vorwarf, dass die PKK in Deutschland walten könne, wie sie wolle, wies Baerbock den Vorwurf mit dem Hinweis zurück, dass Berlin die PKK als Terrororganisation einstufe. Ausserdem äusserte sie ihr Missfallen an einer Foto, die den türk. Präsidenten Erdoğan mit Putin zeigte. Im Okt. 2022 sagte Baerbock in Kasachstan, dass man /mit den Ländern Zentralasiens/faire Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe, ohne Knebelkredite u. verdeckte Agenda" wünsche. Im Zuge der aktuellen Krise im Iran, wo Bürger- u. Frauenproteste brutal niedergeschlagen wurden, kündigte Baerbock im Okt. 2022 die Notwendigkeit weiterer Sanktionen gegen das Mullah-Regime an. An einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf verurteilte sie die brutale Gewalt im Iran, wo die Menschen „zu Hunderten getötet, zu Tausenden verhaftet u. zu Millionen unterdrückt" würden, u. benannte konkrete Beispiele. Die Verantwortlichen für diese Menschenrechtsverletzungen im Iran müssten irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden können. Im Dez. 2022 bezeichnete sie die Hinrichtungen von Regimegegnern im Iran als Versuch, die Menschen einzuschüchtern u. als unglaubliche Verbrechen". Im Jan. 2023 sagte sie, dass ein Regime, das seine eigene Jugend ermorde, keine Zukunft habe". Im Mai 2023 forderte sie die sofortige Beendigung der Angriffe in Nahost", nachdem dort der Raketenterror zwischen Palästinensern u. Israelis wieder eskaliert war. In Saudi-Arabien verglich Baerbock im Mai 2023 die wirtschaftl. Bedeutung des Landes in der Region u. als einflussreicher Akteur u. wichtiger Faktor" für die Weltwirtschaft mit derjenigen Deutschlands, sprach sich für engere Wirtschaftsbeziehungen u. Klimapartnerschaften aus u. unterstrich die Bedeutung der Menschen- u. Frauenrechte u. der Rechtsstaatlichkeit, während sie die polit. Rehabilitierung von Assads Syrien kritisierte.

China: Auch mit der chines. Regierung in Peking legte sich Baerbock in zunehmenden Masse an. Nach ihrem China-Besuch vom April 2023 stellte die Ministerin im Dt. Bundestag fest, dass China als Partner, Wettbewerber u. systemischer Rivale sowohl nach aussen wie nach innen immer offensiver bzw. aggressiver u. repressiver auftrete", was sie „zum Teil mehr als schockierend" empfand. In Peking war Baerbock mit ihrem chines. Amtskollegen wie zu erwarten wegen der Menschenrechte in Konflikt geraten. Aber man käme aus wirtschaftl. Gründen an China nicht vorbei u. könne sich von China nicht entkoppeln, sondern müsse die Risiken minimieren". In der Taiwan-Frage vertritt Baerbock eine strikt harte Haltung gegenüber China, das sie vor einem militär. Eingreifen auf der Insel warnte - eine „Eskalation würden weder Deutschland noch die G7 hinnehmen", sagte sie im ZDF. Beim Gegenbesuch des chines. Aussenministers in Berlin /II/ im Mai 2023 reagierte die chines. Seite während einer PK ungehalten auf spitze Bemerkungen Baerbocks in Bezug auf die internationalen Verpflichtungen von Staaten u. Menschenrechte mit der Anmahnung, dass sich niemand in die inneren Angelegenheiten Chinas einmischen dürfe. Als Baerbock im Sept. 2023 in den USA den chines. Staatschef Xi Jinping in einem Zug mit Putin namentlich als "Diktator" bezeichnet hatte, löste sie einen Eklat aus. In einem Interview mit dem US-Sender "Fox News" über den Krieg in der Ukraine sagte Baerbock wörtlich: „Wenn Putin diesen Krieg gewinnen würde, was wäre das für ein Zeichen für andere Diktatoren auf der Welt, wie Xi, den chines. Präsidenten? Deshalb muss die Ukraine diesen Krieg gewinnen." Das chines. Aussenministerium kritisierte die Aussage Baerbocks scharf u. liess durch seine Sprecherin ausrichten, dass Baerbocks Äusserungen „extrem absurd, eine schwere Verletzung der polit. Würde Chinas u. eine offene polit. Provokation" seien. Peking sei „zutiefst unzufrieden" u. werde auf diplomat. Weg gegenüber der dt. Seite vorstellig werden. In der Folge wurde die dt. Botschafterin ins chines. Aussenministerium zitiert. Baerbock selbst reagierte mit Gelassenheit auf den chines. Wutausbruch - „sie habe das zur Kenntnis genommen", ohne sich dazu ausführlicher zu äussern. BK Scholz erklärte in New York dazu lediglich kurz u. bündig, dass „wir eine gute Regierungsbeziehung zu China haben". Auch US-Präsident Biden hatte Xi indirekt als Diktator bezeichnet. Zu dieser Jinping-Diktator-Episode Baerbocks erschien im Netz ein humoriges Fake-Video. In der folgenden Talkshow "Maischberger" sagte Baerbock: „Ich habe mich dazu geäussert, wie ich mich geäussert habe. Das ist ein kommunist. Einparteiensystem“.

Kritik: In der berüchtigten Abendsendung s. Vladimir Solovjovs werden im russ. Staatsfernsehen EU-Politiker von Josep Borrell u. s. Ursula von der Leyen bis s. Olaf Scholz u. Annalena Baerbock offen u. regelmässig als Idioten, Russophobe u. Nazis beschimpft. Aber auch in Deutschland selbst wurde Baerbock von diverser polit. Seite kritisiert u. angefeindet. Die LINKE-Politikerin s. Sara Wagenknecht warf Baerbock vor, nicht über das nötige diplomat. Fingerspitzengefühl zu verfügen. Im Sept. sagte sie bei "Lanz", dass „wir mit Baerbock eine Aussenpolitik haben, die nun wirklich nicht dazu beiträgt, das Ansehen Deutschlands in der Welt irgendwie zu erhöhen, die ausschliesslich auf Waffenlieferungen u. eine extreme Undiplomatie setzt u. uns in vielen Ländern isoliert". s. Gregor Gysi von derselben Partei warf Baerbock im Fall Julian Assange „Unglaubwürdigkeit" der Haltung vor. Besonders giftige Pfeile wurden erwartungsgemäss v.a. von Seiten der "AfD" auf Baerbock geschossen, indem etwa s. Tino Chrupalla bei einem Frontalangriff auf die Bundesregierung am 19.9.2023 sagte, dass Baerbock „im nichtdeutschen Interesse handle u. sich - etwa in Bezug auf China - auf der polit. Bühne wie eine Elefantin im chines. Porzellanladen benehme. Das dt. Aussenministerium sei doch keine feminist. NRO". Stefan Keuter von der "AfD" warf Baerbock „Kaltschnäuzigkeit u. parlament. Frechheit" vor, während Mariana Iris Harder Kühnel von derselben Partei meinte, dass die „feminist. Aussenpolitik Baerbocks Deutschland lächerlich" mache. Der Aufschwung der "AfD" hatte Baerbock erschreckt. Friedrich Merz von der CDU sagte im Bundestag im Hinblick auf die Art, wie Baerbock politisiere, dass wir „keine belehrende u. moralisierende Aussenpolitik" brauchen. Ein Kritiker der grünen Umweltpolitik ist auch der prominente Ökonom Hans-Werner Sinn. Ein weiterer grosser Kritiker Baerbocks, der prominente Philosoph Richard Precht, machte aus seiner Verachtung Baerbocks kein Geheimnis, als er öffentlich meinte, es sei ein grosser „Unfall, dass diese Frau Aussenministerin geworden ist". Er störte sich v.a. an ihrem schroffen Umgang mit China, der die Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland beeinträchtigen könnte. In der Schweiz wurde Baerbock v.a. vom SVP-nahen Weltwoche-Journalisten s. Roger Köppel aufs Korn genommen. „Diese Frau sei ganz klar ein Sicherheitsrisiko für Deutschland u. Europa". Er warf der Aussenministerin vor, „das diplomat. Handwerk, die richtige Anwendung der Sprache u. der Wörter nicht zu beherrschen". In seiner Daily-Sendung zeigte er ein Baerbock-Wahlplakat vom Sept. 2021, auf dem der Satz stand "Keine Waffen u. Rüstungsgüter in Kriegsgebiete". Köppel meinte dazu sarkastisch, „das Absurde habe sich damit selbst entlarvt; Baerbock sei als Aussenministerin von dieser Position einfach überfordert." Er kam zum Schluss, dass man „die Politik nicht unfähigen Politikern überlassen dürfe"; Baerbock sei „ein krasses Symptom für eine Fehlentwicklung, die korrigiert werden könne u. müsse". Der kontrovers diskutierte Baerbock-Stil wurde am 24. Sept. vom ZDF aufgearbeitet.
Anonyme Berliner Betreiber einer Fake-Seite hatten auf einem privaten "Twitter"-Account, der dem offiziellen Account der Aussenministerin verblüffend glich, begonnen, umstrittene Themen der Politikerin parodistisch zu imitieren, wobei die Seite im Netz eine ziemlich rasche Verbreitung fand. Ferner erschien zu Baerbock ein spezieller Nicht nur einmal wurde die Grünen-Politikerin mit Eiern beworfen, wo sie auftrat. Im März 2024 sagte sie bei "Caren Miosga", dass
mit Blick auf Fake News, Cyber-Sicherheit u. -Abwehr Deutschland nicht so aufgestellt" sei, wie es bei so einer brutalen Kriegsführung Putins" notwendig wäre. In einem wie üblich gegenüber Linken etwas überheblich u. verächtlich klingenden Kommentar zum Thema Baerbock, der wiederum von Hunderten Lesern kritisch kommentiert wurde, schrieb der Berlin-Korrespondent in der NZZ im April 2024, dass Baerbock „wohl nicht als Aussenministerin von Rang in die Geschichte eingehen" werde, aber es habe „schlechtere Vorgänger gegeben u. es könne schlimmere Nachfolger geben", wobei er seine These im Artikel ausführlich begründet.) Neu 09.23, akt. 03.24, 08.24

BAZHANOV, Sergej Viktorovich II (1954-, sowjet. bzw. russ. Ökonom, Bankier u. Politiker. Absolvent des Polytechnischen Instituts Uljanovsk, heute Staatl. Technische Universität Uljanovsk, u. der Russ. Akademie für Volkswirtschaft der UdSSR, heute RANEPA, in Moskau. Doktor der Wirtschaftswissenschaften mit einer Dissertation zum Thema "Integration des russ. u. internationalen Finanzmarkts". Er lehrte an der Staatl. Universität für Wirtschaft u. Finanzen St. Petersburg FINEK, ist Autor von Lehrbüchern u. Monographien zum Bankwesen. Nachdem er in den 1990er Jahren bei verschiedenen russ. Banken wie der "Inkombank" u. der "BaltONEXIM Bank" in Uljanovsk u. SPB in führender Position gearbeitet hatte, wurde er 1999 Präsident seiner eigenen "Petersburger Holzindustriebank" u. war bis 2008 Präsident der "Internationalen Bank von St. Petersburg". 2008-13 Mitglied des Föderationsrats der Staatsduma RF, stv. Vorsitzender des Ausschusses für Finanzmärkte u. Geldumlauf, ab 2011 Mitglied des Ausschusses für Haushalt u. Finanzmärkte. 2013 kehrte er als Präsident des Verwaltungsrats zur "Internationalen Bank von St. Petersburg" zurück, bei der er bis Okt. 2018 Vorstandsvorsitzender war. Im Herbst 2018 zog er ins Ausland u. lebt seither in London, GB, nachdem russ. Ermittler ein Strafverfahren gegen ihn im Zusammenhang mit Machtmissbrauch u. Betrugsfällen angeordnet hatten. Ende Okt. wurde seiner Bank die Lizenz entzogen. Nachdem festgestellt wurde, dass der Wert des Bankvermögens von 12,9 Mrd. Rubel für die Tilgung der Schulden unzureichend ist, beantragte die russ. Zentralbank die Insolvenz dieser Bank, was vom Schiedsgericht von St. Petersburg u. des Gebiets Leningrad bestätigt wurde. Die provisor. Verwaltung der Bank wurde vom Gericht aufgefordert, von 4 Managern der Bank Sergej Bazhanov, seiner Frau Tatjana, die Vizepräsidentin der Bank war, sowie von 2 Vorstandsmitgliedern einen Betrag von über 85 Mln. Rubel zurückzufordern, welche sie zuvor in Form eines Bonus erhalten hatten. Nach Angaben von Fontanka bestand Bazhanov als Vorstandsvorsitzender der Bank auf dem Erwerb von Wertpapieren in der Höhe von 135 Mln. Euro rd. 9 Mrd. Rubel zum damaligen Wechselkurs, die durch die Verpflichtungen der zyprischen Firma "Hervet Investments" garantiert waren. Das Geld wurde von Bazhanovs Bank über die Londoner Niederlassung der Finanzholding UBS von den Konten der zyprischen Firma abgehoben, bei der sich herausstellte, dass ihr Direktor der Bruder von Bazhanovs Frau war. In einem Interview mit Vladimir Osechkin, dem Leiter des Projekts Gulagu.net, wies Sergej Bazhanov alle Anschuldigungen zurück u. erklärte, die Strafverfolgung sei von den Behörden "bestellt" worden u. stehe im Zusammenhang mit dem Versuch des Staates, die Kontrolle über die "Internationale Bank von St. Petersburg" zu erlangen, indem gewöhnliche Geschäftsvorgänge für kriminell erklärt würden. Ende 2022 kritisierte Bazhanov in einem öffentlichen Interview mit Osechkin die Politik der russ. Zentralbank mit der Begründung, dass diese die Anforderungen an seine Bank künstlich aufgebläht habe, nur um die staatliche Kontrolle über sie zu errichten. Im Dez. 2022 erhielten die Anwälte Sergej Bazhanovs eine Antwort von Interpol, die besagte, dass er nicht mehr Gegenstand einer Fahndung u. Ermittlung sei.)

BAZHENOVA, Natalja Gennadevna II III VI V (1969-, sowjet. bzw. russ. Mathematikerin-Physikerin, Universitätsakademikerin. Absolventin des Staatl. Pädagog. Instituts Khabarovsk mit Abschluss in Mathematik u. Physik. Ab 1999 Oberassistentin an der Fakultät für Mathematik am Staatl. Pädagog. Institut Birobidschan. 2000 stv. Dekanin für Bildungsarbeit der Fakultät für Mathematik u. Informatik. 2013 Master-Abschluss in Management. Seit Juli 2015 Rektorin der nach Sholom Alejkhem benannten Staatl. Amur-Universität. Seit Dez. 2016 Sekretärin der regionalen Niederlassung der kremlnahen Partei "Einiges Russland" des Jüdischen Autonomen Gebiets. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen.)

BAJSAROV, Movladi Zajpullaevich II (1966-2006, gew. tschetschen. Rebellenführer u. Warlord. 1988-98 lebte er in Kasachstan u. kehrte danach nach Tschetschenien zurück. Während des separatist. Regimes von s. Aslan Maskhadov war er ein kleiner Feldkommandant, dessen Streitkräfte in der Region Groznyj operierten. 1999 nahm er an einem bewaffneten Zusammenstoss mit Wahhabiten teil, bei dem 2 seiner nahen Verwandten getötet wurden. Dann schloss er sich der bewaffneten Abteilung des damaligen Muftis s. Akhmat Kadyrov an, die gegen die Wahhabiten kämpfte. Die Gruppe Bajsarovs soll dann auf die Seite des russ. Militärs übergelaufen sein, nachdem es die Kontrolle über Tschetschenien übernommen hatte. Zwischen den beiden Tschetschenienkriegen war er zusammen mit seinen Handlangern dafür bekannt, Menschen für Lösegeld gefangen zu nehmen. Nachdem Akhmat Kadyrov zum Leiter der Verwaltung Tschetscheniens ernannt worden war, wurden Bajsarovs ehem. Rebellen zu dessen Leibwächtern, den berüchtigten "Kadyrovcy", während Bajsarov selbst Kommandeur des Sicherheitsdienstes des Präsidenten wurde. Als Akhmad Kadyrov 2004 bei einem Bombenanschlag getötet wurde, wurde seine Sicherheitstruppe aufgelöst u. Bajsarovs Leute verwandelten sich in die geheime paramilitär. "Gorec"-Einheit, die der taktischen Abteilung des FSB Nordkaukasus unterstellt wurde. Laut tschetschen. Menschenrechtsaktivisten bestand ihre Hauptfunktion darin, als Todesschwadron Gegner zu entführen u. hinzurichten. Als der tschetschen. Regierungschef s. Ramzan Kadyrov Ende 2005 beschloss, die "Gorec"-Einheit aufzulösen, weigerte sich Bajsarov, sich Kadyrov unterzuordnen. Seine Streitkräfte wurden an ihrem Stützpunkt in Pobedinskoe eingeschlossen. Der Staatsanwalt stellte fest, dass Mitglieder der "Gorec"-Einheit 10 Mitglieder des örtlichen Musaev-Clans entführt hatten u. dass Bajsarov selbst einige von ihnen persönlich erschossen hatte. Nach Angaben der Ermittler rächte Bajsarov damit den Tod seines Bruders Sharani, der ebenfalls im persönl. Sicherheitsdienst Akhmad Kadyrovs diente u. mit ihm bei der Sprengstoffexplosion im Stadion starb. In Moskau sagte Bajsarov den russ. Medien, Ramzan Kadyrov habe versucht, ihn zu jagen, um mögliche Konkurrenz loszuwerden, u. warf dem jungen Tschetschenenführer vor, selbst zahlreiche polit. Morde u. Entführungen geleitet zu haben. Die mörderische Rivalität zwischen den beiden Tschetschenbossen war somit eröffnet. Dem Kommersant teilte Bajsarov mit, dass er plane, bald nach Tschetschenien zurückzukehren, um als stv. Regierungschef die Strafverfolgung zu leiten. In der Folge kamen bis zu 50 Polizisten aus Tschetschenien nach Moskau mit der Absicht, ihn zu eliminieren. Während in Tschetschenien selbst die FSB-Wache Bajsarovs entfernt u. 33 letzte "Gorec"-Kämpfer in der Republik entwaffnet wurden, wurde Bajsarov selbst im Nov. 2006 in Moskau auf offener Strasse erschossen. Die Umstände der "Sonderoperation" am Lenin-Prospekt waren so seltsam, dass die Staatsanwaltschaft in Moskau sich gezwungen sah, eine strafrechtliche Untersuchung des Todes von Bajsarov einzuleiten.)

BAJKHANOV, Izmail Bautdinovich II III IV Va Vb Vc VI (1967-, sowjet. bzw. tschetschen. Philologe, Jurist u. Staatsverwaltungsfachmann, Politologe, Regierungsbeamter, ehem. Minister, Rektor. Absolvent der Tschetschen.-Inguschischen Staatsuniversität mit einem Abschluss in russ. u. tschetschen. Sprache u. Literatur sowie des Instituts für Finanzen u. Recht in Makhachkala, Republik Dagestan, mit einem Abschluss in Jurisprudenz, u. berufliche Umschulung an der Nordkaukas. Akademie für öffentl. Verwaltung mit Abschluss in Staats- u. Kommunalverwaltung. Kandidat der Politikwissenschaften. Ehem. leitender Experte des Komitees der Regierung der Tschetschen. Republik für religiöse Angelegenheiten. Ehem. Assistent oder Berater des stv. Vorsitzenden der Regierung der Tschetschen. Republik u. Leiter des Büros des Präsidenten u. der Regierung der Tschetschen. Republik. 2004-8-13 Vorsitzender der Wahlkommission der Tschetschen. Republik. 2013-20 Minister für Bildung u. Wissenschaft der Tschetschen. Republik. Seit Feb. 2020 Rektor der Tschetschen. Staatl. Pädagog. Unversität. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen.)

BAK, Dmitrij Petrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV (1961-, staatsnaher russ. Philologe u. Literaturkritiker, Journalist, Übersetzer, Universitätsakademiker, Professor. Absolvent der Philolog. Fakultät der Staatsuniversität Chernovcy/Chernivcy, Ukrain. SSR. Ehem. Hochschullehrer in Chernovcy, Kemerovo, Moskau, Berlin, Lexington, Krakau. Seit 2008 Leiter des Lehrstuhls für Geschichte der russ. Literatur der Neuzeit am Institut für Philologie u. Geschichte der Russ. Staatsuniversität für Philologie u. Geschichte, wo er Kurse über moderne russ. Literatur durchführt u. ein spezielles Doktoranden-Seminar über B.N. Eichenbaum leitet. Seit 2013 Direktor des Staatl. Russ. Literaturmuseums in Moskau. Mitglied des Schriftstellerverbands RF, des Journalistenverbands RF u. der Akademie der russ. modernen Literatur, Vizepräsident der Russ. Kulturologischen Gesellschaft, u.a. Im März 2014 unterzeichnete er einen kollektiven Aufruf der Kulturschaffenden der RF zur Unterstützung der Politik des Präsidenten RF V. Putin in der Ukraine u. auf der Krym.)

BAKALCHUK-KIM, Tatjana Vladimirovna II III IV V VI (1975-, bekannte russ. Unternehmerin sowjetkorean.      Herkunft. Absolventin der Fakultät für Fremdsprachen des Pädagog. Instituts von Kolomna. In den frühen 2000er Jahren lernte Tatjana Kim ihren zukünftigen Ehemann Vladislav Bakalchuk kennen, einen ausgebildeten Radiophysiker u. Unternehmer u. Gründer des Internetanbieters "Utech". Auch Tatjana reizte die Idee einer eigenen Geschäftsunternehmung, u. so fiel die Wahl auf den Internethandel mit Kleidung u. Schuhwerk. Das Designstudio, das zum Unternehmen ihres Mannes gehörte, entwickelte eine entsprechende Website, u. die angehende Unternehmerin bestellte Waren aus den beliebten "Otto"- u. "Quelle"-Katalogen u. verkaufte sie mit einer Provision. 2005 gründeten die Bakalchuks das Unternehmen "Wildberries". Nach bescheidenem Anfang hatte das Unternehmen bald ein Büro in Milkovo im Moskauer Gebiet. Die Firma begann, mit kleinen europäischen Herstellern zusammenzuarbeiten u. Reste bekannter Marken aufzukaufen. 2012 verkaufte das Unternehmen über 1000 Bekleidungs- u. Schuhmarken, wobei seine Website Ozon.ru in Bezug auf die Besucherzahlen überholte. Während der Krise 2014 gab "Wildberries" den unabhängigen Wareneinkauf auf u. wechselte zu dem Modell, nach dem "Amazon" funktioniert. 2019 wurde der Wert des Unternehmens auf 2 Mrd. USD geschätzt. Die Geschäftsfrau u. CEO von "Wildberries" wurde vom US-Magazin Forbes in die Liste der bemerkenswertesten neuen Milliardäre aufgenommen, während die russ. Forbes-Ausgabe sie als reichste Frau des Landes führte. Laut Forbes Woman führte Bakalchuk 2020 die Bewertung der Selfmade-Frauen in Russland an. 2020 war "Wildberries" laut "Data Insight" der grösste Online-Shop Russlands. Gleichzeitig nahm "Wildberries" den Betrieb in der EU mit dem Verkaufsstart in Polen auf. Anfang 2021 expandierte "Wildberries" nach Deutschland. Das Wachstum des Unternehmens wurde durch die globale Coronavirus-Pandemie von 2020/21 noch unterstützt, als die Menschen begannen, häufiger online zu kaufen u. verkaufen. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 400 Tsd. Unternehmer u. Unternehmen auf der "Wildberries"-Plattform vertreten. "Wildberries" verzeichnet/e etwa 400 Tsd. Bestellungen pro Tag. Im Aug. 2021 wurde Bakalchuks Vermögen von Forbes auf 13 Mrd. USD geschätzt, womit sie - vor s. Elena Baturina - die reichste Frau Russlands u. die erste Selfmade-Milliardärin war. Im Feb. 2021 kaufte Bakalchuk die kleine russ. Bank Standard Credit. 2022 wurde das Vermögen noch auf 2,1 Mrd. USD geschätzt. Sanktionen: Im Juli 2021 wurde Bakalchuk wegen des Verkaufs von "russ. Propaganda" u. russ. Militäruniformen auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt. "Wildberries"-Einheiten u. Ehemann Vladislav fielen ebenfalls unter die Sanktionen. Die Behörden beabsichtigen, die Vermögenswerte von "Wildberries" zu blockieren, den Transit durch die Ukraine zu verbieten u. zu verhindern, dass Kapital, Technologie u. geistige Eigentumsrechte die Ukraine verlassen. Im April 2022 wurden Bakalchuk u. "Wildberries" vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine auf die polnische Sanktionsliste gesetzt, weil sie die russ. Aggression gegen die Ukraine indirekt unterstützt hätten. Die Behörden stellten fest, dass das Unternehmen mit der Bank von "Wildberries" u. der "Bank VTB" verbunden sei u. beschuldigt wurde, russ. Militäruniformen u. anti-ukrain. Literatur zu verkaufen.)

BAKANOV, Ivan Hennadijovych II III IV V VI VII VIII IX X XI XII (1974-, ukrain. Ökonom, Politiker. Absolvent der Kiever Nationalen Wadym Hetman-Wirtschaftsuniversität. Gründer u. ehem. erster Vorsitzender der ukrain. polit. Partei "Sluha narodu" /"Diener des Volkes"/, ehem. Leiter des Sicherheitsdienstes der Ukraine SBU, Mitglied des Nationalen Sicherheits- u. Verteidigungsrats der Ukraine. Unter seiner Führung befasste sich der SBU vermehrt mit nationalen Sicherheitsfragen u. verstärkte die Aktivitäten zur Spionageabwehr, führte systemat. Spezialoperationen in der Ostukraine durch u. versuchte, den Aktivitäten russ. Hacker entgegenzuwirken. Inmitten des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde Bakanov im Juli 2022 gleichzeitig mit der Generalstaatsanwältin der Ukraine s. Iryna Venediktova von Präsident V. Zelenskyj per Dekret entlassen bzw. suspendiert. Aus diesen Behörden seien über 60 Mitarbeiter in den russ. besetzten Gebieten geblieben u. kollaborierten mit dem Feind, sagte Zelenskyj in einer Videoansprache, wobei er auch die Zahl von 651 Überläufern nannte. Es gebe Strafverfahren gegen Mitarbeiter von Staatsanwaltschaft u. anderen Strafverfolgungsbehörden wegen Hochverrats u. Kollaboration mit russ. Diensten. Als Bakanovs Nachfolger wurde dessen Stv. Vasyl Maljuk zum Interimschef des SBU ernannt. Möglicherweise war die Entlassung des alten Weggefährten Zelenskyjs die Folge eines internen Machtkampfs. Kritik: Einigen Experten zufolge wurde Bakanovs Ernennung unter Verfahrensverletzung durchgeführt, weil er u.a. eine spezielle Überprüfung nicht bestanden haben soll. Vom SBU wurde diese Information jedoch dementiert. Ausserdem soll unter seiner Führung gegen ukrain. Antikorruptionsgesetze verstossen worden sein. Einigen Beobachtern zufolge könnte Bakanov, der vor seiner Ernennung keine Erfahrung im Bereich der Strafverfolgung hatte, eine unangemessene Personalpolitik betrieben haben. Den Rang eines Leutnants erhielt er Ende Mai 2019, um Zugang zu geheimen Informationen zu haben. Seine Ehefrau ist Staatsbürgerin der RF.)

BAKIN, Vitalij Vladimirovich (russ. Richter am Militärgericht des Moskauer Bezirks, Kollegium für Strafsachen. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm "Umsetzung polit. Repression unter Verwendung der offiziellen Position" vorgeworfen. Insbes. war er an der Verfolgung der sog. "Artpodgotovka"-Bewegung beteiligt, die in der RF als terrorist. Organisation eingestuft u. verboten u. dem Vorwurf ausgesetzt wurde, an der Vorbereitung u. Durchführung von Terroranschlägen beteiligt gewesen zu sein mit dem Zweck, die polit. Lage im Land zu destabilisieren. Unabhängige Experten, Anwälte u. Menschenrechtsaktivisten gehen davon aus, dass das betreffende Strafverfahren keine Anzeichen von Terrorismus enthielt, sondern einen polit. Hintergrund hatte u. ausschliesslich darauf abzielte, die russ. Justizbehörden im Kampf gegen unerwünschte polit. Aktivisten missbräuchlich einzusetzen. Trotz der Zweifel an der Beweisgrundlage im Verfahren gegen A. Tolkachev, A. Keptja u. J. Kornyj sprach Richter Bakin Schuldsprüche aus, bei denen Jurij Kornyj, ein 50-jähriger Blogger, zu 10 Jahren Haft in einem Gefängnis mit verschärftem Strafvollzug verurteilt wurde, während Andrej Tolkachev, ein 42-jähriger Immobilienunternehmer, 13 Jahre Haft u. Andrej Keptja, ein 44-jähriger Bauarbeiter, 6 Jahre Haft ebenfalls jeweils in einem Gefängnis mit verschärftem Strafvollzug erhielten. Aleksandr Verkhovskij, Experte für die Untersuchung der Aktivitäten extremist. Organisationen, Mitglied des "Rats zur Entwicklung der Zivilgesellschaft u. der Menschenrechte beim Präsidenten RF" u. Direktor des Informations- u. Analysezentrums "Sova", hielt die Anschuldigung u. den Vorwurf des Terrorismus für „unglaublich übertrieben“; sie seien eindeutig polit. motivert u. hätten wenig mit eigentl. Rechtsfällen zu tun. Das Leitmotiv solcher Strafprozesse sei, polit. Gegner des Putin-Regimes einzuschüchtern u. zu neutralisieren, um ein Szenario nach dem Vorbild des ukrain. Majdan von 2013-14 zu verhindern. Somit trage Richter Bakin eine persönl. Verantwortung für die ungerechten Entscheidungen, die er im Interesse der herrschenden polit. Behörden traf, als deren Komplize er gegen die Bürger Russlands handle.)

BAKOV, Anton Alekseevich II III IV V VI VII VIII IX X XI (1965-, sowjet. Metallurgietechniker, russ. Politiker, Geschäftsmann u. führender Monarchist im Gebiet Sverdlovsk. Absolvent der Metallurg. Fakultät der Staatl. Technischen Universität des Uralgebiets, Kandidat der Technischen Wissenschaften, Autor von 20 Patenten für Erfindungen. Noch während seines Studiums gründete Bakov 1987 die ersten privaten Reiseunternehmen in Russland, "Kedr" u. "Malakhit". 1991 wurden diese Unternehmen in "East Line" umgewandelt. In den Folgejahren stieg das Unternehmen in den Luftverkehr ein u. wurde Betreiber des Moskauer Flughafens Domodedovo. Dabei lud Bakov den Unternehmer s. Dmitrij Kamenshchik als Moskauer Vertreter in das Geschäft ein. 1992 gelang es ihnen, den Status eines internationalen Flughafens zu erreichen. 1994 verkaufte Bakov das Unternehmen vollständig an Kamenshchik, der den Flughafen noch immer leitet. Im Reisebüro "Malakhit“ begann unter der Leitung Bakovs ausserdem sein Institutskollege s. Aleksandr Burkov seine Karriere /dieser wurde 2018 zum Gouverneur des Gebiets Omsk gewählt/. Während der gesamten 1990er Jahre galt Bakov als Burkovs „polit. Mäzen“, was in dem 2014 veröffentlichten dokumentar. Roman "Joburg“ des Schriftstellers s. Aleksej Ivanov  beschrieben wurde. In den 1990er Jahren arbeiteten Bakov u. Burkov in Moskau im "Arbeitszentrum für Wirtschaftsreformen bei der Regierung RF" sowie in der Gebietsduma von Sverdlovsk zusammen. Im Laufe der Zeit wurde aus Bakov ein professioneller Reisender u. einer der ersten Russen, der Tibet, Eritrea, die Antarktis u.a. exotische Orte auf dem Planeten besuchte. Er beteiligte sich auch an Umweltprojekten, finanzierte die Wiederherstellung der Kolonie der Taimen-Fische in den Flüssen des nördl. Urals, organisierte Kundgebungen u.a. polit. Aktionen zur Verteidigung der Wälder u. Seen des Urals, kämpfte gegen die Entsorgung von Atommüll in Russland. Er druckte zu Werbezwecken den "Ural-Franken", der später als inoffizielles Zahlungsmittel in einer Fabrik der Stadt Serov im Umlauf war. 1992 war er einer der Ideologen des Projekts zur Schaffung der Autonomie des Mansi-Volkes im Gebiet Sverdlovsk - der Mansi-Republik. Zu diesem Zweck sollte ein Teil des autonomen Kreises der Chanten u. Mansen abgetrennt werden u. mit der Hauptstadt Uraj eine autonome Einheit bilden, wobei das wirtschaftl. Potenzial der Öl- u. Gasfelder im Einzugsgebiet des Flusses Konda genutzt werden sollte. Das Projekt wurde nicht umgesetzt. 1993 beteiligte sich Bakov an der Schaffung der "Verfassung der Republik Ural", die auf dem Territorium des Gebiets Sverdlovsk entstehen sollte. Die Republik solle jedoch „keine Grenzen, keine Armee, keine Währung, keine Anzeichen von Staatlichkeit, Sezession u. dergleichen haben“. Nachdem das Projekt der Republik auf föderaler Ebene desavouiert wurde, bildete der Verfassungstext die Grundlage der "Charta des Gebiets Sverdlovsk". 1994 wurde Bakov zum Abgeordneten der Gebietsduma von Sverdlovsk für den Bezirk Serov u. zum Vorsitzenden des Duma-Ausschusses für Gesetzgebung u. lokale Selbstverwaltung gewählt. Als Abgeordneter widmete Bakov seine Tätigkeit v.a. dem Kampf gegen die Ernennung der Stadtoberhäupter u. des Gouverneurs des Gebiets Sverdlovsk „von oben“. 1996 wurde Bakov zum stv. Vorsitzenden der Gebietsduma von Sverdlovsk gewählt. Bis 2001 war er auch Abgeordneter der 2. Stadtduma von Ekaterinburg in der Kommission für städtische Wirtschaft u. kommunales Eigentum. 1995 war er Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Ekaterinburg, wobei er den 2. Platz belegte. 1997-2000 war er Generaldirektor des Metallurgiewerks A.K. Serov - heute "Nadezhda Metallurgical Plant" in Serov, das modernisiert u. gerettet wurde, trotz Bedrohung durch Besteuerung, Konkurs u. Massenentlassungen sowie durch Angriffe von OMON u. privaten Sicherheitsfirmen. 2000-3 war er Mitglied des Repräsentantenhauses/Oberhauses der Gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Sverdlovsk u. zugleich Abgeordneter der Stadt- u. Bezirksdumas der Stadt Serov. Er deckte Korruption auf, gründete die Antimafia-Bewegung, die gegen die organisierte kriminelle Gruppe "Uralmash" auftrat, u. widersetzte sich der Umverteilung von Eigentum. Um die Aktivität der Bevölkerung zu steigern, führte er Bildungsaktivitäten durch, gründete Konsum- u. Kreditgenossenschaften sowie Räte der territorialen öffentl. Selbstverwaltung u. Hausbesitzerverbände. Als Abgeordneter bemühte er sich um die Erhöhung des Kindergelds u. die Einführung eines regionalen Rentenzuschlags. 2000 verteidigte er auch aktiv das grosse "Uralkhimmash"-Werk gegen die Umverteilung von Eigentum, was fast zu einer bewaffneten Konfrontation führte, die Bakov abwehrte. 2000 beteiligte er sich an einer Kampagne gegen die Umwandlung des architekton. Wahrzeichens von Ekaterinburg - des Anwesens der Rastorguevs-Kharitonovs - in die Residenz des Bevollmächtigten des Präsidenten RF im Föderationskreis Ural. Pjotr ​​Latyshev, der Gesandte des Präsidenten des Föderationskreises Ural, plante, den Palast zu übernehmen - ein entsprechendes Präsidialdekret Putins wurde erlassen. Aber es kam zu Protesten u. Anton Bakov reichte eine Klage gegen Präsident V. Putin beim Obersten Gerichtshof RF ein - der sie abwies; später gewann er hingegen den Prozess beim Verfassungsgericht RF. Die polit. Spannungen rund um diesen Fall wurden später in dem erwähnten Buch "Joburg" von Aleksej Ivanov von 2014 beschrieben. 2003 war Bakov Kandidat für das Amt des Gouverneurs des Gebiets Sverdlovsk. Bei dieser Kampagne warf Bakov Gouverneur s. Eduard Rossel vor, Verbindungen zur "Uralmash"-Bande zu haben. Die 2. Wahlrunde verlor Bakov jedoch u. erhielt nur 330 Tsd. Stimmen gegenüber mehr als 600 Tsd. für Rossel. 2003 wurde Bakov im Einzelmandat-Wahlkreis Nr. 167 von Serov als Vertreter der "Partei der Wiederbelebung Russlands", dessen Führer s. Gennadij Seleznjov war, in die 4. Staatsduma RF gewählt. Nach den Wahlen trat er der "Union der rechten Kräfte" bei. In einem Interview mit den Medien bezeichnete Bakov sich wiederholt als Mann von [s. Anatolij] Chubajs". Insgesamt führte Bakov in diesen Jahren über 60 Kampagnen durch, in denen etwa 50 Tsd. Menschen unter seiner Führung mitmachten. 2005 gründete er die Mittelstandsgewerkschaft "PROFI", deren Aktivitäten sich auf andere Regionen Russlands ausdehnten. Dazu gehörte die Organisation von "PROFI"-Menschenrechtszentren, die in Krankenhäusern u. Kliniken die Rechte von Patienten vor der Willkür der Ärzte verteidigten u. die Verbreitung gefälschter Medikamente verhinderten. Obwohl er Mitglied der "Union der Rechten Kräfte" war, schloss Bakov sich im Dez. 2005 der Fraktion der Kremlpartei "Einiges Russland“ an, aus der er aber ein Jahr später wieder austrat. Im Sept. 2006 forderte Bakov im Namen der Gewerkschaft "PROFI" Präsident Putin, die Bundesversammlung u. die russ. Regierung auf, das Rentenniveau im Land auf 12% des russ. BIP festzulegen, d.h. die Höhe der Rentenzahlungen um das Zweieinhalbfache zu erhöhen. Zur Bekräftigung dieser Forderung kündigte der Abgeordnete einen Rentenstreik in Form eines Boykotts der Oktoberwahlen zur Gebietsduma von Sverdlovsk an. Die Wahlbeteiligung war die niedrigste in der Geschichte - 27%. Im Dez. 2006 wurde Bakov zum Sekretär für Wahlarbeit der "Union der rechten Kräfte" gewählt. Anschliessend spezialisierte er sich auf die Entwicklung von Online-Medien u. polit. sozialen Netzwerken, insbes. mit dem Ziel, die Bevölkerung zur Bekämpfung der Korruption zu mobilisieren. Ausserdem interessierte er sich für Ozeanologie, trat gegen die Verschmutzung der Ozeane u. für die Bewahrung des Naturerbes des Planeten auf. Im Okt. 2010 wurde er zum stv. Vorsitzenden des Bundespolit. Rats der "Partei des Geschäfts" gewählt. Der Partei wurde die Zulassung jedoch aus formellen Gründen verwehrt. Vermutlich wegen Abnutzung u. polit. Widerständen verliess Bakov in der Folge die "Realpolitik" immer mehr u. widmete sich vorzugsweise einer "parallelen" Politik, die nicht frei von kuriosen, skurrilen Erscheinungsformen war.

Weitere Projekte:
Monarchist. Partei u. unvollendete Präsidentschaftskandidatur: Im April 2012 wurde die "Monarchist. Partei RF" gegründet u. Bakov zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Das Justizministerium RF registrierte die Partei im Juli - dies war die erste legale polit. monarchist. Partei in Russland seit 1917. Das Parteiprogramm proklamierte das Ziel der Errichtung einer konstitutionellen Monarchie in Russland „mit friedlichen, konstitutionellen Mitteln, in Übereinstimmung mit allgemein anerkannten demokrat. Verfahren u. in strikter Übereinstimmung mit der geltenden Gesetzgebung“.
2013 nahm die Partei an der Wahl des Bürgermeisters von Ekaterinburg teil, wobei Bakovs Tochter Anastasija, eine Schauspielerin u. Sängerin, „zum Gesicht der Kampagne" gemacht wurde. 2015 kündigte Bakov die Absicht der Partei an, an den Wahlen zur Staatsduma RF von 2016 teilzunehmen. Anfang 2016 kündigte Bakov die Absicht der Monarchist. Partei an, einen öffentl. Prozess gegen Lenin u. Stalin zu veranstalten. Seiner Meinung nach waren diese kommunist. Führer für viele negative Entwicklungen in der russ. Geschichte mitverantwortlich. Der Zusammenbruch des Russ. Reichs u. die darauf folgenden Kriege u. Repressionen hätten eine grosse Anzahl Russen vernichtet u. seien ein ernsthaftes Hindernis für die normale evolutionäre Entwicklung Russlands gewesen. Ende Aug. 2017 teilte Anton Bakov der Presse seine Absicht mit, an den Präsidentschaftswahlen RF von 2018 teilzunehmen, nachdem er sich dazu von der Monarchist. Partei als Kandidat nominieren liess. Ende Dez. wurde seine Kandidatur von der Zentralen Wahlkommission RF registriert u. akzeptiert. Anfang 2018 wurde ein Wählerkonto eröffnet, eine Wahlzentrale eingerichtet u. die Unterschriftensammlung gestartet, wobei Bakov die notwendigen 100 Tsd. Unterschriften zusammenbrachte. Noch im Jan. 2018 legte er sie der Zentralen Wahlkommission vor, erklärte aber gleichzeitig, dass er sich von den Wahlen u. der Kandidatur zurückziehe, weil seine Anwälte zum Schluss gekommen seien, dass seine „doppelte Staatsbürgerschaft Russlands u. des Romanov-Reichs" eine Teilnahme behindere. Die Leiterin der ZWK, s. Ella Pamfilova, reagierte darauf wohl ironisch, als sie Bakov „zur Schaffung eines Imperiums“ beglückwünschte.
Das Romanov-Reich, auch "souveräner Staat des Kaiserthrons" genannt, ist ein virtueller Staat, der 2011 von Anton Bakov unter dem Namen "Russisches Reich" proklamiert wurde. Ursprünglich wurde es als „einziger Nachfolger des Staats, der vom Vater des Vaterlands, Peter dem Grossen, Kaiser von ganz Russland", gegründet wurde, positioniert. 2014 erklärte sich der virtuelle Staat bereit, sich von einem Mitglied des Kaiserhauses der Romanovs, Prinz Karl-Emich von Leiningen, einem direkten Nachkommen des russ. Kaisers Alexander II., an der Spitze führen zu lassen. Dafür konvertierte der Prinz vom Luthertum zur Orthodoxie u. wurde unter dem Namen Nikolaus III. als Thronprätendent von Russland gekrönt. Ende 2015 überreichte Nikolaus III. Bakov anlässlich dessen 50. Geburstags eine Familienikone der Romanov-Dynastie, die die heilige Katharina darstellt, u. verlieh Bakov, der in dem  virtuellen Staat die Position eines Erzkanzlers bekleidet, den vererbbaren Titel einer „Prinzen-Durchlaucht". Die Existenz eines legitimen Erben des Kaiserhauses an der Spitze ermöglichte es diesem Staat, Verhandlungen mit anderen Staaten über die Anerkennung der Souveränität aufzunehmen. Zu diesen Staaten gehörten Albanien, Mazedonien, Montenegro, Antigua u. Barbuda sowie Gambia u. Kiribati. 2017 wurde von den Behörden Kiribatis eine vorläufige Zustimmung erteilt, die eine lebhafte Reaktion der Weltmedien auslöste. In einem Interview mit Novaja gazeta vom Okt. 2017 sagte Bakov, die Verhandlungen in Kiribati seien von der lokalen Opposition sabotiert worden, die die Bevölkerung mit anfänglicher Zustimmung der Staatsführung gegen das Projekt aufgebracht habe. Gleichzeitig kündigte Bakov die Fortsetzung der Verhandlungen mit den neuen Behörden Gambias an, wo Präsident Yahya Jammeh 2017 durch Adam Barrow ersetzt wurde. Im Dez. 2017 gab Bakov auf einer Pressekonferenz in Ekaterinburg den Erfolg der Verhandlungen mit Gambia bekannt u. stellte ein Projekt künstlicher Inseln vor, die das Romanov-Reich beherbergen würden. Später sagte er jedoch, dass all diese Bemühungen erfolglos geblieben seien. Dabei beklagte er die Armut dieser Länder, in denen sich die Regierungen nicht um die Menschen kümmerten. Er habe zugunsten der Regierungen von Gambia, Mazedonien u. Montenegro über 5 Mln. USD ausgegeben, um sie zu unterstützen, habe aber kein Ergebnis erzielt. Daraufhin kündigte Bakov 2020 an, „in neutralen Gewässern zu arbeiten“: Im Mittelmeer, „40 Minuten von Venedig“ entfernt, will er im Rahmen des neuen Projekts „Arche Noah“ künstliche Inseln schaffen, um sich so der Seasteading-Bewegung anzuschliessen.
"Senat" von Ekaterinburg: Kurz nach der Bürgermeisterwahl von 2013 in Ekaterinburg initiierte Bakov zusammen mit dem Vorsitzenden des "Rats der Unternehmer" bei der Leitung der Stadt Ekaterinburg, Maksim Spasskij, die Schaffung eines öffentl. Beratungsgremiums in Ekaterinburg, "Senat" genannt. Dieser positioniere sich als „Alternative zur Stadtduma", allerdings mit dem Unterschied, dass er „den Stadthaushalt nicht verwalten kann". Der "Senat" soll jedoch breite öffentl. Diskussionen zu stadtrelevanten Themen wie Fragen der „Aufteilung des Haushaltsbudgets“ anstossen, deren Ergebnisse der Stadtduma vorgelegt werden sollen. Laut Bakov soll etwa „eine unabhängige Prüfung des städtischen Budgets durchgeführt werden, um die Stadt wirklich weiterzuentwickeln“. Bakov kündigte Pläne an, ähnliche Senate in anderen Städten Russlands einzurichten. Für die Zukunft schlug er eine Reform des polit. Systems Russlands vor, die darin besteht, ein „umgekehrtes“ Schema eines Zweikammerparlaments zu verwenden: Der sog. Föderationsrat solle gewählt werden, während die heutige Staatsduma RF ernannt würde. So würden laut Bakov die Gesetze im Unterhaus von ernannten Fachleuten entwickelt u. von gewählten Senatoren angenommen oder abgelehnt werden, die gemeinsam u. im Namen des Volkes in der Lage sein würden, den Nutzen der eingeführten Initiativen zu beurteilen u. sich öffentlich gegen mögliche Sabotageakte zu wehren. 2021 nahm Bakov an mehreren Sitzungen des "Rats der nicht gleichgültigen Bürger" teil, einem beratenden zivilen Gremium, das von Bürgermeister Aleksej Orlov im Ekaterinburger Rathaus organisiert wurde u. in seiner Funktionsweise dem Senat ähnelt. 2023 legte Bakov diesem Rat sein Konzept für ein "kaiserliches föderales Territorium" vor. Auf Initiative des Bürgermeisters wurde ein "Ekaterinburger Klub" gegründet, um die Initiative öffentlich zu diskutieren.
Wiederherstellung der monarchischen Erinnerungskultur:
Anton Bakov setzt sich aktiv dafür ein, die Erinnerung an die monarchische Vergangenheit Ekaterinburgs u. des Urals wiederzubeleben.
Seit 2012 setzt er sich für die Wiederherstellung von Denkmälern für Katharina u. ihren Mann Peter I. auf dem Stadtdamm ein. 2013 initiierte er die Errichtung eines Porträtdenkmals für Katharina I., das an der Stirnwand des Hauses Nr. 11 in der Turgenev-Strasse angebracht wurde. 2023 wurden diese Denkmäler von den städtischen Behörden an einem neuen Standort wieder aufgestellt. Im selben Jahr nahm Bakov an der Enthüllung einer Gedenktafel für Kaiser Alexander I. am Gebäude des Rastorguev-Kharitonov-Guts teil.
2020 reichte Bakov eine Klage gegen die Gesetzgebende Versammlung des Gebiets Sverdlovsk ein. Ihm zufolge verstosse der Name Jakov Sverdlovs als Grundlage für die Namensgebung des Gebiets Sverdlovsk gegen die Forderung der Verfassung RF über die Entideologisierung gemäss Art. 13, Abs. 2. Bakov schlägt vor, die Namen "Gebiet Sverdlovsk" u. "Ural" gleichzusetzen oder parallel zu verwenden. Das Bezirksgericht Sverdlovsk wies die Klage ab u. Bakov legte Berufung ein, die an ein höheres Gericht in St. Petersburg weitergeleitet wurde.
Bogdashka Toporok:
2020 organisierte Bakov das Literaturprojekt "Bogdashka Toporok“. Dabei handelt es sich um eine illustrierte Sammlung pseudohistor. Geschichten u. Skizzen über die Frühgeschichte der russ. nicht-indigenen Bevölkerung des Urals u. einen Pionierbauern, der im 17. Jh. aus dem Gebiet Vologda in den Ural kam. Der Autor des Textes, Aleksandr Kirillov, ein ausgebildeter Historiker, war Chefredaktor der Internetpublikation Ura.ru u. später Leiter der Nachrichtensite der Agentur "Euro-Asian News". Im Mai 2021 präsentierte Bakov den „ernsthaften Teil“ dieses Projekts – einen 450 Seiten umfassenden Band über „Die Ural-Vorfahren der Prinzen-Durchlauchte Bakov“ mit einer detaillierten Analyse der Genealogie seiner Familie. Dabei stellte er diverse fragliche Hypothesen zur Besiedlung u. Entwicklung des Urals auf. Im Juni 2021 erhielt das Projekt "Bogdashka Toporok" einen Preis beim städtischen Wettbewerb "Buch des Jahres“ in Ekaterinburg. 2022 setzte Bakov die Geschichte seiner Vorfahren fort u. veröffentlichte dazu ein neues Buch, wobei er für seine Buchvorstellungen das Elcyn-Zentrum in Ekaterinburg nutzte. 2023 erschien der 2. Band mit illustrierten "Erzählungen" über Bogdashka Toporok, ebenfalls verfasst von Bakov, Kirillov u. Smagin.)

BALAKIN, Mikhail Dmitrievich IIa IIb (1961-, sowjet. Bauingenieur, ehem. russ. Top-Unternehmer, Politiker. Absolvent des Moskauer Ingenieur- u. Bauinstituts "V.V. Kujbyshev", heute Moskauer Nationale Forschungsuniversität für Bauwesen. Danach arbeitete er beim Konzern "Glavmosstroj". 2000 wurde er Leiter der Betriebs- u. Verwaltungsabteilung für die Umsetzung von Bauprogrammen der Stadt Moskau, die für den Wiederaufbau des baufälligen Wohnungsbestands u. in diesem Zusammenhang auch für das Büro des Moskauer Bürgermeisters verantwortlich war. Balakin u. seine Unternehmensgruppe engagierten sich ferner als Investoren am Bau u. der Restaurierung von russ. Kirchen u. Kathedralen, wofür Balakin verschiedene Orden der Russ. Orthodoxen Kirche erhielt. 2005 kehrte er in die Geschäftsführung von "SU-155" zurück, wo er die Position des Vorstandsvorsitzenden bekleidete. Mit 2,3 Mrd. USD Eigenkapital belegte er 2011 bei Forbes den 40. Rang unter den 100 reichsten Unternehmern Russlands; 2015 blieb er mit 1,7 Mrd. USD jedoch auf dem 50. Rang zurück. 2014 stieg er aus dem Kapital der Gesellschaften, die an der Unternehmensgruppe "SU-155" beteiligt waren, aus. 2016 wurde das Unternehmen für insolvent u. Balakin selbst 2019 von einem Gericht für bankrott erklärt. 2014 ging er in die Politik u. wurde Abgeordneter der Moskauer Stadtduma als selbständiger Kandidat auf der Liste von s. Vladimir Zhirinovskijs LDPR. Bei der Bürgermeisterwahl von Moskau von 2018 belegte er als Kandidat der Partei "Bürgerunion", die zur Gruppe von Parteien gehörte, die von s. Andrej Bogdanov organisiert wurde, mit 1,87% der Stimmen bzw. 42 Tsd. Stimmen den letzten Platz.)

BALANOVA, Svetlana Evgenevna II III IV (1970-, russ. Geschäftsfrau. 2004-8 leitete sie die Repräsentanz von "3M" in der Ukraine, bekleidete die Position des Generaldirektors von "3M Ukraine". 2008-10 war sie CEO von "3M Russland". 2009 war sie Vorstandsmitglied der Amerikan. Handelskammer in Russland. Im selben Jahr wurde sie unter der Schirmherrschaft des Präsidenten RF in die Liste der 500 Manager eingetragen, die in die Reserve des Führungspersonals aufgenommen wurden. 2010-11 war sie Präsidentin des internationalen Geschäfts "Elektronische Überwachung" der Firma "3M", ferner Chief Operating Officer der Firma "3M Attenti" in Israel. 2012-20 war sie Geschäftsführerin der "IBS". 2020-21 war sie 1. stv. Generaldirektorin der AG "Gazprom Media Holding". Seit Feb. 2021 bekleidet sie die Position des Generaldirektors der privaten Pressegesellschaft "National Media Group Holding" in Moskau. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen.)

BALASHOV, Aleksej Igorevich II (1980-, russ. Ökonom, Jurist u. Staatsverwaltungsfachmann. Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften des St. Petersburger Instituts für Maschinenbau, der Rechtswissenschaften an der Wirtschaftshochschule Moskau u. der Russ. Akademie für Volkswirtschaft u. öffentl. Dienst beim Präsidenten RF mit einem Master in Staats- u. Kommunalverwaltung. 1. Dissertation zur Erlangung des akadem. Grads eines Kandidaten der Wirtschaftswissenschaften zum Thema "Sicherung der nachhaltigen Entwicklung von Unternehmensstrukturen auf der Grundlage der Investitionsplanung“ an der Staatsuniversität für Technik u. Wirtschaft INZHEKON in SPB. 2. Dissertation zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften zum Thema "Bildung des Mechanismus einer nachhaltigen pharmazeutischen Industrie“ an der Staatsuniversität für Wirtschaft u. Finanzen FINEK in SPB. 2009 wurde ihm der akadem. Titel eines ao. Professors im Fachbereich Volkswirtschaftslehre des Unternehmens verliehen. Ab 2000 arbeitete er in verschiedenen Bereichen u. Stellungen. Seit März 2021 ist er Rektor des St. Petersburger Staatl. Instituts für Psychologie u. Sozialarbeit, Mitglied des Rats der Rektoren der Universitäten von SPB u. des Leningrader Gebiets. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen. Die ukrain. Regierung hat ihn auf ihre Sanktionsliste gesetzt.)

BALBEK, Ruslan Ismailovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV (1977-, russ. Ökonom u. Politologe usbek.-krymtatar Herkunft, ukrain. u. Krym-Politiker in russ. Diensten. Absolvent des Taurischen Instituts für Unternehmertum u. Recht u. der Nationalen Taurischen V. I. Vernadskij-Universität, Fachrichtung Ökonom-Manager. 2001-6 war er Direktor des gemeinsamen türkisch-ukrain. Reiseunternehmens "Tez Tour", wurde wegen Unterschlagung von 1,5 Mln. UAH verhaftet, wobei das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde. 2007-10/12 Delegierter des Kurultaj des krymtatar. Volkes. 2010 kandidierte er erfolglos für den Obersten Rat der Krym auf der Liste der Sozialist. Partei der Ukraine u. verstiess damit gegen das Kurultaj-Dekret über einen Wahlblock mit der "Volksbewegung der Ukraine", weshalb er aus dem Kurultaj ausgeschlossen wurde. 2010-13 war er Assistent oder Berater des Abgeordneten der Verkhovna Rada der Ukraine Dmitrij Shencev von der "Partei der Regionen“. Im März 2011 wurde er unter dem Vorwurf festgenommen, einem Polizeibeamten in Ausübung seiner Dienstpflicht eine Körperverletzung zugefügt zu haben. s. Mustafa Dzhemilev drückte seine Bereitschaft aus, die inhaftierten Danijal Ametov u. Ruslan Balbek uneingeschränkt zu unterstützen, u. appellierte an den Ständigen Vertreter des Präsidenten der Ukraine auf der Krym, Volodymyr Jacuba, Balbek freizulassen; dieser wurde dann aufgrund des Amnestiegesetzes von 2008 aus der Haft entlassen. Im Nov. 2011 geriet Balbek jedoch in Konflikt mit dem Medschlis der Krymtataren u. kündigte die Gründung der NRO "Generation Krym“ u. die Einleitung der "Amtsenthebung“ von Mustafa Dzhemilev, dem Vorsteher des Medschlis, an. Anfang 2012 reichte Balbek beim Kiever Bezirksgericht in Simferopol eine Klage zum Schutz der Ehre, der Würde u. des geschäftl. Rufs ein wegen gewisser Aussagen in einem Interview, das Dzhemilev den Zeitungen Avdet u. Den gab, u. forderte ausser des Widerrufs einiger in dem Interview getätigter Aussagen, etwa, dass er 2x verurteilt worden sei u.a., die Zahlung eines Schadensersatzes. Das Gericht befriedigte nur die Forderung Balbeks in Bezug auf die Aussage, er sei 2x verurteilt worden, während die Forderung einer Genugtuung wegen moral. Schadens teilweise befriedigt wurde. Im Feb. 2012 liess Balbek anlässl. eines Treffens der Führung des Medschlis der Krymtataren mit Vertretern des Entwicklungs- u. Integrationsprogramms der UN für die Krym vor dem Gebäude des Medschllis Demoposten aufstellen, wobei ca. 300 Personen an der Protestkundgebung teilnahmen. Dabei forderte die NRO "Generation Krym“ von der UN, die offiziellen Kontakte mit dem Vorsitzenden des Medschlis, Mustafa Dzhemilev, u. seinem Stv., s. Refat Chubarov, einzustellen. 2013 wurde Balbek Mitglied des Ausschusses für interethnische Beziehungen des Gesellschafl. Rats des Ministerrats der Krym. Dort kritisierte er erneut den Medschlis der Krymtataren u. dessen Führer. Seiner Meinung nach widersprachen die Ziele der Medschlis-Führung den Interessen des krymtatarischen Volkes.
Nach der Annexion der Krym: Bei der völkerrechtlich illegalen Annexion der Krym durch Russland wurde am 18. März 2014 ein Abkommen über den Beitritt der "Republik Krym" zur RF unterzeichnet. Gemäss der Vereinbarung wurden alle Einwohner der Halbinsel als russ. Staatsbürger betrachtet, es sei denn, sie schrieben eine Erklärung, dass sie die ukrain. Staatsbürgerschaft behalten wollten. Am 19. März kündigte der Sekretär des Generalrats der kremlnahen Partei "Einiges Russland" u. gleichzeitig stv. Vorsitzender der Staatsduma RF Sergej Neverov die Schaffung von entsprechenden Parteistrukturen auf der Krym an. Am 7. April trat der Vorsitzende des Krym-Parlaments s. Vladimir Konstantinov, der 2010-14 die Organisation der "Partei der Regionen" auf der Krym leitete, der Kremlpartei "Einiges Russland“ bei, wobei auch Ruslan Balbek ihr Mitglied wurde. In der Folge stellte sich Balbek als Handlanger Moskaus auf der annektierten Krym gegen die Führung des Medschlis zur Verfügung. Am 16. Mai 2014 nahm er an dem Treffen des Präsidenten RF V. Putin mit Vertretern der Gemeinschaft der Krymtataren teil, das anlässl. des 70. Jahrestags der Deportation der Krymtataren in Sotschi offiziell organisiert wurde. Zu diesem Treffen waren, vom Kreml ausgebremst, weder Mustafa Dzhemilev noch der Leiter des Medschlis der Krymtataren eingeladen worden. Als der Staatsrat der Krym am 28. Mai im Rahmen einer Säuberung von Vertretern des Medschlis den im April 2014 ernannten stv. MP s. Lenur Isljamov wegen „Untätigkeit in Fragen der Repatriierungsunterbringung" u. „einer destruktiven Politik des Medschlis" entliess, schlug der Chef des neuen Krym-Regimes, MP s. Sergej Aksjonov, dem Staatsrat vor, Ruslan Balbek, den Leiter der NRO "Generation Krym", die in Opposition zum Medschlis stand, zum stv. Vorsitzenden des Ministerrats der "Republik Krym" zu ernennen. Der Vorschlag wurde von 76 der 78 Abgeordneten des Staatsrats, die an der Sitzung teilnahmen, unterstützt. 2014 wurde Balbek auch Mitglied des regionalen Hauptquartiers der "Allruss. Volksfront" in der "Republik Krym". Nachdem Balbek 2016 ein Mandat als Abgeordneter der 7. Staatsduma RF erhalten hatte, gab er den Posten des stv. MP der annektierten "Republik Krym" in der Regierung Aksjonov auf. In der Staatsduma RF wurde er Mitglied u. stv. Vorsitzender des Ausschusses für Nationalitäten. Im Nov. 2016 wurde er Vorsitzender des Unterausschusses des Ausschusses für Nationalitätenangelegenheiten für die legislative Unterstützung der Umsetzung der staatl. nationalen Politik Russlands auf der Krym u. in Sevastopol. Im Zusammenhang mit seiner öffentl. aktiven Unterstützung der Annnexion der Krym durch Russland setzten die USA, Kanada, GB, EU, Australien, die Schweiz u. die Ukraine Balbeks Namen auf ihre Sanktionslisten. 2017-18 war Balbek Kurator zahlreicher Projekte auf der Krym, so beim Bau u. bei der Restaurierung von Moscheen. Im Nov. 2018 sprach er bei einem UN-Diskussionsforum in der Schweiz über Menschenrechte, Demokratie u. Rechtsstaatlichkeit. Im Dez. 2018 wurde ihm ein Diplom des Präsidenten RF Putin verliehen; die Auszeichnung wurde vom 1. stv. Leiter der Präsidialverwaltung RF, dem "Helden Russlands" s. Sergej Kirienko, überreicht. Im Juni 2019 gab Balbek bekannt, dass er an einem Gesetzentwurf arbeite, der die /strenge/ Bestrafung für "Belästigung", die mit Vergewaltigung gleichzusetzen ist, vorsieht, wobei besonderes Augenmerk auf die Belästigung Minderjähriger gelegt werde. Im Okt. 2019 nahm Balbek an einer Konferenz der Vorsitzenden der Parlamente der Türkei, des Iran, Pakistans, Afghanistans, Chinas u. Russlands zur Terrorismusbekämpfung u. Stärkung der regionalen Zusammenarbeit teil, die in der Türkei stattfand. Seit seinem Ausscheiden aus der Staatsduma RF betätigt er sich als "Krym-Politologe" bzw. wird er in den Medien als solcher dargestellt. 2019 verteidigte er seine Dissertation an der RANEPA zum Thema "Technologien zur Gewährleistung polit. Stabilität angesichts externer destabilisierender Einflüsse - am Beispiel der Republik Krym", womit er den akadem. Grad eines Kandidaten der Polit. Wissenschaften erlangte. Einkommen: Nach offiziellen Angaben, die auf der Website der Staatsduma RF veröffentlicht wurden, verdiente Balbek im Jahr 2016 2´379´149,34 Rubel; 2018 betrug sein Einkommen 4´811´501,32 Rubel.)

BALICKIJ, Evgenij (Evhen) Vitalevich 2013-18: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI  ab 2019: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXIII XXIX XXX (1969-, sowjet. Militärpilot-Ingenieur, ukrain. Politiker, pro-russ. Kollaborateur in Melitopol im Donbass, Ostukraine, amtierender Gouverneur des von Russland besetzten u. illegal annektierten Teils des ukrain. Gebiets Zaporozhe/Zaporizhzhja als integrales "Subjekt Russlands“. Absolvent der Tambover Militär. Flughochschule für Piloten mit einem Abschluss als Pilot-Ingenieur, 3. Klasse. Er diente 4 Jahre in verschiedenen Luftfahrtgarnisonen u. wurde 1995 vom Melitopoler Regiment der Militärtransportluftfahrt im Rang eines Hauptmanns in die Reserve versetzt. Seit 1997 leitete Balickij die Melitopoler Brauerei u. verkaufte 2007 eine Mehrheitsbeteiligung an diesem Unternehmen. Seit 2012 war er stv. Direktor für Wirtschaft bei "Avtogidroagregat". Als Politiker war Balickij 1998-2002 u. 2010-12 Abgeordneter des Gebietsrats von Zaporozhe, ab 2004 parteilos, dann erschien er auf den Listen der pro-russ."Partei der Regionen". Im Nov. 2012 wurde er als Volksabgeordneter der 7. Verchovna Rada der Ukraine gewählt. Im ukrain. Parlament war er Vorsitzender des Unterausschusses für den Schutz u. die rationelle Nutzung des Untergrunds u. der Wasserressourcen der Kommission für Umweltpolitik, Naturschutz u. Beseitigung der Folgen der Tschernobyl-Katastrophe. Ferner fungierte er als stv. Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium u. war für Fragen der Europäischen Integration des Ministerkabinetts der Ukraine zuständig. Im Feb. 2014 wurde er zum stv. Vorsitzenden der Stadtparteiorganisation gewählt, aber im Juni verliess er die Fraktion der "Partei der Regionen" im Parlament. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen vom Okt. 2014 wurde er zum Volksabgeordneten der 8. Verchovna Rada der Ukraine gewählt. Im Mai 2015 trat er der Parlamentsfraktion des "Oppositionsblocks" bei u. begann in populist. Manier gegen s. Petro Poroshenko als Verräter", „Dieb", Oligarchen-Mafia usw. zu polemisieren. 2015 wurde Balickij in einem Strafverfahren wegen Veruntreuung u. Unterschlagung von 37 Mio. UAH - etwa 1,5 Mio. USD - staatlicher Mittel angeklagt. Als polit. aktiver Vertreter der russ. Minderheit in der Ukraine, die sich angeblich von Kiev vernachlässigt u. diskriminiert fühlte, stellte er im Dez. 2016 den Gesetzentwurf "Über die Gewährleistung der staatl. Unterstützung für Massnahmen zur Entwicklung, Popularisierung u. zum Schutz der russ. Sprache u.a. Sprachen nationaler Minderheiten in der Ukraine“ vor. Er sei Ukrainer, aber Russe nach Nationalität". 2017 leitete die Staatsanwaltschaft der Ukraine ein Strafverfahren gegen Balickij wegen separatist. Äusserungen ein. Seit 2018 lebte er de facto mit seiner Familie auf dem Territorium der von Russland illegal annektierten Krym, wohin er auch sein Geschäft verlegte. Im Dez. 2018 wurde er auf die Sanktionsliste Russlands gesetzt u. durch ein Dekret der Regierung RF vom Nov. 2022 von ihr wieder gestrichen. Seine Ansichten zur Lage in der Ukraine widerspiegeln ein ambivalentes Bild. Einerseits sagte er 2020 in einem Interview mit dem Sender "InterVizor", dass die Krym nicht zur Ukraine zurückkehren werde, da die Ukraine alles getan habe, um die Rückkehr der Krym zu verhindern. Andererseits brachte er in der Zeit vor dem Beginn des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine von 2022 öffentlich seine Unterstützung für den Wunsch der Ukraine nach einer Assoziierung mit der EU zum Ausdruck. Auch wenn die Ukraine das Assoziierungsabkommen nicht unterzeichnet habe, sei man sich bewusst, dass ein grosser Schritt getan wurde, der uns die europäischen Standards näher gebracht habe. Man sei so den europäischen Werten näher gekommen u. es spiele keine Rolle, ob das Assoziierungsabkommen unterzeichnet wird oder nicht, denn das Wichtigste sei, Europa in der Ukraine aufzubauen. Man müsse die Wirtschaft stabilisieren u. unsere Wirtschaftsinteressen verteidigen. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wechselte  Balickij zur russ. Besatzungsverwaltung von Melitopol u. wurde später zum Leiter der Militär.-zivilen Verwaltung der russ. Besatzung des Gebiets Zaporozhe/Zaporizhzhja ernannt. In seiner Position als pro-russ. Kollaborationspolitiker begann er gegen das faschist. Kiever Regime" zu polemisieren. Im Bereich der Wirtschaft kontrolliert er die Aktivitäten eines Unternehmens, das Getreide aus dem besetzten Gebiet Zaporozhe/Zaporizhzhja exportiert. Im Juli 2022 gab er bekannt, dass er als einer der ersten im besetzten Gebiet einen russ. Pass erhalten habe.
Sanktionierung: Gleichzeitig wurde Balickij auf die Sanktionslisten aller EU-Staaten gesetzt, weil er „mit den russ. Behörden in der ukrain. Stadt Melitopol zusammenarbeitete u. die Ernennung von Galina Danilchenko /II/ zur kommissar. Bürgermeisterin von Melitopol nach der Entführung des rechtmässigen Bürgermeisters unterstützte“. Im Sept. 2022 wurde er auch auf die US-Sanktionslisten gesetzt, weil er „die Beschlagnahmung von ukrain. Getreide aus dem Gebiet Zaporozhe überwacht“. Im Zusammenhang mit der russ. Invasion in der Ukraine steht sein Name auch auf den Sanktionslisten von GB, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan,
Schweiz /Balytskiy/, Ukraine. Im Sept. 2022 trat er der Kremlpartei "Einiges Russland" bei. Anfang Okt. 2022 wurde die Annexion des Gebiets Zaporozhe/Zaporizhzhja zusammen mit den ukrain. Gebieten Kherson, Doneck u. Lugansk durch Russland proklamiert. Zuvor war Balickij an der Organisation u. Durchführung eines völkerrechtl. illegalen Scheinreferendums in seinem Gebiet beteilligt. In diesem Zusammenhang erschien Balickij mit seinen Kollegen aus den anderen annektierten Gebieten im Kreml bei einer "festlichen" Zeremonie, um in Anwesenheit Putins die Annexion offiziell zu besiegeln. Am 4. Okt. 2022 wurde Balickij zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Zaporozhe als integrales "Subjekt Russlands“ ernannt. In einigen Medien wurden diese russ. "Gouverneure" in Anlehnung an das Naziregime als "Gauleiter" bezeichnet. Im Okt. 2023 forderte Balickij in der russ. TV die Wiederherstellung des alten Russ. Reichs unter Einschluss der Baltischen Staaten, Finnlands u. Polens.) 10.23.         

BALUEVSKIJ, Jurij Nikolaevich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII (1947-, sowjet. u. russ. Militärführer, Armeegeneral, ehem. Generalstabschef der Streitkräfte RF. Absolvent der Leningrader Allgemeinen Militär. Kommandohochschule "S.M. Kirov", der "M.V. Frunze"-Militärakademie u. der "K.E. Voroshilov"-Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte. Ab 1970 diente er als Kommandeur in sowjet. Schützen- u.  Panzereinheiten, als Offizier im belaruss. Militärbezirk, in der Gruppe der Sowjet. Streitkräfte in Deutschland, im Leningrader Militärbezirk, im Generalstab der Streitkräfte, beim stv. Verteidigungsminister der UdSSR. In den 1990er Jahren war er 1. stv. Befehlshaber der Gruppe der russ. Streitkräfte in Transkaukasien u. überwachte die Aktionen der russ. Truppen während des georg.-abchas. Kriegs u. des osset.-inguschet. Konflikts im Herbst 1993. Danach war er in der Operativen Hauptverwaltung u. bis 2004 als 1. stv. Chef des Generalstabs der Streitkräfte RF tätig. Anlässlich der Kosovokrise nahm er im Juni 1999 am "Vorstoss russ. Fallschirmjäger nach Priština" u. an den Verhandlungen mit der obersten Führung der NATO teil, die mit der Unterzeichnung des Vertrags über die Reduzierung strateg. Offensiven von 2002 endeten. Im Juli 2004 wurde er per Dekret des Präsidenten RF V. Putin zum Generalstabschef der Streitkräfte RF u. zum 1. stv. Verteidigungsminister RF ernannt. 2004-8 Mitglied des Sicherheitsrats RF. Im Dez. 2006 wurde die Amtszeit von General Baluevskij per Dekret Putins um 3 Jahre verlängert. Im Juni 2008 wurde Baluevskij von seinem Posten als Chef des Generalstabs entbunden u. vom neuen Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev zum stv. Sekretär des Sicherheitsrats RF ernannt. Im Jan. 2012 wurde er von diesem Posten entlassen. Baluevskij war ein aktiver Gegner der Militärreform in Russland, die bis 2012 vom Serdjukov-Team durchgeführt wurde. Die Einführung kommerzieller Strukturen in der Armee, gegen die sich Baluevskij aktiv wehrte, führte zu einer massiven Unterschlagung von Haushaltsgeldern. Ab u. zu tritt er als Referent bei militärhistor. Vorträgen auf, bei denen er sich wie ein General alter sowjet. Schule präsentiert.)


Neuster Stand: 12.22 / 10.23 (34)  Keine Garantie für Richtigkeit u. Vollständigkeit der Angaben.

Fortsetzung s. B1b