Putin-Lexikon
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN


K6 (Kol-Kom)          Neu im April 2024      


KOLBIN, Pjotr Viktorovich II III IV V VI (1952-2018, gew. russ. Geschäftsmann, ehem. Miteigentümer des Ölhändlers "Gunvor", enger Freund V. Putins u. Angehöriger von dessen Leningrader Clan. Ihre Väter lernten einander in den 1950er Jahren kennen. Das Leben Kolbins veränderte sich grundlegend, als sein Jugendfreund V. Putin Präsident RF wurde. 2001 gründete er sein eigenes Unternehmen "Raznoexport" mit Sitz in St. Petersburg. Die Tochtergesellschaft dieses Unternehmens begann mit der Lieferung von Ausrüstung an "Gazprom". Ein weiteres Unternehmen Kolbins, die Firma "Surgutex", verkaufte "Surgutneftegaz"-Öl für den Export. 2004 trat Kolbin dem Verwaltungsrat der Genfer Repräsentanz des finnisch-schwedischen Ölunternehmens "International Petroleum Products" bei. 2005 wurde er der dritte Anteilseigner von "Gunvor", dem Unternehmen von s. Gennadij Timchenko, das sich in wenigen Jahren zu einem der grössten Ölhändler der Welt entwickelte. 2010 verkaufte Kolbin seinen Anteil an "Gunvor". Im selben Jahr erwarb er von der "Gazprombank" für weniger als 90 Mln. USD eine Beteiligung am LNG-Unternehmen "Jamal", das Ausrüstung an "Gazprom" lieferte. 18 Monate später verkaufte er diesen Anteil für 526 Mln. USD. Darüber hinaus verfügte Kolbin über weitere Unternehmen, die bei "Gazprom" unter Vertrag standen. Seitdem begann er stark in Immobilien zu investieren. Einigen Informationen zufolge verstarb der etwas mysteriöse Geschäftsmann 2018, woraufhin "die Position des Inhabers von Putins Geldern auf seinen Sohn überging“.
Kolbins Nettovermögen wurde 2019 auf mind. 550 Mln. USD geschätzt, während Milliarden von USD über seine Unternehmen flossen, wobei zu vermuten ist, dass einige Gelder aus einer sog. "schwarzen Kasse“ des Kremls flossen, über die Kolbin selbst natürlich nicht verfügte. Er soll einen sehr bescheidenen Lebensstil geführt haben, wobei er in der Grenzstadt Ivangorod lebte u. sich weigerte, als Geschäftsmann bezeichnet zu werden. Kritiker des Putin-Regimes wie das "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wirft Kolbin "Geldwäscherei im Interesse des herrschenden Regimes u. Nähe zu Putin" vor.
Auch s. Aleksej Navalnyj von der "FBK" befasste sich mit dem "Geldbeutel" Putins. In der offiziösen "Putin-Enzyklopädie" von N. Zenkovich 2008 fehlt ein Eintrag zu Pjotr Kolbin.)

KOLBIN, Sergej Nikolaevich II III (1969-, ukrain. u. russ. Polizeibeamter, Staatspolitiker aus Sevastopol, Krym. Absolvent eines Studiums der Sozialpädagogie u. Psychologie an der Höheren Militärpolit. Schule für Ingenieurs- u. Fernmeldewesen in Doneck, Ukraine, u. später eines Jurastudiums an der Akademie für Arbeit u. Sozialbeziehungen in Moskau. 2003-4 leitete er die Abteilung für Berufsausbildung für Polizeibeamte der Personalabteilung des ukrain. Innenministeriums von Sevastopol. 2004-16 leitete er die Spezialeinheit "Berkutdes ukrain. Innenministeriums u. war in dieser Funktion an den berüchtigten Ereignissen 2013-14 auf dem "Euromajdan" teil beteiligt. Ausserdem war er bei der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland involviert u. befehligte eine Gruppe von Aktivisten an den Kontrollpunkten am Eingang der Halbinsel. 2016 leitete er die Abteilung der "Russ. Nationalgarde" in Sevastopol u. wurde im Sept. 2018 zum stv. Leiter der Hauptverwaltung dieser Garde in der Republik Krym ernannt. 2019 wurde er als Kandidat der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ in die gesetzgebende Versammlung von Sevastopol gewählt, in der er Vorsitzender des Ständigen Ausschusses für Gesetzgebung u. Staatsaufbau ist. Ende Okt. 2020 wurden ihm durch die Stimmen von 20 Abgeordneten der gesetzgebenden Versammlung von Sevastopol die Befugnisse eines Mitglieds des Föderationsrats RF in der Gestalt eines Vertreters der gesetzgebenden Körperschaft der Staatsgewalt in Sevastopol übertragen. D.h. er wurde Abgeordneter im Föderationsrat RF aus der Legislative der von Russland besetzten Stadt Sevastopol u. Mitglied des Verteidigungs- u. Sicherheitsausschusses.
Sanktionen, Kritik: Aufgrund des Vorwurfs, die Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine während des russ.-ukrain. Kriegs unterstützt zu haben, unterliegt Kolbin persönl. internationalen Sanktionen der EU, USA, Grossbritanniens, der Ukraine u. einer Reihe anderer Länder.
Vom "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Kolbin öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen.Im Juli 2023 schlugen Sergej Kolbin u.a. russ. Abgeordnete Änderungen zum Bundesgesetz "Über die Staatsbürgerschaft der RF“ vor, wobei die Änderungen die Möglichkeit des Entzugs der russ. Staatsbürgerschaft wegen Verstosses gegen eine Reihe von Artikeln des StGB RF vorsehen, darunter wegen "Diskreditierung“ der Armee /Art. 280.3/, öffentl. Verbreitung "wissentlich falscher Informationen“ über den Einsatz der Streitkräfte der RF /Art. 207.3/, "terrorist. Handlungen" /Art. 205/, "Aufrufen zum Extremismus" /Art. 280/ - der bald auch "Rechtfertigung“ u. "Propaganda“ des Extremismus umfassen sollte, sowie wegen "Fahnenflucht" /Art. 338/ u.a. Straftaten - ihre Gesamtzahl beträgt etwa 80.)

KOLEROV, Modest Alekseevich II III (1963-, russ. kremlnaher Historiker, Publizist, Verleger u. polit. Stratege. Absolvent der Fakultät für Geschichte der MGU mit einer Dissertation zum Thema "P.B. Struve u. der russ. Marxismus, 1888-1901. Erfahrung einer polit. Biographie.“ zur Erlangung des Grads eines Kandidaten der Geschichtswissenschaften. In den 1990er Jahren war er für verschiedene Zeitschriften tätig, leitete die Abteilung für das Studium u. die Veröffentlichung von Dokumenten des Staatsarchivs RF, arbeitete als Kolumnist für die Zeitung Segodnja, war stv. Leiter des Informationsdienstes der Allruss. staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft u. Leiter des Pressedienstes der "ONEXIM Bank". 1999-2000 Miteigentümer der Online-Publikation "Polit.ru", Gründer der Nachrichtenagentur "Regions.ru". In diesen Jahren war er auch Berater des Gouverneurs von St. Petersburg s. Vladimir Jakovlev, des Präsidenten von Tschuwaschien s. Nikolaj Fjodorov u. des Gouverneurs des Landes Krasnojarsk s. Aleksandr Lebed u. nahm an verschiedenen Wahlkampagnen teil. 2002 wurde er Mitbegründer u. Chefredaktor der Nachrichtenagentur "Regnum", die auf das Gebiet der ehem. Sowjetunion spezialisiert ist, sowie Professor am Institut für Informationspolitik der Wirtschaftshochschule in Moskau. 2005-7 leitete er die Abteilung für interregionale u. kulturelle Beziehungen des Präsidenten RF. Im Okt. 2007 wurde er zum Vorsitzenden der Union öffentlicher Vereinigungen "Freies Russland“ ernannt. Seit Juli 2009 war er wieder Chefredaktor der Nachrichtenagentur "Regnum". Im Okt. 2011 wurde er zum Vorsitzenden des Politbüros der internationalen Bewegung "Internationales Russland“ gewählt. Seit Mai 2012 ist er Präsident des "Regnum"-Verlags u. seit Dez. 2014 erneut Chefredaktor der Nachrichtenagentur "Regnum". 2014 verfügte "Gazprom Media" über einen unbekannten Anteil des Unternehmens.
Kritik u.
Sanktionen: Im Aug. 2012 wurde Kolerov in Lettland wegen "Bedrohung der territorialen Integrität u. der wirtschaftl. Sicherheit“ zur unerwünschten Person erklärt. Zuvor hatten Estland, Litauen u. Georgien seine Einreise in diese Staaten verboten. Im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden in der EU gegen Kolerov persönl. Sanktionen verhängt. Zur Begründung wurde angegeben, dass Kolerovs Nachrichtenportal dazu genutzt werde bzw. worden sei, um "aggressive u. voreingenommene Propagandanarrative gegen die Ukraine zu verbreiten u. eine positive Haltung gegenüber der Annexion der Krym u. den Aktionen der Separatisten im Donbass zu fördern“. Die Ukraine sei als faschist. oder neonazist. Land u. als prowestliche Marionette dargestellt worden. Ferner sei die Ukraine als künstliches Produkt Lenins u. Stalins dargestellt worden. Russland sei empfohlen worden, die Existenz der Ukraine zu beenden, wobei dieses Land unter den Nachbarländern aufgeteilt werden sollte, da eine unabhängige Ukraine eine Bedrohung für Russland darstellen würde. Ausserdem plädierte Kolerov für noch mehr russ. Massnahmen zugunsten der Separatisten in der Ostukraine u. für die Anerkennung der sog. "Volksrepubliken" von Doneck u. Lugansk. Die Existenz von Beweisen für die militär. Unterstützung Russlands für die Separatisten negierte er. Die OSZE-Mission in der Ostukraine stellte er als voreingenommen u. Befehlsempfänger Kievs dar. Seit Mai 2022 steht Kolerov "wegen aktiver Unterstützung oder Umsetzung von Handlungen oder Richtlinien, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen“ unter britischen Sanktionen. Aus ähnlichen Gründen steht er seit März 2022 auch auf den Sanktionslisten der Schweiz u. Australiens u. seit Mai 2022 auf derjenigen Neuseelands. Seit Juli 2022 wird er von Kanada als "Figur der russ. Desinformation u. Propaganda“ sanktioniert u. weil er "die unprovozierte u. ungerechtfertigte Invasion Russlands in der Ukraine unterstützt“ habe. Durch Erlass des ukrain. Präsidenten V. Zelenskyj vom Okt. 2022 unterliegt er Sanktionen der Ukraine.)

KOLESNIK, Andrej Ivanovich
II (1960-, sowjet. bzw. russ. ehem. Militär u. Staatspolitiker in Kaliningrad. Absolvent der Navigationsfakultät der Kaliningrader Höheren Marineschule. Nach der Versetzung an die Leningrader Höhere Kriegsmarinetauchschule erhielt er ein Hochschuldiplom u. wurde Offizier in einem U-Boot-Geschwader der Ostseeflotte in der Lettischen SSR. Danach befehligte er eine Spezialeinheit im Kaliningrader Gebiet. 1993 wurde er in die Reserve versetzt. Während seiner Schulzeit machte er eine
Sportkarriere im Freistilringen u. wurde einer der ersten Sportmeister der UdSSR im Nahkampf sowie Preisträger der Europameisterschaften u. Gewinner internationaler Wettbewerbe. 2000 schloss er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Kaliningrader Staatsuniversität ab. 2003 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden des Kaliningrader Meereshandelshafens gewählt.
Politik: Bei den Wahlen von 2011 wurde er zum Abgeordneten des Bezirksrats der Stadt Kaliningrad gewählt. Dort war er
Vorsitzender der Ständigen Kommission für Haushalt, Finanzen, Steuern, Wirtschaftspolitik u. Gemeindeeigentum. Ende 2011 wurde er nach seiner Wahl in die 6. Staatsduma RF von seinem Amt als Vorsitzender der Kommission entbunden u. aus dem Rat entlassen. In der Staatsduma RF war er Mitglied der Fraktion "Einiges Russland“, des Verkehrs- u. des Verteidigungsausschusses. 2011-16 war er Sekretär der Kaliningrader Regionalabteilung der kremlnahen Partei "Einiges Russland“. Nach Beendigung seiner Amtszeit als Abgeordneter der Staatsduma RF Anfang Dez. 2016 kehrte Kolesnik in die Position des Präsidenten u. Vorstandsvorsitzenden des Kaliningrader Hafens zurück. Seit 2017 ist er 1. stv. Sekretär der Regionalabteilung der Partei "Einiges Russland". Bei den Wahlen von 2018 wurde er zum Abgeordneten der Kaliningrader Gebietsduma gewählt. 2021 wurde er auf der Liste von "Einiges Russland“ in die 8. Staatsduma RF gewählt.
Sanktionen: Aufgrund der Verletzung der territorialen Integrität u. Unabhängigkeit der Ukraine während des
russ.-ukrain. Kriegs u. wegen seiner öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine unterliegt Kolesnik seit Feb. 2022 persönl. Sanktionen verschiedener Staaten, so aller Länder der EU, Grossbritanniens, der USA, Kanadas, Australiens, Neuseelands, Japans, der Schweiz u. der Ukraine.
Strafverfolgung: Im Juli 2023 gab das Zentrale Bezirksgericht Kaliningrad der Klage der Generalstaatsanwaltschaft gegen den Abgeordneten statt. Kolesnik wurde vorgeworfen, über Verwandte u. Bevollmächtigte illegal parlamentar. Aktivitäten mit dem Besitz u. der Verwaltung des Kaliningrader Hafens verbunden zu haben. Das Gericht entschied, von ihm 370 Mln. Rubel /ca. 3,67 Mln. Euro/ zurückzufordern u. etwa 52 Tsd. Aktien
einzuziehen. Der Ex-Abgeordnete war mit der Entscheidung nicht einverstanden u. plant, Berufung einzulegen).

KOLESNIKOV, Andrej Vladimirovich II III VI V VI VII VIII IX X XI /engl. SRF/ XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVIIa XXVIIb XXVIII XXIX XXX XXXI(engl.) XXXII XXXIII XXXIV XXXV (engl.) XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV (1965-, sowjet. Jurist, russ. kritischer Journalist-Kolumnist u. Politikwissenschaftler, Wirtschafts- u. Politikbeobachter- u. -analyst, PR-Berater, Buchautor. Absolvent der Jurist. Fakultät der MGU. Ab 1987 arbeitete er als leitender Berater des Justizgremiums für Strafsachen des Obersten Gerichtshofs RSFSR, als Kolumnist der Zeitung Rossijskie vesti, der Zeitschriften Ogonjok u. Novoe vremja - ab 1998 1. stv. Chefredaktor - u. der Zeitung Izvestija - ab 2005 stv. Chefredaktor. Er war auch Chefredaktor der investigativen Novaja gazeta. Er war u. ist weiterhin Kolumnist der Online-Zeitung Gazeta.ru, der Rossijskaja gazeta u. der Zeitschriften Profil u. Forbes, regelmässiger Mitarbeiter der Nezavisimaja gazeta u. der Zeitung New Russian Word /USA/ sowie anderer Zeitschriften. Mitarbeiter des Moskauer Büros von "Radio Liberty/Svoboda". Im Jan. 2000, als er sich entschloss, ein polit. Journalist zu werden, verglich er in der Zeitung Vedomosti V. Putin mit Mussolini. Ferner war er 2001-5 Geschäftsführer für Öffentlichkeitsarbeit bei der Wirtschaftsprüfungs- u. Beratungsgesellschaft FBK. Er lehrte an der Hochschule für Journalismus der Moskauer Wirtschaftshochschule, war PR-Berater für eine Reihe russ. Unternehmensstrukturen u. Redenschreiber für eine Reihe russ. Politiker. Als Buchautor verfasste Kolesnikov über 10 Sachbücher, darunter über s. Egor Gajdar /II/ u. s. Anatolij Chubajs. 2020 erschien in der DGO-Zeitschrift Osteuropa Kolesnikovs Aufsatz über "Erinnerung als Waffe. Die Geschichtspolitik des Putin-Regimes". In diesem Beitrag kam Kolesnikov zu folgender Schlussfolgerung: Russlands historisches Selbstverständnis ist ein negatives. Wenn man den Zusammenbruch der Sowjetunion als grösste Katastrophe des 20. Jahrhunderts begreift, so ist die aus ihren Trümmern entstande Russländische Föderation eine Art Nicht-Staat. Genau als solcher wird das Russland der 1990er Jahre gezeichnet. Das echte Russland wird es erst wieder geben, wenn es wieder gross ist "great again" – also der Sowjetunion ähnlich, mit all ihren historischen Mythen." ... Aber Russland braucht keine mythologisch propagandistische Geschichtspolitik, sondern eine Politik zur Bewältigung seiner schwierigen Vergangenheit. ... eine kontinuierliche Aufarbeitung u. konsequente Verteidigung der Freiheit, schwierige Fragen der Geschichte zu erforschen u. sich dazu zu äussern." 2020 zeigte sich Kolesnikov in der Presse davon überzeugt, dass beim Giftanschlag auf s. Aleksej Navalnyj in Tomsk ein russ. Geheimdienst beteiligt war. Im Dez. 2022 wurde er auf die Liste der "ausländ. Agenten“ des Innenministeriums RF gesetzt u. wird damit von Staates wegen in seiner freien journalist. Tätigkeit eingeschränkt u. behindert. Mitglied des Verwaltungsrats der "Egor Gajdar-Stiftung", des "Finnischen Instituts für Internationale Beziehungen" u. Mitglied des Expertenstabs des "Carnegie Endowment for International Peace"; 2015-22 leitete er das Programm "Russ. Innenpolitik u. polit. Institutionen“ des "Carnegie Moscow Center". In einem Interview mit SRF vom Jan. 2023 erklärte Kolesnikov, dass die Ideologie Putins u. seiner Kumpane nicht mit dem Gros der Bevölkerung in Russland übereinstimme, denn das Leben habe sich in Russland in den letzten Jahrzehnten stark modernisiert, während Putin eine vergangenheitsorientierte Haltung vertrete, obwohl die Geldeinnahmen bei ihm natürlich eine zentrale Rolle spielten. Aber die Menschen in Russland wüssten sich dem vom Kreml vorgegeben Mainstream anzupassen. Das vorherrschende Gefühl in der Gesellschaft sei Gleichgültigkeit u. Flucht vor der Verantwortung. Putin stelle sich auf einen langen Krieg ein, obwohl dies ursprünglich so nicht geplant gewesen sei. Trotz der sich verschärfenden Wirtschaftskrise werde Putin sich noch eine Zeit lang halten können. Z.Zt. ist Kolesnikov Senior Fellow am "Carnegie Berlin Center for Russian and Eurasian Studies". Seine Beiträge erschienen 2024 unter den Titeln "Eroding Consolidation: Putin`s Regime Ahead of the 2024 "Election"", "Russia is Burning Up Its Future", "The Death of Alexei Navalny - and His Alternative Russia", "Learned Indifference: How Russians Have Adapted to War". Verheiratet mit der Schriftstellerin Masha Traub. Im Sept. 2024 erklärte der Politjournalist in der NZZ, warum die russ. Bevölkerung für nichts, insbes. den Ukrainekrieg des Kremls, verantwortlich sein will, trotz Repression u. Geiselhaft.) 09.24

KOLESNIKOV, Andrej Ivanovich II III IV V VIa VIb VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIIIa XVIIIb XVIII  XVIIId XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXXa XXXb XXXc XXXI XXXII (1966-, sowjet. bzw. russ. Journalist des sog. "Kreml-Journalistenpools“, Herausgeber, Publizist, Buchautor. Absolvent der Fakultät für Journalismus der MGU. Er arbeitete für die Zeitungen Moskovskaja pravda u. Moskovskie novosti u. war seit 1996 Sonderkorrespondent des Kommersant. 2008 wurde er Chefredaktor der Literaturzeitschrift "Russkij pioner". 2012 wurde er zum Geschäftsführer der "Kommersant"-Holding u. 2018 zum stv. Generaldirektor ernannt. A,usserdem ist er seit 2008 Chefredaktor des Magazins Russkij pioner. Zusammen mit s. Natalja Gevorkjan u.a. bereitete er 2000 ein legendäres Buchinterview mit V. Putin "Aus erster Hand“ vor, das die erste biographische Quelle über den neuen Präsidenten RF darstellte u. aus voller Legenden u. vermutlich auch Märchen u. Lügen seitens Putin bestand. Autor zahlreicher Artikel über Putin. Sein ehem. Kommersant-Teamkollege u. Abteilungsleiter Valerij Drannikov sagte über Kolesnikov: Er schreibt, was er sehen will". Kolesnikov, der auch bei einigen unkritischen Dokumentarfilmen über Putin mitwirkte, ist u.a. Träger der Auszeichnung "Goldene Feder Russlands“ /2003/ u. des "Preises der Regierung RF im Bereich Printmedien /2012/. Sein 2017 erschienenes Buch "Putin. Prorab na galerach." /II/ vereinigte unterschiedliche Reaktionen.
Sanktionen: Vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine geriet Kolesnikov auf die Sanktionsliste Kanadas, weil er an der Verbreitung russ. Desinformation u. Propaganda beteiligt gewesen sei.)

KOLESNIKOV, Sergej Anatolevich I II III IV V VI VII VIII IXa IXb X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI (1972-, russ. Physiker-Ingenieur, Top-Geschäftsmann, USD-Doppelmilliardär. Absolvent der Fakultät für Physikal. u. Quantenelektronik des Moskauer Instituts für Physik u. Technologie mit Abschluss als Physikingenieur. Kolesnikov begann in den 1990er Jahren mit einem Geschäftspartner ein Dachreparaturgeschäft aufzubauen. Das von ihnen gegründete Unternehmen "Technonikol" erwarb eine Fabrik zur Herstellung von Dach-, Abdichtungs- u. Wärmedämmmaterialien in der Stadt Vyborg. Innerhalb von 5 Jahren nach der Übernahme des Werks in Vyborg fügte das Unternehmen 4 weitere Produktionsstätten u. 35 Vertriebsbüros hinzu, darunter das erste ausländische in Kiev, Ukraine. 2001 erwarb "Technonikol" ein Werk in Litauen, wo es die Produktion von flexiblen Fliesen startete. Das Unternehmen besitzt inzwischen Fabriken in Russland, Belarus, Litauen, Italien, Polen, Grossbritannien u. Deutschland sowie wissenschaftliche Abteilungen, Repräsentanzen u. Schulungszentren. Seit 2015 hat "Technonikol" unter der Leitung Kolesnikovs in Russland 10 Fabriken in 6 Regionen mit einer Gesamtzahl von über 6000 Mitarbeitern eröffnet. Die Höhe der an den Staat gezahlten Steuern überstieg 33 Mrd. Rubel. Bis heute ist es eines der 200 grössten Privatunternehmen Russlands.
2016 erwarb Kolesnikov als 2. Geschäftszweig den schottischen Glaswollehersteller "Superglass Holdings PLC". 2017 kaufte er den deutschen Hersteller von Abdichtungsmaterialien – die Firma Boerner. Kolesnikov besitzt ausserdem Anteile an der Firma "Silver Bear" u. der Gastankstelle Uljanovsk.
Im russ. Ranking der reichsten Geschäftsleute Russlands, das im April 2021 vom Magazin Forbes veröffentlicht wurde, belegte der Miteigentümer u. geschäftsführende Gesellschafter von "Technonikol" mit einem Vermögen von 2 Mrd. USD den 69. Platz.
Gesellschaftl. Aktivitäten:
Kolesnikov ist Mitglied des Koordinierungsrats der öffentl. Organisation "Delovaja Rossija“, öffentli. Vertreter des Beauftragten des Präsidenten RF für den Schutz der Rechte von Unternehmern s. Boris Titov, Ombudsmann für Antimonopolgesetzgebung, Vorsitzender des Öffentl. Rats beim Beauftragten für den Schutz der Rechte von Unternehmern der Stadt Moskau, Mitglied des Ausschusses für die Entwicklung des Wettbewerbs des Russ. Verbands der Industriellen u. Unternehmer sowie Mitglied des Öffentl. Rats für die Hauptrichtung der strateg. Entwicklung der RF u. der "Reform der Kontroll- u. Aufsichtstätigkeiten“ sowie Leiter der Expertengruppe für "Reform der Kontroll- u. Aufsichtstätigkeiten“. 2015 nahm er an der Arbeit an Änderungen eines Gesetzentwurfs in Bezug auf Art. 178 StGB RF über "Verhinderung, Einschränkung oder Beseitigung des Wettbewerbs“ teil, die der Staatsduma RF vorgelegt wurden. 2020 leitete er das Expertenzentrum für Antimonopolregulierung von "Delovaja Rossija". Seit 2021 ist er Mitglied des Organisationskomitees des Pokals für Rationalisierung u. Arbeitsproduktivität des Ministeriums für wirtschaftl. Entwicklung. 2019 erhielt Kolesnikov die maltesische Staatsbürgerschaft im Rahmen des umstrittenen Programms "Staatsbürgerschaft im Austausch für Investitionen“ u. bestätigte dies 2021 gegenüber "RBK". Ausserdem ist er Kolumnist für die Magazine Forbes, Rossijskaja gazeta u. Delovoj Peterburg.
Sanktionen:
Vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine geriet Kolesnikov im Okt. 2022 auf die Sanktionsliste der Ukraine, da er "eine bedeutende Einnahmequelle für die russ. Regierung darstellt, die Feindseligkeiten u. Völkermord an der Zivilbevölkerung in der Ukraine initiierte“. Im Mai 2023 wurden Kolesnikov u. die polnischen Strukturen des Unternehmens "Technonikol" auf die Sanktionsliste Polens gesetzt, da sie "indirekte Verantwortung für die materielle oder finanzielle Unterstützung von Aktivitäten tragen, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine bedrohen“. Die Sanktionen umfassen die Sperrung der Vermögenswerte des Unternehmens u. ein Einreiseverbot für Polen. Im Juli 2023 übertrugen die polnischen Behörden die lokalen Vermögenswerte von "Technonikol" an die Firmen "Boerner Insulation" u. "Boerner Service" zur zwangsweisen externen Verwaltung.)

KOLESNIKOV, Sergej Vladimirovich II III IV V VIa VIb VIc VII (1948-, sowjet. bzw. russ. Biophysiker u. Unternehmer, USD-Milliardär. Absolvent der Fakultät für Physik u. Mechanik des Leningrader Polytechnischen Instituts mit Schwerpunkt u. Abschluss in Biophysik. Nach seinem Abschluss am Polytechnikum trat er in die Militärmedizin. Akademie namens S.M. Kirov ein, an der er seine Doktorarbeit verteidigte. In der Sowjetzeit arbeitete er 20 Jahre lang als Wissenschaftler-Physiker in einem streng geheimen Forschungsinstitut, das u.a. medizin. Apparate entwickelte, u. spezialisierte sich auf die Anwendung der Biophysik in der Medizin. 1991 wurde er Generaldirektor von "Lenbiomed International“, eingetragen beim Komitee für Aussenwirtschaftsbeziehungen des St. Petersburger Rathauses, das V. Putin leitete.
"Petromed": 1991/92 gründete Kolesnikov, damals Generaldirektor von "Lenbiomed", mit
s. Dmitrij Gorelov u. s. Nikolaj Shamalov gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden von SPB ein staatl. Unternehmen zur Herstellung der von ihnen entwickelten medizin. Geräte. 1992 legalisierten sie die "Petromed AG", ein Joint Venture mit demselben von V. Putin geleiteten Komitee für Aussenwirtschaftsbeziehungen des SPBer Bürgermeisteramts. In den 1990ern expandierte "Petromed" von einem Gerätehersteller zur Durchführung grosser Gesundheitsinfrastrukturprojekte. Gorelov u. Shamalov waren enge Geschäftsfreunde Putins. Mit Dmitrij Gorelov, einem ehem. KGB-Oberst, hatte der KGB-Mann Putin in Dresden, DDR, eng zusammengearbeitet, wobei es um Technologieschmuggel ging, um die Embargos des Westens zu umgehen, wie Belton in ihrme Buch "Putins Netz" vermerkte /s. unten/. Nikolaj Shamalov, ein enger "Ozero"-Datschenfreund Putins, war der Petersburger Vertreter des dt. Technologieunternehmens "Siemens". Die Wahl s. Vladimir Jakovlevs zum Bürgermeister von SPB bedeutete für "Petromed" einen Rückschlag, da das Unternehmen zu ihm weniger gute Beziehungen pflegte als zu s. Anatolij Sobchak. Der gesellschaftl. Anteil am Unternehmen wurde verkauft, so dass Kolesnikov u. Gorelov, jeweils 50% der Anteile hielten.
2006 erwarb Sergej Kolesnikov zusammen mit V.D. Gorelov, dem Sohn Dmitrij Gorelovs, mit Nikolaj Shamalov u. einem gewissen Aleksandr Ulanov eine Mehrheitsbeteiligung an der Firma "Vyborger Werft". Im Sommer 2010 reichte "Rosinvest" von V.D. Gorelov bei einem Schiedsgericht eine Klage gegen S. Kolesnikov in Höhe von über 2 Mln. Rubel ein.
Kolesnikovs Ausstieg aus dem Wirtschaftssystem Putins: 2010 begann Kolesnikovs unglaubliche Geschichte u. Berichterstattung darüber, was er als ehem. Mitglied des engen Kreises von Kapitalgebern, die in die Operationen der legendären "Bank Rossija" involviert waren, erlebte, u. die Kolesnikov der Autorin des international beachteten u. für die investigative Putin-Recherche neue Wegmarken setzenden Buchs "Putins Netz" s. Catherine Belton /dt. Ausgabe 3. Aufl. 2022, S. 379-89, russ. Ausg. II III 2024/ Jahre später erzählte. Als Putin 1999/2000 an die Macht kam, sei er, Kolesnikov, zunächst sehr erfreut gewesen, denn man habe dessen Herrschaftsantritt für den Beginn einer neuen Ordnung im Land gehalten. In den ersten 3 Jahren habe er Putin unterstützt, weil er alles, was er tat, gut gewesen sei. Selbst als er den "Jukos"-Oligarchen s. Mikhail Khodorkovskij ins Gefängnis schicken liess, habe er dies für richtig gehalten. Aber nach der 2. Wahl Putins 2004 habe sich allmählich die Erkenntnis eingestellt, dass er für immer an der Macht bleiben könnte, denn nach der Khodorkovsij-Affäre hatten sie Leute um Putin die Kontrolle über die Medien u. über die Wirtschaft übernommen u. waren danach auch dabei, das polit. Feld freizuräumen. Sie strichen die Wahlen der Gouverneure u. Bürgermeister in den grössten Städten, um zu verhindern, dass unabhängige Politiker auftraten. Es sei ein Prozess gewesen, an dessen Ende Putin wie ein Zar über das im Entstehen begriffene feudalist. System herrschen würde. Anstatt unabhängige Oligarchen wie Khodorkovskij seien die Putin-nahen Männer hinter der "Bank Rossija" Teile der neuen Oligarchie Russlands geworden. Zwar befand sich Kolesnikov als Berater auch unter den Gesellschaftern der "Bank Rossija", obwohl er zwar nicht zum unmittelbaren Kreis Putins gehörte. Ihn habe aber zunehmend die Eskalation der Vermögensabzweigung von "Gazprom" entsetzt.
Als Putin Präsident RF wurde, sei "Petromed" zu einer zentralen Stelle geworden, wo Hunderte Mln. USD an "Spenden" gesammelt wurden, mit denen angeblich medizin. Infrastruktur von "Siemens" u. "General Electric" gekauft werden sollten, um etwa die Militärmedizin. Akademie in SPB besser auszustatten. Während ein Teil dieser "Spenden" später auf die Schwarzgeldkonten des Putinclans geflossen seien, sei ein Grossteil dieser Gelder für die Expansion der "Bank Rossija" verwendet worden. Von dort sei das Kapital gekommen, um "Gazproms" Versicherungsgesellschaft "Sogaz" zu kaufen. Mit einem weiteren Teil des Geldes hätten Gorelov u. Shamalov persönl. Beteiligungen an der "Bank Rossija" erworben. Ein weiterer Mann in diesem Bunde war der legendäre s. Matthias Warnig, ein ehem. Stasioffizier, den Putin aus DDR-Zeiten kannte u. der als Mitglied des Aufsichtsrats der Bank fungierte. Diese früheren KGB-Netzwerke seien mit Dutzenden Mrd. USD, die von "Gazprom" abgeschöpft wurden, reaktiviert u. versorgt worden. Mit Shamalov u. Gorelov habe Kolesnikov die "Petromed"-"Spenden" durch ein Geflecht von internationalen Offshore-Briefkastenfirmen geschleust, es habe sich um Hunderte Mln. USD. gehandelt eine dieser "Spenden" stammte von dem Putin-treuen Oligarchen s. Roman Abramovich. So hätten Putins Vertraute über Dutzende Mrd. USD verfügt. Dabei habe die Übernahme von "Sogaz" den Beginn eines bemerkenswerten Prozesses markiert, denn Putins Männer hätten mit diesem Konzern fantastische Gewinne erzielt. Durch den immensen Geldzustrom habe sich der Nettogewinn des Versicherers mehr als verdreifacht, u. in einer Reihe von Deals erwarb das Unternehmen im Aug. 2006 weitere Mehrheitsanteile an lukrativen Geschäften, v.a. in Verbindung mit dem milliardenschweren Pensionsfonds von "Gazprom", wobei obendrein Shamalovs Sohn Jurij "Gazprom"-Chef wurde. Weitere komplexe Deals wie etwa mit der "Gazprombank" liefen still u. hinter verschlossenen Türen ab, ohne bemerkt zu werden, als ob die Ergebnisse verschleiert u. genaue Prüfungen möglichst verhindert werden sollten. Einige Jahre später, als sich dieses ganze Imperium, zu dem auch s. Vladimir Gusinskijs ehem. Sender "NTV", s. Boris Berezovskijs ehem. "ORT"/"1. Kanal" u. weitere TV-Sender sowie einige wichtige Zeitungen gehörten, fest in den Händen von s. Jurij Kovalchuk u. der "Bank Rossija" befand, schätzte s. Dmitrij Medvedev, damals Putins Leiter der Präsidialverwaltung, den Wert des gesamten Medienvermögens auf 7,5 Mrd. USD. All diese wie man weiss zwangsweise aufgekauften Pressemedien wurden dann mehr u. mehr für die aggressive Staatspropagandamaschinerie des entfesselten Kreml-Regimes missbraucht. Dazu gesellte sich die Firma "Sibur", Russlands grösster Petrochemiekonzern, der mit 4-5 Mrd. USD bewertet wurde, wobei die "Gazprombank" in die Hände der "Bank Rossija" überging auch diese Übernahme habe sich unbemerkt vollzogen. Später wurde "Sibur" an 2 weitere Geschäftsleute aus Putins Umfeld, s. Gennadij Timchenko u. s. Leonid Mikhelson verkauft. So seien nach Schätzungen s. Vladimir Milovs heimlich etwa 60 Mrd. USD an Vermögenswerten aus der staatl. "Gazprom" in die Hände der "Bank Rossija" geschleust worden, wobei ein Teil dieses Geldes an Putins engste Freunde geflossen sei. Keine dieser Operationen sei von einer unabhängigen Instanz wie Regierung, Aktionäre oder Parlament überwacht wurden, während die Zerstückelung von "Gazprom" im Verborgenen stattgefunden habe. Milov war eine der wenigen Stimmen gewesen, die das Ausmass der Vermögensabzweigung durch die Putin-Leute öffentlich anprangerte. Im Übrigen wies Putins Kremlsprecher s. Dmitrij Peskov alle Behauptungen über Putins angeblichen Verbindungen zur "Bank Rossija" als "Unsinn" zurück. Er sei auch weder an irgendwelchen Briefkastenfirmen noch an den erwähnten Unternehmen beteiligt. Eine gegenteilige Bestätigung wäre auch nicht vorstellbar. Im Jan. 2021 äusserte sich Putin dann noch persönlich zu dem ihm zugeschriebenen Eigentum in Gelendzhik. Kolesnikov sagte, dass es keine Dokumente oder Belege gebe, die beweisen würden, dass Putin irgendetwas besitzt – schliesslich sei er beim KGB speziell dafür ausgebildet worden, keine Spuren zu hinterlassen. In dem ganzen geheimen Netzwerk habe übrigens jeder Teilnehmer einen Decknamen benutzt – Putin, der "Mann ohne Gesicht", hiess "Mikhail Ivanovich".
2010 habe Kolesnikov dieses System durchschaut u. nicht mehr ausgehalten. Er habe eine Tasche mit USB-Sticks u. unzähligen Dokumenten über all die Geschäftsvorgänge, die er für Putins Männer ausgeführt hatte, gepackt, seine Villa im Sept. dieses Jahres verlassen, sei zum Flughafen geeilt, wo er ein Ticket in die Türkei kaufte u. von dort aus in die USA flog. Im Westen sagte Kolesnikov, dass Putin "Gazprom" zu seinem persönlichen Lehnsbesitz, also zu seinem Eigentum gemacht habe, das er sowohl als geopolit. Instrument zur Manifestation der Macht des Kremls nach aussen als auch als Geldquelle für seinen inneren Zirkel genutzt habe. Kolesnikov sei immer verstörter u. entrüsteter gewesen, als er gemerkt habe, wie das Geld in dem Netzwerk, das er beaufsichtigte, für Putins persönl. Bedarf abgezweigt wurde, anstatt als Investitionen in die russ. Realwirtschaft gelenkt zu werden. Während ein Teil des Vermögens zwar in die Schaffung von Arbeitsplätzen u. das Wirtschaftswachstum investiert worden sei, stellte sich heraus, dass ein anderer, nicht unerheblicher Teil in das Bauprojekt für einen gigantischen Palast für den Präsidenten an der Schwarzmeerküste bei Gelendzhik verwendet werden sollte. Der sog. Putin-Palast, den s. Aleksej Navalnyj aufdeckte u. recherchierte /2020/ u. in dem Kolesnikov mit Navalnyj über die Korruption Putins sprach, soll rd. 1 Mrd. USD gekostet haben. Nach der Finanzkrise von 2008 habe Putin Anweisungen gegeben, alle verbliebenen Finanzmittel aus der "Petromed"-Schwarzgeldkasse statt für Werften u.a. Projekte für seinen geheimen Megaluxuspalast - "Projekt Süd“ genannt - auszugeben. Dies sei für Kolesnikov der Zeitpunkt gewesen, aus dem Putin-Netzwerk auszusteigen, denn er habe sich nicht mehr damit abfinden können, jeden Tag für einen Palast für den Zaren zu arbeiten. Als er dagegen Einspruch erhob, sei er verspottet worden. Für die Errichtung des Baus sei N. Shamalov u. seine Finanzierung das Unternehmen s. Arkadij Rotenbergs zuständig gewesen, während Putin der Besitzer von 94% der Anteile sei, wie Kolesnikov in einem Video vom Feb. 2011 sagte. Übrigens nahm Kolesnikov bei seiner Flucht in den Westen ausser Dokumenten über Geldflüsse auch Aufnahmen von Gesprächen zwischen Mitgliedern dieser Putin-Netzwerkgruppe mit. Einer von ihnen sagte, dass "Mikhail Ivanovich" bei der "Petromed"-"Spende" 439 Mln. USD besitze. Es wurde klar, dass Putin ein loyales Netzwerk an zuverlässigen Vermögensverwaltern mit Verbindungen zum Geheimdienst KGB/FSB geschaffen hatte, das aus einem ausgeklügelten System von Tarnorganisationen bestand. Dieses geheime System weitete sich auch tief in die westliche Welt hinein aus, um sich aller Formen der Korruption u. Geldwäscherei mittels Offshore- u. Briefkastenfirmen zu bedienen. /s. auch Panama Papers, Fn 5./
Offener Brief an Präsident RF Dmitrij Medvedev: Grössere Bekanntheit erlangte Kolesnikov v.a. wegen seines Offenen Briefs an Präsident RF Dmitrij Medvedev vom 21. Dez. 2010, in dem er im Zusammenhang mit dem Bau des Putin-Palasts unter Berufung auf die Worte seines ehem. Geschäftspartners Nikolaj Shamalov PM V. Putin beschuldigte, korrupte Geschäfte angebahnt zu haben – betroffen sei insbes. der Bereich des öffentl. Gesundheitswesens /russ./. Ausserdem wurde in dem Brief Kolesnikovs Beteiligung am "Palast für Putin" beschrieben. David Ignatius, der in einer Kolumne der Washington Post darüber berichtete, kam auf der Grundlage seiner Nachforschungen zu dem Schluss, dass „Kolesnikov einer dieser mutigen Männer ... sei, der beschliesst, ungeachtet des persönl. Risikos aufzudecken, was er als Fehlverhalten ansieht.“ Von offizieller Kremlseite wurde der Brief abgelehnt. Die Glaubwürdigkeit dieser Dementis wurde durch Recherchen der Novaja gazeta jedoch untergraben, bei denen eine Papierspur zum Kreml ans Licht kam.
Auf die Frage von s. Masha Gessen
in einem längeren Interview vom Juni 2011, das im Magazin Snob erschien, warum er Whistleblower geworden sei, antwortete Kolesnikov: „Einerseits ist dies eine komplexe Frage, andererseits ist sie einfach. Wenn Sie Russe sind u. Russland Ihre Heimat ist u. Sie etwas dafür tun können, dann ist das völlig natürlich. ..." Dabei äusserte er sich pessimistisch, was das heutige Russland angeht: „Meine Analyse führte zu dem Schluss, dass es keine wirklich positive Entwicklung im Land gibt. Das Land steuere auf den Zusammenbruch, vielleicht auf eine Revolution zu. Angesichts der Tatsache, dass Russland eine Atommacht ist u. eine Revolution in einem Land, in dem es eine grosse Menge an Atomwaffen gibt, eine unglaublich gefährliche Sache für die Existenz der ganzen Welt sei, sei er zu dem Schluss gekommen, dass etwas getan werden müsse. ..." Im Nov. 2014, im Jahr der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland, sagte er in einem Interview mit "Radio Liberty/Svoboda", dass V. Putin einen umfassenden Krieg beginnen könnte, um sich vor Antikorruptionsermittlungen zu schützen.
Weitere Aktivitäten im Westen: 2011 wurde Kolesnikov Sponsor des elektron. Demokratieprojekts "Democracy-2“. 2012 nahm er an der Wahl zum Koordinierungsrat der russ. Opposition teil, als seine Region wurde Grossbritannien angegeben. Zur Zeit lebt Kolesnikov in Estland, wo der Milliardär ein Immobilien- u. Hotelunternehmen betreibt. Eine Rückkehr nach Russland ist im Moment ausgeschlossen u. würde wohl unweigerlich seine Festnahme u. jurist. Strafverfolgung bedeuten.)

KOLESNIKOVA, Irina Jurevna
(russ. Richterin am Moskauer Stadtgericht seit 2007, an das sie aufgrund ihrer treuen Beteiligung am "Jukos"-Prozess per Dekret von Präsident RF V. Putin ernannt wurde. Vorher arbeitete sie als Richterin am Meshchanskij-Bezirksgericht in Moskau. Kritiker des Putin-Regimes wie das "Forum Freies Russland" werfen der Richterin "Ausübung polit. Repression unter Ausnutzung ihrer offiziellen Position" vor. Richterin Kolesnikova verhängte polit. motivierte Urteile in polit. motivierten Strafverfahren gegen s. Mikhail Khodorkovskij, s. Platon Lebedev u.a. ehem. "Jukos"-Führungskräfte.)

KOLESOV, Nikolaj Aleksandrovich II III (1956-, sowjet. bzw. russ. Finanzökonom, Elektrotechnologie-Unternehmer u. Staatspolitiker. Absolvent des nach V.V. Kujbyshev benannten Staatl. Finanz- u. Wirtschaftsinstituts in Kazan, Tatarstan, mit Fachrichtung Industrieplanung, Doktor der Wirtschaftswissenschaften. In den 1980er Jahren arbeitete er als stv. Werkstattleiter, Leiter in der mechanischen Fertigung u. in einer Zulieferabteilung u. in den 1990er Jahren als kaufmänn. Leiter u. Generaldirektor einer Firma u. bis 2007 als Leiter einer Fabrik. Im Jan. 2009 wurde er zum Generaldirektor des Konzerns "Radioelektron. Technologien" KRET des Staatskonzerns "Rostec" ernannt, eines Herstellers u. Lieferanten moderner integrierter radioelektron. Systeme für zivile u. militär. Zwecke.
Politik: Tatarstan: Ab 2000 war er Abgeordneter des 2. Staatsrats der Republik Tatarstan u. Mitglied des Präsidiums des Staatsrats. Im März 2004 wurde er zum Abgeordneten des 3. Staatsrats der Republik Tatarstan gewählt u. war Mitglied des Ausschusses für Haushalt, Steuern u. Finanzen.
Gouverneur der Amur-Region:
Im Mai 2007 nominierte der Präsident RF V. Putin Kolesov für das Amt des Gouverneurs des Landes Amur. Nach der Bestätigung u. Annahme seiner
Kandidatur durch die Abgeordneten des Landes Amur legte Kolesov den Amtseid ab u. übernahm offiziell das Amt des Gouverneurs.
Kritik u. Skandale: Der
parteilose Lokalpolitiker wurde mit diverser Kritik konfrontiert. Der Abgeordnete der Staatsduma RF aus dem Land Amur Dmitrij Novikov warf ihm Korruption, Druckausübung auf die KPRF u. Behinderung seines Wahlkampfs vor. Die KPRF-Fraktion in der regionalen gesetzgebenden Versammlung appellierte an den Präsidenten RF mit der Bitte, Kolesov von seinem Posten zu entfernen mit der Begründung, dass seine Politik "die Staatsmacht diskreditiert“. Die Rechtsabteilung des ZK KPRF u. s. Gennadij Zjuganov richteten 2008 Anträge an die Generalstaatsanwaltschaft RF mit der Forderung, ein Strafverfahren gegen Kolesov einzuleiten.
Grosse Aufmerksamkeit erregte die Renovierung von Kolesovs Büro, deren Kosten auf 100-150 Mln. Rubel geschätzt wurden, obwohl die Projektentwickler von deutlich geringeren Kosten ausgingen. Im Okt. 2008 traf der Vorsitzende der Staatsduma RF s. Boris Gryzlov in Blagoveshchensk ein u. kritisierte die sozial-ökonom. Politik in der Region. Noch im selben Monat wurde Kolesov vom Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev mit der Formulierung "auf eigenen Wunsch“ aus dem Amt des Gouverneurs entlassen. Sein Nachfolger wurde s. Oleg Kozhemjako.
Im Dez. 2012 veröffentlichte das "Pervoe Antikorupcionnoe SMI", ein föderales Medienunternehmen, das sich auf die Korruptionsbekämpfung in Russland spezialisiert hat, dass Kolesov angeblich das Verteidigungs- u. Wissenschaftspotenzial Russlands schädigte, indem er "KRET"-Vermögenswerte zu reduzierten Kosten verkaufte. Die Veröffentlichungen wurden zum Anlass für eine Reihe von Inspektionen der Tätigkeit des Unternehmens durch Organe für innere Angelegenheiten, während einige Abgeordnete der Staatsduma RF auch Anträge an die Generalstaatsanwaltschaft RF
richteten. Als Ergebnis der Überprüfungen wurde festgestellt, dass die von
"Pervoe Antikorupcionnoe SMI" veröffentlichten Informationen unwahr waren. Im Mai 2013 gab das Moskauer Bezirksgericht Preobrazhenskij dem Anspruch von Nikolaj Kolesov auf Schutz der Ehre, der Würde u. des geschäftlichen Rufs statt u. forderte die Medien auf, Kolesov eine Entschädigung für moralischen Schaden in Höhe von 30 Tsd. Rubel zu zahlen.
Sanktionen:
Im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine geriet Kolesov im März 2023 auf die Sanktionsliste der Ukraine u. im Mai 2023 unter britische Sanktionen wegen "Aktivitäten in einem Sektor von strateg. Bedeutung für die russ. Regierung“. Seit Juli 2023 wird er von Australien wegen seiner "Rolle bei der direkten oder indirekten Unterstützung der illegalen Invasion Russlands in der Ukraine“ mit Sanktionen belegt. Im Aug. 2023 wurde er auf die Sanktionsliste Kanadas der Komplizen der umfassenden Invasion Russlands in der Ukraine gesetzt.)

KOLOBKOV, Pavel Anatolevich II (1969-, sowjet. bzw. russ. Sportler/Schwertfechter u. Staatspolitiker, ehem. Sportminister RF, Oberst. Absolvent eines Studiums als Sportlehrer am Staatl. Zentralinstitut für Körperkultur des Leninordens u. der Moskauer Staatl. Rechtsakademie mit Spezialität Rechtswissenschaft u. Qualifikation als Anwalt. In den 1980er Jahren nahm er an der Fechtmeisterschaft der UdSSR teil, gewann seine erste Junioren-Weltmeisterschaft u. nahm 1988 erstmals an den Olympischen Spielen teil. 1991 wurde er Weltmeister der Erwachsenensportler u. gewann anschliessend Gold bei den Weltmeisterschaften 1993, 1994, 2002, 2003 u. 2005. 2000 wurde er Olympiasieger in der Einzelmeisterschaft. 6-maliger Weltmeister u. 2-maliger Europameister.
Politik u. Gesellschaft: Seit 2010 ist er Mitglied der Öffentl. Kammer RF, stv. Vorsitzender der Kommission für Gesundheit, Umwelt, Entwicklung von Körperkultur u. Sport, Mitglied der Kommission für soziale Fragen u. demograf. Politik u. Mitglied der Interkommissions-Arbeitsgruppe für Kindheitsthemen u. Jugendpolitik. 2010-16 war er stv. Minister RF für Sport, Tourismus u. Jugendpolitik u. nach der Reform des Ministeriums von 2012 stv. Sportminister. Als solcher beaufsichtigte er u.a. die Vorbereitung russ. Nationalmannschaften auf die Olympischen Spiele 2012 in London. Im Aug. 2011 wurde er zum Leiter der russ. Sportdelegation bei den Olympischen Spielen 2012 in London ernannt. Im Okt. 2016 wurde er per Dekret des Präsidenten RF V. Putin zum Sportminister RF ernannt. Im Sept. 2018 erklärte Minister Kolobkov im Namen der RF in einem Brief an die
Welt-Anti-Doping-Agentur WADA die Anerkennung der Schlussfolgerungen des McLaren-Berichts über Dopingmissbrauch im russ. olympischen Sport 2012-14. Bis Jan. 2019 erfüllte die russ. Seite im Auftrag Kolobkovs alle Anforderungen der WADA. Wie Kolobkov erklärte, führten WADA-Experten Arbeiten im Moskauer Anti-Doping-Labor durch u. erhielten alle notwendigen Materialien, die zur Authentifizierung u. Analyse in Russland erforderlich waren. Im selben Monat 2019 bestätigte das WADA-Exekutivkomitee den Rechtsstatus der Russ. Anti-Doping-Agentur RUSADA. Im Jan. 2020 trat der parteilose Kolobkov zusammen mit dem Kabinett Medvedev II zurück. Anfang März 2020 wurde er zum Vorstandsmitglied u. stv. Generaldirektor von "Gazprom Neft AG" für die Arbeit mit Bundesbehörden gewählt.)

KOLOKOLCEV, Vladimir Aleksandrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI LXII LXIII LXIV LXV LXVI LXVII LXVIII LXIX LXX LXXI LXXII LXXIII LXXIV LXXV LXXVI LXXVII LXXVIII LXXIX LXXX LXXXI LXXXII LXXXIII LXXXIV LXXXV LXXXVI LXXXVII (1961-, sowjet. bzw. russ. Jurist-Anwalt, ehem. Strafverfolgungsbeamter, Staatspolitiker/beamter. Seit 2012 Innenminister RF. 1982 trat er in den Dienst der Organe für innere Angelegenheiten der Polizeibehörde zum Schutz der in Moskau akkreditierten diplomat. Vertretungen ausländ. Staaten ein. 1984 wurde er zum Zugführer eines separaten Bataillons des Streifenpolizeidienstes der Verwaltung für innere Angelegenheiten des Moskauer Gagarin-Bezirksexekutivkomitees ernannt. 1985 trat er in die Höhere Polit. Schule ein, die nach dem 60. Jahrestag des Komsomol des Innenministeriums der UdSSR benannt war, und schloss sie 1989 mit Auszeichnung ab. Nach seiner Ausbildung begann er als Ermittler der Kriminalpolizei der Verwaltung für innere Angelegenheiten des Moskauer Kuncevo- Bezirksexekutivkomitees zu arbeiten. Später wurde er zum stv. Leiter der 20. u. dann zum Leiter der 8. Moskauer Polizeisektion ernannt. In den 1990er Jahren war er leitender Kriminalbeamter der 2. Abteilung der Kriminalpolizei der Moskauer Hauptverwaltung für innere Angelegenheiten, Leiter der 108. Moskauer Polizeisektion, Leiter der Kriminalpolizei der 2. Bezirkspolizeisektion des Zentralen Verwaltungsbezirks, Leiter der 4. Regionalabteilung der Regionalverwaltung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität des Innenministeriums RF für Moskau u. Leiter des regionalen Büros für operative Ermittlungen für den Südöstlichen Verwaltungsbezirk der zentralen regionalen Verwaltung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität bei der Hauptverwaltung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität des Innenministeriums RF. 2001 wurde er zum Leiter der 3. Abteilung des operativen Ermittlungsbüros der Hauptverwaltung des Innenministeriums RF für den Zentralen Föderationskreis u. 2003 zum stv. Leiter dieses Büros ernannt. 2007 wurde er zum Leiter der Verwaltung für innere Angelegenheiten des Gebiets Orjol ernannt. Während seiner Tätigkeit in Orjol wurden Anklagen gegen die beiden 1. Vizegouverneure u. gegen mehrere Abteilungsleiter der Gebietsverwaltung erhoben, während einige aktive Mitglieder der "Vorobjover“ Mafia festgenommen u. zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. 2009 wurde Kolokolcev zum 1. stv. Leiter der Kriminalpolizei des Innenministeriums RF ernannt. Im Sept. 2009 wurde er per Dekret des Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev zum Leiter der Hauptverwaltung für innere Angelegenheiten der Stadt Moskau ernannt. Per Dekret des Präsidenten RF Medvedev wurde Kolokolcev im März 2011 als Leiter der Hauptverwaltung für innere Angelegenheiten der Stadt Moskau entbunden u. zum Leiter der Hauptverwaltung des Innenministeriums RF für die Stadt Moskau ernannt. Durch Erlass des Präsidenten RF V. Putin wurde Kokolcev im Mai 2012 zum Innenminister RF ernannt. Rangentwicklung: 2008 Generalmajor der Polizei, 2010 Generalleutnant der Polizei, 2011 Generalleutnant der Polizei, 2013 Generaloberst der Polizei, 2015 General der Polizei RF. Verdienter Mitarbeiter der Organe für innere Angelegenheiten RF. Nach dem Rücktritt der Regierung RF von Dmitrij Medvedev im Jan. 2020 wurde Kolokolcev im selben Monat erneut zum Innenminister RF im neuen Kabinett s. Mikhail Mishustins ernannt. Von Amtes wegen ist der Innenminister Mitglied des Sicherheitsrats RF.
Kritik:
Gemäss einer "Dissernet"-Analyse enthielt Kolokolcevs Dissertation von 2005 zum Thema "Gewährleistung der Staatsinteressen Russlands im Kontext des Konzepts der nationalen Sicherheit“ zur Erlangung des Grads eines Doktors der Rechtswissenschaften umfangreiche undokumentierte Entlehnungen aus 4 anderen Dissertationen. Darüber hinaus offenbarten Untersuchungen von "Dissernet" die Existenz gegenseitiger Entlehnungen in den wissenschaftl. Arbeiten V. Kolokolcevs u. dem ehem. Leiter des Föderalen Drogenkontrolldienstes Russlands s. Viktor Ivanov.
Im Feb. 2013 äusserte sich Vladimir Kolokolcev in einem Interview Kirill Pozdnjakovs in einer Sendung des Kanals "NTV" in dem Sinne, dass er nichts gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe in Russland habe, u. erklärte, dass er als Minister zwar Angst davor habe, den Zorn von Gegnern der Todesstrafe auf sich zu ziehen, aber als normaler Bürger würde er bei gewissen Kriminellen nichts Verwerfliches [an einer solchen Bestrafung] sehen". Diese Erklärung wurde vor dem Hintergrund des öffentl. Entsetzens abgegeben, das durch die am Vortag begangenen Aufsehen erregenden Gewaltverbrechen ausgelöst wurde – die Entführung u. Ermordung einer 8-Jährigen in Naberezhnyje Chelny u. eines Mädchens in Tschetschenien. Kokolcevs Aussage wurde von der Partei "Jabloko" scharf kritisiert, auf deren Website der Vorschlag erschien, den Minister zu entlassen, während es jedoch auch Stimmen gab, die sich für das Recht des Ministers einsetzten, seine Meinung zu äussern.
Vladimir Kolokolcev nahm am Parteitag der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ vom Dez. 2018 teil. Laut dem russ. Advokaten u. Menschenrechtsaktivisten Pavel Chikov stellte dies einen Verstoss gegen die Bestimmungen des Bundesgesetzes vom Feb. 2011 Nr. 3-FZ "Über die Polizei“, Art. 7 Teil 2, dar, das es einem Polizeibeamten verbietet, sich an den Aktivitäten polit. Parteien zu beteiligen. Der Administrator der öffentl. Website "Ombudsmann der Polizei“ im sozialen Netzwerk "VKontakte", Vladimir Voroncov, u. später s. Ilja Jashin richteten diesbezüglich eine Beschwerde an die Generalstaatsanwaltschaft u. die Präsidialverwaltung RF. Die offizielle Vertreterin des Innenministeriums RF Irina Volk erklärte, Kolokolcev habe als Gast am Kongress teilgenommen, weshalb dies kein Verstoss gegen das Gesetz sei. Ein Mitglied der Führung von "Einiges Russland“, Igor Seliverstov, erklärte, dass die Anwesenheit Kolokolcevs, der kein Mitglied von "Einiges Russland“ ist, auf dem Parteitag keine Teilnahme daran bedeutet habe u. eine persönl. Angelegenheit des Ministers gewesen sei. Auf diese Teilnahme Kolokolcevs wies auch das "Forum Freies Russland" hin.
Vom "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Kolokolcev "Ausführung u. Erteilung strafrechtlicher Anordnungen, polit. Ermittlungen, Verletzungen der Rechte u. Freiheiten der Bürger sowie Korruption" vorgeworfen. Als direkter Untergebener von Präsident RF V. Putin habe sich Kolokolcev neben anderen Leitern der russ. Strafverfolgungsbehörden mit der Kontrolle der Strafmassnahmen des Putin-Regimes profiliert. Kolokolcevs Untergebene wiederum würden, auch auf seinen persönl. Befehl hin, kriminelle Handlungen gegen die Bürger des Landes begehen u. sich an polit. Ermittlungen u. der gewaltsamen Unterdrückung friedlicher Proteste sowie an Folterungen beteiligen. V.a. während der gesamtruss. Proteste gegen manipulierte Wahlergebnisse in den Jahren 2011-12 habe sich Kolokolcev dank des harten Vorgehens der Bereitschaftspolizei OMON u. der Truppen des Innenministeriums vor Putin als Chef der Moskauer Polizei etablieren können. Er habe persönlich die Verhaftungen von Kundgebungsteilnehmern überwacht u. auf dem Bolotnaja-Platz das harte Eingreifen der Polizei mit der illegalen Verhaftung von Hunderten Bürgern provoziert, die von mehreren Strafverfahren gegen Oppositionelle begleitet war. Nach den Ereignissen vom 6. Mai 2012 auf dem Bolotnaja-Platz habe Kolokolcev per Sondererlass diverse Moskauer Polizeibeamte "für ihre aktive Beteiligung am Schutz der öffentl. Ordnung u. der Gewährleistung der öffentl. Sicherheit ...“ ausgezeichnet. Sozusagen als Dank dafür ernannte Putin ihn 2 Wochen später zum Leiter des Innenministeriums RF. Wie gross die Verachtung Kolokolcevs für das westliche demokrat. System ist, zeigt auch dieses Beispiel. 2014 sagte der Innenminister auf einer Sitzung des Militärrats des Hauptkommandos der inneren Truppen, dass diese Truppen „eines der mächtigsten Instrumente zur Abwehr drohender Unruhen sind, wie sie in der Ukraine u.a. GUS-Staaten aufgetreten sind.“ Damit meinte er die angeblich „tragischen Folgen" der „Einführung der Demokratie auf amerikan. Art“ in diesen Ländern, die „den Zusammenbruch ihres Wirtschaftssystems, die schreckliche soziale Situation u. die tatsächliche Zerstörung der Staatlichkeit“ zur Konsequenz hat. Er fügte hinzu, dass „keines dieser Szenarien in der RF geschehen wird“ u. „warnte jeden, der darüber anders denkt“. Das "Forum Freies Russland" weist darauf hin, dass unter Kolokolcev der Polizeistaat in Russland weiter entwickelt wurde. Laut einem Statista-Bericht für die UN liegt Russland an 1. Stelle der 10 Länder mit der höchsten Anzahl an Polizisten pro Einwohner: Auf 100 Tsd. Einwohner kommen in Russland 564,6 Polizisten. Die Mittel für die Strafverfolgungsbehörden, einschliesslich des Innenministeriums, hätten sich in den letzten 15 Jahren mehr als verfünffacht. Die Entwicklung bei den russ. Sicherheitskräften habe einerseits dazu geführt, dass sie zu Garanten für die Erhaltung des aktuellen polit. Regimes geworden seien. Andererseits habe sich die Wirksamkeit ihrer eigentlichen Hauptaktivitäten – so die Bekämpfung der tatsächlich existierenden Kriminalität u. des eigentlichen Terrorismus, Regulierung der Migration u. Unterbindung der Drogeneinfuhr ins Land –  als ziemlich gering erwiesen. Es ist klar, dass ein solcher Regimevertreter die Verbrechen der eigenen hochkriminellen Machtbande weder erwähnt noch anrührt, geschweige denn aufdeckt u. juristisch verfolgt.
In der Öffentlichkeit pflegt der Innenminister, ein Vertreter der altsowjet. Schule, v.a. unter seinesgleichen oder als Leiter einer Delegation, nicht als Zivilist, sondern in Generalsuniform aufzutreten. Im Unterschied zu einem Putin, Medvedev oder Lavrov macht er jedoch werde einen aggressiv-cholerischen noch zynischen oder zerstörerischen, sondern eher einen phlegmatisch-lethargischen Eindruck.
Wie der Minister im März 2018 sagte, arbeiten im Innenministerium 25% Frauen.
Eigentum u. Einkommen: Laut der offiziellen Gewinn- u. Verlustrechnung verfügte Vladimir Kolokolcev seit 2012 über ein Einkommen von 7-18 Mln. Rubel pro Jahr sowie über 3 Autos, 2 Wohnungen, 2 Wohngebäude u. Grundstücke mit Garage. Dem investigativen journalist. Medium "Proekt" zufolge besitzt die Familie Kolokolcev Immobilien mit einem Katasterwert von ca. 2 Mrd. Rubel, darunter 1 Wohnung u. Parkplätze in der Tverskaja-Strasse, 3 Wohnungen u. 23 Parkplätze am Lenin-Prospekt, 1 Wohnung für die Frau des Sohnes in Khamovniki, Wohnungen in Moskau-City, Häuser mit Grundstück in Usovo und 1 Wohnung in Zareche. Nach Angaben von "Proekt" war zuvor auch ein Anwesen in Zareche im Wert von ca. 200 Mln. Rubel auf den Namen des Sohnes des Ministers Aleksander registriert – diese Information wurde später aus dem Katasterdatenregister entfernt –, das schliesslich fast unmittelbar nach dem Amtsantritt Kolokolcevs als Minister in den Besitz der Familie gelangte. Die Höhe des angegebenen Einkommens Kolokolcevs für 2020 betrug über 14,778 Mln. Rubel, dasjenige der Ehegattin über 249 Tsd. Rubel. Auch das "Forum Freies Russland" weist auf den brisanten Fall des Sohnes von Vladimir Kolokolcev, Aleksandr, hin, der ein erfolgreicher Geschäftsmann sei, eine Restaurantkette besitze u. ein Unternehmen kontrolliere, das sich mit der Produktion erotischer Inhalte beschäftige. Usw.
Internationale Sanktionen: Wegen des Verdachts der Einmischung in die US-amerikan. Präsidentschaftswahl 2016 wurde Kolokolcev im April 2018 zusammen mit dem berüchtigten Chef der Nationalgarde RF s. Viktor Zolotov, dem Chef von "Roskomnadzor" s. Aleksandr Zharov u.a. Personen aus dem "inneren Kreis“ Putins auf die US-Sanktionsliste gesetzt. Kolokolcev, in der westl. Öffentlichkeit kaum bekannt, gehört zu den gefährlichsten Spitzenbeamten u. Siloviki Russlands, die das hochkriminelle Putin-Regime als Instrument für Unterdrückung u. Verfolgung der eigenen Bürger nutzt, weshalb er vom Westen genau im Auge zu behalten ist. Im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine weiteten die USA im April 2022 ihre Sanktionen gegen Kolokolcev aus. 1 Tag nach Ausbruch des Ukrainekriegs wurde der Innenminister RF am 25. Feb. 2022 auf die Sanktionsliste aller EU-Länder gesetzt, weil Kolokolcev "als Mitglied des Sicherheitsrats RF die sofortige Anerkennung der beiden selbsternannten Republiken [Doneck u. Lugansk] durch Russland unterstützte.“ Ende Feb. 2022 wurden er auch auf die Sanktionsliste Kanadas gesetzt. Mitte März verhängten die britischen Behörden persönl. Sanktionen gegen ihn als Mitglied des Sicherheitsrats RF wegen seiner Rolle bei der Anerkennung der "DVR" u. "LVR" u. der darauffolgenden Aggression gegen die Ukraine. Im April 2022 wurde er auf die US-Sanktionsliste "gegen Russland wegen seiner Gräueltaten in der Ukraine“ gesetzt. Aus ähnlichen Gründen wurde er auch von den Sanktionen Australiens, Neuseelands, Japans, der Ukraine u. der Schweiz erfasst. In seinem Redebeitrag im Sicherheitsrat RF vom 21. Feb. 2022 machte der Innenminister eine histor. Analogie bei den "Minsker Abkommen", die die Ukrainer in ihrer schwierigen Lage zu unterzeichnen gezwungen worden" seien u. einem Akt der Kapitulation gleichkommen", mit der Kriegskapitulation Nazideutschlands im Mai 1945. Bei der "DVR" u. "LVR" sei es auf jeden Fall notwendig, diese Republiken u. ihre Rechtspersönlichkeit anzuerkennen". Dabei sollte man sie in den Verwaltungsgrenzen anerkennen, in denen diese Republiken u. ihre Völker vor ihrer Besetzung durch die Streitkräfte der Ukraine lagen – nämlich von Mariupol bis zu den histor. Grenzen". Teile der Gebiete Doneck u. Lugansk, die seit 1991 zur unabhängigen Ukraine gehören, konnten von der ukrain. Armee gehalten werden. Mariupol, das im Gebiet Doneck liegt, wurde 2022 von Russland bei weitgehender Zerstörung gewaltsam erobert.)

KOLOMOJSKIJ, Igor Valerevich (ukrain. KOLOMOJSKYJ, Ihor Valerjovych) II III IV V VIa VIb VII VIII IX X XI XIIa XIIb XIII XIV XVa XVb XVI XVIIa XVIIb XVIIIa XVIIIb XVIIIc XIXa XIXb XXa XXb XXI XXII XXIII XXIV XXV (1963-, sowjet. bzw. ukrain. Metallurgieingenieur, hochkarätiger ukrain. Finanz- u. Industrieoligarch jüdischer Herkunft mit Staatsbürgerschaft Israels u. Zyperns, milliardenschwerer Top-Unternehmer, ehem. ukrain. Politiker. Absolvent des nach L.I. Brezhnev benannten Metallurg. Instituts Dnepropetrovsk, heute Nationale Metallurg. Akademie der Ukraine, mit den Schwerpunkten Wärmetechnik u. Automatisierung metallurg. Öfen u. einem Diplom als Ingenieur.
Grossunternehmer: Seit Mitte der 1980er Jahre ist Kolomojskyj aktiv in der Wirtschaft tätig, nachdem die UdSSR das Genossenschafts- u. Handelsrecht liberalisiert hatte. Laut s. Gennadij Korban begann Kolomojskyj ab 1986/7 mit seinem jüdischen Landsmann s. Gennadij Bogoljubov geschäftlich zusammenzuarbeiten, als sie in der Perestrojkazeit Bürogeräte aus Südostasien importierten. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR begann Kolomojskyjs Genossenschaft "Sentoza Ltd." mit dem Handel mit Konsumgütern, Eisen- u. Ölprodukten. Um die Importe ausländ. Waren zu finanzieren, organisierte Kolomojskyj den Export von Stahlprodukten. 1992 gründeten die 3 Unternehmen Kolomojskyjs u. seiner Partner, insbes. s. Hennadij Bogoljubov, "Solm", "Sentoza" u. "Vist", die legendäre ukrain. "PrivatBank", die zur grössten Bank der Ukraine wurde. Im Gegensatz zu staatseigenen Banken bediente diese Bank bereitwillig private Unternehmer u. beteiligte sich Mitte der 1990er Jahre aktiv am Gutscheinprogramm zur Privatisierung staatlicher Vermögenswerte. Mit dem Segen von PM s. Leonid Kuchma /1992-3/, der wie Kolomojskyj ebenfalls aus Dnepropetrovsk stammte u. dessen erfolgreicher Präsidentschaftswahlkampf Kolomojskyj u. seine Partner finanzierten, durfte die "PrivatBank" mit der Erlaubnis der Nationalbank der Ukraine auch im Ausland Niederlassungen eröffnen wie in Lettland u. Zypern. Als Vorstandsvorsitzender der "PrivatBank" /ab 1992/ war Serhij Tihipko Berater des damaligen ukrain. Staatspräsidenten Leonid Kuchma, Wirtschaftsminister, Parlamentsabgeordneter u. 2002-4 Präsident der Nationalbank der Ukraine u.a.m. gewesen. Einigen Pressematerialien zufolge wurden Kolomojskyj u. seine Geschäftspartner von Pavel/Pavlo Lazarenko unterstützt, der in den 1990er Jahren eine Reihe verantwortungsvoller öffentlicher u. Regierungsämter im Gebiet Dnepropetrovsk innehatte u. dann PM der Ukraine wurde. Um die "PrivatBank" u. die Gruppe Kolomojskyj-Bogoljubov-Martynov entstand u. entwickelte sich so die legendäre Beteiligungsgesellschaft "Privat", die als grösste u. einflussreiche  Finanz- u. Industriegruppe der Ukraine grosse Teile der Metallurgie, Stahl-, Öl-, Chemie-, Energie- u. Nahrungsmittelindustrie in der Ukraine, aber auch in Russland u. Rumänien kontrolliert/e, sowie Teile des Agrar-, Banken-, Lufttransport- u. Sportsektors in der Ukraine umfasst/e. Während Gennadij Bogoljubov sich mit der Bankseite des Geschäfts befasst/e, kontrolliert/e Kolomojskyj die metallurg. u. Ölunternehmen. Die "Privat"-Gruppe ist/war nicht offiziell registriert, d.h. sie handelt/e nicht als jurist. Person u. wird in den Medien häufig als inoffizieller Zusammenschluss aller Unternehmen ihrer Eigentümer erwähnt. Es wurde darauf hingewiesen, dass die "Privat"-Gruppe einen Teil des polit.-wirtschaftl. Klientelnetzwerks der Oligarchen u. Spitzenfunktionäre der ukrain. Stadt Dnepropetrovsk bzw. Dnipro gebildet habe, wobei einige davon zum sog. Dnepropetrovsker Klan gehörten. Obwohl Kolomojskyj die informelle "Privat"-Gruppe gerne als ein „Phantom“ u. einen „journalist. Begriff“ bezeichnet/e, gingen bzw. gehen Wirtschaftsanalysten davon aus, dass diese Gruppe direkt oder indirekt über 100 Unternehmen in der Ukraine u. der Welt umfasst. Eine Wikipedia-Liste dokumentiert die Existenz von mehr als 190 Unternehmen u. Firmenkonstrukten, an denen Kolomojskyj u. seine Partner bzw. seine "Privat"-Gruppe als Besitzer oder Miteigentümer mit entsprechenden Anteilen oder zumindest als Mitglied der Aufsichtsräte beteiligt ist oder sein soll. So wurde Kolomojskyj Besitzer oder Mitbesitzer von Betreibern bedeutender Ölraffinerien wie der "Neftekhimik Prykarpattja“ u. "Halychyna", zwei der ältesten, aus dem 19. Jh. stammenden Ölraffinerien der Ukraine. Zwischen 1999 u. 2003 erlangte Kolomojskyj, der ab 1997 Vorstandsvorsitzender der "Privat"-Gruppe war, die Kontrolle über den grössten ukrain. Öl- u. Gasförderer "Ukrnafta", das Kokserei- u. Chemiewerk Kalinin, das Eisenlegierungswerk Nikopol u.a. Unternehmen. Ferner sind unter den Vermögenswerten u. Beteiligungen der "Privat"-Gruppe das Chemieunternehmen "DniproAzot", die Bergbau- u. Verarbeitungskombinate Marganec/Marhanec, Ordzonikidze/Pokrov u. Südlicher Bug sowie die Dneprodzerzhinsker Kokserei, des Eisenerzwerk von "Sukha Balka" in Krivoj Rog/Kryvyj Rih, das Elektrometallurg. Kombinat "Dneprospecstal", die Eisenlegierungswerke Stakhanov, Zaporizhzhja u. Nikopol, das Metallurgiekombinat Petrovsk in Dnipro u. die Ilichivsk-Treibstoff-Terminalgesellschaft zu erwähnen, die das Öl- u. Benzinterminal im Schwarzmeer-Hafen von Tschornomorsk betreibt. Laut Gennadij Korban kontrolliert/e Kolomojskyj 20-30% des globalen Eisenlegierungsmarkts, u. das ukrain.-zyprische Unternehmen "Privat-Intertrading" ist/war Monopolist auf dem ukrain. Manganerzmarkt. 2005 kaufte die "Privat"-Gruppe Anteile an 5 Energiekonzernen mit Ortsnamensendung -oblenergo u. hat dadurch die weitgehende Kontrolle der Stromversorgung in Ivano-Frankivsk, Poltava, Sumy, Tschernihiv u. Lviv/Lemberg. 2007 wurde die "Privat"-Gruppe Teil der Eigentümer der Stahl- u. Bergbau-Holding "Evraz" in Russland u. Ende dieses Jahres erwarb Kolomojskyj einen Anteil von 12,62% am britischen Öl- u. Gasunternehmen "Oil & Gas", dessen Öl- u. Gasvermögen sich zu etwa 80% in der Ukraine befinden. Infolge des russ.-ukrain. Kriegs dürften sich nach 2014 die Vermögensverhältnisse in einigen Fällen geändert haben. Einige Bsp.: Zu den von Kolomojskyj verkauften Vermögenswerten im Bereich der Metallurgie gehörten Hauptanteile an den Kombinaten "Sukha Balka" u. "Petrovsk", den Koksereien "Baglejkoks", "Dneprokoks" u. "Dneprodzerzhinsk" u. dem "Südlichen Bergbau- u. Verarbeitungswerk", dem viertgrössten Eisenerzabbau- u. Verarbeitungswerk der Ukraine. Ausserdem besitzt die "Privat"-Gruppe das Dniproer Getränkeunternehmen "Biola“ u. kontrolliert einen Grossteil der zuckerrübenverarbeitenden Industrie in der gesamten Ukraine die Ukraine ist der fünftgrösste Zuckerrübenproduzent der Welt. Die "Privat"-Gruppe befindet sich in einem ständigen Konflikt mit dem ukrain. Grossunternehmer s. Viktor Pinchuk u. seiner "Interpipe Gruppe", deren Tochtergesellschaften u. Zweigfirmen im Gebiet Dnepropetrovsk ihren Sitz haben. Pinchuk ist der 3. grosse Oligarch in Dnepropetrovsk/Dnipro.
Offshore-Unternehmen: Zu den Offshore-Unternehmen der "Privat"-Gruppe gehören diverse Unternehmen mit Anmeldung auf Zypern u. den Jungferninseln.
Die hier gemachten Wirtschaftsangaben sind wegen der Entwicklung in der Ukraine möglicherweise nicht immer auf dem neusten Stand.

Kontroversen u. Kritik: In den 2000er-Jahren soll Kolomojskyj mittels eigener "quasi-militärischer“ Einheiten mehrere feindliche Übernahmen von Unternehmen vollzogen u. einen Ruf als Corporate Raider erlangt haben, während die "Privat"-Gruppe als „grösster Raider in der Ukraine“ bezeichnet wurde. So berichtete das Magazin Forbes etwa, er habe 2006 bewaffnete Schläger angeheuert, um eine Stahlfabrik in Kremenchug zu übernehmen. Die entsprechende Struktur der "Privat"-Gruppe, das Sicherheitsunternehmen "B.O.G.", wurde vom ehem. Leiter der regionalen Polizeibehörde von Dnepropetrovsk, General Kozin, organisiert u. soll sich wiederholt an der Durchführung von Raider-Operationen beteiligt haben. Um Konkurrenten auszustechen, soll Kolomojskyj auch Einfluss auf die Justiz genommen haben.

Zivile Luftfahrt: Über die "Privat"-Gruppe war Kolomojskyj Anfang der 2000er Jahre auch an den inzwischen insolventen ukrain. Fluggesellschaften "Aerosvit Airlines", "DniproAvia" u. "DonbassAero" beteiligt. Auf der Grundlage dieser Fluggesellschaften entstand die Ukrain. Luftfahrtgruppe, die ihren Eigentümern bald die Kontrolle über 48,5% des Luftverkehrsmarkts der Ukraine ermöglichte. 2010 erwarb Kolomojskyj die 2003 gegründete private Charterfluggesellschaft "Windrose Aviation“¨mit Sitz in Kiev/Kyiv u. Heimatflughafen Kyiv-Boryspil, die einige Destinationen in Europa u. dem Nahen Osten bedient/e. 2011 stieg er auch in den internationalen Lufttransportmarkt ein. Über die Vermögensverwaltungsgesellschaft "Mansvell Enterprises Ltd." kontrollierte er 3 skandinav. Fluggesellschaften: "Skyways Express", "City Airline" u. "Cimber Sterling". Aber schon 2012 wurde das zivile Fluggeschäft der "Privat"-Gruppe unrentabel. Während "Aerosvit" u. "DonbassAero" 2013 u. den Flugbetrieb einstellten, gab "DniproAvia" ihn 2018 auf. Auch die erwähnten skandinav. Fluggesellschaften mussten innerhalb weniger Jahre Insolvenz anmelden u. den Betrieb einstellen.

Medienimperium: Kolomojskyjs Medienkonzern wurde ursprünglich von der "Glavred Media Holding" kontrolliert, zu der die Newsagentur "UNIAN", das Wochenmagazin Profile u. die Zeitungen Novaja gazeta u. Gazeta po-Kievski gehören. 2010 sicherte sich Kolomojskyj über sein 100%-Unternehmen "Harley Trading Ltd." für rd. 300 Mln. USD die Kontrolle über einen der grössten Medienkonzerne der Ukraine, die "1+1 Media Gruppe", die 8 ukrain. TV-Kanäle betreibt: "1+1", "1+1 International“, "2+2“, "TET“, "PlusPlus“, "UNIAN TV“ u.a. Ferner werden das Nachrichtenportal "TSN.ua“ sowie einige Internetprojekte wie "Glavred“, "Telekritika“ u. das Medientabloid "Dusja“ betrieben. Zu Kolomojskyjs Medienressourcen gehör/t/en auch der "9 Kanal" in Dnipro u. die Website "Oligarch“.
Anfang April 2016 stellte die Mediengruppe "1+1“ sämtliche TV-Ausstrahlungen ein. Laut Ruslan Bortnik, Direktor des "Ukrain. Instituts für Analyse u. Politikmanagement", erwies sich das TV-Projekt für Kolomojskyj als unrentabel, da es ihm nicht gelang, externe Sponsoren zu finden, u. er angesichts der Entschlossenheit der ukrain. Regierung, sich eine eigene TV-Präsenz zu sichern, das Interesse verlor. Im Okt. 2023 übertrug Kolomojskyj das Eigentum an der Mediengruppe "1+1" an das Team von Jaroslav Pakholchuk, Generaldirektor des Radio- u. TV-Unternehmens "Studio 1+1". Kolomojskyj bleibe aber letztendlich der wirtschaftl. Eigentümer von "1+1 Media" u. die Entscheidung gelte für einen Zeitraum von 5 Jahren, hiess es in einer Pressemeldung.
2007 erwarb Kolomojskyj für 110 Mln. USD eine 3%-Beteiligung an der auf den Bermudas eingetragenen Mediengesellschaft "Central European Media Enterprises" CME, dem grössten TV-Unternehmen Osteuropas, das vom Präsidenten des "Jüdischen Weltkongresses" WJY Ronald Lauder gegründet wurde. Zusammen mit s. Vadim Rabinovych gründete Kolomojskyj den ersten jüdischen internationalen Nachrichtensender "Jewish News One" JN1, der im Satelliten- u. Kabelfernsehen sowie im Internet verfügbar ist/war.
Kontroversen u. Kritik: 2011 wurde Kolomojskyj wegen „der Schliessung der Zeitung Gazeta po-Kievski u. des Magazins Profil, die mit der Entlassung von Journalisten ohne Vorwarnung beim Kanal "City" u. bei anderen Strukturen der "1+1"-Gruppe“ verbunden war, auf den 2. Platz einer Rangliste der Feinde der Presse gesetzt.

Vermögen u. Rankings: Da die "Privat"-Gruppe" intransparente Kommunikationsstrukturen verwende, sei es schwierig, Kolomojskyjs Geschäftsvermögen im Einzelnen genauer einzuschätzen, hiess es. Zwischen 2006 u. 2013 befand sich Kolomojskyj auf dem 2. bzw. 3. Platz der reichsten Ukrainer - nach s. Rinat Akhmetov u. s. Viktor Pinchuk. Sein geschätztes Vermögen lag je nach Quelle 2006 bei 2,8 Mrd. USD, 2007 bei 3,3-3,82 Mrd. USD, 2008 bei 4,7-6,55 Mrd. USD, 2009 bei max 2,3 Mrd. USD, 2010 bei 2,9-6,5 Mrd. USD, 2012 bei 3,0-4,187 Mrd. USD u. 2014 bei 1,8-3,398 Mrd. USD. Im März 2015, nach dem drastischen Wertzerfall der ukrain. Landeswährung Grivna/Hryvnja UAH, gab The Economist Kolomojskyjs Nettovermögen mit 1,36 Mrd. USD an. 2018 befand er sich auf Platz 5 unter den reichsten Menschen in der Ukraine u. auf Platz 1795 der Welt mit einem geschätzten Vermögen von 1 Mrd. USD laut Forbes. 2020 belegte Kolomojskyj laut Forbes mit einem Vermögen von 1 Mrd. USD den 8. Platz im Ranking der reichsten Menschen der Ukraine. 2021 belief sich sein Vermögen laut Forbes Ukraine auf 1,8 Mrd. USD u. 2022 laut Forbes.com auf rd. 1 Mrd. USD bzw. betrug in diesem Jahr laut Forbes Ukraine noch 850 Mln. USD, was den tiefsten Stand seit Langem bedeutete.

Gesellschaftl. Engagement: Kolomojskyj engagiert/e sich in diversen sozialen Bereichen. Zu den öffentl. Projekten gehören die Beteiligung an der Errichtung des Museumskomplexes "Art Arsenal“ in Kiev. Er war Präsident des FC "Dnipro Dnepropetrovsk" sowie Vizepräsident des Ukrain. Fussballverbands u. trug wesentlich zur Finanzierung des Neubaus der "Dnipro-Arena" in seiner Heimatstadt bei. Kolomojskyj ist oder war ferner Präsident des Basketballclubs "Dnepr" u. des Hockeyclubs "Budivelnik". Allerdings beschloss der Unternehmer 2013, die Finanzierung von einer Reihe von Fussballvereinen einzustellen. 2018 wurde dem FC "Dnipro" aufgrund millionenschwerer Schulden der Profistatus entzogen u. 2019 wurde dieser FC nach dem Abstieg aufgelöst.

Jüdische Gemeinde: Als gebürtiger ukrain. Jude ist oder war Kolomojskyj ein aktives Mitglied u. eine prominente Figur der jüdischen Gemeinde seiner Heimat. Dort ist oder war er Mitglied des Kuratoriums der Jüdischen Gemeinde von Dnepropetrovsk/Dnipro. 2008 wurde er zum Präsidenten der "Vereinigten Jüdischen Gemeinde" der Ukraine“ in Kiev gewählt. Er wurde zu einem wichtigen Geldgeber der Chabad-Bewegung in der Ukraine, die dort ihre Wurzeln hat. 2010 wurde Kolomojskyj in Berlin zum Vorsitzenden des "Europäischen Rats jüdischer Gemeinden" ECJC ernannt, was in den eigenen Reihen für Kritik sorgte. Nachdem mehrere Vorstandsmitglieder aus Protest zurückgetreten waren, trat Kolomojskyj aus dem ECJC aus u. gründete zusammen mit s. Vadim Rabinovych 2011 das "Europäische Jüdische Parlament", das nach dem Vorbild der israelischen Knesset, aus 120 Mitgliedern bestehend, die Anliegen der jüdischen Gemeinschaft gegenüber der EU vertreten sollte. Ausserdem gründete er mit seinem Kollegen den pro-israelischen, englischsprachigen TV-Sender "Jewish News One" JN1. Mit einer Spende von rd. 100 Mln. Euro finanzierte er den Bau des wohl grössten jüdischen Gemeinde-, Kultur- u. Geschäftszentrums in Osteuropa mit, des 2012 eröffneten "Menorah Centers" in Dnepropetrovsk. Nicht zu übersehen ist die Tatsache des jüdischen Hintergrunds Kolomojskyjs u. des späteren ukrain. Präsidenten s. Volodymyr Zelenskyj, der als Filmkomiker u. Präsidentschaftskandidat vom Oligarchen gefördert wurde.

Politik: Ihor Kolomojskyj wird bzw. wurde ein erheblicher Einfluss auf die Politik in der Ukraine nachgesagt. Nach der Präsidentschaft Leonid Kuchmas war er ein Verbündeter des ehem. Zentralbankgouverneurs s. Viktor Jushchenko, dem er bei der Finanzierung seiner polit. Bewegung half u. der 2004 zum neuen ukrain. Präsidenten gewählt wurde. Er galt auch lange Zeit als Unterstützer der früheren ukrain. MP s. Julija Tymoshenko u. deren polit. "Blocks". Bei der Präsidentschaftswahl 2010 unterstützte er ihren Wahlkampf allerdings nicht mehr. Nach dem Amtsantritt des proruss. Staatschefs s. Viktor Janukovych im Feb. 2010 geriet Kolomojskyj zunehmend unter Druck. Er lehnte die Präsidentschaftsambitionen u. die Regierungspolitik Janukovychs u. seiner weitgehend proruss. "Partei der Regionen" ab.  Bei den ukrain. Parlamentswahlen 2012 wurde Kolomojskyj von den Kritikern der demokrat. Allianz als Unterstützer von s. Vitalij Klychkos "UDAR" angesehen, obwohl diese Partei bestritt, dass er ein Sponsor gewesen sei. Im Kontext der konstanten existentiellen Bedrohung der Ukraine durch Putin-Russland u. der russ. militär. Aggression gegen sein Heimatland galt Kolomojskyj als ein Finanz- u. Industrieoligarch, der sich einer pro-europäischen Politik der Ukraine zugewandt hatte, obwohl seine Beziehung zum Kiever Zentrum schwierig blieb u. diese westliche Orientierung später auch von ihm selbst wieder in Frage gestellt werden sollte.

Euromajdan, Gouverneur u. Ukrainekrieg 2014: Bis 2014 lebte Kolomojskyj hauptsächlich in der Schweiz, v.a. in Genf, u. in Frankreich. Nachdem die Ereignisse des "Euromajdan" im Feb. 2014 Janukovych zum Rücktritt u. Verlassen des Landes gezwungen hatten, ernannte der ukrain. Übergangspräsident Oleksandr Turchinov Kolomojskyj per Dekret vom 2. März zum Leiter der Verwaltung bzw. zum Gouverneur des Gebiets Dnepropetrovsk, wobei dieser sein Amt am nächsten Tag antrat, nachdem er in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. Bei seiner Antrittspressekonferenz erklärte Kolomojskyj, er könne „nicht verstehen, wie sich Russen u. Ukrainer gegenseitig bekämpfen können“. Er machte dabei Janukovych u. den Präsidenten RF V. Putin für die Unruhen in der Ukraine verantwortlich u. bezeichnete beide als „schizophren", den einen im Wuchs grösser, der andere kleiner, der „den Verstand komplett verloren" habe. Letzterem warf er vor, einen „messianischen Drang“ zu haben, um das Russ. Reich oder die Sowjetunion neu zu erschaffen, was seiner Meinung nach die Welt in eine Katastrophe stürzen würde. 2 Tage später hetzte Putin anlässlich einer Pressekonferenz gegen den neuen Gouverneur Kolomojskyj, den er einen „einzigartigen Gauner“ nannte, weil er vor einigen Jahren angeblich einen Deal mit dem kremlnahen russ. Oligarchen s. Roman Abramovich über mehrere Mrd. USD gebrochen u. das Geld selbst eingesteckt habe, ohne die Sachlage, um was es bei diesem Deal genau ging, darzulegen.
Als neuer Gouverneur von Dnepropetrovsk versprach der Magnat, keine Geschäfte zu machen u. Ukrainisch zu sprechen – so sagte er auf Russisch "v Ukraine" statt "na Ukraine". Er schlug vor, grosse Oligarchen mit der Führung mehrerer Gebiete der Ukraine zu betrauen, um die Bedrohung durch den Separatismus zu bekämpfen: Im Gebiet Doneck sollte dieser Gouverneur s. Rinat Akhmetov werden, im Gebiet Zaporizhzhja Viktor Pinchuk, in Lugansk Sergej/Serhij Taruta u. in der Autonomen Republik Krym Vadim Novinskij, aber nur Taruta stimmte zu. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym vom 18. März 2014 verlor Kolomojskyj seine Vermögenswerte auf der zur Ukraine gehörenden Halbinsel, darunter seine russ. Bankentochter "MoskomPrivatbank" u. einen zivilen Flughafen. Während der proruss. Krymchef s. Sergej Aksjonov die jurist. Massnahmen Russlands gegen ihn für „völlig gerechtfertigt" hielt, reichte Kolomojskyj als Reaktion darauf im Jan. 2016 beim Ständigen Schiedsgericht eine Klage gegen Russland ein. Die Russen behaupteten aber, dass dieses Gericht in dieser Angelegenheit nicht zuständig sei, u. weigerten sich, an dem Verfahren teilzunehmen. Sie antworteten mit ihren eigenen Anklagen gegen Kolomojskyj u. beschuldigten ihn, in seiner Unterstützung des ukrain. Widerstands gegen die von Russland unterstützten Separatisten in den "Volksrepubliken" von Doneck u. Luhansk „die Tötung von Zivilisten organisiert“ zu haben. Im Juni 2014 schlug Kolomojskyj vor, an der Grenze zu Russland eine Mauer in Form eines 2 m hohen Maschenzauns mit Stacheldraht zu errichten. Das Eigentum proruss. Oligarchen, die die selbsternannten "Volksrepubliken" von Doneck u. Lugansk unterstützen, sollte seiner Meinung nach verstaatlicht u. einer eigens dafür gegründeten AG übertragen werden, während ihre Anteile an die Teilnehmer der Antiterroroperation in der Ostukraine verteilt werden sollten.
Während Kolomojskyjs Amtszeit als Gouverneur wurden ein Teil der Gehaltszahlungen an öffentl. Bedienstete u. die Versorgung der Truppen in Dnepropetrovsk zeitweise aus dem Privatvermögen Kolomojskyjs abgedeckt. Es wurde vermutet, dass Kolomojskyj zu jener Zeit die Gebiete Dnepropetrovsk u. Odessa kontrollierte, das Nationale Verteidigungsregiment des Gebiets Dnepropetrovsk unterhielt u. die freiwilligen Territorialverteidigungsbataillone des Verteidigungsministeriums der Ukraine u. die freiwilligen Spezialbataillone des Innenministeriums der Ukraine finanziell unterstützte. V.a. finanzierte er den Aufbau der proukrain. Kampfverbände "Regiment Azov", "Regiment Dnipro", "Bataillon Ajdar" u. "Bataillon Donbas", deren Gründung 2014 bekannt gegeben wurde. Anders als Luhansk oder Doneck blieb Dnipro unter ukrain. Kontrolle, weshalb Kolomojskyj für viele als Held galt, zumal er monatliche Kosten bis zu 10 Mln. USD an Unterhalt getragen haben soll. Darüber hinaus führte Kolomojskyj die Praxis ein, für jeden gefangen genommenen Vertreter der "DVR" u. "LVR" eine Geldprämie in Höhe von 10 Tsd. USD zu zahlen. Nachdem proruss. Truppen in das Gebiet Doneck einmarschiert waren, übernahm die Führung des Gebiets Dnepropetrovsk im Aug. 2014 die Verantwortung für die Lage im benachbarten Gebiet Zaporizhzhja u. in "den umliegenden Gebieten, insbes. Mariupol u. alles darüber hinaus“. Kolomojskyj fand Unterstützung von Vertretern verschiedener ukrain. polit. Parteien u. Organisationen, von "Svoboda“, "Majdan-Selbstverteidigung“, "Rechter Sektor“ bis zur "Partei der Regionen“. Der ukrain. Gouverneur des Gebiets Doneck, Sergej Taruta, stellte in einem Interview vom Aug. 2014 fest, dass Kolomojskyj mit dem Führer des umstrittenen "Rechten Sektors“ s. Dmytro Jarosh in Verbindung gebracht werde /Kolomojskyj bestritt dies/. Anfangs hatten Kolomojskyj u. seine Regierung freundschaftliche Beziehungen zum Vorsitzenden der "Radikalen Partei" s. Oleh Ljashko gepflegt, doch diese verschlechterten sich später; nachdem dieser dem Oligarchen angeblich mit Ermordung drohte /was Kolompjskyj als Fake bestritt/, ordnete Kolomojskyj die Verfolgung Ljashkos in den von ihm kontrollierten Medien an. Ferner wurde Kolomojskyj von den Führern der jüdischen Gemeinde von Dnepropetrovsk, die über beträchtliche finanzielle Mittel verfügten, bedingungslos unterstützt.
In einem Interview mit s. Dmitrij Gordon von 2018 sagte Kolomojskyj, dass es sich im Donbass nicht um einen "Bürgerkrieg", sondern um einen "lokalen Bürgerkonflikt" handle, der von Russland provoziert wurde u. unterstützt werde. Er zeigte sich überzeugt, dass die Ukraine die Krym u. den Donbass zurückholen werde; den Donbass in max. Jahren, während es bei der Krym etwas mehr Geduld brauche.
Kontroversen u. Kritik: Im Okt. 2014 machte Kolomojskyj Schlagzeilen, als er öffentlich u. freimütig zugab, gleichzeitig 3 Staatsbürgerschaften - der Ukraine, Israels /seit 1995/ u. Zyperns /seit 2010/ - zu besitzen. Von Journalisten befragt, wie dies mit seiner Position als Gouverneur des Gebiets Dnepropetrovsk vereinbar sei, da die ukrain. Verfassung den Besitz zweier Staatsbürgerschaften verbot, antwortete er: „Aber die dreifache ist nicht verboten.“ Als EU-Bürger mit zyprischem Pass konnte/kann Kolomojskyj weltweit über 150 Länder visumsfrei besuchen. In einem Interview mit s. Dmitrij Gordon von 2018 sagte Kolomojskyj, dass es ihm in Israel gefalle u. er sich als einen Teil Israels fühle, zumal seine Kinder u. Neffen dort geboren worden seien, aber in der Ukraine fühle er sich zu Hause. Er sei ein gläubiger Mensch u. habe noch nie ernsthafte Probleme mit dem Antisemitismus gehabt.

Konflikt mit dem Zentrum / mit Poroshenko u. Rücktritt als Gouverneur: Dennoch fand ein erbitterter Konflikt zwischen Kolomojskyj u. dem Kiever Zentrum statt, nachdem im März 2015 durch Verabschiedung eines Reformgesetztes über Aktiengesellschaften Kolomojskyjs Einfluss auf den grössten Ölproduzenten "Ukrnafta", das das grösste Tankstellennetz der Ukraine unterhält, u. den Pipelinebetreiber "UkrTransNafta" durch das ukrain. Parlament beschnitten wurde. Das vom Parlament beschlossene Reformpaket für die staatl. Industrie gehörte zu den Massnahmen, die der IWF als Gegenleistung für benötigte Kredite forderte. Während der Staat über "Naftohas" 50% u. 1 Aktie bei "Ukrnafta" innehatte, gehörten 42% oder 43% der Anteile den von Kolomojskyj kontrollierten Strukturen. Diese blockierten wiederholt die Einberufung einer Versammlung der Aktionäre von "UkrTransNafta", was eine Entscheidung über die Zahlung von Dividenden an den Staat verhinderte. Nach einem widerlichen Zwischenfall im Machtkampf mit der Führung von "UkrTransNafta", bei dem bewaffnete Sicherheitskräfte beider Parteien in den Zentralen der beiden Unternehmen erschienen /NZZ/, was von der Kiever Führung als illegaler Akt scharf gerügt wurde, u. einem Ausfall gegen einen Journalisten von "Radio Svoboda", vor dem Kolomojskyj behauptete, dass russ. Diversanten eine Raider-Übernahme von "UkrTransNafta" versucht hätten, schlug Kolomojskyj zurück. Präsident s. Petro Poroshenkos Konten in Höhe von rd. 50 Mln. USD wurden von der "PrivatBank" kurzerhand gesperrt. Ausserdem drohte der mächtige Magnat damit, im Falle seiner Absetzung gegen "Naftohas" seine Privatarmee - das "Bataillon Dnipro" - nach Dnepropetrovsk zu beordern. Nach weiteren bizarren Vorfällen zwischen dem Zentrum Kiev u. dem SBU einerseits u. der Dnepropetrovsker Seite um Kolomojskyj andererseits unterzeichnete Präsident Poroshenko, selbst ein ukrain. Oligarch, am 24. März 2015 nach einer nächtlichen Sitzung mit dem widerspenstigen Oligarchen ein Dekret über Kolomojskyjs Rücktritt vom Amt des Leiters der Gebietsverwaltung Dnepropetrovsk, den der Gouverneur selbst beim Präsidenten eingereicht hatte /NZZ I / NZZ II/. Seinen Erzrivalen bedachte Kolomojskyj mit der sarkast. Bemerkung, der einzige Unterschied zwischen Poroshenko u. Janukovych sei „eine gute Ausbildung, gutes Englisch u. das Fehlen einer Vorstrafe“, während alles andere gleich sei: „Es ist dasselbe Blut, dasselbe wiedergeborene Fleisch. Wenn Janukovych ein Lumpendiktator war, ist Poroshenko der gebildete Usurpator, Sklave seiner absoluten Macht u. gierig nach absoluter Macht.“ In einem Interview mit Dmitrij Gordon von 2018 sagte Kolomojskyj, das Problem Poroshenkos - u. des Landes - sei, dass er Präsident geworden sei ohne aufgehört zu haben, Oligarch zu sein, er sei ein amoralischer Mensch. Obwohl es ihm unter Poroshenko nicht schlecht ging, wie er Gordon sagte. Zum Nachfolger auf dem Posten des Gouverneurs des Gebiets Dnepropetrovsk wurde der bisherige Gouverneur des Gebiets Zaporizhzhja Valentin Reznichenko ernannt.
Konflikt mit M. Saakashvili:
In einem weiteren Schritt gegen Kolomojskyj ersetzte Poroshenko dessen langjährigen Geschäftspartner Ihor Palycja als Gouverneur des Gebiets Odessa durch den ehem. georgischen Präsidenten s. Micheil Saakashvili. Diese Ernennung löste ein dramat. öffentl. Wortgefecht zwischen den beiden extravaganten Politikern aus. Saakashvili bezeichnete Kolomojskyj Journalisten gegenüber als „Gangster“ u. „Schmuggler“, während der Ukrainer den georg. Fremdling als „einen Hund ohne Maulkorb“ u. „Rotznasensüchtigen“ verunglimpte. Nach der gescheiterten Episode als Gouverneur gab der Tycoon seinen Rückzug aus der Politik bekannt - mit einer Ausnahme.
UKROP: Nach dem Rücktritt Kolomojskyjs vom Amt des Gouverneurs des Gebiets Dnepropetrovsk gaben Mitglieder seines Teams ihre Absicht bekannt, eine neue polit. Kraft aufzubauen, die Partei "UKROP". Ihr Gründer Hennadij Korban war Kolomojskyjs Stv., als dieser Gouverneur des Gebiets Dnepropetrovsk war. Korban, ebenfalls ein reicher ukrain. Geschäftsmann, war seit 1999 in der "Privat"-Gruppe vertreten u. seit 2005 Mitglied des Aufsichtsrats von "Ukrnafta". 2015 berichteten ukrain. Medien, dass die Partei mit Kolomojskyj verbunden sei. Ende Okt. 2015 wurde Korban verhaftet u. schied aus der Partei aus. Auf dem "UKROP"-Parteitag vom Nov. 2016 wurde Kolomojskyj in die Parteileitung u. zum Vorsitzenden der Parteikontrollkommission gewählt. Ideolog.-politisch u. parteiprogrammatisch sieht sich die "UKROP" als ukrain.-nationalistisch, linkszentristisch, grün u. der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet. Parteivorsitzender ist z.Zt. Taras Batenko, der gleichzeitig ukrain. Parlamentsabgeordneter ist.

Beziehung zu Zelenskyj: Im Juni 2017 verliess Kolomojskyj die Ukraine, zog nach Genf, Schweiz, u. verlegte 2018 wegen der gegen ihn in der Ukraine laufenden Strafuntersuchung seinen Wohnsitz vorläufig nach Tel Aviv, Israel. 2019 kehrte er in die Ukraine zurück, nachdem der ungewöhnliche TV-Komiker s. Volodymyr Zelenskyj als Kandidat der polit. Partei mit dem skurrilen Namen "Diener des Volkes" am 21. April 2019 in der 2. Runde mit 73% der Stimmen zur Verblüffung vieler internationaler Beobachter die Präsidentschaftswahl gegen Poroshenko gewonnen hatte  u. unerwartet neuer Präsident der Ukraine wurde. Kolomojskyj unterstützte den kuriosen u. von vielen belächelten Politneuling quasi als Rache im Machtkampf mit Poroshenko. Dennoch blieb Kolomojskyj gemäss dem ukrain. Magazin Focus auf Platz 3 der Liste der 100 einflussreichsten Ukrainer - nach Volodymyr Zelenskyj u. Andrij Bohdan. Zelenskyj galt bei Kritikern u. Gegnern, nicht zuletzt beim Amtsinhaber Poroshenko selbst, als Kandidat Kolomojskyjs. Zelenskyj hatte Kolomojskyjs persönl. Anwalt zum wichtigsten Wahlkampfberater ernannt, reiste mehrfach nach Genf u. Tel Aviv, um sich mit dem damals im Exil lebenden Magnaten zu beraten, u. profitierte von der Unterstützung durch Kolomojskyjs Medienimperium. Nach seiner Amtsübernahme schien Zelenskyj Beamte zu entlassen, die als Bedrohung für Kolomojskyjs Interessen betrachtet wurden, darunter den Generalstaatsanwalt Ruslan Rjaboshapka, den Gouverneur der Nationalbank der Ukraine Jakiv Smoliy u. Zelenskyjs ersten MP Oleksij Honcharuk. Zelenskyj galt in der Tat als abhängiger Günstling, als "Diener des Oligarchen" /Bund Abo/, also als Marionette Kolomojskyjs, zumal dieser bei seiner TV-Holding "1+1" unter Vertrag stand. Ausgerechnet auf dem entsprechenden TV-Sender lief die populäre Serie "Diener des Volkes“, in der Zelenskyj einen einfachen Lehrer spielte, der unverhofft ukrain. Präsident wurde. In einem Interview mit Dmitrij Gordon vom Dez. 2018 sagte Kolomojskyj, Zelenskyj sei nicht sein Projekt, u. glaubte noch nicht daran, dass Zelenskyj neuer Präsident werden könnte. Nach der Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen gegen Kolomojskyj u. seine Komplizen in den USA schien der Oligarch bei Zelenskyj jedoch an Einfluss zu verlieren; die gegenseitigen Beziehungen kühlten sich rasch ab u. schlugen in Feindschaft um. 2020 unterstützte Zelenskyj ein Gesetz des Parlaments, das es ehem. Eigentümern verbot, verstaatlichtes Vermögen zurück zu fordern. Als Reaktion auf die Ankündigung von US-Sanktionen gegen Kolomojskyj im April 2021 veröffentlichte das Büro des ukrain. Präsidenten eine Erklärung, in der es hiess: „Die Ukraine muss ein von Oligarchen dominiertes System überwinden“ die Ukraine sei „jedem Partner für seine Unterstützung auf diesem Weg dankbar.“ Um die EU-Beitrittsperspektive der Ukraine nicht zu gefährden, sah sich Zelenskyj gezwungen, die Bekämpfung der grassierenden Korruption in seinem Land öffentlichwirksam zu verschärfen. In der Folge schlugen Leute wie der verärgerte Kolomojskyj, die solche Aufrufe als Kriegserklärung gegen die Oligarchen verstehen mussten, als Mitbegründer der Oppositionsplattform einen schrillen antiwestlichen Ton an, indem er sagte, dass die NATO „sich in die Hosen machen u. Pampers kaufen“ sollte, u. eine neue Partnerschaft zwischen der Ukraine u. Russland forderte, während Zelenskyj auf die Mitgliedschaft in der EU u. NATO drängte. Im Okt. 2021 enthüllten die "Pandora Papers", dass Zelenskyj u. 2 seiner Mitarbeiter seit 2012 selbst ein Netzwerk von Offshore-Unternehmen auf den Britischen Jungferninseln, Zypern u. Belize unterhielten. Zelenskyjs Büro versuchte, das Netzwerk damit zu rechtfertigen, dass es ein Mittel gewesen sei, ihn vor dem aggressiven Missbrauch durch die Steueraufsicht unter Präsident Janukovych zu schützen. In diesem Offshore-Netzwerk sollen nach Angaben eines Poroshenko-nahen ukrain. Journalisten etwa 41 Mln. USD an Geldern von Kolomojskyjs "Privatbank" durch eine indirekte Kontentransaktion gewaschen worden sein. In der Folge erklärte Kolomojskyj, dass er auf die Kommunikation mit seinem ehem. Schützling verzichten wolle, denn dieser habe „seinen eigenen Weg gewählt“. Aber auch unter Präsident Zelenskyj wurde die Ukraine ihren schlechten Ruf als Staat von korrupten Oligarchen u. Kleptokraten sowjet.-russ. Machart nicht los "Transparency International" setzte die Ukraine in Europa gleich hinter Russland in Bezug auf institutionelle Korruption. Im Herbst 2021 wurden die Zukunftsperspektiven der Ukraine als Rechtsstaat nach westlichem Modell unter einem zunehmend autoritären Präsidenten Zelenskyj von Analysten recht düster bewertet.
Kontroversen u. Kritik: 2020 wurde Kolomojskyj vom "Internationalen Zentrum für die Erforschung der Korruption u. des organisierten Verbrechens" zu einem der 4 korruptesten Amtsträger des Jahres gewählt. Kolomojskyj habe eine „Geschichte von Unternehmensrazzien, Betrug, Unterschlagung u. polit. Intrigen“ vorzuweisen u. vertrete „viele ... korrupte Milliardäre ..., die die Demokratie zum persönl. Vorteil untergraben“ hätten. Kolomojskyj soll sich immer wieder über dem Gesetz gewähnt haben. Ob er als Gangster bezeichnet werden kann oder sich sogar selbst als einen solchen sieht, ist umstritten. Der Oligarch verwendet/e den Spitznamen "Benja", offenbar eine Anspielung auf den berüchtigten ukrain. - u. jüdischen - Gangsterboss Benja Krik, der in Isaac Babels Odessa-Geschichten populär fiktionalisiert wurde.

Verstaatlichung der "PrivatBank": 2016 wurde Kolomojskyj u. seinem Geschäftspartner u. Hauptmiteigentümer Hennadij Boholjubov vorgeworfen, die grösste private Bank der Ukraine, die "PrivatBank", durch grosse ungesicherte Kredite an Aktionäre um Milliarden USD betrogen zu haben. 2015-16 hatte die Bank Kredite in Höhe von über 1 Mrd. USD an Unternehmen vergeben, die 7 Topmanagern u. 2 Untergebenen Kolomojskyjs gehörten. Ausserdem soll Kolomojskyj selbst über 5 Mrd. USD von seiner Bank geliehen haben, die offensichtlich auf eine Reihe von Offshore-Unternehmen abgezweigt wurden. Die Bank von Italien hatte in der Zwischenzeit die italien. Filiale des lettischen Kreditgebers "PrivatBank" geschlossen, nachdem Verstösse gegen Geldwäschereivorschriften festgestellt wurden. Nachdem 4,5 Mrd. USD aus ihrer Bilanz verschwunden waren u. die Bank massiv unterkapitalisiert war, wurde das Kreditinstitut im Dez. 2016 nach dem Scheitern eines Rekapitalisierungsplans zwangsverstaatlicht. Ein Zusammenbruch sowohl der als systemrelevant geltenden Bank wie auch des ukrain. Finanzsystems selbst sollte vermieden werden. Ein Rettungspaket in Höhe von 5,6 Mrd. USD wurde mit Mitteln des IWF finanziert. Die Bank beschäftigt/e etwa 30 Tsd. Mitarbeiter. Valerija Hontareva, die ehem. Präsidentin der Nationalbank der Ukraine, die bei der Verstaatlichung der "PrivatBank" eine Führungsrolle spielte, bezeichnete die Affäre rund um die "PrivatBank" von Kolomojskyj u. Boholjubov als einen der grössten Finanzskandale des 21. Jhs.: „Grossangelegte koordinierte betrügerische Aktionen der Aktionäre u. des Managements der Bank hätten für den Staat einen Verlust von mind. 5,5 Mrd. USD verursacht“, sagte sie im März 2018, „das seien 33% der Einlagen der Bevölkerung … [u.] 40% der Einlagen unseres Landes“ gewesen. Im April 2019 genehmigte das Kiever Bezirksverwaltungsgericht eine Entscheidung zur Aufhebung der Verstaatlichung der "PrivatBank", gegen die die Nationalbank der Ukraine Berufung einlegte mit der Begründung, es sei nicht möglich, die Verstaatlichung rückgängig zu machen. Im Mai 2020 wurde ein Sondergesetz verabschiedet, das die Rückgabe der verstaatlichten Bank an ihre ehem. Eigentümer verbietet. Kolomojskyj seinerseits erklärte, er habe kein Interesse daran, die Kontrolle über die Bank zurück zu erlangen, forderte jedoch eine Entschädigung in Höhe von 2 Mrd. USD für die Verluste, die seiner Ansicht nach während der Verstaatlichung entstanden waren. Darauf entschied dasselbe Gericht zugunsten von Kolomojskyj. Während die ukrain. Regierung erfolglos versuchte, einen Teil des verschollenen Geldes von den ursprüngl. Eigentümern zurück zu gewinnen, hatten die Steuerzahler ein Loch zu stopfen, das gut 6% der ukrain. Wirtschaftsleistung entsprach. Im Sept. 2019 erklärte Kolomojskyj, er wolle einen Teil der Anteile der Bank zurück erhalten u. diejenigen „bestrafen“, die ihre Verstaatlichung konzipiert u. durchgeführt haben. In der Tat fanden bei Hontareva im Sept. u. Okt. mysteriöse Unfälle statt. Im Sommer 2022 bestätigten das Wirtschaftsgericht Kiev u. der Oberste Gerichtshof der Ukraine die Rechtmässigkeit der Massnahmen der Nationalbank der Ukraine, die "PrivatBank" unter staatl. Kontrolle zu bringen. /Berichterstattung NZZ: II III IV V/.

Beschlagnahmung u. Verstaatlichung von "Ukrnafta": Im Sept. 2022 informierte das Nationale Antikorruptionsbüro Nabu Beamte von "Ukrnafta" u. Direktoren mehrerer Unternehmen über den Verdacht der Veruntreuung von Unternehmenseigentum u. -geldern im Wert von 13,3 Mrd. UAH /umger. damals ca. 430 Mln. USD/. Unter dem Kriegsrecht, das infolge des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine ausgerufen wurde, nutzte die Regierung von Präsident Zelenskyj die Gelegenheit, um die Kontrolle über die Unternehmen "Ukrnafta" u. "Ukrtatnafta" zu übernehmen. Kurz vor der Beschlagnahmung besass "Naftohas" 50% +1 Aktie, während Kolomojskyj u. Boholjubov 42% der Anteile an "Ukrnafta" besassen. Diese Aktien wurden auf ein Sonderdepotkonto übertragen, das vom Verteidigungsministerium der Ukraine verwaltet wird. Anfang Feb. 2023 gab das "Büro für Wirtschaftssicherheit der Ukraine" bekannt, dass es eine mutmassliche Unterschlagung von 1 Mrd. USD im Zusammenhang mit "Ukrtatnafta" u. "Ukrnafta" aufgedeckt habe. Ende Jan. 2023 führten die Beamten eine Razzia in Kolomojskyjs Haus durch.

Internationale Strafverfolgung, Beschlagnahmungen u. Sanktionen:
Russland: Im Juni 2014 leitete das Ermittlungskomitee RF gegen Ihor Kolomojskyj u. den ukrain. Innenminister Arsen Avakov wegen des Verdachts der "Organisation eines Mordes“, "Einsatz verbotener Mittel u. Methoden der Kriegsführung“ im Kriegsgebiet Donbass, "Entführung“ u. "Behinderung der legitimen Tätigkeit eines Journalisten“ gemäss der entsprechenden Art. StGB RF Ermittlungsverfahren ein. Als besonderer Schwerpunkt galt die Finanzierung "rechtsextremer Todesschwadronen“. Das Strafverfahren wurde vom leitenden Ermittler für besonders wichtige Fälle unter dem Vorsitzenden des Ermittlungskomitees RF Aleksandr Drymanov eröffnet, der zuletzt die Sonderabteilung des Ausschusses für Ereignisse im Südosten der Ukraine geleitet hatte. Alle Ermittlungen werden prospektiv geführt, da die Ermittler laut Kommersant keine wirkliche Chance hatten, den Angeklagten vor Gericht zu stellen. Anfang Juli 2014 erliess das Moskauer Bezirksgericht Basmannyj einen Haftbefehl in Abwesenheit gegen Kolomojskyj u. Russland beantragte bei "Interpol", Kolomojskyj auf die internationale Fahndungsliste zu setzen. Im Aug. übermittelte die Generalstaatsanwaltschaft RF Materialien an "Interpol", um eine internationale Fahndung nach Kolomojskyj einzuleiten. Anfang Okt. 2014 wurde offiziell bekannt, dass "Interpol" sich weigerte, ihn auf die internationale Fahndungsliste zu setzen, da die Forderung Russlands von der Behörde mit „Verbindung zu polit. Ereignissen“ begründet wurde. Der Fall Kolomojskyj wurde von der russ. Staatspropaganda um s. Vladimir Solovjov über Monate in einer aggressiven u. freilich völlig einseitigen antiukrain. Kampagne genüsslich u. mit entsprechender Feindseligkeit u. Häme schlammartig ausgeschlachtet. Anfang Okt. 2023 setzte "Rosfinmonitoring" Ihor Kolomojskyj auf die Liste der "Terroristen u. Extremisten". Wie Meduza berichtete, wurde Kolomojskyj in Moskau auch der Plünderung von "Ukrtatnafta"-Eigentum der tatarischen Regierung beschuldigt. Im März 2024 teilte laut der russ. Presse /II/ der Pressedienst der russ. Aufsichtsbehörde mit, dass ein Bezirksgericht in der Republik Adygeja die Forderung der Generalstaatsanwaltschaft RF gegen den ukrain. Oligarchen Igor Kolomojskyj, der in Russland im Register der "Terroristen u. Extremisten" eingetragen ist, u. gegen mit ihm verbundene Personen erfüllt habe, deren Aktivitäten in Russland zu verbieten u. ihr Eigentum zu verstaatlichen. D.h., dass ihre 100-%-Anteile an den Firmen "Catering-Jug“ u, „Yuzhgazenergy“ in Höhe von über 5,1 Mrd. Rubel in russ. Staatseigentum übergingen. Ausserdem seien ein Gebäude u. Räumlichkeiten im Zentrum von Moskau u. diverse Grundstücke in den Gebieten Moskau, Vladimir, Kaliningrad u. Smolensk seien zugunsten der Staatskasse beschlagnahmt worden. Das Gericht habe festgestell , dass Kolomojskyk u. mit ihm verbundene Personen extremist. Aktivitäten verübten u. die Streitkräfte der Ukraine finanzierten.

Ukraine: Schon vor Jahren untersuchte das Antimonopolkomitee der Ukraine angeblich unlautere Wettbewerbspraktiken von Unternehmen, die von Kolomojskyj kontrolliert wurden. 2003 verhängte das Komitee gegen Kolomojskyj-Unternehmen wie "Avias" u. "Sentosa Oil" eine Geldstrafe in Höhe von 52,4 Mln. u. 46,4 Mln. UAH. Später wurde auch das mit Kolomojskyj verbundene Unternehmen "Krebo" mit einer Geldstrafe von 125 Mln. UAH belegt. Um die Zahlung von Geldstrafen zu vermeiden, wurden diesen Unternehmen Vermögenswerte entzogen, während die Unternehmen selbst künstlich in den Bankrott getrieben wurden.
Rolle der Schweiz: 2014 leistete die Schweiz Rechtshilfe im Fall Kolomojskyj, indem sie dem ukrain. Nationalen Antikorruptionsbüro Nabu entsprechende Bankkontounterlagen über eine verdächtige Finanztransaktion zur Verfügung stellte. In der Schweiz /Genf/ wurde Kolomojskyj pauschalbesteuert. /NZZ/ Bei den ukrain. Rechtshilfegesuchen an die Schweiz ging es in späteren Jahren u.a. um die Hintergründe der Pleite der ukrain. "Privatbank", die von ihren Mehrheitsaktionären Kolomojskyj u. Boholjubov mit einem betrügerischen Ponzi-System geplündert worden sein soll, wie der Vorwurf lautete. Seit dieser Bankenpleite gerieten die ukrain. Oligarchen in verstärktem Mass ins Visier der Schweizer Behörden. /NZZ/
Im Übrigen lebt Kolomojskyjs Schwester Larissa Chertok, eine israelische Staatsangehörige, mit ihrem Ehemann seit Dez. 2005 in der Schweiz. Die beiden haben 3 Kinder, von denen 2 in der Schweiz eingebürgert wurden. Ende 2017 stellte das Ehepaar u. das 3. Kind ein Einbürgerungsgesuch in Genf. Das dortige Migrationsamt erteilte ihnen das Kantonsbürgerrecht unter Vorbehalt der eidgenöss. Einbürgerungsbewilligung. /NZZ/
Entzug der ukrain. Staatsbürgerschaft: Am 28. Juli 2022 schien Präsident Zelenskyj die Echtheit eines geheimen Präsidialdekrets vom 18. Juli zu bestätigen, das vom Oppositionsabgeordneten Serhij Vlasenko online veröffentlicht wurde, wonach Kolomojskyj u. 9 weiteren Personen, darunter Vadim Rabinovych u. Hennadij Korban, die ukrain. Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Obwohl die doppelte Staatsbürgerschaft nach ukrain. Recht verboten ist, besassen alle drei Ukrainer israelische Pässe, während Kolomojskyj auch noch einen zyprischen Pass besitzt. Der Entzug der Staatsbürgerschaft eines Menschen, der in diesem Land geboren wurde u. lange gelebt u. gearbeitet hatte, ist problematisch, da Art. 25 der Verfassung der Ukraine besagt, dass „ein Bürger der Ukraine nicht aus der Ukraine ausgewiesen oder an einen anderen Staat ausgeliefert werden kann“. Ausserdem existiert eine Klausel, nach der „einem Bürger der Ukraine die Staatsbürgerschaft nicht entzogen werden kann“. Präsident Zelenskyj erklärte dazu, dass „wir regelmässig die Staatsbürgerschaft unseres Staates gewähren oder entziehen. Das ist ein ständiger Prozess. Und das alles geschieht ständig im Rahmen der geltenden Gesetzgebung.“ Justizminister Denys Maliuska widerlegte mit dieser Massnahme die Vermutung, Zelenskyj schirme Kolomojskyj vor den Restriktionen des ukrain. Anti-Oligarchen-Gesetzes Nr. 5599 vom Sept. 2021 ab, u. wies darauf hin, dass im Sinne des Gesetzes auch Ausländer als Oligarchen bezeichnet werden können. Es ist möglich, dass Kolomojskyj unter dem Druck des Auslands, v.a. der USA, als ukrain. Bürger u. Oligarch zu einer Hypothek für Zelenskyj wurde. /NZZ/
Was Zypern anbelangt, wurden 2020 auch Kolomojskyj u. Boholjubov in der Presse als Besitzer eines umstrittenen "Goldenen Passes" dieses Landes erwähnt, als weitum ruchbar wurde, dass der zur EU gehörende Mittelmeer-Inselstaat seine Staatsbürgerschaft an Dutzende reicher Russen u. Ukrainer im Deal gegen Investitionen verliehen hatte. Es scheint, dass Kolomojskyj u. Boholjubov den zyprischen Pass, den sie 2010 erhalten hatten, behalten konnten, während er einigen Russen offenbar entzogen wurde.

Verhaftung, Vorwürfe u. U-Haft: Im Feb. 2023 fand im Haus Kolomojskyjs im Zusammenhang mit der Untersuchung des Betrugs bei "Ukrtatnafta" u. "Ukrnafta", d.h. im Fall der Unterschlagung von Ölprodukten u. der Umgehung von Zöllen in grossem Stil eine Durchsuchung statt. Anfang Sept. 2023 ordnete das Shevchenko-Gericht in Kiev gegen den Geschäftsmann Ihor Kolomojskyj 60 Tage U-Haft an, um Vorwürfe des "Betrugs" u. der "Legalisierung von auf kriminellem Wege erlangtem Eigentum", d.h. Geldwäscherei, aufgrund Art. 190 u. 209 StGB UA zu untersuchen, wobei die Möglichkeit bestand, eine Kaution in Höhe von 509 Mln. UAH /umger. 14 Mln. USD bzw. 12 Mrd CHF zu hinterlegen /NZZ I NZZ II/. Die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine beschuldigte Kolomojskyj, zwischen 2013 u. 2020 eine halbe Mrd. UAH bzw. 13,5 Mln. USD durch Transfer von Geldern ins Ausland gewaschen zu haben, wobei er die Infrastruktur der von ihm kontrollierten Bankinstitute genutzt haben soll. Kolomojskyjs Anwälte sagten, er werde die Kaution nicht zahlen u. gegen das Urteil Berufung einlegen. Er wurde vom SBU in Haft genommen. In seiner nächtlichen Ansprache vom 2. Sept. dankte Präsident Zelenskyj den ukrain. Strafverfolgungsbehörden u. sagte, dass es „kein jahrzehntelanges Weiter wie bisher für diejenigen geben werde, die die Ukraine ausgeplündert u. sich über das Gesetz u. alle Regeln gestellt“ hätten. Noch im selben Monat erhob das Nationale Antikorruptionsbüro Nabu zusätzliche Anklage gegen Kolomojskyj wegen mutmasslicher Veruntreuung von 9,2 Mrd. UAH /umger. 250 Mln. USD/ von der "PrivatBank" zwischen Jan. u. März 2015 mithilfe einer Offshore-Firma u. beschlagnahmte zusammen mit der Sonderstaatsanwaltschaft für Korruptionsbekämpfung SAPO sein Vermögen. Allerdings lehnte der Richter des Obersten Antikorruptionsgerichts Oleg Tkachenko es ab, den Staatsanwälten der Sonderstaatsanwaltschaft für Korruptionsbekämpfung SAPO zu gestatten, die Vermögenswerte des Oligarchen Igor Kolomojskyj zu beschlagnahmen. Mitte Sept. gab der SBU bekannt, dass Kolomojskyj eine 3. Verdachtsanzeige wegen mutmasslicher Unterschlagung von 5,8 Mrd. UAH /umger. ca. 155,6 Mln. USD/, ebenfalls seitens der "PrivatBank", zugestellt worden sei. Serhij Leshchenko, ein Berater in Zelenskyjs Büro, berichtete auf "Telegram", dass es sich bei den neuen Vorwürfen um „Dokumentenfälschung, illegale Übernahme von Eigentum durch eine organisierte Gruppe u. Eigentumserwerb unter fragwürdigen Umständen“ /wie von "Reuters" zusammengefasst/ handele, die auf einer Untersuchung durch das "Büro für Wirtschaftssicherheit der Ukraine" beruhten. Nach der 3. Anschuldigung erhöhte das Gericht die Kaution für den Verhafteten auf 3,8 Mrd. UAH /umger. 105 Mln. USD/. Im Okt. lehnte das Shevchenko-Gericht in Kiev den Antrag der Verteidigung Kolomojskyjs ab, die Präventivhaft in Hausarrest umzuwandeln, beliess die Kaution in Höhe von 3,9 Mrd. UAH u. schickte ihn zu einer ärztlichen Untersuchung. Wie Meduza aufgrund der Aussage des unabhängigen Journalisten Konstantin Skorkin die Vorgänge um Kolomojskyj kommentierte, sei „der Mythos von Zelenskyj als "Kolomojskyjs Marionette“, der in verschiedenen polit. Kreisen – von kremlfreundlichen Politikwissenschaftlern bis zu ukrain. Ultrapatrioten – existierte, mit der Verhaftung Kolomojskyjs endgültig begraben worden. Inzwischen prüfte das Nördliche Berufungsgericht von Kiev den Antrag eines der Aktionäre der "Privat"-Gruppe, Hennadij Boholjubov, die Verstaatlichung der "PrivatBank" als illegal zu erklären. Am 23. Nov. verlängerte das Shevchenko-Bezirksgericht in Kiev die Voruntersuchung im Fall des Oligarchen Ihor Kolomojskyj bis einschliesslich 2. März 2024. Ende Nov. 2023 verlängerte dasselbe Bezirksgericht die Präventuvhaft w verlängerte Präventivhaft für den Oligarchen Ihor Kolomojskyj mit einer Kaution von 3,7 Mrd. UAH bis zum 26. Jan. 2024. Kolomojskyj u. seine Verteidigung forderten, die Haft auf Hausarrest zu ändern. Kolomojskyj gab an, dass er an Pankreatitis u. Diabetes leide u. in der Haft nicht die notwendige Behandlung erhalte. Insbes. der Generaldirektor von "1+1-Media" Jaroslav Pakholchuk, der "1+1"-Moderator Ihor Zyganik, der Abgeordnete von "Diener des Volkes" Artjom Kovalev u. der Oberrabbiner von Dnopro Shmuel Kamineckyj u.a. schlugen vor, Kolomojskyj auf Kaution freizulassen. Gleichzeitig erklärte der Unternehmer selbst, dass er keine Kaution zahlen werde. Kolomojskyjs Anwalt Oleg Pushkar sagte, dass die Verteidigung Berufung einlegen werde. Am 22. Jan. 2024 wurde entschieden, für die Dauer der Ermittlungen die Haftdauer Kolomojskyjs bis zum 2. März 2024 zu verlängern. Die zu hintgerlegende Kaution wurde auf 2,650 Mrd. UAH festgesetzt. Aufgrund des unbefriedigenden Gesundheitszustands des Geschäftsmanns bestanden die Anwälte darauf, die Präventivhaft auf Hausarrest im Dorf Nikolskoe am Dnjepr umzustellen. Aber das Gericht lehnte jetzt auch einen Antrag auf Freilassung Kolomojskyjs auf Kaution ab. Am 27. Feb. 2024 wurde vom Shevchenko-Bezirksgericht in Kiev der Beschluss gefasst, Kolomojskyj in U-Haft zu belassen u. die Höhe der Kaution von 2,65 auf 2,4 Mrd. UAH (umger. über 52,2 Mln. USD) zu reduzieren. Am 25. April 2024 hiess es in der Presse, dass das Kiever Bezirksgericht Shevchenko die Haft Kolomojskyjs bis zum 2. Juni verlängert u. die Höhe der Kaution auf 1,96 Mrd. UAH gesenkt habe. In der Folge hätten Kolomojskyjs Anwälte beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte EGMR Berufung eingelegt. Gleichzeitig habe das Gericht erneut den Vorschlag abgelehnt, Kolomojskyj gegen Kaution freizulassen u. die U-Haft aus gesundheitlichen Gründen aufzuheben. Kolomojskyj drohen in der Ukraine bis zu 12 Jahre Gefängnis.

USA: Wegen folgender Umstände erstreckte sich die Justizverfolgung gegen Kolomojskyj u. seine Partner auf die USA: 2010-16 kaufte Hennadij Boholjubov, der 2. Grosseigentümer der "PrivatBank", mit Hilfe von Kolomojskyj u.a. über Strohfirmen in den USA Stahlfirmen, Hotels usw., wobei die Gruppe einige Zeit der grösste Grundstücksbesitzer in Cleveland, Ohio, war. Im April 2019 wurde berichtet, dass das FBI gegen Kolomojskyj wegen Finanzverbrechen ermittle, an denen Hennadij Boholjubov u.a. beteiligt gewesen sein sollen. In Gerichtsakten US-amerikan. Staatsanwälte von 2019 wurde detailliert beschrieben, wie Kolomojskyj seine Kontrolle über die gröste Privatbank der Ukraine, die "PrivatBank", nutzte, um schwindelerregende Summen von Vermögenswerten ukrain. Einleger zu erbeuten u. die Gelder über eine Reihe von Briefkastenfirmen u. Offshore-Konten in die USA zu schleusen. 2019 ermittelte auch die Staatsanwaltschaft von Ohio, USA, wegen dortiger Investitionen von Seiten Kolomojskyjs. Im Mai 2020 folgte eine Anklage in den USA wegen Finanzbetrugs in grossem Stil; das US-Bundesgericht ermittelte höchstpersönlich wegen Geldwäscherei auf dem Gebiet der USA. Im Aug. 2020 sprach das US-Justizministerium in Miami, Florida, im Falle Kolomojskyjs u. seiner Partner von der Organisation eines Schneeballsystems zum Zwecke des Erwerbs zahlreicher Grundstücke zum Waschen von auf betrügerische Weise erlangten Geldern in Höhe von 5,5 Mrd. USD, die von der 2016 verstaatlichten "PrivatBank" unterschlagen worden seien, um einen Zusammenbruch des ukrain. Äquivalents der FDIC zu verhindern. Dabei sei die zyprische Zweigstelle der "PrivatBank" als Waschmaschine genutzt worden. Im März 2021 kündigte US-Aussenminister s. Antony Blinken Sanktionen gegen Ihor Kolomojskyj /NZZ/ u. seine Familie an, während die USA ihm die Einreise wegen „Beteiligung an korrupten Handlungen“ in seiner Zeit als Gouverneur des Gebiets Dnepropetrovsk verbot. Diese Handlungen hätten „die Rechtsstaatlichkeit u. das Vertrauen der ukrain. Öffentlichkeit in die demokrat. Institutionen u. Prozesse ihrer Regierung untergraben, wobei er seinen polit. Einfluss u. seine offiziellen Befugnisse zum persönl. Vorteil genutzt" habe, wie die Begründung lautete. Im Jan. 2022 gab das US-Justizministerium bekannt, dass es beim US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von Florida eine zivilrechtliche Einziehungsklage gegen Kolomojskyj eingereicht habe, in der behauptet wurde, dass „über 6 Mln. USD an Erlösen aus dem Verkauf von Gewerbeimmobilien in Dallas, Texas … aufgrund von Verstössen gegen die Bundesgesetze über Geldwäscherei dem Verfall unterliegen“. Dies war die 4. Klage dieser Art, die das US-Justizministerium im Zusammenhang mit derselben Angelegenheit der Wäsche von Geldern einreichte, die von der ukrain. "PrivatBank" durch millionenschwere Immobilieninvestitionen in den USA illegal erlangt wurden.

GB/UK: 2013 äusserte ein Londoner Richter im Rahmen eines Gerichtsverfahrens, bei dem es um eine versuchte feindliche Übernahme der "Oil & Gas Company" von Aleksandr Zhukov ging, „starke Gründe für Zweifel an der Ehrlichkeit“ Kolomojskyjs. 2015 erhob Victor Pinchuk vor dem High Court of Justice in London eine Zivilklage gegen Kolomojskyj u. Boholjubov in Höhe von 2 Mrd. USD wegen des Kaufs eines ukrain. Bergbauunternehmens im Jahr 2004. Zu den erhobenen Vorwürfen zählten Mord u. Bestechung. 2016 kam es kurz vor Prozessbeginn zu einer nicht veröffentlichten aussergerichtlichen Einigung. 2018 reichte die inzwischen verstaatlichte "PrivatBank" vor dem High Court in London eine Klage gegen Kolomojskyj u. Boholjubov ein u. erwirkte ein weltweites Einfrieren ihrer Vermögenswerte. Der Oberste Gerichtshof entschied, dass er nicht zuständig sei, doch 2019 wurde das Urteil im Berufungsverfahren aufgehoben, wobei der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs feststellte, dass die 3 Mrd. USD-Klage gegen die ehem. Eigentümer der Bank vor einem Londoner Gericht verhandelt werden könne. Im Juni 2023 begann vor dem High Court in London ein Prozess gegen die ehem. Eigentümer der "PrivatBank" Kolomojskyj u. Boholjubov, wobei die Rechtsvertreter der verstaatlichten Bank ihnen vorwarfen, durch illegale Scheingeschäfte rd. 1,9 Mrd. /Währung?/ aus der Bank herausgezogen zu haben.
Varia: In der Ukraine wurde Ihor Kolomojskyj auch zum Objekt der bissigen Satire /II III IV/.

KOLPAKOV, Aleksandr Sergeevich II III (1967-, sowjet. KGB-Mitarbeiter, hoher russ. FSO-Beamter des Putin-Regimes. In der Sowjetzeit diente er im Separaten Rotbanner-Kreml-Regiment des Staatssicherheitskomitees KGB UdSSR, heute Präsidentenregiment, u. arbeitete in der 9. Verwaltung des KGB UdSSR. Ab 1992 war er für den Föderalen Sicherheitsdienst FSO RF tätig, wo er leitende Positionen im Zusammenhang mit wirtschaftl. Aktivitäten innehatte. Insbes. war er Leiter der Abteilung "V“ des Präsidialen Sicherheitsdienstes SBP des FSO RF zu den Aufgaben dieser Einheit gehört der Bau u. die Verwaltung von Residenzen des Staatsoberhaupts. Ab 2013 war er stv. Leiter des Sonderkommunikations- u. Informationsdienstes des FSO RF im Rang eines Generalleutnants. Seit Mai 2014 ist Kolpakov Leiter des Direktorats des Präsidenten RF V. Putin. Die Zuständigkeit der Abteilung umfasst die Organisation von Logistik- u. Sozialdienstleistungen für das Staatsoberhaupt, die Regierung, beide Kammern des Parlaments, höhere Gerichte, die Zentrale Wahlkommission u. die Rechnungskammer. Er leitete des russ. Organisationskomitees "Sieg“, das 2020 die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Sieges im "Grossen Vaterländ. Krieg" organisierte. Nach den Ergebnissen einer privaten Untersuchung des Journalisten Suren Ghazarjan wurde Aleksandr Kolpakov - Leiter der Abteilung "V“ des SBP des FSO RF - als Beteiligter am Bau einer privaten Sommerresidenz in einem geschützten Wald am Kap Idokopas in der von Gelendzhik an der Schwarzmeerküste, bekannt geworden als "Putins Palast", identifiziert oder wird als solcher angesehen /II/. Gemäss "The Insider" u.a. soll auch Kolpakov Milliardär geworden sein. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland" wird Aleksandr Kolpakov "Sicherstellung des Funktionierens des staatl. Machtsystems unter der Diktatur von V. Putin" vorgeworfen. Es gibt von ihm so gut wie kein öffentl. Video.)

KOLPAKOV, Ivan Sergeevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV (1983-, russ. kremlkritischer Journalist. Absolvent der Fakultät für Geschichte u. Politikwissenschaft der Permer Staatsuniversität u. eines Praktikums an der Universität Oxford, wo er 2012 eine Vortragsreihe über die Lage in den russ. Medien abhielt. 2010 gründete er im Rahmen des Projekts "Permer Kulturrevolution" zusammen mit s. Marat Gelman u. Ivan Davydov die Online-Publikation "Sol“ /Salz/ u. wurde deren Chefredaktor. Das Projekt wurde jedoch im folgenden Jahr wieder geschlossen. 2012-14 lebte Kolpakov in Moskau u. leitete die Abteilung für Sonderkorrespondenten bei Internet-Zeitung Lenta.ru. Im Okt. 2014 zog er nach Riga, Lettland, um stv. Chefredaktor des neuen, dort angesiedelten Onlinemedienprojekts Meduza zu werden. 2016 ernannte die Gründerin u. Chefredaktorin von Meduza u. ehem. Herausgeberin von Lenta.ru s. Galina Timchenko Kolpakov zum Chefredaktor, während sie weiterhin Generaldirektorin der Publikation blieb. Nachdem 2018 Kolpakov sexuelle Belästigung gegenüber der Frau eines Mitarbeiters vorgeworfen wurde, was in den Medien auf grosse Resonanz stiess, wurde er für zwei Wochen von der Arbeit suspendiert. Zwar beschloss der Vorstand von Meduza, den Chefredaktor an seinen Arbeitsplatz zurückzuholen, was bei den Lesern heftige Kritik auslöste. Kolpakov zog die Konsequenzen aus diesem Skandal u. verliess aus eigener Entscheidung Meduza. Trotzdem blieb er mit Meduza verbunden. Im März 2019 wurde er erneut zum Chefredaktor von Meduza ernannt. Timchenko besitzt an Meduza 65% u. Kolpakov 35%. Im Jan. 2023 wurde Meduza in Russland als "ausländ. Agent", d.h. als unerwünschte Organisation erklärt. Am 27. März 2022 interviewte Kolpakov zusammen mit dem Chefredaktor des TV-Senders "Dozhd" s. Tikhon Dzjadko, dem Journalisten u. Schriftsteller s. Mikhail Zygar u. dem Korrespondenten der Zeitung Kommersant Vladimir Solovjov den Präsidenten der Ukraine s. Volodymyr Zelenskyj.)

KOLTASHOV, Vasilij Georgievich II III IV V VI VI VII IX X XI XIIa XIIb XIII XIV XV (1979-, russ. linker Ökonom, Politikwissenschaftler, Publizist, Buchautor, Historiker. Absolvent der Sibirischen Staatl. Transportuniversität in Novosibirsk. Im Rahmen eines Graduiertenstudiums spezialisierte er sich auf die sozialphilosoph. Untersuchung polit. Führung. 2004 leitete er die sibirische Zweigstelle des "Instituts für Probleme der Globalisierung" IPROG unter der Führung von s. Boris Kagarlickij. 2007 leitete er das Zentrum für Wirtschaftsforschung am "Institut für Globalisierung u. soziale Bewegungen", das im Wesentlichen vom IPROG-Team gebildet wurde. Später war er Doktorand am Lehrstuhl für polit. Ökonomie u. Geschichte der Wirtschaftslehren u. Mitarbeiter des Labors für internationale polit. Ökonomie der Russ. Wirtschaftsuniversität namens "G.V. Plekhanov". Z.Zt ist er Direktor des "Instituts für eine Neue Gesellschaft" u. Leiter seines Zentrums für polit. Wirtschaftsforschung sowie Dozent am Lehrstuhl für polit. Ökonomie u. Geschichte der Wirtschaftslehren der Russ. Plekhanov-Wirtschaftsuniversität. Während seiner Studienzeit trat er der KPRF bei. 2002 wurde er zum 1. Sekretär des Novosibirsker Gebietskomitees der "Union der Kommunist. Jugend RF" u. 2004 zum Mitglied des ZK dieser Organisation gewählt. Im Dez. 2006 wurde er auf Beschluss des ZK aus dieser Union u. kurz zuvor auch aus der KPRF ausgeschlossen. U.a. behauptete er, dass das Wirtschaftssystem der UdSSR ein Kapitalismus unter der Kontrolle der Arbeiterklasse gewesen sei, denn es habe sich um das Zeitalter des Kapitalismus gehandelt. Wegen seiner Unterstützung des Ukrainekriegs des Kremls figuriert Koltashovs Name auf der sog. "Putin-Liste", die vom "Forum Freies Russland" geführt wird.)

KOMAROV, Igor Anatolevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL (1964-, sowjet. bzw. russ. Ökonom, ehem. Bankier, Industrieller, Manager u. hoher Staatsbeamter. Absolvent der Wirtschaftsfakultät der MGU. Bis 2002 war er in leitenden Positionen für Finanzinstitute wie die "Inkombank", "Nationale Reservebank" u. "Sberbank" tätig. 2002-8 stv. Generaldirektor der Bergbau- u. Metallurg. Gesellschaft "Norilsk Nikel" bzw. "Nornikel", zuständig für Wirtschaft u. Finanzen. Ab Okt. 2008 Berater des Generaldirektors der Staatsgesellschaft "Rostec“, die auf Entwicklung, Produktion u. Export von industriellen High-Tech-Erzeugnissen für den zivilen u. militär. Bereich spezialisiert ist. Im Mai 2009 wurde er zum Vizepräsidenten u. im Aug. zum Präsidenten des grössten russ. Herstellers von PKWs "AvtoVAZ" ernannt u. Anfang Okt. 2009 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden von "GM-AVTOVAZ" gewählt. Im Okt. 2013 gab er seinen Rücktritt vom Amt des Präsidenten von "AvtoVAZ" bekannt. Noch im selben Monat wurde er auf Anordnung des Regierungschefs RF s. Dmitrij Medvedev zum stv. Leiter der Föderalen Raumfahrtbehörde "Roskosmos" ernannt. Im März 2014 wurde er von der Regierung RF zum Leiter der "Vereinigten Raketen- u. Raumfahrt-Korporation" ernannt. Im Mai 2018 wurde er per Dekret des Präsidenten RF V. Putin von seiner Position als Generaldirektor des Staatskonzerns "Roskosmos" entbunden. Vom Juli bis Sept. 2018 war er stv. Minister für Wissenschaft u. Hochschulbildung RF. Im Sept. 2018 wurde er zum Bevollmächtigten Vertreter des Präsidenten RF im Föderationskreis Volga ernannt. In dieser Position ist er von Amtes wegen Nichtständiges Mitglied des Sicherheitsrats RF. Mitglied der kremlnahen Partei "Einiges Russland".
Einkommen u. Vermögen: Laut Steuererklärung für 2018 verfügt Komarov über das höchste Einkommen unter den Mitarbeitern der Verwaltung des Präsidenten RF - in Höhe von 657 Mln. Rubel /umger. ca. 7,128 Mln. USD/. Er besitzt 7 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von fast 20 Tsd. m², 3 Wohngebäude mit einer Fläche von ca. 4000 m², 5 Wohnungen, Nichtwohngebäude, 4 Autos, darunter einen Lada Largus u. einen Mercedes-Benz Viano. Gemäss einer Recherche von "Vazhnye istorii" besitzt Komarovs Tochter Marija eine Wohnung in einer der teuersten Gegenden Londons - Belgravia - im Wert von ca. 4,2 Mln. Pfund. Nicht weit von dieser Wohnung entfernt befinden sich Wohnungen im Wert von 8,3 Mln. Pfund, die dem Offshore-Unternehmen "Wastom Holdings" auf den Britischen Jungferninseln gehören, das von Igor Komarov selbst gegründet wurde.
Sanktionen:
Aufgrund des
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unterliegt Komarov persönl. internationalen Sanktionen seitens des Vereinigten Königreichs, der USA, Kanadas, Australiens, Neuseelands u. der Ukraine.)

KOMAROVA, Natalja Vladimirovna II III (1955-, sowjet. Ökonomin, russ. Staatspolitikerin. Seit 2010 Gouverneurin des Autonomen Kreises der Chanten u. Mansen-Jugra. Absolventin eines Bergbau- u. Metallurgieinstituts in Kommunarsk, heute Alchevsk, Gebiet Lugansk, Donbass, Ukrain. SSR, mit Spezialisierung in Wirtschaftswissenschaften u. Bauorganisation. In der Sowjetzeit arbeitete sie in einem Labor für wissenschaftl. Arbeitsorganisation, dann als Ökonomin in der Planungs- u. Wirtschaftsabteilung des Hüttenwerks von Kommunarsk. Ursprünglich aus dem Gebiet Pskov stammend, zog sie 1980 nach Novyj Urengoj im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen im nördlichen Westsibirien, wo sie bis 1994 in verschiedenen Stellungen der Stadtverwaltung arbeitete, so als stv. Vorsitzende des Stadtvorstands u. Vorsitzende der Stadtplanungskommission u. zuletzt als 1. stv. Leiterin der Stadtverwaltung u. 1994-2000 als Verwaltungsleiterin ab 1997 Bürgermeisterin von Novyj Urengoj. Vom Sept. 2000 bis Dez. 2001 war sie unter Jurij Nejolov 1. stv. Gouverneurin des öl- u. gasreichen Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen, das administrativ zum Gebiet Tjumen gehört. 2000-2 vertrat sie die RF im Kongress der lokalen u. regionalen Gebietsbehörden Europas u. war stv. Vorsitzende des Komitees für nachhaltige Entwicklung der Kammer der Lokalverwaltungen. Gleichzeitig war sie in der Lehre tätig u. wurde 1999 ao. Professorin am Lehrstuhl für Sozialmanagement des Jamal-Öl- u. Gasinstituts /Zweigstelle/ der Staatl. Öl- u. Gasuniversität Tjumen.
Staatsduma RF: im Dez. 2001 wurde Komarova in Nachwahlen zur Staatsduma-Abgeordneten des
Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen gewählt. Im Dez. 2003 wurde sie erneut zur Duma-Abgeordneten des Autonomen Kreises auf der Liste der kremlnahen Partei "Einiges Russland" gewählt u. im Dez. 2007 ebenfalls als Mitglied der Fraktion dieser Partei. 2002-3 Mitglied des Ausschusses für Arbeit u. Sozialpolitik, 2003-10 Vorsitzende des Ausschusses für natürliche Ressourcen u. Umweltmanagement. 2006 verabschiedete die Staatsduma das Forstgesetz RF, wobei der Ausschuss unter der Leitung Komarovas zuständig war.
Gouverneurin des Autonomen Kreises der Chanten u. Mansen-Jugra: Im Feb. 2010 wurde die Kandidatur Komarovas vom Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev der gesetzgebenden Versammlung des Autonomen Kreises der Chanten u. Mansen-Jugra vorgelegt, um ihr die Befugnisse des Gouverneurs zu übertragen. Obwohl noch 3 andere Konkurrenten auf der Kandidatenliste standen, u.a. Aleksandr Filipenko, der seit 1991 1. Gouverneur des Autonomen Kreises der Chanten u. Mansen-Jugra war, stimmten die Abgeordneten der Kreisduma einstimmig für Natalja Komarova, deren Amtseinführung Anfang März 2010 stattfand. Im Sept. 2015 wurde Komarova erneut zur Gouverneurin des Autonomen Kreises gewählt, wobei nur 28 von 35 Abgeordneten für ihre Kandidatur stimmten. 2010, 2013 u. 2017 war Komarova von Amtes wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Im Sept. 2020 wurde Komarova zum 3. Mal für eine 5-jährige Amtszeit als Gouverneurin des öl- u. gasreichen Autonomen Kreises in Westsibirien mit dem höchsten BIP pro Kopf der Bevölkerung aller Föderationssubjekte gewählt. Natalja Komarova ist die einzige Frau unter allen Gouverneuren der Subjekte der RF – nur noch s. Marina Kovtun war 2012-19 Gouverneurin des Gebiets Murmansk gewesen.
Ukrainekrieg u. Sanktionen: Im Feb. 2023 setzte das US-Aussenministerium Komarova  auf die Sanktionsliste von Personen, die an "der Durchführung russ. Operationen u. Aggressionen gegen die Ukraine sowie an der illegalen Verwaltung der besetzten ukrain. Gebiete im Interesse der RF“ beteiligt sind u. insbes. wegen des "Aufrufs der Bürger zum Krieg in der Ukraine“. Anfang April 2023 wurde sie auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt als "Leiterin einer Regierungsbehörde, die die Politik der RF zur Durchführung militär. Operationen u. zum Völkermord an der Zivilbevölkerung in der Ukraine unterstützt/ermutigt/öffentlich gebilligt hat“. Im Sept. 2023 wurde die Gouverneurin auf die Sanktionsliste Kanadas der "Kollaborateure des russ. Regimes u. Agenten der Desinformation“ gesetzt, die an der Deportation ukrain. Kinder nach Russland beteiligt waren. Aus letzterem Grund gelangte sie im Feb. 2024 schliesslich auch auf die Sanktionslisten der EU-Länder u. aus ähnlichen Gründen unterliegt sie Sanktionen Australiens. Aufgrund ihrer Unterstützung für den russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine führt das "Forum Freies Russland" Komarova auf dessen sog. "Putin-Liste". Mitte Okt. 2023 erklärte die Gouverneurin bei einem Treffen mit Einwohnern, dass das Land nicht auf diesen Krieg d.h. auf den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorbereitet wurde bzw. gewesen sei u. er auch nicht nötig sei. Ein Aktivist namens Jurij Rjabcev aus dem Gebiet Tjumen, zu dem der AK Jugra gehört, erstattete bei der Polizei Anzeige wegen "Diskreditierung der Armee“, angeblich „aus Eigenwerbung“, wie es in der Presse hiess.)

KOMKOV, Sergej Konstantinovich II III IV Va Vb Vc Vd VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII (1952-, russ. - wohl selbsternannter - Schriftsteller u. halboppositioneller Journalist. In der Sowjetzeit war er Direktor einer Schule in Moskau u. wurde 1986 als Internatsleiter an der Botschaft der UdSSR nach Jugoslawien geschickt. Nach seiner Rückkehr nach Moskau arbeitete er 1989-91 im Bildungskomitee der Stadt Moskau als Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen. 1991 wechselte er zum Allruss. Bildungsfonds, der auf Initiative des Obersten Sowjets der RSFSR neu gegründet wurde, wurde zum Exekutivdirektor des Fonds ernannt u. leitete ihn 1993 als Präsident. Komkov ist Mitglied des Moskauer Schriftstellerverbands u. Chefredaktor einer Publikation namens "Präsident“. Er ist korrespondierendes Mitglied der nichtstaatl. Russ. Akademie der Naturwissenschaften. Er bezeichnet sich selbst als Mitglied der Europäischen Akademie für Informatisierung /Belgien/ u. der Internationalen Akademie der Wissenschaften von San Marino, wobei er angab, dass er seinen Doktortitel in Rechtswissenschaften an der in Russland offenbar anerkannten osteuropäischen Zweigstelle der Internationalen Akademie der Wissenschaften von San Marino erhalten habe, wo er seine Dissertation über die rechtlichen Grundlagen des Bildungswesens verteidigte. In Biografien wird Komkov als Doktor der Pädagog. Wissenschaften, als Doktor der Philosophie u. als Doktor der Rechtswissenschaften erwähnt. Auf der Website der Elektron. Dissertationsdatenbank der Russ. Staatsbibliothek konnte jedoch keine einzige Zusammenfassung /"Avtoreferat"/ oder Dissertation selbst zum Namen Sergej Konstantinovich Komkov gefunden werden. 2021 wurde über die Kuriosität berichtet, dass Komkov angeblich V. Putin für den Friedensnobelpreis - zum 5. Mal - nominiert habe. Nachdem er in seiner Publikation "Präsident" offenbar kritische Artikel über namentlich genannte angeblich korrupte Staatsangestellte im Gebiet Rjazan veröffentlicht hatte, kriegte er offenbar Probleme mit der Justiz u. richtete sich in einem Video an Präsident RF V. Putin, der Komkov wegen seines angeblichen Status als ehem. Vertrauensperson persönlich kennen soll. In einigen Videos wurde Komkov als Scharlatan bezeichnet.)

KOMOEDOV, Vladimir Petrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII (1950-, sowjet. militär. Flottenkommandeur, russ. Admiral i.R. u. ehem. KPRF-Politiker. Absolvent der Marinehochschule "M.V. Frunze" in Leningrad u. der Marineakademie, benannt nach Sowjetmarschall A.A. Grechko. In der Sowjetzeit diente Komoedov u.a. als Stabs- u. Brigadechef u. Divisionskommandeur von U-Jagdschiffen der Baltischen Flotte u. als Stabschef u. stv. Kommandeur der Baltischen Marinebasis. Nach dem Besuch der Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte RF diente er bis 1997 weiterhin als Kommandeur in der Baltischen Flotte. 1997-98 1. stv. Kommandeur der Nordflotte, 1998-2002 Kommandeur der Schwarzmeerflotte RF. Im Juli 2004 wurde er in die Reserve versetzt.
Politisch war Komoedov als Abgeordneter der KPRF-Fraktion ab Dez. 2007 in der 5. Staatsduma RF u. ab Dez. 2011 in der 6. Staatsduma RF vertreten. 2011 wurde Komoedov auf dem 11. /ao./ Kongress der gesellschaftl. Bewegung "Zur Unterstützung der Armee, der Verteidigungsindustrie u. der Militärwissenschaft" zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma RF setzte er sich für eine Verlängerung der Dienstzeit der Wehrpflicht von 1 Jahr auf 1,5 Jahre ein. Als Hauptargument nannte er die mangelnde Kontinuität: Soldaten, die aus dem Dienst ausscheiden, hätten keine Möglichkeit, ihre Erfahrung an die neuen Rekruten weiterzugeben. Ausserdem befürwortete er den Aufbau eines neuen militär.-industriellen Komplexes u. unterstützte eine Initiative Präsident V. Putins zur Stationierung einer neuen Generation von Überwasserschiffen u. U-Booten auf dem russ. Gebiet der Arktis, um Grenzen u. Bodenschätze zu schützen. Bei den Wahlen zur Staatsduma RF von 2016 führte er die KPRF-Parteiliste für die Krym, für Sevastopol u. das Gebiet Kaliningrad an, wobei er gegenüber den Kandidaten der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ u. der "Partei des Wachstums" chancenlos blieb. Aufgrund der Ergebnisse der Wahlen 2016 im Land Perm erhielt Komoedov, der aus dem Gebiet Dnepropetrovsk in der Ukraine stammt, dennoch ein Abgeordnetenmandat u. wurde stv. Vorsitzender der gesetzgebenden Versammlung des Landes Perm.)

KOMOCKIJ, Boris Olegovich
II III IV V VI VII (1956-, sowjet. bzw. russ. Geisteswissenschaftler, Akademiker, Journalist u. KPRF-Politiker. Geboren in Potsdam, DDR, in der Familie eines Angehörigen der Gruppe der Sowjet. Streitkräfte in Deutschland. Absolvent der Philosoph. Fakultät der MGU. In der Sowjetzeit lehrte er das Fach wissenschaftl. Kommunismus an einer Reihe von Hochschulen. In den 1990er Jahren arbeitete er in Regierungsbehörden, der Presse u. war wissenschaftlich tätig, so als stv. Direktor des "Zentrums für die Erforschung der polit. Kultur Russlands". Spezialist auf dem Gebiet der Theorien der öffentl. Selbstverwaltung, der Programmatik von Parteien u. Gewerkschaften sowie von Wahltechnologien u. PR-Systemen. Kandidat der Philosoph. Wissenschaften, ao. Professor. Autor u. Co-Autor von mehreren Monographien u. Broschüren, über 120 wissenschaftl. u. journalist. Werken. 2005 wurde er 1. stv. Chefredaktor der Zeitung Pravda, 2009 Mitglied des Präsidiums des ZK der KPRF u. Chefredaktor der Zeitung Pravda.
Politik:
2011-16 war er KPRF-Abgeordneter in der 6. Staatsduma RF für den Kalugaer-Smolensker Wahlkreis u. Mitglied des Ausschusses für GUS-Angelegenheiten u. Beziehungen zu Landsleuten. Im Sept. 2021 wurde er auf der KPRF-Bundesliste in die 8. Staatsduma RF gewählt, in der er Mitglied des Ausschusses für die Entwicklung des Fernen Ostens u. der Arktis ist.
Sanktionen: Aufgrund
des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unterliegt der Abgeordnete u. Pravda-Chefredaktor Komockij internationalen Sanktionen der EU, USA, Grossbritanniens, Kanadas, Australiens, Neuseelands, Japans, der Schweiz u. der Ukraine. Als Duma-Abgeordneter stimmte er für die Resolution Nr. 58243-8 "Über die Notwendigkeit, die Volksrepubliken von Doneck u. Lugansk anzuerkennen", wodurch er Massnahmen u. Richtlinien unterstützt, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben. Aufgrund seiner Unterstützung für den russ. Angriffskrie gegen die Ukraine führt das "Forum Freies Russland" Komockij auf dessen sog. "Putin-Liste".)


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