Putin-Lexikon |
Über 20 Jahre im Dienst der Information Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema Osteuropa und Russland _______________________________________________________________________ PUTIN-LEXIKON: Б1a (B1a) (Teil 1 (Bab, Bag, Bad, Bae, Bazh, Baj, Bak, Bal) Überarbeitet und aktualisiert im Okt. 2023
BABASHOV, Leonid Ivanovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII (1966-, sowjet. Bautechniker,
russ. Politiker der russ. besetzten Krym. Absolvent der
Kiever Technischen Staatsuniversität für Bauwesen u.
Architektur. In den 1990er Jahren war er als
Unternehmer tätig u. besass eine Strassenbaufirma.
2016 erhielt er ein Bachelor-Diplom von der Föderalen V.I.
Vernadskij-Universität der Krym in der Richtung
"Rechtswissenschaften“. Er war Mitglied des Kuratoriums der
Gedenkstätte des Konzentrationslagers Krasnyj u.
beteiligte sich an der Finanzierung für die Errichtung eines
Denkmals für "Höfliche Menschen" in
Simferopol. Babashov unterstützte die Annexion der Krym durch Russland im
Frühjahr 2014, woraufhin er den Vorschlag des Vorsitzenden
des Krym-Parlaments, s. Vladimir Konstantinov, akzeptierte,
der kremlnahen Partei
"Einiges
Russland" beizutreten. Bei den Wahlen zum Staatsrat der "Republik" Krym
2014 kandidierte Babashov in einem Wahlkreis des
Krasnogvardejsker Bezirks. "Einiges Russland" gewann in
allen Wahlkreisen auf der von Russland annektierten
Halbinsel u. zog ins Parlament ein. Im sog. Staatsrat der
"Republik" Krym leitete Babashov den Ausschuss für Bauen u.
Wohnen sowie Kommunale Dienstleistungen. In diesem
Zusammenhang verhängte der Nationale Sicherheits- u.
Verteidigungsrat der Ukraine Sanktionen gegen
Babashov. Am Vorabend der Wahlen zur Staatsduma RF von 2016
nahm Babashov an den Vorwahlen von "Einiges Russland" auf
der Krym teil. 2018 kritisierte Babashov s. Andrej Filonov,
den Leiter der Verwaltung von Evpatorija, wegen des
herumliegenden Mülls auf den Strassen der Stadt. Bei den
Wahlen von 2019 wurde Babashov erneut aus dem
Krasnogvardejsker Bezirk in den Staatsrat der "Republik"
Krym gewählt u. wurde Vorsitzender des Ausschusses für Bau,
Verkehr u. Brennstoffe sowie für den Energiekomplex. Er
unterstützte die von V. Putin vorgeschlagenen Änderungen der Verfassung RF von 2020.
Im Juli 2021, am Vorabend des Beginns der Wahlen zur Staatsduma RF 2021,
ersetzte Babashov den stv. MP der "Republik" Krym, Evgenij
Kabanov, der seine Kandidatur zurückzog, im Wahlkreis
Evpatorija. Als Ergebnis der Wahlen erhielt der
selbstnominierte Kandidat Babashov 58,17% der Stimmen u. zog
mit Unterstützung der Kremlpartei "Einiges Russland" in die
8. Staatsduma RF ein, in der er Mitglied des
Ausschusses für Verkehr u. Verkehrsinfrastruktur wurde.
Für 2019 gab Babashov ein Jahreseinkommen von 5 Mln. Rubel
an. BABAJAN, Roman Georgevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII
XIX XX
XXI XXII
XXIII
2023: II
III IV
V VI
VII VIII
IX X
XI XII
XIII XIV
XV XVI
XVII XVIII
XIX XX
XXI XXII
XXIII XXIV
XXV XXVI
XXVII XXVIII
XXIX XXX XXXI (1967-, sowjet. TV- u.
Rundfunkingenieur, russ. staatsnaher TV- u.
Radiojournalist u. -moderator, Politiker. Stammt aus
einer russ.-armen. Familie aus Baku, Aserbaidschan.
Absolvent der Fakultät für Funktechnik des
Aserbaidschan. Polytechnischen Instituts su. der
Fakultät für TV u. Radio des Moskauer Instituts für
Kommunikation mit Abschluss als TV- u. Rundfunkingenieur.
In den 1990er Jahren arbeitete er bei der Allruss.
staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft als Ingenieur
in der Abteilung für die Vorbereitung u. Ausstrahlung von
Radioprogrammen des Nachrichtendienstes "Radio Rossii", dann als
Korrespondent für das Unternehmen. Er arbeitete in 54
Ländern der Welt u. traf Saddam Hussein, Augusto Pinochet,
Luis Corvalán u. Muammar Ghaddafi. 1994-2000 arbeitete er
im Programm "Vesti" des russ. TV als
Korrespondent u. polit. Beobachter. Im Sept. 2000
wechselte er zum TV-Sender "ORT" u. wurde polit. Beobachter für
die Programme "Novosti" u. "Vremja". Er berichtete über die
Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO 1999 u. über den
Irakkrieg. 2005-12 arbeitete er für den "3. Kanal" als Chefredaktor u.
Moderator einzelner Sendungen. 2009-19 moderierte er die
Sendung "Recht der Stimme" /bzw. "Stimmrecht“
II/ als eine Art Double oder Kopie der Sendung von
s. Vladimir Solovjov in "RTR": zunächst im "3. Kanal" u.
nach dessen Einstellung im Dez. 2012 im Sender "TV Centr". Ab Juni 2019 war er
Chefredaktor des Internet-Radiosenders "Govorit Moskva i pokazyvaet“. Im
Aug. 2019 gab er seinen Wechsel zu "NTV" bekannt, wo er ab Sept. die
polit. Talkshow "Eigene Wahrheit" moderierte. BABEROWSKI, Jörg Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine – die Situation hatte sich im Osten Europas damit inzwischen grundlegend verändert – schien der bekannte dt. Russland-Historiker u. Gewaltforscher, der sich von Hause aus auch als Philosoph versteht u. nicht davor zurückschreckt, vom Mainstream abweichende Standpunkte zu vertreten, die Prioritäten u. Akzente der Einschätzung des eindeutig radikaler u. gewaltsamer gewordenen Putin-Regimes zu Gunsten einer wesentlich kritischeren u. pessimistischeren Haltung zu verschieben. Vom Schwerpunktnarrativ des Problems des Verlustes des Imperiums bei den Bürgern Russlands u. der ehem. Sowjetunion offenbar befangen u. damit die aktuellen russ. Narrative scheinbar bedienend, war aus den Zeilen u. Worten des mutmasslichen "Russland- u. Putin-Verstehers" tiefe Enttäuschung über die Entwicklung der Lage zu spüren. Wie auch schon vor dem neuen Krieg war bei dem Russland-Geschichtsexperten hingegen für die nationalen u. pro-westlichen Anliegen der ukrain. Seite kaum mehr Sympathie zu erkennen. Diverse kontroverse Aussagen Baberowskis wurden von Politikern u. Wissenschaftskollegen teilweise kritisiert. Am 1. März 2022 erschien in der FAZ ein nachdenklicher Beitrag Baberowskis unter der Überschrift "Ein Krieg, erfüllt vom Geist der Rache". Darin hiess es u.a., dass „es niemals hätte geschehen dürfen, dass die Ukraine, dieses versehrte u. vernarbte Land, mit brachialer Gewalt heimgesucht wird, dass alles zunichtegemacht wird, was in den vergangenen Jahren erreicht worden ist." Und dennoch sei es geschehen. Alle hätten an das immerwährende Recht u. daran geglaubt, von ihm für alle Zeit geschützt zu sein, u. dann komme es plötzlich anders. Putin führe einen Krieg, der vom Geist der Rache erfüllt sei. Manche Leute würden Putin nun für verrückt erklären. Man habe erlebt, dass ein einziger Mensch den Weltenlauf verändern könne, indem er eine Entscheidung treffe, die nicht nur mit dem Status quo radikal breche, sondern Tatsachen schaffe, die niemand ignorieren könne. Dieser Krieg sei eine riskante Versuchung, u. wer ihn beginne, müsse wissen, dass er die Souveränität über den Ausnahmezustand verlieren könne. Dieser Krieg verändere alles, auch den Angreifer, der, wenn er keine Rückzugsoption habe, alles auf eine Karte setzen müsse, um nicht unterzugehen. Es sei keineswegs ausgeschlossen, dass sich ein Triumph der russ. Waffen am Ende als Pyrrhussieg erweisen könnte. Die russ. Armee möge die Ukraine zwar niederwerfen, aber ob Putins Helfer sie auch besetzen u. der Bevölkerung ihren Willen aufzwingen können, stehe auf einem anderen Blatt. Sollte der Krieg nicht nach Putins Plan verlaufen, könnte in Russland die Machtfrage gestellt werden. Putin u. seine Ratgeber nähmen dieses Risiko in Kauf. Sie mögen ahnen, dass es um sie geschehen sein könnte, wenn der Krieg, den sie entfesselt haben, verloren geht. Deshalb könnten sie nicht zurück - sie müssten gewinnen oder sie werden untergehen. Man sollte die Entschlossenheit solcher Tatmenschen nicht unterschätzen. Daher hoffte Baberowski, dass die Gefolgsleute sich von Putin befreien u. ihn aus dem Amt entfernen. Eine andere Möglichkeit gebe es nicht mehr, um dem Schrecken ein Ende zu machen. Putin habe nicht verstanden, dass die Ukraine des Jahres 2022 nicht mehr die Ukraine des Jahres 2014 sei. Der alte Gegensatz von Nation u. Imperium löse sich langsam auf. Wer Russe sein wolle, könne es auch als ukrain. Staatsbürger sein. Aus Putins Fernsehansprache vom 24. Feb., in der der Kremlherrscher den Angriff auf die Ukraine zu legitimieren versuchte, hätten Leidenschaft, Hass u. verletzte Ehre sowie Wut über den Verlust des Imperiums u. der Ukraine gesprochen, jenes Orts, mit dem sich die meisten Russen eng verbunden gefühlt hätten u. der im Gründungsmythos des russ. Reichs fest verankert sei. Russland falle es schwer, sich vom Imperium zu verabschieden. Der Zerfall der Sowjetunion sei für Millionen Menschen ein tragisches Ereignis gewesen. Aber Russlands Bürger hätten keinen Weg gefunden, um diesen Schmerz des Verlusts auf produktive Weise zu bewältigen. Für die meisten Russen sei die Sowjetunion trotz stalinist. Terrors ein Zuhause gewesen, in dem sie gern gelebt hätten. Erst wenn die Entflechtung des Imperiums auch in den Köpfen der Menschen vollzogen sei, könne es Frieden geben. In den Grossstädten Russlands hätten sich viele junge Menschen vom sowjet. Erbe inzwischen längst verabschiedet. Nun müssten sich die neuen Nationalstaaten, die sich aus dem Imperium herauslösten, als solche behaupten, auch die Ukraine. Ihre Eliten würden sich Geschichten zurechtlegen, in denen die Nation als Ort der Unschuld u. das Imperium als Ort der Unterdrückung präsentiert werde. Für sie sei die Sowjetunion der Hort allen Übels. Deshalb würden ihre Spuren getilgt u. ihre Helden aus dem Gedächtnis gelöscht werden, während die Geschichte umgeschrieben werde. Putins Strategie scheine aber nicht mehr aufzugehen. Befände sich Russland im Krieg mit der NATO, fiele es Putin wohl leichter, sich vor der eigenen Bevölkerung für einen aufopferungsvollen Kampf zu rechtfertigen. Er, Baberowski, glaube „an Russland u. seine Menschen u. daran, dass es zu einem Frieden kommen wird, in dem sich alle Völker der ehem. Sowjetunion einrichten können, ohne mit ihrer Vergangenheit brechen zu müssen". In einem NZZ-Interview von Anfang April 2022, in dem Baberowski teilweise ähnliche Gedanken von früher wieder aufnahm, erklärte der Historiker, was er in der FAZ mit dem missverständlichen Satz "Der Krieg ist wie das Wunder in der Theologie" gemeint habe. Er habe damit sagen wollen, dass der Krieg wie ein Wunder den alltäglichen Lebensvollzug durchbreche. Man glaube, von den Furien des Kriegs für immer verschont zu sein, u. dann breche plötzlich das Unvorhergesehene über uns herein. Baberowski sagte, er hätte es nicht für möglich gehalten, dass Putin Krieg gegen die Ukraine führen würde. Er hätte doch auch auf anderem Weg, so durch Drohungen u. Erpressung, erreichen können, was er verlangt. Baberowski gab zu, sich getäuscht zu haben. Putin habe jedoch offenbar angenommen, dass sich niemand seiner Invasion widersetzen würde. Es sei aber anders gekommen. Russland sei durch die Sanktionen zwar geschwächt, militärisch aber autark, weil es Rohstoffe u. Waffen im Überfluss habe u. seine Armee entsprechend versorgen könne. Der Krieg werde wohl mit unverminderter Härte weitergehen, wenn sich kein Moderator finde, der ihm Einhalt gebiete. Wenn Putin das Schlachtfeld nicht das Gesicht wahrend verlassen könne, werde es keinen Frieden geben. Die martialischen Inszenierungen der Russen täuschten jedoch darüber hinweg, dass die russ. Armee noch nie das gewesen sei, als was sie sich ausgebe. Die russ. Soldaten würden von ihren Offizieren schlecht geführt u. wie Kanonenfutter behandelt. Im Grunde habe die russ. Armee aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt. Die Kampfmoral der russ. Soldaten sei offenbar erschüttert. Die russ. Soldaten würden sich in der Ukraine ähnlich brutal verhalten wie während des 2. Weltkriegs. Die Ukraine sei für die russ. Soldaten kein fremdes Land, denn auch dort lebten Menschen, die die gleiche Sprache sprechen u. leben wie sie selbst. Den russ. Soldaten habe man übrigens nicht gesagt, dass sie in den Krieg gegen die Ukraine ziehen würden. Putin werde aber vermutlich selbst dann an der Macht bleiben können, wenn es in Russland zu ökonom. Engpässen kommen sollte. Die Sanktionen würden nicht dazu führen, dass die Menschen sich gegen die Macht auflehnen. Die Russen würden sich nicht oppositionell verhalten, sondern nach anderen Auswegen suchen, um sich den Zumutungen des Staats zu entziehen, so wie sie es stets getan hätten, etwa durch Flucht ins Ausland. Die Heimat werde zumeist von den gebildeten u. intelligenten Schichten verlassen, die nicht mehr ertrügen, was in ihrem Land geschieht – während ärmere Schichten in den Krieg ziehen. Putin sei aber auf einen Sieg angewiesen, um diesen Krieg ohne Prestige- u. Machtverlust überstehen zu können. Sollte er jedoch keine weiteren militär. Erfolge mehr erzielen, werde er sich wahrscheinlich mit dem Status quo u. der Neutralität der Ukraine zufriedengeben. In Russland könnte er diese Blamage immer noch als Sieg verkaufen. Die Schuld für die ganze Misere werde er dem Westen anlasten. Diese Darstellung werde von vielen Russen geteilt. Es spreche aber manches dafür, dass Putin seinen Plan, wenigstens den Osten u. Süden der Ukraine zu besetzen, noch nicht aufgegeben hat. Sollte auch der 2. Versuch scheitern, die ukrain. Armee auszuschalten, dann wäre Putins Verhandlungsposition deutlich schlechter. Es könnte zu einem verlustreichen Zermürbungskrieg kommen, durch den die Ukraine auf Dauer zugrunde gehen u. Putin sein Ziel doch noch erreichen könnte. Putins Unterhändler spielten auf Zeit u. Putin selbst mache keine Anstalten, auf die Angebote Zelenskyjs einzugehen. Offenbar hätten die Generäle Putin bisher angelogen u. ihn über das wahre Ausmass der militär. Katastrophe im Unklaren gelassen. Putin begreife nicht, dass der Realitätsverlust der Preis sei, den er für seine Allmacht bezahlen müsse. Bei Putin wisse man nicht, was er als Nächstes tun werde, weil zur russ. Herrschaft auch gehöre, dass sie sich geheimnisvoll hinter Mauern verschanze. Man wisse auch nicht, was in der russ. Führung wirklich geschieht. Putin lasse sich nicht in die Karten blicken, das sei sein Erfolgsrezept. Dies helfe der russ. Führung über ihre Schwäche hinweg. Aber Putin habe fast alle seine Karten ausgespielt – womit sollte er jetzt noch drohen können? Vor seiner Armee habe niemand mehr Angst, allenfalls noch vor ihrer Unberechenbarkeit, von der man nicht wisse, wohin sie führen werde. Im Westen glaube man, dass es reiche, Despoten von der Macht zu vertreiben, um der liberalen Demokratie den Weg zu bahnen. Dies sei eine Illusion. Ob sich nach Putin ein Khrushchjov-Szenario wiederholen wird, sei völlig ungewiss. Es gebe im heutigen Russland überhaupt keine Institutionen mehr, die über Putins Nachfolge befinden könnten, wie dies zu Zeiten der Sowjetunion der Fall gewesen sei. Freie Wahlen würden allenfalls Kommunisten oder Faschisten an die Macht bringen, nicht die Liberalen. Es sei leider immer damit zu rechnen, dass es noch schlimmer kommen könnte, als es schon sei. Vom Kommunismus sei am Ende nichts übrig geblieben als die Erinnerung an das verloren gegangene Imperium. Natürlich müsse sich Russland u. nicht nur Russland von der Idee des Imperiums verabschieden. Man sollte die Geschichte endlich ruhen lassen, um zum Frieden zu gelangen. Dies gelte auch für den Holodomor, der unablässig als «russische Tat» beschworen werde. Putins Krieg habe v.a. dazu geführt, dass sich auch die russischsprachigen Bewohner der Ukraine mehr als je zuvor als Ukrainer verstünden. Aber man wisse noch nicht, was die Ukraine nach dem Krieg sein werde. Der Kampf der Ukrainer sei i.e.L. darauf ausgerichtet, nicht besetzt u. unterworfen zu werden. Dieser Krieg sei keine Auseinandersetzung zwischen liberaler Demokratie u. Autokratie, wie im Westen gerne behauptet werde. Russland habe in den letzten 20 Jahren zwar «kleinere» Kriege geführt wie in Transnistrien, Abchasien, Südossetien, Georgien u. in der Ostukraine. Der «kleine» Krieg sei Putins Modell gewesen, um Unruhe zu stiften u. die postsowjet. Nachbarstaaten auf eine Weise zu destabilisieren, dass die NATO das Interesse an ihnen verlieren sollte. Putin habe sich jetzt von diesem Modell verabschiedet. Die internationale Diplomatie habe Putin falsch eingeschätzt, weil sie angenommen habe, dass er von seinen altbewährten Konzepten nicht abrücken würde. Die Frage, warum Putin gerade jetzt den Ukrainekrieg losgetreten habe, beantwortete Baberowski damit, dass Putin sein Werk der Wiederherstellung des Imperiums noch zu Lebzeiten vollenden wollte. Er habe damit nicht mehr warten wollen, aber er verstehe nicht, dass der richtige Zeitpunkt dafür längst verstrichen u. er zu spät gekommen sei. Was den diesbezügl. Diskurs in Deutschland anbelange, habe Baberowski sich gewundert, wie die einst pazifist. Haltung der Deutschen sich heute quasi in eine leidenschaftl. Kriegsstimmung verwandelt habe. Er empfinde diese Kriegs- u. Gewaltrhetorik, die sich in Deutschland ausgebreitet habe, als zutiefst verstörend. Die Bundeswehr sei in den letzten Jahren doch faktisch entwaffnet worden u. Deutschland habe seine Aussenpolitik den USA überlassen. Ende Juni 2022 stellte Baberowski im rbb-Radio fest, dass Russlands Armee bei diesem Ukraine-Feldzug nicht funktioniere. Er sei ein grosses Desaster u. die Annahme, man könne die Ukraine in wenigen Tagen besetzen, habe sich als völlig falsch erwiesen. Nun habe Putin das grosse Problem am Hals, dass er nicht gewinnen könne. Er versuche daher, Furcht u. Schrecken zu verbreiten u. durch Terror zu erreichen, was er auf anderem Wege nicht erreichen könne. Er glaube daran, den Krieg mit der Unterstützung der russ. Bevölkerung u. dem Hinweis gewinnen zu können, dass dies kein Krieg gegen die Ukraine, sondern gegen die NATO sei. Man könne diese Kriegsführung zwar über Jahre fortsetzen, indem man sie auf kleiner Flamme weiterlaufen lasse, um die Ukraine dauerhaft zu destabilisieren. Aus seiner Kenntnis der russ. Wirklichkeit heraus glaube Baberowski nicht daran, dass Russland zu stoppen sei, sondern dass das Gegenteil eintreten könnte, v.a. wenn der Druck von aussen zunimmt. Dieser werde ohne Zweifel zunehmen, weil man Russland nicht einfach gewinnen lassen könne/wolle. Dabei werde die Bereitschaft, es bis zum Äussersten zu treiben, auf russ. Seite wachsen. Das Verlangen, in der Ukraine noch mehr Gewalt anzuwenden als bisher, sei in gewissen Teilen der russ. öffentl. Meinung deutlich zu erkennen. Putin u. sein Regime wären wohl am Ende, wenn man an einen Verhandlungstisch gezwungen würde, denn Putin u. sein Regime würden innerhalb Russlands das Gesicht verlieren. Die eigentliche Gefahr bestehe in Russlands Schwäche, aus der heraus grauenhafte Gewalttaten begangen werden können. Zum Profil der Angehörigen der russ. Armee, die in der Ukraine kämpfen, fügte Baberowski hinzu, dass viele russ. Soldaten aus prekären sozioökonom. Verhältnissen u. aus geograph. Räumen stammten, die bereits von alltäglicher Gewalt bestimmt seien. Das Angebot, in der russ. Armee zu dienen u. dort besser als zuhause bezahlt zu werden, würden sie als Motivation dankbar aufnehmen, in der Ukraine zu kämpfen. Als Ideologie spiele der Putinismus für diese Leuten keine Rolle. Das Regime nutze die Situation ihrer finanziellen Abhängigkeit aus. Dies führe zu solchen Gewaltexzessen. Die massive brutale Gewalt der Russen gegenüber der Ukraine sei damit zu erklären, dass auf russ. Seite eine extrem hohe Frustration entstanden sei, weil man den Krieg nicht gewinnen könne, wie man sich das vorgestellt habe. Das zynische Kalkül der Russen bestehe darin, dass sie, wenn sie nicht gewinnen, Terror ausüben müssten, weil der Terror auf Dauer die Menschen zermürben werde u. sie irgendwann darum bitten würden, ihn einzustellen. Dasselbe Kalkül wendeten die Russen auch auf den Westen an, indem sie hofften, dass er seine Geduld u. sein Interesse, die Ukraine zu unterstützen, verliert. Die Erwartung Putins bestehe darin, dass im Westen die Stimmung sich bald zu Ungunsten der Ukraine dreht u. die Einheitsfront zerbricht, was Putin zu seinem Vorteil ausnützen könnte. Er gehe davon aus, dass die Waffenlieferungen westl. demokrat. Staaten an die Ukraine sowieso von der Zustimmung der Öffentlichkeit in diesen Staaten abhängt. Was die Potenz der russ. Armee anbelange, u. dies sei die einzige positive Nachricht, sei es so, dass diese Armee im Westen konventionell nicht mehr als Bedrohung empfunden werde u. keinen realen Gegner für die NATO mehr darstelle. Und Russland habe erkannt, dass es mit seiner Armee nicht in der Lage sei, einen strateg. gut geplanten Überraschungsfeldzug erfolgreich zu führen. Für die NATO sei Russland höchstens noch als atomare Bedrohung von Relevanz, aber Baberowski hält es für völlig ausgeschlossen, dass solche Waffen eingesetzt werden. Die Rolle der EU schien Baberowski nun deutlich positiver als früher einzuschätzen. Die EU sei ein Dach, unter dem man Nation bleiben u. die nationale Eigenständigkeit bewahren könne, wie etwa der Fall der Baltischen Staaten gezeigt habe. Die Ukraine könne nur unter der Voraussetzung in die EU aufgenommen werden, wenn sie ihre territoriale Integrität bewahren kann. Dies sei jedoch nicht im Sinne Putins, der alles tun werde, um die Ukraine weiter zu destabilisieren. Überhaupt werde es keine Ruhe u. keinen Frieden geben, solange sich Russland nicht von seiner imperialen Idee verabschiede – u. damit hänge der Abgang des Putins-Regimes zusammen, der eine Voraussetzung dafür sei. Die ehem. Sowjetrepubliken müssten sich an diesem Prozess mitbeteiligen. In Bezug auf die Vorstellung einer konkreten Lösung des Konflikts sei Baberowski überfragt. Russland sei wie es sei. Sollte Putin im Fall eines Erfolgs mit Indien u. China zusammenspannen können, werde es eng für den Westen. In einem Gesprächsinterview mit Dr. Christian
Booss /II III IV V VI/ vom Mai 2023 schätzte
Baberowski die Lage so ein, dass sich das russ. Regime
allgemein radikalisiert hat, indem es auf den äusseren
Feind verweisen könne, um sich im Inneren zu
konsolidieren u. den Rest der bürgerlichen Ordnung
wegzuräumen. Was die Einnahme der Ukraine betrifft,
hätten die Putin-Leute damals gedacht, dass sie ihren
Angriff gegen die Ukraine mit wenigen Berufssoldaten
führen könnten, ohne dass die russ. Bevölkerung
überhaupt davon berührt würde u. ruhig weiterleben
könnte. Dieses Konzept habe sich nicht erfüllt. Deshalb
sei Stufe 2 - die Teilmobilisiierung - zur Anwendung
gekommen. Stufe 3 sei die Öffnung der Grenzen gewesen,
um die Opposition aus dem Land zu lassen, mit der man
keinen Ärger mehr haben wollte. Bei Stufe 4 würden die
Putin-Leute jetzt dies tun, was sie beim KGB gelernt
hätten, d.h. das Volk einzuschüchtern. Offener
Widerspruch werde exemplarisch bestraft. Das Fatale am
Putin-Regime sei, dass es nicht mehr von einer polit.
Instanz kontrolliert werde wie in den alten kommunist.
Regimen, in denen es noch bestimmte Institutionen wie
die KPdSU u. Verfahren gegeben habe, die mehr oder
weniger berechenbar gewesen seien. Sollte Putin morgen
wegfallen, gäbe es kein Verfahren für die Regelung
seiner Nachfolge. Dies mache die Lage viel gefährlicher
als sonst. Ferner: Bisher habe das Regime darauf
verzichtet, in den Grossstädten im grossen Massstab
Soldaten zu mobilisieren, wo sich die Leute sehr schnell
verbinden u. zusammentun könnten, um sich dagegen zu
wehren. Die Soldaten würden hauptsächlich in den
Dörfern, der russ. Provinz u. den ethnischen
Randgebieten mobilisiert, wo diese Verbindungsstrukturen
weniger ausgeprägt seien. Der Fall von in Moskau
eingesammelten tadschikischen Saisonarbeiter, die an die
Front geschickt werden sollten, zeige, dass man sich
diejenigen Leute herausgreife, die über keine
Verbindungsstrukturen oder Proteststimmen verfügten.
Somit sei ein Grossteil der Bevölkerung in den
Grossstäten vom Krieg nicht betroffen. Baberowski hält
dieses Rekrutierungsmuster dennoch nicht für
rassistisch, wie oft behauptet werde, da es ja die russ.
Bauern aus den Dörfern genauso treffe wie ethnische
Minderheiten. Vielmehr würden v.a. ärmere Schichten in
die Armee eingezogen, in denen es auffällig viele
Nichtrussen gebe, die mit Geld geködert würden, weil sie
auf das gezahlte Geld angewiesen seien. Was den
Widerstand gegen Putin anbelangt, sei eine gewisse
Unzufriedenheit bei den Oligarchen durchaus spürbar,
denn sie hätten ihre vormaligen Pfründe u. ihr Geld
wegen der Sanktionen verloren. Diese einstigen
Profiteure des Putin-Regimes hätten jedoch keine Wahl,
als sich hinter Putin zu scharen, um nicht weg vom
Fenster zu sein. Ein grosser strateg. Fehler des Westen
sei, dass er die potentielle Opposition in Russland
nicht aktiviere oder anspreche. Bei der Opposition denke
Baberowski weniger an Vertreter der Gesellschaft, als
vielmehr an den pragmatischeren Personenteil innerhalb
des Staatsapparats. Sollten diese Leute die
entsprechenden Verfahren der Machtübergabe sich nicht
überlegt haben, bestehe die Gefahr, dass es zu
Diadochenkämpfen u.Unruhen kommen könnte. Bei solchen
Vorgängen würden alle Aussenstehenden jeweils völlig im
Unklaren gelassen, wie dies bereits zu Sowjetzeiten der
Fall gewesen sei, wobei dann v.a. Gerüchte eine wichtige
Funktion übernähmen, denn das Spiel mit dem Geheimnis
sei ein wichtiger Teil der russ. Machtstrategie. Da die
Figur s. Evgenij Prigozhins nicht dem inneren
Machtapparat entstamme, habe sie kaum eine Chance, in
Russland die Macht zu übernehmen, wie im Ausland
befürchtet werde, zumal sie keinen Rückhalt in der
Bevölkerung habe. Ihr fehle schlicht die Hausmacht.
Baberowski könne es sich, ohne es zu wissen, vorstellen,
dass die ganzen Aufführungen Prigozhins in der
Öfentlichkeit auch ein Teil der Strategie des Kremls
sein könnten, um Konflikte zu inszenieren. Die
betroffenen Gruppen seien sich untereinander jedoch
wahrscheinlich einiger als man im Westen glaube. Wenn es
diesen Streit zwischen ihnen wirklich gäbe, wäre es
unklug, ihn in der Öffentlichkeit auszutragen, wobei man
Prigozhin vermutlich schon längst beseitigt hätte.
Hingegen könnten die eigentlichen rechtsextremen
ultranationalist.-militarist. Hardliner, die in Russland
noch über einen bemerkenswerten Meinungsspielraum
verfügen, dem Putin-Regime wirklich gefährlich werden,
aber der Kreml könne gegen sie nicht vorgehen, weil sie
den wahren Patriotismus verträten u. die
nationalrevolutionäre Stimmung hochhielten, wie gewisse
Militärblogger. Von dem Begriff Faschismus, der gerne
auch seitens verschiedener Wissenschaftler auf das
Putin-Regime angewendet werde, hält Baberowski gar
nichts. Das Putin-Regime sei keine faschistische,
sondern zunächst einmal eine autoritäre Ordnung, der die
genuin faschist. Merkmale fehlten, da sie weder von
einem Volkstribun angeführt noch von einer
Massenbewegung getragen werde u. auch nicht von einer
kohärenten Ideologie lebe. Es handle sich bei ihr um das
Erbe der alten Sowjetunion, das von einer Clique von
Leuten fortgeführt werde, die mit den Geheimdiensten u.
der Geschäftswelt verbunden seien. Die expansive u.
imperiale Aggressivität Russlands speise sich
paradoxerweise aus der Idee der Assimilation u. nicht
der Segregation, denn man wolle erreichen, dass die
anderen /Völker u. Menschen/ sich mit dem Imperium
verbinden u. sich mit ihm verschmelzen. In der Nazizeit
wäre es undenkbar gewesen, dass man in Polen Schilder
aufgestellt hätte, auf denen "Deutsche u. Polen sind ein
Volk" geschrieben stand. Ausserdem hätten die Nazis beim
Rassismus mit anthropologischen Beschreibungen
argumentiert. Die Putin-Ideologie vertrete eine komplett
andere Vorstellung von Nation. Auch der eigentliche
Rassismus sei in dieser offiziellen Ideologie faktisch
abwesend. Aus diesen Gründen müsse man mit dem Begriff
Faschismus, den man auf das Putin-Regime anwenden wolle,
vorsichtig umgehen, weil er analytisch alles verstelle,
worauf es wirklich ankomme. So sei der Begriff
Faschismus sowohl im Falle Russlands wie auch der
Ukraine ein leerer Begriff, denn er werde im Grunde für
jeden angewendet, den man nicht leiden könne, nicht
mehr. Im Fall Russlands u. der Ukraine gehe es um den
Unterschied von Nation u. Imperium. Hier soll gezeigt
werden, dass die Ukraine gar keine Nation sei, zu der
übrigens auch Juden u. Tataren gehören können. Putin
lehne das Konzept des souveränen Nationalstaats von
Ländern ab, die zum Imperium gehört hatten. Ferner sei
die Ukraine nicht einfach immer schon ein Teil des
Westens gewesen, sondern dieses /von Russland
angeführten/ Vielvölkerimperiums, weshalb entsprechende
Spuren bis heute zurückgeblieben seien. Der grosse
Vorteil der EU-Osterweiterung sei gewesen, dass die
betroffenen Länder Osteuropas nicht in Armut versunken
seien. Die Aufnahme der Ukraine in die EU würde
bedeuten, dass die EU nationalstaatlicher u. sehr viel
konservativer werden würde. Der Krieg mit oder gegen
Russland sei kein Krieg um irgendwelche Werte, von denen
viel geredet werde, sondern ein Krieg um die nationale
Eigenständigkeit der Ukraine. Polen sei in die EU
gegangen, v.a. um den eigenen Nationalstaat zu bewahren.
Dasselbe sei auch im Fall der Ukraine zu erwarten. Bei
den Werten, die im Vordergrund stünden, gehe es um
Patriotismus, Männlichkeit u. Heldentum, die mit diesem
Krieg gestärkt worden seien. Länder u. deren
Gesellschaften, die einen Krieg durchmachen, veränderten
sich. Bei einer EU-Aufnahme wäre die Ukraine gezwungen,
Reformen nach den Richtlinien Brüssels durchzuführen.
Die Ukraine als Speerspitze der liberalen Demokratie in
Osteuropa zu sehen, sei übertrieben. In der Ukraine
seien zwei einander widersprechende Merkmale zu
beobachten: die hartnäckige Existenz der allumfassenden
Korruption auf der einen u. die Entwicklung der offenen
Bürgergesellschaft auf der anderen Seite. Man könne es
so sehen, dass das Glas halbvoll, nicht halbleer, sei.
Man könne nur hoffen, dass der Krieg die positive
Entwicklung nicht wieder zunichte macht. Eine erneute
Kriegsmobilisierung der Bürger vertrage sich nicht mit
der offenen Gesellschaft. Die Gefahr der Kriegsmüdigkeit
sei ernst zu nehmen. Es müsse daher alles getan werden,
dass dieser Krieg auch im Interesse der Ukraine eher
früher als später beendet werde, zu welchem Preis auch
immer. Sollte der Krieg 5 oder 6 Jahre dauern, könne man
sich nicht ausmalen, was er anrichten u. wie er diese
Gesellschaften zurichten werde. Was den Umgang mit den
Kollaborateuren betreffe, sei der Ukraine, sollte sie
den Krieg gewinnen, zu raten, in den ehem. russ.
besetzten Gebieten auf Rache zu verzichten.) BABICH, Dmitrij Olegovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII (1970-, russ. Politologe, Historiker u. Journalist. Absolvent der Fakultät für Journalistik der MSU u. Studium an der Northeastern Boston University, Massachusetts, USA. In den 1990er Jahren arbeitete er als Korrespondent der Zeitung Komsomolskaja pravda u. der wöchentl. Informations- u. Politiksendung "Obozrevatel" auf dem Moskauer Sender "TV-6". Ehem. Kolumnist von "Stimme Russlands", ehem. Redaktor der Auslandsabteilung der Zeitung Moskovskie Novosti. 2001 Träger des TASS-Preises für russ.-ukrain. Zusammenarbeit. Heute ist er als Redaktor des Portals "InoSMI" u. als Politologe für "Cargrad TV" tätig u. wurde durch seine kritischen antiwestlichen Artikel auffällig. Welchen Ton Babich dabei anschlägt, illustriert das folgende Musterbeispiel. In einem Artikel nannte er die „Aggressionen des Westens" gegen Russland „neue Quasireligion" u. „ideolog. Neototalitarismus". Das inhaltliche u. intellekituelle Niveau seiner Beiträge lässt sich etwa an diesem Bsp. vom März 2022, 1 Monat nach Beginn des von Putin entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine, ablesen: „... ich habe lange beobachtet, wie sich die Sichtweise der westlichen Medien nicht nur auf Russland, sondern auch auf China, Syrien u. den Iran verschlechterte. Man kann sogar Ungarn u. Polen hinzufügen. Obwohl die Menschen unterschiedliche Meinungen haben, gibt es eine grosse Anzahl von Menschen, die eine gute Einstellung zu Russland u. eine nüchterne Einschätzung der Situation haben. Trotzdem war die Politik der westlichen Länder, bis ein wenig auf Ungarn, allesamt sehr konsequent antirussisch, konsequent antichinesisch - u. wurde dabei immer aggressiver." Dann beschwerte er sich über die zunehmende u. seiner Meinung nach völlig unberechtigte Feindschaft westlicher Länder gegenüber Russland: „Diese Feindseligkeit gab es schon lange. Und selbst als die Militäroperation noch nicht begonnen hatte, wurde, glauben Sie mir, bereits über das Einfrieren von Russlands Vermögen im Ausland gesprochen, während einige Vermögenswerte bereits beschlagnahmt wurden. Ich war also nicht überrascht. Man hört oft, dass die Angelsachsen dies arrangierten, während andere ihnen gehorchten. Ich denke nicht so. Denn ich sehe Anfeindungen nicht nur seitens der Angelsachsen, sondern auch seitens der Elite u. der Bevölkerung Deutschlands u. Frankreichs. Selbst in so /Russland/-freundlichen Ländern wie Italien u. Griechenland, wo uns die Bevölkerung gut behandelt, behandelt uns die Elite sehr schlecht." Die angebliche Feindschaft des Westens gegenüber Russland erklärte sich Babich mit dem angeblichen „westlichen ideolog. Totalitarismus", der wie seinerzeit der Kommunismus jetzt in der Krise stecke, wobei der Umkehrschluss, den Babich vollzieht - was charakteristisch für die russ. Propaganda ist -, bemerkenswert - u. freilich völlig absurd - ist /osteuropa.ch/: „Wie erkläre ich mir die aktuelle Zunahme der Feindseligkeit, die zum Konflikt geführt hat? Dadurch, dass die totalitäre Ideologie in den letzten Jahren im Westen gesiegt hat. In Russland sind wir es gewohnt, die Bedeutung der Ideologie in den letzten Jahrzehnten zu unterschätzen, denn unter Brezhnev war die Ideologie für uns bereits eine Fassade, niemand glaubte mehr daran. Und wir glaubten, dass wahrscheinlich alle Menschen auf der Welt gleich denken u. Ideologie keine Rolle spielt. Nichts dergleichen! Im Westen gewann eine Ideologie, die nicht an unsere späte pragmatische u. humane UdSSR erinnert, sondern an die frühe Sowjetunion, als zig Millionen Menschen an eine Art Utopie glaubten." Von dieser Ideologie seien Westen-kritische Staatsführer dämonisiert worden: „Es war genau diese Ideologie, die alle Führer von Ländern, die sich zumindest etwas vom westlichen Mainstream entfernten, absolut dämonisierte:" So seien auch der ungar. MP s. Viktor Orbán u. der chines. Staatspräsident s. Xi Jinping nicht weniger als Putin dämonisiert worden, aber der Westen hätte eine Antwort erhalten. „Es war diese Ideologie, die als Aggressor fungierte, aber sie erhielt eine Antwort von Russland, u. eine Antwort von China wird sicherlich folgen. Es scheint mir, dass der Westen an Einfluss verlieren wird, weil diese Ideologie wie alle totalitären Ideologien wirtschaftlich sehr ineffizient sind u. zur Verarmung der Bevölkerung führen. Die Welt ist also in eine Phase der, ich würde sagen, offenen Aggression dieser ultraliberalen Ideologie gegen die Länder derjenigen Welt eingetreten, die ihr noch nicht untergeordnet sind. Was noch einige Zeit andauern wird – bevor diese Ideologie verpufft, wie der Kommunismus in unserem Land verpufft ist." Im schlimmsten Fall werde die Welt sie „zerschlagen" müssen, wie einst der Nazismus mit militär. Mitteln zerschlagen worden sei. Aber in diesem Fall würden die Verluste sehr gross sein. Verluste seien bereits im Gange, wobei die Aufgabe darin bestünde, sie minimal zu halten. ... Laut Babich führe sich Europa heute so auf wie die frühe Sowjetunion. Babich hofft, „dass wir diesen Kampf gegen diese Ideologie gewinnen werden, denn sie ist nicht nur sehr grausam, sondern auch sehr dumm." Sie mache ihre Anhänger blind, denn sie sähen die wirkliche Situation nicht. Die Vertreter dieser Ideologie glaubten wirklich, dass Zelenskyj ein brillanter Politiker u. Putin verrückt geworden sei. Sie glaubten auch, dass sie durch die Bewaffnung einer „Gruppe von Kriminellen in der Ukraine" eine Verteidigungslinie gegen Russland aufbauen könnten. Es seien dieselben Leute, die ernsthaft daran geglaubt hatten, „aus Afghanistan einen feminist. Staat zu machen". Nicht einzelne Menschen seien verrückt, sondern ihre ganze Ideologie. Deshalb würden sie verlieren. Bei dieser Spielart der "Analyse", die Babich meisterhaft beherrscht, werden eigentlich die Vorwürfe, die der Westen an die Sowjetunion u. an Russland richtet bzw. gerichtet hatte, einfach plump umgekehrt u. an den Westen retourniert. Zu dieser Sicht, die ganz offensichtlich der Weltanschauung Putins u. seiner Kohorte entstammt, passen übrigens auch die rassist. Polemik gegen die Rechte von Schwarzen u. Homosexuellen sowie das Lamento über die angebliche Ablehnung u. Aufgabe der traditionellen Religionen wie Katholizismus, Orthodoxie u. Islam durch den Ultraliberalismus u. westl. Kapitalismus. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Dmitrij Babich öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen.)
BABICH, Mikhail Viktorovich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIIIa XIIIb XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV
XXVI XXVII XXVIII
XXIX XXX XXXI
XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII 2018-:
II III IV V VI VII VIII IX X
XI XII XIII
XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV (1969-, russ. Jurist-Finanzökonom
mit höherer sowjet. militär. Ausbildung, Regierungsbeamter,
Staatspolitiker, ehem. Diplomat. Absolvent der Rjazaner
Militär. Kommando-Hochschule für Kommunikation, der Jurist.
Fakultät des Moskauer Instituts für Wirtschaft, Management u.
Recht u. der Staatl. Universität für Verwaltung mit einem
Abschluss in Finanzmanagement. Doktorarbeit zum Thema
"Verbesserung der Arbeit des Unternehmensleiters im Bereich
der Personalentscheidungen“, Kandidat der
Wirtschaftswissenschaften. 1999-2000 1. stv. Generaldirektor
der "Föderalen Agentur für Lebensmittelmarktregulierung“ im
Ministerium für Landwirtschaft u. Ernährung RF. 2000-1 1. stv.
Vorsitzender der Regierung des Gebiets Moskau, danach 1. stv.
Leiter der Verwaltung des Gebiets Ivanovo u. Leiter der
Gebietsvertretung in Moskau, 2002-3 Vorsitzender der Regierung
der Tschetschen. Republik. 2003 wurde er zum Assistenten des
Ministers für Wirtschaftsentwicklung u. Handel RF ernannt.
2005 absolvierte er die Fakultät für Umschulung u.
Weiterbildung der Militärakademie des Generalstabs der
Streitkräfte RF. BABKIN, Konstantin Anatolevich II III IV V VI VII VIII XI X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX 2017-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV (1971-, russ. Molekularchemiker u. -physiker, Hydrogastechniker, Unternehmer u. Politiker. Absolvent der Fakultät für Molekulare u. Chemische Physik des Moskauer Physikalisch-Technischen Instituts, Kandidat der Technischen Wissenschaften, Teilnehmer an der Entwicklung u. Erforschung des Unterwasserstarts von ballistischen U-Boot-Raketen. Präsident von "Novoe sodruzhestvo" u. der Vereinigung "Rosspecmash“, Mitglied des Verwaltungsrats von Rostselmash, Empils u. /ehem./ Direktor des in Winnipeg, Manitoba, Kanada, ansässigen Landwirtschaftsmaschinenherstellers Buhler Industries Inc. Vorsitzender des Rats für industrielle Entwicklung u. Wettbewerbsfähigkeit der russ. Wirtschaft in der Handels- u. Industrekammer RF, nach anderen Angaben Vorstandsvorsitzender dieser Kammer. Teilnehmer des Wirtschaftsprogramms "Vernünftige Industriepolitik". 2004 wurde er zum Präsidenten der Russ. Vereinigung der Hersteller landwirtschaftl. Maschinen gewählt. Mitglied des Büros des Zentralrats der Union der Maschinenbauingenieure Russlands. Politisch befindet er sich auf der "nationalpatriot." Seite. Mitglied der ehem. Partei "Allrusss. Volksunion", Vorsitzender des Bundesrats der "Partija Dela" /Party of Business/, die das Putin-Regime unterstützt. 2006 Abgeordneter der Gebietsduma Novgorod auf der Liste der von ihm geleiteten Partei "Freies Russland". Autor des 2009 erschienenen Buchs "Vernünftige Industriepolitik oder Wie wir aus der Krise herauskommen können" /II/, in dem er die aktuelle Situation der russ. Wirtschaft im Vergleich mit ihrem angeblich realen Potenzial bewertete. Das Buch wurde mehrfach nachgedruckt u. 2012 ins Englische übersetzt. Aufgrund der von Babkin aufgestellten Thesen wurde eine Untersuchung der Regierung RF über die Gründe des Wachstums der Importe landwirtschaftl. Maschinen auf dem russ. Markt eingeleitet. Laut dem Direktor des Instituts für Strateg. Analуse s. Igor Nikolaev „war es Babkin, der Ende 2011 erreichte, dass Russland einen Sonderzoll auf importierte landwirtschaftl. Maschinen einführte“. 2012 war Babkin einer der Organisatoren des Moskauer Wirtschaftsforums. Im Rahmen der Handels- u. Industriekammer RF vertritt er die Position der Notwendigket der Entwicklung der heimischen Landwirtschaftsmaschinenindustrie als solche. Ihre Aufgabe bestehe darin, den Staat davon zu überzeugen, die Ausgangspositionen im Kampf zwischen in- u. ausländ. landwirtschaftl. Maschinen in Einklang zu bringen. Seine wirtschaftspolit. Positionen umfassen die folgenden Maximen: Konsequent gegen den Beitritt Russlands zur WTO, als ideolog. Gegner werden die "Gajdar-Schule" u. der Ökonom s. Aleksej Kudrin angesehen; Babkin unterstützt die Notwendigkeit einer radikalen Änderung der Geld-, Steuer- u. Aussenhandelspolitik Russlands, kritisiert die bestehende Diskriminierung auf dem Landwirtschaftsmaschinenmarkt u. die mangelnde Bereitschaft der Behörden, russ. Maschinenbauer bei Streitigkeiten innerhalb der WTO rechtlich zu unterstützen. Ferner kritisiert er die russ. Behörden wegen enormer Preise der Dienstleistungen von Monopolisten wie "Gazprom" sowie von Metallurgen u. Energietechnikern, unterstützt die staatl. Regulierung von Zöllen, plädiert für eine radikale Senkung des Zinssatzes der Zentralbank, befürwortet eine radikale Änderung des Steuersystems in Russland, lehnt den Kapitalabzug aus dem Land ab, fordert die Stimulation von mehr Investitionen in alle verarbeitenden Sektoren der russ. Industrie, besteht auf der Schaffung günstiger wirtschaftl. Bedingungen für die Entwicklung des nicht ressourcenbezogenen Wirtschaftssektors durch die Regierung RF u. verlangt umfangreiche personelle Veränderungen in der Regierung RF. Gleichzeitig verteidigt er die Notwendigkeit staatl. protektionist. Massnahmen zur Förderung der heimischen Produktion, die Subventionierung der Zinssätze für Kredite zum Kauf von in Russland hergestellten landwirtschaftl. Maschinen, die Beendigung des Kaufs ausländ. landwirtschaftl. Maschinen auf Kosten der Haushaltsmittel, die Erhöhung des Zollsatzes für importierte ausländ. landwirtschaftl. Maschinen, deren Analoga in Russland hergestellt werden, die Entwicklung von Exportförderungsmechanismen; die Einführung eines Quotensystems für Produzenten u. die Modernisierung von Landwirtschaftsmaschinenunternehmen. Insgesamt ist Babkin der Überzeugung, dass Russland sich wirtschaftlich weitgehend selbst unterhalten könne, es müsse jedoch mehr getan u. mehr investiert werden, die Wirtschaft müsse modernisiert werden u. man müsse sich im Land mehr anstrengen, denn das Potential existiere. Nach der Annexion der Krym durch Russland 2014 sagte Babkin bei einer Kundgebung zu einer Menschenmenge: „Wir sollten nicht bei der Krim Halt machen!“. Folgerichtig unterstützte er den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine. Von der Ukraine wurde er für die Sanktionierung vorgemerkt. Auch in Polen geriet er deswegen auf die entsprechende Sanktionsliste der Regierung. Im März 2022 trat Babkin als Direktor des in Winnipeg ansässigen Landmaschinenherstellers Buhler Industries Inc. zurück, nachdem er mindestens 2 öffentl. Erklärungen zur Unterstützung der russ. Invasion in der Ukraine abgegeben hatte.)
BABKINA, Nadezhda Georgievna II III IV V VI VII VIII (1950-, sowjet. bzw.
russ. Musikerin, Volks- u. Popsängerin, Schauspielerin,
TV-Moderatorin, Volksliedforscherin, Lehrerin, Pädagogin,
Volkskünstlerin Russlands u. der Republiken Tschetschenien
u. Inguschetien, Politikerin. Nach
dem Abitur absolvierte sie die Astrakhaner
Mussorgskij-Musikschule, die Fakultät für Dirigieren u.
Chorgesang des Staatl. Gnessin-Musik- u. Pädagog. Instituts
in Moskau u. später die Fakultät für Bühnenregie u.
Massenaufführungen der Höheren Theaterkurse am Staatl.
Lunacharskij-Institut für Theaterkunst. 1974 gründete sie
ein Vokalensemble. Ihr Ensemble, dessen
Zusammensetzung mehrfach wechselte, spezialisierte sich auf
neu arrangierte russ. Volkslieder, wobei viele Nummern zu
Hits wurden. Der erste bemerkenswerte Erfolg war der
Auftritt in Sotschi beim Allruss. Sowjet. Gesangswettbewerb.
In den 1990er Jahren debütierte sie erfolgreich als Solistin
beim Internationalen Musikfestival "Slavjanskij Bazaar“ in Vitebsk,
Belarus. Von diesem Moment an trat sie mit Soloprogrammen
auf u. legte den Grundstein für das Folklorefestival
"Kosaken Krut“. Während vieler Jahre trat Babkina an
Konzerten des russ. Staatsfernsehens auf, so auch an der
beliebten Musikshow "Subbotnyj vecher". Bei diesen
Gelegenheiten trat sie auch mit ihrer gleichartigen Kollegin
Nadezhda Kadysheva
auf. Viele "YouTube"-Videos mit Auftritten Babkinas wurden
gelöscht.
BABURIN,
Sergej Nikolaevich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV
XVI XVII XVIII XIX XX XXI 2014-17: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII
XIV
XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII ab 2018: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX (1959-, sowjet. bzw. russ.
Jurist, akadem. Beamter u. linker Oppositionspolitiker,
Buchautor, Oberst der Justiz. Absolvent
der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Omsk. Zu
Beginn seines Studiums schrieb er einen Brief an den
Generalsekretär des ZK KPdSU L.I. Brezhnev, in dem er über
die Notwendigkeit der Rehabilitierung von Nikolaj Bukharin, Aleksej Rykov, Grigorij Sinovev u. Grigorij Sokolnikov
argumentierte. Seinen Militärdienst in Afghanistan
überstand er unverletzt. Danach nahm er ein
Aspiranturstudium in Leningrad auf u. verteidigte seine
Dissertation über die "Die polit. u. rechtl. Lehre von Georg Forster“. Später verteidigte er
seine 2. Dissertation zum Thema "Staatsgebiet: Theoretische
u. rechtl. Probleme" u. wurde zum Doktor der
Rechtswissenschaften promoviert. Nach dem Studienabschluss
blieb er vorübergehend als stv. Dekan der Jurist. Fakultät
seiner Alma mater erhalten.
BABUROVA, Anastasija Eduardovna
II III IV
V
VI (1983-2009, gew. ukrain.-russ. Ökonomin, Juristin
u. Journalistin u. polit. Aktivistin in Russland. Wuchs in
Sevastopol auf der Krym auf. Absolventin
der Fakultät für Wirtschaft u. Management der
Schwarzmeer-Filiale der MSU in Sevastopol,
der Fakultät für Internationales Recht der MGIMO u. der
Fakultät für Journalistik der MSU, offenbar jedoch ohne
Abschluss. Sie war Meisterkandidatin im Schach, betrieb
verschiedene Kampfsportarten sowie Yoga u. Fechten.
2000 wurde sie Staatsbürgerin RF u. zog 2001 nach Moskau,
wo sie neben ihrem Universitätsstudium als freie
Journalistin, zunächst für die Vechernjaja Moskva,
dann für die Rossijskaja gazeta u. Izvestija
arbeitete. Ab Okt. 2008 recherchierte sie vor allem als
freie Korrespondentin für die
Novaja gazeta über
russ. Neonazi-Gruppen u. deren Hintermänner. Politisch
aktiv wurde sie, nachdem sie Zeugin eines Neonazi-Angriffs
auf einen korean. Studenten geworden war. Sie engagierte
sich in der Menschenrechts- u. Antifabewegung u. gehörte
der anarcho-kommunist. Organisation "Autonome Aktion" an, nahm an den
Aktivitäten der Umweltlager "Bewahrer des Regenbogens"
teil, organisierte Aktivitäten in sozialen Foren, darunter
das Europäische Sozialforum in Malmö, Schweden, das
Festival "Anti-Kapitalismus 2008" u.a. Als sie an der
Aktion gegen die Vertreibung von Mietern –
ehem. Arbeitern der Moskauer Kleiderfabrik "Smena" – u. von Flüchtlingen aus den
GUS-Ländern aus der Jugendherberge des
Bundesgefängnisdienstes UFSIN in Jasnyj Proezd teilnahm, wurde sie
von der Polizei für einen Tag festgenommen. Im Juni 2008
war sie auch an einer Aktion gegen die Zerstörung des Waldes
von Khimki beteiligt. Ende dieses Monats nahm sie
an der Konferenz "Lesungen von Prjamukhin" teil, die sich
mit der Geschichte der Entwicklung anarchist. Ideen u. den
Problemen ihrer modernen Umsetzung befasste.
BABUSHKIN, Andrej Vladimirovich II III IV
V VI VII VIII
IX X
XI
XII XIII XIV
XV
XVI XVII XVIII
XIX XX
XXI XXII XXIII XXIV XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX XXXI XXXII
XXXIII
XXXIV XXXV
XXXVI XXXVII XXXVIII
XXXIX
XL 2017-: IIa IIb III IV V VI VII VIII IX
X
XI
XII XIII
XIV XV XVI XVII
XVIII XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI XXVII
XXVIII
XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII XXXIX XL
XLI
XLII
(1964-2022, gew. russ. Menschenrechtsaktivist,
Oppositionspolitiker, Autor. Studium der Oboe an der
Puschkin-Musikschule. In der Sowjetzeit war er in der
internationalen Freundschafts- u. Kommunardenbewegung
sowie im Komsomol tätig u. absolvierte ein Studium des
wissenschaftl. Kommunismus an der Philosoph. Fakultät der
MSU mit der Qualifikation "Lehrer für wissenschaftl.
Kommunismus“ u. einer Dissertation über informelle
Jugendbewegungen. 1990 wurde er als Abgeordneter in den
Moskauer Stadtrat gewählt, in dem er Mitglied der
Kommission für Gesetzlichkeit war u. die Moskauer
Kommission für Gefängnisse u. Kriminalprävention leitete.
Nach der Auflösung des Rats wurde er zum Direktor der
"Gesellschaft der Treuhänder der Strafvollzugsanstalten"
gewählt. Als solcher organisierte er regelmässige Besuche
in den Straflagern u. U-Haftanstalten des Moskauer
Gebiets, arrangierte Konzerte, Empfänge, Vorträge,
verteilte humanitärer Hilfe u. war Vorstandsvorsitzender
einer Wohltätigkeitsorganisation. Er leistete Hilfe für
obdachlose Kinder u. Waisen, führte mehrere Razzien auf
Moskauer Bahnhöfen durch, um Strassenkinder zu
identifizieren u. sie einem sozial günstigen Umfeld
zuzuführen. Ferner war er an der Gründung eines
Fussballklubs der Waisenhäuser beteiligt u. war Mitglied
des Kuratoriums des Sozialen Rehabilitationszentrums des
Moskauer Stadtbezirks Otradnoe. Zudem trat
er einer Arbeitsgruppe für die Lösung des Problems der
Vernachlässigung von Kindern u. Obdachlosigkeit bei u.
beteiligte sich an der Ausarbeitung eines Gesetzes "Über
die Grundlagen des Systems zur Verhütung von
Vernachlässigung u. Jugendkriminalität“, wobei die meisten
Vorschläge Babushkins nicht berücksichtigt wurden.
Ausserdem verfasste er eines der ersten Handbücher für
russ. Waisenkinder. Im
Sept. 1996 wurde er einer der Initiatoren u. Gründer der regionalen
gemeinnützigen Organisation "Komitee für Bürgerrechte“ u.
zum Vorsitzenden der Organisation gewählt. 2002-22 war er
Vorsitzender der überregionalen
gemeinnützigen Organisation "Komitee für Bürgerrechte“.
Nach Beginn des
von
Putin im Feb. 2022 entfesselten
russ. Angriffskriegs gegen die
Ukraine
u. den darauf folgenden Sanktionen geriet das Komitee
aufgrund fehlender Zuschüsse in erhebliche Probleme.
2001 wurde Babushkin Mitglied
der Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des "Bürgerforums" im
Kreml u. leitete eine der Sektionen des Forums. Er wurde
Mitglied einer der ersten öffentl. Räte bei
Strafverfolgungsbehörden, so bei der Moskauer
Staatsanwaltschaft u. beim Justizministerium RF.
2005 war er einer der Initiatoren der Gründung des
Öffentl. Rats für die Zusammenarbeit mit
Menschenrechtsorganisationen u. Medien bei der Moskauer
Hauptverwaltung für innere Angelegenheiten – später
umbenannt in Öffentl. Rat bei der Hauptverwaltung des
Innenministeriums RF für die Stadt Moskau. 2013-20 war er
stv. Vorsitzender dieses Rats. Verfasser der Bücher "Für
einen Polizeibeamten über Menschenrechte“ u. "Vorbereitung
der Abteilung für innere Angelegenheiten bei einer
Inspektion“. Ab Nov. 2012 war er auch Mitglied des Rats beim
Präsidenten RF für die Entwicklung der Zivilgesellschaft
u. der Menschenrechte
u. Leiter der Ständigen Kommission zur Reform des
Strafvollzugssystems, ferner Mitglied des Expertenrats
beim Kommissar für Menschenrechte in der RF,
Ehrenvorsitzender der Kommission für öffentl. Überwachung
der Stadt Moskau, Vorsitzender des Kuratoriums des Russ.
Roten Kreuzes u. der Stiftung zur Unterstützung von
Sozial-, Rechts- u. Bildungsprogrammen "Öffentliche
Initiative". 2016-17 war er einer der schärfsten Kritiker
der "Gesellschaftl.
Kammer RF" wegen
Verstössen, die bei der Gründung der ONK begangen wurden. Babushkin war seit
1999 Mitglied der polit. Partei "Jabloko", Mitglied ihres Föderationsrats u.
Vorsitzender der Moskauer "Jabloko"-Kommission für die
Arbeit mit den Strafverfolgungsbehörden, ferner Mitglied
des Präsidiums der Organisation "Offiziere Russlands" u.
Angehöriger der Russ.-Orthodox. Altritualist. Kirche
- Altgläubige.) BABUSHKIN, Igor Jurevich II III IV V VI (1970-, russ. Jurist-Ökonom mit militär. Ausbildung, Staatspolitiker. Z.Zt Gouverneur des Gebiets Astrakhan. Absolvent der Moskauer Militär. Kommandohochschule. 2002 erhielt der Militäroberst eine Zusatzausbildung am "Golicyn Grenz-Institut" des FSB RF mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften. Ausserdem absolvierte er das "Institut für Management, Wirtschaft u. Innovationen". Im Jan. 2013 trat er die Stelle des stv. Leiters der Bundesanstalt für Landesvermögensverwaltung an. Dort beaufsichtigte er die Vermögensabteilungen der Staatskasse, der Bundesbehörden u. Organisationen im Bereich Verteidigung u. Sicherheit, ferner die Abteilungen des Industriekomplexes u. für ausländ. Eigentum u. war für die Übertragung religiöser Objekte an die Russ.-Orthodoxe Kirche verantwortlich. Im Sept. 2018 wurde er zum stv. Bevollmächtigten Vertreter des Präsidenten RF im Föderationskreis Nordkaukasus ernannt. Im Juni 2019 wurde er per Dekret des Präsidenten RF V. Putin zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Astrakhan ernannt u. im Sept. mit einem Ergebnis von 75,64% der Wählerstimmen in der 1. Wahlrunde zum Gouverneur des Gebiets Astrakhan gewählt. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen. Im Dez. 2022 wurde er im Zusammenhang mit dem russ. Krieg gegen die Ukraine wegen Unterstützung u. Umsetzung von Massnahmen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben, auf die EU-Sanktionsliste gesetzt. Die EU stellte fest, dass Babushkin am illegalen Transport ukrain. Kinder nach Russland u. an deren Adoption durch russ. Familien beteiligt war, während Babushkins Handlungen die Rechte ukrain. Kinder u. das ukrain. Recht selbst verletzten. Im Feb. 2023 wurde Babushkin auf die Sanktionsliste der USA von Personen gesetzt, die an „der Durchführung russ. Operationen u. Aggressionen gegen die Ukraine sowie der illegalen Verwaltung der besetzten ukrain. Gebiete im Interesse der RF“ beteiligt sind, u. insbesondere wegen der „Einberufung von Bürgern zum Krieg in der Ukraine“. Aus ähnlichen Gründen figuriert sein Name auch auf den Sanktionslisten Kanadas, Australiens, Neuseelands u. Japans sowie der Ukraine u. der Schweiz.) BABCHENKO,
Arkadij Arkadevich II III IV V VI VII VIII 2018-21: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV 2022-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII (1977-, russ. unabh.
investigativer u.oppositioneller Journalist,
Kriegsreporter u. -beobachter, Buchautor mit Antikriegs-
u. Kreml-kritischer Haltung. Mit 18 Jahren wurde
Babchenko als Jurastudent zum Militärdienst in
die russ. Armee eingezogen u. wurde 1995 in den 1.
Tschetschenienkrieg
geschickt. 1997 kehrte er nach
Moskau zurück u. schloss sein unterbrochenes Jurastudium
an der Modernen Universität für Geisteswissenschaften
mit einem Bachelor ab. Nach Beginn des
2.
Tschetschenienkriegs unterzeichnete
er einen Vertrag mit den Streitkräften RF u. nahm
freiwillig an den Kriegshandlungen teil. Er diente als
Signalmann in motorisierten Schützentruppen, später als
Kommandant für die Berechnung eines Granatwerfers. Nach
Ablauf des Vertrags wurde er 2000
in die Reserve
versetzt u. kehrte nach Moskau zurück, wo er als Journalist
für die Zeitung Novaja gazeta tätig wurde. 2008
berichtete er über den Konflikt Russlands in Georgien u.
Südossetien, 2010 über die Unruhen in Südkirgistan. Babchenko ist
davon überzeugt, dass 2011 in Russland die Chance verpasst
wurde, einen gewaltfreien polit. Kurswechsel herbeizuführen.
Im März 2012 wurde gegen Babchenko ein Strafverfahren nach
Art. 212 StGB RF wegen "Aufrufen zu Ausschreitungen" im
Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Posts über
mögliche Taktiken von Demonstranten, die anlässlich der Proteste nach den russ. Parlamentswahlen
2011 "für faire Wahlen" plädierten, eingeleitet. Die
beiden Tschetschenienkriege, der Georgienkrieg 2008 u. der Krieg in der
Ostukraine ab 2014 haben
laut Babchenko einen kolonialist. Charakter. Seiner
Auffassung nach hätte Russland Tschetschenien die
Unabhängigkeit gewähren sollen. Im Winter 2013-14 war er in
Kiev, Ukraine, wo er an den Protesten des "Euromajdans" teilnahm. Im Frühjahr
2014 berichtete er aus dem Donbass u. über die dortigen
kriegsähnl. Aktivitäten, die von eingeschleusten pro-russ.
Milizen u. örtlichen Separatisten mit der Unterstützung des
Kremls angezettelt worden waren. Im Mai 2014 entging
Babchenko per Zufall dem Tod, weil er nicht in einem
überladenen ukrain. Hubschrauber mitflog, der in der Nähe
der Stadt Slavjansk abgeschossen wurde, wobei den Absturz
niemand überlebte. Babchenko beteiligte sich an den
Aktivitäten der russ. Opposition, ist Mitglied des "Forums Freies Russland", das die sog.
"Putin-Liste" führt, u. unterstützt die Ukraine im Krieg im
Donbass. Ausserdem berichtete er kritisch über den russ. Militäreinsatz in Syrien 2015.
Gewisse Staatsduma-Abgeordnete
u. russ. Staatsmedien warfen ihm mangelnden Patriotismus
vor u. forderten den Entzug seiner Staatsbürgerschaft, seine
Ausweisung aus
Russland u. die
Enteignung.
Neben anderen aggressiven Massnahmen "patriot." Kräfte
gegen ihn setzte der berüchtigte ultrarechtsnationalist.
russ. Fernsehkanal
"Tsargrad TV" Babchenko
auf die Liste der "Top 100 Russophoben“. Weil er
sich in Russland nicht mehr sicher fühlte, verliess er im
Feb. 2017 nach wüsten Drohungen von diverser Seite das Land
u. begab sich zunächst nach Prag, später nach Kiev, Ukraine,
u. schliesslich nach Israel ins Exil. 2017-19
moderierte er eine Sendung auf einem krymtatar. TV-Sender.
Im Mai 2018 liess Babchenko in der Ukraine offenbar unter
Kooperation mit dem ukrain.
Geheimdienst SBU seine Ermordung vortäuschen /II/, um angebliche Anschlagspläne
des russ. Geheimdienstes zu enttarnen u. den
Auftraggeber zu identifizieren. Obwohl er sich für die
Vortäuschung seines Todes entschuldigte, wurde die Aktion
sowohl vom Aussenministerium RF als auch von Vertretern
der OSZE u. der NGO "Reporter ohne Grenzen" scharf
kritisiert. Nach der Inszenierung des Mordes wurde Babchenko
an einen geheimen Ort gebracht, wo er bewacht wurde, so dass
er praktisch nicht mehr nach draussen gehen oder treffen
konnte, wen er wollte. Ende Mai gab es eine Pressekonferenz beim SBU. Im Okt.
2018 sprach er auf einer Tagung des Europarats. Im Dez.
erklärte das Magazin Time den Journalisten mit anderen zur
"Person des Jahres 2018“. Bei der Präsidentschaftswahl in
der Ukraine 2019 unterstützte Babchenko den Kandidaten s.
Petro Poroshenko u. beurteilte s. Volodymyr Zelenskyj, der
die Wahl gewann, sowie Mitglieder seines Teams, die er als
„völlig verrückt" u.
„völlig unverständlich"
bezeichnete, sehr negativ. Nach dieser Wahl wollte er die
Ukraine verlassen. Anfang Nov. 2019 verkündete er auf seiner
Facebook-Seite, dass er nie wieder nach Russland
zurückkehren werde, da er die Verbindung mit der Heimat
verloren habe. Im selben Monat wurde bekannt, dass
Babchenko, der fliessend Ukrainisch spricht u. sich selbst
als Ukrainer betrachtet, Kiev verlassen habe u. in ein
anderes Land gezogen sei, weil er mit der Politik der
aktuellen ukrain. Regierung nicht einverstanden sei. Im Dez.
2019 teilte Babchenko mit, dass er sich in Israel aufhalte,
ihm aber die Abschiebung aus diesem Land drohe, weil er
mittel- u. arbeitslos sei, woraufhin er sich an seine
Anhänger in den sozialen Netzwerken wandte, um finanzielle
Hilfe zu erhalten. Ende Aug. 2022 gab Babchenko s. Dmitrij
Gordon ein interessantes Interview. Im April 2023 fügte das
Justizministerium RF Babchenko der Personenliste der sog. "ausländ. Agenten“ hinzu. Zur Zeit
lebt Babchenko in Estland. Ende Juli 2023 warf er Eier auf
die Botschaft RF in Tallinn, wofür er eine Geldstrafe
erhielt. BAGAPSH, Sergej Vasilevich II III IV V (1949-2011, gew. sowjet. Agronom, abchas. Politiker.
Absolvent des georg. Instituts für subtropische Wirtschaft mit
einem Abschluss in Agronomie. In der Sowjetzeit war Bagapsh
als Leiter des Informationssektors des ZK des Komsomols
Georgiens, als Leiter der Abteilung für Arbeiter u. Landjugend
des ZK des Komsomols Georgiens sowie als 1. Sekretär des
abchas. Regionalkomitees des Komsomols Georgiens tätig. Er
unterstützte aktiv die abchas. nationale Befreiungsbewegung,
nahm 1989 an den Aufständen in Suchumi auf abchas. Seite teil
u. wurde am Hals verwundet. In den 1990er Jahren war er
Vertreter Abchasiens in Moskau. Seine Zeit als Regierungschef
Abchasiens fiel in den Krieg mit Georgien von 1998, in dem
Zehntausende Georgier aus Abchasien vertrieben wurden. Nach
seiner Pensionierung im Juni 1999 war er bis 2004
Generaldirektor des staatl. Energiekonzerns "Chernomorenergo".
Inzwischen hatte s. Vladislav Ardzinba eine mächtige
Opposition gebildet, die sowohl Leute aus den herrschenden
Kreisen wie Sergej Bagapsh u. s. Aleksandr Ankvab als auch
verschiedene soziale u. polit. Bewegungen vereinte, von denen
"Amtsakhara" u. das "Vereinigte
Abchasien" die
bekanntesten waren. Seit der Abspaltung von Georgien u. der
Gründung des unabhängigen Abchasien hatte Bagapsh führende
Positionen in seiner Regierung inne u. wurde nach 2004 - als
Nachfolger Vladislav
Ardzinbas - 2x zum
Präsidenten der Republik gewählt. Unter Bagapsh anerkannte die
RF zum Schaden Georgiens die Republik Abchasien offiziell als
souveränen u. unabhängigen Staat, der allerdings international
isoliert blieb. Während des bewaffneten Konflikts in Südossetien 2008
war Bagapsh der Oberbefehlshaber der Streitkräfte Abchasiens.
Zusammen mit dem "Präsidenten" der "Republik Südossetien" s.
Eduard Kokoity unterzeichnete er 6 Grundsätze zur Beilegung
der Konflikte zwischen Georgien u. Südossetien einerseits
sowie zwischen Georgien u. Abchasien andererseits, die zuvor
vom Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev u. dem franz.
Präsidenten N. Sarkozy ausgearbeitet worden waren. Im Dez.
2009 fand in Abchasien eine Präsidentschaftswahl statt, die
Bagapsh erneut gewann. Seine 2. Amtszeit als Präsident
Abchasiens wurde von seiner Lungenkrebserkrankung
beeinträchtigt. Im Mai 2011 starb er nach einer Operation in
Moskau.
BAGDASAROV, Semjon Arkadevich II III IV V
VI VII VIII IX X XI XII
XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX (1954-, sowjet. Militärführer,
russ. Politologe-Historiker, ehem. Beamter u.
Staatspolitiker RF armen. Herkunft /eigtl. Bagdasarjan/. Absolvent der Panzerschule in Uljanovsk,
danach diente er als Kommandeur eines Panzerzugs im
Militärbezirk Odessa auf der Krym u. vervollständigte seine
Militärkarriere bis zum polit. Offizier einer Raketendivision.
In den 80ern besuchte er weitere Militärschulen. In den 90ern
arbeitete er als Leiter der Abteilung für Zusammenarbeit mit
Usbekistan, Tadschikistan u. Turkmenistan des Ministeriums für
GUS-Angelegenheiten RF u. war, Oberst der Reserve,
Ende des Jahrzehnts Berater des Ministers für Föderation u.
Nationalitäten RF u. 2000-1 Berater des Büros des
Duma-Ausschusses für Industrie, Bauwesen u.
Spitzentechnologien. In der Folge war er stv. Gouverneur des
Gebiets Nizhnij Novgorod u. Vorsitzender des Exekutivkomitees
der Union der öffentl. Vereinigungen "Für ein gerechtes
Russland!". Im Dez. 2007 wurde er auf der föderalen
Kandidatenliste der Partei "Gerechtes Russland: Mutterland/Rentner/Leben“
in die 5. Staatsduma RF gewählt, in der er
Mitglied der Fraktion "Gerechtes Russland" u. Mitglied des
Ausschusses für Zivil-, Straf-, Schieds- u.
Verfahrensrecht war. Als Abgeordneter behauptete er im
Nov. 2015, dass die Türkei a priori kein verlässlicher Partner
Russlands sein könne. Anlässlich des 30. Jahrestags des
Einmarsches sowjet. Truppen in Afghanistan war er einer der
Verfasser einer Erklärung in der Staatsduma RF, in der die
Richtigkeit u. Notwendigkeit des Einmarsches sowjet. Truppen
in Afghanistan erklärte wurde. Bei der Prüfung des
Gesetzentwurfs "Über Veteranen“ warf Bagdasarov die Probleme
des sozialen Schutzes von Kriegsveteranen u. Teilnehmern
lokaler militär. Konflikte auf. In seiner aussenpolit.
Tätigkeit befasste sich der Abgeordnete mit Fragen der
Stellung von Landsleuten sowie des Schutzes ihrer Rechte u.
Interessen in den Ländern der GUS. Bei den Parlamentswahlen
2016 wurde er nicht mehr in die Staatsduma RF gewählt. Ab 2014
fungiert er als Direktor
des - chimärischen? - "Zentrums für die Erforschung des
Nahen Ostens u. Zentralasiens", wo er sich
angeblich mit der polit. u. militär. Analyse sensibler Themen
dieser Regionen befasst. Sein
selbsternanntes Expertentum in Bezug auf die Probleme des
Nahen Ostens u. Zentralasiens war etwa bei Mitarbeitern
des "Instituts für Orientalistik der Russ. Akademie der
Wissenschaften" umstritten. Das "Forum Freies Russland", das die sog.
"Putin-Liste führt, wirft Bagdasarov "aggressive Propaganda,
Aufstachelung zu Hass u. Feindschaft gegenüber anderen Völkern
u. Staaten u. Verbreitung unzuverlässiger Informationen" vor.
Novaja gazeta
bezeichnete ihn als „Prediger des Hasses“, weil er in
Publikationen, TV- u. Radiosendungen schockierende u.
provokative Äusserungen zur Aussenpolitik machte u.
sich an einer aggressiven
Hetzpropaganda gegen die Ukraine, die Baltischen Staaten u.a.
Länder beteiligte. Ferner sprach er sich wiederholt für die
proruss. Separatisten im Donbass in der Ostukraine aus u.
forderte eine umfassende militär. Invasion in der Ukraine -
die im Feb. 2022 auch tatsächlich stattfand - sowie die
Zerstörung des ukrain. Staates, was der Kreml in der Tat im
Sinn hat. In der berüchtigten Sendung "Abend mit s. Vladimir
Solovjov" im Staatsfernsehen, wo er häufig zu Gast ist, führte
er sich als Anhänger der
„grossen Sowjetunion" auf, nannte die
Ukraine ein „Krebsgeschwür"
u. sagte, dass sie als Bedrohung für die RF eliminiert werden
müsse. Die aserbaidschan. Medien warfen Bagdasarov vor, in
russ. TV-Sendern gegen Aserbaidschan aufzutreten u. für
Turkophobie zu werben. Am 24.
April, dem Gedenktag des Völkermords an den Armeniern im
Osman. Reich, tritt er als "Festredner" auf. Im Nov. 2022 rief er den Kreml auf, Kasachstan u.
Turkmenistan zu nehmen.
BAGIROV, Eduard Izmailovich II III IV V VI VII VIII
IX
X XI XII XIII (1975-2023, gew. russ.
Schriftsteller, Drehbuchautor, polit. Berater u. Stratege. Geboren in einer aserbaidschan.-russ.
Familie in der Turkmen. SSR, desertierte
er nach eigenen Angaben
nach dem Einzug ins Militär u. floh vom Nijazov-Regime nach
Russland, wo er seit Jan. 1994 in Moskau lebte. Im selben Jahr
wurde er nach Art. 144 Teil 2 StGB RSFSR wegen "Diebstahls“
verurteilt u. verbüsste seine Strafe in einem russ. Gefängnis.
Später nahm er in Moskau seine Geschäfte auf u. studierte ab
2001 kurze Zeit an der Jurist. Fakultät der Moskauer Staatl.
Akademie für Wassertransport.
2002 gründete er mit s. Sergej
Minaev das Literaturportal litprom.ru,
dessen Chefredaktor Bagirov später selbst wurde. Sein 2007
veröffentlichter Roman "Gastarbeiter", der von den Abenteuern
eines jungen Mannes erzählt, der aus Turkmenistan kam u. in
Moskau strandete, machte Bagirov berühmt u. populär. In der
Buchhandlung "Moskva" gehörte es zu den 20 beliebtesten
Titeln, in "Biblio-Globus" belegte es den 3. Platz im
Verkauf von russ. belletrist. Werken. In seinem 2. Roman "Liebhaber" von 2008, der die Erzählung
des ersten Romans teilweise weiterspinnt, lernt ein Mann mit
aserbaidschan. Namen über das Internet eine verheiratete
Frau aus einer anderen sozialen Schicht kennen. Im 3. Roman
"Idealist" von 2010 bekommt ein
Ukrainer einen Job in der Redaktion einer Moskauer Zeitung
u. klettert nach den Ereignissen des Kiever "Majdans" u. der darauf
folgenden "orangen" Revolution schnell die
Karriereleiter hinauf. 2015 gab Bagirov bekannt, dass er an
einem 4. Roman mit dem vorläufigen Titel "Russland-2045"
arbeite. Ende Sept. 2009 nahm er in Moskau an einer
Kundgebung gegen Korrupton teil, an der er öffentlich auftrat. BADANIN, Roman Sergeevich II III IV V VI VII VIII (1970-, russ. Historiker, unabh. investigativer Journalist. Absolvent der Fakultät für Geschichte der MSU. Nach seinem Universitätsabschluss war er wissenschaftlich tätig u. arbeitete bei der "Internationalen Stiftung für sozioökonom. u. politikwissenschaftl. Forschung" /"Gorbachjov-Stiftung"/. 2001 begann er seine journalist. Berufstätigkeit bei gazeta.ru, wo er Redaktor der Politikabteilung u. stv. Chefredaktor war. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Generaldirektor des Verlags "Kommersant" trat er im Nov. 2001 zurück. Badanin hatte dem kommerziellen Dienst die Veröffentlichung von Anzeigen für die kremlnahe Partei "Einiges Russland" untersagt u. ihm statt dessen die Aufschaltung eines Banners zugunsten der Bürgerrechtsorganisation "Golos" u. des Projekts "Karte der Verstösse" nahegelegt. 2011-13 war er Chefredaktor der Website "Forbes.ru". Diesen Job verliess er erneut wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Generaldirektorin des Verlags Regina von Flemming. Ab Okt. 2013 war er Geschäftsführer des Internet-Projektdienstes der Nachrichtenagentur "Interfax". 2014 kam er zusammen mit s. Elizaveta Osetinskaja zu "RBK", wo er Chefredaktor der Website wurde. Danach veröffentlichte "RBK" regelmässig heikle Berichte über hochkarätige Ermittlungen, u.a. über die Tochter V. Putins s. Ekaterina Tikhonova u. deren Ehemann s. Kirill Shamalov. Im Mai 2016 trat Badanin aus Protest gegen die Entlassung des Chefredaktors der RBK-Zeitung von RBK zurück. Anscheinend hatte der Kreml mit Unbehagen auf die Berichte der RBK über die Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Präsidialverwaltung RF reagiert, denn die von den Ermittlungen betroffenen Personen beschwerten sich häufig bei der Verwaltung über RBK, v.a. beim mächtigen 1. stv. Leiter der Präsidialverwaltung s. Vjacheslav Volodin. Im Juli 2016 wurde Badanin zum Chefredaktor des TV-Senders "Dozhd" als Nachfolger von s. Mikhail Zygar ernannt. Bei "Dozhd" setzte Badanin seine investigativen Ermittlungen über V. Putins Gefolge fort. Nach der Veröffentlichung eines Berichts über den Unternehmer s. Ilja Traber, einen der mutmasslichen Anführer der sog. "Tambov-Bande", eröffnete das Innenministerium RF ein Strafverfahren gegen Badanin u. dessen Co-Autoren wegen Verleumdung. Im Frühjahr 2017 wurde bekannt, dass Badanin an die Stanford University ging, wo er im Rahmen des "Knight International Fellowship"-Programms für Journalismus studieren konnte. Im Nov. 2018 startete er das investigative Internet-Medienprojekt "Proekt", das sich laut Badanin auf journalist. Genres wie Ermittlungen, Berichte u. Stories spezialisierte, die auf der Verwendung von Big Data basieren u. mit s. Aleksej Navalnyjs Enthüllungsplattform vergleichbar sind. Vladislav Kljushin, Assistent des 1. stv. Leiters der Präsidialverwaltung RF s. Aleksej Gromov, reichte eine Klage gegen "Proekt" ein. Für seine engagierten investigativen Pressebeiträge über Personen u. Günstlinge von Putins Umfeld wurde Badanin mehrmals mit dem russ. Journalistenpreis von "Redkollegija" ausgezeichnet. 2020 wurde er für die Shortlist des Europäischen Pressepreises ausgewählt. Seit Juni 2021 fungiert Badanin als Zeuge im Strafprozess des erwähnten St. Petersburger Geschäftsmanns Ilja Traber gemäss Art. 128 Abs. 1 Teil 2 StGB RF wegen öffentl. "Verleumdung". Im Juli 2021 wurde die von Badanin verwaltete Publikation "Proekt" in die Liste der "unerwünschten Organisationen“ aufgenommen, während Badanin selbst auf die Liste der "ausländ. Agenten“ gesetzt wurde. Danach verliessen Badanin u. sein Stv. Mikhail Rubin Russland, weil sie der Ansicht waren, dass ihre beruflichen Aktivitäten deren Leben u. Freiheit bedrohen könnten. Noch im Juli schloss Badanin das Medium im Zusammenhang mit der Anerkennung des Herausgebers "Project Media Inc." als "ausländ. Agent“ in Russland. Im Sept. 2021 lancierte er unter dem Namen "Agentstvo“ das investigative Internetmedium "Proekt“ neu, inspiriert vom Status eines "ausländ. Agenten“. Ende März 2022 gab er der Publikation ihren früheren Namen "Proekt“ zurück u. kündigte die Veröffentlichung einer grossen Untersuchung zum Gesundheitszustand Putins an.) BAERBOCK,
Annalena
II
2014-21: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV 2022:
II III IV V VI VII VIII IX X
XI XII
XIII
XIV
XV XVI
XVII XVIII
XIX XX XXI
XXII XXIII
XXIV
XXV
XXVI XXVII
XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII
XXXIII XXXIV
XXXV XXXVI
XXXVII XXXVIII 2023: II III IV
V VI VII VIII IX X XI
XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII
XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV
XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII Miosga 3/24 (1980-,
dt. Politikerin der Partei "Bündnis 90 / Die Grünen",
z.Zt. Aussenministerin der BRD. Studium
der Politikwissenschaft u. des Öffentl. Rechts /
Europarechts an der Universität Hamburg u.
an der London School of Economics and Political
Science, die sie in einem einjährigen
Master-Studiengang in "Public International Law“
abschloss.“ Baerbock ist seit 2005 Mitglied der poit.
Partei "Bündnis 90
/ Die Grünen", für die sie inhaltlich,
konzeptionell u. strategisch an der Europapolitik
mitwirkte. 2009-12 gehörte sie dem Parteivorstand
der "Europäischen Grünen Partei" an. Ab Okt. 2008
gehörte sie dem Brandenburger Landesvorstand
der Partei an, wobei sie im Nov. 2009 vom
Landesparteitag mit Benjamin Raschke zur
gleichberechtigten Vorsitzenden des Landesverbands
Brandenburg gewählt u. im Dez. 2011 wiedergewählt
wurde. Nach ihrem Einzug in den 18. Dt. Bundestag
kandidierte sie im Nov. 2013 entsprechend
der Trennung von Parteiamt u. Mandat nicht erneut
für das Amt, gehörte 2012-15 jedoch dem 16-köpfigen
Parteirat von "Bündnis 90 / Die
Grünen" an. Ausser ihres Amts als klimapolit.
Sprecherin der Bundestagsfraktion ihrer Partei u.
als Mitglied der Ausschüsse für Wirtschaft u.
Energie u. für die Angelegenheiten der EU war
Baerbock Mitglied der dt.-polnischen
Parlamentariergruppe, stv. Vorsitzende des
Freundeskreises Berlin-Taipeh u. stv. Mitglied
der Parlamentar. Versammlung des Europarats. 2017
wurde sie mit 8,0% der Erststimmen erneut über
die Brandenburger Landesliste in den 19. Dt. Bundestag
gewählt. Im Jan. 2018 wurde sie auf einer ao.
Bundesdelegiertenkonferenz in Hannover zusammen
mit Robert Habeck zur Parteivorsitzenden
gewählt. Im Feb. 2022 wurden sie u. Habeck
von Ricarda Lang u. Omid Nouripour in
dieser Position abgelöst. Im April 2021 wurde mitten in
einem Umfragehoch der Grünen bekanntgegeben, dass Baerbock
vom Bundesvorstand der Grünen als Kanzlerkandidatin für
die Bundestagswahl 2021 vorgeschlagen wurde, wobei
der Parteitag vom Juni 2021 dem Vorschlag mit 98,6% der
abgegebenen Delegiertenstimmen zustimmte. Für den
Rückenwind, den sie erhalten habe, bedankte
sie sich bei
ihrer Partei in einer Rede u. rief dazu auf, die
Klimakrise abzuwenden. Eine „neue
soziale Marktwirtschaft sei eine sozial-ökologische
Marktwirtschaft". Baerbock trat
im Bundestagswahlkreis 61 gegen den
SPD-Kanzlerkandidaten s. Olaf Scholz an. Laut
Umfragen war sie jedoch die unbeliebteste der 3 Kanzlerkandidaten. Im
Zusammenhang mit der Klimapolitik sagte
FDP-Vizepräsident Wolfgang Kubicki: Aussen-
u. Russland / Ukrainepolitik: Ausser der Idee
einer feminist. Aussenpolitik fordert Baerbock „ein
stärkeres gemeinsames europäisches
- u. deutsches - Engagement in der Verteidigungspolitik“.
Die Lücke, die diesbezüglich entstanden sei, füllten
autoritäre Staaten. Wenn der Westen also Staaten wie
China, Russland oder der Türkei nicht das Feld überlassen
wolle, müsse Europa seine „Friedensrolle“ in der Welt
wieder ernster nehmen. Im Sept. 2020 kritiserte sie im Dt. Bundestag die
Existenz der "Nord Stream 2"-Pipeline als polit.
Konterkarierung der Sanktionen zugunsten des Kremls
scharf; diese sei auch gegen den Willen der Osteuropäer
erstellt worden. Im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021
forderte Baerbock aber auch den Abzug der
US-Atomwaffen aus Deutschland, verwies zugleich
jedoch auf einen internationalen Rahmen, der auch die
Interessen der osteuropäischen Staaten einbeziehen solle.
Auf die Frage, ob es eine "Neue Ostpolitik“
gegenüber Russland brauche, äusserte Baerbock
Zustimmung; allerdings könne man die Antworten von vor 50
Jahren nicht einfach auf die heutige Situation übertragen.
Europa müsse „eine eigene, souveräne Antwort finden.“ Im
Lauf ihrer bisherigen Amtszeit als Bundesaussenministerin
u. oberste Diplomatin der BRD machte Baerbock immer wieder
mit einer pointierten u. undiplomat. Wortwahl etwa in
Bezug auf die Präsidenten Russlands u. Chinas u. heiklen,
umstrittenen polit. Aussagen gegenüber diesen Staaten
Schlagzeilen. 2024: China:
BAZHANOV, Sergej Viktorovich II (1954-, sowjet. bzw. russ. Ökonom, Bankier u. Politiker. Absolvent des Polytechnischen Instituts Uljanovsk, heute Staatl. Technische Universität Uljanovsk, u. der Russ. Akademie für Volkswirtschaft der UdSSR, heute RANEPA, in Moskau. Doktor der Wirtschaftswissenschaften mit einer Dissertation zum Thema "Integration des russ. u. internationalen Finanzmarkts". Er lehrte an der Staatl. Universität für Wirtschaft u. Finanzen St. Petersburg FINEK, ist Autor von Lehrbüchern u. Monographien zum Bankwesen. Nachdem er in den 1990er Jahren bei verschiedenen russ. Banken wie der "Inkombank" u. der "BaltONEXIM Bank" in Uljanovsk u. SPB in führender Position gearbeitet hatte, wurde er 1999 Präsident seiner eigenen "Petersburger Holzindustriebank" u. war bis 2008 Präsident der "Internationalen Bank von St. Petersburg". 2008-13 Mitglied des Föderationsrats der Staatsduma RF, stv. Vorsitzender des Ausschusses für Finanzmärkte u. Geldumlauf, ab 2011 Mitglied des Ausschusses für Haushalt u. Finanzmärkte. 2013 kehrte er als Präsident des Verwaltungsrats zur "Internationalen Bank von St. Petersburg" zurück, bei der er bis Okt. 2018 Vorstandsvorsitzender war. Im Herbst 2018 zog er ins Ausland u. lebt seither in London, GB, nachdem russ. Ermittler ein Strafverfahren gegen ihn im Zusammenhang mit Machtmissbrauch u. Betrugsfällen angeordnet hatten. Ende Okt. wurde seiner Bank die Lizenz entzogen. Nachdem festgestellt wurde, dass der Wert des Bankvermögens von 12,9 Mrd. Rubel für die Tilgung der Schulden unzureichend ist, beantragte die russ. Zentralbank die Insolvenz dieser Bank, was vom Schiedsgericht von St. Petersburg u. des Gebiets Leningrad bestätigt wurde. Die provisor. Verwaltung der Bank wurde vom Gericht aufgefordert, von 4 Managern der Bank – Sergej Bazhanov, seiner Frau Tatjana, die Vizepräsidentin der Bank war, sowie von 2 Vorstandsmitgliedern – einen Betrag von über 85 Mln. Rubel zurückzufordern, welche sie zuvor in Form eines Bonus erhalten hatten. Nach Angaben von Fontanka bestand Bazhanov als Vorstandsvorsitzender der Bank auf dem Erwerb von Wertpapieren in der Höhe von 135 Mln. Euro – rd. 9 Mrd. Rubel zum damaligen Wechselkurs, die durch die Verpflichtungen der zyprischen Firma "Hervet Investments" garantiert waren. Das Geld wurde von Bazhanovs Bank über die Londoner Niederlassung der Finanzholding UBS von den Konten der zyprischen Firma abgehoben, bei der sich herausstellte, dass ihr Direktor der Bruder von Bazhanovs Frau war. In einem Interview mit Vladimir Osechkin, dem Leiter des Projekts Gulagu.net, wies Sergej Bazhanov alle Anschuldigungen zurück u. erklärte, die Strafverfolgung sei von den Behörden "bestellt" worden u. stehe im Zusammenhang mit dem Versuch des Staates, die Kontrolle über die "Internationale Bank von St. Petersburg" zu erlangen, indem gewöhnliche Geschäftsvorgänge für kriminell erklärt würden. Ende 2022 kritisierte Bazhanov in einem öffentlichen Interview mit Osechkin die Politik der russ. Zentralbank mit der Begründung, dass diese die Anforderungen an seine Bank künstlich aufgebläht habe, nur um die staatliche Kontrolle über sie zu errichten. Im Dez. 2022 erhielten die Anwälte Sergej Bazhanovs eine Antwort von Interpol, die besagte, dass er nicht mehr Gegenstand einer Fahndung u. Ermittlung sei.) BAZHENOVA, Natalja Gennadevna II III VI V (1969-, sowjet. bzw. russ. Mathematikerin-Physikerin, Universitätsakademikerin. Absolventin des Staatl. Pädagog. Instituts Khabarovsk mit Abschluss in Mathematik u. Physik. Ab 1999 Oberassistentin an der Fakultät für Mathematik am Staatl. Pädagog. Institut Birobidschan. 2000 stv. Dekanin für Bildungsarbeit der Fakultät für Mathematik u. Informatik. 2013 Master-Abschluss in Management. Seit Juli 2015 Rektorin der nach Sholom Alejkhem benannten Staatl. Amur-Universität. Seit Dez. 2016 Sekretärin der regionalen Niederlassung der kremlnahen Partei "Einiges Russland" des Jüdischen Autonomen Gebiets. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen.) BAJSAROV, Movladi Zajpullaevich II (1966-2006, gew. tschetschen. Rebellenführer u. Warlord. 1988-98 lebte er in Kasachstan u. kehrte danach nach Tschetschenien zurück. Während des separatist. Regimes von s. Aslan Maskhadov war er ein kleiner Feldkommandant, dessen Streitkräfte in der Region Groznyj operierten. 1999 nahm er an einem bewaffneten Zusammenstoss mit Wahhabiten teil, bei dem 2 seiner nahen Verwandten getötet wurden. Dann schloss er sich der bewaffneten Abteilung des damaligen Muftis s. Akhmat Kadyrov an, die gegen die Wahhabiten kämpfte. Die Gruppe Bajsarovs soll dann auf die Seite des russ. Militärs übergelaufen sein, nachdem es die Kontrolle über Tschetschenien übernommen hatte. Zwischen den beiden Tschetschenienkriegen war er zusammen mit seinen Handlangern dafür bekannt, Menschen für Lösegeld gefangen zu nehmen. Nachdem Akhmat Kadyrov zum Leiter der Verwaltung Tschetscheniens ernannt worden war, wurden Bajsarovs ehem. Rebellen zu dessen Leibwächtern, den berüchtigten "Kadyrovcy", während Bajsarov selbst Kommandeur des Sicherheitsdienstes des Präsidenten wurde. Als Akhmad Kadyrov 2004 bei einem Bombenanschlag getötet wurde, wurde seine Sicherheitstruppe aufgelöst u. Bajsarovs Leute verwandelten sich in die geheime paramilitär. "Gorec"-Einheit, die der taktischen Abteilung des FSB Nordkaukasus unterstellt wurde. Laut tschetschen. Menschenrechtsaktivisten bestand ihre Hauptfunktion darin, als Todesschwadron Gegner zu entführen u. hinzurichten. Als der tschetschen. Regierungschef s. Ramzan Kadyrov Ende 2005 beschloss, die "Gorec"-Einheit aufzulösen, weigerte sich Bajsarov, sich Kadyrov unterzuordnen. Seine Streitkräfte wurden an ihrem Stützpunkt in Pobedinskoe eingeschlossen. Der Staatsanwalt stellte fest, dass Mitglieder der "Gorec"-Einheit 10 Mitglieder des örtlichen Musaev-Clans entführt hatten u. dass Bajsarov selbst einige von ihnen persönlich erschossen hatte. Nach Angaben der Ermittler rächte Bajsarov damit den Tod seines Bruders Sharani, der ebenfalls im persönl. Sicherheitsdienst Akhmad Kadyrovs diente u. mit ihm bei der Sprengstoffexplosion im Stadion starb. In Moskau sagte Bajsarov den russ. Medien, Ramzan Kadyrov habe versucht, ihn zu jagen, um mögliche Konkurrenz loszuwerden, u. warf dem jungen Tschetschenenführer vor, selbst zahlreiche polit. Morde u. Entführungen geleitet zu haben. Die mörderische Rivalität zwischen den beiden Tschetschenbossen war somit eröffnet. Dem Kommersant teilte Bajsarov mit, dass er plane, bald nach Tschetschenien zurückzukehren, um als stv. Regierungschef die Strafverfolgung zu leiten. In der Folge kamen bis zu 50 Polizisten aus Tschetschenien nach Moskau mit der Absicht, ihn zu eliminieren. Während in Tschetschenien selbst die FSB-Wache Bajsarovs entfernt u. 33 letzte "Gorec"-Kämpfer in der Republik entwaffnet wurden, wurde Bajsarov selbst im Nov. 2006 in Moskau auf offener Strasse erschossen. Die Umstände der "Sonderoperation" am Lenin-Prospekt waren so seltsam, dass die Staatsanwaltschaft in Moskau sich gezwungen sah, eine strafrechtliche Untersuchung des Todes von Bajsarov einzuleiten.)
BAJKHANOV, Izmail Bautdinovich
II III IV Va
Vb Vc VI (1967-, sowjet. bzw.
tschetschen. Philologe, Jurist u.
Staatsverwaltungsfachmann, Politologe, Regierungsbeamter,
ehem. Minister, Rektor. Absolvent der
Tschetschen.-Inguschischen Staatsuniversität mit einem
Abschluss in russ. u. tschetschen.
Sprache u. Literatur sowie des
Instituts für Finanzen u. Recht in Makhachkala, Republik
Dagestan, mit einem Abschluss in Jurisprudenz, u.
berufliche Umschulung an der Nordkaukas. Akademie für
öffentl. Verwaltung mit Abschluss in Staats- u.
Kommunalverwaltung. Kandidat der Politikwissenschaften.
Ehem. leitender Experte des Komitees der Regierung
der Tschetschen. Republik für religiöse Angelegenheiten.
Ehem. Assistent oder Berater des stv. Vorsitzenden der
Regierung der Tschetschen. Republik u. Leiter des Büros
des Präsidenten u. der Regierung der Tschetschen.
Republik. 2004-8-13 Vorsitzender der Wahlkommission der
Tschetschen. Republik. 2013-20 Minister für Bildung u.
Wissenschaft der Tschetschen. Republik. Seit Feb. 2020
Rektor der Tschetschen.
Staatl. Pädagog. Unversität. Von
Kritikern des
Putin-Regimes
wie dem
"Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste"
führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin
im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine
vorgeworfen;
für Personen auf dieser Liste werden internationale
Sanktionen empfohlen.) BAK, Dmitrij Petrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV (1961-, staatsnaher russ. Philologe u. Literaturkritiker, Journalist, Übersetzer, Universitätsakademiker, Professor. Absolvent der Philolog. Fakultät der Staatsuniversität Chernovcy/Chernivcy, Ukrain. SSR. Ehem. Hochschullehrer in Chernovcy, Kemerovo, Moskau, Berlin, Lexington, Krakau. Seit 2008 Leiter des Lehrstuhls für Geschichte der russ. Literatur der Neuzeit am Institut für Philologie u. Geschichte der Russ. Staatsuniversität für Philologie u. Geschichte, wo er Kurse über moderne russ. Literatur durchführt u. ein spezielles Doktoranden-Seminar über B.N. Eichenbaum leitet. Seit 2013 Direktor des Staatl. Russ. Literaturmuseums in Moskau. Mitglied des Schriftstellerverbands RF, des Journalistenverbands RF u. der Akademie der russ. modernen Literatur, Vizepräsident der Russ. Kulturologischen Gesellschaft, u.a. Im März 2014 unterzeichnete er einen kollektiven Aufruf der Kulturschaffenden der RF zur Unterstützung der Politik des Präsidenten RF V. Putin in der Ukraine u. auf der Krym.) BAKALCHUK-KIM, Tatjana Vladimirovna II III IV V VI (1975-, bekannte russ. Unternehmerin sowjetkorean. Herkunft. Absolventin der Fakultät für Fremdsprachen des Pädagog. Instituts von Kolomna. In den frühen 2000er Jahren lernte Tatjana Kim ihren zukünftigen Ehemann Vladislav Bakalchuk kennen, einen ausgebildeten Radiophysiker u. Unternehmer u. Gründer des Internetanbieters "Utech". Auch Tatjana reizte die Idee einer eigenen Geschäftsunternehmung, u. so fiel die Wahl auf den Internethandel mit Kleidung u. Schuhwerk. Das Designstudio, das zum Unternehmen ihres Mannes gehörte, entwickelte eine entsprechende Website, u. die angehende Unternehmerin bestellte Waren aus den beliebten "Otto"- u. "Quelle"-Katalogen u. verkaufte sie mit einer Provision. 2005 gründeten die Bakalchuks das Unternehmen "Wildberries". Nach bescheidenem Anfang hatte das Unternehmen bald ein Büro in Milkovo im Moskauer Gebiet. Die Firma begann, mit kleinen europäischen Herstellern zusammenzuarbeiten u. Reste bekannter Marken aufzukaufen. 2012 verkaufte das Unternehmen über 1000 Bekleidungs- u. Schuhmarken, wobei seine Website Ozon.ru in Bezug auf die Besucherzahlen überholte. Während der Krise 2014 gab "Wildberries" den unabhängigen Wareneinkauf auf u. wechselte zu dem Modell, nach dem "Amazon" funktioniert. 2019 wurde der Wert des Unternehmens auf 2 Mrd. USD geschätzt. Die Geschäftsfrau u. CEO von "Wildberries" wurde vom US-Magazin Forbes in die Liste der bemerkenswertesten neuen Milliardäre aufgenommen, während die russ. Forbes-Ausgabe sie als reichste Frau des Landes führte. Laut Forbes Woman führte Bakalchuk 2020 die Bewertung der Selfmade-Frauen in Russland an. 2020 war "Wildberries" laut "Data Insight" der grösste Online-Shop Russlands. Gleichzeitig nahm "Wildberries" den Betrieb in der EU mit dem Verkaufsstart in Polen auf. Anfang 2021 expandierte "Wildberries" nach Deutschland. Das Wachstum des Unternehmens wurde durch die globale Coronavirus-Pandemie von 2020/21 noch unterstützt, als die Menschen begannen, häufiger online zu kaufen u. verkaufen. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 400 Tsd. Unternehmer u. Unternehmen auf der "Wildberries"-Plattform vertreten. "Wildberries" verzeichnet/e etwa 400 Tsd. Bestellungen pro Tag. Im Aug. 2021 wurde Bakalchuks Vermögen von Forbes auf 13 Mrd. USD geschätzt, womit sie - vor s. Elena Baturina - die reichste Frau Russlands u. die erste Selfmade-Milliardärin war. Im Feb. 2021 kaufte Bakalchuk die kleine russ. Bank Standard Credit. 2022 wurde das Vermögen noch auf 2,1 Mrd. USD geschätzt. Sanktionen: Im Juli 2021 wurde Bakalchuk wegen des Verkaufs von "russ. Propaganda" u. russ. Militäruniformen auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt. "Wildberries"-Einheiten u. Ehemann Vladislav fielen ebenfalls unter die Sanktionen. Die Behörden beabsichtigen, die Vermögenswerte von "Wildberries" zu blockieren, den Transit durch die Ukraine zu verbieten u. zu verhindern, dass Kapital, Technologie u. geistige Eigentumsrechte die Ukraine verlassen. Im April 2022 wurden Bakalchuk u. "Wildberries" vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine auf die polnische Sanktionsliste gesetzt, weil sie die russ. Aggression gegen die Ukraine indirekt unterstützt hätten. Die Behörden stellten fest, dass das Unternehmen mit der Bank von "Wildberries" u. der "Bank VTB" verbunden sei u. beschuldigt wurde, russ. Militäruniformen u. anti-ukrain. Literatur zu verkaufen.) BAKANOV, Ivan Hennadijovych II III IV V VI VII VIII IX X XI XII (1974-, ukrain. Ökonom, Politiker. Absolvent der Kiever Nationalen Wadym Hetman-Wirtschaftsuniversität. Gründer u. ehem. erster Vorsitzender der ukrain. polit. Partei "Sluha narodu" /"Diener des Volkes"/, ehem. Leiter des Sicherheitsdienstes der Ukraine SBU, Mitglied des Nationalen Sicherheits- u. Verteidigungsrats der Ukraine. Unter seiner Führung befasste sich der SBU vermehrt mit nationalen Sicherheitsfragen u. verstärkte die Aktivitäten zur Spionageabwehr, führte systemat. Spezialoperationen in der Ostukraine durch u. versuchte, den Aktivitäten russ. Hacker entgegenzuwirken. Inmitten des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde Bakanov im Juli 2022 gleichzeitig mit der Generalstaatsanwältin der Ukraine s. Iryna Venediktova von Präsident V. Zelenskyj per Dekret entlassen bzw. suspendiert. Aus diesen Behörden seien über 60 Mitarbeiter in den russ. besetzten Gebieten geblieben u. kollaborierten mit dem Feind, sagte Zelenskyj in einer Videoansprache, wobei er auch die Zahl von 651 Überläufern nannte. Es gebe Strafverfahren gegen Mitarbeiter von Staatsanwaltschaft u. anderen Strafverfolgungsbehörden wegen Hochverrats u. Kollaboration mit russ. Diensten. Als Bakanovs Nachfolger wurde dessen Stv. Vasyl Maljuk zum Interimschef des SBU ernannt. Möglicherweise war die Entlassung des alten Weggefährten Zelenskyjs die Folge eines internen Machtkampfs. Kritik: Einigen Experten zufolge wurde Bakanovs Ernennung unter Verfahrensverletzung durchgeführt, weil er u.a. eine spezielle Überprüfung nicht bestanden haben soll. Vom SBU wurde diese Information jedoch dementiert. Ausserdem soll unter seiner Führung gegen ukrain. Antikorruptionsgesetze verstossen worden sein. Einigen Beobachtern zufolge könnte Bakanov, der vor seiner Ernennung keine Erfahrung im Bereich der Strafverfolgung hatte, eine unangemessene Personalpolitik betrieben haben. Den Rang eines Leutnants erhielt er Ende Mai 2019, um Zugang zu geheimen Informationen zu haben. Seine Ehefrau ist Staatsbürgerin der RF.) BAKIN, Vitalij Vladimirovich (russ. Richter am Militärgericht des Moskauer Bezirks, Kollegium für Strafsachen. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm "Umsetzung polit. Repression unter Verwendung der offiziellen Position" vorgeworfen. Insbes. war er an der Verfolgung der sog. "Artpodgotovka"-Bewegung beteiligt, die in der RF als terrorist. Organisation eingestuft u. verboten u. dem Vorwurf ausgesetzt wurde, an der Vorbereitung u. Durchführung von Terroranschlägen beteiligt gewesen zu sein mit dem Zweck, die polit. Lage im Land zu destabilisieren. Unabhängige Experten, Anwälte u. Menschenrechtsaktivisten gehen davon aus, dass das betreffende Strafverfahren keine Anzeichen von Terrorismus enthielt, sondern einen polit. Hintergrund hatte u. ausschliesslich darauf abzielte, die russ. Justizbehörden im Kampf gegen unerwünschte polit. Aktivisten missbräuchlich einzusetzen. Trotz der Zweifel an der Beweisgrundlage im Verfahren gegen A. Tolkachev, A. Keptja u. J. Kornyj sprach Richter Bakin Schuldsprüche aus, bei denen Jurij Kornyj, ein 50-jähriger Blogger, zu 10 Jahren Haft in einem Gefängnis mit verschärftem Strafvollzug verurteilt wurde, während Andrej Tolkachev, ein 42-jähriger Immobilienunternehmer, 13 Jahre Haft u. Andrej Keptja, ein 44-jähriger Bauarbeiter, 6 Jahre Haft ebenfalls jeweils in einem Gefängnis mit verschärftem Strafvollzug erhielten. Aleksandr Verkhovskij, Experte für die Untersuchung der Aktivitäten extremist. Organisationen, Mitglied des "Rats zur Entwicklung der Zivilgesellschaft u. der Menschenrechte beim Präsidenten RF" u. Direktor des Informations- u. Analysezentrums "Sova", hielt die Anschuldigung u. den Vorwurf des Terrorismus für „unglaublich übertrieben“; sie seien eindeutig polit. motivert u. hätten wenig mit eigentl. Rechtsfällen zu tun. Das Leitmotiv solcher Strafprozesse sei, polit. Gegner des Putin-Regimes einzuschüchtern u. zu neutralisieren, um ein Szenario nach dem Vorbild des ukrain. Majdan von 2013-14 zu verhindern. Somit trage Richter Bakin eine persönl. Verantwortung für die ungerechten Entscheidungen, die er im Interesse der herrschenden polit. Behörden traf, als deren Komplize er gegen die Bürger Russlands handle.)
BAKOV, Anton Alekseevich
II III IV
V VI
VII VIII
IX X
XI
(1965-, sowjet.
Metallurgietechniker, russ. Politiker, Geschäftsmann u.
führender Monarchist im Gebiet Sverdlovsk. Absolvent der
Metallurg. Fakultät der
Staatl. Technischen Universität des Uralgebiets, Kandidat
der Technischen Wissenschaften, Autor von 20
Patenten für Erfindungen. Noch während seines Studiums
gründete Bakov 1987 die ersten privaten Reiseunternehmen in
Russland, "Kedr" u. "Malakhit". 1991 wurden diese
Unternehmen in "East Line" umgewandelt. In den
Folgejahren stieg das Unternehmen in den Luftverkehr ein u.
wurde Betreiber des Moskauer Flughafens Domodedovo. Dabei lud Bakov den
Unternehmer s. Dmitrij Kamenshchik als Moskauer Vertreter in
das Geschäft ein. 1992 gelang es ihnen, den Status eines
internationalen Flughafens zu erreichen. 1994 verkaufte
Bakov das Unternehmen vollständig an Kamenshchik, der den
Flughafen noch immer leitet. Im Reisebüro "Malakhit“ begann
unter der Leitung Bakovs ausserdem sein Institutskollege s.
Aleksandr Burkov seine Karriere /dieser wurde 2018 zum
Gouverneur des Gebiets Omsk gewählt/. Während der gesamten
1990er Jahre galt Bakov als Burkovs „polit. Mäzen“, was in
dem 2014 veröffentlichten dokumentar. Roman "Joburg“ des
Schriftstellers s. Aleksej Ivanov beschrieben wurde.
In den 1990er Jahren arbeiteten Bakov u. Burkov in Moskau im
"Arbeitszentrum für Wirtschaftsreformen bei der Regierung
RF" sowie in der Gebietsduma von Sverdlovsk zusammen. Im
Laufe der Zeit wurde aus Bakov ein professioneller Reisender
u. einer der ersten Russen, der Tibet, Eritrea, die
Antarktis u.a. exotische Orte auf dem Planeten besuchte. Er
beteiligte sich auch an Umweltprojekten, finanzierte die
Wiederherstellung der Kolonie der Taimen-Fische in den Flüssen des
nördl. Urals, organisierte Kundgebungen u.a. polit. Aktionen
zur Verteidigung der Wälder u. Seen des Urals, kämpfte gegen
die Entsorgung von Atommüll in Russland. Er druckte zu
Werbezwecken den "Ural-Franken", der später als
inoffizielles Zahlungsmittel in einer Fabrik der Stadt Serov
im Umlauf war. 1992 war er einer der Ideologen des Projekts
zur Schaffung der Autonomie des Mansi-Volkes im Gebiet
Sverdlovsk - der Mansi-Republik. Zu diesem Zweck sollte ein
Teil des autonomen Kreises der Chanten u. Mansen abgetrennt
werden u. mit der Hauptstadt Uraj eine autonome Einheit bilden,
wobei das wirtschaftl. Potenzial der Öl- u. Gasfelder im
Einzugsgebiet des Flusses Konda genutzt werden sollte. Das
Projekt wurde nicht umgesetzt. 1993 beteiligte sich Bakov an
der Schaffung der "Verfassung der Republik Ural", die auf
dem Territorium des Gebiets Sverdlovsk entstehen sollte. Die
Republik solle jedoch „keine Grenzen, keine Armee, keine
Währung, keine Anzeichen von Staatlichkeit, Sezession u.
dergleichen haben“. Nachdem das Projekt der Republik auf
föderaler Ebene desavouiert wurde, bildete der
Verfassungstext die Grundlage der "Charta des Gebiets
Sverdlovsk".
1994 wurde Bakov zum Abgeordneten der Gebietsduma von
Sverdlovsk für den Bezirk Serov u. zum Vorsitzenden des
Duma-Ausschusses für Gesetzgebung u. lokale
Selbstverwaltung gewählt. Als Abgeordneter widmete Bakov
seine Tätigkeit v.a. dem Kampf gegen die Ernennung der
Stadtoberhäupter u. des Gouverneurs des Gebiets Sverdlovsk
„von oben“. 1996 wurde Bakov zum stv. Vorsitzenden der
Gebietsduma von Sverdlovsk gewählt. Bis 2001 war er auch
Abgeordneter der 2. Stadtduma von Ekaterinburg in der
Kommission für städtische Wirtschaft u. kommunales
Eigentum. 1995 war er Kandidat für das Amt des
Bürgermeisters von Ekaterinburg, wobei er den 2. Platz
belegte. 1997-2000 war er Generaldirektor des
Metallurgiewerks A.K. Serov - heute "Nadezhda
Metallurgical Plant" in Serov, das modernisiert u.
gerettet wurde, trotz Bedrohung durch Besteuerung, Konkurs
u. Massenentlassungen sowie durch Angriffe von OMON u.
privaten Sicherheitsfirmen. 2000-3 war er Mitglied des
Repräsentantenhauses/Oberhauses der Gesetzgebenden
Versammlung des Gebiets Sverdlovsk u. zugleich
Abgeordneter der Stadt- u. Bezirksdumas der Stadt Serov.
Er deckte Korruption auf, gründete die Antimafia-Bewegung,
die gegen die organisierte kriminelle Gruppe "Uralmash" auftrat, u. widersetzte
sich der Umverteilung von Eigentum. Um die Aktivität der
Bevölkerung zu steigern, führte er Bildungsaktivitäten
durch, gründete Konsum- u. Kreditgenossenschaften sowie
Räte der territorialen öffentl. Selbstverwaltung u.
Hausbesitzerverbände. Als Abgeordneter bemühte er sich um
die Erhöhung des Kindergelds u. die Einführung eines
regionalen Rentenzuschlags. 2000 verteidigte er auch aktiv
das grosse "Uralkhimmash"-Werk gegen die Umverteilung von
Eigentum, was fast zu einer bewaffneten Konfrontation
führte, die Bakov abwehrte. 2000 beteiligte er sich an
einer Kampagne gegen die Umwandlung des architekton.
Wahrzeichens von Ekaterinburg - des Anwesens der Rastorguevs-Kharitonovs -
in die Residenz des Bevollmächtigten des Präsidenten RF im
Föderationskreis Ural. Pjotr Latyshev, der Gesandte des
Präsidenten des Föderationskreises Ural, plante, den
Palast zu übernehmen - ein entsprechendes Präsidialdekret
Putins wurde erlassen. Aber es kam zu Protesten u. Anton
Bakov reichte eine Klage gegen Präsident V. Putin beim
Obersten Gerichtshof RF ein - der sie abwies; später gewann er hingegen den
Prozess beim
Verfassungsgericht RF. Die polit. Spannungen rund um
diesen Fall wurden später in dem erwähnten Buch "Joburg"
von Aleksej Ivanov von 2014 beschrieben. 2003 war
Bakov Kandidat für das Amt des Gouverneurs des Gebiets
Sverdlovsk. Bei dieser Kampagne warf Bakov
Gouverneur s. Eduard Rossel vor, Verbindungen zur
"Uralmash"-Bande zu haben. Die 2. Wahlrunde verlor Bakov
jedoch u. erhielt nur 330 Tsd. Stimmen gegenüber mehr als
600 Tsd. für Rossel. 2003 wurde Bakov im
Einzelmandat-Wahlkreis Nr. 167 von Serov als Vertreter der "Partei der Wiederbelebung Russlands",
dessen Führer s. Gennadij Seleznjov war, in die 4. Staatsduma RF gewählt. Nach den
Wahlen trat er der "Union der rechten Kräfte" bei. In
einem Interview mit den Medien bezeichnete Bakov sich
wiederholt als „Mann
von
[s. Anatolij] Chubajs". Insgesamt führte Bakov
in diesen Jahren über 60 Kampagnen durch, in denen etwa 50
Tsd. Menschen unter seiner Führung mitmachten. 2005 gründete
er die Mittelstandsgewerkschaft "PROFI", deren Aktivitäten
sich auf andere Regionen Russlands ausdehnten. Dazu gehörte
die Organisation von "PROFI"-Menschenrechtszentren, die in
Krankenhäusern u. Kliniken die Rechte von Patienten vor der
Willkür der Ärzte verteidigten u. die Verbreitung
gefälschter Medikamente verhinderten. Obwohl er Mitglied der
"Union der Rechten Kräfte" war, schloss Bakov sich im Dez.
2005 der Fraktion der Kremlpartei "Einiges Russland“ an, aus der er aber
ein Jahr später wieder austrat. Im Sept. 2006 forderte Bakov
im Namen der Gewerkschaft "PROFI" Präsident Putin, die
Bundesversammlung u. die russ. Regierung auf, das
Rentenniveau im Land auf 12% des russ. BIP festzulegen, d.h.
die Höhe der Rentenzahlungen um das Zweieinhalbfache zu
erhöhen. Zur Bekräftigung dieser Forderung kündigte der
Abgeordnete einen Rentenstreik in Form eines Boykotts der Oktoberwahlen zur Gebietsduma von
Sverdlovsk an. Die Wahlbeteiligung war die niedrigste
in der Geschichte - 27%. Im Dez. 2006 wurde Bakov zum
Sekretär für Wahlarbeit der "Union der rechten Kräfte"
gewählt. Anschliessend spezialisierte er sich auf die
Entwicklung von Online-Medien u. polit. sozialen Netzwerken,
insbes. mit dem Ziel, die Bevölkerung zur Bekämpfung der
Korruption zu mobilisieren. Ausserdem interessierte er sich
für Ozeanologie, trat gegen die Verschmutzung der Ozeane u.
für die Bewahrung des Naturerbes des Planeten auf. Im Okt.
2010 wurde er zum stv. Vorsitzenden des Bundespolit. Rats
der "Partei des Geschäfts" gewählt. Der
Partei wurde die Zulassung jedoch aus formellen Gründen
verwehrt. Vermutlich wegen Abnutzung u. polit. Widerständen
verliess Bakov in der Folge die "Realpolitik" immer mehr u.
widmete sich vorzugsweise einer "parallelen" Politik, die
nicht frei von kuriosen, skurrilen Erscheinungsformen war.
BALAKIN,
Mikhail Dmitrievich
IIa
IIb
(1961-, sowjet. Bauingenieur,
ehem. russ. Top-Unternehmer, Politiker. Absolvent des Moskauer Ingenieur- u.
Bauinstituts "V.V. Kujbyshev", heute Moskauer Nationale
Forschungsuniversität für Bauwesen. Danach arbeitete er beim
Konzern "Glavmosstroj".
2000 wurde er Leiter der
Betriebs- u. Verwaltungsabteilung für die Umsetzung von
Bauprogrammen der Stadt Moskau, die für den Wiederaufbau
des baufälligen Wohnungsbestands u. in diesem Zusammenhang
auch für das Büro des Moskauer Bürgermeisters
verantwortlich war.
Balakin u. seine
Unternehmensgruppe engagierten sich ferner als
Investoren am Bau u. der Restaurierung von
russ. Kirchen u. Kathedralen, wofür Balakin
verschiedene Orden der Russ. Orthodoxen
Kirche erhielt. 2005 kehrte er in die
Geschäftsführung von "SU-155" zurück, wo er
die Position des Vorstandsvorsitzenden bekleidete. Mit
2,3 Mrd. USD Eigenkapital belegte er 2011 bei
Forbes
den 40. Rang unter den 100 reichsten Unternehmern
Russlands; 2015 blieb er mit 1,7 Mrd. USD jedoch auf
dem 50. Rang zurück. 2014
stieg er aus dem Kapital der Gesellschaften, die an der
Unternehmensgruppe "SU-155" beteiligt waren, aus. 2016
wurde das Unternehmen für insolvent u. Balakin selbst
2019 von einem Gericht für bankrott erklärt. 2014 ging
er in die Politik u. wurde Abgeordneter der Moskauer
Stadtduma als selbständiger Kandidat auf der Liste von
s. Vladimir Zhirinovskijs LDPR. Bei der Bürgermeisterwahl
von Moskau von 2018 belegte er als Kandidat der Partei
"Bürgerunion", die zur Gruppe von Parteien gehörte, die
von s. Andrej Bogdanov organisiert wurde, mit 1,87%
der Stimmen bzw. 42 Tsd. Stimmen den letzten Platz.) BALANOVA, Svetlana Evgenevna II III IV (1970-, russ. Geschäftsfrau. 2004-8 leitete sie die Repräsentanz von "3M" in der Ukraine, bekleidete die Position des Generaldirektors von "3M Ukraine". 2008-10 war sie CEO von "3M Russland". 2009 war sie Vorstandsmitglied der Amerikan. Handelskammer in Russland. Im selben Jahr wurde sie unter der Schirmherrschaft des Präsidenten RF in die Liste der 500 Manager eingetragen, die in die Reserve des Führungspersonals aufgenommen wurden. 2010-11 war sie Präsidentin des internationalen Geschäfts "Elektronische Überwachung" der Firma "3M", ferner Chief Operating Officer der Firma "3M Attenti" in Israel. 2012-20 war sie Geschäftsführerin der "IBS". 2020-21 war sie 1. stv. Generaldirektorin der AG "Gazprom Media Holding". Seit Feb. 2021 bekleidet sie die Position des Generaldirektors der privaten Pressegesellschaft "National Media Group Holding" in Moskau. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen.) BALASHOV, Aleksej Igorevich II (1980-, russ. Ökonom, Jurist u. Staatsverwaltungsfachmann. Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften des St. Petersburger Instituts für Maschinenbau, der Rechtswissenschaften an der Wirtschaftshochschule Moskau u. der Russ. Akademie für Volkswirtschaft u. öffentl. Dienst beim Präsidenten RF mit einem Master in Staats- u. Kommunalverwaltung. 1. Dissertation zur Erlangung des akadem. Grads eines Kandidaten der Wirtschaftswissenschaften zum Thema "Sicherung der nachhaltigen Entwicklung von Unternehmensstrukturen auf der Grundlage der Investitionsplanung“ an der Staatsuniversität für Technik u. Wirtschaft INZHEKON in SPB. 2. Dissertation zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften zum Thema "Bildung des Mechanismus einer nachhaltigen pharmazeutischen Industrie“ an der Staatsuniversität für Wirtschaft u. Finanzen FINEK in SPB. 2009 wurde ihm der akadem. Titel eines ao. Professors im Fachbereich Volkswirtschaftslehre des Unternehmens verliehen. Ab 2000 arbeitete er in verschiedenen Bereichen u. Stellungen. Seit März 2021 ist er Rektor des St. Petersburger Staatl. Instituts für Psychologie u. Sozialarbeit, Mitglied des Rats der Rektoren der Universitäten von SPB u. des Leningrader Gebiets. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen; für Personen auf dieser Liste werden internationale Sanktionen empfohlen. Die ukrain. Regierung hat ihn auf ihre Sanktionsliste gesetzt.) BALBEK, Ruslan Ismailovich
II
III IV
V
VI
VII VIII IX X XI XII
XIII
XIV XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII XXIII XXIV
(1977-, russ. Ökonom
u. Politologe usbek.-krymtatar Herkunft, ukrain. u.
Krym-Politiker in russ. Diensten. Absolvent des Taurischen
Instituts für Unternehmertum u. Recht u. der Nationalen
Taurischen V. I. Vernadskij-Universität, Fachrichtung
Ökonom-Manager. 2001-6 war er Direktor des gemeinsamen
türkisch-ukrain. Reiseunternehmens "Tez Tour", wurde wegen
Unterschlagung von 1,5 Mln. UAH verhaftet, wobei das
Verfahren gegen ihn eingestellt wurde. 2007-10/12
Delegierter des Kurultaj des krymtatar. Volkes. 2010
kandidierte er erfolglos für den Obersten Rat der Krym auf
der Liste der Sozialist. Partei der Ukraine u. verstiess
damit gegen das Kurultaj-Dekret über einen Wahlblock mit
der "Volksbewegung der Ukraine", weshalb
er aus dem Kurultaj ausgeschlossen wurde. 2010-13 war er
Assistent oder Berater des Abgeordneten der Verkhovna Rada der Ukraine Dmitrij Shencev von der "Partei der Regionen“. Im März 2011
wurde er unter dem Vorwurf festgenommen, einem
Polizeibeamten in Ausübung seiner Dienstpflicht eine
Körperverletzung zugefügt zu haben. s. Mustafa Dzhemilev
drückte seine Bereitschaft aus, die inhaftierten Danijal
Ametov u. Ruslan Balbek uneingeschränkt zu unterstützen,
u. appellierte an den Ständigen Vertreter des Präsidenten
der Ukraine auf der Krym, Volodymyr Jacuba, Balbek
freizulassen; dieser wurde dann aufgrund des
Amnestiegesetzes von 2008 aus der Haft entlassen. Im Nov.
2011 geriet Balbek jedoch in Konflikt mit dem Medschlis der Krymtataren u.
kündigte die Gründung der NRO "Generation Krym“ u. die
Einleitung der "Amtsenthebung“ von Mustafa Dzhemilev, dem
Vorsteher des Medschlis, an. Anfang 2012 reichte Balbek
beim Kiever Bezirksgericht in Simferopol eine Klage zum
Schutz der Ehre, der Würde u. des geschäftl. Rufs ein
wegen gewisser Aussagen in einem Interview, das Dzhemilev
den Zeitungen Avdet u. Den gab, u.
forderte ausser des Widerrufs einiger in dem Interview
getätigter Aussagen, etwa, dass er 2x verurteilt worden
sei u.a., die Zahlung eines Schadensersatzes. Das
Gericht befriedigte nur die Forderung Balbeks in Bezug
auf die Aussage, er sei 2x verurteilt worden, während
die Forderung einer Genugtuung wegen moral. Schadens
teilweise befriedigt wurde. Im Feb. 2012 liess Balbek anlässl.
eines Treffens der Führung des Medschlis der Krymtataren
mit Vertretern des Entwicklungs- u. Integrationsprogramms
der UN für die Krym vor dem Gebäude des Medschllis
Demoposten aufstellen, wobei ca. 300 Personen an der
Protestkundgebung teilnahmen. Dabei forderte die NRO
"Generation Krym“ von der UN, die offiziellen Kontakte mit
dem Vorsitzenden des Medschlis, Mustafa Dzhemilev, u.
seinem Stv., s. Refat Chubarov, einzustellen. 2013 wurde
Balbek Mitglied des Ausschusses für interethnische
Beziehungen des Gesellschafl. Rats des Ministerrats der
Krym. Dort kritisierte er erneut den Medschlis der
Krymtataren u. dessen Führer. Seiner Meinung nach
widersprachen die Ziele der Medschlis-Führung den
Interessen des krymtatarischen Volkes. BALICKIJ, Evgenij
(Evhen) Vitalevich 2013-18: II
III
IV V VI VII VIII IX
X
XI XII XIII XIV XV
XVI
ab 2019: II III
IV V
VI
VII
VIII
IX
X XI XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX XX
XXI
XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXIII
XXIX
XXX (1969-, sowjet.
Militärpilot-Ingenieur, ukrain.
Politiker, pro-russ. Kollaborateur in Melitopol im
Donbass, Ostukraine, amtierender Gouverneur des von
Russland besetzten u. illegal annektierten Teils des
ukrain. Gebiets Zaporozhe/Zaporizhzhja als integrales
"Subjekt Russlands“. Absolvent der Tambover
Militär. Flughochschule für Piloten
mit einem Abschluss als Pilot-Ingenieur, 3. Klasse. Er
diente 4 Jahre in verschiedenen Luftfahrtgarnisonen u.
wurde 1995 vom Melitopoler Regiment der
Militärtransportluftfahrt im Rang eines Hauptmanns in
die Reserve versetzt. Seit 1997 leitete Balickij die
Melitopoler Brauerei u. verkaufte 2007 eine
Mehrheitsbeteiligung an diesem Unternehmen. Seit 2012 war
er stv. Direktor für Wirtschaft bei "Avtogidroagregat".
Als Politiker war Balickij 1998-2002 u. 2010-12
Abgeordneter des Gebietsrats von Zaporozhe, ab 2004
parteilos, dann erschien er auf den Listen der pro-russ."Partei der Regionen". Im Nov. 2012
wurde er als Volksabgeordneter der 7. Verchovna Rada der Ukraine gewählt.
Im ukrain. Parlament war
er Vorsitzender des Unterausschusses für den Schutz u. die
rationelle Nutzung des Untergrunds u. der Wasserressourcen
der Kommission für Umweltpolitik, Naturschutz u.
Beseitigung der Folgen der Tschernobyl-Katastrophe. Ferner
fungierte er als stv. Abteilungsleiter im
Wirtschaftsministerium u. war für Fragen der
Europäischen Integration des Ministerkabinetts der
Ukraine zuständig.
Im Feb. 2014 wurde er zum stv. Vorsitzenden der
Stadtparteiorganisation gewählt, aber im Juni verliess er
die Fraktion der "Partei der Regionen" im Parlament. Bei
den vorgezogenen Parlamentswahlen vom Okt. 2014 wurde er
zum Volksabgeordneten der 8. Verchovna Rada der Ukraine
gewählt. Im Mai 2015 trat er der Parlamentsfraktion des "Oppositionsblocks"
bei u. begann in populist. Manier gegen s. Petro
Poroshenko als „Verräter",
„Dieb", Oligarchen-Mafia
usw. zu polemisieren. 2015 wurde Balickij in einem
Strafverfahren wegen Veruntreuung u. Unterschlagung von 37
Mio. UAH - etwa 1,5 Mio. USD - staatlicher Mittel
angeklagt. Als polit. aktiver Vertreter der russ.
Minderheit in der Ukraine, die sich angeblich von Kiev
vernachlässigt u. diskriminiert fühlte, stellte er im Dez.
2016 den Gesetzentwurf "Über die Gewährleistung der
staatl. Unterstützung für Massnahmen zur Entwicklung,
Popularisierung u. zum Schutz der russ. Sprache u.a.
Sprachen nationaler Minderheiten in der Ukraine“ vor. Er
sei „Ukrainer, aber
Russe nach Nationalität". 2017 leitete die
Staatsanwaltschaft der Ukraine ein Strafverfahren gegen
Balickij wegen separatist. Äusserungen ein. Seit 2018
lebte er de facto mit seiner Familie auf dem Territorium
der von Russland illegal annektierten Krym, wohin er auch
sein Geschäft verlegte. Im Dez. 2018 wurde er auf die
Sanktionsliste Russlands gesetzt u. durch ein Dekret der
Regierung RF vom Nov. 2022 von ihr wieder gestrichen.
Seine Ansichten zur Lage in der Ukraine widerspiegeln ein
ambivalentes Bild. Einerseits sagte er 2020 in einem
Interview mit dem Sender "InterVizor", dass die Krym nicht
zur Ukraine zurückkehren werde, da die Ukraine alles getan
habe, um die Rückkehr der Krym zu verhindern. Andererseits
brachte er in der Zeit vor dem Beginn des russ.
Angriffskriegs gegen die Ukraine von 2022 öffentlich seine
Unterstützung für den Wunsch der Ukraine nach einer
Assoziierung mit der EU zum Ausdruck. Auch wenn die
Ukraine das Assoziierungsabkommen nicht unterzeichnet
habe, sei man sich bewusst, dass ein grosser Schritt getan
wurde, der uns die europäischen Standards näher gebracht
habe. Man sei so den europäischen Werten näher gekommen u.
es spiele keine Rolle, ob das Assoziierungsabkommen
unterzeichnet wird oder nicht, denn das Wichtigste sei,
Europa in der Ukraine aufzubauen. Man müsse die Wirtschaft
stabilisieren u. unsere Wirtschaftsinteressen verteidigen.
Nach Beginn des von Putin im
Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen
die Ukraine wechselte
Balickij zur russ. Besatzungsverwaltung von Melitopol u.
wurde später zum Leiter der Militär.-zivilen Verwaltung der
russ. Besatzung des Gebiets Zaporozhe/Zaporizhzhja
ernannt. In seiner Position als pro-russ.
Kollaborationspolitiker begann er gegen das „faschist.
Kiever Regime" zu polemisieren. Im Bereich der
Wirtschaft kontrolliert er die Aktivitäten eines
Unternehmens, das Getreide aus dem besetzten Gebiet
Zaporozhe/Zaporizhzhja exportiert. Im Juli 2022 gab er
bekannt, dass er als einer der ersten im besetzten Gebiet
einen russ. Pass erhalten habe.
Neuster Stand: 12.22 / 10.23 (34) Keine Garantie für Richtigkeit u. Vollständigkeit der Angaben. Fortsetzung s. B1b |