Putin-Lexikon
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Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema
Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes
Д2
(D2)
(Teil
2 Dr, Du, Dü, Dy, Dju. Dja)
DRAPEKO, Elena Grigorevna
II III IV (sowjet. u. russ.
Filmschauspielerin, Politikerin, seit 2000 Mitglied der
Staatsduma RF auf der Liste der KPRF, dann in der Fraktion "Gerechtes Russland - Vaterland" In den
90er Jahren war sie Vorsitzende des Ausschusses für Kultur
u. Tourismus des St. Petersburger Rathauses, Vizepräsidentin
der Gilde der russ. Filmschauspieler, Professorin an der
Humanitären Gewerkschaftsuniversität SPB, Mitglied des
Präsidiums der Volksbewegung "Patriotische Volksunion
Russlands", Leiterin der Bewegung "Spirituelles Erbe des
Mutterlandes". 2004 wurde sie auf dem Gründungskongress der
"Allruss. Kommunistischen Partei der
Zukunft" zur Sekretärin des Zentralkomitees gewählt.
Zur Zeit ist sie Sekretär des Präsidiums des Zentralrats der
Partei "Gerechtes Russland - Patrioten - Für die Wahrheit"
in kulturpolit. Fragen, Mitglied des Präsidiums des
Zentralrats der Partei u. Ehrenmitglied dieser Partei. Bei den Wahlen zur Gesetzgebenden Versammlung von St.
Petersburg 2021 wurde sie aus der regionalen Sektion
der Partei "Gerechtes Russland" gewählt, trat jedoch von
dem Posten der Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung
SPB zurück, da sie in die 8. Staatsduma RF gewählt worden
war. Nach der öffentl. Vorführung des Films "Stalins Tod" 2018 outete sich Drapeko
als Gegnerin dieses Films u. meinte, dass angesichts der
Tatsache, dass Stalin von einem Grossteil der Russen für ein
grosser Politiker gehalten würde, man das Thema nicht als
Ulk behandeln sollte u. unterstützte die Position s. Nikita
Mikhalkovs, der dem Publikum empfahl, diesen
„Ekel/Unrat" /gadost/ nicht anzuschauen.
Zwar gäbe es im Film „formal
keine Pornographie /sic/, aber man sollte in Russland zur
Moral zurückkehren; ein entsprechendes Organ von Experten
sollte bestimmen können, ob man einen solchen Film anschauen
sollte oder nicht. Man sollte darüber nachdenken u. die
Möglichkeit beschränken, Informationen zu verbreiten, die
der Moralität Schaden zufügt u. die Sicherheit des Landes
gefährdet /sic/". Drapeko, 1. stv. Vorsitzende des
Kulturausschusses der Staatsduma, erregte erneut Aufsehen,
als sie im März 2021 vorschlug, der Sängerin Manizha - die tadschikischer
Herkunft ist u mit dem Lied "Russian Woman" auftrat u. den
9. Platz erhielt - den Auftritt beim "Eurovision Song Contest"
unter russ. Flagge zu verbieten, da „dies nicht die
beste Interpretin aus Russland" sei, u. unterstützte im
Dez. desselben Jahres die Veröffentlichung des neuen
Albums von "Oksimiron" alias s. Miron Fjodorov, wobei sie
dem Rapper viel Erfolg u. Glück u. wünschte.)
DRACHEVSKIJ, Leonid Vadimovich
(russ. Politiker u. Wirtschaftsführer, ehem.
Bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF im Sibir.
Bundesdistrikt /2000-2004/. 2004
bestätigte ein Beamter der Präsidialverwaltung, dass
Drachevskij als „zu passiv“ eingestuft wurde; zu seiner
Entlassung führten aber schliesslich die angeblich
unbefriedigenden Ergebnisse der Duma- u.
Präsidentschaftskampagnen von 2003-4 in einer Reihe sibir.
Regionen. Ehem. Vorsitzender des russ. Teils des
Russ.-Chines. Komitees für Freundschaft, Frieden u.
Entwicklung, ehem. Co-Vorsitzender
des Russ.-Polnischen öffentl. Forums. Dann folgten Ämter als
stv. Vorstandsvorsitzender der IPS/UPS, das internationalen Projekte
in den GUS- u. anderen Staaten beaufsichtigte,
Executive Director der "ONEXIM Group", Präsident des Russ.
Ruderverbandes, Geschäftsführender Direktor der "Stiftung
zur Förderung der Öffentl. Diplomatie "A.M. Gorchakov",
Mitglied des Kuratoriums des "Russ. Rates für international
Angeegenehien".)
DROBININ, Andrej Davydovich
(russ. Geschäftsmann u. Bankier. Er ist als Organisator u.
Teilnehmer an Liquidationsprogrammen für eine Reihe von
Finanzinstituten bekannt, darunter die Banken
"Kuncevo-Bank", "Suprimex-Bank", "RossIta", "Legprombank"
u. die Versicherungsgesellschaft "Asko" u. war/ist in
diesen Zusammenhängen in eine Reihe von Strafverfahren
verwickelt. 1998 wurde er Leiter der Werbeabteilung der
"Legprombank" u. Mitglied des Verwaltungsrats. Damals
belegte die Bank im Rating der russ. Finanzstrukturen den
27. Platz. Er diente dem Bau von Objekten wie "Moscow
City" u. "Aquapark".
Im April 2001 wurde Drobinins Name mit der Beschlagnahme des
Gebäudes der Gebietsverwaltung Tula in Verbindung gebracht.
Damals beschloss die Wahlkommission, den von Drobinin
unterstützten Kandidaten für das Amt des Gouverneurs des
Gebiets Tula, Andrej Samoshin, aus der Partei "Jabloko" zu
entfernen. Drobinin hielt eine ausserordentl.
Aktionärsversammlung der "Legprombank" ab, bei der das
Aktionärsregister u. die Satzung überarbeitet wurden, u. es
wurde auch beschlossen, Drobinin selbst zum Vorsitzenden des
Verwaltungsrats zu ernennen. Diese Ernennung wurde von
Evgenij Jankovskij gerichtlich angefochten, der gleichzeitig
aus dem Verwaltungsrat abberufen wurde. Im Nov. 2001 trat
die "Legprombank" in die Bankenholding "Rosinbank" ein.
Anfang Juli 2002 belegte die "Legprombank" den 20. Platz
unter den grössten russ. Banken. Anfang Aug. 2002
verprügelte Drobinin im Gebäude der "Legprombank" Aleksej
Khramovnichev, den Gerichtsvollzieher der Abteilung des
Gerichtsvollzieherdienstes des Nördl. Verwaltungsdistrikts
Moskaus. Khramovnichev kam, um die Entscheidung des Moskauer
Schiedsgerichts über die Ausweisung Drobinins aus dem
Bankgebäude auszuführen. Als Folge der Schlägerei wurde der
Gerichtsvollzieher mit der Diagnose „mehrere Prellungen“ ins
Krankenhaus eingeliefert. Im Sept. 2002 wurde Drobinin auf
die internationale Fahndungsliste gesetzt. Er hielt sich
inzwischen in Berlin als Flüchtling in jüdischer Umgebung
auf. Im Mai 2003 beschloss die Jahreshauptversammlung der
"Rosinbank"-Aktionäre, Drobinin aus dem Verwaltungsrat der
Bank zu entfernen. Im Feb. 2004 beschloss die Zentralbank
Russlands, der "Legprombank" die Lizenz zu entziehen. Ab
2010 lebte Drobinin in Deutschland.)
DROBNICKIJ, Dmitrij II
III IV V
VI VII (russ. Politikwissenschaftler,
Amerikanist, Spezialist für amerikan. Aussen- u.
Innenpolitik, Publizist, Blogger, Schriftsteller, Autor von
Science-Fiction-Werken unter dem Pseudonym Maksim Zhukov. Er
schrieb für verschiedene russ. Zeitungen, leitet seit 2018
die Autorensendung "Amerikanskie gorki“ im Radio "Vesti FM“,
leitet einen Autorenblog auf RT u. ist ein häufiger Gast der
polit. Talkshows von s. Vladimir Solovjov.)
DROKOVA, Marija Aleksandrovna
(heute BUCHER, Masha; ehem. russ. Jugendaktivistin des
Putin-Regimes. Drokova stammt aus Tambov. Ihr Vater war
stv. Leiter der Verwaltung u. ist einer der reichsten
Menschen der Stadt. Marija studierte an der Fakultät für
öffentl. Verwaltung der Moskauer Staatl. Universität. Seit
2005 war sie Mitglied der kremlfreundlichen Jugendbewegung
"Nashi“
u. machte dort als Sprecherin u. "Bundeskommissarin" sowie
Leiterin des Moskauer Hauptquartiers der Bewegung rasch
Karriere u. engagierte sich in der ideolog. Jugendgruppe
von s. Vjacheslav Surkov. Gleichzeitig wurde sie als
Assistentin eines Abgeordneten der Staatsduma der LDPR
Zhirinovskijs geführt. 2011 verliess sie die
"Nashi"-Bewegung u. begann in der IT-Branche zu arbeiten.
2017 zog sie in die USA ins Silicon Valley, wo sie eine
Greencard als Ausländerin mit „herausragenden Fähigkeiten“
erhiet u. begann sich als erfolgreiche Unternehmerin zu
betätigen. Von Kritikern wie dem "Forum Freies Russland"
wurde Drokova der Organisation von „Provokationen" gegen
die Opposition u. der Propagandaarbeit im Interesse des
Putin-Regimes beschuldigt. Der Name Marija Drokova wurde
nach der Veröffentlichung des Dokumentarfilms "Putins Kuss“, der von dänischen
Journalisten gedreht wurde, weithin bekannt. Er erzählt
die Geschichte einer Putin-liebenden Aktivistin, die nach
einem Treffen mit „liberalen“ Journalisten ihre
Beteiligung an den Aktivitäten der Putin-Bewegung
überdachte. Die „Reue“ Drokovas folgte jedoch nie. Sie
hatte in den letzten Jahren nie ein kritisches Wort gegen
die russ. Führung oder den Kreml verloren - weder
für die entfesselten Kriege des Kremls noch für die
Verfolgung der Opposition durch ihn, noch für
Wahlfälschungen oder monströse Korruption. Drokova verliess
die Bewegung zu einem Zeitpunkt, als sie bereits ihre
Bedeutug verloren hatte, u. habe die dort erworbenen
Verbindungen für ihre spätere Karriere in der Wirtschaft
genutzt. Nach Erhalt der US-Greencard, schrieb sie in ihrem
Instagram-Account: „Ich bin so froh u. dankbar, eine
Greencard zu erhalten u. der Staatsbürgerschaft in meinem
Heimatland USA näher zu kommen“. Kritiker warfen Drokova Heuchelei gegenüber dem russ.
Staats-"Patriotismus“ vor. Das "Forum Freies Russlnd"
schliesst nicht aus, dass Marija Drokova weiterhin
eng mit dem russ. Regime u. seinen Sonderdiensten
zusammenarbeitet. s. auch BELL, Serg.)
DRONOV, Jaroslav Jurevich II III IV V VI VII (Pseud. SHAMAN,
russ. Sänger, Komponist u. Songwriter. Absolvent
einer Musikschule für Volksgesang, der Novomoskovsker M.I. Glinka-Musikschule u.
der Fakultät für Pop- u. Jazzgesang
der Russ. Gnesin-Musikakademie. 2013 nahm er an der
3. Staffel der russ. Musik-Talent-Castingshow "Factor A" teil. In der
Qualifikationsrunde sang er das Lied "Deltaplan“ von Valerij Leontev. Die
Jury-Vorsitzende s. Alla Pugachjova bewertete
Dronovs Auftritte positiv, seine Stimme charakterisiere ihn
als „Verkörperung einer
neuen Generation von Stars". Im Wettbewerbsfinale belegte
Dronov den 3. Platz u. erhielt einen Sonderpreis von Alla
Pugachjova - den "Alla's Golden Star Award". Anlässlich der
3. Staffel der Castingshow "Die russ. Stimme"
von 2014, an der auch Dronov teilnahm u. das Lied "Du
weisst" /od. weisst du/ sang, belegte er im
Saisonfinale den 2. Platz. 2014-17 war er Frontsänger der
Band "Stosszeit" /Chas
pik/, die Coverversionen verschiedener Songs aufführte. Seit
2017 ist Dronov solo tätig. Sein 2018 veröffentlichter Song
"Tänze auf Glas /Pl./“ verzeichnete bis Aug. 2022 über 44
Mln. Aufrufe auf YouTube. Seit 2020 tritt Jaroslav Dronov
unter dem Künstlernamen "Shaman" auf u. begann Filzlocken zu tragen. Laut Dronov
wurde ihm dieses Pseudonym von Fans gegeben, die den
Künstler in den Kommentaren so nannten. Texte u. Musik der
Songs schreibt er selbst. Seine Lieder verflechten moderne
musikal. Motive mit Elementen des ethnischen Gesangs. Im
Herbst 2021 gewann sein Lied "Flieg davon“ im Internet, insbes. auf
"TikTok",
an Popularität. Während der Text sein eigener ist, wählte er
als Refrain die Melodie des Chors der polovzischen Sklaven
aus der Oper "Fürst Igor“ des Komponisten Aleksandr Borodin.
In der Folge begann der Musiker mit dem Produzenten Viktor Drobysh zusammenzuarbeiten.
Mit den Kompositionen "Wir verlieren die Liebe", "Du bist mein" u. "Bis in den Himmel" erreichten sie die
Spitzen der Musik-Charts. Am 23. Feb. 2022, am "Tag des
Verteidigers des Vaterlands", veröffentlichte der Künstler
den Song "Vstanem - Wir erheben uns“ /II III IV V/, der nach ursprünglichem Plan der
Erinnerung an die Helden des "Grossen Vaterländ. Krieges"
gewidmet sein sollte. Angesichts der Tatache, dass am
folgenden Tag
die von Putin entfesselte russ. Kriegsaggression gegen die
Ukraine von 2022 begann, erhielt das Lied eine
spezielle Note, zumal es offenbar als eine Art
Aufstandspsalm hochstilisiert werden sollte, der von
zahlreichen russ. Sängern im Chor unter dem
"Z"-Zeichen repetiert wurde, auch von Kindern /II
III IV V/, u. sich dadurch eindeutig
als Hymne des russ. Ukrainekriegs verriet.
Danach schien die polit. Vereinnahmung des Musikers
als patriot. Lieblingssänger Putins geklärt zu
sein, wobei die Frage, ob er allenfalls
Aufträge von kremlnahen Agenten erhielt, offen
bleibt.
Am 3. März fand das erste grosse Solokonzert des Musikers in
Moskau statt, danach begann eine Tournee durch die Städte
Russlands. Im Juni wurde das Lied "Wir erheben uns" in s.
Dmitrij Kiseljovs berüchtigten Sendung "Vesti Nedeli"
gespielt, was als Präzedenzfall für diese Nachrichtensendung
gilt. Bis April 2023 erzeugte das entsprechende Video über
42 Mln. Aufrufe auf YouTube. Am 22. Juli veröffentlichte
Shaman ein Video des Lieds "Ich bin Russe“/II/, das am ersten Tag 1 Mln.
u. bis April 2023 über 31 Mln. Aufrufe
auf YouTube erzielte. Der Interpret des Lieds wies darauf
hin, dass es sich dabei um kein patriot. Lied, sondern in
erster Linie um ein Lied handle, das den natürlichen Zustand
seiner Seele seit seiner Geburt widerspiegele. Am "Tag
Russlands", 6. Aug. 2022, gab Shaman ein öffentl. Konzert. Am "Tag der
nationalen Einheit", 4. Nov.,
fand eine landesweite Aktion statt, bei der über 10 Tsd. Statisten das Lied "Ich bin Russe“
sangen u. Videos in sozialen Netzwerken gepostet
wurden.
Nachdem der Sänger im Sommer 2022 eine von s. Vladimir
Kiseljov, kremlnaher russ.
Geschäftsmann, Musiker, Musikproduzent u. künstlerischer
Leiter der Rockgruppe "Zemljane", vorgeschlagene
Reise in den Donbass, wo der russ.-ukrain. Krieg tobte,
abgelehnt hatte, verschwanden seine Lieder unverzüglich aus
dem Programm des "Russ. Radio",
eines Senders, der sich im
Besitz der kremlnahen Holding "Russkaja Mediagruppa" befindet,
dessen Hauptprofiteur Vladimir Kiseljov sein soll,
u. die Teilnahme am Preis "RU.TV 2022" wurde abgesagt. Shamans
Erfolg schien komplett vom Wohlwollen u. der Gunst des
Putin-Regimes abzuhängen, das für Leute kein Pardon
kennt, die als öffentl. Akteure polit. nicht richtig spuren.
Im Jan. 2023 holte der Musiker dann dennoch seine verpasste
Reise in den Donbass nach, wo er Konzerte in Lugansk u.
Mariupol gab u. im Feb. in Genichesk, Gebiet Cherson,
auftrat. Im TV sagte Dronov, dass er den
„Tag seiner Konzerte in Neurussland seit Langem
erwartet" habe, wo „er
sich wie zu Hause fühle", u. dankte, dass man ihn dorthin
eingeladen habe. Nun trat der Sänger auch regelmässig bei
diversen Pro-Kreml-Konzerten, militärpatriot.
Veranstaltungen u. Konzerten zur Unterstützung des russ.
Kriegs in der Ukraine in Erscheinung. Am 18. März 2022
fehlte er auch nicht beim Kundgebungskonzert im Luzhniki-Stadion,
das zeitlich mit dem 9. Jahrestag der Annexion der Krym
durch Russland abgestimmt war u. auch von Putin besucht
wurde. Im Sept. nahm er auch an
einem Konzert auf dem Manege-Platz u. am
Konzert "Wahl des Volkes. Für immer zusammen“ teil, das
der Annexion der von Russland besetzten Gebiete der
Ukraine gewidmet war. Im Dez. trat er auch im Kremlpalast auf. Überall erklang
sein Lied "Vstanem - Wir erheben uns".
Im Sept. 2022 kündigte der Musiker den Start seines eigenen
Produktionszentrums namens "Shaman" an u. erklärte seine
Zusammenarbeit mit Viktor Drobysh für beendet. Im Okt.
veröffentlichte er den Song "Herausforderung“, der zum Soundtrack
für die gleichnamige Show auf dem
staatl. TV-Kanal "TNT" wurde. Im Jan. 2023
veröffentlichte Shaman das Lied "Bekenntnis“, von dem er sagte, dass es
ein „Dialog mit Gott“ sei. Am ersten Tag erzielte das
entsprechende Video über 1 Mln. Aufrufe auf YouTube. Auch
der nächste, in Novomoskovsk /Gebiet Tula, wo
Dronov aufwuchs/ gedrehte Clip "Mein Russland“, der im Feb. 2023 mit
Einbezug von Familienmitgliedern
veröffentlicht wurde, verzeichnete am ersten Tag 1 Mln.
Aufrufe auf YouTube.
Kritik: Im Allgemeinen wurde
Dronov/Shaman von den Experten als Sänger sowohl
musikalisch wie auch politisch als talentierte
Ausnahmeerscheinung gelobt. Laut Musikkritiker Evgenij
Babichev habe er „ein individuelles Image, eine
Art u. Weise, ... die bei jungen Künstlern selten zu finden"
seien. Die „patriot.
Linie, die er führt", sei „jetzt
höchst willkommen". „Jetzt ist er Kobzon, Leshchenko u.
Magomaev in einer Flasche", schrieb Literatur-
u. Musikkritiker Jan Shenkman. Die
Musikkritikerin Ekaterina Kretova nannte ihn ein Phänomen
der Popkultur u. hält ihn für einen der besten seines
Genres. Für den Komponisten Maksim Fadeev sei Shaman
„ein Symbol der heutigen Zeit u. der heutigen
innerruss. Agenda“. Der TV- u.
Radiomoderator u. Musikproduzent Aleksej Ostudin bezeichnete Dronovs
neuestes Werk als „kommerziellen Patriotismus von hoher
Qualität“; sein „Charisma, kombiniert mit einer guten
Stimme u. dem Stil eines Rockstars würde v.a. ein junges
Publikum interessieren“. Der kremlkritische
TV-Kanal "Dozhd"
nannte den Sänger „Stimme des Krieges“. Laut "Meduza" „nutzte Dronov den Krieg, um
seine kreative Karriere neu zu starten – u. wurde
infolgedessen innerhalb weniger Monate zum wichtigsten
‚patriotischen‘ Künstler des Landes“. Der
Menschenrechtsaktivist Andrej Aleshkin deutete an, dass
versucht werde, Jaroslav Dronovs Werk in der Masse
künstlich bekannt zu machen. Gemäss einer VCIOM-Umfrage wurde Shaman 2022 nach
s. Oleg Gazmanov als zweitbeliebtester Künstler Russlands
gesehen.
Sanktionen: Offenbar
wurde Dronov erwartungsgemäss von der Ukraine sanktioniert, weil er die
Kriegsaggression Russlands gegen die Ukraine persönlich
unterstützt u. wie erwähnt in Mariupol u. anderswo im
Donbass an entsprechenden Propagandaveranstaltungen
auftrat. Im Zusammenhang mit der russ. Invasion
in der Ukraine verhängte das lettische Aussenministerium im
März 2023 Sanktionen
gegen Dronov u. verbot ihm u.a.
russ. Kulturschaffenden, die den russ. Krieg in der
Ukraine unterstützten, die Einreise in das Land.
)
DROZDENKO, Aleksandr Jurevich
(russ. Wirtschaftsmann u. Politiker, seit 2012 Gouverneur
des Gebiets Leningrad. Im Nov. 2002 wurde
Aleksandr Drozdenko vom damaligen Gouverneur des
Gebiets Leningrad, Valerij Serdjukov, zu einem der 9
Vizegouverneuren der Regierung des Gebiets ernannt. Im Mai
2012 legte der russ. Präsident s. Dmitrij Medvedev der
Gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Leningrad die
Kandidatur Drozdenkos vor, ihn als Gouverneur des Gebiets
Leningrad für 5 Jahre zu ermächtigen. Daraufhin wurde
Drozdenko von den Abgeordneten der Gesetzgebenden
Versammlung akzeptiert u. trat Ende Monat sein neues Amt an.
2014 war Drozdenko Mitglied des Präsidiums des Staatsrats
RF. Drozdenkos Amtszeit wäre im Mai 2017 ausgelaufen; im Mai
2015 trat er vorzeitig zurück u. liess sich von Präsident s.
Vladimir Putin für eine erneute Kandidatur
rekrutieren - was in anderen Fällen gesetzlich
verboten war. Putin akzeptiert jedoch einen vorzeitigen
Rücktritt u. ernannte Drozdenko zum Interimsgouverneur des
Leningrader Gebiets. Im Sept. desselben Jahres gewann
Drozdenko die vorgezogen Wahl zum Gouverneur des Gebiets
Leningrad mit 82,1% der Wählerstimmen. Drozdenko wurde von
der Partei "Einiges Russland" nominiert, während
er Konkrurent von der KPRF nur 6,98%
erhielt. Gemäss der Gebietsverfassung leitete er
auch die Regierung des Leningrader Gebiets. Im Sept. 2020
wurde Drozdenko zum Gouverneur des Gebiets Leningrad mit 83,61% der Wählerstimmen wiedergewählt.
Den 2. Platz belegte diesmal der Kandidat der LDPR mit 7,31%
der Stimmen. Am 17. Sept. 2020 trat Drozdenko offiziell sein
Amt an. Während der Amtszeit Drozdenkos, der die
Unterstützung der Partei "Einiges Russland" u. von Präsident
s. Vladimir Putin geniesst, gehörte das Gebiet Leningrad
seit 2014 zu den Top-10-Gebieten in Bezug auf grundlegende
sozioökonomische Indikatoren. Ende 2020 erreichte das Gebiet
nach dem Rating des Фонд развития гражданского общества die
Top-3. Seit 2014 gehört das Gebiet Leningrad zu den
Top-5-Gebieten mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit - 2021
waren es offiziell nur noch 0,87%. Nach den Ergebnissen des
1. Halbjahres 2021 nahm das Gebiet bei der nationalen
Bewertung etwa der Umsetzung des nationalen
Gesundheitsprogramms, das die Modernisierung des
Gesundheitswesens zum Ziel hat, den 1. Platz ein. Im
Gebiet wurden u. werden grosse Infrastrukturprojekte
umgesetzt: Wiederaufbau von Autobahnen in Richtung Finnland
u. der Halbinsel Kola, Bau eines neuen Viadukts in Gatschina
u. einer Überführung in Vsevolozhsk, Brücken über den Svir
in Podporozhe u. den Volkhov in Kirishi. Viel Geld wurde
auch in die Renovation von Schulen u. Berufsschulen, in das
Schul- u. Spitalwesen u. den Wohnungsbau u. die Errichtung
von Sozialeinrichtungen investiert. Der Hafen in Ust-Luga
expandiert u. wurde zu einem der grössten Häfen in Europa:
Bau u. Wiederaufbau der Anlagen des Kernkraftwerks Leningrad
in Sosnovyj Bor sind im Gange.
2017 unterstützte Drozdenko die Initiativgruppe zur
Schliessung der Sondermülldeponie Krasnjy Bor. Die
historischen Zentren der Städte Gatschina u. Vyborg wurden
renoviert. Ferner bestehen Pläne, die Linie
Lakhtinsko-Pravoberezhnaja der U-Bahn von SPB bis zur neuen
Gebietsstadt Kudrovo zu verlängern. Auf Anordnung des russ.
Präsidenten Putin 2016 wurde Drozdenko für den Zeitraum
2016-20 in die russ. Delegation beim Kongress der Gemeinden
u. Regionen des Europarats aufgenommen, die er im Nov. 2018
leitete. Im Dez. 2020 wurde er per Dekret des Präsidenten RF
wieder in dieselbe Delegation 2021-26 aufgenommen; im März
2021 wurde er zum stv. Vorsitzenden der Kammer der Regionen
des Kongresses der Gemeinden u. Regionen des Europarats
gewählt. Im Gebiet wurde für die Zeit der Bekämpfung der
COVID-19-Pandemie auf Initiative Drozdenkos ein spezielles
Beschränkungssystem eingeführt, während die wirtschaftliche
Aktivität aufrechterhalten wird.)
DRUZHININ, Evgenij Anatolevich
(russ. Geschäftsmann, Politiker u. Philanthrop.
2005 absolvierte er die Moskauer
Akademie für Staats- u. Kommunalverwaltung des RAGS - heute
РАНХиГС
- beim Präsidenten RF. Im Mai 2008 wurde Druzhinin stv.
Direktor für kommerzielle Angelegenheiten
der Cognacfabrik in Kizljar, Dagestan, u. nach dem
Rücktritt von Vladimir Grigorjanc wurde die Leitung des
Werks von ihm übernommen. Unter seiner Führung führte das
Unternehmen mit eigenen Mitteln Modernisierungen u. erhöhte
Produktionsmengen durch u. wurde zum Hauptgeber des
Haushalts von Dagestan.
Das Werk wurde bzw. blieb im Juli 2008 erneut Mitglied der
Kreml-Lieferantenzunft. 2012 wurde Druzhhinin von der Partei
"Einiges
Russland" zum Abgeordneten des Stadtbezirks Kizljar
der 6. Einberufung gewählt. Er war Mitglied der Kommission
für Industrie, Verkehr, Kommunikation, Handel,
Verbraucherdienste u. Verbraucherschutz. Im Zuge einer
geplanten Privatisierung der
Branntweinfabrik wurde Druzhinin 2014
auf Anordnung des Landwirtschaftsministers von Dagestan entlassen,
kehrte aber nach einem Protest
der Staatsanwaltschaft der Republik gegen die Entscheidung
des Parlaments von Dagestan über die Privatisierung der
Fabrik Kizljar u. den Wechsel in der Fabrikleitung auf
Geheiss eines Gerichts in Machatschkala als Leiter der
Fabrik zurück. Im Dez. 2020 wurde Druzhinin durch
Beschluss des Präsidiums der Russ. Kommunalen Akademie als
Träger des Preises "Für herausragende Leistungen in der
Arbeit“ ausgezeichnet. Während der COVID-19-Pandemie 2020 leistete Druzhinin
Lebensmittelhilfe für die Bezirks- u. Stadtkrankenhäuser von
Kizljar, gemeinnützige Stiftungen, Freiwilligenkorps u.
Menschen in Not in Dagestan.)
DRJOMOV, Pavel Leonidovich
II (gew. russ. Militärführer der
sog. "Volksrepublik Luganie" LVR. Im April
2014 nahm er am Angriff auf den Lugansker
Sicherheitsdienststelle der Ukraine SBU teil, dann wurde
er im Mai einer der Kommandeure der Selbstverteidigung der
Stachanov-Kosaken. Er leitete auch die Garnison
Severodonezk. Im Juni 2014 besetzten die Abteilungen
Drjomov u. Mozgovoj das berühmte "Dreieck" Lisichansk -
Severodoneck - Rubizhne u. erklärten ihre direkte
Unterordnung nicht unter die Behörden der LVR, sondern
unter den Chefkommandanten der Volksmiliz des Donbass, s.
Igor Girkin-Strelkov. Drjomov war ferner Kommandeur der
"Zentralfront der Kosaken-Nationalgarde" u. Generalmajor
der "Kosaken-Nationalgarde der Grossen Don-Armee". Er
kommandierte das 1., nach Ataman Platov benannte
Kosaken-Motorschützenregiment u. wurde zum Obersten
befördert. Ende 2014 erlangte eine Videobotschaft Drjomovs
im Internet grosse Beachtung, in der er über die von s.
Igor Plotnickij angeführten LVR-Führung schimpfte. Drjomov
beschuldigte die LVR-Behörden der Zusammenarbeit mit dem
Kiever Regime u. der Veruntreuung der russ. humanitären
Hilfe u. drohte Plotnickij "mit kompromittierenden
Beweisen". Im Feb. 2015 wurde Drjomov von der EU auf die
"schwarze" Liste gesetzt. Nach seiner polit. Auffassung
war Drjomov ein Befürworter der Verstaatlichung des
Grosseigentums, einer „sozialgerechten
Monarchie" u. sympathisierte mit russ. Nationalisten. Im
Dez. 2015 kam er während der Fahrt zu seiner eigenen
Hochzeit aufgrund einer explodierten Autobombe ums Leben -
das Auto mit dem vorinstallierten Sprengstoff war offenbar
ein Hochzeitsgeschenk gewesen.)
DRYMANOV, Aleksandr
Aleksandrovich (Ex-Chef des
Ermittlungsausschusses RFs in Moskau. Er wurde
von Kritikern wie dem "Forum Freies Russland" der
Initiierung u. Durchführung "massgeschneiderter"
Kriminalfälle beschuldigt. Er leitete die
Ermittlungen im 2. Strafverfahren gegen die ehem.
Miteigentümer des Yukos-Ölkonzerns s. Mikhail
Khodorkovskij u. s. Platon Lebedev, erfand Anschuldigungen
u. Beweise u. traf Entscheidungen über die Notwendigkeit,
die Angeklagten in Gewahrsam zu nehmen. Ende 2010 wurden
Lebedev u. Khodorkovskij für schuldig befunden u. zu je 14
Jahren Gefängnis verurteilt. Ferner wurde er der
Beaufsichtigung eines polit. motivierten Strafverfahrens
zum "Völkermord an Bürgern Südossetiens" im Aug. 2008 beschuldigt. Ausserdem
leitete er ein polit. motiviertes Strafverfahren "zum
Völkermord an der russischsprachigen Bevölkerung des
Donbass" ein. Er verbreitete immer wieder Falschmeldungen
über den Einsatz verbotener Waffen durch die ukrain.
Armee. Des weiteren wurde er beschuldigt, ein
Strafverfahren gegen s. Nadezhda Savchenko u. die
Kommandeure der Bataillone "Donbass", "Ajdar" u.
"Dnepr-1", rechtswidrig
eingeleitet zu haben.
Für die Freilassung des Gangsterbosses Andrej Kochujkov
erhielt Drymanov nach Angaben der Ermittler ein
Schmiergeld in Höhe von 200 Tsd. Euro, weshalb er als
hochkorrupt gilt.
Derzeit ist Drymanov selbst Angeklagter in einem
Strafverfahren wegen einer Schiesserei, bei der mehrere
Menschen zu Tode kamen.)
DUBIN, Boris Vladimirovich
(gew. sowjet. u. russ. Soziologe, Philologe, Dichter,
Übersetzer für engl., französ., span. ,poln. u.
lateinamerikan. Literatur, Literaturkritiker. War Leiter
der Abteilung für gesellschaftspolit. Forschung am "Levada Center" u. Assistent von s.
Lev Gudkov. Ausserdem war er Dozent für Kultursoziologie
an der Russ. Staatl. Universität für Geisteswissenschaften
u. der Moskauer Hochschule für Sozial- u.
Wirtschaftswissenschaften. Im März 2014 unterzeichnete er
einen Appell gegen die Politik der russ. Behörden auf der
Krym. Dubin war Gewinner
mehrerer Essay- und Übersetzungspreise wie auch des
"Efim-Etkind-Preises" u. des "Andrej-Belyj-Preises".)
DUBINSKIJ, Sergej II III (ehem. russ. Militär, Generalmajor
der GRU. Wurde in Donezk geboren,
kämpfte mit den sowjet. Truppen in Afghanistan,
später in Nordossetien, im 1. u. 2. Tschetschenienkrieg, in
Afrika u. im Donbass. Er wurde von Kritikern wie dem "Forum
Freies Russland" der Durchführung einer militär. Aggression
gegen die Ukraine im Interesse des Putin-Regimes beschuldigt:
Seit Mai 2014 kämpfte er im Donbass gegen die Ukraine
unter dem Pseudonym "Khmury". Zunächst war er Stv. von s. Igor
Girkin-Strelkov in der Stellung des stv. Kommandeurs der
DVR-Armee. Im Juli 2014 gründete er im Auftrag des russ.
Militär. Geheimdienstes GRU eine Spezialeinheit u. eine
Abwehrabteilung. Später bildete er auf der Grundlage dieser
Einheiten den Militärgeheimdienst der der sog. "Volksrespublik Doneck“ DVR, den er
selbst leitete. In dieser Funktion war an Plünderungen,
Banditentum, Raubzügen u. Folter beteiligt, tarnte eine
Organisation militärisch, die für die Verteilung von Drogen
auf dem Territorium der DVR zuständig war, u. stahl teure
Autos von Anwohnern für ihren späteren Weiterverkauf in die
Ukraine. Nach Angaben des SBU u. der internationalen
Recherchiegruppe "Bellingcat"
organisierte er die Lieferung des Buk-Komplexes,
der am 17. Juli 2014 die Boeing 777 auf dem Flug
MH17 /Amsterdam - Kuala Lumpur/ abschoss, vom
Territorium Russlands auf das
Territorium der Ukraine in der Nähe von Torez, Gebiet Donezk. Im Dez.
2021 forderte die niederländ.
Staatsanwaltschaft in ihrem
Schlussplädoyer des Prozesses
lebenslängliche Haft für die
Angeklagen s. Igor Girkin,
Sergej Dubinskij, s. Oleg
Pulatov u. s. Leonid Kharchenko,
bei denen es sich demnach um
hochrangige Vertreter der
pro-russ. Rebellen in der
Ostukraine u. um die
Hauptverantwortlichen handeln
soll, die de Buk-Raketen
beschafften, um. ukrain.
Kampfflugzeuge abzuschiessen,
aber angeblich aus Versehen die
malaysische
Boeing, die an diesem Tag über
der Ostukraine unterwegs war,
trafen.)
DUBNOV,
Arkadij II III IV V VI (russ. Journalist, Fachmann für
Fragen der GUS, des Kaukasus u. Zentralasiens.)
DUBROVSKIJ, Boris
Aleksandrovich (russ.
Metallurgieingenieur, Geschäftsmann u. Poltiker aus
Magnitorsk. Nach einer Karriere in der Wirtschaft, zuletzt als
Generaldirektor der Eisen- u. Stahlwerke Magnitogorsk, wurde
er von Russlands Präsidenten s. Vladimir Putin Anfang 2014 zum
Interimsgouverneur des Gebiets Tscheljabinsk ernannt, um den
pensionierten Gouverneur s. Mikhail Jurevich zu ersetzen. Im
Sept. 2014 gewann Dubrovskij die Wahl zum Gouverneur des
Gebiets Tscheljabinsk als Kandidat der Partei "Einiges
Russland" mit 86% der Wählerstimmen bei einer Wahlbeteiligung
von etwa 45%. 2014-15, 2016 u. 2018-19 war er Mitglied des
Präsidiums des Staatsrates RF. 2016 wurde im "Panama-Papers-Dossier" behauptet,
dass Dubrovskij 2014 Offshore-Firmen genutzt habe, um
Wertpapiere von russ. Unternehmen zu kaufen, die er selbst
kontrollierte. Im Aug. 2018 eröffnete der Föderale Antimonopoldienst Russlands FAS
ein Verfahren in einem Fall von Absprachen bei einer
Ausschreibung für die Reparatur von Autobahnen im Gebiet
Tscheljabinsk, in den Dubrovskij, das Ministerium für
Strassenbewirtschaftung u. Regionalverkehr u. die
"Juzhuralmost" AG verwickelt waren. Das FAS deckte bei 29
Auktionen Verstösse mit einem Gesamtbetrag von über 8 Mrd.
Rubel auf. Im März 2019 trat
Dubrovskij als Gouverneur freiwillig zurück. Im
Okt. 2019 berichtete TASS unter Berufung auf den Anwalt
Igor Trunov, dass ein Strafverfahren gegen Boris
Dubrovskij im Zusammenhang mit Amtsmissbrauch des
Ex-Gouverneurs nach Art. 285,
Teil 2 StGB RF eröffnet wurde. Der Schaden wurde
auf 20 Mrd. Rubel geschätzt.
Der Ex-Gouverneur wurde der Unterschlagung des russ.
Budgets angeklagt. Berichten zufolge versteckt/e
sich Dubrovskij vor den Ermittlungen in der Schweiz. 2012
setzte Forbes Dubrovskij auf den 13. Platz der
Liste der teuersten Top-Manager Russlands, u. 2015 wurd er
von Forbes auf Platz 26 in der Rangliste der
Beamteneinkommen in Russland gesetzt.)
DUGAN, John Mark
(ehem. US-Polizeibeamter, der 2016 in Russland polit. Asyl
beantragte.. Nach Angaben des FBI hatte er 12 Tsd. Agenten
gehackt u. Informationen über sie veröffentlicht. Dugan
betrieb eine Website unter der Domäne PBSOtalk.org. Jeder
konnte dort anonym Informationen über Korruption u.
Amtsmissbrauch durch US-Polizeibeamte veröffentlichen.
2012 erhielt Dugan Informationen u. Beweise, dass ein
County Sheriff Steuergelder verwendete, um Sponsoren für
seinen Wahlkampf zu gewinnen usw. Nachdem die
Ethikkommission von Florida die gegen den Sheriff
eingereichte Beschwerde geprüft hatte, wurde er
freigesprochen. Kurz darauf reichte der stv. Chief von
Palm Beach County eine Klage gegen Dugan ein. Auch der
besagte Sheriff Bradshaw reichte eine Beschwerde gegen ihn
ein. Die Staatsanwaltschaft des Bezirks Palm Beach
stellte fest, dass Dugan als Eigentümer der Website die
volle Verantwortug für ihre Nutzung hat. Ausserdem wurde
klargestellt, dass sich die Gesetze im Internets nicht
geändert haben. 2015 veröffentlichte Dugan
auf der Website Audioaufzeichnungen von
Gesprächen zwischen einem Detektiv aus Palm Beach County u.
einer nicht identifizierten Frau. Das Material enthüllte
gezielte Ermittlungen u. Belästigungen der polit. Feinde des
Sheriffs, darunter Dugan, also von Leuten, die wenig
schmeichelhaft über den Sheriff sprachen. In der Folge wurde
Dugas Haus vom FBI u. Polizisten von Palm Beach County wegen
der Offenlegung dieser Audiodateien durchsucht. Die Polizei
befürchtete weitere Hackerangriffe u. das Posten von
Tausenden von Namen, Adressen u. Telefonnummern von
Polizisten, Richtern u. FBI-Agenten. Diese Razzia dürfte
auch als Gelegenheit gedient haben, um Dugans Computer zu
beschlagnahmen, um die Informationsquellen herauszufinden u.
als Vorand, um seine Website zu schliessen. Nach einer
weiteren Razzia in seinem Haus vom März 2016 beschloss Dugan
zu verschwinden, denn er u.
seine Familie.wurden vom FBI belästigt. Er will
eine Audioaufnahme von einer Verschwörung der Polizei gehabt
haben, die darauf hinwies, ihn zu töten, weshalb er sich
entschloss, das Land zu verlassen. Da er auf die
Reisebeschränkungsliste gesetzt wurde, flog Dugan zunächst
verkleidet u. mit einem
gemieteten Flugzeug nach Kanada, ohne den US-Zoll zu
passieren. Im April 2016 flog er von Toronto via
Istanbul nach Moskau, wo er
polit. Asyl beantragte u. erhielt. Er war der 4.
oder 5. US-Amerikaner, der in Russland um
polit. Asyl nachfragte.
Eine anonyme Quelle teilte einem
Zeitungsreporter mit, dass der Hosting-Provider "GoDaddy"
Dugans Website auf Druck der US-Strafverfolgungsbehörden
geschlossen habe. Die Site wurde kurzerhand auf ein russ.
Hosting verschoben. Im Feb. 2017 gründete Dugan die Firma
"BadVolf" u. wurde Unternehmer. Die Produktion von
Computertischen befindet sich in der Stadt Solnechnogorsk,
40 km von Moskau entfernt. Dieser Fall zeigt, dass im
Vergleich mit russ. Verhältnissen sowohl amerikan. FBI wie
russ. FSB gleichartig auf Versuche von Beamten oder Bürgern
reagieren, Missstände wie Korruption, polt. Missbrauch u.ä.
in den Reihen der Regierungs- u. Justizebenen aufzudecken.
Vgl. den Fall DYMOVSKIJ,
Aleksej.)
DUGIN, Aleksandr Gelevich
II III IV V VI VII VIII (umstrittener,
berühmt-berüchtigter russ. Philosoph, Politologe,
Politiker u. Publizist,
Führer der russ. eurasischen Bewegung. Einigen westl.
Experten zufolge gilt er als Neofaschist,
sogar als echter Faschist, bzw. als
ultranationalist. Imperialist u. Chauvinist u. als
Ideengeber einer intellektualisierten "Neuen Rechten" in
Russland.
Dugin, der auf eine
ursprünglich anvisierten Militärkarriere verzichten
musste, vertritt aggressive antiwestliche u.
antiliberale Positionen u. propagiert das geopolit. Konzept
eines "Neo-Eurasismus“,
den er seit den frühen 1900er Jahren auf
der Basis eines in Opposition zu den USA stehenden
grossruss. Reiches vertritt.
In den 1980er Jahren vertrat Dugin radikale antisowjet. u.
antikommunist. Ansichten. Er verehrte in dieser Zeit die
Philosophie Friedrich Nietzsches, die Werke Mircea
Eliades, die Ideen der europäischen "Neuen Rechten",
Theoretiker der "konservativen Revolution" der
Zwischenkriegszeit u. der Geopolitik wie Karl Haushofer, Friedrich Ratzel, Carl Schmitt sowie Autoren wie René
Guénon, Julius Evola, Herman Wirth.
Die Umstrukturierung u. Zerstörung der Sowjetunion
veränderte Dugins Haltung gegenüber dem Sowjetsystem u.
dem Kommunismus. Er interpretierte die Niederlage der
UdSSR im
"Kalten Krieg" aus
geopolit. Sicht als Sieg der "Zivilisation des Meeres"
über die "Zivilisation des Landes". Dugin wandte sich
dem Marxismus, dem Nationalbolschewismus
Nikolaj Ustrjalovs u. Ernst Niekischs, der
Metaphysik des Kommunismus
Nikolaj Kljuevs u. Andrej Platonovs, dem
Eurasiertum
Nikolaj Trubetskoys, Pjotr Savickijs, Nikolaj Alekseevs u. Lev Gumiljovs, der "Neuen Linken" Guy Debords u. Jean Baudrillards zu.
Aber auch Philosophen und /Geo/Politiker wie Max Weber u. Oswald Spengler sowie Lenin u.
Stalin sollen sein Denken beeinflusst haben.
Aber im Chaos der 1990er Jahre fanden Dugins Ideen
wenig Resonanz. 1993 gründete Dugin zusammen
mit s. Eduard Limonov u. s. Egor Letov die
"National-Bolschewist. Partei" NBP, die in
unversöhnlicher Opposition zum damaligen Präsidenten s.
Boris Elcyn stand u. sich damals durch radikalen
Antiliberalismus u. Antiamerikanismus auszeichnete. Die
Nominierung Dugins bei den Wahlen zur Staatsduma RF
endete mit einem Misserfolg.
In den folgenden Jahren veröffentlichte Dugin als Ideologe
der NBP eine Masse radikaler polit. u. metaphys. Texte.
Sein Interesse an der russ. Orthodoxie u. den Altgläubigen führte Dugin zu der
Überzeugung von der Richtigkeit der Einheit des Glaubens,
der Erhaltung u. Wiederbelebung der vorschismatischen
Traditionen der russ. Orthodoxie im Schosse der
russ.-orthodoxen Kirche. Während dieser Zeit wurde Dugin
Mitglied einer der Gemeinden gleichen Glaubens in der russ.-orthodoxen Kirche.
Als aktiver Unterstützer des byzantin. theolog. Ideals der
Symphonie der Mächte vertritt od. vertrat Dugin
die Thesen von der Allianz von geistlicher u. weltlicher
Macht, von den religiösen, historiosoph. u. polit.
Vorstellungen von Moskau als dem "Dritten Rom", die Idee des Tausendjährigen Königreichs als
die Zeit der Existenz des Byzantin. Reichs u. die Idee
von Russland als Katechon, das die Kraft
unterstützt, die das Kommen des Antichristen verhinderte. 1998
brach Dugin mit Limonov u. der NBP u. wurde Berater des
Vorsitzenden der Staatsduma RF s. Gennadij Seleznjov u.
leitete 1999 das
"Zentrum für geopolit. Expertise des "Expertenbeirats für
nationale Sicherheitsprobleme beim Vorsitzenden der
Staatsduma RF". Zur gleichen Zeit begann er, beim russ.
Generalstab Vorlesungen über Geopolitik, das
eines seiner Lieblingsthemen wurde, zu halten. Mit der
Machtübernahme s. Vladimir Putins begann eine neue Phase
in den polit. Aktivitäten Dugins - von der radikalen
Opposition wechselte er in eine Position der loyalen
Haltung gegenüber der aktuellen Regierung, der er
den sog. Neo-Eurasismus als ideolog.
Plattform anbot, um das entstandene ideolog. Vakuum des
Putin-Staates zu füllen. 2003 gründete er die Partei
"Eurasische Union", deren Programmdokumente „eine
Symbiose aus Traditionalismus, Faschismus,
Nationalsozialismus" seien. Da er damit kaum
Erfolg hatte, wandte sich Dugin immer mehr dem
wissenschaftl. Bereich zu. 2006 las er an der Philosoph.
Fakultät der Moskauer Staatsuniversität MGU den Zyklus
"Postphilosophie", der 2009 als separates Buch
veröffentlicht wurde. Darin analysierte Dugin die
grundlegenden philosoph. Konzepte u. untersuchte sie im
Rahmen von 3 histor. Paradigmen: Prämoderne - Moderne -
Postmoderne. 2007 hielt Dugin eine Vortragsreihe zur
Philosophie Martin Heideggers ab, deren Ergebnis
Dugins Anwendung der Heideggerschen Methodik auf die
Geschichte Russlands war, zusammengefasst in einem Vortrag
zum „Russ. Heideggerismus“. Im Dez. 2007 hielt Dugin einen
Vortrag über die „vierte polit. Theorie“ als eine Art
eigener "russ. Weg", die er den 3 Ideologien des 20.
Jahrhunderts - Liberalismus, Kommunismus u. Faschismus -
gegenüberstellte. Im Nov. 2008 organisierte Dugin an der
Fakultät für Soziologie der MGU eine internationale
Konferenz, an der der französ. Philosoph
Alain de Benoist, ein
Führer der Bewegung der
"Neuen Rechten", teilnahm. 2008 veröffentlichte Dugin das
Werk "Archeomodern", in dem er den Gedanken zum Ausdruck
brachte, dass das aus Westeuropa stammende Paradigma der
Moderne auch in der herrschenden Wirtschafts- u.
Kulturelite Russlands keinen festen Fuss fassen könne,
während die überwältigende Mehrheit der russ. Gesellschaft
im archaischen Paradigma der Vormoderne verharre. Dugin
nannte die Situation eines solchen Konflikts
„archeomodern“. Seit Sept. 2008 war Dugin Professor an der
MGU u. leitete das "Zentrum für konservative Forschungen",
eine Institution, die darauf abzielte, eine
konservative Ideologie in Russland wissenschaftlich zu
entwickeln u. zu etablieren. Seit 2009 hielt Dugin an der Fakultät für
Sozialwissenschaften der MGU Vorlesungen über
Struktursoziologie, Ethnosoziologie, Soziologie der
Geopolitik, Soziologie der internationalen Beziehungen. In
den 2000er Jahren erschienen Dugins Beiträge regelmässig
in der Presse u. in versch. Zeitschriften. Nach den
Ergebnissen einer 2009 von der
Website "Openspace" durchgeführten Umfrage, bei
der über 40 Tsd. Stimmen abgegeben wurden, belegte Dugin
den 36. Platz unter den einflussreichsten Intellektuellen
in Russland. Diese Position genügte natürlich nicht, um in
Russland eine zentrale ideolog. Rolle zu spielen, um den
Kreml entscheidend zu beeinflussen.
Im Verhältnis zu s. Vladimir Putin äusserte Dugin
verschiedene ideolog.-polit. Ideen, die sich mit dem
Weltbild des russ. Führers zu decken schienen. Es ist
auch möglich, dass Putin Elemente aus Dugins Ansichten
übernommen hatte, wie er sich offenbar auch bei einem Ivan Ilin oder einem s. Vladimir
Zhirinovskij bediente. Ansonsten ist das Verhältnis
Putins zu Dugin distanziert, da ihm seine Ansichten
ideologisch zu radikal scheinen. Der Grad der
Beeinflussung Putins durch Putin ist unter Experten
umstritten. Russlandkenner warnten davor, Dugins polit.
Einfluss zu überschätzen. Zwar bemühten sich
Kommentatoren bei der Erklärung von Putins Aussenpolitik
u. seinen Kriegen immer wieder, auf Dugins Theorien
Bezug zu nehmen. Trotz scheinbar gewissen
Gemeinsamkeiten der histor., ideolog. u. geopolit.
Auffassungen der beiden Ideologen, dürfte Putin an einer
offiziellen Übernahme einer Staatsideologie, wie sie Dugin
vorschwebte, nicht interessiert gewesen sein.
Im Unterschied zu Zhirinovskij u. anderen kremlnahen
"Philosophen" war Dugin kaum im russ. Staatsfernsehen zu
sehen. Dugin wurde von der westl. Presse hier
als „grauer
Kardinal des Putinismus" u. dort als
„Einflüsterer Putins" bezeichnet.
In seinem Buch über Geopolitik befasste Dugin
sich mit dem aussenpolit. Plan Putins, u. im Buch "Das Phänomen Putin" verkündete er,
dass die Ansätze Putins im Prinzip richtig, aber leider
nicht bis zum Ende umgesetzt worden seien.
Seine Sicht auf die Demokratie skizzierte Dugin
Ende 2011 in der Zeitschrift Оdnako in einem
Artikel, in dem er u.a. schrieb: „Es sei daran erinnert,
dass Demokratie kein selbstverständliches Konzept ist.
Demokratie kann akzeptiert oder abgelehnt, aufgebaut oder
demontiert werden. Es gab wunderbare Gesellschaften ohne
Demokratie u. widerliche Gesellschaften mit Demokratie.
Aber es ist auch Umgekehrtes passiert. Demokratie ist ein
menschliches Projekt, ein Konstrukt, ein Plan, kein
Schicksal. Das bedeutet, dass sie einer Begründung, einer
Verteidigung bedarf. Wenn es keine Verteidigung der
Demokratie gibt, wird sie ihren Sinn verlieren. Eine
undemokrat. Regierungsform sollte nicht wissentlich als
die schlechteste angesehen werden. Die Formel vom
"kleineren Übel" ist ein Propagandatrick. Demokratie ist
nicht das geringste Übel. ... Vielleicht ist sie gar nicht
übel, aber vielleicht ist sie auch übel. Alles erfordert
ein Umdenken."
V.a. im Verlauf der weiteren polit. Entwicklung rund um
Georgien, Südossetien u. der Ukraine radikalisierten sich
Dugins Ansichten mehr u. mehr. Während des
"Fünf-Tage-Kriegs" in Südossetien im Aug. 2008, auch Georgien- oder
Kaukasuskrieg genannt, unterstützte Dugin die russ.
Führung u. Streitkräfte u. forderte die Besetzung der
georg. Hauptstadt Tiflis u. die Errichtung eines proruss.
Regimes in Georgien. Laut Dugin war die Ablehnung einer
solchen Entscheidung des Kremls ein Fehler der russ.
Behörden, der zu einer Wiederholung des Krieges zwischen
Russland u. Georgien führen könnte, dessen Regierung
angeblich eine US-Marionette ist. Im Juni 2007 wurde Dugin
auf dem Weg zu einem von der russ. Gemeinde der Krym
organisierten internationalen Festival aus der Ukraine
ausgewiesen. Als Reaktion darauf wies die russ.
Seite den Berater des Präsidenten der Ukraine in SPB,
Nikolaj Zhulinskij, aus Russland aus. Im Feb. 2014 kam
Dugin bei der Analyse der Entwicklung der Ereignisse in der Ukraine zum
Schluss, dass in diesem Land eine polit. Lage existiert,
die von einem "Neo-Nazi-Regime" unterhalten wird, das von
MP Jacenjuk gedeckt u. von den USA unterstützen wird, u.
die
sich gegen die geostrateg. Interessen Russlands richtet.
Die Errichtung einer Neonazi-Diktatur, so Dugin, werde
unweigerlich zu einem nationalen Befreiungskampf auf der
Krym u. im Osten der
Ukraine führen. Dabei werde Kiev im Kampf gegen die
"rebellischen" Regionen nicht vor einem Völkermord an der
darin lebenden russ. Bevölkerung halt machen; Russland
werde gezwungen sein, in den Konflikt einzugreifen, aber
seine Intervention könne zu einer Konfrontation mit
Amerika führen. In diesem Punkt schien Dugin zwar
vorausgesehen zu haben, was in der Ukraine passieren wird
- Putin hat diese Sicht der Dinge weitgehend übernommen,
falls er sie nicht schon vorher vertrat. Gleichzeitig
schien Dugin mit dem angebl. eigenen Faschismus
offensichtlich in Widerspruch zu geraten. In
einem legendären Internet-Interview soll Dugin im
Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Odessa vom 2. Mai
2014 öffentl. zur Tötung von Ukrainern aufgerufen
haben. Das entsprechende Video wurde später auf YouTube
gelöscht. Danach begann eine Unterschriftensammlung, in
der der Rektor der MGU aufgefordert wurde, den
umstrittenen Philosophen von der Universität zu
entfernen. Ende Juni 2014 gab es Berichte, dass Dugin,
der offenbar an der Universität als Professor ausserhalb
des Budgets arbeitete, auf Beschluss des Rektors V.
Sadovnitshij aus formalen Gründen aus seiner Tätigkeit
an der der Universität entlassen wurde. Dugins
befristeter Arbeitsvertrag laufe am 1. Sept. 2014 aus,
er sei kommissar. Leiter des Lehrstuhls für Soziologie
der Internationalen Beziehungen, teilte der Pressedienst
der Uni mit. Offenbar ging der Universtätsleitung die Empfehlung Dugins, die ukrain.
Führung zu töten,
zu weit. Dugin selbst begründete die
Entscheidung mit den Intrigen von „Kiever Nazis“, russ.
Liberalen u. Gegnern des Patriotismus aus dem Umfeld von
Präsident Putin. Seine Entlassung aus der Universität
dürfte die fehlende Protektion Dugins von Seiten der
obersten russ. Behörden signalisiert haben. Im
Zusammenhang mit den Ereignissen von 2014 in der Ukraine
wurde Dugin im Mai 2015 auf die Sanktionsliste der USA
gesetzt mit der Begründung, er sei „verantwortlich für
oder mitschuldig an Handlungen oder polit. Richtlinien,
die den Frieden, die Sicherheit, die Stabilität u. die
Souveränität oder territoriale Integrität der Ukraine
bedrohen". Als Anführer der Euras. Jugendunion, die aktiv
Personen mit Militär- u. Kampferfahrung rekrutierte, um im
Namen der selbsternannten "Volksrepublik Doneck" zu
kämpfen, habe Dugin erklärt, dass sie eine verdeckte
Präsenz in der Ukraine habe. Dugin selbst glaubte, wegen
des gestiegenen Interesses der Welt an der „vierten polit.
Theorie“ unter US-Sanktionen geraten zu sein. Auch die
kanadischen Behörden führten restriktive Massnahmen gegen
Dugin u. die Führer der Eurasischen Jugendunion ein,
ausser Dugin waren davon auch Pavel Kanishchev u. Andrej
Kovalenko betroffen. Dugin wurde die Einreise auch von
mehreren postsowjet. Ländern verboten. Wegen öffentl.
Aufrufs zum Massenmord an Ukrainern u. chauvinist.
antiukrain. Propaganda sowie wegen Propaganda von Hass u.
Feindschaft sowie wegen Aufrufs zur Entfesselung eines
Angriffskriegs wurde Dugin auf die "Putin-Liste" des "Forums Freies
Russland" gesetzt. 2014/5 erschienen Dugins Bücher
"Eurasische Rache Russlands“ u. "Ukraine. Mein Krieg.
Geopolitisches Tagebuch“. 2016 sagte er in einem ZDF-Interview: „Der Westen ist der
Untergang Europas. Ich verachte das liberale, bourgeoise
Europa, dieses entartete, polit. korrekte Pseudo-Europa."
Die Dekadenz des Westen spiegele sich in den
Migrationsströmen, dem Niedergang der Familie wieder,
die von Gender-Ideologie u. Homo-Ehe untergraben werde.
2016-17 war Dugin Chefredaktor des Fernsehsenders "Tsargrad
TV“. Im Juli 2020 wurde der Youtube-Kanal von
Aleksandr Dugin sowie sein E-Mail-Konto gesperrt.
Angeblicher Grund für die Sperrung des Kanals war der für
den 1. Aug. 2020 geplante Online-Kongress zur sog.
„vierten polit. Theorie“. Dugin gilt auch als
Verschwörungstheoretiker. Laut Dugin ist die russ. polit.
Elite heterogen u. durchsetzt von Spionagenetzwerken
westlicher Länder, die die positiven Initiativen der russ.
Führung sabotierten. Als seine Hauptgegner betrachtet
Dugin westliche Liberale u. radikale Nationalisten, die
Fremdenfeindlichkeit propagierten; ihnen wirft er vor, die
Interessen der Konkurrenten Russlands auszuspielen.
Der geistige Brandstifter des Ukrainekriegs kritisierte
Putins "militär. Spezialoperation" von 2022
gegen die Ukraine, die möglichst abseits von der
russ. Öffentlichkeit durchzuführen sei, u. verlangte die
totale Mobilisierung der ganzen Nation.
Nach dem Rückzug der russ. Besatzungstruppen aus der
südukrain. Gebietshauptstadt Kherson im Nov. 2022
deutete Aleksandr Dugin in einem - bald wieder
gelöschten -
"Telegram"-Beitrag
an, dass der russ. Präsident Putin als Folge der
demütigenden Niederlage gestürzt u. sogar getötet
werden sollte.
Einschätzung u. Kritik: Dugins Ideen mögen die
Gedanken eines Teils der modernen russ. polit. Elite
widerspiegeln, die bereit ist, das eurasische polit.
Modell zu akzeptieren. Aus der Sicht der Macht selbst
blieb der Philosoph hingegen allenfalls ein inoffizieller
ideolog. Apologet, zumal seine Vergangenheit u. seine
komplexen theoret. Konstruktionen ihn belasten. Der
Behauptung, dass Dugins Gedankenwelt dem Faschismus
nahestünden, wie einige Fachleute meinen, stehen
Einschätzungen entgegen, die in seiner Ideologie eine
grössere Vielfalt konzeptueller Strukturen sehen. Dugin
sei nicht nur ein Faschist /wenn überhaupt/, sondern auch
ein Bolschewik, ein Mystiker, Okkultist, Sufi, Samurai,
Neo-Eurasier, Neusozialist“, ein konservativer
Revolutionär u. v.a.m. Dugin schrieb, dass er verschiedene
Ideologien erforscht habe. Der Ukraine-Experte s. Andreas
Umland sah v.a. in Dugins frühen Texten eine gewisse Nähe
zu den Ideen der NSDAP bis hin zur direkten Anlehnung an
die Terminologie u. Stilistik der Nazis, etwa in dem Buch
"Гиперборейская теория". Dugin selbst bezeichnet sein von
ihm vorgeschlagenes polit. System wie gesagt als „vierte
polit. Theorie", die die bestehenden Systeme überwinden
werde - die Linke, d.h. Sozialismus u. Kommunismus, die
Rechte, d.h. Nationalismus u. Faschismus, sowie den
Liberalismus. Die philosoph. Grundlage dieser Theorie sei
im Grunde Heideggers "Daseins"-Begriff, auf dessen Basis
ein neues polit. Subjekt geschaffen werde, das sowohl dem
Kollektivismus als auch dem Individualismus
entgegengesetzt sei. 2015 äusserte der prominente
US-amerikan. TV-Showmaster Glenn Beck, der seiner Berühmtheit
nach mit s. Dmitrij Kiseljov vergleichbar sei, die
Meinung, dass Dugins Ideen „wirklich
schrecklich" seien u. nicht nur für die „Völker Russlands,
sondern für die gesamte Zivilisation" u. daher „für die Welt
eine echte Gefahr" darstellten. Dugin wiederum stellte
fest, dass es „natürlich lächerlich" sei, ihn für „den
gefährlichsten Menschen der Welt“ zu halten. Dieses
Beispiel zeige
„gut den Grad der Hysterie um meine
Person im Westen“. Andererseits gab es russ. Publizisten
wie s. Aleksandr Prokhanov, Chefredaktor der Zeitung Zavtra,
die in Aleksandr Dugin einen herausragenden Russen
erkannten,
„einen Stern, der in unserem Himmel
aufgeht",
„einen der hellsten Ideologen unserer
Tage". Selbst der 2016 verstorbene Vorsitzende des
Islamischen Komitees Russlands, ständiges Mitglied der
Organisation der Islamisch-Arabischen Volkskonferenz,
Mitglied des Rats der "Linken Front Russlands" u.
Abgeordneter der Staatsduma RF, s. Gejdar Dzhemal, fand
grosse Bewunderung für Dugin, den er für einen echten
Intellektuellen, vergleichbar mit Dostojevskij, hielt. Ein
wahrer Intellektueller sei ein Mensch, für den sein
eigenes Denken wichtiger sei als seine physische Existenz.
Der 2017 verstorbene russ. Jurist u. Spezialist für
Staats- u. Rechtsgeschichte u. Geschichte der polit.
Doktrinen, Vladimir Karpec, sah in Dugin
i.e.L.
„einen der wenigen Menschen, die
kompromisslos gegen die Erscheinungsformen dessen kämpfen,
was man heute die "orange Revolution“ nennt, u.
kompromisslos gegenüber der liberal-westlichen Lobby in
unseren Machtstrukturen" auftrete. Der Londoner
Geopolitiker Alan Ingram argumentierte, dass
Dugins Schriften durch „Widersprüche u. Verwirrung
gekennzeichnet sind, die es etwas schwierig machen, sie zu
interpretieren u. zu verallgemeinern". Der
Eurasismus-Spezialist Paradorn Rangsimaporn
charakterisierte Dugin als „ein polit. Chamäleon, dessen
Überzeugungen sich der Umwelt anpassen“. Protodiakon s.
Andrej Kuraev glaubt, dass in Dugins Ansichten Okkultismus
steckt, u. hält den Philosophen für „... gefährlich ...,
weil er schlauer u. gebildeter" sei als jeder andere, der
versucht habe, „die Orthodoxie mit dem Kabbalismus zu
verschmoren /perevarit/".
Wie die NZZ schrieb, handle es sich lauf
des Politologen s. Vladimir Pastukhov bei Dugins Theorie
um Ideen, die lange an den Rändern der Gesellschaft vor
sich hin dämmerten, bevor sie in den letzten Jahren ein
Teil des russ. Mainstreams wurden.
Tochter: Im Aug. 2022 kam bei einem
Autobombenanschlag bei Moskau Dugins Tochter Darja
Aleksandrovna Dugina ums Leben, die ebenfalls das Gedankengut ihres Vaters mit voller
Härte vertrat, indem sie sich nicht zuletzt als
fanatische u. radikale Unterstützerin des russ. Kriegs
gegen die Ukraine profilierte. Auch sie rief öffentl. zur Tötung von Ukrainern
auf, die sie als Unmenschen bezeichnet haben soll.
Auch Darja wurde auf die Sanktionsliste der USA
wegen ihrer Funktion als Chefredakteurin der
Website "United World International" UWI
gesetzt, deren Besitzer s. Evgenij Prigozhin
ist u. auf der anti-ukrain. Inhalte veröffentlicht
werden. Zuletzt war sie Korrespondentin des
ultranationalist. TV-Kanals "Cargrad". Postum wurde ihr von
Putin der "Tapferkeitsorden
für Mut u. Hingabe bei der Erfüllung der Berufspflicht"
verliehen.)
DUD,
Jurij Aleksandrovich II
III (russ. Journalist, Videoblogger, Fernsehmoderator
u. Radiomoderator, ehem. Chefredaktor, seit Sept. 2018 stv.
Generaldirektor von Sports.ru. Seit 2017 Moderator des
persönl. YouTube-Kanals "vDud", in dem Dud bekannte
Persönlichkeiten aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen
interviewt werden; Anfang April 2021 hatte der Kanal über 9
Mln. Abonnenten u. über 1,3 Mrd. Aufrufe. Im April 2019
veröffentlichte Dud den Dokumentarfilm "Kolyma - die Heimat
unserer Angst", in dem er die Kolyma-Autobahn entlangfuhr, die von
Opfern von Stalins Repressionen gebaut wurde. Einer der
Gründe für die Entstehung des Films war laut Dud eine
kürzlich von VCIOM durchgeführte Studie, aus der
hervorgeht, dass fast die Hälfte der Russen im Alter von 18
bis 24 Jahren noch nie von Stalins Repressionen gehört hatte. Im Sept.
2019 wurde der Dokumentarfilm "Beslan. Denken Sie daran“ in
Erinnerung an die Tragödie, die am 1. September 2004 in der
Schule in Beslan stattfand. Der Schwerpunkt des Films
lag auf der problematischen Rolle des Staates in der
Tragödie u. der Forderung, dass der Staat allen Leidenden
maximale Fürsorge bieten sollte, denn nur durch diese Sorge
könne es Vergebung geben u. das Vertrauen der Menschen
wiederhergestllt werden. In nur vier Tagen wurde der Film
von 10 Mln. Menschen gesehen. Aufgrund der Betonung der
Rolle des Staates in der Tragödie kam es nach
Veröffentlichung des Films in den sozialen Medien zu
Kontroversen. Während die Novaja gazeta sich in
ihrer Veröffentlichung positiv über das neue Werk von Dud
äusserte, wurde Dud u.a. von dem Kreml-nahen
Fernsehjournalisten s. Vladimir Solovjov angegriffen, weil
es ihm nicht gefiel, dass im Film dem Staat „alles“
vorgeworfen würde. Ausserdem erhielt der Film die Behauptung
des ehem. Chefs von Nordossetien, Taimuraz Mamsurov, s.
Vladimir Putin habe den Friedhof in Beslan besucht, auf dem
die Opfer des Terroranschlags begraben sind, ohne das bisher
darüber berichtet wurde. Später bestätigte Putins
Pressesprecher s. Dmitrij Peskov die Worte Mamsurovs. 2019 nahm Dud ein Interview mit Gordon auf. Bis
März 2021 wurde dieses Video auf YouTube über 22,5 Mln. Mal
angesehen. Das Interview mit Gordon ist in den Top 10 der
beliebtesten Interviews auf dem Dud-Kanal enthalten. In
Bezug auf die Anzahl der Aufrufe liegt es insbes. vor
Interviews mit dem russ. Geschäftsmann s. Mikhail
Khodorkovskij, den russ. Journalisten s. Aleksandr Nevzorov,
s. Vladimir Pozner, s. Ksenija Sobchak, s. Dmitrij Kiseljov
u. mit dem Filmregisseur s. Nikita Mikhalkov.)
DUDA, Andrzej
(russ. Staatspräsident der Republik Polen seit 2015,
wiedergewählt 2020. Mit seinen wenig schmeichelhaften
Äusserungen u. seinem undiplomat. Verhalten liess Duda,
der in breiten Kreisen Polens u. des Auslands als
willfährige Marionette des nationalen Führers der PiS,
Jaros³aw Kaczyñski, gilt, während seiner bisherigen
Amtszeit seine negative Haltung Russland u. Putin
gegenüber immer wieder mit voller Härte zum Ausdruck
bringen. Bei verschiedenen Gelegenheiten sprach er
schwierige Probleme histor. Natur an, die Russland an
dessen Haltung Polen gegenüber schmerzhaft erinnern
sollten. So nannte er 2017 die Bedingung guter
russ.-polnischer Beziehungen „die Anerkennung der Wahrheit
über die schwierige Vergangenheit, einschliessl. der
Vernichtung der Polen in den 1930er Jahren, die vom
Sowjetstaat begangen wurde“. 2018 bezeichnete Duda „die Aggression der Streitkräfte der RF
gegen Georgien im Aug. 2008 einen der Wendepunkte in der
modernen Geschichte Europas". Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz
mit US-Präsident s. Donald Trump im Juni 2019 widmete Duda
mehrere Minuten der Geschichte, dass „Russland immer einen
Teil des polnischen Territoriums einnehmen wollte“, u.
sprach von der „Besatzung“ seines Landes während der
Sowjetzeit. Gleichzeitig vertrat er die Ansicht, dass die
Polen im Gegensatz zu den Russen „mutiger u. fähiger seien,
um jeden Preis bis zum Ende zu kämpfen“. Als Ende 2019 in
Warschau Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag des
Ausbruchs des 2. Weltkriegs stattfanden, erhielt Russland
keine Einladung zu der zentralen Veranstaltung. Dies lag
nach der offiziellen Version daran, dass Russland keiner
polenfreundlichen Organisation wie der NATO, EU oder der
Östlichen Partnerschaft angehöre; ausserdem entspreche die
russ. Position, so der stv. polnische Aussenminister Szymon Szynkovski vel Sêk, nicht der
histor. Wahrheit. Duda erinnerte in seiner Rede daran, dass
die Sowjetunion 1939 ein Verbündeter Hitlerdeutschlands war
u. führte in einem Interview mit der Bild-Zeitung
aus: „Die Rote Armee marschierte am 17. Sept. 1939 als
grösster Verbündeter Nazi-Deutschlands in Polen ein." Seiner
Meinung nach wurde Polen nach dem Krieg zu einem
„Satellitenstaat der UdSSR u. zum Gefangenen des
Kommunismus“; die Folgen des Krieges endeten für ihn erst
1989. Ende Dez. 2019 kam es zu einem diplomat.
Eklat: Polen bestellte den russ. Botschafter in
Warschau ein, um gegen gewisse Äusserungen Putins zur
Vorgeschichte des WK zu protestieren. Putin hatte den
polnischen Botschafter in Berlin der Jahre 1933 bis 1939,
Jozef Lipski, als „antisemitisches Schwein“ bezeichnet. Im
Geschichtsstreit zwischen den beiden histor. verfeindeten
Ländern wirft Polen Russland
eine Umdeutung der Geschichte vor. Anlässlich des 75. Jahrestages der
Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz in Yad
Vashem 2020 blieb Duda der Veranstaltung fern, weil er
dort selbst nicht reden durfte u. um Putin nicht zu
begegnen, der dort mit einer Rede auftrat. Wenige Tage nach
seiner Widerwahl als Präsident Polens 2020 wurde Duda von russ. Komikern am Telefon mit einem
entprechenden Scherz hereingelgt / II. Im Ukrainekonflkt profilierte
sich Duda als bestimmter Befürworter von Sanktionen
gegen Russland. u. solidarisierte sich mit dem
osteuropäischen Ländern, die sich gegen die "imperialist."
Politik Russlands stellen.)
DUDAR, Natalja Nikolaevna (russ.
Richterin am Bezirksgericht Basmanny in Moskau. Wie die
meisten ihrer Kollegen begann Dudar ihre Karriere vor
Gericht mit Sekretariatsarbeiten. Im Okt. 1999 wurde sie
zur Strafrichterin des Moskauer Bezirksgerichts Basmannyj
ernannt. 2004 verteidigte sie ihre Dissertation an der
Moskauer Staatl. Rechtsakademie. Bei einer Überprüfung
fanden Experten der Dissernet-Community 2019 in der
Dissertation Dudars zahlreiche Plagiatsfälle. Dudar wird
von Kritikern des "Forum Freies Russland" beschuldigt, die
Verhaftungen s. Platon Lebedevs u. Aleksej Pichugins
aufgrund vorsätzlich erfundener Anschuldigungen wie auch
die Festnahmen in Abwesenheit des Leiters der
Rechtsabteilung von "Yukos", s. Dmitrij Gololobov, u. des
Miteigentümers der "Menatep"-Gruppe, Mikhail Brudno,
genehmigt u. verlängert zu haben, u. die Haft des
schwerkranken s. Vassili Aleksanjan verlängert u. die
begründeten Beschwerden s. Leonid Nevzlins abgewiesen zu
haben. 2013 erkannte sie die Einleitung eines
Strafverfahrens gegen s. Aleksej u. Oleg Navalnyj als
rechtmässig an u. autorisierte unrechtmässiges Abhören von
5 Mitarbeitern der "Anti-Korruptions-Stiftung". Sie
verurteilte das Informations- u. Analysezentrum "Sova" zu
einer Geldstrafe von 300 Tsd. Rubel, weil es sich
weigerte, sich "freiwillig" in das Register "ausländischer Agenten"
einzutragen. 2015 verurteilte sie den Aktivisten s. Ildar
Dadin wegen Teilnahme an Protesten zu 3 Jahren Gefängnis.
Sie beteiligte sich im Mai 2012 aktiv an der polit.
Verfolgung der Demonstranten auf dem Bolotnaja-Platz.
Wiederholt traf sie unfaire, unbegründete u. rechtswidrige
Entscheidungen gegen Personen, die in den "Fall Bolotnaja" verwickelt waren. Im
Mai 2012 erliess sie einen Hausarrest für die erste
Angeklagte im "Fall Bolotnaja", Aleksandra Dukhanina. Im
Juli 2012 verlängerte sie die Festnahme Mikhail Kosenkos
u. liess Aleksej Polikhovich im Sinn einer
Präventivmassnahme festnehmen. Im Aug. 2012 verlängerte
sie die Festnahme Vladimir Akimenkovs, u. im Feb. 2013
verlängerte sie die Festnahme Sergej Krivovs u. Artjom
Savelovs. Im März 2013 verlängerte sie die Festnahme von 4
weiteren Personen. Usw. Im Sept. 2019 verlängerte sie den
Hausarrest eines Studenten der Wirtschaftshochschule
namens Egor Zhukov, der im "Fall Moskau“ angeklagt war, u.
die Inhaftierung eines weiteren Angeklagten um 2 Monate.)
DUDKA, Vjacheslav Dmitrievich
(russ. Politiker, ehem. Gouverneur des Gebiets Tula,
2005-11. Kandidat der techn. Wissenschaften, Professor. Im
März 2005 wurde Dudka nach einer Empfehlung durch den
Präsidenten RF, s. Vladimir Putin, von der Gebietsduma von
Tula in einer offenen u. namentlichen Abstimmung einstimmig
für das Amt des Gouverneurs bestätigt. Ende April 2005 wurde
er zum Gouverneur des Gebiets Tula ernannt. Die Presse
schrieb, dass der neue Gouverneur praktisch niemandem
bekannt sei u. dass die Tula-Elite „Dudkas Kandidatur, um es
milde u. kühl auszudrücken“ annahm - es war klar, dass er
von oben „durchgedrückt“ wurde. Später nannte die Presse
Dudka den Schützling des Chefs von "Rostekhnologija", s.
Sergej Chemezov. Im Mai 2007 trat der Gouverneur der Partei
"Einiges Russland" bei. 2008 war er Mitglied des Präsidiums
des Staatsrats RF. Im März 2010 legte Präsident s. Dmitrij
Medvedev Dudkas Kandidatur für eine neue Amtszeit zur
Prüfung durch die Gebietsduma von Tula vor, u. auch diesmal
stimmten die Abgeordneten der Empfehlung zu. Ende Feb. 2011
wurde Dudka wegen des Verdachts auf Annahme von
Bestechungsgeldern zum Verhör vorgeladen u. Ende Juli 2011
seines Amtes enthoben. Ende Aug. 2011 wurde er aus "Einiges
Russland“ ausgeschlossen, weil er die Partei in den Augen
der Öffentlichkeit mit der Forderung nach einer
Entschädigung nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des
Gouverneurs diskreditiert hatte. Im Aug. 2011 wurde ein
Strafverfahren gegen ihn eingeleitet, u. im Sept. wurde er
der Annahme von Bestechungsgeldern
nach Art. 290, Abs. a, d StGB RF angeklagt u.
unter Hausarrest gestellt. Die Staatsanwaltschaft forderte
eine Freiheitsstrafe von 9 Jahren u. 6 Monaten in einer
Haftanstalt mit verschärftem Strafvollzug. Im Juli 2013
befand das Bezirksgericht Sovetskij in Tula den
Ex-Gouverneur aufgrud des genannten Art. schuldig u.
verurteilte ihn in der Tat zu einer Freiheitsstrafe in der
geforderten Höhe mit einer zustzl. Geldstrafe von 900 Tsd.
Rubel. Der Hausarrest wurde angerechnet. Basierend auf Art.
47, Teil 3 StGB RF verhängte das Gericht eine zusätzl.
Strafe gegen Dudka in Form des Entzugs des Rechts,
irgendwelche Behördenpositionen
zu besetze u. Verwaltungsfunktionen in staatl. u.
kommunalen Organen für einen Zeitraum von 3 Jahren
auszuüben. Auf der Grundlage von Art. 48 StGB RF
entzog das Gericht Dudka ferner den Titel des Ehrenbürgers
von Tula u. Novomoskovsk u. aberkannte staatl.
Auszeichnungen. Im Okt. 2013
wurde der Verurteilte in ein Hochsicherheitsgefängnis im
Gebiet Tula eingewiesen. Während des Prozesses
wurde festgestellt, dass im Nov. 2010 der damalige Direktor
der Abteilung für Eigentums- u. Landbeziehungen des Gebiets
Tula, Viktor Volkov, der sich mit
dem Gouverneur Dudka abgesprochen hatte, durch einen
Vermittler vom Vertreter der
"Korporation GRINN" ein Bestechungsgeld in Höhe von
40 Mln. Rubel erhielt. Im Juli 2013 wurde Volkov zu 2,5 Jahren
Haft verurteilt, aber da er diese Strafe bereits in
Untersuchungshaft u. unter Hausarrest verbüsst hatte, wurde
er im Gerichtssaal freigelassen. Im Juni 2018 wurde auch Dudka
zur Bewährung aus der Haft entlassen. Dudkas Nachfolger als
Gouverneur des Gebiets Tula wurde s. Vladimir Gruzdev.)
DUNCOVA, Ekaterina Sergeevna
II
III
(russ. Journalistin aus Rzhev,
Gebiet Tver, u. Oppositionspolitikerin der 2024 neu
gegründeten Partei "Morgendämmerung". Sie erlangte grössere
Bekanntheit dadurch, als unabhängige Kandidatin bei der
Präsidentschaftswahl RF 2024 kandidieren zu wollen. Als
wesentlichen Programmpunkt nannte Duncova, den Russ.-Ukrain.
Krieg beenden zu wollen. 3 Tage nach der Einreichung im Dez. 2023, wurde ihre
Bewerbung von der Zentralen Wahlkommission RF als fehlerhaft
abgelehnt.)
DUPRI, Marat II III
(russ. Roofer, wurde bekannt dank
seiner einzigartigen Fotos im Internet, die u.a. von
Freunden auf dem höchsten Gebäude in Moskau gemacht wurden.)
DUROV, Pavel Valerevich (in Russland
geborener Programmierer, Unternehmer, der v.a. als Gründer
des sozialen Netzwerks "VKontakte" u. des gleichnamigen
Unternehmens, des plattformübergreifenden Telegram Messenger u. anderer Projekte
bekannt geworden ist. Im Alter von 11 Jahren interessierte
sich Durov erstmals für das Programmieren, der Zugang zu
Computern wurde ihm zwar verweigert, aber er knackte die
Passwörter. Während seines Studiums an der Philologische
Fakultät der Staatl. Universität St. Petersburg erlangte er
die Stipendien des Präsidenten RF u. der Regierung RF, war
dreimaliger Gewinner des "Potanin"-Stipendiums u. gewann
Wettbewerbe in Informatik, Linguistik u. Design. Durov wurde
als ausgewählter Studente mit höchster Intelligenzquote u.
grosser Führungsfähigkeiten betrachtet. Als Student
entwickelte er nicht-kommerzielle Internetprojekte unter den
Domänen Durov.com u. Spbgu.ru, um die Qualität des sozialen
u. wissenschaftl. Lebens der Universität zu verbessern: Das
erste Projekt war eine elektron. Bibliothek mit
Hochschulabstracts sowie ein Ort für Gedanken- u.
Meinungsaustausch der Studierenden; das zweite war das
Universitätsforum, wo Pavel oft der Initiator verschiedener
Diskussionen war.
VKontakte: Unmittelbar nach seinem Studienabschluss
gründete er mit seinem älteren Bruder Nikolaj die "VKontakte
GmbH", u. startete eine Beta-Version des gleichnamigen
Netzwerks, dessen Domain "vkontakte.ru" war u. nach
offiziellen Angaben am 1. Okt. 2006 registriert wurde.
Bereits 2007 wurde es die drittbeliebteste Website im Runet.
2008 überstieg die Zahl der Benutzer 20 Mln. 2007 zeichnete
die Zeitung Delovoj Peterburg Durov als einer der
Gewinner des Wettbewerbs "Bester Junger Untenehmer" dieses
Jahres aus. 2010 zog Pavels u. Nikolajs Firma in das
Singer-Haus, das sich am Nevskij-Prospekt gegenüber der
Kazaner Kathedrale befand. Heute ist vk.com eines der popuärsten sozialen
Netzwerke in Russland. Eigentlich ist "VKontakte" das
grösste soziale Netzwerk im Runet, war 2012 die erste
beliebteste Website in Weissrussland, die zweite in
Russland, die dritte in der Ukraine, die fünfte in
Kasachstan, die 26. weltweit. Ihr Wert wurde auf 1,5 Mrd.
USD geschätzt. Im Sept. 2012 betrug die tägliche
Besucherzahl der Site durchschnittlich 22 Mln. Nutzer.
Damals waren über 140 Mln. Nutzer bei "VKontakte"
registriert. In Bezug auf seine Wachstumsrate hat das
soziale Netzwerk alle Runet-Rekorde gebrochen. Hauptaktionär
des Netzwerks ist "VK", eine Holding, die im April 2011
32,49% aller Aktien von "VKontakte" besass. "VKontakte"
unterstützte die Entwicklung der Olympiade-Programme in
Russland finanziell u. sponserte Programmierteams in SPB u.
Nordwestrussland. Zu den Mitarbeitern des Unternehmens
zählen die besten russ. Programmierer, Preisträger
internationaler Wettbewerbe in Programmieren u. Mathematik.
2011 haben Pavel u. der Leiter von "DST Global", Jurij Milner, das
Wohltätigkeitsprojekt "Start Fellows" ins Leben gerufen, das
darauf abzielt, wettbewerblich ausgewählte Startups zu
finanzieren. 6 Startups erhielten damals jeweils 25 Tsd.
USD. Im Jan. 2012 versprach Pavel auf einer Konferenz
in München während eines gemeinsamen Auftritts mit
Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, 1 Mln. USD für die
Online-Enzyklopädie zu spenden. Im März bestätigte der
Sprecher der Wikimedia Foundation Informationen über die
Überweisung des zugesagten Betrags auf das Konto der
Stiftung: 2011-12 führte Durov einen "Unternehmenskrieg" mit
dem Hauptaktionär von "Vkontakte", "Mail.ru Group". Der
Konflikt begann im März 2011 mit den Versuchen der Holding,
das soziale Netzwerk zu absorbieren, 100% ihrer Anteile zu
kaufen u. die Site zu fusionieren. Als Antwort nannte Durov
"Mail.ru" eine "Müllholding", zeigte ihnen den Mittelfinger
u. überredete die Mitgründer von "VKontakte", ihre Anteile
nicht zu verkaufen. Der „Krieg“ endete Im April 2012.
"VKontakte" unterstützte die Entwicklung der
Olympiade-Programme in Russland finanziell u. sponserte
Programmierteams in SPB u. Nordwestrussland. Zu den
Mitarbeitern des Unternehmens zählen die besten russ.
Programmierer, Preisträger internationaler Wettbewerbe in
Programmieren u. Mathematik. 2011 haben Pavel u. der Leiter
von "DST Global", Jurij Milner, das
Wohltätigkeitsprojekt "Start Fellows" ins Leben gerufen, das
darauf abzielt, wettbewerblich ausgewählte Startups zu
finanzieren. 6 Startups erhielten damals jeweils 25 Tsd.
USD. Im Jan. 2012 versprach Pavel auf einer Konferenz
in München während eines gemeinsamen Auftritts mit
Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, 1 Mln. USD für die
Online-Enzyklopädie zu spenden. Im März bestätigte der
Sprecher der Wikimedia Foundation Informationen über die
Überweisung des zugesagten Betrags auf das Konto der
Stiftung: 2011-12 führte Durov einen "Unternehmenskrieg" mit
dem Hauptaktionär von "Vkontakte", "Mail.ru Group". Der
Konflikt begann im März 2011 mit den Versuchen der Holding,
das soziale Netzwerk zu absorbieren, 100% ihrer Anteile zu
kaufen u. die Site zu fusionieren. Als Antwort nannte Durov
"Mail.ru" eine "Müllholding", zeigte ihnen den Mittelfinger
u. überredete die Mitgründer von "VKontakte", ihre Anteile
nicht zu verkaufen. Der „Krieg“ endete Im April 2012.
Im Jan. 2014 wurde bekannt, dass Durov im Dez. 2013 einen
Deal zum Verkauf seines verbleibenden 12%-Anteils an
"Vkontakte" an seinen Freund Ivan Tavrin abgeschlossen hatte
u. nicht mehr Eigentümer des Netzwerks war. Nach eigenen
Angaben wollte er den grössten Teil seines Eigentums
abstossen. Er war jedoch der Ansicht, dass der Vorstand auch
in Zukunft von ihm abhängig sein werde, weil er dieses
Netzwerl geschaffen habe u. seine tiefen Mechanismen am
besten verstehe. Er werde die Qualität von "VKontakte"
weiterhin überwachen. Schliesslich sei "VKontakte" das
Beste, was in Russland im Bereich der Kommunikation je
geschaffen wurde, u. seine Verantwortung sei es, dieses
Netzwerk zu schätzen u. zu schützen. Am 1. April kündigte
Pavel Durov seinen Rücktritt vom Posten des Generaldirektors
von "Vkontakte" an. Alleiniger Eigentümer von "VKontakte"
ist seit Sept. 2014 die "Mail.Ru Group", seit Oktober 2021
heisst sie "VK". Als bekannt wurde, dass Facebook
in Russland nach Mitarbeitern sucht, sagte Durov, dass
"VKontakte"-Mitarbeiter nicht in ein anderes Netzwerk
wechseln würden; Facebook sei ein „sinkendes Schiff“, eine
„Hochburg der Pädoliberalen“ u. bezeichnete es schon im Mai
2012 auf seinem Twitter-Account als „billiges Handwerk“. Im
April 2014 gab Pavel Durov bekannt, dass der FSB im Dez.
2013 von der Netzwerkleitung von "VKontakte" die Herausgabe
der persönl. Daten der Organisatoren der Euromaidan-Gruppen verlangt habe, was
er abgelehnt habe. Ihm zufolge erstreckt sich die
Zuständigkeit Russlands nicht auf ukrain. Nutzer des
sozialen Netzwerks "VKontakte". Durov wies auch darauf hin,
dass die Verbreitung von Daten von ukrain. Nutzern nicht nur
einen Verstoss gegen das Gesetz, sondern auch ein Verbrechen
gegen Millionen von Nutzern aus der Ukraine darstellen
würde. Der FSB habe Pavel Durov im Dez. 2011 "angeboten", 5
Communities u. 2 Versammlungen zu blockieren. Durov habe
sich geweigert, dies zu tun. Danach sei er vorgeladen, der
St. Petersburger Staatsanwaltschaft Erklärungen abzugeben.
Telegram: Im Aug. 2013 wurde der erste Telegram-Client
vorgestellt. Im Nov. hatte das Programm laut TJournal etwa
1 Mln. Installationen. In einem Interview mit der New
York Times sagte Pavel Durov, dass ihm die erste
Idee für die Anwendung im Jahr 2011 gekommen sei, als Beamte
der Spezialeinheiten vor seiner Tür standen. Als diese
wieder weggingen, habe Durov sofort seinen Bruder Nikolaj
kontaktiert. Da wurde ihm klar, dass er keine sichere
Möglichkeit hatte, mit seinem Bruder zu kommunizieren. Der
Dienst basierte auf der Verschlüsselungstechnologie der
MTProto-Korrespondenz, die von Pavels Bruder Nikolaj
entwickelt wurde. Russ. Behördenbeamte wollten den Messenger
in Russland verbieten, aber es war zi spät. Als Durov 2018
ankündigte, die Blockchain-Plattform "Telegram Open Network" mit der
Kryptowährung "Gram" auf den Markt zu bringen, zog Telegram
1,7 Mrd. USD an Investitionen an. Aufgrund des Verbots der
Ausgabe von "Gram" durch die US-amerikan.
Wertpapieraufsichtsbehörde 2020 musste das Projekt
aufgegeben werden. Nach einen Rechtsstreit mit "United Capital Partners Fund - UCP
Investment Group", der zu 48% an "VKontakte" beteiligt
ist, u. Pavel Durov von Mitarbeitern der "Mail.ru-Gruppe"
beschuldigt wurde, dass sein Handeln u. seine Entscheidungen
den Interessen von "VK" zuwiderlief u. alle Möglichkeiten
für eine vernünftige Einigung ausgeschöpft waren, wurde
Durov 2014 als CEO von "VK" entlassen. Er verliess Russland
u. kündigte an, nicht zurückzukehren. Er meinte, dass "In
diesem Land es leider unmöglich ist, Internetgeschäfte zu
tätigen." Seit 2017 lebt er in Dubai, wo sich die Telegram-Zentrale
befindet. Neben dem russ. besitzt er einen Pass des Staates
St. Kitts u. Nevis, den er erhielt, nachdem er Investitionen
in die Wirtschaft dieses Landes getätigt hatte. Anfang April
2018 meldeten viele Medien, dass Durov die britische
Staatsbürgerschaft erlangt habe, was Pavel bestritt. Im Feb.
2021 traf sich Pavel Durov mit dem Kronprinzen von Dubai,
Hamdan bin Mohammed al-Maktoum, dem er über die
Erfolgsgeschichte der Telegram-Entwicklung
berichtete. Im Aug. 2021 erhielt er die französ.
Staatsbürgerschaft.
Vermögen und Ranking: 2011 lag Pavel Durov mit
einem Vermögen von 7,9 Mrd. Rubel im Ranking der russ.
Milliardäre auf Platz 350. Seit 2016 steht er auf der Forbes-Liste
der 200 reichsten Geschäftsleute Russlands. In 4 Jahren ist
sein Vermögen von 600 Mln. USD auf 3,4 Mrd. USD gestiegen,
2020 lag er in Russland auf Platz 30 im Ranking u. weltweit
auf Platz 565. Im April 2021 veröffentlichte das Forbes-Magazin
eine neue Liste: Durov belegte jetzt Platz 112 unter den
Milliardären der Welt. Sein Vermögen wurde auf 17,2 Mrd. USD
geschätzt. Unter den russ. Milliardären belegte er den 8.
Platz.
Ideologie: Pavel Durov vertritt "libertäre" polit.
Ansichten u. ist Vegetarier. Er tritt für die Reform des
russ. Bildungssystems ein, ferner für die Abschaffung der
Steuern im Bereich der Information u. die Abschaffung des
Visasystems, für die Propiska-Registrierung u. die
Wehrpflicht, für die Senkung der Zölle u. plädiert für die
Gewährung der vollen Autonomie der Regionen. Er ist
inspiriert von Ernesto Che Guevara u. Steve Jobs, u. nach
seinen religiösen Überzeugungen ist er nach einigen Quellen
ein Anhänger des
Pastafarianismus
u. des Zen-Buddhismus. 2017 sprach
Pavel Durov über 7 Dinge, die seiner Meinung nach das
Bewusstsein negativ beeinflussen: Alkohol; tierisches
Fleisch; Tabletten u. alle pharmazeut. Produkte; Nikotin u.
andere Drogen; Kaffee, schwarzer u. grüner Tee,
Energy-Drinks; Fastfood, Zucker, kohlensäurehaltige
Getränke; Fernsehen u. dessen Analogien.
Würdigung u. Kritik: Einige westliche Medien
nannten Pavel Durov den russ. Mark Zuckerberg. 2011 belegte Durov
den 3. Platz auf der Forbes-Liste der „9
ungewöhnlichsten russ. Geschäftsleute. Dasselbe Magazin
veröffentlichte eine Liste der „30 bemerkenswertesten
Persönlichkeiten des russ. Internetgeschäfts“, in der Durov
den 7. Platz belegte. In der Liste der meistzitierten
Blogger in den russ. Medien im 1. Halbjahr 2012 stand Durov
laut einer Studie von "Medialogia" auf Platz 42. 2018 gewann
Durov den Preis des Journalistenverbands Kasachstans für
seine prinzipielle Haltung gegen Zensur u. staatl.
Einmischung in die freie Korrespondenz der Bürger im
Internet. Durovs Geschäftsstil wurde als hart u. manchmal
arrogant bezeichet. Von Kritikern wird Vkontakte.ru mangelnder
Schutz persönlicher Daten vorgeworfen. Mitgliederdaten von Vkontakte.ru sollen
z.B. durch Bankagenten auf der Suche nach Schuldnern
verwendet worden sein. Ferner wird die Plattform
ganz offen u.a. von neonazistischen u. neofaschistischen
Gruppierungen genutzt, ohne dass gegen diese eine Handhabe
bestünde: Der
russ. Journalist s.
Roman Dobrokhotow bemängelte
öffentlich, dass es seitens der russ.
Ermittlungsbehörden, besonders des FSB,
die auf das Netzwerk ungehinderten Zugriff hätten,
keinerlei Anstrengungen gäbe, rechtsextremistische
oder rassistische Strömungen
auf der Plattform zu unterdrücken, während
Regierungskritiker durchaus mit Sanktionen rechnen
müssten. Im Juni 2022 kündigte Telegram-Gründer
Pavel Durov kündigt einen neuen Bezahldienst an.
Interview
mit Pavel Durov: Am 6. April 2024 wurde bekannt,
dass s. Tucker Carlson den Gründer des russ. sozialen
Netzwerks "VKontakte"
u. des russ. Instant-Messaging-Diensts "Telegram" u. russ.
Unternehmer s. Pavel Durov interviewte. Durov selbst gab dies in
seinen sozialen Netzwerken bekannt. Laut Durov führte Carlson
bereits im Februar desselben Jahrs ein Interview mit ihm, das
3 Stunden dauerte. In
seiner Ankündigung des Interviews mit Tucker Carlson 2
Monate nach den Dreharbeiten, am 16. April 2024, erklärte
Pavel Durov in seinem "Telegram"-Kanal, dass er sich für das
Interview entschieden, weil er „als Leader einer politisch
neutralen Plattform verpflichtet sei, mit Journalisten zu
kommunizieren, die unterschiedliche polit. Ansichten
vertreten“, u. nannte Carlson „einen bekannten
Konservativen“. Er habe sich aber auch mit einem
„Journalisten mit liberalen Ansichten“ unterhalten, ohne den
Namen zu nennen. Das
Interview mit Carlson fand am Hauptsitz der "Telegram
Corporation" in Dubai, VAE, statt.
Eine fast 1-stündige Version des Interviews wurde als Premiere am 17.
April 2024 im
Videoformat im Streamingdienst
"Tucker Carlson Network", teilweise
in seinem "Telegram"-Kanal u. auf "YouTube" veröffentlicht.
Bis
Mitte Juli 2024 hatte das Interview auf Carlsons
"YouTube"-Kanal etwa 3,4 Mln. Aufrufe, 151 Tsd. Likes u. 19
Tsd. Kommentare verzeichnet.
Inhalt: In dem Interview ging es u.a. um die Themen Eröffnung
von "VKontakte", Oppositionsproteste in Russland 2011-13
u. erste Probleme mit den russ. Behörden Euromajdan,
Blockierung des sozialen Netzwerks "Telegram" durch
"Roskomnadzor" vor dem Hintergrund von Durovs Weigerung, mit
der Regierung RF zusammenzuarbeiten, um die
Strafverfolgungen in Russland, Durovs Ausreise aus Russland
usw.
Nach einer einleitenden Erzählung darüber, wie
die Familie Durov nach
dem Zusammenbruch der UdSSR von Italien nach
Russland zurückkehrte,
wie Pavel
u. sein Bruder Nikolaj als
Studenten
begannen, Programmieren
zu unterrichten u. Websites zu erstellen, wie Pavel eine
Website mit dem Spitznamen "Russ. Facebook“ gründete,
die dann den Namen "VKontakte“ erhielt
u. als soziales
Netzwerk konzipiert wurde, das mit bis zu 100 Mln. aktiven
Nutzern immer beliebter wurde, kam er darauf zu sprechen, wie
Durovs erste Probleme mit dem russ. Staat des
autoritären Putin-Regimes begannen. Nachdem die russ.
Opposition, damals unter der Führung s. Boris Nemcovs, begann,
"VKontakte" als Plattform für die Organisation von Protesten
in Russland zu nutzen, begannen die russ. Behörden, alle
Aktivitäten von Pavel Durov zu überwachen u. forderten Durov
auf, das soziale Netzwerk im Kampf gegen die Opposition einzusetzen
u. die Zensur einzuführen, was Durov mit dem Hinweis
ablehnte: „VKontakte ist ein grosses soziales Netzwerk, in dem
es grosse öffentl. Communities gibt, denen jeder beitreten
kann u. jeder lesen kann, was die Leute diskutieren u. was
Administratoren veröffentlichen. ...“ "VKontakte"
sei zwar ein
„Organisationsinstrument für die Protestierenden
gewesen". Aber „es ging nicht darum, dass wir im
polit. Kampf die eine oder andere Seite vertreten. Wir haben
die Rede- u. Versammlungsfreiheit verteidigt u. waren davon
überzeugt, dass dies richtig war.“ Man habe an den freien
Markt u. das kapitalist. System geglaubt, das in Russland
eingeführt worden war.
Im Zusammenhang mit den Massenprotesten auf dem "Euromajdan" in Kiev, Ukraine, bei denen
viele Teilnehmer begannen, "VKontakte" als Instrument zu
nutzen, etwa um sich gegen Russisch auszusprechen oder gegen
die pro-russ. Regierung des Präsidenten Viktor Janukovich
auszusprechen, begannen die Behörden in Russland erneut, Pavel
Durov zu verfolgen. Diesmal verlangten sie von Durov nicht nur
erneut die Einführung der Zensur, sondern auch die
Bereitstellung sämtlicher Daten über die Euromajdan-Teilnehmer
an den FSB. Durov lehnte dies zum zweiten Mal ab u. erklärte
dem FSB, dass es sich um Aktionen eines anderen Landes
handele. Die Reaktion des FSB fiel negativ aus, weshalb Durov
sich entweder dem System unterwerfen oder das Land verlassen
sollte. Durov entschied sich letztendlich für die letzte
Option.
Danach konzentrierte
Tucker Carlson seine Aufmerksamkeit auf Durovs
Investition in die Werbung für "Telegram", worauf er
antwortete, dass in der gesamten Geschichte der Existenz des Messengers
kein einziger USD in seine Werbung investiert worden
sei. Man habe "Telegram" auch nie auf anderen sozialen
Plattformen beworben. Dies sei ein grosser Unterschied zu
anderen Anwendungen. Das gesamte Wachstum von "Telegram"
geschehe organisch. Es seien fast 900 Mln. Nutzer erreicht
worden, u. zwar ohne etwas für Werbung auszugeben.
Dann stellte Carlson auch je eine Frage zum Verkauf des
sozialen Netzwerks "VKontakte" an den Konzern "Mail.Ru Group"
u. zur Auswanderung Durovs aus Russland, zu der Durov sagte,
dass diese Entscheidung für ihn „ein wenig schmerzhaft war“.
In diese Plattform sei viel Kreativität, Zeit u. Mühe gesteckt
worden. Aber gleichzeitig sei ihm klar geworden, dass er
lieber frei statt reich sein würde u. von niemandem Befehle
entgegennehmen möchte. Seine Lebensaufgabe bestehe so weit wie
möglich darin, auch anderen Menschen zu ermöglichen, in
gewissem Sinne frei zu werden. Er hoffte, dass sie diese
Freiheit mithilfe der Plattformen zum Ausdruck bringen können,
die er u. seine Mitarbeiter erstellt haben. Dies sei die
Mission von "Telegram", u. teilweise sei dies auch die Mission
seiner vorherigen Firma "VKontakte" gewesen.
Als Carlson eine Frage zur Schaffung des "Telegram"-Messengers
stellte, antwortete Pavel Durov, dass ihm die Idee zur
Einführung eines solchen Messengers gekommen sei, als er sich
in Russland vor dem Hintergrund seiner Verfolgung durch den
FSB weigerte, mit den russ. Behörden zusammenzuarbeiten. Durov
erzählte, dass bewaffnete Polizisten versucht hätten, in sein
Haus einzubrechen, weil er sich geweigert habe, die von ihm
erwähnten Oppositionsgruppen zu blockieren. Es sei ihm klar
geworden, dass es keine sicheren Kommunikationsmittel gibt.
Deshalb sei er auf die Idee gekommen, eine Messaging-App mit
starker Verschlüsselung zu erstellen.
Nachdem Pavel Durov Russland verlassen hatte, begann er, die
Welt zu bereisen. Auf der Suche nach dem idealen Standort für
die Errichtung des Hauptquartiers des Messengers "Telegram"
sei er zunächst in Deutschland, dann im Vereinigten Königreich
u. in Singapur gelandet. Auf die Frage Carlsons, warum er sich
nicht für die Errichtung seines Hauptquartiers in einem dieser
drei Länder entschieden habe, antwortete Durov, dass es
Probleme mit der Bürokratie gegeben habe. Er habe die besten
Programmierer der Welt an diese Orte gebracht u. versucht, sie
bei der örtlichen Firma anzuheuern. Die Antwort, die er ich
z.B. von Deutschland bekommen habe, sei gewesen, dass man
keine Leute von ausserhalb der EU einstellen könne, bevor die
freien Stellen nicht zuerst in einer lokalen Zeitung
ausheschrieben worden seien. Wenn sich dann innerhalb von 6
Monaten niemand von den Ingenieuren in der EU oder in
Deutschland meldet, dürfe man dann externe Bewerber
einstellen.
Durov habe diese Regelung für verrückt gehalten.
Während seines Aufenthalts in den USA habe Durov eine
unangenehme Überraschung erlebt. Nachdem er sich in San
Francisco im "Twitter"-Büro mit Jack Dorsey getroffen habe u.
abends ins Hotel zurückkehrte, sei er auf der Strasse von
Unbekannten angegriffen worden, drei
grose Kerle, die versucht hätten, sein Telefon zu
entreissen. Es
sei das einzige Land gewesen, in dem er auf der Strasse
angegriffen wurde. Er u. seine Mitarbeiter hätten
gedacht, dass San Francisco ein guter Arbeitsplatz für sie
sei, weil alle Technologieunternehmen dort oder im Raum San
Francisco ansässig sind. Nach diesem Vorfall habe sich das FBI
auf den Plan gebracht. Als Durov u. seine Mitarbeiter in die
USA kamen, hätten sie zu viel Aufmerksamkeit vom FBI u. den
Sicherheitsdiensten erregt.
Als nächsten Standort habe Pavel
Durov die Vereinigten Arabischen Emirate VAE u. die
Stadt Dubai ausgewählt, die Durov 2017 als potenziellen
Standort für den Hauptsitz des "Telegram"-Messengers in
Betracht zog. Es sei in den VAE einfach, ein Unternehmen zu
gründen u. Geschäfte
zu machen. Man könne
Menschen von überall auf der Welt einstellen, solange
man ihnen ein gutes Gehalt zahle.
Die steuerlichen Verhältnisse seien ideal u. die Infrastruktur
sei ausgezeichnet;
ausserdem fehle dort ein staatlicher Repressionsapparat. Die
VAE seien ein neutrales u. kleines Land, das mit allen
befreundet sein möchte. Geopolitisch sei es mit keiner der
grossen Supermächte verbunden. Er denke, das es der beste
Ort für eine neutrale Plattform wie "Telegram" sei, wenn man
auch sicherstellen wolle, dass die Privatsphäre u. die freie
Meinungsäusserung der Nutzer geschützt werden können. In den
Jahren der Anwesenheit seiner Firma habe es keine Druck aus
den VAE auf "Telegram" gegeben. Im Gegenteil, man sei sehr
unterstützt worden, sehr hilfsbereit gewesen, u. es sei ganz
anders als alles gewesen, was er bisher erlebt habe. So
wollte er die VAE nie wieder verlassen.
Im Zusammenhang mit der Besetzung des Kapitols durch Anhänger
des 45. US-Präsidenten Donald Trump am 6. Januar 2021 habe
Pavel Durov einen Brief von
einem demokrat. Kongressabgeordneten erhalten, um von
ihm alle Daten der Teilnehmer des „Aufstands“
gegen die Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahl von 2020 weiterzugebenzu
erhalten. Nach Rücksprache mit seinen Anwälten sei
Durov geraten worden, „dem keine Beachtung zu schenken“. Da in
dem Brief geschrieben stand, dass man
gegen die US-Verfassung verstosse, wenn
man dieser Aufforderung nicht nachkomme, habe Durov dieses
Schreiben durchaus ernst genommen. 2 Wochen später habe Durov
einen weiteren Brief von der republikan. Kongressfraktion mit
ähnlichem Inhalt erhalten. Aber Durov habe nichts unternommen
u. sich entschieden, die Auffordungen in den beiden Briefen zu
ignorieren, weil es sich um ein so komplexes Thema gehandelt
habe, das die Innenpolitik der USA betrifft.
Der
grössere Druck auf "Telegram" sei jedoch nicht von
Regierungen ausgegangen, sondern von Unternehmen wie "Apple"
u. "Google". Wenn es um die freie Meinungsäusserung
gehe, könnten diese beiden Plattformen alles zensieren, was zu
lesen ist u. auf was die Nutzer auf ihren Smartphonen
zugreifen können. Diese Firmen machen deutlich, dass
"Telegram" möglicherweise aus den Stores entfernt wird, wenn
man ihren Empfehlungen, wie sie es nennen, nicht folgt.
"Apple" u. "Google" gingen bei ihren Empfehlungen keine
Kompromisse ein. Wenn sie der Meinung seien, dass bestimmte
Inhalte gegen ihre Regeln verstossen, stellten sie sicher,
dass alle über ihre Stores vertriebenen Apps diesen Regeln
entsprechen. Die Regeln selbst seien recht allgemein: Es
sollte keine Gewalt, Diskriminierung oder öffentlich
zugängliche Materialien zum Thema Kindesmissbrauch geben.
"Telegram" sei bemüht, diese Regeln zu beachten u.
durchzusetzen, u. die Nutzer wüssten auch besser, was erlaubt
sei u. was nicht. Durov fügte hinzu, dass der
"Telegram"-Messenger „ein Messenger ist, dessen Regeln für
alle Parteien gleichermassen gelten“, es piele keine Rolle, ob
es sich um
Orte wie Hongkong, Belarus, Kasachstan oder Spanien handle,
wo "Telegram" von der Opposition oder der
Regierungspartei genutzt wird. Er könne sowohl von
der Opposition als auch von Regierungsbehörden genutzt werden.
Der Betrieb von "Telegram" bedeute nicht, dass die Firma deren
Position unterstützt, aber es bedeute auch nicht, dass es ihm
egal sei, denn seine Firma halte es für wichtig, dass diese
Plattform gegenüber allen Meinungen neutral sei u. dass
unterschiedliche Ideen konkurrieren u. zum Fortschritt u. zu
einer besseren Welt beitragen können. Dies sei einer der
Gründe, warum "Telegram" in den VAE gelandet sind. Während
der COVID-Pandemie habe "Telegram" Dutzenden von Regierungen
dabei geholfen, Lockdowns, Masken u. Impfstoffe bekannt zu
machen; man habe aber auch die Stimmen nicht
einschränken wollen, die diese Massnahmen
kritisierten. Er
habe gedacht, es wäre klug, wenn diese gegensätzlichen
Standpunkte kollidierten u. aus der Debatte etwas Wahres
hervorkäme. Gerade seit dem Ende der Pandemie
seien viele Menschen noch skeptischer gegenüber den
Einschränkungen ihrer Freiheiten, denen sie während der
Pandemie ausgesetzt waren. Gerade
"Telegram" sei während der Pandemie eine der wenigen
oder vielleicht die einzige grosse
Social-Media-Plattform waren, die Konten, die einigen
der ergriffenen Massnahmen skeptisch gegenüberstanden,
nicht entfernt habe.
Durov gab auch zu bedenken, dass er aufgrund der
US-Verfolgung den Pocket-Betriebssystemen "Android" u. "iOS"
nicht vertraue. Nach
dem, was er in den USA erlebt habe, habe er aus
Sicherheitsgründen nur sehr begrenztes Vertrauen in
Plattformen, die in den USA entwickelt wurden.
Auf die Frage Carlsons, warum Pavel Durov
„kein grosses Vermögen“ u. keine Immobilien habe, antwortete
dieser, dass „für ihn die oberste Priorität im Leben seine
Freiheit“ sei. Der 2. Grund sei, dass er sich gerne auf das
konzentriere, was er u. seine Mitarbeiter bei "Telegram" tun.
Auf die Frage Carlsons, wie viele Mitarbeiter beim
"Telegram"-Messenger arbeiten, erklärte Durov, dass er die
meisten Funktionen selbst innehabe u. der einzige
Produktmanager sei. Er arbeite immer noch direkt mit
Ingenieuren u. Designern zusammen. Mittels Wettbewerbe, die alle
1-2 Monate stattfänden, würden die besten Ingenieure
ausgewählt, die dann eventuell seinem Team beitreten, das nur
aus etwa 30 Ingenieuren bestehe. Das sei ein wirklich
kompaktes u. sehr effizientes Team. Man brauche keine
Personalabteilung, um supertalentierte Ingenieure zu finden.
Zum Kauf von "Twitter", heute "X", durch s. Elon Musk, lobte
Durov, diese Tatsache, die er aus mehreren Gründen „ausgezeichnet"
findet. Erstens gehe es dort um Innovation, denn man habe
vielleicht gesehen, wie "X" viele Innovationen einführte.
Einige davon werden falsch sein, andere werden funktionieren.
Aber zumindest versuchen sie, innovativ zu sein. So etwas habe
es in dieser Branche in den letzten 10 Jahren, mit Ausnahme
von "Telegram" u. einigen anderen Unternehmen, nicht gegeben.
Wie man bei den grossen Playern gesehen habe, kopierzen diese
lieber die bewährten Modelle u. Funktionen, die in Apps wie
"Telegram" eingeführt wurden, u. brächten sie einfach einem
breiteren Publikum zugänglich. Diese Funktionen würden nur ein
schwacher Abglanz dessen sein, was wir geschaffen haben, aber
so hätten diese Unternehmen funktioniert u. werden auch
weiterhin funktionieren. Was "X" zu tun versuche, stehe im
Einklang mit unserem Ansatz: Innovation, Experimente, mehr
Tools für Content-Ersteller, Einführung der Monetarisierung
innerhalb des Ökosystems. Es brauche mehr Unternehmen wie
dieses.
Gegenüber Mark Zuckerberg sagte Pavel Durov im Gespräch mit
Tucker Carlson, dass er ihn vor über 10 Jahren kennengelernt
habe. Er habe an "VKontakte" Interesse gezeigt. Er habe aber
nicht versucht, das zu kopieren, was wir taten, sondern das,
worüber ich ihnen erzählte.
Reaktionen in Russland: Die
unmittelbare Reaktion des Kremls auf das Interview liess
nicht lange auf sich warten. Wenige Stunden nach seiner
offiziellen Veröffentlichung erklärte Kreml-Pressesprecher
s. Dmitrij Peskov, dass „der Kreml sich das Interview von
Pavel Durov ansehen werde“. Später fügte er hinzu, dass der
Kreml hoffe, dass "Telegram" nicht als alternative
Plattform für die Organisation von
Terroranschlägen genutzt werde. Putins Sprachrohr fügte
hinzu, dass Russland wiederholt empfohlen habe, den Zugang
zu "Telegram" durch Terroristen zu sperren. Ferner
kritisierte Peskov auch die US-Regierung wegen der
aufmerksamen Beobachtung von Durovs Aktivitäten durch das
FBI u. die NSA u. sagte, dass sie den Informatiker wohl
weglocken wollten.) 07.24
DURYCKA, Anna II III IV V (ukrain. Model, Finalistin bei
"Miss Ukraine Universe" 2018. Durycka u. s. Boris Nemcov
lernten sich im Urlaub Sommer 2012 in der Türkei /auf einer
Party des Milliardärs s. Mikhail Prokhorov?/ kennen u. war
seither mit ihm liiert. Journalisten schrieben, dass Durycka
u. Nemcov zwischen der Kiever Wohnung des ukrain. Models u.
der Wohnung Nemvovs im Zentrum von Moskau pendelten; Anna
sei 2-3 mal im Monat nach Russland geflogen. Der
Oppositionspolitiker, der auch ein Kritiker der russ.
Militärintervention in der Ukraine war, u. das Model hätten
oft auch Urlaub im Ausland gemacht, u.a. in Deutschland u.
der Schweiz. Am 27. Feb. 2015 war sie die einzige
Augenzeugin der Ermordung Boris Nemcovs durch
tschetschenische Kriminelle auf der Bolshoj
Moskvoreckij-Brücke in Moskau als Vergeltung für angebl.
islamfeindliche Äusserungen Nemcovs. Nach dem Mord wurde sie
von der russ. Polizei unter Hausarrest gestellt, so dass das
ukrain. Aussenministerium intervenieren musste, um ihre
Freilassung u. Rückkehr in die Ukraine zu erreichen. Nach
ihrer Rückkehr tauchte sie unter dem Schutz bewaffneter
Wachen, der ihr vom Generalstaatsanwalt der Ukraine, Viktor
Shokin, gewährt wurde, unter, nachdem sie angebl.
Morddrohungen erhalten hatte. Sie verzichtete darauf, nach
Russland zurückzukehren, um im Nemcov-Prozess auszusagen. Im
Dez. 2018 forderte sie in einem Interview öffentlich die
Umbenennung der Strasse der russ. Botschaft in London in
Erinnerung an Boris Nemcov. Im Nov. 2020 gab sie dem ukrain.
Moderator s. Dmitrij Gordon - der Nemcov 2008 interviewt hatte - ein
einstündiges Exklusivinterview, in dem sie über
ihr Leben mit Nemcov befragt wurde u. sie vom Tag der
Ermordung Nemcovs berichtete. U.a. sagte sie, dass Nemcov
mit ihr oft über Politik gesprochen hätten u. dass er ihr
gesagt habe, dass ihm nicht gefalle, wie Putin den Staat
führe. Morddrohung habe er nicht ernst genommen u.
habe öffentl. Verkehrsmittel ohne Bewachung benutzt. Dennoch
habe er im Unterbewusstsein stets gefürchtet, dass er
ermordet werden könnte. Sie sei auch keine Agentin des
ukrain Geheimdienstes SBU. Auf die Frage, wer Nemcov
ermordet habe, antwortete sie, dass es diejenigen polit.
Gegner gewesen seien, die verhindern wollten,dass Nemcov
Präsident Russlands werde, der das Land verändern wollte.
Sie wolle aber nicht auf Fragen eingehen, ob Putin für die
Ermordung Nemcovs verntwortlich sei. Die Ermordung Nemcovs
habe ihr Leben stark verändert u. ihre Psyche zerstört, sie
arbeite nicht mehr als Model. Die Idee, die Bolshoj
Moskvoreckij-Brücke in Boris Nemcov-Bücke umzubenennen,
gefalle ihr. Zur Zeit befasse sie ich mit Modethemen,
unterhalte einen Blog u. schliesse nicht aus, Journalistin
zu werden.)
DÜRR, Stefan II III IV V (deutsch-russ. Landwirt u.
Landmaschinenhändler. Im Rahmen eines dt.-russ.
Praktikantenaustauschs auf dem Agrarsektor 1989 war er einer
der beiden ersten Praktikanten nach
dem Ende des Kalten Kriegs. 1998
begann er in Russland mit dem Landmaschinenhandel, zunächst
noch mit DDR-Technik, dann bald mit moderne Maschinen aus
dem Westen. 2002 übernahm er eine alte Kolchose in dem Dorf
Schutsche im Gebiet Voronezh u. stieg in den Pflanzenbau
ein. Mit Stand 1. Sept. 2019 bewirtschaftete sein russ.
Unternehmen "Ekoniva" mit 13 Tsd. Angestellten 589´850
Hektar Land im Gebiet Voronezh. Als
Geschäftsführer der dt. Holding "Ekosem-Agrar AG" in Walldorf gehört Dürr zu den grössten
Agrarunternehmern in Russland. Dürr produziert an 6 Standorten
Russlands Milch u. Getreide, Saatgut u. Fleisch, u. verkauft
landwirtschaftl. Maschinen. 2019 begann die "Ekosem"-Gruppe
damit, in kleinem Umfang auch ökologische Rohmilch
herzustellen. Ferner produziert
das Unternehmen Im Gebiet Kaluga
Biorindfleisch u. verschiedene Marktfrüchte in
Bioqualität unter
Einhaltung der russ. sowie der EU-Richtlinien für
ökologische Landwirtschaft.
Mit über 100
Tsd. Tonnen Milch pro Jahr
gehört er zu den 4 grösten
Milchproduzenten Russlands. "Ekosem" erzielte im
Geschäftsjahr 2020 rund 460 Mln. Euro Umsatz u. ein
operatives Betriebsergebnis von 180 Mln. Euro. Ausserdem gibt Dürr 600 Tsd. Euro
jährlich für wohltätige Zwecke aus. Dürr beriet die Regierung der RF im Rahmen der Bodenreform
– Privatisierung
landwirtschaftl. Flächen – u. plädierte dafür, eine
ungeordnete Privatisierung mit Oligarchen wie in der Industrie zu
verhindern. In
Russland erhielt er 2007 den Pjotr-Stolypin-Nationalpreis.
Auf Vorschlag
von s. Aleksej Gordeev, ehem.
Landwirtschaftsminister RF u. ehem. Gouverneur von
Voronezh, wurde
Dürr 2014 von Präsident RF s. Vladimir Putin wegen seiner
Verdienste um die nationale Landwirtschaft die
Staatsbürgerschaft RF verliehen. Dürr trat zur russ.-orthodoxen
Kirche über. Im
Okt. 2021 wurde er ins
Kuratorium des Deutsch-Russ. Forums gewählt.
2017
produzierte der MDR in Zusammenarbeit mit arte den Dokumentarfilm von Mathias
Schmidt "Ein Bauer für Putin - Stefan Dürr".
Als die russ. Regierung unter s. Dmitrij Medvedev 2014
als Antwort auf die westl. Sanktionen ein Importembargo für
Lebensmittel aus der EU verhängte, soll Dürr Putin dies
angeraten haben. Offenbar profitierten Dürrs Unternehmen als
Teil der russ. Landwirtschaft selbst vom inländ.
Nachfrageschub, den das Importverbot auslöste. /Fasbender,
Putin, 494/. Wegen des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine
vom Feb. 2022 entzog das Bundesagrarministerium BMEL
Stefan Dürr im März 2022 den Auftrag, offizielle Kontakte
zu russ. Fachpolitikern zu organisieren. Das Projekt
"Deutsch-Russ. Agrarpolit. Dialog“ werde „bis auf
weiteres“ ausgesetzt, wie eine Sprecherin der
Behörde der Presse vermeldete.)
DYBAL, Aleksandr Mikhajlovich
(russ. Topmanager, ehem. Generaldirektor u. ehem.
Vorstandsvorsitzender von "Gazprom-Media". Seit 2007 Mitglied
des Vorstands u. stv. Generaldirektor von "Gazprom Neft", wo er sich im Bereich
der Unternehmenskommunikation mit Fragen der
Informationspolitik, Wohltätigkeit, Public Relations PR u.
regionalen Gouvernement Relations GR befasst u. eine Reihe
von sozialen Projekten in Russland u. Serbien leitet.
Unter Experten gilt Dybal als „Schwergewicht der russ. GR-
u. PR-Praktiken“. Das
von Dybal initiierte Programm "Rodnye
goroda" sei zu einem Beispiel dafür geworden, wie man
Grossprojekte in verschiedenen Regionen unter Beibehaltung
einer gemeinsamen Logik umsetzen kann. Der stv. Chef von
"Gazprom Neft" versuche sicherzustellen, dass sein
Unternehmen nicht nur Sponsor der von den Behörden
vorgeschlagenen Projekte ist, sondern ein vollwertiger
Partner, ein „Wissens- u. Kompetenzgeber“, der das
städtische Umfeld zum Besseren verändern kann. Es wurde der
Schluss gezogen, dass das soziale Image von "Gazprom Neft"
ohne Dybal ein merklich anderes wäre, obwohl die
grundlegenden Ansätze erhalten geblieben wären. 2016 wurde
Dybal die Goldmedaille der Republik Serbien „für
herausragende Verdienste um die Stärkung der
russ.-serbischen Kultur- u. Wirtschaftsbeziehungen“
verliehen. 2017 erhielt er die "Lifetime Achievement Awards"
„für seinen unschätzbaren Beitrag zur Entwicklung der
PR-Branche“. 2018 belegte Dybal den 1. Platz in der
Bewertung des Einflusses in St. Petersburg in Bezug auf den
Kommunikations- u. GR-Markt.)
DYMOV, Vadim Georgievich
(eigtl. ZASYPKIN, russ. Unternehmer u. Politiker, Besitzer
von Fleischverarbeitungsbetrieben in Moskau, dem Gebiet
Moskau u. im Land Krasnojarsk, Viehzuchtanlagen in den
Gebieten Ivanovo u. Vladimir sowie in den Ländern
Krasnodar u. Krasnojarsk, u. einer Keramikfabrik in
Suzdal, wo rr sich besonders engagiert. Ausserdem ist er
als Autor konzeptioneller Geschäftsprojekte im Bereich
Kunst u. Kultur tätig, darunter die Buchhandelskette
"Respublika" u. der Buchverlag "Tretja Smena". 2007 wurde
sein persönl. Vermögen auf 100 Mln. USD geschätzt.
Politik: Im April 2009 trat Vadim Dymov der
Partei "Einiges Russland“ bei, ist Mitglied
ihres liberalen Flügels. In einem Interview mit einer
Journalistin sagte er, er sei in die Politik gegangen, um
ihr näher zu kommen u. zu verstehen, wie das System
funktioniert. Der Geschäftsmann war Mitglied des
Expertenrats unter Präsident s. Dmitrij Medvedev u.
wechselte später in den Rat der Regierung. Medvedev war
von Dymov begeistert u. bot ihm an, für das Amt des
Gouverneurs von Primorje zu kandidieren. Dymov war von
dieser Idee zwar angetan, zog es aber vor, Geschäftsmann
zu bleiben. 2012 rief Dymov "Einiges Russland“ dazu auf,
die bisherige Ideologie zu überdenken u. eine polit. rein
rechte Partei zu werden, denn er glaube, dass „Flirten mit
der linken Wählerschaft in der Regel zu nichts Gutem"
führe. 2018 wandte sich Dymov gegen die häufigen
Gesetzesänderungen u. wies auf die Notwendigkeit hin, das
Justizsystem des Landes zu verbessern. 2017
nahm Dymov ein Magistrat an der Fakultät für Geschichte
der Moskauer Staatl. Universität ein u. schrieb eine
Arbeit über die "liberale Opposition während des Krieges
u. am Vorabend der Februarrevolution". Im Juni 2018
starteten Vadim Dymov u. der Science-Fiction-Autor Sergej
Lukjanenko die Website der Bewegung "Für Sobjanin" zur
Unterstützung der Kandidatur von s. Sergej Sobjanin für die
bevorstehende Bürgermeisterwahl in Moskau. 2019 sprach sich
der Unternehmer im Fernsehen gegen die Existenz so vieler
Aussenpolitiker im TV aus. Das hielt er für falsch, weil die
Aussenpolitik „eine professionelle Zone ist, die vom
Aussenministerium u. einigen anderen Abteilungen behandelt
werden sollte“. Im Aug. 2019 erstellte Dymov eine Website,
auf der man mit Kandidaten der "Partei an der Macht"
kommunizieren konnte, die für die Wahlen zur Moskauer Stadtduma kandidieren.)
DYMOVSKIJ, Aleksej
Aleksandrovich (ehem. russ. Polizeimajor
des russ. Innenministeriums in Novorossijsk. 2000-4
arbeitete er als Bezirkspolizist der Hauptverwaltung für
innere Angelegenheiten der Stadt Svobodnyj, Gebiet Amur.
2004 wurde er in die Abteilung für Innere Angelegenheiten
der Stadt Novorossijsk versetzt. 2005 wurde er zum
Kriminalkommissar des
Оперативно-разыскная часть ORCh der Kriminalpolizei
berufen.
Schon seit längerem war Dymovskij mit den Zuständen in der
russ. Miliz unzufrieden. 2007 versuchte er erstmals an die
Öffentlichkeit zu treten, indem er in der TV-show "Direkter
Draht zu Putin" anrief
u. eine Frage zu Polizeiwillkür in Noworossijsk stellen
wollte, allerdings nicht zum Präsidenten durchgeschaltet
wurde. 2008 wurde er zum leitenden Mitarbeiter des
ORCh ernannt. Dymovskij wurde
weithin bekannt, nachdem er im Nov. 2009 zwei offene
Videobotschaften im Internet auf seiner persönlichen
Website www.dymovskiy.ru u. auf YouTube, die sich an den
damaligen russ. Ministerpräsidenten s. Vladimir Putin u.
an russ. Polizeioffiziere richteten, mit folgendem Inhalt
veröffentlicht hatte. In den beiden
Videobotschaften war die Rede von Korruption in den
Strafverfolgungsbehörden, insbes. in der Stadt Novorossijsk,
von einer „teuflischen Haltung,
von Grobheit u. Tyrannei der Behörden", von unfairer
Haltung seiner Vorgesetzten ihm gegenüber, von
unbezahlter, unregelmässiger Arbeit am Wochenende, einem
kleinen Gehalt, Verzögerung der Aufdeckung von Straftaten,
von Fällen, in denen „Leute auf Anordnung eingesperrt
werden sollten", von einem fehlenden Recht der
Arbeitnehmer, zu streiken oder Demonstrationen zu
organisieren. Er nannte den Namen des Chefs der
städtischen Polizei u. forderte „Lasst uns eine
unabhängige Untersuchung in ganz Russland durchführen". Er
sprach davon, dass der Oberst ihm mit Entlassung gedroht
hat. Bald begann die Lokal- u. Bundespresse über die
Videos zu berichten.
Noch im Nov. führte die Hauptverwaltung für innere
Angelegenheiten des Landes Krasnodar eine offizielle
Überprüfung bei der Verwaltung für innere Angelegenheiten
in Novorossijsk durch, in deren Folge Dymovskij wegen
Verleumdung aus den Organen für innere Angelegenheiten
suspendiert wurde.
Ausserdem wurde ihm vorgeworfen, mit auländ. NGOs
zusammenzuarbeiten, um seine Vorwürfe als vom Ausland
gesteuerte Propaganda zu diskreditieren. Dymovskij
begann, Pressekonferenzen in verschiedenen Städten des
Landes abzuhalten, an Kundgebungen teilzunehmen, in den
Medien zu sprechen, öffentl. Empfänge zu organisieren. Ende
Nov. kündigte er seine Absicht an, eine eigene soziale
Bewegung namens "Belaja lenta" zu gründen. Im
Dez. erklärte der Leiter der Abteilung für innere Sicherheit
des Innenministeriums RF, Generalleutnant der Miliz Jurij
Draguncov, dass die Unterlagen zur Überprüfung der Aussagen
des Majors an den Untersuchungsausschuss des Staatsanwalts
geschickt worden seien, u. dass Dymovskij der Veruntreuung
von Geldern u. der Offenlegung von Staatsgeheimnissen
angeklagt werden könnte. Am 24. Dez. unterzeichnete
Präsident s. Dmitrij Medvedev ein Dekret zur Reform des
Innenministeriums bis 2012. Noch Ende Dez. 2009 wurde gegen Dymovskij ein
Strafverfahren gemäss Art. 159 StGB RF wegen "Betrugs, der
von einer Person begangen wurde, die ihre amtliche Stellung
ausübt“ eröffnet.
Dymovskij wurde einer psychiatrischen Untersuchung
zugewiesen u. sein Mitarbeiter
Grigorij Tschekalin wurde
mit einer Geldstrafe von 2000 Rubel belegt. Dymovskijs
Verteidiger wurde in Novorossijsk 7 Tage lang festgehalten.
Im Feb. 2010 wurden in St. Petersburg eine Mahnwache u. in Novorossijsk eine Kundgebung
zur Verteidigung Dymovskijs u. Tschekalins veranstaltet. Im
April 2010 hielt Dymovskij eine
„letzte" Ansprache an Präsident Medvedev, den er
aufforderte, die Kriminalfälle der 1990er Jahre, mit denen
Putin zu tuun hatte, anzusprechen,
„um sich an Kursk, Nord-Ost, Beslan zu erinnern". Laut Dymovskij
sei es notwendig, die Verantwortlichen für diese Ereignisse
zur Rechenschaft zu ziehen. „Ordnen Sie die Dinge bis zum
12. Nov. Andernfalls werde ich die Leute bitten, auf den
Roten Platz zu kommen “, sagte Dymovskij. Ausserdem forderte
er Medvedev auf, „ins Dorf zu kommen, um zu sehen, wie die
einfachen Leute leben". Im April 2010 unterzeichnete
Dymovskij einen Appell der russ. Opposition "Putin muss gehen". Im Jan. 2010 wurde
Dymovskij angeklagt. Das Gericht
beschloss Untersuchungshaft als Präventivmassnahme.
Während Dymovskij in einer Untersuchungshaftanstalt in
Krasnodar eingesperrt wurde, legte sein Anwält beim Gericht
in Krasnodar Berufung gegen seine Inhaftierung ein. Der
Anwalt beklagte die schweren Haftbedingungen u. erklärte,
dass sein Mandant durch die Inhaftierung wohl mundtot
gemacht werden sollte. Noch im
gleichen Monat fand in Novorossijsk die erste
Gerichtsverhandlung statt. Gleichzeitig wurden die Wohnungen
von Dymovskijs Ehefrau u. seinem Halbbruder durchsucht. Im
März wurde die Präventivmassnahme unter der Bedingung, dass
Dymovskij vor Ort bleibt,
aufgehoben u. er selbst freigelassen. Das
Bezirksgericht Primorskij in Novorossijsk befriedigte die
zivilrechtl. Ansprüche des Leiters der Abteilung für innere
Angelegenheiten in Novorossijsk u. des Leiters der Abteilung
für innere Angelegenheiten des Bezirks Primorskij, indem es
Dymovskij zur Zahlung zu je 50 Tsd. Rubel aufforderte. Die
Verteidigung beabsichtigte, auch gegen diese Entscheidung
Rechtsmittel anzuwenden. Dymovskijs Berufskollegen u. einige
Journalisten drückten ihr Missfallen aus u. protestierten
gegen das Vorgehen des ehem. Majors. Andererseots lösten die
Videoaufrufe Dymovskijs starke
öffentl. Reaktionen aus. Nach Angaben des Leiters der
Kommission zur Kontrolle der Tätigkeit der
Strafverfolgungsbehörden der "Gesellschaftskammer RF", Anatolij
Kucherena, wurde angekündigt, dass die Kammer eine eigene
Untersuchung der von Dymovskij
angesprochenen Vorwürfe durchführen könnte. Der
Vorsitzende der Staatsduma, s. Boris Gryzlov, sagte, dass
„dringend konkrete Schritte eingeleitet“ werden müssten, falls sich Dymovskijs Aussagen
bestätigen liessen. Der Vorsitzende der Partei
"Gerechtes Russland", s. Sergej Mironov, sagte: „Was Major
Dymovskij sagt, ist leider wahr, u. der Minister weiss es
übrigens sehr gut; aber er gratuliert seinen Kameraden im
Innenministerium über das Fernsehen, anstatt bittere, sehr
ehrliche Worte zu den Problemen zu sagen, die im
Innenministerium bestehen. Ich denke, dass die Reform des
Innenministeriums nicht mehr weit entfernt ist“. Anfang Feb.
2011 erschien eine Meldung über einen Anschlag auf Aleksej
Dymovskij: Im Okt. 2013 wurde er für 15 Tage festgenommen,
weil er den Unfallort verlassen hatte, obwohl es laut
Dymovskij keinen Verkehrsunfall gegeben habe. In einer
Veröffentlichung über Dymovskij vom Okt. 2015 hiess es, dass
seine Website zwar ständig aktualisiert werde, dass er sich
selbst aber aus der Politik zurückgezogen habe. Im Okt. 2019
wurde Aleksej Dymovskij während einer Taxifahrt wegen
Besitzes des Sprengstoffes TNT festgenommen. Vor
seiner Festnahme hatte er ein Video im Internet hochgeladen,
in dem er behauptete, der Sprengstoff sei ein physischer
Beweis dafür, dass seine ehem. Berufskollegen von der
Polizei Sprengstoff ausserhalb der Stadt gelagert hätten,
anstatt ihn zu zerstören. Ausserdem habe er eine Zeitlang
Sprengstoff versteckt u. sich dann entschlossen, sich
freiwillig zu stellen. In der Folge wurde gegen ihn ein
Verfahren nach Art. 222.1, Teil
1 StGB RF wegen "Beschaffung, Lagerung u.
Transport von Sprengstoff" u. nach Art. 280 StGB wegen "Anstiftung zum Extremismus" aufgrund
von Aussagen über Putin eingeleitet. Im Aug. 2020
wurde Dymovskij aus der Untersuchungshaft
entlassen u. unter Hausarrest gestellt; der Fall
bezügl. Besitz von Sprengstoff wurde an die
Staatsanwaltschaft zurückgegeben. Im Mai 2021 wurde das
Gerichtsverfahren in Novorossijsk gegen
Dymovskij mit der Begründung eingestellt, dass er
den Sprengstoff freiwillig abgegeben habe. Auch dieses
Beispiel zeigt auf beeindruckende Weise, dass ein russ.
Bürger, der sich einmal als Kritiker des Putin-Regimes
outete, vom Radar der russ. Justiz nicht verschwindet u.
damit rechnen muss, lebenslang von ihr nach dem Motto
"einmal verfolgt, immer verfolgt" schickaniert zu werden.)
DJUKOV, Aleksandr Reshideovich
(russ. Historiker u. Publizist,
Sohn eines Hindus aus Guyana. 2004 Abschluss am Historisch-Archivischen Institut
der Russ. Staatl: Universität für
Geisteswissenschaften, verteidigte seine
Dissertation zum Thema "Bildung u: Entwicklung des
Kontrollsystems der sowjet. Partisanenbewegung
1941-1943". 2004-7 arbeitete er bei der
militär.-techn. Informationsagentur ARMS-TASS, vom
Herausgeber der Zeitschrift "Militär.-technische
Zusammenarbeit" bis zum Chefredaktor. Ehem. Chefredaktor
der Zeitschrift
Журнал российских и восточноевропейских исторических
исследований. Mitglied der Russ. Histor.
Gesellschaft u. der Vereinigung der Historiker des 2.
Weltkriegs. Koordinator der "Informationsgruppe über
Verbrechen gegen die Persönlichkeit" IGCP, Mitglied der
Russ. Histor. Gesellschaft u. der Vereinigung der
Historiker des 2. Weltkriegs. Seit 2008 Direktor der
Stiftung zur Förderung der zeitgeschichtl. Forschung "Historisches Gedächtnis".
Seit 2017 wissenschaftl. Mitarbeiter am Institut für
Russ. Geschichte der Russ. Akademie der Wissenschaften.
Als Autor u. Herausgeber einer Reihe von Büchern zu
histor. Themen, wissenschaftl. u. journalist. Artikeln
zu Fragen der Nationalgeschichte des 20. Jhs. betreffen
seine Forschungsinteressen v.a. die Geschichte der
sowjet. Partisanenbewegung, der NS-Besatzung, die
Aktivitäten antisowjet. bewaffneter Formationen, die
repressiven Aktivitäten der sowjet. Behörden in den
Baltischen Staaten u. der Westukraine, wie auch die
Politisierung der Geschichte. In seinem
Buch "Der Mythos des Völkermords: Repression der sowjet.
Behörden in Estland“ vertrat Djukov die These, die
Position der estnischen Behörden kritisierend, dass die
Gesamtzahl der unterdrückten Menschen estnischer
Nationalität von den estnischen
Politikern erheblich überbewertet worden
sei. In Bezug auf die
Deportationen im Juni 1941, die vor dem deutschen
Einmarsch am 22. Juni 1941 stattfanden, behauptete
Djukov ferner, dass die deportierten Esten überwiegend
deutsche Kollaborateure waren oder mit ihnen in
Verbindung standen. 2008 erschien die
Monographie über die ukrain. OUN, UPA u. die jüdische
Frage, die der Rolle der OUN u. der UPA bei der Vernichtung der Juden
während des 2. Weltkriegs gewidmet ist. Beiträge Djukovs
erschienen auf Russisch, Englisch, Polnisch, Ungarisch,
Litauisch u, Estnisch sowie in der "Enzyklopädie des
Holocaust in der UdSSR" von s. Ilja Altmann.
Über den 2008
unter der Regie des Letten Edvīns Šnore veröffentlichten
Dokumentarfilm "Soviet Story", der in
Russland eine Hysterie
auslöste,
schrieb Djukov in seinem Blog u.a.:
„Aus technolog. Sicht ist der Film sehr gut
gedreht ... Lettische Politiker, die SO ETWAS
Schulkindern zeigen, sind einfach nur Verrückte, die vom
Hass auf Russland berauscht sind. Es ist beängstigend,
darüber nachzudenken, welches psycholog. Trauma das
Anschauen eines solchen Films Kindern zufügt. Ich bin
ein ruhiger Mensch, aber nachdem ich 2/3 des Films
gesehen hatte, hatte ich einen Wunsch: den Regisseur
persönlich zu töten u. die Scheiss-lettische Botschaft
niederzubrennen." - der Eintrag ist nach wie vor im
Original im LiveJournal online
abrufbar.
Danach stellte die lettische
Zeitung Diena fest, dass Djukov nach dieser
Aussage in Russland an Popularität gewonnen habe. Der Chef
des lettischen Aussenministeriums, Maris Riekstins,
kommentierte die Äusserung des Historikers mit den Worten,
dass A. Djukov „höchstwahrscheinlich eine geistig
unausgeglichene Person" sei.
Djukov sprach während einer Mahnwache vor der
lettischen Botschaft in Moskau, deren Teilnehmer ein
Bildnis des Regisseurs
aufhängten u.
verbrannten. Im Herbst 2008 veröffentlichte Djukov das
Buch "The Soviet Story: Die Mechanismen der Lügen“, in dem
er eine detaillierte Analyse der von ihm gefundenen
Falschaussagen, Falschdokumente u. Videomanipulationen
vorlegte. Als Ergebnis der Analyse kam der Autor zu dem
Schluss, dass der Film
„ein Beispiel für Propagandalügen" u.
der Ton charakteristisch für die Zeit des "Kalten Krieges"
sei. Im Aug. 2009 forderte der Vorsitzende der lett. "Bürgerunion" u. MdEP Girts Valdis Kristovskis, ehem.
Innenminister u. späterer Aussenminister Lettlands, die
lett. Sicherheitspolizei auf, Djukov festzunehmen,
weil dieser öffentlich seinen Wunsch geäussert hatte,
den Regisseur des Films "Sowjetgeschichte" zu töten u.
die lettische Botschaft niederzubrennen.
Der
ehem. Verteidigungsminister Lettlands, Girts Kristovskis,
der einer der Filmemacher
war, äusserten die Meinung, dass „in den Handlungen
Djukovs Anzeichen eines Verbrechens zu sehen“ seien.
Djukov quittierte dies mit dem Kommentar, dass solche
Statements
„unweigerlich eine Analyse des Films
nach sich ziehen werde u. die lett. Führung ... sehr
unangenehme Fragen beantworten müsse."
Im Jan.-Feb. 2012 zeigte die Stiftung "Histor. Gedächtnis"
unter der Leitung von Djukov im "Staatl. Zentralen Museum für zeitgenöss.
Gechichte Russlands" in Moskau die Ausstellung
"Gestohlene Kindheit: Das Schicksal von Kindern, die nach
Lettland entführt wurden, 1943-1944“, die dem Schicksal
von Kindern gewidmet war,
die in den an Lettland grenzenden Regionen Russlands u.
Weissrusslands Opfer von Strafaktionen wurden u. im KZ
Salaspils bei Riga landeten. In der Ausstellung ging es
offenbar um nichts anderes, um angebl. lett.
Kollaborateure an den Pranger zu stelen. Das lett.
Aussenministerium kritisierte die Ausstellung mit der
Begründung, es handle sich um
„eine böswillige Geschichtsfälschung,
ein desinformierendes u. offen propagandist. Unternehmen",
das
„den Interessen derjenigen Kräfte"
diene, deren Zweck es sei, der
„Normalisierung der
russ.-lett. Beziehungen" zu schaden. Die Stiftung "Histor:
Gedächtnis" wies die Vorwürfe aus Lettland zurück u.
argumentierte, dass die Ausstellung das Ergebnis einer
langjährigen gemeinsamen Arbeit russ., belaruss. u. lett.
Historiker zur Suche u. Analyse neuer histor. Quellen sei
u. keine Propagandaziele verfolge. Im März erklärten der
lett. Aussenminister Edgars Rinkevics Djukov u. Vladimir
Simindej, den Leiter der Forschungsprogramme der Stiftung
"Histor. Gedächtnis", zu personae non gratae. Die Stiftung
"Histor: Gedächtnis" nannte diese Massnahme eine
„unerhörte Einmischung in die Angelegenheiten der
Geschichtswissenschaft, primitiven polit. Druck u. einen
direkten Versuch, die objektive Erforschung
problematischer Seiten der russ.-lett. Geschichte zu
behindern“. Djukov selbst kommenterte die Aktion in einem
Interview mit dem "Russ. Nachrichten-Dienst", dass eine
solche „unzureichende“ Reaktion darauf zurückzuführen sei,
dass die Ausstellung für die lett. Führung äusserst
unbequem sei", da „sie von den Verbrechen derer erzählt,
die sie für Helden hält“. Der Entscheid Lettlands wurde
auch von einer Reihe öffentlicher russ. Organisationen
negativ bewertet.
Im Mai 2011 erhob die von Djukov geleitete Stiftung für
"Histor. Gedächtnis" eine Anschuldigung gegen den
Gouverneur des Gebiets Kirov, s. Nikita Belykh,
wegen Plagiats in dessen Dissertation
zum Thema "Merkmale der Entstehung u.
Funktionsweise der Lagerwirtschaft 1938-1953", die er im
Sommer 2010 an der Udmurtischen Universität verteidigte.
Belykh wies zusammen mit
seinem Doktorvater die Vorwürfe zurück. Auch die
unabhängige freie Netzwerkgesellschaft "Dissernet" bestätigte in Belykhs
Dissertation die Existenz von Plagiatsfällen. Es ging um
Übernahme von Textteilen aus fremden Arbeiten u. Fehlen
der Angabe von Referenzen. Die Vorwürfe der
Stiftung für "Histor. Gedächtnis" schienen aber eher
polit. motiviert gewesen zu sein.
Als Djukov im Aug. 2014 in Litauen
eintraf, um sein Buch "Накануне
Холокоста" vorzustellen, wurde er unmittelbar
nach seiner Ankunft am Internationalen Flughafen Vilnius
festgenommen, u. es wurde ihm mitgeteilt, dass er auf
der Liste der Personen stehe, denen die Einreise in das
Land untersagt sei. Sein Name war im nationalen
litauischen Register der unerwünschten Personen
eingetragen. Der Grund dafür sei laut Djukov „der
verletzte Stolz der örtlichen Geheimdienste“ gewesen, da
sein Buch „Protektorat Litauen“ über die geheime
Zusammenarbeit zwischen den litauischen u. deutschen Sicherheitsdiensten 1940
eine heftige Reaktion des litauischen Aussenministeriums
auslöste. Laut
einem Sprecher des lett. Aussenministeriums wurde
Djakov übrigens in der Visadatenbank der
Schengen-Mitgliedstaaten auf die schwarze Liste
gesetzt.
In Bezug auf das Massaker von Katyn von 1940
hält Djukov das NKVD für verantwortlich. Er
glaube, dass die Erschiessung der Polen bei Katyn vom
NKVD durchgeführt wurde. Für ihn blieben jedoch die
Gründe für diese Entscheidung durch die
Sowjetregierung rätselhaft. Ferner
hat Djukov ein Papier mit kontrversen Thesen über das
Massaker von Kurapaty in Weissrussland vorgelegt.
Würdigung u. Kritik: Bei der Beurteilung u.
Bewertung der Arbeit Aleksandr Djukovs gab es positive,
gemischte u. negatve Stimmen. Natalja Laktionova vom
Institut für Wirtschaftswissenschaften RAW etwa sagte,
dass der junge russ. Historiker Aleksandr Djukov ... viele
polit. u. historische Mythen, die von estnischen
Historikern in den Jahren der Unabhängigkeit formuliert
wurden, überzeugendwiderlegt habe.
Ein amerikan. Historiker lett. Herkunft, Richards Plavnieks, Historiker am
Florida Southern College, stellte die von der sowjet.
Justiz gesammelten u. von Djukov u. Simindej
veröffentlichten Beweisstücke über Kriegsverbrechen auf
dem Territorium der UdSSR
nicht in Frage. Er habe keine Zweifel an der
Echtheit der von Djukov veröffentlichten Kriegsdokumente.
Aleksej Miller vom
INION RAW kommentierte Djukovs Buch über die Politik der
UPA gegenüber Juden schon etwas differenzierter:
Inhaltlich sei das Buch mehr oder weniger korrekt. Aber
hier zeige sich gleichsam eine Koinzidenz von
Intentionen u. histor. Wahrheit. Denn es sei dem Autor
wichtig gewesen zu zeigen, dass die UPA die Juden
schlecht behandelte, woran ja kein Zweifel bestehe.
Auffallend an diesem Buch sei aber die Vielzahl an
Materialien aus den FSB-Archiven, die erstmals in den
wissenschaftl. Umlauf gebracht werden“. Miller nannte
Djukov einen „verdienten
Aktivisten der histor. Politik" u. schrieb, dass „seine Aussagen den Raum
für einen öffentl. Dialog über histor. Fragen
zerstörten". Laut
den Autoren der Veröffentlichung
"Ukraine im russ. histor. Diskurs" des Instituts
für Geschichte der Nationalen Akademie der Wissenschaften
der Ukraine seien Djukov u. die von ihm geleitete Stiftung
für "Histor, Gedächtnis" direkt mit der Umsetzung der
offiziellen russ. Geschichtspolitik verbunden, die
konsequent an den „Erinnerungskriegen"
auf Seiten des russ. Staates teilnehmen.
Insbesondere das Buch
"Второстепенный враг", das dem Verhältnis der OUN u. der
UPA zur jüdischen Bevölkerung gewidmet ist, wurde als „ein
erfolgreicher Versuch einer wissenschaftl. Untermauerung
der polit. u. ideolog. Instrumentalisierung der
Geschichte" bezeichnet; zwar entspreche die
Veröffentlichung „formal
dem Kanon des Akademischen" u. führe interessante
Dokumente u. Fakten an, greife jedoch manchmal auf
Methoden zurück, die die akadem. Reinheit des Werkes
ernsthaft untergraben u. seine ideolog. Haltung
demonstrierten, die Djukov nicht besonders verberge.
Ziemlich skeptisch über das
Werk Djukovs äusserte sich auch Andrej Makarychev, Historiker,
Politologe u. Professor an der Universität Tartu, Estland,
der schrieb, dass Djukov einen
„scheinbar entpolitisierten Ansatz anführe... u.
versuche, die Repression zu rationalisieren u. zu
erklären" u. dass er „massenhafte
Tode bei Deportationen bestreite".
Unter den
bestimmt negativen Komentaren
charakterisierte der lett. Filmregisseur,
Historiker u. Mitarbeiter des "Lettischen Okkupationsmuseums",
Uldis Neiburgs, Djukov als „einen notorischen
Propagandisten“ u. seine Werke als „absichtlich
propagandist. u. voreingenommene Werke, die einen eher
entfernten Bezug zur Geschichtswissenschaft“ hätten. Der
ukrain. Historiker u. Leiter des "Zentrums für das Studium
der interethnischen Beziehungen in Osteuropa" in Charkiv,
Jurij Radchenko, schrieb, dass Djukov unter dem Vorwand,
den Holocaust u. andere Verbrechen des Nationalsozialismus
sowie verschiedene nationale Bewegungen in Mittel- u.
Osteuropa zu studieren, nehme er an Propagandaangriffen
auf die baltischen Länder u. die Ukraine teil. Der
Jahresbericht 2008 des Sicherheitspolizeidienstes der
Republik Estland u. estnische Medien bezeichneten Djukov
als Geschichtsfälscher. Die Nachrichtenagentur "Baltic News Service" BNS nannte
Djukov einen Kreml-Historiker. Der ehem. stv Vorsitzende
des KGB der ESSR, Vladimir Pool, bezeichnete die
Daten in Djukovs Buch "Deportation aus Estland. Wie es
wirklich geschah" als unzuverlässig.
Insbesondere wurde von versch. Seite für bemerkenwert
gehalten, dass ein Historiker wie Djukov ohne klass.
akadem. Hochschulabschluss u. ohne herausragende
berufliche Leistungen so leicht Zugang zu Dokumenten
erhalten habe, die in den Archiven des Föderalen
Sicherheitsdienstes FSB Russlands aufbewahrt werden,
während für gewöhnliche Historiker, einschliessl. Bürger
Russlands, die Türen dieses Archivs fest verschlossen
blieben. Djukov müsse folglich definitiv mit dem vollen
Wissen u. der Zustimmung des FSB. Der Historiker
s. Nikita Petrov, Mitglied der Organisation "Memorial", u. Oleg Khlebnikov, Journalist der Novaja
gazeta, warfen Djukov u. der von ihm geleiteten
Stiftung für "Histor. Gedächtnis" vor, über die polit.
Repressionen der Stalin-Zeit zu schweigen u. stellten mit
Erstaunn fest, dass Djukov seltene Gelegenheiten für einen
gewöhnlichen Historiker in der Frage des Zugangs zu den
Archiven des FSB hatte. Auch
andere Beobachter äuserten die Vermutung, dass Djukov
mit dem FSB in Verbindung steht, was bedeutet,
dass er auch die Unterstützung s. Vladimir Putins
geniesst, der ein Interesse
an der Geschichtsrevision in Bezug auf das Baltikum u.
die Ukraine hat. Irina Pavlova, eine Historikerin,
die zum sowjet. Systems unter Lenin u. Stalin forschte,
kommentierte, dass Djukov „ein neues Konzept der sowjet.
Geschichte auf der Grundlage seines „blinden Glaubens an
die von den FSB-Archiven bereitgestellten Dokumente“
fördert.
2010 erhielt Djukov den Dank des Präsidenten RF - s.
Dmitrij Medvedev - „für
aktive Teilnahme an der wissenschaftl., journalist. u.
Popularisierungsarbeit, um der Geschichtsfälschung zu
Lasten der Interessen Russlands entgegenzuwirken. Ferner
erhielt er 2014 den Preis der internationalen
Menschenrechtsbewegung "Welt ohne Nazismus"
„für aktive Suche u. wissenschaftl. Arbeit mit
dem Ziel, die histor. Wahrheit zu ergründen u. die
Erinnerung an die gefallenen Kämpfer gegen den
Nationalsozialismus u. die Soldaten der
Anti-Hitler-Koalition zu verewigen".)
DJUMIN, Aleksej Gennadevich II (russ. Politiker, parteilos, seit
2016 Gouverneur des Gebiets Tula. Ab 1999 Offizier
im Sicherheitsdienst des Präsidenten RF, Vladimir Putin,
während dessen 1. u. 2. Präsidentschaft.
In dieser Zeit soll Djumin Putins persönl. "Adjutant",
Sekretär oder persönl. Assistent gewesen sein,
was Djumin selbst bestritt. Nach der Ernennung
s. Viktor Zubkovs zum Regierungschef
RF 2007 wurde Djumin Chef von dessen
Sicherheitsdienst. 2009 verteidigte Djumin an der "Russ. Akademie für öffentl. Verwaltung
beim Präsidenten RF" seine Doktorarbeit zum Thema
"Polit. Aspekte der globalen Regulierung im Rahmen der
Zusammenarbeit der G8-Staaten"; Ph.D. in
Politikwissenschaft. 2012 wurde er stv. Leiter der
Direktion des Sicherheitsdienstes des Präsidenten
Russlands, des FSO RF u. 2014 stv. Chef der GRU, Kommandant der russ. Spezialeinheiten, die eine
Schlüsselrolle bei der Operation zur Annexion der Krym durch Russland 2014
gespielt haben soll. Laut der Zeitung Kommersant
soll Djumin in der Nacht zum 23. Feb. 2014 die
Notevakuierung des ukrain. Präsidenten s. Viktor
Janukowitsch nach Russland konzipiert u. durchgeführt
haben. Djumin selbst nannte dies enen Mythos u. lehnte
eine Stellungnahme ab. Seit 2015 war Djumin Chef des
Generalstabs - 1. stv. Oberbefehlshaber -
des Russ. Heeres als Ersatz
für Generaloberst Sergej Istrakov im Rang eines
Generalleutnants u. mit der Funktion eines stv.
Verteidigungsministers Russlands, als der er Mitglied des
Kollegiums des Verteidigungsministeriums wurde. In dieser
Position hatte er die Kampfausbildung sowie die
Wirtschaftsabteilungen des Bauwesens, Wohnungsbaus für
Militärpersonal, der Militärmedizin u.
Eigentumsverhältnisse zu
beaufsichtigen. Er war nur 1 Monat in diesem Amt.
Gouverneur von Tula: 2016 wurde Djumin per
Dekret des Präsidenten RF
unerwartet zum amtierenden Gouverneur des
Gebiets Tula ernannt. In dieser Position ersetzte er den
zurückgetretenen s. Vladimir Gruzdev. Im Sept. 2016 wurde
Djumin mit 84,19% der Wählerstimmen zum Gouverneur de
Gebiets Tula gewählt. Im April 2018 wurde er auf die
"Kreml"-Sanktionsliste der USA mit 17 Beamten u. 7
Geschäftsleuten aus Russland, die dem russ. Präsidenten
Putin nahestehen, gesetzt. 2018-20 war er Mitglied des
Präsidiums des Staatsrats RF. Unter Gouverneur Djumin
wurden im Bereich Kultur u. Tourismus das Kasanskaja-Ufer
gebaut, in der Metallistov-Strasse ein Museumsviertel
eingerichtet sowie das Stadtzentrum von Tula u. ein Park
umgestaltet. Im Gebiet Tula wurden zahlreiche
Kulturstätten u. verschiedene andere Orte restauriert.
Seit 2021 gehört das Gebiet Tula zum "Grossen Goldenen Ring Russlands".
Nach Schätzungen von Hoteliers ist der Touristenstrom ins
Gebiet Tula in den letzten 5 Jahren jährlich um 10%
gestiegen. Laut "Forbes Life" gehört Tula zu den Top 10
Destintionen der Städte Russlands. Im Bereich der Bildung
wurden neue Schulen, Kindergärten, Technoparks u.a.
eröffnet. Nach einigen
Einschätzungen ist die "Suvorov-Militärschule" in Tula die
beste Russlands. Über 1 Mrd. Rubel wurden in den Bau neuer grosser
Gesundheitseinrichtungen u. in die Reparatur von
medizin. Einrichtungen - 27 Polikliniken, 15 Krankenhäuser
u.a. - investiert. Mehrere neue Sport- u. Erholungszentren
wurden errichtet, weitere sind im Ausbau. Im Zeitraum
2016-21 wurden 111 Investitionsvereinbarungen mit einem
Gesamtvolumen von über 500 Mrd. Rubel abgeschlossen,
wodurch mehr als 14´600 neue Arbeitsplätze geschaffen
wurden. Eröffnet wurden ferner die Sonderwirtschaftszone "Uzlovaja" u.
die Produktionstätte der Automobilfirma "Haval Motor Manufacturing Rus". Die
Investitionen in das Automobilwerk "Haval" beliefen sich
auf 500 Mln. USD, die Produktivität des neuen Unternehmens
beträgt 150 Tsd. Autos pro Jahr. 2019 wurde das neue
Hüttenwerk "Tulachermet-Stal" in Betrieb
genommen. Das Exportvolumen landwirtschaftl. Produkte aus
Tula stieg in den letzten 5 Jahren um das 2,5-fache. Das
Gebiet Tula stieg in der nationalen Bewertung des
Investitionsklimas in den Subjekten RF 2020 auf den 3.
Platz auf.
Die Medien erwähnten Djumin
als möglichen Kandidaten für die künftige
Präsidentschaft Russlands oder über seine Aussichten,
nach den Präsidentschaftswahlen 2018 einen hohen Posten
in der Führung Russlands zu bekommen. Im Aug. 2017
platzierten Experten der Stftung "Petersburger Politik"
Djumin im Ranking der möglichen Nachfolger Putins auf
Platz 3 - nach s. Dmitrij Medvedev u. s. Sergej
Sobjanin. Als Gründe für die hohe Bewertung Djumins
wurden seine persönl. Nähe u. Loyalität zu Putin
genannt, die während seiner Tätigkeit als Leibwächter
des Präsidenten in dessen Sicherheitsdienst entstanden
war, sowie die in der russ. Gesellschaft bestehende
gesellschaftliche Forderung nach dem Auftreten eines
„frischen“ Staatsmanns, der nicht zum etablierten Kreis
russ. Spitzenbeamter gehört. 2020 nannte auch der
LDPR-Chef s. Vladimir Zhirinowski Djumin als einen der
Politiker, die Putins Nachfolger werden könnten. Aber
bisher verharrt Djumin nach wie vor auf seinem Posten
als Gouverneur von Tula. Wie Djumin, der ehem.
Leibwächter V. Putins einmal berichtet haben soll, soll
er in den Bergen Putin vor einem Bären quasi gerettet
haben. Ob die Erzählung der Wahrheit entspricht, konnte
bislang offiziell nicht bestätigt werden.) 05.24
DJAKONOV, Boris Petrovich (russ.
Bankier. Studium an der Russ. Staatl. Sozialen Universität
mit Auszeichnung ab, Kandidaten der pädagog. Wissenschaften.
Später wurde er a.o. Professor an der Uraler Föderalen
Universität. 2003 wurde Djakonov von der "International
Project Management Association" IPMA u. der "National
Project Management Association" SOVNET zertifiziert u. zum
"Certified Project Manager" CPM für die Leitung von
Projekten der Stufe "B“ lizensiert. 1998 begann Djakonov bei
der Bank "Severnaja Kazna" zu arbeiten. Bis 2002 arbeitete
er als Internet-Technologien-Ingenieur, Leiter der Abteilung
für Informationssystemunterstützung u. Leiter der Abteilung
für innovative Technologien. 2002 wurde er von Sergej
Lapshin, dem Gründer der "UralContactBank" - der zukünftigen
"Bank24.ru" - eingeladen, Miteigentümer
der Bank zu werden. Später wurde er zum 1. stv. 1. stv.
Vorsitzenden der Bank befördert. Als im Dez. 2008 99,5% der
"Bank24.ru“-Aktien an die Finanzgruppe "Life" verkauft
wurden, besass Djakonov 20% der Bank. Er war auch nach der
Übernahme im Verwaltungsrat tätig u. wurde im Feb. 2014 zum
Executive Director der Bank berufen. Zusammen mit dem
Vizepräsidenten der "Probiznesbank", Eduard Panteleev,
koordinierte Djakonov zahlreiche Projekte von "Bank24.ru“,
so die Änderung u. Modernisierung des
Bankinformationssystems, den Beitritt zur
"Visa"-Mitgliedschaft, den Aufbau einer eigenen
Kartenverarbeitung, die Modernisierung u. den Start des
Contact Centers, den Aufbau eines
Management-Qualitätssystems, die Integration des
Projektmanagementsystems in die Aktivitäten der Bank, den
Start des Kreditserviceprogramms u. des
unternehmerorientierten Intrabank-Start-ups "Knopka“, usw.
Nachdem der Bank im Sept. 2014 die Lizenz entzogen u. alle
Verpflichtungen gegenüber den Kunden geschlossen wurden,
wechselte Boris Djakonov in die Stellung des Senior Vice
President der "Otkrytie FC Bank“. Er nahm das gesamte
"Bank24.ru"-Team von 350 Mitarbeitern in die neue Bank mit
u, begann, unter dem Markennamen "Tochka" /dt. Punkt/ einen
Service für kleine Unternehmen aufzubauen. Dieser wurde
Anfang 2015 ins Leben gerufen. Für seine Bemühungen um den
Erhalt der Kundengelder u. des Bankteams erhielt Djakonov
den Award "Bank des Jahres" des Portals "Banki.ru" in der
Nominierung "Banker des Jahres“. 2017 wurde der Bankdienst
"Tochka" führend im Bankenrating von "Markswebb Rank &
Report" in den 3 Kategorien "Bank für selbstständige
Unternehmer ohne Angestellte", "Bank für Handels- u.
Dienstleistungsunternehmen" u. "Bank für Unternehmen, die in
Ausenhandelsaktivitäten tätig sind". Anfang 2017 war der
Net Promoter Score der Bank mit 72,4% der beste Wert
unter den russ. Banken.)
Neuster Stand: 12/22, 04/23, 3/24 (39) Keine Garantie für Richtigkeit u.
Vollständigkeit der Angaben.
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