Putin-Lexikon
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Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema
Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
K5
(Kob-Koh-Kok)
Neu im März 2024
KOBZEV,
Igor Ivanovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII
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XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI
XLII
XLIII
XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV (1966-,
russ. Militärführer, Jurist-Ökonom u. Staatspolitiker -
ehem. stv. Minister RF, z.Zt. Gouverneur des Gebiets
Irkutsk. Absolvent der Voronezher Höheren Militär.
Flugingenieurschule, der
Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Voronezh
u. eines Studiums
am Voronezher Institut für Wirtschafts- u.
Sozialmanagement. In den 1990er Jahren leitete er die
Personalabteilung u. Kampfeinheit einer mobilen
mechanisierten Zivilschutzbrigade u.a. 1999 nahm er als
Angehöriger der Territorialverwaltung des Ministeriums
für Notsituationen RF am 2. Tschetschenienkrieg teil.
2000-3 war er stv. Leiter des Zivilschutzes in Voronezh.
In den 2000er Jahren war er Assistent des Leiters der
Hauptverwaltung für die Organisation des
Sicherheitsdienstes der Militär- u. Innendienste, Leiter
der Personalabteilung, Bildungsarbeit, Berufsausbildung
u. psycholog. Betreuung u. 1. stv. Leiter der
Hauptverwaltung des Ministeriums für Notsituationen RF
für das Gebiet Voronezh. 2009-12 absolvierte er
Fortbildungskurse an der Akademie für Zivilschutz des
Ministeriums für Notsituationen RF. 2010-16 leitete er
die Hauptverwaltung des Ministeriums für Notsituationen
RF für das Gebiet Voronezh. 2012 Generalmajor des
Inneren Dienstes. 2016-17 stv. Leiter des Zentralen
Regionalzentrums des Ministeriums für Notsituationen RF.
2017 schloss er sein Masterstudium an der Akademie der
Staatsfeuerwehr des Ministeriums für Notsituationen RF
ab u. übernahm den Posten des Direktors des Departements
für Personalpolitik des Ministeriums für Notsituationen
RF. 2018 wurde er zum amtierenden stv. Minister des
Ministeriums für Notsituationen RF u. zum
Generalleutnant des Inneren Dienstes ernannt. Kobzev war
in diesen Jahren mit der Lösung einer Reihe grösserer
Notfälle beschäftigt, insbes. mit der Entsendung eines
Konvois mit humanitärer Hilfe nach Südossetien während
des militär. Konflikts mit Georgien 2008, der
Löschung von Naturbränden im Gebiet Voronezh 2010, der
Beseitigung der Folgen des
"AN-148"-Flugzeugabsturzes im Gebiet Belgorod
2011, der Aufnahme
von Flüchtlingen aus der Ukraine im Gebiet Voronezh 2014
u. der Beseitigung der Folgen des
"AN-148"-Flugzeugabsturzes im Moskauer Gebiet 2018. 2019
wurde er zum stv. Minister des Ministeriums für
Notsituationen RF u. zum obersten Staatsinspektor RF für
Brandaufsicht ernannt u. in den Rang eines
Generalobersten des Inneren Dienstes erhoben.
Gouverneur des Gebiets Irkutsk: Im Dez. 2019 wurde
Kobzev nach dem Rücktritt s. Sergej Levchenkos
vom Amt des Gouverneurs des Gebiets Irkutsk,
der bei
der Beseitigung der Folgen einer schlimmen
Überschwemmung im Gebiet Irkutsk versagt
hatte, zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Irkutsk
ernannt. Präsident RF V. Putin war der Ansicht, dass
Kobzev als ausgewiesener Spezialist für
Notsituationen u. als stv.
Minister RF die nötige Kompetenz für dieses Amt
aufweist, zumal er über die Unterstützung
der Bundeszentrale verfügte.
Im Mai 2020 gab Kobzev bekannt, dass er sich entschieden
habe, als selbsternannter Kandidat für die im Sept.
dieses Jahrs geplante Gouverneurswahl zu kandidieren.
Obwohl Kobzevs Chancen, die Wahl im 1. Wahlgang zu
gewinnen, trotz seiner Unterstützung
durch den Kreml eher skeptisch eingeschätzt wurden,
erhielt er 60% der Stimmen vor dem Kandidaten der KPRF,
wobei die Wahlbeteiligung mit
32% relativ niedrig
war. Die Amtseinführung Kobzevs als
neuer Gouverneur des Gebiets Irkutsk
fand am 18.
Sept. auf einer Sitzung der gesetzgebenden Versammlung
des Gebiets Irkutsk statt. Im Okt. wurde er aufgrund des
Coronavirus ins Krankenhaus eingeliefert, aus dem er
nach 12 Tagen wieder entlassen wurde. Seit Dez. 2020
Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF.
Seit
Dez.
2021
Sekretär der Irkutsker Regionalabteilung der
Partei "Einiges
Russland“.
Am 9. Mai 2022 plegt er mit seiner Generalsuniform
aufzutreten /II/.
Sanktionen: Im Zusammenhang mit dem
von Putin im Feb.
2022 entfesselten russ.
Angriffskrieg
gegen die Ukraine wurde Kobzev im Feb.
2023 vom US-Aussenministerium auf die Sanktionsliste von
Personen gesetzt, die an "der Durchführung russ.
Operationen u. Aggressionen gegen die Ukraine sowie an
der illegalen Verwaltung der besetzten ukrain. Gebiete
im Interesse der RF“ beteiligt sind. Anfang April 2023
gelangte er als "Leiter einer Regierungsbehörde, die die
Politik der RF, die auf die Durchführung militär.
Operationen u. den Genozid an der Zivilbevölkerung in
der Ukraine abzielt,
unterstützt u. öffentlich billigt“, auf
die entsprechende Sanktionsliste der Ukraine.
Ausserdem figuriert sein Name auf der sog.
"Putin-Liste", die vom "Forum Freies Russland" geführt
wird.)
KOBZON, Iosif
Davydovich IIa IIb IIIa IIIb IIIc IV
V
VI
VII VIIIa VIIIb
IX X XI
XII
XIIIa XIIIb
XIIIc XIIId XIIIe XIIIf /
Konzerte: II III IV V VI VII VIII IX X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII
XXXIX
XL
XLI
XLIIa XLIIb (1937-2018,
gew. berühmter sowjet. u. russ. Liedersänger, Politiker u.
populäre Persönlichkeit des öffentl. Lebens, Musiklehrer. Kobzon stammt aus einer jüdischen Familie aus
dem heutigen Donecker Gebiet im Donbass, Ostukraine.
Ende 1939 zog die Familie nach Lemberg. Zu Beginn des 2. WK
wurde sie nach Usbekistan evakuiert. 1944 kehrte die Familie
in die Ukraine zurück – nach Kramatorsk. Ende der 1940er Jahre
zogen die Kobzons nach Dnepropetrovsk, wo Iosif die Schule bis
zur 8. Klasse besuchte. Es folgte ein Studium an der
Bergbauhochschule Dnepropetrovsk.
Karriere als Sänger: Kobzons
erste öffentlichen Auftritte fanden in den 1950er Jahren
auf der Bühne einer technischen Schule statt. Während
seines Armeedienstes 1956-59 wurde er in das Gesangs- u.
Tanzensemble des Transkaukasischen Militärbezirks eingeladen.
Dort wurde er von Leonid Tereshchenko, dem Leiter des Chors
des Dnepropetrovsker Studentenpalastes u. Kobzons
Gesangslehrer, auf die Aufnahme am Konservatorium von Odessa
vorbereitet. 1959 trat
Kobzon gleichzeitig in mehrere Bildungseinrichtungen ein: das
Staatl. Medizin. "Gnessin"-Institut, das Konservatorium, die
Russ. Akademie für Theaterkunst GITIS u. die
"Merzljakov"-Schule. Dann trat er in die Gesangsfakultät des
Staatl. Musikal.-Pädagog. "Gnessin"-Instituts in Moskau
ein. Ab 1959 arbeitete er
im Zirkus am Cvetnoj-Boulevard als Sänger im Programm von Mark
Mestechkin. Mit seinem
Kommilitonen Viktor Kokhno begann Kobzon, im Säulensaal des
Hauses der Gewerkschaften u. im Haus der Komponisten
aufzutreten. Bald verliess
Kobzon das Institut u. begann selbständig zu arbeiten u.
Solokonzerte im sowjet. Fernen Osten u. in Sibirien zu geben.
1959-62 war er Solist des All-Unions-Radios, 1963-65 Solist
von "Goskoncert" u. 1965-89 Solist von "Moskoncert". 1962 trat er erstmals in der
All-Unions-TV auf, wo er als Barbudos-Rebell verkleidet mit einem
Maschinengewehr in der Hand u. einem aufgeklebten Bart in
Erscheinung trat. Mitte der
1960er Jahre nahm Kobzon an mehreren internationalen
Gesangswettbewerben teil, die sich auf die europäischen
Ostblockstaaten beschränkten. In den
1960-70er Jahren reiste Kobzon mit Konzerten zu "Grossbauprojekten des Kommunismus u. des
Komsomols" u. war immer wieder Mitglied offizieller
Delegationen, die im Rahmen von Freundschaftsbesuchen fremde
Länder bereisten. Seit den
frühen 1970er Jahren führte er eine Solokarriere durch.
In den 1980er Jahren reiste er
wiederholt mit Konzerten in die "Demokratische Republik"
Afghanistan u. trat für Militärangehörige der sowjet.
Streitkräfte auf. Nach dem Unfall im AKW Tschernobyl reiste er
mit Konzerten in die Region u. sprach mit den Liquidatoren der
Katastrophe. Ab 1984 war
er als künstlerischer Leiter u. Lehrer der Gesangs- u.
Estradenabteilung des Staatl. Musikal.-Pädagog. "Gnessin"-Instituts
tätig. Ab 1993 trug er den Professorentitel. Nach den Khasawjurt-Abkommen von 1996-97
reiste Kobzon mit Konzerten nach Groznyj in Tschetschenien, wo
das Publikum ihn mit Maschinengewehr-Luftschüssen empfing u.
s. Shamil Basaev ihm seine Pistole gab, weil er das Volk von
"Itschkerija" unterstützt haben soll. Im Sept.
1997 gab er zu Ehren seines 60. Geburtstags im Zentralen
Staatl. Konzertsaal "Rossija" ein Jubiläums- u. Abschiedskonzert,
das mehr als 10 Stunden dauerte. Im Sept.
2007 feierte er seinen 70. Geburtstag im Staatl.
Kremlpalast; vorausgegangen war eine Reihe von
Jubiläumskonzerten in allen Hauptstädten der
GUS-Republiken. Im Sept. 2009 folgte ein weiteres Geburtstagskonzert.
2012
gab er bekannt, dass er seine Konzerttätigkeit am
Tag seines 75. Geburtstags mit einem Solokonzert /II III/ im
Staatl. Kremlpalast beenden werde. Aber auch in den
Folgejahren trat er bei verschiedenen Gelegenheiten
u. Anlässen dennoch immer wieder auf der Bühne auf.
Im
Okt. 2017 fand im nach
Mustaj Karim benannten Nationalen Jugendtheater in der Republik Baschkortostan eines der
letzten Konzerte des Sängers statt. Seit 2016 war er Präsident des
Instituts für Theaterkunst.
Repertoire
u. Themen, Stil u. Tonproduktionen: Das Repertoire
Kobzons, das
insgesamt über 3000 Lieder umfasst, beinhaltet v.a.
russ. patriotische, zivile Sowjet- u. Komsomol-Lieder, die von
der Arbeit u. den militärischen Heldentaten des Volkes
erzählen; Lieder, die dem Grossen Vaterländ. Krieg gewidmet
sind, klassische Romanzen, einige Opern- u. Operettenarien
u.a.m. Dazu gehörten
auch sowohl russ., ukrain. u. jüdische Volkslieder wie auch
Bardenlieder von B. Okudzhava, V. Vysockij u.a. In den
1980er Jahren übernahm Kobzon eine grosse Anzahl lyrischer u.
komischer Lieder aus den 1930er Jahren aus dem Repertoire
unterschiedlicher Autoren in sein eigenes Repertoire auf. Tonaufnahmen aus den 1960er Jahren
zeigen, dass Kobzon am Anfang seiner Karriere - Ende der
1950er / 1960er Jahre - mit einem anderen Tonklang sang als in
den 1970er u. späteren Jahren, als
seine Singstimme vollständig ausgebildet war. Kobzons Stimme
war ein lyrisch-dramatischer Bariton von klarer, aufgehellter
Farbe. Positive Eigenschaften waren ein besonders schönes u.
edles Timbre u. eine hervorragende Diktion. Viele
sowjet. u. russ. Komponisten wie Rajmond Pauls beurteilten
Kobzons Rolle als „eine grosse Ära auf der sowjet. u. russ.
Bühne.“ Der Sänger Muslim/Müslüm Magomaev spottete: „Kobzon
sang mehr sowjet. Lieder, als es tatsächlich gibt.“ Kobzon war Verdienter Künstler der
Tschetschen.-Ingusch. ASSR, der RSFSR, der
Republik Adygeja, der Autonomen Republik Krym u. der Karatschaj-Tscherkess. Republik,
Volkskünstler der Dagestan. ASSR, der RSFSR, der UdSSR, der
Ukraine, der
Republik Kalmückien, der
Republik Nordossetien-Alanien, der
Pridnestrovischen Moldauischen Republik, der
Republik Mordwinien, der
"Volksrepublik" Lugansk u. der
"Volksrepublik" Doneck sowie Verdiente Person Moldaviens,
Verdienter Künstler. 1963-2018 wurden über 100 Tonträger
mit Liedern Kobzons produziert.
Polit. Aktivitäten: Seit
1973 war Kobzon Mitglied der KPdSU. Von Mai
1989 bis Sept. 1991 war Kobzon Volksabgeordneter der UdSSR als
Vertreter von gewerkschaftsübergreifenden öffentl.
Organisationen im Rahmen der Quote der Gewerkschaften. Er war
Mitglied der Abgeordnetengruppe "Union“, die sich für den
Erhalt der UdSSR als Bundesstaat einsetzte. Im Dez. 1993 kandidierte er für die 1. Staatsduma RF als Teil der föderalen
Liste, die vom Wahlblock "Bürgerunion im Namen von Stabilität,
Gerechtigkeit u. Fortschritt“ aufgestellt wurde. Die
"Bürgerunion" scheiterte aber an der 5%-Hürde. Bei
den Wahlen zur 2. Staatsduma RF vom Dez. 1995 kandidierte
Kobzon auf der föderalen Liste der Wahlvereinigung "Mein
Vaterland“, die die 5%-Hürde
ebenfalls nicht überwand. Im Sept. 1997 konnte Kobzon endlich
erstmals als
Abgeordneter in die 2. Staatsduma RF einziehen, als er zu
denjenigen Abgeordneten zählte, die nicht Mitglieder
eingetragener Abgeordnetenverbände waren; in der Duma wurde er
stv. Vorsitzender des Kulturausschusses. Als
Abgeordneter der Staatsduma
RF vertrat er den winzigen Aginer Burjätischen Wahlkreis des
Transbajkalischen Territoriums in Südsibirien. Im
Dez. 1999 wurde Kobzon in die 3. Staatsduma RF gewählt, wurde
Mitglied der Abgeordnetengruppe "Regionen Russlands / Union
unabhängiger Abgeordneter“ u. stv. Vorsitzender des
Ausschusses für Kultur u. Tourismus. 2001 unterzeichnete er
einen Aufruf zur Verteidigung des "NTV"-Senders. 2002 verhandelte er während des Angriffs tschetschen.
Terroristen auf das Theaterzentrum Dubrovka in Moskau über die
Befreiung von Geiseln. Im
Mai 2003 wurde Kobzon auf Beschluss des lettischen
Innenministers Maris Gulbis auf die Liste der Personen
gesetzt, denen die Einreise in das Land verboten ist, wobei
ihm das Einreisevisum verweigert wurde. Das Verbot wurde mit
einer "Bedrohung der staatl. Sicherheit u. der öffentl.
Ordnung“ begründet u. im Juni 2004 vom neuen Chef des
Innenministeriums aufgehoben. In Jurmala, Lettland, fand
alljährlich das russ. Musikfestival "Novaja Volna" statt, an
dem Kobzon teilnahm /s. unten/. Im Dez. 2003 wurde Kobzon in
die 4. Staatsduma RF gewählt, schloss sich der Fraktion der
Kremlpartei "Einiges Russland“ an u. wurde Vorsitzender des
Kulturausschusses der Staatsduma. Im Sept. 2007 trat Kobzon der Kremlpartei
"Einiges
Russland“ bei, obwohl er 2006 noch erklärte, dass er
dieser Partei niemals beitreten würde. Im Dez. 2007 wurde er
auf der föderalen Kandidatenliste von "Einiges Russland“
/Transbajkal-Territorium/ in die 5. Staatsduma RF gewählt,
wurde Mitglied der Fraktion "Einiges Russland“ u. stv.
Vorsitzender des Ausschusses für Informationspolitik,
Informationstechnologie u. Kommunikation. Im
Dez. 2011 wurde er auf der Liste der Partei "Einiges Russland“
zum Abgeordneten der 6. Staatsduma RF als Vertreter des
Transbajkal. Territoriums gewählt u. wurde 1. stv.
Vorsitzender des Kulturausschusses. Obwohl
2015 die Medien berichteten,
dass Kobzon nicht mehr beabsichtige, erneut in die Staatsduma
gewählt zu werden, bestätigte die Zentrale Wahlkommission RF
im Juli
2016 die Liste der Kandidaten von "Einiges Russland“
für die Abgeordneten der 7. Staatsduma, in der Kobzon als Nr.
1 in der 4. Regionalgruppe figurierte. Im Sept. 2016 wurde er
als Teil der Bundesliste von "Einiges Russland“ in die 7.
Staatsduma RF gewählt, wo er erneut die Position des 1. stv.
Vorsitzenden des Kulturausschusses bekleidete. Kobzons letzte parlamentarische
Handlung war seine Unterstützung in der 1. Lesung vom Juli
2018 für den Gesetzentwurf zur Anhebung des Rentenalters,
der bei der Mehrheit der Russen auf Ablehnung stiess. Ende
Aug. starb der Abgeordnete /s. unten/. Kobzon war Vorstandsmitglied der
"Föderation jüdischer Gemeinden Russlands", Mitglied des
Präsidiums der gesamtruss. öffentl. Organisation "Liga der
Gesundheit der Nation" u. Mitglied
des öffentl. Rats des Ermittlungskomitees RF u. engagierte
sich für wohltätige Zwecke.
Kobzon war Träger des
Lenin-Komsomol-Preises, des Staatspreises der UdSSR
sowie des ukrain. Verdienstordens, bekam den Preis des FSB
Russlands u. den Preis der Regierung RF für Kultur u. trug die polit. Titel "Held der Arbeit
RF" u. "Held der Volksrepublik Doneck". Insgesamt erhielt
Kobzon etwa 3 Dutzend russ., etwa 2 Dutzend ausländ. u.
konfessionelle Auszeichnungen sowie 16 künstlerische
Ehrentitel. Ausserdem bekam
er weitere 3 Dutzend Preise oder Ehrentitel. In Russland war
er Ehrenbürger von 29 Städten, u.a. von Moskau, u. mehreren
Verwaltungsgebieten.
Wegen Verdachts auf Verbindungen zu Gruppen u. Personen des organisierten
Verbrechens /russ./ in Russland wurde Kobzon
seit 1995 die Einreise in die USA verweigert. Wiederholte
Versuche, ein US-amerikan. Visum zu erhalten, auch auf
diplomat. Weg, blieben erfolglos. Kobzon war mit den
Verbrecherbossen Otari Kvantrishvili, s. Alimzhan Tokhtakhunov
/Tajvanchik/, s. Vjacheslav Ivankov /Japonchik/ u.a.
Autoritäten dieses Milieus befreundet. In Bezug auf Japonchik
sagte Kobzon 1996, es sei „interessant gewesen, mit ihm
zusammen zu sein". Kobzon wurde kurioserweise mit dem
US-amerikan. Sänger Frank Sinatra verglichen, dem ebenfalls
ohne Beweise Verbindungen zur Mafia vorgeworfen wurden. Im
Aug. 1995 veröffentlichte die Zeitung Moskovskij
komsomolec einen offenen Brief an den Präsidenten RF s.
Boris Elcyn, in dem 51 Künstler, u.a. Zurab Sotkilava, s. Alla
Pugachjova, Muslim Magomaev, Igor Moiseev, Stanislav
Govorukhin, Kobzon unter ihren Schutz nahmen. Am Ende
verabschiedete die Staatsduma RF einen Sonderbeschluss über
Kobzons Nichtbeteiligung an der kriminellen Welt.
Verhältnis zur Ukraine u.
Sanktionen: Im März
2014 unterstützte Kobzon die völkerrechtswidrige Annexion der Krym durch Russland u. die
Okkupation
der Donbassgebiete Doneck u. Lugansk in der Ostukraine
durch pro-russ. Milizen, unterzeichnete einen Aufruf an den Präsidenten RF V.V. Putin zur
Unterstützung seiner Politik gegenüber der Krym u.
brachte wiederholt seine Unterstützung für die pro-russ.
Separatisten zum
Ausdruck. In einem Interview mit der Zeitung Argumenty i
fakty erläuterte er seine Position wie folgt:
„Die Krym war schon immer russisch, u. die Tatsache, dass sie
ohne einen einzigen Schuss u. ohne ein einziges Opfer
zurückgegeben wurde, ist eine weitere Bestätigung dafür. Dies
ist die einstimmige Entscheidung des Volkes. Die Menschen
freuen sich noch heute über die Rückkehr nach Hause.“ Nachdem
Kobzon im Juli dieses Jahres einen entsprechenden patriot.
Aufruf an das ukrain. Volk gerichtet hatte, reagierte der ukrain.
Sicherheitsdienst SBU im Okt. mit einem Einreiseverbot für
Kobzon für die Ukraine, weil er die Untergrabung der
territorialen Integrität der Ukraine unterstütze. Der Sänger kommentierte die Massnahme
mit der Erklärung, es sei ihm „egal, was sie sich aus
betrunkenen Augen ausgedacht haben“ u. er würde trotzdem in
seine Heimat im Donbass gehen. Ohne Verzug reiste er nach
Doneck u. Lugansk, wo er seinen Landsleuten humanitäre Hilfe
spendete u. in
Begleitung des Akadem. Gesangs- u. Tanzensembles der Truppen
des Innenministeriums RF Konzerte gab. Für "Mut u.
Heldentum", die er bei der Verteidigung der sog. "Volksrepublik Doneck" bewiesen habe,
wurde Kobzon der Titel "Held der DVR“ verliehen. Ausserdem wurde der
prominente russ. Volkskünstler
u. Staatsduma-Abgeordnete Iosif Kobzon wegen des Verdienstes der
Organisation, Sammlung u. Versendung humanitärer Hilfe
in das Konfliktgebiet in der Ostukraine zum
Honorarkonsul der DVR in Russland ernannt.
Als sich nach der Annexion der Krym 2014 abzeichnete, dass
das russ.
Musikfestival "Novaja volna" von Jurmala in Zukunft nicht
mehr in Lettland stattfinden kann u. ein alternativer
Austragungsort gefunden werden musste, bezeichnete Kobzon im Nov. laut
RIA
Novosti die Idee, den
traditionellen Veranstaltungsort zu verlegen, als eine „Dummheit" u. sagte, dass der Präsident des
Wettbewerbs, s. Igor Krutoj, wohl unter dem Druck der
lettischen Behörden stehe. Am Vorabend der Eröffnung der
Ausgabe des Jahres 2014 hatte das
lettische Aussenministerium die Sänger Iosif Kobzon, s. Oleg
Gazmanov u. die Sängerin s. Valerija auf eine schwarze Liste
gesetzt, weil sie sich zu den Ereignissen in der Ukraine u.
zur Annexion der Krym zustimmend geäussert hatten. Kobzon
begründete seine Meinung mit dem Hinweis, dass die 2002 gegründete Marke
des Musikwettbewerbs in vielen Ländern bereits bekannt sei;
„zu versuchen ..., diese Konkurrenz zu brechen", sei „auf keinen Fall
möglich“, wie Kobzon gegenüber RIA Novosti sagte.
Hinsichtlich der Sanktionen der lettischen Behörden, die
einigen prominenten Kulturschaffenden aus Russland die
Einreise in das baltische Land untersagten, darunter auch
ihm selbst, tröstete sich der Volkskünstler damit, dass
immerhin „jungen Künstlern die Einreise nicht verboten
wurde“. Das Festival von Jurmala sei „kein Wettbewerb für
Kobzon, noch für Gazmanov, sondern dies ist ein Wettbewerb
für junge Künstler. Warum sollte man ihnen also die Chance
nehmen?“ Später
wurde der Anlass nach Sotschi verlegt.
In der Ukraine wurde Kobzon der Titel "Ehrenbürger“ mehrerer
ukrain. Städte entzogen. Diese
Massnahme kommentierte der Sänger wiederum mit der Aussage: „Sollen sie
ihn mir entziehen. Für mich gibt es keine Ukraine,
in der es ein faschist. Regime gibt. Deshalb möchte ich kein
Ehrenbürger sein."
Im Nov. 2014 kündigte Kobzon laut TASS seine Absicht
an, auf den Titel "Volkskünstler der Ukraine" zu
verzichten. Kobzon kritisierte den Machtwechsel in der Ukraine immer
wieder scharf. Mit der Aussage, dass die Ukraine
„durch einen von den Amerikanern u. der Marionette Poroshenko
angeführten Putsch erobert wurde“, schloss sich Kobzon
wortgetreu dem Narrativ des Kremls an. Im
Feb. 2015 wurde Kobzon auf die Sanktionsliste der EU-Länder
gesetzt u. für die Destabilisierung der Lage in der Ostukraine
wegen "Erklärungen zur Unterstützung von Separatisten“ u.
Beteiligung an der Annexion der Krym verantwortlich gemacht.
Personen, die auf dieser Sanktionsliste stehen, dürfen nicht
in die EU einreisen, u. ihre Vermögenswerte auf EU-Gebiet
werden, sofern sie entdeckt werden, eingefroren. Später wurde
er auch von den Sanktionslisten Kanadas u. der Schweiz
erfasst. Nach seinem Tod wurde sein Name von der EU-Liste
gestrichen. Im Aug. 2015
fügte der SBU Kobzon der Liste der Personen hinzu, die "eine
Bedrohung für die nationale Sicherheit der Ukraine
darstellen“. Im Sept. 2015 wurde er auf die eigentliche
ukrain. Sanktionsliste gesetzt. Im
Mai 2016 erhielt Kobzon die "Staatsbürgerschaft" der "DVR".
2017 gab er an, dass er keinen Pass der "DVR" besitze. Im Mai
2018 wurden ihm per Dekret des ukrain. Präsidenten s. Petro
Poroshenko die ukrain. Staatsauszeichnungen entzogen, so auch
der Titel "Volkskünstler der Ukraine".
Krankheit u. Tod: Seit
den frühen 2000er Jahren hatte Kobzon mit gesundheitlichen
Problemen zu kämpfen. Bei einer medizin. Untersuchung erhielt er im Mai
2001 die vorläufige Diagnose eines
Zwischenwirbelbruchs, da er unter starken Rückenschmerzen
litt. Ausserdem wurde Diabetes mellitus festgestellt. Während
einer
Konzertreise nach Kasachstan im Juni dieses Jahres verschlechterte sich sein
Gesundheitszustand dermassen, dass er sie
unterbrechen u. nach Moskau zurückfliegen musste. Dort wurde
die Diagnose einer eitrigen Sepsis festgestellt, so dass der
Patient auf die Intensivstation verlegt werden musste, wobei
er 2 Wochen im Koma lag. 2005 unterzog sich Kobzon in Berlin,
Deutschland, einer längeren komplexen Operation
wegen Prostatakrebs. Die chirurg. Eingriffe führten zu einer
starken Schwächung des Immunsystems u. zu anderen schweren
Komplikationen. 2009 wurde Kobzon in einer deutschen Klinik
ein zweites Mal, diesmal erfolglos, operiert. In Russland
wurde er anschliessend erneut operiert. Eine russ. Sängerin
sagte, dass Kobzon aufgrund „seiner Charakterstärke, seiner
Willenskraft u. seinem Lebenshunger“ überlebt habe. 5 Tage nach
seiner schweren Operation trat er wieder auf der Bühne von Jurmala auf.
Im Okt. 2010 wurde er erneut in Kasachstan zweimal ohnmächtig, was laut
Experten auf seine Krebskrankheit zurückzuführen war. Trotz
des Umstands, dass er im Zusammenhang mit den Ereignissen in
der Ukraine 2014 auf der Sanktionsliste des Westens stand,
soll er –
mit der Zustimmung Putins – ein italienisches
Visum erhalten haben, um sich in Italien medizinisch behandeln
zu lassen. Anfang Juli 2018
wurde Kobzon in ernstem Zustand in eine Moskauer Klinik
eingeliefert u. Ende Monat fiel der Patient ins Koma. Nach
schwerem Versagen
des Körpers starb Kobzon
im Alter von 81 Jahren am 30. Aug. 2018. Zu seiner
Verabschiedung
im Tschajkovskij-Konzertsaal
erschien Präsident Putin persönlich. Zusammen mit PM
s. Dmitrij Medvedev, dem belaruss.
Präsidenten Aleksandr Lukaschenko,
dem Führer Nordkoreas Kim Jong-un, dem Chef der
selbsternannten "DVR" s. Aleksandr Sakharchenko u.v.a.m. wurde
der Familie des Sängers das Beileid ausgedrückt. Zur Beisetzung, die nach
jüdischer Tradition abgehalten wurde – sein Sohn Andrej Kobzon las das
Totengebet Kaddisch auf Hebräisch – u.
mit militär. Ehren auf dem
Vostrjakovskij-Friedhof in Moskau neben seiner Mutter stattfand,
fanden sich mehrere prominente Sänger u. Sängerinnen ein, mit
denen Kobzon zusammengearbeitet hatte. /Videolinks s. oben/
Gedenken: Bereits 2003 wurde in
Doneck auf dem Platz in der Nähe eines Jugendpalastes ein
Denkmal für Kobzon errichtet. 2017 wurde im Verwaltungszentrum
Aginskoe
des Aginer Burjätischen Kreises des Transbajkal.
Territoriums, den Kobzon in der Staatsduma RF vertrat, eine
Büste des Sängers aufgestellt.
Posthum wurde im Mai 2019 am Haupteingang des Instituts für
Theaterkunst ein Denkmal für Kobzon enthüllt. Am 1. Todestag
Kobzons wurde auf seinem Grab ein Granitdenkmal mit einer
Bronzestatue errichtet. 2020 wurde am Gebäude der Russ. "Gnessin"-Musikakademie
in Moskau eine Gedenktafel für Kobzon angebracht. Der 1979 entdeckte
Kleinplanet 3399 erhielt den Namen Kobzons. Es gibt in
Russland Strassen, eine
Kindermusikschule, das Kuzbass-College für Kultur u. Kunst in
Kemerovo sowie ein Damm u.
eine Uferpromenade in Moskau, die zu Ehren des Künstlers den
Namen Iosif Kobzons tragen.)
KOBLJAKOV,
Nikolaj Vladimirovich II III IV V VIa VIb
(1973-, russ. Jurist-Ökonom,
Unternehmer. Absolvent der Fakultäten
für Physik u. Recht der MGU u. der London School of
Economics and Political Science. 1995-2001 war
Kobljakov Generaldirektor des Unternehmens
"Kobbold", das sich auf den Verkauf von Audio- u.
Videoprodukten spezialisierte. 2003 kauften
Kobljakov u. seine Partner in Paris die histor.
Buchhandlung "Librairie du Globe", die zu diesem
Zeitpunkt kurz vor dem Bankrott stand. 2007 erwarb
er das französ. Unternehmen "StankoFrance", Teil des
ehem. sowjet. "Stankoimport". Im selben Jahr
gründete er mit Unterstützung der französ. Gruppe
Almage in Russland das
Unternehmen "Senior Group", ein Netzwerk
privater Wohnheime für ältere Menschen.
Strafverfolgung: 2010 wurde Kobljakovs
Moskauer Wohnung durchsucht u. er selbst zur
Befragung durch das Ermittlungskomitee vorgeladen.
Im Juli 2010 verliess Kobljakov Russland u. ging
nach Kiew u. reiste dann nach Frankreich weiter,
dessen Staatsbürgerschaft er erhielt. Danach wurde
er in Russland auf
Ersuchen des Ermittlungskomitees RF
vom
Basmannyj-Gericht in
Abwesenheit festgenommen u.
auf die internationale Fahndungsliste gesetzt. Gegen
den Unternehmer wurde in Russland ein
Strafverfahren gemäss Art.
159 Teil
4 StGB RF wegen "Betrugs in besonders grossem
Umfang" eröffnet.
2011 verkaufte Kobljakov
seine Anteile an der "Senior Group" u. gründete ein
Unternehmen zum Bau von Luxuspflegeheimen im
Baltikum. In Paris beteiligte er sich an der
Gründung der Menschenrechtsvereinigung
"Russie-Libertes", die in Paris mehrere Proteste zur
Verteidigung von Rechten u. Freiheiten organisiert.
Die Ermittlungen zum Diebstahl der "Stankoimport"-Filiale
begannen 2007, als klar wurde, dass die französ.
Vermögenswerte des Unternehmens gestohlen wurden. Nach Angaben
des Ermittlungskomitees RF
unterstützte Kobljakov 2004-5 Sagadat Chabirov, den ehem.
Generaldirektor von "Stankoimport", beim Abzug der
Auslandsvermögenswerte des Unternehmens durch Schaffung
eines fiktiven Geldschuldensystems - in Höhe von 1,5
Mln. Euro - mit Hilfe
französ. Anwälte. Die
Ermittlung ging davon aus, dass nach einem ähnlichen
Schema das Eigentum von "Stankoimport"-Filialen in 19
anderen Ländern gestohlen wurde, darunter Belgien,
Deutschland, Kanada, Mexiko, USA u. Finnland. Gegen
Involvierte in dem Fall wurde Anklage erhoben. Während
eine Angeklagte zu 3 Jahren
Gefängnis u. zur Zahlung einer Entschädigung von über 2,5
Mrd. Rubel verurteilt wurde, beging ein anderer
Angeklagter Selbstmord
u. Khabirov verstarb unter ungeklärten Umständen in
Israel. Ende Juli 2014 wurde Kobljakov auf Ersuchen
Russlands von Interpol am Flughafen Sofija, Bulgarien,
festgenommen, wobei Russland Bulgarien ein offizielles
gerichtliches Ersuchen um Auslieferung Kobljakovs
übermittelte. Einige Tage später wurde Kobljakov
vom Gericht in Sofia mit Berücksichtigung der Tatsache,
dass der Inhaftierte französ. Staatsbürger ist, nicht
verurteilt wurde u. über ein eigenes Unternehmen verfügt,
u. unter dem Versprechen Kobljakovs
nicht zu fliehen, freigelassen. Im Okt. lehnte das Gericht
in Sofia die Auslieferung Kobljakovs an Russland ab. Laut
Kobljakov sei die 2010 in Russland gegen ihn eingeleitete
Strafverfolgung „politisch motiviert“ u. hänge wohl mit
den von ihm unterstützten Aktivitäten von
"Russie-Libertes" zusammen, das wiederholt die Regierung
RF kritisiert habe. Im Juni 2015 wurde
Kobljakov aufgrund eines erneuten
Auslieferungsersuchens Russlands in Paris
festgenommen u. mit einem Ausreiseverbot für
Frankreich belegt. Im Juli wurde Kobljakov
als politisch Verfolgter von der
Interpol-Liste gestrichen u. im
Nov. lehnte das Pariser Tribunal eine Auslieferung
Kobljakovs an Russland ab.)
KOBYLKIN, Dmitrij Nikolaevich I II III IV V VI VII VIII IX X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII
XXXIX
XL
(1971-,
russ. Ingenieur u. Geophysiker,
Führungsfigur im Öl- u. Gassektor u. im staatl. Umweltschutz u. hoher
Staatspolitiker. Absolvent der Staatl.
Technischen Universität für Erdölwirtschaft in Ufa,
Baschkirien, mit einem Diplom als
Bergbauingenieur-Geophysiker. Kobylkin begann seine
Berufskarriere in der geophysikalischen Vereinigung
"Shelf" in Gelendzhik am Schwarzen Meer. Im Nov. 1993
übersiedelte er in den Autonomen
Kreis
der Jamal-Nenzen
/AKJN/, wo er bis 1994/5 als Geophysiker in
Tarasovskoe u.
als
Geologe
der Öl- u. Gaserkundungsexpedition von Tarkosalinsk tätig
war. 1996-2001 setzte er seine Arbeitstätigkeit als
Personaldirektor u. 1. stv. Generaldirektor im
System der AG "Purneftegazgeologija" fort.
Während dieser Zeit war er Vorstandsmitglied bei 9 Öl- u.
Gasgesellschaften u. -unternehmen. Ab 2000 leitete er die
Erschliessung der Öl-u. Gasfelder von Khantschejsk
u. war für die Organisation der Rohstoffförderung
zuständig. Im Mai 2001 wurde er zum Generaldirektor von
"Khantschejneftegaz" GmbH ernannt.
Politik: Im Okt. 2002
wurde Kobylkin
zum 1. Stv. des Verwaltungschefs /Ostrjagin/
des Purovsker Rayons
des AKJN
ernannt. 2003 absolvierte Kobylkin das Institut für
Berufsumschulung derUral-Akademie für Staatsdienst mit
einem Diplom in Staats- u. Kommunalverwaltung. Nachdem Ostrjagin im Aug. 2005 zum 1.
stv. Gouverneur des AKJN
ernannt wurde, übernahm Kobylkin interimistisch die
Leitung des Purovsker Rayons. Bei den entsprechenden
Wahlen vom Okt. 2005erhielt Kobylkin 77,24% der
Wählerstimmen u. wurde damit gewählt. 2009 wurde Kobylkin
in die Kaderreserve des Präsidenten RF aufgenommen. Im Feb. 2010 gab Jurij
Nejolov, Gouverneur des AKJN,
den Rücktritt von seinem Amt bekannt, das er seit über 16
Jahren ausgeübt hatte. In
der Folge unterbreitete Präsident RF s. Dmitrij Medvedev
der gesetzgebenden Versammlung des AKJN
Kobylkins Kandidatur für das Gouverneursamt. Anfang März
stimmten die Abgeordneten der gesetzgebenden Versammlung
des AKJN
in ihrer 74. ao. Sitzung einstimmig für die Kandidatur
Kobylkins. Am 16. März fand in Salekhard, der Hauptstadt
des AKJN,
die feierliche Amtseinführung statt. 2010-11, 2013-14 u.
2017-18 war Kobylkin Mitglied des Präsidiums des
Staatsrats RF. Im Dez. 2011 kandidierte Kobylkin bei den
Wahlen zur 6. Staatsduma RF. Dabei führte er die regionale
Liste des AKJN
an, die von der Kremlpartei "Einiges Russland" aufgestellt
worden war. Er wurdegewählt, lehnte aber das
Abgeordnetenmandat ab, das an Grigorij Ledkov vergeben
wurde. Ab 12. März 2015
war Kobylkin Interimsgouverneur. Anfang Okt. wählten die
Abgeordneten der gesetzgebenden Versammlung desAKJN
Kobylkin erneut zum Gouverneur
dieses Verwaltungsgebiets. In der von der "Stiftung
für
die Entwicklung der Zivilgesellschaft" im
Okt. 2015 veröffentlichten Bewertung der Effizienz der
Gouverneure belegte Kobylkin den 1.
Platz. Sein
Amt übte er bis Mai 2018 aus. Sein Nachfolger wurde s. Dmitrij
Artjukhov. Von Mai 2018 bis Nov. 2020 war Kobylkin
Minister RF für Naturressourcen u. Ökologie, ab Jan. 2020
im Kabinett von PM s. MikhailMishustin. Im Dez. 2020 wurde
Kobylkin zum Ehrenbürger
des AKJN ernannt. Im
Sept. 2021 wurde Kobylkin
als Abgeordneter in die 8. Staatsduma RF gewählt, wo er
Vorsitzender des Ausschusses für Ökologie, natürliche
Ressourcen u. Umweltschutz wurde. Mitglied des Präsidiums
des Obersten Rats der Partei "Einiges
Russland"; 2020-21 war er amtierender stv.
Sekretär des Generalrats dieser Partei.
Einkommen, Kritik u.
Sanktionen: Mit einem
Familieneinkommen von 22,9 Mln. Rubel im Jahr 2011 belegte
Kobylkin den 7. Platz in der Einkommensrangliste der russ.
Regionalchefs.
Wegen
seiner Unterstützung des Ukrainekriegs des Kremls
figuriert Dmitrij
Kobylkins
Name auf der sog. "Putin-Liste", die vom
"Forum Freies Russland" geführt wird. Im
Zuge des von Putin im
Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine gelangte
Kobylkin im Dez. 2022 auf
die Sanktionslisten der EU. Im Zusammenhang mit den
"Scheinreferenden" u. der völkerrechtswidrigen "Annexion
ukrain. Gebiete durch russ. Besatzungstruppen" wurde er
auf die US-Sanktionsliste gesetzt, später auch auf
diejenige Kanadas, Neuseelands, der Ukraine
u. der Schweiz,
weil er mit "mit dem Regime verbundenen Personen"
Beziehungen pflegt,weil er "für Rechtsvorschriften im
Zusammenhang mit der Invasion u. versuchten Annexion von 4
Gebieten der Ukraine" gestimmt hat u. aus ähnlichen
Gründen, diemit diesen Umständen zusammenhängen.)
KOBJAKOV, Anton Anatolevich III
IV (1968-, russ. Agronom, Bio-
u. Wirtschaftswissenschaftler, Staatsbeamter des
Kremls, Berater im Stab des Präsidenten RF.
Absolvent der nach
K.A.
Timirjazev benannten Moskauer
Landwirtschaftsakademie. 2001 Studium an der Staatl.
Bergbauuniversität Moskau, 2003 Studium an der Russ. Akademie
für öffentl. Verwaltung beim Präsidenten RF, Kandidat der
Biowissenschaften, Doktor der Wirtschaftswissenschaften,
Professor. Mitte der 1980er Jahre begann er seine
Berufskarriere als Arbeiter bei der geolog. Erzlagerexpedition
in Baschkirien. 1994-96 war er für die Russ. Unabhängige
Gewerkschaft der Arbeiter des Steinkohlebergbaus tätig.
1996-99 Assistent eines Abgeordneten der Staatsduma RF.
1999-2003 stv. Gouverneur des Gebiets Kemerovo. 2003-5 stv.
Generaldirektor der Vereinigten Kohlegesellschaft
"Juzhkuzbassugol". 2005-12 arbeitete er in der Verwaltung des
Präsidenten RF, wo er die Positionen vom Chefberater bis zum
stv. Leiter des Büros des Präsidenten RF für Aussenpolitik bekleidete.
2012-14 Leiter des Büros des Präsidenten RF. Seit April 2014
Berater des Präsidenten RF. Bobjakov wurde vion der Ukraine mit folgender Begründung
sanktioniert: "Mitarbeiter des Gremiums, das an der Bildung,
Unterstützung u. Umsetzung der Politik des Präsidenten RF
beteiligt war, militärische Aktionen u. Völkermord an der
Zivilbevölkerung in der Ukraine durchführte oder
administrative Entscheidungen traf, die auf gewaltsame
Veränderungen, den Sturz des Verfassungssystems der Ukraine,
die Übernahme der Staatsmacht, Änderungen der Grenzen des
Territoriums oder der Staatsgrenze der Ukraine sowie auf einen
Eingriff in die territoriale Integrität u. Unverletzlichkeit
der Ukraine abzielten,
wodurch demokrat. Prozesse u. Institutionen in der Ukraine untergraben sowie
ihr Frieden, ihre Stabilität, Sicherheit, Souveränität u.
Unabhängigkeit gefährdet
wurden.")
KOVALEVSKAJA, Aleksandra
Borisovna
(russ.
Richterin am Tverskoj-Bezirksgericht in Moskau. Von Kritikern
wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste"
führt, wird der Richterin "Ausübung polit. Repression unter
Ausnutzung offizieller Positionen" vorgeworfen. Das "Forum"
berichtet über folgende krasse Gerichtsfälle, -entscheidungen
u. urteile beim hochberüchtigten Moskauer
Tverskoj-Bezirksgericht, an denen die Richterin Kovalevskaja
unmittelbar, direkt u. aktiv beteiligt war.
- 2005 verurteilte Richterin Kovalevskaja rechtswidrig
Vertreter der christlichen Gemeinschaft "Emmanuel“, die auf
dem Tverskaja-Platz vor dem Moskauer Rathaus eine Mahnwache
abhielten. In Übereinstimmung mit dem Gesetz über Kundgebungen
versuchten Aktivisten, gegen das Vorgehen von Beamten zu
protestieren, die den Bau des spirituellen u. pädagog.
Zentrums störten, dessen Grundstück die Stadt 8 Jahre zuvor
zugeteilt hatte. Nach Festnahme dieser Gemeindevertreter kam
es zu einem Prozess, bei dem die Richterin Kovalevskaja ihr
Misstrauen gegenüber den Aussagen von Zeugen zum Ausdruck
brachte u. sich auf falsche Berichte von Polizeibeamten
stützte. Sie verhängte gegen die Teilnehmer der Streikposten
eine Geldstrafe u. ordnete die Festnahme von 3 Pfarrern an.
- 2005 traf die Richterin eine Reihe ungerechter
Entscheidungen in Bezug auf die Teilnehmer des gescheiterten
antifaschist. Marsches, der von Vertretern von
Oppositionskräften u. Menschenrechtsorganisationen abgehalten
werden sollte. Als sich die Teilnehmer der Aktion auf dem
Platz vor dem Moskauer Rathaus versammelten, nahm die
Bereitschaftspolizei 50 Teilnehmer fest, die anschliessend
aufgrund Art. 20.2 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten
wegen "Verstosses gegen das festgelegte Verfahren zur
Organisation oder Durchführung einer Versammlung, Kundgebung,
Demonstration, Prozession oder Streikposten“ angeklagt wurden.
Während der Prozesses gegen die Festgenommenen verurteilte die
Richterin wiederum ausschliesslich auf der Grundlage der
Aussagen von Polizeibeamten 20 Teilnehmer des gescheiterten
Marsches zu verschiedenen Geldstrafen. Die von Kovalevskaja
verhängten Urteile stiessen auf breite öffentl. Resonanz – alle unabhängigen Medien schrieben
darüber, auch s. Anna Politkovskaja.
- 2007 nahm Richterin Kovalevskaja an einem politisch
motivierten Prozess gegen Manana Aslamazjan teil, der ehem.
Direktorin der "Educated Media Foundation", einer NRO zur
Unterstützung der Medienfreiheit in Russland. Infolgedessen
hörte die Organisation auf zu existieren, ihre Konten wurden
eingefroren u. M. Aslamazjan verliess Russland. Mit der
Entscheidung des Verfassungsgerichts RF wurde die Verfolgung
allerdings für verfassungswidrig erklärt.
- 2009 wurde ein gewisser Menschenrechtsaktivist namens S.
Mokhnatkin, der keiner polit. oder oppositionellen
Organisation angehörte, während einer Demo am Triumphplatz
festgenommen u. in einem Polizeibus abtransportiert. Während
des Prozesses ignorierte Richterin Kovalevskaja die Aussagen
des Angeklagten u. der Zeugen sowie einer Videoaufzeichnung,
die die Unschuld des Angeklagten beweisen sollte, während die
Richterin
voll u. ganz der Aussage der Polizei
vertraute. Im
Juni 2010 verurteilte die Richterin S. Mokhnatkin gemäss
Art. 318 Teil 2 StGB RU für schuldig u. verhängte
gegen ihn eine Freiheitsstrafe von 2 Jahren u. 6 Monaten in
einem Straflager mit allgemeinem Strafvollzug.
- Richterin Kovalevskaja erschien auch im Prozess gegen s.
Sergej Magnickij, der aufgrund eines erfundenen Falles
festgenommen u. in der U-Haftanstalt Butyrskij gefoltert wurde
u. schwer
erkrankte, woraufhin er im Nov. 2009 starb. In diesem
Fall genehmigte Richterin Kovalevskaja den Antrag des
Ermittlers s. Oleg Silchenko, der im "Fall Magnickij" eine zentrale Rolle
spielte, an
das Tverskoj-Gericht, eine Durchsuchung im Haus von
Mitarbeitern von "Hermitage Capital" im Vereinigten
Königreich, also im Hoheitsgebiet eines fremden
Staates.
- 2010 nahm Richterin Kovalevskaja am Prozess gegen den stv.
Vorstandsvorsitzenden der interregionalen Organisation zur
Förderung des Schutzes der Bürgerrechte "Gerechtigkeit“,
Dmitrij Baranovskij, teil, der einen Korruptionsplan mit
gross angelegtem Diebstahl von Haushaltsmitteln durch Beamte
der RFaufdeckte
u. öffentlich macht. Nachdem die Tatsachen der
Korruption aufgedeckt worden waren, wurden Strafverfahren
gegen Baranovskij nach Art. 163, 129 u. 306 StGB RU, die
sich auf "Erpressung“, "Verleumdung“ u. "falsche
Denunziation“ beziehen, konstruiert, wobei auf der Seite der
"Opfer“ Personen auftraten, die eine Interessengruppe
bildeten u. verwandtschaftl. u. geschäftl. Beziehungen
zueinander unterhielten. Während des Strafverfahrens
verlängerte Kovalevskaja trotz des Vorliegens zwingender
medizin. Beweise die Festnahme D. Baranovskijs u. weigerte
sich, ihn gegen Kaution freizulassen, wobei sie die
Entscheidung mit imaginären Drohungen seitens des Angeklagten gegen
eines der "Opfer“ -
der der Sohn des Verkehrsministers des Moskauer Gebiets
war -, begründete.
- Im März 2010 verurteilte Richterin Kovalevskaja als Teil
eines Richtertrios einen gewissen Vladimir Kuznecov, den
Leiter der öffentlichen Vereinigung "Arbeitsgruppe zur
Bekämpfung der Korruption in den höchsten Machtebenen“. Gegen
V. Kuznecov wurde
ein Strafverfahren eingeleitet, nachdem er Präsident
RF s. Dmitrij Medvedev einen Bericht über
Korruptionsrecherchen übermittelt hatte, in dem die Namen u.
Auslandskonten hochrangiger Beamter aufgeführt waren, insbes.
in Bezug auf Innenminister s. Rashid Nurgaliev. Nach Angaben
des Anwalts des Angeklagten M. Trepashkin wurde das Verfahren
gegen seinen Mandanten von Mitarbeitern der Abteilung für
innere Angelegenheiten des Innenministeriums provoziert.
Kuznecov wurde zu 5 Jahren u. 6 Monaten Gefängnis verurteilt,
wo er schwer erkrankte, was vom Gericht ignoriert wurde.
- Während der
Oppositionskundgebung "Tag des Zorns“ in Moskau vom Nov. 2010,
die von den Behörden nicht genehmigt wurde, wurde der
Aktivist der "Linken Front" Grigorij Torbeev
festgenommen u. gemäss Art. 318 Teil 2 StGB RU wegen
"Anwendung lebens- oder gesundheitsgefährdender Gewalt gegen
einen Vertreter der Behörden“ angeklagt. Eine Videoaufzeichnung
der Festnahme durch einen Korrespondenten der Zeitung Kommersant
widerlegte
den Vorwurf. Während seiner Haft verlängerte Richterin
Kovalevskaj 2x die Haftfrist mit der Begründiung, der
Angeklagte habe
Druck auf
Zeugen angedroht.
- Im Okt. 2011 verurteilte das Moskauer Tverskoj-Bezirksgericht
die Aktivisten des "Anderen Russland“ Igor Berezjuk zu 5 1/2
Jahren Gefängnis, Ruslan Khubaev zu 4, Kirill Unchuk zu 3,
Aleksandr Kozevin zu 2 1/2 Jahren u. Leonid Panin zu 2 Jahren
Haft, wobei Kovalevskaja eine des Richtertrios war, die den
"Fall Manezhnoe" von 2010 prüfte. Das Parteienbündnis "Anderes Russland" erklärte ihre
Aktivisten zu polit. Gefangenen.
Kritik: Beobachter der Internetressource "Nacbol.Ru“
charakterisierten die Handlungen der Richterin A. Kovalevskaja
wie folgt: „Richterin Aleksandra Kovalevskaja ... hilft
insbes. den "Opfern“ der OMON-Beamten aktiv dabei, korrekte
Aussagen zu machen, verbietet Anwälten die Kommunikation mit
den Angeklagten im Gerichtssaal, wobei sie gleichzeitig darauf
verzichtet, gegenüber den "Kuratoren“ der "Opfer“
Bemerkungen abzugeben, die den OMON-Beamten einflüstern, was
sie während des Prozesses zu sagen haben, u. lehnt praktisch
alle Gesuche der Angeklagten u. ihrer Verteidiger ab.“ Laut
Anwalt Valerij Shukhardin schrecke Richterin Kovalevskaja
nicht davor zurück, offensichtlich ungerechte Entscheidungen
zu treffen, da das Tverskoj-Gericht den Interessen
verschiedener Behörden diene, die mit ihm verbunden sind;
seine Aufgabe bestehe darin, ungerechte Entscheidungen
zu treffen, die für sie von Vorteil sind u. „mit Hurra“ vom
Moskauer Stadtgericht bestätigt werden. Unabhängigen Experten
zufolge wird das Verhalten von Richtern wie A. Kovalevskaja
durch die Bemühung oder die Absicht erklärt, das Verfahren mit
einem zuvor bekannten bzw. getroffenen Urteil zu befolgen, was
nach dem Prozess gegen s. Molhail Khodorkowski zur gängigen
Praxis geworden sei.
Sanktionen: Per Dekret des Präsidenten der Ukraine vom
14. Mai 2018 Nr. 126/2018, geändert am 21. Juni 2018 Nr.
176/2018 wurde Aleksandra Kovalekvskaja auf die Sanktionsliste der Ukraine
gesetzt.)
KOVALJOV, Andrej Arkadevich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII (1957-, sowjet. bzw. russ.
ehem. Staatsbeamter u. -politiker,
Unternehmer/Geschäftsmann, bekannter Musiker u. Anführer der
Rockband "Piligrim“, Autor u. Interpret von
Liedern, TV- u. Radiomoderator, Musikproduzent u.
Organisator von Rockfestivals, Investor u. Mäzen in den
Bereichen Business, Musikkultur, humanitäre Hilfe. Absolvent
des Moskauer Automobil- u. Strassenbauinstituts. In der
Sowjetzeit produzierte er exklusive, massgeschneiderte Möbel
für Privatpersonen, Bars u. Restaurants. 1988 gründete er
sein erstes Unternehmen, eine Genossenschaft zur Herstellung
von Möbeln, die sich zum Möbelproduktionsverband
"Moskvoreche“ entwickelte, zu dem 12 Unternehmen gehörten,
die alle Arten von Möbeln herstellten. 1996-99 leitete er
den branchenübergreifenden Industriekonzern "Mosprom". In
den späten 1990er u. frühen 2000er Jahren beschäftigte er
sich mit Immobilien u. begann, auf dem Areal der
stillgelegten Moskauer Fabriken grosse Geschäftszentren zu
errichten. In den 1990er Jahren arbeitete er in
verschiedenen Ministerien RF, war stv. Minister für
Forstwirtschaft, leitete
die Verwaltung des Ministeriums RF für
Antimonopolpolitik u. Unternehmertumsunterstützung sowie
die Hauptverwaltung des Waldfonds des Ministeriums RF
für natürliche Ressourcen u. war in der
staatl. russ. Holzindustrie tätig. 2003 erhielt er einen Dankesbrief der
Regierung RF. 2005-9 war er Abgeordneter der Moskauer
Stadtduma. Bekannt
wurde er als aktiver Befürworter des Gesetzentwurfs zum
Verbot der Verwendung von Tonträgern. In
den späten 1990er u. frühen 2000er Jahren beschäftigte er
sich mit Immobilien. Er begann, auf dem Boden stillgelegter
Moskauer Fabriken grosse Geschäftszentren zu errichten. In
der 2. Hälfte der 2000er Jahre weitete er seinen
Geschäftsbereich aus. 2007 kaufte er Nudelfabriken in
Moskau, St. Petersburger u. Smolensk sowie weitere Marken.
Später verkaufte er eines der Nudelnnternehmen an eine
italienische Firma, behielt jedoch einen Teil der
Grundstücke in Moskau. 2008 gründete er die Medienholding
"1Rock", der ein Rockclub, ein Fachmagazin, ein
Satellitenfernsehsender, ein Internetportal u. ein
Radiosender für Rockmusik angehörten. 2010 wurde dieses
Projekt aufgegeben. Ende 2011 verdiente
Kovaljovs Unternehmen "Ekoofis" 55 Mln. USD mit der Vermietung
von Immobilien u. belegte damit im Magazin Forbes Russia
den 23. Platz im Ranking der grössten Vermieter. Als Befürworter
kleiner Unternehmen wurde Kovaljov im Okt. 2019 zum Botschafter
der Zentrale für Unternehmensschutz des Nordöstl.
Verwaltungsbezirks von Moskau ernannt, dessen Aufgabe es war,
Informationen über die Probleme der Unternehmer im Bezirk zu
sammeln u. Initiativen zur Verbesserung vorzuschlagen. Für seine
Aktivitäten wurde ihm die Medaille "Für den Schutz der russ.
Business“ verliehen. 2019 eröffnete er seinen eigenen
"Youtube"-Kanal, auf dem er Vorträge zum Thema Business hielt u.
berühmte Unternehmer interviewte. Ausserdem beschäftigte er sich
mit der Aufdeckung von Betrügern, hauptsächlich Vertretern der "Infozigeuner", sowie von Finanzpyramiden,
Wetten usw. Kovaljov organisiert Benefizkonzerte für
Internatsschüler, kinderreiche Familien, Behinderte u.
Kriegsveteranen, bei denen er selbst auftritt. Ferner unterhält
er eine gemeinnützige Stiftung, die die entsprechenden
Institutionen für diese Gruppen unterstützt. 2021 gründete er
die "Allruss.
Unternehmerbewegung“, deren Vorsitzender er gleich selbst
ist u. deren Motto es gemäss Homepage ist, "Russland zu einem
Paradies für Menschen zu machen, die hart arbeiten u. viel
verdienen wollen".
Musik- u. Medientätigkeit: Als Kind beherrschte Kovaljov Geige u.
Klavier u. studierte später Cello an einer Musikschule. Während
der Studienzeit spielte er Bassgitarre in der Band "Piligrim“.
2005 gründete er die Gruppe "Piligrim“ neu, wobei diese mehrere
Alben im Heavy-Metal-Stil veröffentlichte. 2005-8 veranstaltete
Kovaljov Rockfestivals unter dem Titel "Ruhm für Russland!“,
"Ruhm für Moskau!“ usw. mit 40 Tsd. Teilnehmern in Moskau.
Ferner ist er Moderator einer Reihe von Sendungen im russ. TV u.
Radio, z.B. "Das Kovaljov-Prinzip“ im Radiokanal "Moskau
spricht“ u.a.
Kritik: Über Kovaljovs Persönlichkeit u. Werk wurde in
den russ. Medien aktiv u. kontrovers berichtet. So
veröffentlichte etwa s. Viktor Shenderovich mehrere kritische
Besprechungen über die Rockgruppe "Pilgirim", die er für eine
„vulgäre Show für ein dummes Publikum“ hielt. Ein anderer
Kritiker bezeichnete die Produktion der Gruppe als eine
„Mischung aus Restaurantmusik u. geschmackloser sowjet. Estrade
der 1970er Jahre". Andere Kritiker bewerteten Kovaljos Leistung
positiver.
Ukrainekrieg u. Sanktionen:
Als
selbsternannter russ. Patriot unterstützt
Kovaljov öffentlich den Militäreinsatz der
russ. Streitkräfte in der Ukraine.
Im Mai
2022 nahm er am Konzert "Gewinner“ teil, das von der Bewegung "Russ. Traum“ in Sevastopol auf der
Krym veranstaltet wurde. Im
Zusammenhang mit dem von
Putin im Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskrieg
gegen die Ukraine wurde
Kovaljov im Jan. 2023 wegen „öffentl.
Unterstützung für die Aktionen der russ. Armee in der
Ukraine“ auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt.
Aus dem gleichen Grund wurde er von der "Stiftung für
Korruptionsbekämpfung" FBK
s. Aleksej Navalnyjs auf die von ihr
erstellte "Liste der korrupten Beamten u. Kriegstreiber“
gesetzt. Mit
derselben Begründung figuriert sein Name auf der sog.
"Putin-Liste", die vom "Forum Freies Russland" geführt wird,
um internationale Sanktionen gegen solche Personen zu
empfehlen. Ende März 2023 schrieb u. sagte Kovaljov im russ.
Social Media-Kanal "Vkontakte" vor einer Wand mit der
Aufschrift "Allruss. Unternehmerbewegung": „Wenn wir eine
Spezielle Militäroperation begonnen haben, müssen wir sie
erfolgreich abschliessen u. alle von unserem Präsidenten
gestellten Aufgaben erfüllen!!!" Weiter schrieb/sagte er,
dass „diejenigen,
die unseren Sieg stören, entfernt oder vernichtet werden"
müssten; es sei
„nun genug, übertrieben nachsichtig" mit
ihnen zu sein.)
KOVALJOV,
Nikolaj Dmitrievich
IIa
IIb
IIc
IId
IIe
III
IV
Va
Vb
VI
VII
VIII
IXa
IXb
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIX
(1949-2019, gew. sowjet. u. hoher russ.
Sicherheitsbeamter u. Staatspolitiker. Absolvent des Moskauer
Instituts für Elektronik u. Mathematik. In der Sowjetzeit war er
im Dienst staatl. Sicherheitsbehörden beschäftigt u. begann
seine Karriere als Kriminalbeamter in der Rayonabteilung
Pervomajsk des KGB-Direktorats
der UdSSR für Moskau u. das Moskauer Gebiet. Ende 1980er Jahre
war er als KGB-Offizier als Teil eines Kontingents sowjet.
Truppen in Afghanistan stationiert, wo er in der Spionageabwehr
tätig war, für die sichere Durchfahrt von Konvois sorgte
u. mit den Mudschaheddin verhandelte. Auf den persönlichen Erinnerungen
Kovaljovs über den Krieg in Afghanistan basiert der
Spielfilm "Bruderschaft“ von
Regisseur Pavel Lungin,
der im Mai 2019 in die Kinos kam. Ab 1991
stv. Leiter der Moskauer Direktion des KGB der UdSSR. 1996-98
Direktor
des Föderalen Sicherheitsdienstes FSB
RF, Armeegeneral.
Damals seien noch nie so viele Spione
verhaftet worden, seit im 2. WK deutsche
Agenten in die SU geschickt wurden.
Ab 1998 stv. Generaldirektor des Konzerns
"Wissenschaftszentrum", später "Sitronics".
1999-2019 Abgeordneter
der 3.-7. Staatsduma RF aus dem Gebiet Orjol. In den
verschiedenen Einberufungen der Duma war er
als Mitglied
der Fraktion "Einiges Russland“
stv. Vorsitzender des Sicherheitsausschusses, Vorsitzender
der Antikorruptionskommission, Mitglied des Ausschusses für
Sicherheit u. Korruptionsbekämpfung, Vorsitzender des
Ausschusses für Veteranenangelegenheiten, Vorsitzender der
Kommission zur Kontrolle der Zuverlässigkeit der von den
Abgeordneten vorgelegten Angaben über Einkommen, Eigentum u.
Vermögenspflichten, Leiter der Duma-Delegation bei der
Parlamentar. Versammlung der OSZE, Vorsitzender des
Expertenrats der Allruss. öffentl. Organisation "Offiziere
Russlands“. Ehrenbürger
des Gebiets Orjol.
Skandale: Im Nov. 1998 hielten ehem. Mitarbeiter der
Direktion für die Entwicklung u. Bekämpfung der Aktivitäten
krimineller Vereinigungen des FSB, darunter der Leiter der
7. Abteilung der URPO, Oberstleutnant Aleksandr Gusak, u.
Mitarbeiter derselben Abteilung – Oberstleutnant
s. Aleksandr Litvinenko, Major Andrej Ponkin u.
Oberstleutnant Mikhail Trepashkin – im "Interfax"-Gebäude eine
denkwürdige Pressekonferenz ab. Während dieser
Pressekonferenz erklärten sie, dass ihre Vorgesetzten ihnen
befohlen hätten, s. Boris Berezovskij zu töten, u. dass
diese Schande ihrer Meinung nach im FSB mit dem Amtsantritt
von Nikolaj Kovaljov begann, der Druck auf Litvinenko
ausübte u. ihn davon überzeugte, nicht vor der Obersten
Militärstaatsanwaltschaft auszusagen.
Später spekulierte
Kovaljov öffentlich, dass Berezovskij am Tod Litvinenkos
beteiligt gewesen sein könnte.
Während des erinnerungswürdigen Konflikts rund um den berühmten sowjet.
Bronzesoldaten in Tallinn, Estland, im Jahr 2007, wo die
Behörden das entsprechende Denkmal zum 2. WK, eine 2 Meter hohe Bronzeskulptur
eines Soldaten in sowjet. Uniform,
ausserhalb des Stadtzentrums verlegten u. damit die Russen
erzürnten, leitete Kovaljov eine "Erkundungsmission“. Bevor
er Moskau verliess, forderte er die estnische Regierung zum
Rücktritt auf. Der zweitägige Besuch seiner Delegation zur
Beilegung des diplomat. Streits über die
Bronzesoldatenstatue verstärkte die gegenseitige
Feindseligkeit nur, da der estnische Aussenminister u.
andere Regierungsbeamte sich weigerten, sich mit der
russ. Delegation zu treffen. Verstorben im April
2019.)
KOVALJOV,
Oleg Ivanovich IIa IIb III IV V VI VII VIIIa VIIIb IX
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XIV
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XVIII
XIX
XX
XXIa XXIb XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII XXXVIII (1948-2020, gew. sowjet.
Industrie- u. Bauingenieur
u. russ. Staatspolitiker. Absolvent des Saratover
Montagetechnikums. Später erhielt er eine höhere Ausbildung
mit einem Abschluss in Industrie- u. Bauwesen am Rostover
Institut für Bauingenieurwesen. Dann arbeitete er im
agroindustriellen Komplex des Landwirtschaftsministeriums der
RSFSR. In den 1990er Jahren war er als Abgeordneter des
Bezirksrats von Kashira im Moskauer Gebiet tätig, war Leiter
der Verwaltung des Bezirks Kashira. Bei den Wahlen zur 3. Staatsduma RF vom Dez. 1999
kandidierte er als Abgeordneter auf der Bundesliste des
Wahlblocks "BÄR“, der bald in "Interregionale
Bewegung "Einheit“ umbenannt
wurde, u. wurde zum Abgeordneten gewählt. In der
Duma war er Mitglied der Fraktion seiner Partei, stv.
Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der kommunalen
Selbstverwaltung, Mitglied der interfraktionellen
Abgeordnetengruppe "Europäischer Club“, stv. Vorsitzender der
Kommission für Geopolitik u. Vorsitzender des Ausschusses für
Regelung u. Arbeitsorganisation. Bei der Präsidentschaftswahl
2000 war er eine sog. Vertrauensperson bzw. Unterstützer des
Kandidaten V.V. Putin. Im Dez. 2003 wurde er bei den Wahlen
zur 4.
Staatsduma RF als Abgeordneter auf der Bundesliste der
Wahlvereinigung "Einheits- u. Vaterlandspartei – Einiges
Russland“ gewählt. In der Duma war er Mitglied der Fraktion "Einiges
Russland“ u. Vorsitzender des Ausschusses für Regelung
u. Arbeitsorganisation. Im Dez. 2007 wurde er bei den Wahlen
zur 5.
Staatsduma RF als Abgeordneter auf der Bundesliste der
Partei "Einiges Russland“ erneut gewählt. In der Duma war er
wieder Mitglied der Fraktion "Einiges Russland“ u.
Vorsitzender des Ausschusses für Geschäftsordnung u.
Arbeitsorganisation. 2006
verteidigte er seine Dissertation zum Thema "Die
Geschäftsordnung der Staatsduma als normative u. rechtliche
Grundlage für die Tätigkeit des russ. Parlaments“. Laut Dissernet-Analyse enthielt diese
Dissertation umfangreiche undokumentierte Entlehnungen,
weshalb Plagiatsvorwürfe geäussert
wurden.
Gouverneur des Gebiets Rjazan: Nachdem Präsident RF
Putin das Mandat des Gouverneurs des Gebiets Rjazan
s. Georgij Shpak nicht verlängerte, schlug er den Abgeordneten
der Gebietsduma von Rjazan die Kandidatur Oleg Kovaljovs für
das Amt des Gouverneurs zur Genehmigung vor. Kovaljov
selbst sagte, dass seine Kandidatur mit s. Dmitrij Medvedev
vereinbart worden sei, der am 2. März 2008 zum Präsidenten RF
gewählt wurde, aber sein Amt noch nicht angetreten hatte. Am
14. März bestätigten die Abgeordneten der Gebietsduma von
Rjazan Kovaljov als neuen Gouverneur des Gebiets Rjazan, u. am
12. April trat er sein Amt an. 2011-12 war er Mitglied des
Präsidiums des Staatsrats RF. Seit Ende
März 2012 gab es wiederholt öffentl. Proteste u.
Kundgebungen, bei denen der vorzeitige Rücktritt Kovaljovs
gefordert wurde. Dennoch gewann er bei der
Wahl zum Gouverneur des Gebiets Rjazan im Okt. 2012 den 1. Wahlgang
mit 64,43% der Stimmen. Seit 2013 nahm er einen der
schlechtesten Plätze in der von der "Stiftung
für die Entwicklung der Zivilgesellschaft" erstellten
Rangliste der Effizienz von Gouverneuren ein: Er fiel von
Platz 33 im Jahr 2012 auf Platz 49 im Jahr 2013 u. auf Platz
62 Ende 2015 zurück. Im Feb. 2017 gab er bekannt, dass er
einen Antrag auf vorzeitigen Rücktritt gestellt hatte u.
erklärte seinen Verzicht auf eine Kandidatur für eine
neue Amtszeit als Gouverneur von Rjazan. Noch am selben Tag
wurde er per Dekret des Präsidenten RF aus dem Amt abberufen.
Im Sept. 2017 wurde ihm durch Erlass des Gouverneurs des
Gebiets Rjazan das Mandat eines Mitglieds /Senators/ des
Föderationsrats RF als Vertreter der Regierung des Gebiets
Rjazan übertragen.
Dort wurde er Mitglied des Ausschusses für föderale Struktur,
Regionalpolitik, Kommunalverwaltung u. Angelegenheiten des
Nordens. Verstorben im Mai 2020 im Alter von 72 Jahren an den
Folgen eines Herzstillstands.)
KOVALJOV,
Sergej Adamovich II
III
IV V /
II
III
IV
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Vb
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VI
VII VIII
IX
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XI-Interview
2013 XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII
XXIV
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XXVIII
XXIX
(1930-2021, gew. sowjet. Biophysiker,
polit. Systemdissident, Protagonist der
Menschenrechtsbewegung in der UdSSR u. im postsowjet.
Russland, russ. Politiker u. Persönlichkeit des öffentl.
Lebens. Scharfer Kritiker der Politik V.V. Putins. Geboren in
der Ukraine, aufgewachsen in der Nähe von Moskau.
Absolvent der Fakultät für Biologie der MGU. Kandidat für Biowissenschaften mit einer
Dissertation zum Thema "Elektrische Eigenschaften der
Myokardfasern des Froschherzens“. Spezialist
für Zellmembranen
u. neuronale Netze. In
den 1960er Jahren arbeitete Kovaljov an der MGU als Leiter der
Abteilung für mathemat. Methoden in der Biologie am
interfakultären Labor der MGU. Er
veröffentlichte über 60 wissenschaftl. Arbeiten.
Menschenrechtsaktivität:
Mitte der 1950er Jahre begann
Kovaljov, sich an öffentl. Aktivitäten zu beteiligen. So
beteiligte er sich am Kampf gegen die "Lysenko-Doktrin“, die später als
unwissenschaftlich anerkannt wurde, u. sprach sich für die Verteidigung
der Genetik
aus. 1966 organisierte
Kovaljov am Institut für Biophysik eine Unterschriftensammlung
für einen Aufruf an das Präsidium des Obersten Sowjets der
UdSSR zur Verteidigung der dissident. Schriftsteller Andrej
Sinjavskij u. Julij Daniel, die wegen "antisowjet. Propaganda“
verurteilt wurden. 1956 protestierte er mit Freunden auf dem
Moskauer Puschkin-Platz gegen die sowjet. Intervention in
Ungarn u. 1968 sammelte er in seinem Institut Unterschriften
gegen die Inhaftierung von Dissidenten, die gegen den
Einmarsch sowjet. Truppen in der Tschechoslowakei demonstriert
hatten u. trat als Zeuge bei deren Prozessen auf. Ab 1968 war
er aktiver Teilnehmer der Bewegung zur Verteidigung der
Menschenrechte in der UdSSR. 1969 wurde er Mitglied der
Initiative "Gruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der
UdSSR", der ersten unabhängigen öffentl.
Menschenrechtsvereinigung des Landes. Im selben Jahr wurde er
von seinem Posten als Leiter der Abteilung für mathemat.
Methoden in der Biologie am interfakultären Labor der MGU
entlassen. Er war Mitherausgeber einer Samizdat-Publikation,
die Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion erfasste. Er
schloss Freundschaft mit dem Menschenrechtsaktivisten Andrej Sakharov, verfasste Petitionen an
die UNO, wurde 1974 Mitglied der sowjet. Sektion von Amnesty
International,. wobei er von seinem Sohn u. seiner
Schwiegertochter unterstützt wurde. Ende 1974 wurde Kovaljov
selbst wegen "antisowjet. Hetze u. Propaganda“ verhaftet u.
ein Jahr später von einem Gericht in Vilnius, Litauische SSR,
zu 7 Jahren Gefängnis u. 3
Jahren Verbannung verurteilt, wobei er seine
Strafe im berüchtigten Hochsicherheitslager "Perm-36“
verbüsste u. anschliessend in die entlegene Region Magadan an
der Kolyma in die Verbannung geschickt wurde. Nach Verbüssung seiner
Verbannungsstrafe liess er sich in der Stadt Kalinin /Tver/
nieder. 1987 kehrte er nach Moskau zurück. Bis 1990 arbeitete
er am Institut für Probleme der Informationsübertragung der
AdW der UdSSR.
Im Obersten Sowjet der RSFSR: Im Zuge der vom
KPdSU-Generalsekretär s. Mikhail Gorbachjov initiierten Perestrojka gründete Kovaljov 1987
gemeinsam mit anderen neuen Menschenrechtlern den Presseclub
"Glasnost". 1988 wurde er Leiter der Projektgruppe für
Menschenrechte der internationalen Stiftung "Für das Überleben
u. die Entwicklung der Menschheit". Im Dez. 1989 stellte
Kovaljov auf Empfehlung Andrej Sakharovs, dessen Nachfolger als
Menschenrechtsaktivist er quasi wurde, seine Kandidatur vor u.
wurde bei den Wahlen vom März 1990 im 1. Wahlgang aus einem der
Moskauer Bezirke zum Volksabgeordneten der RSFSR gewählt. Bis
1993 war er Mitglied des Obersten Sowjets der RSFSR, Mitglied
des Präsidiums des Obersten Sowjets, Vorsitzender des
parlamentar. Komitees für Menschenrechte, Leiter der russ.
Delegation bei der UN-Menschenrechtskommission in Genf u. war
einer der Autoren der im Jan. 1991 verabschiedeten Erklärung der
Menschen- u. Bürgerrechte u. des
Kapitels 2 der Verfassung RF von 1993 über die "Rechte u.
Freiheiten des Menschen u. Bürgers“. Unter seinem
Vorsitz verabschiedete der Menschenrechtsausschuss durch den
Obersten Sowjet die Gesetze "Über die Rehabilitierung von Opfern
der polit. Repression“ u. "Über den Ausnahmezustand“. Kovaljov,
der einen ausgeprägten Sinn für die Gerechtigkeit hatte, der
nicht immer leicht nachvollziehbar war, half sogar dem
Gangsterboss u. Straftäter s. Vjacheslav Ivankov im Zusammenhang
mit dessen Inhaftierung. Im
Dez. 1991 stimmte Kovaljov als Mitglied des Obersten Sowjets der
RSFSR für die Ratifizierung des legendären Belovezher-Abkommens
über die Auflösung der UdSSR.
Staatsduma RF, Parteiangehörigkeit, Menschenrechtsbeauftragter
u. 1. Tschetschenienkrieg: 1993-2003 war Kovaljov
Abgeordneter der 1.-3. Staatsduma RF, wobei er 1994 von der
Fraktion "Wahl Russlands“ unterstützt wurde. Kovaljov gehörte zu den Gründern des
radikaldemokrat. Wahlblocks "Wahl Russlands“ u. der rechtsliberalen
Partei "Demokrat. Wahl Russlands“ DVR von s.
Egor Gajdar, dessen Mitglied des polit. Rats er bis zu ihrer
Auflösung 2001 war. 1999 gehörte er dem
Wahlbündnis "Union der Rechten Kräfte" an, die auch die
DVR beinhaltete u. in der 3. Staatsduma eine Fraktion bildete. Ausserdem
war Kovaljov Vorsitzender der russ. Geschichts-, Bildungs-
u. Menschenrechtsgesellschaft "Memorial“ u. Präsident der
Organisation "Institut für Menschenrechte“ /1996-2021/.1993-96
war Kovaljov Vorsitzender des Menschenrechtsrats beim Präsidenten RF.
1994-95 war er erster Bevollmächtigter, Beauftragter bzw.
Kommissar oder Ombudsmann für Menschenrechte in der RF.
Als solcher ging er auf Inspektionsreisen in die
sibirischen Straflager, nach Tschetschenien u. verfasste
Vorlagen zur Humanisierung des russ. Strafvollzugs. Zu Beginn
des 1. Tschetschenienkriegs /1994-96/
kritisierte er scharf die Politik der russ. Behörden im Hinblick
auf diesen Krieg im nördl. Kaukasus. Er unterstützte den damals
bevorstehenden Beitritt Russlands zum Europarat u. befürwortete
eine aktivere Beteiligung des Europarats an der Lösung des
Tschetschenienkonflikts u. die Überwachung der Erfüllung der
Menschenrechtsverpflichtungen durch Russland. Im Dez. 1994
begann unter der Leitung Kovaljovs die "Mission des Ombudsmanns
für Menschenrechte im Nordkaukasus“ in der Konfliktzone zu
operieren, zu der auch Abgeordnete der Staatsduma RF u. ein
Vertreter des Menschenrechtszentrums "Memorial" gehörten, das
die Arbeit der Mission koordinierte, ohne offizielle Befugnisse
zu haben, aber mit der Unterstützung mehrerer öffentl.
Menschenrechtsorganisationen u. in Begleitung von Journalisten
handelte. Die
"Kovaljov-Mission“ sammelte Informationen über die Ereignisse im
Tschetschenienkrieg, suchte nach vermissten Personen u.
Gefangenen u. trug zur Freilassung von russ. Militärangehörigen
bei, die von tschetschen. Kämpfern gefangen genommen wurden.
Unter dem Einfluss Kovaljovs soll ein grausamer tschetschen.
Kommandeur darauf verzichtet haben, russ. Kriegsgefangene
hinzurichten. Im Dez. 1994, am Vorabend der Erstürmung Groznyjs
durch russ. Truppen, verhandelte Kovaljov zusammen mit einer
Gruppe von Abgeordneten der Staatsduma RF u. Journalisten im
Präsidentenpalast in Groznyj mit tschetschen. Kämpfern u.
Parlamentariern. In
Tschetschenien hielt sich Kovaljov auch auf, um einen
Waffenstillstand auf den Weg zu bringen u. zu verhindern, dass
russ. Flugzeuge die Stadt bombardieren. Wegen seiner
ganz eigenen, unabhängigen Art der Konfliktlösung geriet
Kovaljov von russ. Seite bald in die Kritik. Nach
Angaben des von Kovaljov geleiteten "Instituts für
Menschenrechte" wurde Kovaljovs Menschenrechts- u.
Antikriegsposition zum Grund für eine negative Reaktion
der russ. Militärführung, von Regierungsbeamten u.
zahlreicher Befürworter des "staatlichen“ Ansatzes in
Bezug auf die Menschenrechte. Weil Kovaljov das russ.
Militärpersonal per Funk zur Kapitulation aufforderte,
um sich freiwillig in tschetschen. Gefangenschaft zu
begeben, wurde er von Verteidigungsminister RF Pavel
Grachov auf einer
Pressekonferenz im Jan. 1995 der
Zusammenarbeit mit tschetschen. Kämpfern beschuldigt
u. zum
„Verräter“ erklärt.
Noch
im selben Monat verabschiedete die Staatsduma RF einen
Resolutionsentwurf, in dem Kovaljovs Arbeit in Tschetschenien
als unbefriedigend bezeichnet wurde, wie die Zeitung Kommersant
schrieb aufgrund seiner „einseitigen Haltung, die darauf
abzielte, illegale bewaffnete Gruppen zu rechtfertigen“. Im März
wurde Kovaljov von der Staatsduma RF von seinem Posten als
Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses mit 240 zu 75 Stimmen
entlassen. Laut Kommersant geschah dies „wegen seiner
Äusserungen gegen den Krieg in Tschetschenien“. Der berüchtigte
General s. Gennadij Troshev, Autor des Buchs "Mein Krieg.
Tschetschen. Tagebuch eines Schützengrabengenerals“, der die
Rolle Sergej Kovaljovs im 1. Tschetschenienkrieg negativ
bewertete, warf Kovaljov vor, die russ. Soldaten zur
Kapitulation aufgerufen zu haben. Ob er denn nicht gewusst habe,
dass diese nach ihrer Kapitulation von den Tschetschenen
gefoltert würden, was offenbar auch passierte, einschliessl.
Hinrichtungen. Andererseits verlieh Tschetschenenpräsident
Dzhokhar Dudaev in Anerkennung der Verdienste Kovaljovs diesem
im Juni 1995 den Orden der Tschetschen. Republik Itschkerija
"Ehrenritter“, doch der Geehrte weigerte sich, den Orden bis zum
Kriegsende anzunehmen. Dieser wurde ihm dann im Jan. 1997 im
Haus der Journalisten in Moskau überreicht. Die bekannte
oppositionelle Influenzerin s. Valerija Novodvorskaja
kommentierte später auf ihrer Website das Verhalten Kovaljovs,
der nach ihrer Ansicht 1995 s. Shamil Basaev zu Recht
unterstützt habe, denn Basaev, der damals wirklich als ein Robin
Hood gelten konnte, habe nichts anderes getan als sein Land
verteidigt; aber Basaev sei im Jahr 1995 nicht Basaev des Jahres
2005 gewesen. Im Juni 1995 beteiligte sich Kovaljov an der
Freilassung von Geiseln in Budjonnovsk im Stavropoler
Land. Laut s. Egor Gajdar gelang es Kovaljov, nachdem er mit
einer Gruppe von Abgeordneten der Staatsduma RF in dieser Stadt
erschienen war, dem Sturm auf das Krankenhaus ein Ende zu
setzen, der zu erheblichen Verlusten unter den Geiseln hätte
führen können, u. erhielt die Genehmigung von PM RF Viktor
Tschernomyrdin, mit den Terroristen über die Freilassung der
Geiseln u. die Gewährung der Freiheit für Basaev u. seine
Kämpfer zu verhandeln. Als Ergebnis der Verhandlungen wurden
alle zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Geiseln freigelassen u.
Basaev konnte im Gegenzug mit seiner Truppe nach Tschetschenien
zurückkehren.
Rücktritt, Europarat u. "Jabloko": Im Jan. 1996
verkündete Kovaljov in einem offenen Brief an s. Boris Elcyn
seinen Rücktritt vom Amt des Vorsitzenden der
Menschenrechtskommission wie auch seinen Austritt aus dem
präsidialen Menschenrechtsrat aus Protest gegen die Politik des
Präsidenten RF, der sich laut Kovaljov von der Politik der
demokrat. Reformen zugunsten gewaltsamer Methoden zur Lösung
polit. Probleme entfernt habe. Er könne „nicht länger mit dem
Präsidenten zusammenarbeiten, den ich weder als Befürworter der
Demokratie noch als Garanten der Rechte u. Freiheiten der Bürger
meines Landes betrachte". 1996-2003 war Kovaljov Mitglied der
Parlamentar. Versammlung des Europarats PACE. Im Dez. 2000 wurde
Kovaljov von der Fraktion der "Union der Rechten Kräfte" in der
Staatsduma RF degradiert: Anstelle eines Vertreters der "Union
der Rechten Kräfte" in der russ. Delegation bei PACE wurde er
stv. Vertreter ohne Stimmrecht. s. Dmitrij Rogozin, Vorsitzender
des Duma-Ausschusses für internationale Angelegenheiten, stellte
fest, dass Kovaljov „antiruss. Positionen" vertrat. Bei der
Präsidentschaftswahl 2000 unterstützte Kovaljov den
"Jabloko"-Kandidaten s. Grigorij Javlinskij. Über den Kandidaten
V.V. Putin, der die Wahl gewann, sagte er in zutreffender
Voraussicht, dieser sei ein Vektor, der „auf den Aufbau eines
autoritären Polizeistaats abzielt, in dem die Geheimdienste in
einer expliziten oder, noch schlimmer, nicht ganz
offensichtlichen Form an der Macht sein werden“. 2000 nahm er am
Internationalen öffentl. Tribunal Vilnius teil, das die
Verbrechen des Kommunismus bewerten sollte. 2001 unterzeichnete
er einen Brief zur Verteidigung des Senders "NTV". 2002 initiierte er eine öffentl.
Kommission, um die Hintergründe der Sprengstoffanschläge auf Moskauer Wohnhäuser
1999 zu erhellen. Anlässlich des Terroranschlags u. Geiseldramas im Moskauer Theaterzentrum
"Dubrovka" vom Okt. 2002 drückte Kovaljov sein Missfallen
darüber aus, wie die Terroristen bei der Erstürmung des Saales
durch die FSB-Sicherheitskräfte behandelt wurden, da sie, mit
Gas betäubt, durch Kopfschüsse getötet statt festgenommen
wurden. Diese wohl von Putin angeordnete oder bewilligte Aktion
sei nicht „im Interesse der Gerechtigkeit" gewesen u.
widersprach jeglichem Sinn Kovaljovs für Menschenrechte. Bei den
Parlamentswahlen vom Dez. 2003 kandidierte Kovaljov auf der St.
Petersburger Regionalliste der Russ. Demokrat. Partei "Jabloko“ von Grigorij Javlinskij für die
4. Staatsduma RF. Die Partei "Jabloko" überwand jedoch die
5%-Hürde nicht u. verpasste den Einzug in die Staatsduma. Im
Sept. 2006 trat Kovaljov der Partei "Jabloko" bei, in der er zum
Co-Vorsitzenden der "Menschenrechtsfraktion“ gewählt wurde. Auch
im Dez. 2007 kandidierte Kovaljov bei den Wahlen zur 5.
Staatsduma RF, konnte aber wieder nicht ins Parlament einziehen,
weil die Partei die 7%-Hürde nicht überwand. Im Aug. 2008
verurteilte Kovaljov die Position der russ. Führung im Krieg
gegen Georgien. Anlässlich der Präsidentschaftswahl 2008
erklärte Kovaljov, es werde keinen Gewinner geben ohne
Zustimmung des Kremls; wenn es keine Chancen gibt, eine Wahl zu
gewinnen, werde die Wahl „eine Falle, ein Trick für
Regierungspropaganda“. Im März 2010 unterzeichnete er den Aufruf
der russ. Opposition "Putin muss gehen“. 2012-19 war er Mitglied
des Föderalen Polit. Komitees der Partei "Jabloko". Im März 2014
unterzeichnete Kovaljov einen Aufruf gegen die Politik der russ.
Behörden im Zuge der Annexion der Krym. Im Nov. 2016 sagte er
auf dem 2. Krym-Forum in Lviv, dass Russland eine Bedrohung für
die ganze Welt darstelle. Russlands Krym-Abenteuer zeichne sich
durch seine Unverschämtheit, sein Ausmass u. seine Überraschung
aus. Aber das sei keine neue Strategie Russlands, denn sie
reiche von 1917 bis 2014 u. ein Ende sei nicht in Sicht. 2016
unterstützte Kovaljov die Kandidatur Javlinskis für die Präsidentschaft
RF.
Weitere Asssagen: Kovaljov wurde etwa deswegen
kritisiert, weil er im 1. Tschetschenienkrieg nicht über die
Verletzungen der Rechte der Russen in Tschetschenien berichtet
habe. Kovaljov antwortete, dass dies zunächst einmal nicht
stimme. Das sei eine verbreitete Unwahrheit, die nicht wahr sei.
Auf eine Frage aus dem Jahr 2004, warum er die Russen hasse u.
tschetschen. Banditen, lettische Faschisten u.a. verteidige,
sagte er, dass er nie Tschetschenen, Juden, Usbeken, Letten oder
Russen als solche verteidige. Er habe immer diejenigen
verteidigt, die Schutz bräuchten, getreu einschlägiger
grundlegender Menschenrechtsdokumente, in denen es etwa heisst:
unabhängig von Geschlecht, Alter, Sprache, Religion, Hautfarbe
usw. Man habe z.B. 2000 Geiseln im Krankenhaus von Budjonnovsk
verteidigt, die von Shamil Basaev gefangen genommen wurden. Als
Kovaljov 2005 die Meinung kommentierte, dass
Menschenrechtsaktivisten "schlechte Patrioten“ seien u.
"Verunglimpfungen“ betrieben, erklärte er: „Ich bin ein
Anti-Patriot. Ich mag das, was man Patriotismus nennt, wirklich
nicht u. halte es für eine sozial schädliche Idee. In gewisser
Weise bin ich vielleicht ein Etatist, wenn auch nicht in dem
Sinn, der heute weit verbreitet ist. Der Patriot ist immer Benckendorff u. sehr selten Puschkin.“
Rezeption u. Ehrungen: Sergej
Kovaljov war einer der Helden des Dokumentarfilms "Sie wählten die Freiheit“, der 2005 im
TV-Sender "RTVi" lief. 2006 wurde Kovaljov durch den
französ. Botschafter der "Orden der Ehrenlegion" verliehen mit
Verweis auf Kovaljovs Rolle bei der Freilassung von 1,5 Tsd.
Geiseln während eines Terrorangriffs in Budjonnovsk im Jahr
1995, „bei dem sich der berühmte Menschenrechtsaktivist anstelle
der Geiseln anbot“. Weitere Anerkennungen erhielt er von
Litauen, Estland, Tschechien, Polen u.a.
Kovaljov starb im Aug. 2021 in Moskau
im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Herzifarkts. Die
Verabschiedung fand im Sakharov-Zentrum statt. Der Leichnam
wurde eingeäschert u. die Urne mit der Asche im Familiengrab
auf dem Donskoj-Friedhof beigesetzt.)
KOVALCHUK, Boris Jurevich
II III IV V VI (1977-, russ. Jurist, staatl. Top-Manager u. -Beamter.
Absolvent der Jurist. Fakultät
der Staatlsuniversität St. Petersburg, wo s. Dmitrij Medvedev
einer
seiner Lehrer war. Thema der Dissertation: "Die Aktie
als Wertpapierart nach der Gesetzgebung der RF“. In den 2000er
Jahren arbeitete er als Rechtsberater in der Verwaltung eines
föderalen staatl. Forschungsinstituts in SPB, als
Generaldirektor der "Nordwestlichen Consulting Gesellschaft"
in SPB, als Leiter einer GmbH u. einer
Verwaltungsgesellschaft, die das Skigebiet "Igora" im Bezirk
Priozerskij des Leningrader Gebiets errichtete. Ausserdem war er
Mitglied der Revisionskommission der "Bank Rossija", die eine massgebliche
Rolle bei der Finanzierung des engeren Machtkreises um den
Präsidenten RF spielte. 2006
arbeitete er als Assistent im Sekretariat des 1. stv. PM RF D.
Medvedev. Im April 2006 wurde Kovalchuk zum Direktor des
Departements für vorrangige nationale Projekte der Regierung
RF ernannt. Die Abteilung unterstand zunächst s. Sergej
Naryshkin u. dann s. Sergej Sobjanin. Im Jan. 2009 wurde
Kovalchuk seines Amts enthoben u. die Abteilung wurde
aufgelöst. Danach wurde er stv. Generaldirektor für
Entwicklung der staatl. Atomenergiegesellschaft "Rosatom". In diesem Jahr setzte er seine
Karriere als Mitglied der Direktionsvorstände von "Inter RAO UES" u. des Tjumener
Energieunternehmens "OGK-1", zwei zentralen Unternehmen der
Wirtschaft des Putin-Staats, fort. Im Nov. 2009 wurde er zum
amtierenden Vorstandsvorsitzenden von "Inter RAO UES" ernannt,
im Feb. 2010 wurde er Vorstandsvorsitzender der "OGK-1" u. im
Juni 2010 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden von "Inter RAO
UES" gewählt. Das an der Moskauer Börse kotierte Unternehmen,
das im Energiesektor tätig ist u. im Mai 2014 fast 60 Tsd. Mitarbeiter
zählte, ist Eigentümer verschiedener Atomkraftwerke
in Russland u. hat das Monopol für den Import u. Export
elektrischer Energie. Kovalchuk
gehört/e zu den Top 100 der Führungspersonalreserve des
Landes. Es ist offensichtlich, dass er mit seinem Vater u.
Onkel zum engeren Petersburger Klüngel um Medvedev u. Putin
gehört u. davon beruflich profitieren konnte. Die beiden von
Boris Kovalchuk geleiteten u. vom Kreml kontrollierten
Energieunternehmen stehen somit unter der Aufsicht der
Kovalchuk-Familie, die einen integralen Bestandteil des
hochkriminellen Putin-Regimes bildet.
Kritik: Boris
Kovalchuks Name figuriert
auf der sog. "Putin-Liste", die vom "Forum
Freies Russland" geführt wird, das dem
Nachwuchsmanager Inkompetenz
u. Zugehörigkeit zum Putin-Clan vorwirft. Anders als sein
Vater u. sein Onkel fiel Boris nicht in Aufsehen erregenden
Antikorruptionsermittlungen auf, sondern geriet im
Zusammenhang mit einem kuriosen u. mysteriösen, möglicherweise
konstruierten Spionagefall bei "Inter RAO UES" von 2018 in die
Schlagzeilen der Medien, bei dem angeblich der rumän.
Geheimdienst u. die NATO eine Rolle spielten, der bis in die
Republik Moldau, nach Transnistrien u. in die Ukraine
hineinreichte u.
bei dem der Kovalchuk-Clan versucht habe, sich rein
"waschen“ zu lassen. /Details s. auf der
entsprechenden Seite der Website des "Forums"./
Sanktionen:
Aufgrund
seiner Unterstützung der russ. Aggression während des
russ.-ukrain. Kriegs unterliegt Kovalchuk persönl.
internationalen Sanktionen von 34 Ländern. Im
Zusammenhang mit dem von
Putin im Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskrieg
gegen die Ukraine gelangte
er
im März 2022 auf die
US-Sanktionsliste gegen "die Kreml-Elite, Führer, Oligarchen
u. ihre Familien wegen der Begünstigung von Putins Krieg gegen
die Ukraine“ sowie auf die Sanktionsliste Japans als enger
Verwandter, d.h. Sohn s. Jurij Kovalchuks, eines engen Freunds
V. Putins. Aus ähnlichen Gründen unterliegt er seit Mai 2022
den Sanktionen des Vereinigten Königreichs.
Im Sept. 2022 wurde er als
"Regimepartner wegen Mitschuld an der Invasion Präsident
Putins eines friedlichen u. souveränen Landes“ auf die Sanktionsliste Kanadas gesetzt.
Im Dez. 2022 wurde er auf die Sanktionsliste aller EU-Länder
gesetzt, einschliessl. der Schweiz. Nach Angaben der EU ist Boris
Kovalchuk ein führender Geschäftsmann, der in
Wirtschaftszweigen tätig ist, die der Regierung RF, die für
die völkerrechtswidrige Annexion der Krym u. die
Destabilisierung der Ukraine verantwortlich ist, bedeutende
Einnahmequellen zuführen, weshalb er auch in der Sanktionsliste der Ukraine enthalten
ist.)
KOVALCHUK, Mikhail Valentinovich I II III IV V
VI VII
VIII
IX
X
XI XII XIII XIV XV XVI
XVII XVIII
XIX
XX (1946-,
sowjet. u. russ. Physiker, Röntgenwissenschaftler u.
Kristallograph. Absolvent
der Fakultät für Physik der Staatsuniversität Leningrad,
Diplomarbeit am Institut für Halbleiter der AdW UdSSR mit
einer Untersuchung in den Bereichen der Röntgenstrahlen u. der
neuen Methoden zur Diagnose von Halbleiterkristallen, was ihn
als
Spezialist auf dem Gebiet der Röntgenstrukturanalyse
ausweist. Anschliessende Tätigkeit am nach A.V.
Shubnikov benannten Institut für Kristallographie
der AdW UdSSR in
Moskau. Dissertationen über
Dreikristall-Röntgenspektrometer u. dünne kristalline
Schichten /1978/
u. über Röntgenwellen
u. Halbleiterschichten /1988/, wobei ein
korrespondierendes Mitglied der AdW UdSSR die wissenschaft.
Arbeit Kovalchuks scharf negativ bewertete, weil die vom
Doktorkandidaten vorgelegten Ergebnisse „entweder fehlerhaft
sind oder weitgehend die Ergebnisse anderer Autoren
wiederholen, ohne angemessen darauf Bezug zu nehmen,“ weshalb
er in den Medien als Lügenphysiker /lzhefizik/ bezheichnet
wurde. Kovalchuks wissenschaftl.
Interessensgebiete
u. Tätigkeiten beziehen sich v.a. auf Röntgenbeugungsanalyse -
insbes. Röntgen- u. Proteinkristallographie; Humangenetik;
Röntgen- u. Synchrotronstrahlung in der Materialforschung;
Physik der kondensierten Materie; Röntgenphysik u. -optik;
Physik von Kristallisationsprozessen; stehende Röntgenwellen;
Mehrwellenbeugung.
Berufskarriere: 1987
leitete Kovalchuk
das Labor für Röntgenoptik u. Synchrotronstrahlung am A.V. Shubnikov-Institut für
Kristallographie der RAW. 1998-2013
Direktor des Instituts mit dem akadem. Titel Professor u.
Leiter von dessen Forschungszentrum
"Weltraummaterialwissenschaft“. 1999
wurde Kovalchuk Organisationsdirektor
des damals gegründeten
Kurchatov-Synchrotron-Strahlungszentrum, mit dem er sich auf
die Schaffung eines Komplexes von Forschungsstationen auf der
Grundlage des Synchrotrons Siberia-2 konzentrierte,
das am Novosibirsker Institut für Kernphysik RAS entwickelt
wurde, wobei
er der Erforschung nanobioorganischer Systeme besondere
Aufmerksamkeit widmete. Ausserdem
entwickelt Kovalchuk seit etwa 1999 erfolgreich einen
neuen Bereich der Röntgenoptik im Zusammenhang mit der
Untersuchung u. Nutzung der Mehrwellenbeugung. Seit 2000
Korrespondierendes Mitglied der RAW in der
Abteilung für Allgemeine Physik u. Astronomie. In den 2000er Jahren leitete er
gleichzeitig die Abteilung für Physik der Wechselwirkung
von Strahlung mit Materie an der Fakultät für Allgemeine
u. Angewandte Physik des Moskauer Instituts für Physik u.
Technologie u. war Professor an der Fakultät für
Materialwissenschaften der MGU. 2001-12
ständiger wissenschaftl. Sekretär des Rats beim Präsidenten RF
für Wissenschaft, Technologie u. Bildung.
2007 ernannte das Präsidium
der RAW Kovalchuk für eine einjährige Amtszeit zum amtierenden
Vizepräsidenten der RAW; er wurde
jedoch nicht Vizepräsident, da er 2008 - trotz der
Unterstützung durch Putin - nicht zum Vollmitglied der RAW
gewählt wurde, weil laut Satzung nur ein Vollmitglied
Vizepräsident der RAW sein kann. Dies wurde als schwerer Schlag für
Putins Autorität gewertet, da es Spekulationen gab, Putin habe
Kovalchuk als Präsidenten der RAW gewünscht. Seit 2010
Mitglied des Vorstands der Skolkovo-Stiftung. Seit 2012 Dekan
der Fakultät für Physik der Staatsuniversität SPB. Aufgrund
zweier geheimer Abstimmungen bei den Sitzungen der
Abteilung für Physikalische Wissenschaften der RAW im Mai
2013 wurde er nicht in sein Amt als Direktor
wiedergewählt. Statt dessen wurde er 2005-15 Direktor
des berühmten Nationalen Forschungszentrums Kurtschatov-Institut.
Nach einer
Rede Kovalchuks im Föderationsrat RF wurde ihm im Dez. 2015
bei einem
Treffen mit Präsident
RF V.V. Putin mitgeteilt, dass er zum Präsidenten des
Kurtschatov-Instituts ernannt wurde. In dieser
denkwürdigen Rede von Ende Sept. präsentierte Kovalchuk
zweifelhafte Hypothesen über die Gefahren künstlicher Zellen,
wie die USA wissenschaftliche u. technische Ziele auf der
ganzen Welt beeinflussen u. wie „eine grundlegend neue Unterart des Homo
sapiens - der "Dienstmann“ /sluzhebnyj chelovek/ -
geschaffen werden kann". Die „Eigenschaft der
Population von Dienstleuten" sei „ganz einfach:
begrenztes Selbstbewusstsein, auf elementare Weise kognitiv
reguliert", man „können
sehen, dass dies bereits geschieht". Das Zweite sei die „Zuchtkontrolle"
u. das Dritte seien „billige
Lebensmittel, die aus gentechnisch veränderten Produkten" bestünden. Und auch
dies sei „alles
bereit". Dies bedeute in der Tat, „dass
heute bereits eine reelle technologische Möglichkeit besteht,
die Unterart des Dienstmenschen zu züchten.“ Im
Jan. 2016 wurde auf einer Sitzung des Rats für Wissenschaft, Technologie u.
Bildung beim Präsidenten RF
seitens
Kovalchuks vorgeschlagen, „Organisationen zu finden,
die den Gedankenfluss in bestimmte Richtungen steuern
sollten“, genau wie V.I. Lenin „Den Gedankenfluss
kontrollierte“. V.V. Putin soll geantwortet haben: „Den
Gedankenfluss zu kontrollieren ist richtig, es braucht nur
diesen Gedanken, um ihn zu den richtigen Ergebnissen zu führen
… Es wurde eine Atombombe unter dem Gebäude namens Russland platziert u.
sie explodierte danach auch.“ In einem Vortrag von 2016 bezeichnete Kovalchuk
Deutschland als "von Amerika besetzte Kolonie". In
einem Gespräch mit s. Vladimir Solovjov von 2019 lobte Kovalchuk Putin als "einzigartige
Persönlichkeit", mit der sich zu unterhalten eine "kolossale
intellektuelle Genugtuung" darstelle.
2018 schlug das Verteidigungsministerium RF vor, Kovalchuk
gleichzeitig für 2 neue Positionen zu ernennen: als
wissenschaftl. Direktor der im Bau befindlichen
militärischen Innovationstechnologie "Era“ in Anapa u. als
Mitglied des Kuratoriums der Advanced Research Foundation
für einen Zeitraum von 5 Jahren. Derzeit
konzentriert sich Kovalchuk auf die Entwicklung der
Forschung auf dem Gebiet der Nanodiagnostik,
Nanomaterialien u. Nanosysteme u. gilt als einer der
staatl. Ideologen der Entwicklung der Nanotechnologie in
Russland. Weitere /ehem./ Positionen:
Mitglied des Präsidiums des Präsidialrats RF für Wissenschaft
u. Bildung; Mitglied der Kommission des Präsidenten RF für
Modernisierung u. technolog. Entwicklung der russ. Wirtschaft;
Mitglied des Vorstands des Ministeriums für Industrie,
Wissenschaft u. Technologie RF u. des Vorstands des
Ministeriums für Bildung u. Wissenschaft RF; Präsident der
Allruss. Gesellschaft der Erfinder u. Innovatoren;
Vorsitzender des Nationalen Komitees der Kristallographen
Russlands; Vorsitzender der Nationalen Konferenz zur Anwendung
von Röntgen- u. Synchrotronstrahlung, Neutronen u. Elektronen
für die Materialforschung RSNE; Vorsitzender der Nationalen
Konferenz für Kristallwachstum NKRK; wissenschaftl. Direktor
der Fakultät für Nano-, Bio-, Informations- u. kognitive
Technologien am MIPT; Leiter der Abteilung für Physik von
Nanosystemen an der Fakultät für Physik der MGU; Leiter der
Abteilung für Forschungsmethoden der Kernphysik an der
Fakultät für Physik der Staatsuniversität SPB, u.a. Ehem.
Moderator der populärwissenschaftl. TV-Sendungen
"Geschichten aus der Zukunft“ auf "Kanal 5" u. seit 2019
Moderator von "Bild der Welt mit Mikhail
Kovalchuk“ auf dem TV-Sender "Kultur“.
Chefredakteur der Fachzeitschrift "Kristallographie“; stv.
Chefredakteur der Zeitschrift "Oberfläche. Röntgen-,
Synchrotron- u. Neutronenforschung“; stv. Vorsitzender
der RAS-Kommission für Nanotechnologien. Seit
2021 wissenschaftl. Direktor des Instituts für
wissenschaftsintensive Technologien u. fortgeschrittene
Materialien der Fernöstlichen Bundesuniversität. Autor u. Co-Autor von über 250
wissenschaftl. Arbeiten, darunter 21 Urheberzertifikate u. 10
Patente. Einer Version
zufolge ist Kovalchuk der Urheber eines Gesetzentwurfs zur
Reform der RAW, der in Kraft trat, nachdem er nicht wieder zum
Direktor des Instituts für Kristallographie RAW gewählt worden
war. Mehrere Medien behaupten, dass der Wissenschaftler, der
mehrmals nicht zum ordentlichen Mitglied der RAW gewählt u.
nicht als Direktor des Instituts für Kristallographie
anerkannt wurde, diese Reform aus persönlichem Groll initiiert
habe. Kovalchuk selbst erklärte in einem seiner Interviews,
dass „die Akademie unweigerlich untergehen muss, wie das
Römische Reich“. Im März
2022 veröffentlichte Kovalchuks Institut im Zusammenhang mit
dem von Putin im Feb. 2022
entfesselten russ.
Angriffskrieg
gegen die Ukraine
auf seinen Webseiten ein Manifest, in dem die "Spezielle
Militäroperation" unterstützt u. gerechtfertigt wurde. U.a.
wurde in dem Manifest behauptet, dass die Ukraine „in einen
Neonazi-Brückenkopf verwandelt“ worden sei, u. dies „in erster
Linie durch die Bemühungen unserer westlichen Partner“. Im Juni 2023 wurde er zum Präsidenten
des Polytechnischen Museums ernannt.
Kritik: Von Kritikern wie dem "Forum Freies Russland",
das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Mikhail Kovalchuk
"direkte Beteiligung an der Schaffung eines korrupten
autoritären Regimes, an der Ausplünderung des Landes u. an der
Zerstörung seiner rechtlichen u. kulturellen Institutionen im
egoist. Interesse derjenigen, die in Russland die Macht
ergriffen u. sie innehaben", vorgeworfen. Mikhail Kovalchuk
sei das informelle Oberhaupt des Familienclans, der als
"Geschäftsimperium der Kovalchuk-Brüder“ bekannt sei. Mehreren
Medienberichten zufolge habe er diese korrupte oligarchische
Struktur geschaffen, indem er seine Verbindungen in die
Strukturen der russ. Regierung genutzt habe. Es wird darauf
hingewiesen, dass sein jüngerer Bruder s. Jurij
Valentinovich KOVALCHUK,
Milliardär u. Vorstandsvorsitzender der "Bank Rossija", ein
Mitglied der berühmten Datschen-Koooperative "Ozero" u. ein
Freund V. Putins sei. Der Kovalchuk-Clan, der untrennbar mit
dem Putin-Regime verbunden sei, weise bereits den Anschein
einer oligarchischen Dynastie auf, der weitere Verwandte
angehörten. Mikhails Sohn Kirill Kovalchuk leitet die grosse
russ. Medienholding "National Media Group" u. sein Neffe, der
Sohn von Jurijs Bruder, Boris Kovalchuk, war Leiter der
Abteilung für vorrangige nationale Projekte in der Regierung
RF u. übernahm dann eine weitere wichtige Führungsposition
beim Energiemonopolisten "Inter UES". Was Kovalchuks wissenschaftl.
Errungenschaften anbelangt, werden diese teilweise
angezweifelt, etwa in Hinsicht auf den Inhalt seiner
Doktorarbeit, der von einem akadem. Rezensenten wegen
Fehlerhaftigkeit oder Plagiaten. Die Karriere Kovalchuks sei
in der Periode der Bildung
von Putins persönlichem Machtregime gefördert wurde. M.
Kovalchuk habe das Bild eines „modernen Lysenko“ fest etabliert. Neben seinem
Beitrag zur Zerstörung der russ. Wissenschaft sei "Putins
Lieblingswissenschaftler“ wie Stalins "Volksakademiker“ für
zahlreiche ignorante u. abenteuerliche Äusserungen bekannt,
die im Einklang mit der patriot. Ideologie des Staates stehen.
So wird etwa seine Rede vor dem Föderationsrat RF von 2015
kritisiert, in der er Gerüchte über die Entstehung einer neuen
Unterart des Homo sapiens in den USA – des sog. „Dienstmanns“
usw. verbreitete /s. oben/.
Auch sein Vorschlag, den er 2016 auf einer Sitzung des
Wissenschaftsrats beim Präsidenten RF formulierte,
„Organisationen zu finden, die den Gedankenfluss in bestimmte
Richtungen steuern sollten“, wobei er eine wohlwollende
Antwort von Putin erhielt,
wurde kritisiert. Ein
indirekter Beweis für Mikhail Kovalchuks integraler
Zugehörigkeit zum Putin-Regime sei die Verleihung höchster
staatl. Auszeichnungen an ihn, darunter des
"Verdienstordens für das Vaterland aller 4 Grade" im
Zeitraum 2006-18.
Sanktionen: Aufgrund
des russ. Überfalls
auf die Ukraine wurde
Kovalchuk im Sept. 2022 auf die
Sanktionsliste des Vereinigten Königreichs gegen aktuelle u.
ehem. Mitglieder der Aufsichtsräte mehrerer russ. Banken
sowie auf diejenige Kanadas als "enger Vertrauter des Regimes“ wegen
"Mitschuld an der Entscheidung von Präsident Putin, in ein
friedliches u. souveränes Land einzumarschieren“ gesetzt.
Im Feb. 2023 wurde er als Mitglied des Aufsichtsrats
der "Sberbank" von der Ukraine mit Sanktionen belegt, weil er
"kommerzielle Aktivitäten in Wirtschaftszweigen durchführt,
die eine bedeutende Einnahmequelle für die russ. Regierung
darstellen, die den Krieg
in der Ukraine u. den Völkermord an der ukrain.
Zivilbevölkerung auslöste. Daher trage er die Verantwortung
für die Unterstützung materieller oder finanzieller
Handlungen, die die territoriale Integrität, Souveränität u.
Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen.")
KOVALCHUK,
Jurij Valentinovich
II III IV V VI VIl (1951-,
sowjet. bzw. russ. Physiker-Mathematiker, Finanzgeschäftsmann
im privaten Filzumfeld V. Putins, Medienmogul
u. Milliardär. Absolvent der Fakultät für Physik der
Staatsuniversität Leningrad, Doktor der physikal.-mathemat.
Wissenschaften. Ehem. 1. stv. Direktor des
Physikal.-Technischen "Joffe"-Instituts AdW UdSSR. In
den 1990er Jahren war er stv. Vorstandsvorsitzender
bzw. Vizepräsident der Vereinigung der Joint Ventures von St.
Petersburg, Präsident des Zentrums für Fortschrittl.
Technologien und Entwicklungen. In diesen Jahren arbeitete er
auch im Auftrag des SPBer Bürgermeisters s. Anatolij Sobchak
u. kam den Brüdern Fursenko u. V.V. Putin nahe; 1996 gründeten
sie mit weiteren Freunden die legendäre Datscha-Genossenschaft
"Ozero“ in Solovjovka der Nähe von
Priozersk im Leningrader Gebiet. Ab
Nov. 2000 war er Vorstandsvorsitzender der St. Petersburger
Stiftung "Zentrum für Entwicklungen" "Nordwest“, 2005-12
Vorstandsvorsitzender u. Grossaktionär der Bank "Rossija", die indirekt sowohl die
"Gazprombank" als auch die "Gazprom-Media-Gruppe"
kontrolliert, was den grossen Einfluss Kovalchuks im Wirtschaftsgeflecht
Russlands erklärt. 2008 wurde unter Beteiligung
Kovalchuks die ebenfalls zum "Rossija"-Komplex gehörende
private AG "Nationale Mediengruppe" NMG s. Aleksej
Mordashovs gegründet, die mehr oder weniger grosse
Beteiligungen an "Ren TV", 1. Kanal, Kanal 5, Izvestija
u.a. umfasst. Seit 2012
Vorsitzender des Aktionärsbeirats der Bank. Laut der Zeitung Vedomosti
ist Kovalchuk einer der grössten Eigentümer von
Gewerbeimmobilien in der Tverskaja-Strasse in Moskau. Seit 1996 ist Kovalchuk
Honorargeneralkonsul des Königreichs Thailand in SPB. In der
Ausgabe des russ. Forbes-Magazins vom Mai 2008
erschien Kovalchuk zum 1. Mal in der Liste der 100 riechsten
Menschen Russlands mit einem geschätzten Vermögen von 1,9 Mrd.
USD. 2015 erlangte Kovalchuk die Rechte an russ.
Vermögenswerten von Ted Turner, einschliessl. der russ.
Version von CNN, Cartoon Network u. Boomerang. Seit
Jan. 2019 sind Kovalchuk u. s. Nikolai Shamalov durch ihre
Beteiligung an der Bank "Rossika" die wichtigsten Investoren in
Russlands Entwicklung der annektierten Krym. 2020 ging der
weltweit führende Streaming-Unterhaltungsdienst "Netflix" eine
Partnerschaft mit der "Nationalen Mediengruppe" ein, um einen
Streaming-Dienst in der Landessprache in Russland zu starten. Im
Dez. 2021 teilte s. Alisher Usmanovs Holdinggesellschaft "USM"
mit, dass sie ihre Anteile an Russlands führendem
Internetkonzern "VK" an die staatliche Versicherungsgesellschaft
"Sogaz" verkauft habe, die sich teilweise im Besitz von Jurij
Kovalchuk befindet. Kovalchuk soll Putins Datscha zu einem nicht
genannten Preis an die russ. Regierung verpachtet. Kovalchuk
selbst soll ein Haus in Gelendzhik in der Nähe von Putins Palast
besitzen. Im Unterschied zu seinem gesprächigen Bruder
s. Mikhail KOVALCHUK gilt Jurij Kovalchuk als verschwiegen
– es existieren im Internet kaum Videoaufnahmen von Gesprächen
mit oder Auftritten von ihm, nur Dokumentationen.
Einschätzungen Kovalchuk durch Experten: Laut der
Politikwissenschaftlerin Tatjana Stanova ist Kovalchuk „für
seine antiliberalen u. antiwestlichen Ansichten“ sowie für seine
Verschwörungstheorien bekannt. Laut s. Mikhail Zygar in der New
York Times ist Kovalchuk „ein Anhänger einer
Weltanschauung, die orthodoxe christliche Mystik, antiamerikan.
Verschwörungstheorien u. Hedonismus vereint.“ Laut der
Veröffentlichung "Verstka“ spielte Kovalchuk eine entscheidende
Rolle bei Putins Entscheidung, die Ukraine anzugreifen.
Familie: Jurij Kovalchuks Vater
Valentin
M. Kovalchuk war ein
sowjet. Historiker ukrain. Herkunft. Der Name der Mutter
Mirjam Abramovna Kovalchuk, ebenfalls eine Historikerin, weist auf eine
jüdische Abstammung hin. Jurij Kovalchuks älterer
Bruder ist s. Mikhail Kovalchuk, Präsident des
Kurchatov-Instituts, für dessen Finanzierung der Staat in den
letzten Jahren Dutzende Mrd. Rubel bereitgestellt hat. Sein Der
Sohn von Jurij Kovalchuk, Boris Kowaltschuk, war 2006-8 Direktor
der Abteilung der Regierung RF für die Umsetzung vorrangiger
nationaler Projekte. Als die "nationalen Projekte“ eingeschränkt
wurden, übernahm Boris Kovalchuk de Posten dmes stv. Direktors
von "Rosatom" u. wurde Ende 2009 zum Leiter des
Staatsunternehmens "Inter" ernannt, einem Monopolbetreiber für
den Export u. Import von Strom.
Kritik: Vom "Forum Freies Russland", das die sog.
"Putin-Liste" führt, wird Jurij Kovalchuk Betrug, Geldwäsche,
unerlaubte Bereicherung u. Vetternwirtschaft vorgeworfen.
Kovalchuk gehöre zu Putins Kohorte von Oligarchen – Leute aus
dem engsten Kreis des Präsidenten, die während Putins Herrschaft
sagenhaft reich wurden u. von denen angenommen wird, dass sie
nur nominelle Eigentümer ihres Vermögens sind, während sie in
Wirklichkeit als Eigentumsinhaber u. Lokalisierer der persönl.
Finanzen des Präsidenten fungieren /u. bei illoyalem Verhalten
ihr Vermögen jederzeit verlieren könnten/. Mit der "Bank
Rossija" wurden mehrere verdächtige Transaktionen in Verbindung
gebracht, die direkt oder indirekt auf eine künstliche,
staatlich gelenkte Erhöhung der Vermögenswerte ihrer
Begünstigten hinweisen. Es wird darauf hingewiesen, dass
Kovalchuk in der Presse praktisch nicht erwähnt wurde, bis der
russ. Präsidentschaftskandidat s. Ivan Rybkin im Feb. 2004 in
der Zeitung Kommersant eine Erklärung mit dem Titel
„Putin hat kein Recht auf Macht in Russland“ veröffentlichte.
Darin behauptete Rybkin, dass Jurij Kovalchuk u. sein Bruder
Mikhail – seit 2001 wissenschaftl. Sekretär des Rats für
Wissenschaft u. Hochtechnologien unter Präsident Putin u.
Direktor des Kurtschatov-Instituts seit 2005 – zusammen mit
anderen Putin-nahen Oligarchen wie s. Roman Abramovich u. s.
Gennadij Timchenko „verantwortlich für das Geschäft“ von V.
Putin seien, den er als den grössten Oligarchen Russlands
bezeichnete. Auch s. Boris Nemcov u. Vladimir Milov forderten in
ihrem 2010 veröffentlichten Bericht Klarheit darüber, wie u.
warum Kovalchuk u. die "Bank Rossija" die Kontrolle über den
grössten nichtstaatlichen Pensionsfonds "Gazfond" u. Anteile an
"Gazprom-Media" u. "Gazprombank" erlangten. Nach Ansicht der
Autoren des Berichts sei Kovalchuk nur ein nomineller
Eigentümer, während der wahre Eigentümer der Vermögenswerte der
"Bank Rossija" Putin selbst sei. Über die "Bank Rossija" seien
unter der direkten Führung Jurij Kovalchuks die profitabelsten
Vermögenswerte angesammelt u. Putins Gefolge mit Bargeld
aufgepumpt wordem. Diese Gelder seien verwendet worden, um die
Macht der herrschenden Gruppe im Land weiter zu konsolidieren u.
die Loyalität interner u. externer Eliten zu erkaufen. Im Aug.
2010 übernahm die "Bank Rossija" eine weitere
"Gazprom"-Tochtergesellschaft, die "Gazenergoprombank" GEP,
wodurch die Vermögenswerte von "Bank Rossija" um 129,5% stiegen
u. die Bank erstmals in die Liste der 20 grössten russ. Banken
in Bezug auf das Vermögensvolumen aufgenommen wurde. Durch
diesen Deal erhielten die GEP-Aktionäre einen Anteil an der
fusionierten Bank in Höhe von 16,7%. Laut "Interfax" beliefen
sich die Vermögenswerte der "Bank Rossija" 2010 auf 104,3 Mrd.
Rubel u. diejenigen der GEP auf 138,6 Mrd. Rubel, also höher als
bei "Rossija". Die "Bank Rossija" fiel nicht zufällig unter
US-Sanktionen, zumal sie nach der Annexion aktiv auf der
besetzten Krym tätig geworden sei. Heute wird das Vermögen von
Jurij Kovalchuk auf 1,5 Mrd. USD geschätzt.
Internationale Sanktionen: Im März 2014 verhängten die
USA gegen Jurij Kovalchuk Finanz- u. Visasanktionen gegen russ.
Staatsbürger, die an der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym
beteiligt waren. Das US-Finanzministerium sagte in einer
Erklärung, dass Kovalchuk Teil von Putins "innerem Kreis“ u.
sein "persönlicher Kassierer“ sei. Die von Kovalchuk
kontrollierte Bank "Rossija" wurde ebenfalls in die
Sanktionsliste aufgenommen. Im Juli 2014 wurde Kovalchuk auf die
"Schwarze Liste" der EU für Russen u. Belarussen gesetzt, für
die ein Einreiseverbot u. Kontosperrungen verfügt wurden. Der
EU-Rat stellte fest, dass Kovalchuk ein langjähriger Freund von
Präsident RF V. Putin u. Mitbegründer der Datscha-Genossenschaft
"Ozero" ist, in der sich einflussreiche Leute um ihn versammeln.
Kovalchuk, der von Verbindungen zu russ. Entscheidungsträgern
profitiere, sei Vorsitzender u. grösster Aktionär der Bank
"Rossija", an der er 2013 etwa 38% besass u. die als Privatbank
hochrangiger Beamter der RF gelte. Nach der Annexion der Krym
eröffnete die Bank Niederlassungen auf der Krym u. in Sevastopol
u. stärkte damit die Zugehörigkeit der Halbinsel zur RF. Darüber
hinaus besitzt die Bank grosse Aktienpakete der "Nationalen
Medien Gruppe". Im selben Jahr haben auch Kanada, GB, die
Schweiz, Australien u. Liechtenstein Kovalchuk aus ähnlichen
Gründen auf ihre Sanktionslisten gesetzt. Aufgrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine gelangte
der Russe auch auf die Sanktionslisten
Australiens, Neuseelands, Japans u. der Ukraine sanktioniert, wobei auch 5 Verwandte des Unternehmers von
Japan sanktioniert wurden. Die Sanktionsbegründung der Ukraine
lautet wie folgt: "... Als Vorsitzender u. grösster Aktionär der
Bank "Rossija", die ein wichtiger Anteilseigner der "Nationalen
Mediengruppe" ist, hat Kovalchuk aktiv Handlungen unterstützt,
die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit
der Ukraine untergraben u. bedrohen. Dazu gehört die
Unterstützung der russ. Politik durch die "Nationale
Mediengruppe", die die Ukraine destabilisiert sowie die Gründung
von Bankfilialen u. die Bereitstellung von Versicherungen u.
Investitionen auf der gesamten Krym u. in Sevastopol u. die
Unterstützung militärischer Aktivitäten u. des Aufbaus wichtiger
Verkehrsverbindungen. Durch diese Massnahmen stellt Kovalchuk
Finanzdienstleistungen u. wirtschaftl. Ressourcen bereit, die
zur Destabilisierung der Ukraine beitragen, die territoriale
Integrität der Ukraine untergraben u. so die Integration der
Krym in die RF festigen.)
KOVITIDI, Olga Fjodorovna /Olha
Fedorivna/ II III (1962-, sowjet. Juristin, ukrain. u.
russ. Politikerin von der Krym. Absolventin eines
Jurafernstudiums an der Staatsuniversität Odessa, Ukrain. SSR,
qualifiziert als Juristin. Kandidatin der Rechtswissenschaften.
1987-95 arbeitete sie als Rechtsanwältin bei der
Krym-Anwaltskammer in Simferopol u. war für andere jurist.
Organisationen tätig. 1998 gründete sie die NGO "Union der
Rechtsanwälte der Autonomen Republik Krym“ u. wurde deren
Vorsitzende. Gleichzeitig trat Kovitidi dem Anwaltsverband der
Ukraine bei, ebenfalls ein freiwilliger öffentl. Verein, deren stv. Vorsitzende sie wurde. Im
Okt. 1999 wurde Kovitidi per Dekret des ukrain. Präsidenten s.
Leonid Kuchma der Ehrentitel *Verdiente Anwältin der Ukraine“
verliehen. 2001 wurde Kovitidi als ao. Professorin zur Dekanin
der neu errichteten Krym-Fakultät der nach Jaroslav dem Weisen
benannten Nationalen Rechtsakademie der Ukraine in Simferopol
ernannt /im Amt bis 2006/. Im Okt. 2004 wurde der Vorsitzenden
des Anwaltsverbands der Autonomen Republik Krym Olga Kovitidi
per Dekret des ukrain. Präsidenten Kuchma anlässlich des
Anwaltstags der "Orden der Prinzessin Olga III." verliehen.
Polit. Karriere: Im März 2006 wurde Kovitidi vom
"Kunicyn-Block" zur Abgeordneten des Obersten Rats der Autonomen Republik Krym der 5. Einberufung
gewählt. Bis 2010 war sie Teil des "Kunicyn-Blocks",
Krym-Fraktion. 2006-8 stv. Vorsitzende der Staatsverwaltung der
Stadt Sevastopol. Ab Okt. 2008 Leiterin der Hauptverwaltung der
Justiz des Justizministeriums der Ukraine in Sevastopol. 2010
wechselte Kovitidi zur proruss. "Partei der Regionen" der Ukraine. Bei den
Wahlen zum Obersten Rat der Autonomen Republik Krym der 6.
Einberufung von Ende Okt. 2010 wurde sie als Abgeordnete der
"Partei der Regionen" gewählt. Anfang 2012 beteiligte sie sich
an der Gründung der gemeinnützigen Stiftung "Einheit im Namen
der Krym“, deren Präsident Igor Leli wurde. Auf der
Kandidatenliste der "Partei der Regionen" zur Vorbereitung der
Wahlen zur Verkhovna Rada vom Aug. 2012, die mit 225
Namen ausgestattet war, stand Olga Kovitidi, i.Z. Leiterin der
Hauptverwaltung der Justiz des Justizministeriums der Ukraine in
Sevastopol, auf Platz 178. Bei den Wahlen von Ende Okt. 2012
erhielt die Liste der "Partei der Regionen" nur 30% der Stimmen
u. lediglich 72 Sitze, wobei Kovitidi nicht gewählt wurde. Bis
Feb. 2014 blieb sie Mitglied ihrer Partei. Bei einem Streit
während einer Sitzung des Krymparlaments anlässlich einer
Diskussion über die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem
Gelände des ehem. KZ Krasnyj im Nov. 2012 überwarf sich Kovitidi
mit dem Chef der "Kurultaj-Rukh"-Fraktion s. Refat Chubarov. Ab
Okt. 2013 war sie Assistentin der ukrain. Justizministerin Elena Lukash.
Polit. Rolle nach der Annexion der Krym durch Russland:
Vom 28. Feb. bis 17. März 2014 war Kovitidi stv. Vorsitzende des
Ministerrats der Autonomen Republik Krym.
Am 17. März 2014 endete ihr Mandat
als Abgeordnete des Obersten Rats der Autonomen Republik Krym,
das sie seit 26. März 2006 innehatte. Vom 18. bis 26.
März 2014 war sie stv. Vorsitzende des Ministerrats der Republik Krym. Am 26.
März 2014 ernannte der Staatsrat der Republik Krym Olga Kovitidi
zum Mitglied des Föderationsrats RF aus der
Exekutive der Republik Krym - dem Ministerrat der Republik Krym.
Am 15. April 2014 wurde das Ernennungsdekret von Krymchef s.
Sergej Aksjonov unterzeichnet, das gleichzeitig das Datum der
Bestätigung des Beginns ihrer Vollmachten für den Föderationsrat
war. Am 29. April 2014 begann Kovitidi mit der Wahrnehmung ihrer
Aufgaben im Rat. Derzeit ist sie
Mitglied des Ausschusses für Verfassungsgesetzgebung u.
Staatsaufbau.
Kritik u. internationale Sanktionen:
Wegen
ihrer Unterstützung des Ukrainekriegs des Kremls
figuriert Olga Kovitidi
Name auf der sog. "Putin-Liste", die vom "Forum
Freies Russland" geführt wird.
Im Feb. 2015 weigerte sich die Parlamentar. Versammlung der OSZE
auf ihrer Wintersitzung in Wien, die Befugnisse Olga Kovitidis
als Mitglied der russ. Delegation anzuerkennen, weil sie
ein Mitglied des Föderationsrats RF war, das die Exekutive der
völkerrechtswidrig annektierten Krym vertrat. Im Sept. 2019
ernannte der Chef der Republik Krym Aksjonov Olga Kovitidi
erneut für 5 Jahre zur Senatorin im Föderationsrat RF aus der
Republik Krym. Wegen
ihrer Unterstützung des Ukrainekriegs des Kremls
figuriert Olga Kovitidi
Name auf der sog. "Putin-Liste", die vom "Forum
Freies Russland" geführt wird.
Aufgrund ihrer polit. Unterstützung für die Aggression Russlands
gegen die souveräne Ukraine u. der von ihr anerkannten
Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine während des
russ.-ukrain. Kriegs unterliegt sie persönl. internationalen
Sanktionen verschiedener westlicher Staaten. Am 9. März 2022
wurde sie vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine auf die
Sanktionslisten aller EU-Staaten gesetzt, weil sie im
Föderationsrat RF für die Ratifizierung von Freundschafts- u.
Beistandsverträgen der RF mit den selbsternannten
"Volksrepubliken" von Doneck u. Lugansk gestimmt hatte. Im
selben Monat wurde sie als "Kampfgefährte des Regimes“ auf die
Sanktionsliste Kanadas gesetzt, weil sie bei Verletzungen der
Souveränität u. territorialen Integrität der Ukraine mitgewirkt
habe. Per Dekret des Präsidenten der Ukraine s. Volodymyr
Zelenskyj vom 7. Sept. 2022 wurde sie mit ukrain. Sanktionen belegt, weil sie „die
illegalen Versuche Russlands, souveränes ukrain. Territorium
durch die Durchführung fiktiver Referenden zu annektieren,
unterstützt“ habe. Die Staatsanwaltschaft der Autonomen Republik
Krym verdächtigt Kovitidi des Hochverrats, weshalb sie auf der
Fahndungsliste steht. Ende Sept. 2022 wurde sie der
Sanktionsliste der USA „wegen Putins Annexion von Gebieten der
Ukraine“ u. wegen der Verabschiedung des berüchtigten Fälschungsgesetzes in der Staatsduma RF
hinzugefügt. Das Aussenministerium stellte fest, dass die
Senatorin „für die Genehmigung von Putins Antrag gestimmt habe,
Truppen in die Ukraine zu schicken, was als ungerechtfertigter
Vorwand für eine umfassende russ. Invasion in der Ukraine
diente.“ Aus ähnlichen Gründen wurde Kovitidis Name auch auf die
britische, australische, neuseeländische u. Schweizer u. schon 2014 auch auf die
japanische Sanktionsliste gesetzt.)
KOVTUN, Dmitrij Vladimirovich
II III IV (1965-2020, gew. russ. Geschäftsmann,
ehem. Beschuldigter im Mordfall "Litvinenko". Absolvent der
Moskauer Höheren Militärkommandoschule, wo er s. Andrej
Lugovoj kennenlernte, während ihre Väter gemeinsam im
Verteidigungsministerium gearbeitet hätten, wie Lugovoj
später gegenüber Radio "Ekho Moskvy"
sagte. Ausserdem hatte er einen
Abschluss in International Business Administration des Staatl.
Moskauer Instituts für Internationale Beziehungen MGIMO u. den
Master im Fach Jura. Nach seinem ersten Studienabschluss wurde
er in die Tschechoslowakei u. dann in die DDR geschickt. Mit
seiner dt. Frau Inna Hone zog er nach Hamburg, wo er polit.
Asyl beantragte, weil er nicht im Kaukasus dienen wollte,
wohin seine Militäreinheit ziehen sollte. Bis Aug. 2007 hatte
er eine Aufenthaltsbewilligung in Deutschland, wo er angeblich
Sozialhilfe
bezog u. sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben schlug. Zurück
in Russland, war er
zunächst beim Energiekonzern "Gazprom" tätig. Später ging er
zur "Alfa Gruppe", dem grössten privaten Industrie- u.
Finanzkonzern Russlands. Danach wurde er geschäftsführender
Gesellschafter bei "VISTA Foreign Business Support" VFBS,
das westliche Unternehmen juristisch u. anderweitig bei ihren
Geschäftsaktivitäten in Russland berät. Kovtuns Karriere nahm
2006 einen steilen Aufschwung, als er begann, mit seinem alten
Freund Andrej Lugovoj zusammenzuarbeiten. Er wechselte in
führende Stellung bei der Firma "Global Project", einem
grossen Unternehmen im Öl- u. Gassektor, bei dem er als
Berater angeblich westliche Unternehmen beim Eintritt in den
russ. Markt unterstützte.
Mordfall "Aleksandr Litvinenko": Kovtun u. Lugovoj wurden v.a. durch
den Mordfall s. Aleksandr Litvinenko international bekannt,
nachdem sie sich kurz vor dessen tödlichen Erkrankung mit
ihm in London getroffen hatten. Im Okt. 2006 flogen
Kovtun u. Lugovoj von Moskau nach London, um sich mit dem
ehem. FSB-Offizier, der
vor polit. Verfolgung aus Russland geflohen war, zu
treffen. Nach eigenen Angaben sollte Kovtun Litvinenko
durch Vermittlung des Ex-KGB-Mitarbeiters Lugovoj in London
zum Zweck der Anbahnung eines Geschäfts mit einem britischen
Unternehmen treffen. Am 1. Nov. trafen sie sich in der Bar des
Hotels "Millennium" in London ein weiteres Mal. Am 23. Nov.
starb Litvinenko nach einem schlimmen Todeskampf im Spital an einer
mysteriösen Vergiftung. Eine Untersuchung der Leiche
stellte als Ursache der Vergiftung den hochgradig radioaktiven
Stoff Polonium-210 fest; die Ermittler von "Scotland Yard" sagten,
dass Litvinenko am 1. Nov. in der Bar des Hotels "Millennium" nach einem
Treffen mit Lugovoj u. Kovtun von diesem Stoff infiziert
worden sei. Die britische Staatsanwaltschaft betrachtete daher
die beiden nach England eingeflogenen Russen als direkte Täter
des Mordes an A. Litvinenko. Nach dem Vorfall floh Kovtun nach
Russland, u. seitdem gab es keine verlässlichen Informationen
mehr über seine Aktivität. Nach Angaben des Magazins "Russkij
Newsweek" waren Kovtun wie auch Lugovoj als Mitarbeiter russ.
Geheimdienste tätig. Kurz vor seinem Tod erstellte Litvinenko
im Auftrag des Chefs der Beratungsfirma "Titon", Dean Attew,
einen Bericht über die Verbindungen von V. Putins engem
Mitarbeiter s. Viktor Ivanov, dem späteren Leiter des
Föderalen Drogenkontrolldienstes, zur sog. "Tambover" Verbrecherbande, die
in den 1990er Jahren in St. Petersburg am Drogenhandel u. an
der organisierten Kriminalität beteiligt war. Wie bei den
Anhörungen bekannt wurde, übergab Litvinenko eine Kopie des
Berichts an Lugovoj, den er als seinen Geschäftspartner
betrachtete. Bei seiner Rückkehr aus London wurde Lugovoj am
Moskauer Flughafen angehalten u. das fatale Dossier bei ihm
gefunden. Laut Jurij Shvets, einem ehem. sowjet.
Geheimdienstoffizier, der in den USA lebt u. Mitautor des
Berichts war, wurde dies zum Auslöser für die Ermordung
Litvinenkos, wobei die Rolle der Mörder Lugovoj u. Kovtun
zufiel. Am 10. Dez. 2006 wurde
in Deutschland gegen Kovtun in diesem Zusammenhang ein
Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf unerlaubten
Umgang mit radioaktiven Substanzen u. wegen des Verdachts des
Missbrauchs ionisierender Strahlen eröffnet.
Einen Tag zuvor meldete die
dt. Polizei, dass im Haus von Kovtuns Ex-Frau in
Hamburg-Ottensen u. im Haus ihrer Mutter in Haselau Spuren
von radioaktiv strahlendem Material gefunden wurden, wobei
es sich um
Polonium-210 handelte, mit dem Litvinenko vergiftet wurde. Obwohl Kovtun selbst einer erheblichen
Strahlenbelastung ausgesetzt gewesen sein soll, seien in
Kovtuns eigener Wohnung hingegen keine Spuren von Strahlung
festgestellt worden. Nach Angaben der Moskauer
Staatsanwaltschaft soll
Kovtun in der Bar selbst mit Polonium kontaminiert
worden sein. In Russland wurde ein Ermittlungsverfahren
eingeleitet, wobei Kovtun in einer Moskauer Klinik behandelt wurde,
in der sich auch sein Partner Lugovoj, der gleichfalls in die
Affäre verwickelte war, zur Untersuchung befand. Während das dt. Strafverfahren nach
einiger Zeit eingestellt wurde, verdächtigten
die britischen
Strafverfolgungsbehörden Kovtun der Beteiligung an der
Polonium-Vergiftung des ehem. FSB-Offiziers Aleksandr
Litvinenko in London, der zuvor aus Russland geflohen war u.
im Vereinigten Königreich Asyl erhielt. London verlangte von
den russ. Behörden die Auslieferung Lugovojs, damit er sich
wegen Mordes vor Gericht verantworten könne, doch Moskau
weigerte sich, seine Bürger auszuliefern. Später wurde Lugovoj
als Abgeordneter in die Staatsduma RF gewählt, wo er Immunität
genoss. Im
Feb. 2012 erliessen die brit. Behörden im Mordfall
Litvinenko einen internationalen Fahndungsbefehl gegen
Kovtun, aber dieser war wie vom Erdboden verschwunden. Im
Juli 2015 sollte Kovtun
als Zeuge vor dem Londoner Strafgerichtshof zum Tod
Litvinenkos per
Videoschalte aus Moskau aussagen. Nachdem er sich
dazu im März 2015 noch bereit erklärt hatte, zog er seine
Bereitschaft 3 Tage vor dem geplanten Aussagetermin zurück u.
gab seine Verpflichtungen in der russ. Ermittlung zu dem Fall
als Grund dafür an. Kovtun
bestritt, jemals Mitarbeiter des russ. Inlandsgeheimdienstes
FSB u.
an der Ermordung Litvinenkos beteiligt
gewesen zu sein. Wie die BBC berichtete, wurden 2016
in England die endgültigen Ergebnisse der öffentl.
Ermittlung im Fall der Polonium-Vergiftung Aleksandr
Litvinenkos veröffentlicht. Richter Robert Owen kam zu dem
Schluss, dass Lugovoj u. Kovtun auf Befehl der FSB-Führung
hätten handeln können – mit Zustimmung des damaligen
Direktors des Dienstes, s. Nikolaj Patrushev, u.
höchstwahrscheinlich von Präsident RF V. Putin persönlich.
Der Kreml bezeichnete die Untersuchung als „oberflächlich
u. unprofessionell", wie er dies in solchen Fällen
gewöhnlich kommentiert. Das "Forum Freies Russland"
setzte
Kovtun als „polit.
Terroristen" auf die von ihm geführte "Putin-Liste".
Kovtun starb im Juni 2022 in Moskau an den Folgen einer
COVID-19-Erkrankung.)
KOVTUN, Marina
Vasilevna II (1962-, ehem. russ. Kommunalbeamtin
u. Staatspolitikerin, ehem. Gouverneurin des Gebiets Murmansk von 2012-19.
Absolventin eines Studiums an der Penzaer Hochschule für sowjet.
Handel, der Komsomol-Hochschule des ZK des Komsomol u. später
eines Studiums der Staats- u. Kommunalverwaltung an der
Nordwestl. Akademie für Staatsdienst. Ab 1986 arbeitete sie im
Komsomol Murmansk / Kola. In den 1990er Jahren leitete sie den
Steuerbereich für Privatpersonen u. Ausländer der
Steuerinspektion des Kola-Bezirks u. arbeitete in der Verwaltung
des Gebiets Murmansk u. bis 2005 als stv. Vorsitzende des
Ausschusses für Körperkultur, Sport u. Tourismus der
Gebietsverwaltung. 2005 wurde sie zur stv. Leiterin der
Verwaltung für die Entwicklung des inländ. Tourismus u. staatl.
Projekte in der Bundesagentur für Tourismus in Moskau ernannt.
2006-9 leitete sie die Abteilung für Tourismusentwicklung des
Departements für Wirtschaftsentwicklung des Gebiets Murmansk.
2009-11 war sie als Assistentin u. stv. Generaldirektorin von
"Kola Norilsk Nickel" tätig. Im Dez. 2011 wurde sie als
Kandidatin der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ zur Abgeordneten der 5.
Gebietsduma von Murmansk u. zur 1. stv. Vorsitzenden der
Gebietsduma gewählt, wobei sie die Fraktion ihrer Partei
anführte. Ausserdem
war sie Mitglied des Präsidiums des Obersten Rats der
Partei. Per Dekret des Präsidenten RF s.
Dmitrij Medvedev wurde Kovtun im April 2012 zur amtierenden
Gouverneurin des Gebiets Murmansk ernannt. Nach der üblichen
formalbürokrat. Prozedur wurde sie als Gouverneurin des Gebiets Murmansk
bestätigt u. ins Amt eingeführt. Gemäss einer Studie des
privaten "Nationalen Überwachungsdienstes" war
Kovtun 2012 eine der "Top-3" der Gouverneure mit der grössten
Informationsoffenheit. Nach den Ergebnissen einer 2012
durchgeführten Studie zur "Politikfreundlichkeit“ russ.
Gouverneure gegenüber Unternehmern belegte Kovtun hingegen den
letzten 83. Platz, wobei sie sich 2013 im gleichen Ranking um 3
Plätze verbesserte u. den 80. Platz erreichte. Im Ranking der
"100 einflussreichsten Frauen Russlands“ der Zeitschrift Ogonjok
vom März 2014 belegte die Murmansker Gouverneurin den 55. Platz.
Im Mai 2014 reichte Kovtun beim Präsidenten RF V. Putin einen
entsprechenden formalen Antrag auf vorzeitigen Rücktritt ein u.
wurde so amtierende Gouverneurin des Gebiets Murmansk. Im Juni
2014 nominierte die Murmansker Zweigstelle von "Einiges
Russland“ Kovtun als Kandidatin für das Amt des Murmansker
Gouverneurs bei der nächsten Wahl vom Sept. dieses Jahres, bei
der Kovtun mit 64,69% der Stimmen u. bei einer relativ niedrigen
Wahlbeteiligung von 31% wiedergewählt wurde, wobei sie im Okt.
ihr Mandat für eine 2. Amtszeit als Gouverneurin des Gebiets
Murmansk übernahm. 2016 war sie Mitglied des Präsidiums des
Staatsrats RF. Im März 2019 schied Marina Kovtun auf eigenen
Wunsch vorzeitig aus dem Amt des Gouverneurs des Gebiets
Murmansk aus. Sie war der erste u. bisher einzige weibliche
Gouverneur des Gebiets Murmansk.)
KOGAN, Aleksandr Borisovich II
III IV V VI VII VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII (1969-, russ. Ökonom u.
Staatspolitiker, ehem.
Minister
des Moskauer Gebiets, z.Zt. Abgeordneter
der 8. Staatsduma RF in den Bereichen Ökologie,
natürliche Ressourcen u. Umweltschutz.
Absolvent der Fakultät
für Industrieelektronik der Staatsuniversität
Orenburg u. der Russ. Akademie für Staatsdienst beim
Präsidenten RF mit einem Abschluss in Staats- u.
Kommunalverwaltung u. einer Dissertation
zum Thema "Bildung strateg. Prioritäten für die
Entwicklung von Unternehmen in der Region“ zur
Erlangung des Grads eines Kandidaten der
Wirtschaftswissenschaften.
1992 gründete er eine Firma in Orenburg, deren
Generaldirektor u. Vorstandsvorsitzender er bis 2003 war.
Das Unternehmen beschäftigte sich mit dem Vertrieb von
Haushaltsgeräten, dem Handel u. der Erbringung von
Sicherheitsdienstleistungen.
Sozialarbeit u. Politik: Für
seine erfolgreiche Tätigkeit im
sozialen Bereich
verlieh der Stadtrat von Orenburg 1996 Kogan den
Titel "Person des Jahres der Stadt Orenburg“ u. das Ministerium für
Volksbildung RF 1997 den Titel "Exzellenz in der
Bildung Russlands“. 2002 erhielt er für seine aktive
gemeinnützige Tätigkeit den Titel "Ehrenmäzen der
Stadt Orenburg“.
1998-2006 war Kogan Abgeordneter der gesetzgebenden
Versammlung des Gebiets Orenburg. Gleichzeitig war er 3
Jahre Abgeordneter des Stadtrats von Orenburg.
Staatsduma RF 1.0: 2003-11 war er
Abgeordneter der 4. u. 5. Staatsduma RF, stv.
Vorsitzender des Ausschusses für Budget/Haushalt u. Steuern,
Vorsitzender des Unterausschusses für Zollregulierung des
Ausschusses für Budget u. Steuern. Mitglied der Fraktion "Einiges Russland", 2008-16
Mitglied des General- u. Obersten Rats der Partei u. Mitglied der Arbeitsgruppe des
Präsidiums des Generalrats der Partei zum Schutz der
Rechte von Investoren u. Aktionären. Als Leiter des
von seiner
Partei initiierten Projekts "Svoj dom /
Eigenheim“ war Kogan auch an der Ausarbeitung des
Gesetzentwurfs "Zur Förderung der Entwicklung des
Wohnungsbaus“ beteiligt, der im Herbst 2011 von der
Staatsduma verabschiedet wurde. Im Zuge der Umsetzung dieser
Initiativen entstand in Russland eine neue Art bezahlbarer
Vorstadtimmobilien, wobei gleichzeitig Markt- u.
institutionelle Voraussetzungen für die Entwicklung des
Flachbaus in der RF geschaffen wurden. Flachbauprojekte gehören in Moskau u.
Umgebung zu den beliebtesten Produkten bei der Entwicklung
des Immobilienmarkts. Dank
der Arbeit der Initiativgruppe "Zum Schutz der Bürger“,
die in der Staatsduma mit direkter Beteiligung Kogans
gegründet wurde, konnten über 60 Tsd. Familien Wohnungen
erhalten. Ausserdem war Kogan Mitglied
der Regierungskommission für die Entwicklung des
Wohnungsbaus u. Mitglied der abteilungsübergreifenden
Arbeitsgruppe zum vorrangigen nationalen Projekt
"Bezahlbarer u. komfortabler Wohnraum für russ. Bürger“ im
Rahmen des Rats beim Präsidenten RF zur Umsetzung
vorrangiger nationaler Projekte u. der Demografiepolitik.
Als Teil
der interparlamentar. Gruppe
beteiligte sich Kogan
auch
aktiv an der Ausarbeitung des Zollkodex der Zollunion TKTS. Die
vorgeschlagenen Änderungen zum Entwurf des entsprechenden
Bundesgesetzes wurden von der Staatsduma in 3 Lesungen
angenommen. Anfang 2011 nahm die Zollunion Russlands,
Weissrusslands u. Kasachstans ihre Tätigkeit im Rahmen des
TKTS auf. Für
seine Verdienste um
die Entwicklung des Parlamentarismus u. seinen
bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der
Gesetzgebung der wurde ihm von Seiten der Staatsduma RF
mehrmals offiziell
gedankt. Ferner
war Kogan als Dozent an der "Kleinen Akademie für
staatl. Verwaltung" MAGU tätig.
Regierung des Moskauer Gebiets: 2012 war Kogan
Berater des Ministers für wirtschaftl. Entwicklung RF,
2012-15 Minister der Regierung des Moskauer Gebiets für Wohngemeinschaftsbau u.
baufällige u. havarierte Wohnungen, 2013-15 Leiter der
Hauptverwaltung des
Moskauer Gebiets für Staatl.
Wohnungsinspektion im Rang eines Ministers. 2015-18 war er
Minister für Ökologie u. Naturressourcenmanagement des
Moskauer Gebiets, das für die Koordination
u. Umsetzung mehrerer
wichtiger Umweltprojekte zuständig war,
einschliessl. des
brisanten Problems der Abfallsammlung u. -entsorgung.
Im Sept. 2018 wurde er Berater des Gouverneurs des Moskauer
Gebiets im Rang eines Ministers. Im März 2019 wurde er auf
Beschluss des Präsidiums des Polit. Rats der Moskauer
Gebietsabteilung der Partei "Einiges Russland“ zum 1. stv.
Sekretär gewählt.
Staatsduma RF 2.0: Seit Sept. 2021 ist er Abgeordneter der 8. Staatsduma RF, stv. Vorsitzender
des Ausschusses für Ökologie, natürliche Ressourcen u.
Umweltschutz. Seit 2022 Mitglied des Zentralstabs der "Alruss. Volksfront".
Kritik u. Sanktionen: Wegen
der Unterstützung für den Krieg des Kremls gegen
die Ukraine figuriert Aleksandr Kogans
Name auf der sog. "Putin-Liste", die vom
"Forum Freies Russland" geführt wird. Aufgrund
des von Putin im Feb. 2022
entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine
unterliegt
Kogan internationalen Sanktionen seitens zahlreicher
Staaten des Westens. Noch am 23. Feb.
2022 wurde er auf die Sanktionslisten der EU-Länder wegen
Handlungen u. Massnahmen gesetzt, die die territoriale
Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine
untergraben u. das Land destabilisieren. Am 24. Feb. 2022
wurde er auf die Sanktionsliste Kanadas
der "engen Mitarbeiter des Regimes“
gesetzt, weil er in der Staatsduma RF für die Anerkennung
der Unabhängigkeit der sog. "Volksrepubliken" von Doneck u.
Lugansk gestimmt hatte. Im März 2022 wurde er wegen
"Mitschuld an Putins Krieg“ gegen die Ukraine u. wegen
"Unterstützung der Bestrebungen des Kremls, in die Ukraine
einzumarschieren“ auf die Sanktionsliste der USA gesetzt.
Ausserdem erklärte das US-Aussenministerium, dass die
Abgeordneten der Staatsduma ihre Vollmachten nutzen, um
Andersdenkende u. polit. Gegner zu verfolgen, die
Informationsfreiheit zu verletzen u. die Menschenrechte u.
Grundfreiheiten der Bürger Russlands einzuschränken. In der
Folge wurde er aus ähnlichen Gründen auch von den
Sanktionslisten Grossbritanniens, der Schweiz, der
Ukraine, Australiens,
Neuseelands u. Japans
erfasst.)
KOGAN,
Vladimir Igorevich II
III IV V (1963-2019, gew.
russ. Unternehmer
u. Top-Bankier jüdischer Herkunft, USD-Milliardär. Absolvent des
Leningrader Instituts für Bauingenieurwesen mit der
Qualifikation als Automechaniker, danach arbeitete er im
Autodepot des Staatl. Komitees für Tourismus in Leningrad. Anfang der
1990er Jahre gründete u. leitete er mehrere
Handelsorganisationen. Medienberichten zufolge stand Kogan
damals einem informellen Kreis von Leningrader Ökonomen um
s. Anatolij Chubajs, s. Aleksej Kudrin, Ilja Juzhanov u.a. nahe. Letzterer wurde
1990 Mitglied des Lensowjet-Exekutivkomitees u. des von Chubajs geleiteten
Ausschusses für Wirtschaftsreform. 1995 verteidigte Kogan an der St.
Petersburger Staatsuniversität für Wirtschaft u. Finanzen
seine Dissertation zum Thema "Prognose des regionalen
Immobilienmarktes“ u. erlangte den Grad eines Kandidaten der
Wirtschaftswissenschaften. In
den 1990er Jahren wurde er Generaldirektor des
Handelshauses "Petrovskij", Vorsitzender
des Aufsichtsrats der "Industrial Construction Bank of
St. Petersburg", Mitglied des Rats für Fragen der
Bankentätigkeit bei der Regierung
RF u. Leiter des
"Bankiershause von St. Petersburg". 2001-6
Mitglied des Präsidiums des Vorstands der Russ. Union der
Industriellen u. Unternehmer. 2004 verkaufte er 75% der
Anteile der "Promstrojbank" an die "Vneshtorgbank" u.
arbeitete für die Bundesagentur für Bau- u. Wohnungswesen u.
Kommunalwirtschaft "Rosstroj". Ende 2004
wurde er zum stv. Leiter von "Rosstroj", 2005 zum
Direktor des Bundesunternehmens "Nordwestl. Direktion von
Gosstroj Russlands, Leiter der Direktion des Petersburger Hochwasserschutzdamms, u.
2008 zum Leiter einer
Abteilung des Ministeriums für regionale Entwicklung RF
ernannt. 2010 erwarb er zusammen mit zwei Partnern eine
100-prozentige Beteiligung an der Erdölraffinerie von Afipskij im Land
Krasnodar. 2012 übernahm er die Leitung von "Rosstroj". 2015
erwarb er eine Mehrheitsbeteiligung an der "Bank Uralsib" u. wurde Vorsitzender ihres Aufsichtsrats.
Vermögen: Nach Angaben der russ. Ausgabe
des Magazins Forbes wurde das Einkommen der Familie
Kogan 2011 mit 829,37 Mln. Rubel u. sein eigenes Vermögen 2013
mit 0,95 Mrd. USD beziffert. Im
Forbes-Ranking 2018 lag Kogan
mit einem Vermögen von 1,1 Mrd. USD unter
den reichsten Menschen Russlands auf Platz 91.
Kogan
verstarb nach einem Schlaganfall im
Juni 2019 in Moskau. Gemäss seinem
Testament wurde er im Einklang mit dem jüdischen
Bestattungsritual in Herzlia in der Nähe Tel Avivs neben dem
Grab seiner Mutter beigesetzt.)
KOGOGIN, Sergej Anatolevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV
XVI
XVII
XVIII
XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII
XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII (1957-, sowjet. Physiker u.
Ökonom-Bankier, russ. Top-Unternehmer u. Politiker in
Tatarstan. Absolvent der Fakultät für Physik der
Staatsuniversität Kazan, Tatarische ASSR, u. einer
Bankenschule. Kandidat der Wirtschaftswissenschaften. In der
Sowjetzeit arbeitete er als Fräsmaschinenbediener im Kazaner
Motorenwerk u. im Maschinenbauwerk Zelenodolsk, wo er
Ingenieur u. später Direktor war. 1999 wurde er Mitglied des
Verwaltungsrats des russ. Fahrzeugherstellers "KAMAZ", seit 2002
ist er Generaldirektor dieses Unternehmens in Naberezhnye Chelny,
Republik Tatarstan, u.
Ehrenbürger der Stadt. Seit Nov. 2009 ist
er auch Vorstandsmitglied von "AvtoVAZ". Im Ranking 2010 der
Top-Führungskräfte Russlands der Zeitung Kommersant
belegte er den 1. Platz in der Kategorie Maschinenbau.
In der Politik
war er 1999-2002 stv. Ministerpräsident, Minister für
Wirtschaft u. Industrie der Republik Tatarstan. Seit 2004 ist er
Abgeordneter des Staatsrats der Republik Tatarstan u.
Co-Vorsitzender des Zentralbüros
von Putins "Allruss. Volksfront" ONF.
Vermögen: Laut der Zeitschrift Finance belegte
Kogogin im Ranking 2010 der russ. Milliardäre mit einem
Vermögen von 3,3 Mrd. Rubel den 493. Platz. Kogogin ist
Eigentümer von 7,0662% der Aktien von "KAMAZ", deren Wert
auf 45 Mln. USD geschätzt wird. Diese Tatsache setzte ihn
auf den 11. Platz in der im Nov. 2018 vom Magazin Forbes veröffentlichten
Rangliste der "kapitalist. Direktoren".
Avtozaki von "KAMAZ": Von der Firma "KAMAZ" stammt
ein Teil der berüchtigten, schon in Sowjetzeiten
hergestellten u. als Gefängnis-Transportwagen eingesetzten
Fahrzeuge /Avtozaki II III IV V VI VII VIII/, die an die russ. Polizei, OMON, Rosgvardija, das Innenministerium, FSIN (Fotoserie) u.a. Strafverfolgungsbehörden ausgeliefert
werden, um sie für Häftlingstransporte zu verwenden oder bei
regierungskrit. Demonstrationen einzusetzen, um
gewaltsam eingefangene Kundgebungsteilnehmer
abzutransportieren u. in die Gefängnisse zu verbringen.
Massenweise wurden solche Avtozaki während der Anti-Putin-Proteste in Russland /II III/ u. 2020 während der
Anti-Lukaschenko-Proteste in Belarus, insbes. auf den Strassen von Minsk, in brutaler Weise
eingesetzt /II III IV V VI VII VIII XI, wobei aus dem
hier angezeigten Bildmaterial nicht hervorgeht, welche
Herstellermarke diese Wagen tragen – ein entsprechender Wagen zeigt im
Falle von Belarus das Emblem der Minsker Automobilfabrik/.
Aber solche Avtozaki /von "KAMAZ" u./oder "URAL"/ mit
Kampftruppen der "Rosgvardija" ausgerüstet fuhren auf russ.
Strassen offenbar ohne Nummernschilder oder
Erkennungszeichen /II/ herum, als sie während der
Protestzeit in Richtung belaruss. Grenze unterwegs waren.
Interview: In einem erstaunlich offenen Gespräch Kogogins mit s. Tina
Kandelaki vom Jan. 2022, das auf der Website von "KAMAZ"
veröffentlicht wurde, äusserte sich der "KAMAZ"-Chef besorgt
über die steigenden Preise auf dem internationalen
Chips-Markt u. in anderen Bereichen, die für sein
Unternehmen von Belang sind. Über Sanktionen sagte er, dass die
Sanktionen für Russland „wahrscheinlich
mehr Vorteile als Nachteile" hätten. Bereits 2014 habe man
alles getan, um zu verhindern, dass "KAMAZ" in die "rote
Zone“ gerät. Die Aufgabe habe darin bestanden,
den Anteil von "Rostec" zu reduzieren u. die Produktion
militär. Ausrüstung aufzugeben /sic/ – man habe dieses
Unternehmen vollständig aus "KAMAZ" herausgezogen u. die
Produktion rein militär. Ausrüstung eingestellt /sic/. So
habe man zuversichtlich sein können, dass es keine Anzeichen
für eine Aufnahme in die SDN-Liste gab. Nach der Verhängung
von EU-Sanktionen gegen "KAMAZ" wandte sich Kogogin nach
Beginn des Ukrainekriegs Ende Feb. 2022 per Video an die
Mitarbeiter, Partner u. Aktionäre mit einem entspechenden Aufruf,
sich davon nicht zu sehr beeindrucken zu lassen u. wie
gewöhnlich weiterzuarbeiten. Die Führung seines Unternehmens
habe sich in den letzten Jahren maximal bemüht, mit
entsprechenden Massnahmen in der Reorganisation dieser
Bedrohung zu entgehen. In Bezug auf vorrangige u.
vielversprechende Märkte für "KAMAZ" nannte Kogogin Kasachstan,
Usbekistan u. Turkmenistan. Einen besonderen Platz nehme
Belarus ein, wo sich die "KAMAZ"-Fahrzeuge im
internationalen Transport bestens bewährt hätten. Ein
weiterer Zielschwerpunkt liege auf der MENA-Region u. dem Nahen Osten. Auf
das Problem des Personalmangels u. insbes. auf den Ersatz
durch Häftlingsarbeit angesprochen, betrachte
Kogogin dieses
Problem eher als einen Akt der Nächstenliebe. "KAMAZ" biete
Arbeitsplätze auch für Menschen, die vom normalen Leben
abgeschnitten seien. Diese Menschen seien aber oft gut
ausgebildet u. hätten ein gutes Potenzial. Wenn man diesen
Menschen die Möglichkeit gebe, statt untätig in einer Zelle zu
sitzen, unter Bedingungen zu arbeiten, unter denen sie teilweise
in ein normales Leben zurückkehren können, sei dies seiner
Meinung nach einfach menschlich richtig.
Internationale
Sanktionen gegen Kogogin u. "KAMAZ":
Aufgrund des
von Putin im
Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine
verhängte
das Vereinigte Königreich im April persönl. Sanktionen gegen
Sergej Kogogin, dem vorgeworfen wurde, durch seine Rolle als
CEO des regierungsnahen Unternehmens "KAMAZ" von seiner Nähe
zum Kreml zu profitieren. Die von "KAMAZ" produzierten schweren
Fahrzeuge seien vom russ. Militär eingesetzt worden. Wegen
seiner "Mitschuld an der Entscheidung von Präsident Putin,
in ein friedliches u. souveränes Land einzudringen“, wurde
der "KAMAZ"-CEO im
Mai 2022 auf die Sanktionsliste Kanadas
gesetzt.
Von den kanad. Sanktionen betroffen war auch die Firma
"KAMAZ" selbst, weil
sie eine "Rolle bei der
Unterstützung für die Invasion von Präsident Putin in der
Ukraine“ gespielt habe. Im Juni 2022 wurden CEO Kogogin samt "KAMAZ"
u. 9 Tochtergesellschaften auf die US-Sanktionsliste gegen
Personen u. Unternehmen gesetzt, die "Putins Kriegsmaschine"
u. mit seinem Business "Aktivitäten im Verteidigungssektor
der russ. Wirtschaft“ unterstützen. Insbesondere stellte das
US-Finanzministerium fest, dass "KAMAZ"-Fahrzeuge vom russ.
Militär während des Angriffs auf die Ukraine eingesetzt
wurden. Im Juni 2022 wurde "KAMAZ" auch auf die
Sanktionslisten der EU gesetzt, weil das Unternehmen "die
Fahrzeuge KAMAZ-5350, KAMAZ-6350, KAMAZ 6560 herstellte, die von den
Streitkräften RF in der Ukraine eingesetzt wurden“. Durch
die "ungerechtfertigte militär. Aggression Russlands gegen
die Ukraine trage KAMAZ die Verantwortung für die
Unterstützung materieller oder finanzieller Handlungen, die
die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit
der Ukraine untergraben oder bedrohten“. Schon zuvor war
"KAMAZ" aufgrund der Zugehörigkeit zum "Rostec"-Konzern
wegen Beteiligung Russlands am Krieg im Donbass auf die
Sanktionsliste gesetzt
worden. Aus
ähnlichen Gründen stehen Kogogin u. die "KAMAZ" auf den
Sanktionslisten Japans, Australiens, Neuseelands sowie der
Ukraine u. der Schweiz. All dies hinderte den Unternehmer
offenbar nicht, 2024 sog. Vertrauter des
Präsidentschaftskandidaten RF V. Putin zu werden.)
KOENEN,
Gerd II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII (1944-, dt. Publizist u.
freiberuflicher Historiker, dessen Hauptarbeitsgebiet die
dt.-poln. u. dt.-russ. Beziehungen im 20. Jh. u. die
kritische Geschichte des Kommunismus sind. Er studierte
ab 1966 in Tübingen Romanistik, Geschichte u. Politik. Ende der
1960er Jahre trat er dem sich damals radikalisierenden
"Sozialistist. Deutschen Studentenbund" SDS bei u. wechselte
1968 nach Frankfurt am Main, wo er 1972 das Staatsexamen in
Geschichte u. Politik ablegte. 1973 trat er dem neu
gegründeten "Kommunist. Bund Westdeutschland" KBW bei, einer
straff organisierten, maoist. orientierten K-Gruppe, unter
deren Einfluss er 1974 sein Promotionsvorhaben aufgab, um
sich stattdessen der „revolutionären Betriebsarbeit“ zu
widmen u. ab 1976 die Kommunistische Volkszeitung des
KBW zu redigieren. 1982 trat er aus dem KBW aus, dessen
Auflösung er zuvor gefordert hatte. Er engagierte sich in
der 1980 entstandenen polnischen Widerstandsbewegung
"Solidarnoœæ", über die er gleichzeitig publizierte. 1985 erschien sein erstes Polen- u.
Russland-bezogenes Buch "Der unerklärte Frieden.
Deutschland - Polen - Russland. Eine Geschichte." 1988-90 war der Alt-68er Redaktor
der von Daniel Cohn-Bendit herausgegebenen Zeitschrift Pflasterstrand.
In mehreren Veröffentlichungen widmete sich
Koenen später der Geschichte des literar. Personenkults etwa
im Buch "Die grossen Gesänge – Lenin, Stalin, Mao Tsetung"
von 1991 u. der Wahrnehmung des revolutionären Russland in
Deutschland, so 1998 in einem von ihm herausgegebenen
Sammelband mit dem Titel "Deutschland u. die russ. Revolution
1917-1924" /II/, zusammen mit Lev Kopelev. Einer breiteren
Öffentlichkeit wurde Koenen mit seinen Büchern "Was war der Kommunismus" als Utopie
der Säuberung /1998 II/ u. der autobiographisch geprägten
Schilderung der linksradikalen Szene der 1970er Jahre in "Das rote Jahrzehnt" /2001 II/ bekannt. Koenen promovierte
schliesslich 2003 an der Universität Tübingen zum Dr. phil.
mit einer Dissertation zum Thema "Rom oder Moskau – Deutschland, der
Westen u. die Revolutionierung Russlands 1914-1924". Das
Werk wurde später in überarbeiteter, ergänzter u. gekürzter
Form unter dem Titel "Der Russland-Komplex" /II/ verlegt. Gemeinsam mit dem russ.
Philosophen s. Mikhail Ryklin erhielt Koenen 2007 den
"Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung". 2017 erschien
sein als Hauptwerk geltendes Buch "Die Farbe Rot – Ursprünge u. Geschichte
des Kommunismus." /II/, u. 2023 erschien sein Buch "Im Widerschein des Krieges. Nachdenken
über Russland." /II III IV-video
V-video.
In diesem von den Rezensenten gelobten Buch findet auch die
Reflexion über Putin-Russland seinen
gebührenden Platz. Rezensent Stefan Plaggenborg liess
sich bei der Buchlektüre vom aufklärerischen „Furor“ der
Beschreibungen durchaus mitreissen, mit dem Koenen das
wahnsinnige System Putins auseinandernimmt. Koenen gehe
davon aus, dass sich Putins Russland durch den Ukrainekrieg
selbst ruinieren wird. Putins Vernichtungskrieg gegen die
Ukraine sei von Obsessionen getrieben, schrieb Rezensent
Christian Thomas. Seine Revision der Geschichte werde nicht
etwa von einer kohärenten Ideologie angestiftet, sondern sei
von einer historischen Mythologie getrieben. Diesem Mythos
entsprechend seien „Kriege für Putin von Anfang an das
Mittel der Wahl gewesen, um die schwelende Unzufriedenheit
über die grellen sozialen Unterschiede u. über die manifeste
Willkür, Korruption u. Dysfunktionalität der staatlichen
Organe immer von Neuem in die Kanäle eines aufgeputschten
Machtstaats- und Grossmachtstolzes umzulenken.“ Diese auf
„Selbstmystifikation“ basierende „Selbstfaszination“ sei für
Putin unverhandelbar. Dem „Russland-Komplex“ erlegen seien
weiterhin Konservative ebenso wie Putinisten in der AfD oder
bei den Linken. Es handle sich um einen komplementären
„Komplex“, eine Querfront psychologisch u. politisch, die
die Ukraine weiterhin zur Verfügungsmasse Russlands erkläre.
Putin munitioniere seinen Vernichtungsfeldzug gegen die
Ukraine mit Lügen. Von Putin-Propagandisten seien moralische
Standards nicht zu erwarten. „Neutralität sei keine Option“,
u. zwar schon deswegen nicht, weil Putin sich bei seinem
Krieg gegen die Ukraine in nichts weniger gestürzt habe als
in einem „Endkampf gegen die Realität“. Ein anderer Rezensent kommentierte Koenens
bedrückende Perspektive dahingehend, dass Putin mit seinem
von fundamentalen eigenen Irrtümern begleiteten Krieg wohl
nicht aufhören könne, weil er sich selbst den möglichen
Rückzug versperrt habe: „Er muss weitermachen – mit der
einzigen Hoffnung, dass die Verwüstungen auf Seiten des
Gegners u. seiner westlichen Unterstützer“ noch
katastrophischer sein werden als die, die dieser Krieg u.
der Abbruch vieler internationaler Austauschbeziehungen für
Russland selbst bedeuten werden.“ Das Buch enthält ausserdem
eine scharfe Kritik der „deutschen
Putin-Blindheit".)
KOZHEVNIKOVA,
Galina Vladimirovna
(1974-2011,
gew. russ. Historikerin, Forscherin für Nationalismus u.
Xenophobie, Menschenrechtsaktivistin.
Absolventin des Instituts für Geschichte u. Archivwesen
RGGU mit einem Abschluss in Geschichte u.
Archivwissenschaften. Ab 1995 war sie als Mitarbeiterin
des 1991 in Moskau gegründeten Informations- u. Forschungszentrums "Panorama".
Sie erforschte die Strukturen u. Aktivitäten der föderalen
Exekutivorgane u. der Behörden der Staatsmacht der
Subjekte der RF u. beteiligte sich an der Erstellung der
Website "Bundesorgane“. 1997 wurde sie Doktorandin am
Lehrstuhl für Geschichte staatl. Institutionen u. öffentl.
Organisationen des Instituts für Geisteswissenschaften der
Russ. Staatsuniversität für Geisteswissenschaften RGGU.
Ihr wissenschaftl. Interessenschwerpunkt war die
Militärgeschichte Russlands Ende des 19. - Anfang des 20.
Jhs. 2000 verteidigte sie ihre Doktorarbeit zum Thema
"Neuorganisation der Führung u. Kontrolle der russ. Armee
am Vorabend des 1. Weltkriegs 1910-1914“, Kandidatin der
Geschichtswissenschaften. Sie gehörte zu
den Gründern des Informations- u. Analysezentrums "SOVA", das 2002 von Mitarbeitern der
"Moskauer Helsinki-Gruppe" u. des Forschungszentrums
"Panorama" errichtet wurde u. war sein stv. Direktor. Sie
war Expertin für Probleme des Nationalismus u. der
Xenophobie in Russland auf Grani.ru. Sie sprach bei
Treffen der OSZE, war eine aktive Kämpferin gegen die
Diskriminierung des tschetschen. Volkes in Russland, nahm
immer wieder an offenen Diskussionen mit nationalen
Extremisten teil u. erhielt Drohungen. 2009 erhielt sie
den Moskauer Helsinki-Gruppenpreis für den Schutz der
Menschenrechte. Sie veröffentlichte, teilweise als
Co-Autorin, mehrere biographische Enzyklopädien über
Strukturen u. Führungspersonen des russ. Staates u.
publizierte über ethnische u. religiöse Intoleranz in der
russ. Presse,
radikalen russ. Nationalismus, aggressive
Fremdenfeindlichkeit sowie über feindselige
Sprache bei Wahlkampagnen u. Wahlen in Russland.
Verstorben im März
2011 in
Moskau im Alter von
37 Jahren nach langer schwerer Krankheit.)
KOZHEMJAKO, Oleg Nikolaevich II III (1962-, russ.
Unternehmer u. Staatspolitiker, z.Zt. Gouverneur des Landes Primorje. Nachdem er an
der Vladivostoker Hochschule für Bauwesen des
Verteidigungsministeriums der UdSSR, heute Primorsker
Polytechnisches College, studiert hatte, schloss er sein
eigentl. Studium an einer technischen Schule in Khabarovsk
ab. In der 2. Hälfte der 1980er Jahre studierte er noch an
einer Handelsschule mit Schwerpunkt
Wirtschaftswissenschaften, die er 1992 abschloss. Inzwischen
gründete er zwei verschiedene Verkaufs- u.
Produktions-Genossenschaften.
In den 1990er Jahren stieg er zum Hauptaktionär
u. Vorstandsvorsitzenden einer Schleppnetzflotte in Primorje auf.
Seit den
1990er Jahren war Kozhemjako als Freund u. Verbündeter des
Gouverneurs von Primorje s. Evgenij Nazdratenko bekannt, der
mit
seinem Team - zu dem auch Oleg Kozhemjako gehörte - laut Berichten der Zeitung Izvestija
in
mafiöse Machenschaften verwickelt gewesen sein soll.
Präsident s. Boris Elcyn beauftragte
damals den Leiter der
Hauptkontrolldirektion des Präsidenten RF, Vladimir Putin,
mit der Untersuchung der „Gesetzlosigkeit des Fischfangs“,
wobei über die Ergebnisse der Prüfung nicht berichtet wurde.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Kamtschatka wurden
2002 zwei Strafverfahren gegen Mitarbeiter der PBTF
eingeleitet, wobei das Unternehmen Kozhemjakos Geldstrafen erhielt u. 3560
Tonnen illegal gefangener Fisch beschlagnahmt wurden. 2018
verkaufte die Familie von Kozhemjako, der zu dieser Zeit
Gouverneur von Sakhalin war, die PBTF an das Unternehmen
"Insel Sakhalin", das mit dem Ex-Senator von Sakhalin,
Aleksandr Verkhovskij, verbunden war.
Politik:
Bei
den Wahlen zur
gesetzgebenden Versammlung des Landes Primorje von
2001 wurde Oleg Kozhemjako zwar als Abgeordneter
gewählt. Da aber von insgesamt 39 Bezirken die Wahlen nur in 18
als gültig anerkannt wurden, wurde keine neue /3./ Einberufung des
Parlaments gebildet u. die Abgeordneten der 2. Versammlung
setzten ihre Arbeit fort, während die neu gewählten 18
Abgeordneten nur an Sitzungen ohne Stimmrecht teilnehmen konnten. Nach der
Nachwahl der Abgeordneten der 3. Einberufung im Juni 2002 trat Kozhemjako dem
Ausschuss für Lebensmittelpolitik u. Umweltmanagement bei.
Föderationsrat RF: Als der Sitz des Vertreters der gesetzgebenden
Versammlung des Landes Primorje im Föderationsrat RF vakant
geworden war, ging Kozhemjako
in einer
Art Kampfwahl im Nov. 2002 als Sieger hervor, obwohl sich die
Regionalverwaltung unter der Leitung von Sergej Darkin
seiner Kandidatur widersetzte. Kozhemjakos
Wahl wurde jedoch von Abgeordneten sichergestellt, die dem
Ex-Gouverneur Evgenij Nazdratenko nahestanden. Gleichzeitig
verzichtete Kozhemjako
auf sein Mandat als Abgeordneter der gesetzgebenden
Versammlung von Primorje u. wurde im Dez. 2002 vom
Vorsitzenden des Föderationsrats RF s. Sergej Mironov bestätigt. Dort wurde
er Mitglied des Ausschusses für natürliche Ressourcen u.
Umweltschutz, der Kommission für Jugendangelegenheiten u.
Sport sowie der Kommission für Informationspolitik.
Gouverneurswahlen
von Kamtschatka: Ende Sept. 2004 trat Kozhemjako auf
eigenen Wunsch als Senator für die gesetzgebende Versammlung
des Landes Primorje zurück, obwohl er nach dem Gesetz bis
Juni 2006 in diesem Amt hätte verbleiben können.
Gleichzeitig liess er sich für die Wahl zum Gouverneur von
Kamtschatka registrieren. Im Dez. 2004 verpasste er jedoch
den Wahlsieg, da sein Hauptkonkurrent, der amtierende
Gouverneur s. Mikhail Mashkovcev, wiedergewählt wurde.
Gouverneur
des Autonomen Kreises der Korjaken: Ende 2004 bot der
Gouverneur des Autonomen Kreises der Korjaken,
s. Vladimir Loginov, Oleg Kozhemjako das Amt eines
Vizegouverneurs an. Nach der Entlassung
Loginovs als Gouverneur des Autonomen
Kreises der Korjaken durch ein Dekret von
Präsident RF V. Putin aufgrund
des Verlusts des
Vertrauens des Präsidenten RF
im März wurde Vizegouverneur Kozhemjako von Putin zum
amtierenden Gouverneur des Autonomen
Kreises ernannt. Im April legte Präsident
Putin der Duma des Autonomen Kreises der Korjaken die
Kandidatur Oleg Kozhemjakos zur
Prüfung vor, wobei die 12
Abgeordneten dieser Duma Kozhemjako
einstimmig als neuen Gouverneur dieses Autonomen Kreises im Amt bestätigten.
Anfang Juli 2007 trat Kozhemjako im
Zusammenhang mit der Vereinigung des AK der Korjaken mit dem
Gebiet Kamtschatka - wobei ein neues Subjekt RF, das
Land Kamtschatka, entstand - von seinem Amt als Gouverneur
des AK zurück. Statt dessen wurde er Mitglied der
Beratungskommission des Staatsrats RF u. erhielt den Posten
eines Assistenten des Leiters der Verwaltung des Präsidenten
RF.
Gouverneur
des Gebiets Amur: Im Okt. 2008 trat der Gouverneur des
Gebiets Amur s. Nikolaj Kolesov nach einer Reihe von
Korruptionsskandalen zurück. Präsident RF s. Dmitrij
Medvedev nahm den Rücktritt an u. ernannte gleichzeitig Oleg
Kozhemjako per Dekret zum amtierenden Gouverneur des
Gebiets. Ebenfalls legte Präsident Medvedev der gesetzgebenden Versammlung des
Gebiets Amur die Kandidatur Oleg
Kozhemjakos zur Prüfung vor, wobei die Amtsvollmachten Kozhemjakos als
neuem Gouverneur des Gebiets Amur von
22
Abgeordneten der gesetzgebenden
Versammlung des Gebiets Amur bestätigt
wurden, während 9 Abgeordnete dagegen
stimmten. Im
Aug. 2011 beschloss Kozhemjako, an den Vorwahlen der
kremlnahen Partei "Einiges Russland“ für einen Sitz als
Abgeordneter der 6. Staatsduma RF aus dem Gebiet Amur
teilzunehmen u. belegte bei der Nominierung den 1. Platz. Im
Dez. 2011 wurde er gewählt, lehnte das Mandat jedoch ab. Im Juli 2012
nominierte der Regionalzweig Amur von "Einiges Russland“
Kozhemjako auf der Grundlage der Ergebnisse der
parteiinternen Vorwahlen als Kandidaten für das Amt des
Gouverneurs des Gebiets Amur, wobei er die Wahl im Okt.
dieses Jahres mit einem Ergebnis von 77,28% der Stimmen gewann.
Gouverneur
von Sakhalin: Im März 2015 wurde Kozhemjako per Dekret
des Präsidenten RF V. Putin zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Sakhalin
anstelle von s. Aleksandr Khoroshavin ernannt, der aufgrund
des Verlusts des
Vertrauens des Präsidenten RF seines Amts
als Oberhaupt des Gebiets enthoben wurde. Im Sept. 2015
wurde er in einer vorgezogenen Wahl mit einem Ergebnis von
67,8% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 37,59% zum
Gouverneur von Sakhalin gewählt.
Gouverneur
der Landes Primorje: Im Sept. 2018 wurde Kozhemjako
zum amtierenden Gouverneur des Landes Primorje ernannt. Er
kündigte an, dass er als selbstnominierter Kandidat an der
Wahl zum Gouverneur des Landes Primorje teilnehmen werde. Im Dez. 2018
wurde die Wiederholungswahl zum Gouverneur des Landes Primorje von Kozhemjako gewonnen.
Kozhemjako ist bisher der
einzige russ. Gouverneur, der 4 regionale Subjekte der RF
leitete. Er gilt als der erfahrenste Gouverneur des Landes,
der für ein Gebiet im
Fernen Osten Russlands mit so vielen
Herausforderungen zuständig ist, dessen Hauptstadt
Vladivostok ist u. das 4x so gross wie die Schweiz ist u. an
China u. Nordkorea grenzt.
Sekretär der Regionalabteilung
der Partei "Einiges Russland“ des Landes Primorje.
2006-7,
2009, 2013, 2015-16, 2018-19 u. 2020 war Kozhemjako Mitglied
des Präsidiums des Staatsrats RF.
Ukrainekrieg 2022, Eintrag in der
ukrain. "Mirotvorec“-Datenbank u. Sanktionen: Gouverneur Oleg Kozhemjako ist ein
aktiver Unterstützer der "Speziellen Militäroperation"
Russlands in der Ukraine, in Russland meistens nur "SVO"
genannt. So wurden vermutlich auf seine Initiative in
Primorje mehrere
freiwillige Söldnereinheiten mit der Bezeichnung "Tiger“
gebildet u. ins Kriegsgebiet des Donbass geschickt,
wobei für deren Unterhalt viel Geld, z.B. für moderne
Spezialausrüstung u. Gehälter,
aufgewendet wurde. Bemerkenswert
ist dabei die Tatsache, dass Kozhemjako laut einer Nachricht
von delta.ru
vom Okt. 2022 die Bewohner von Primorje aufgerufen habe,
Autos an die Front zu schicken. Der Gouverneur von Primorje habe selbst
7
Kraftwagen, die offenbar
aus Japan importiert worden seien, für
die Front gekauft
u. die Einwohner von Primorje aufgerufen, seinem Beispiel zu
folgen: „Meine
Familie u. ich haben bereits fünf dieser Autos gekauft u.
verschickt. Wir bereiten zwei weitere für den Versand vor“,
habe Kozhemjako verlautbart. „Wer
die Möglichkeit hat, solche Fahrzeuge zur Verfügung zu
stellen, wir nehmen sie am DOSAAF-Standort
in Empfang“, sagte er. Wie delta.ru weiter
schrieb, habe
Gouverneur Kozhemjako in einer Videobotschaft über die
Unterstützung der Regionalverwaltung für seine in der
Ukraine kämpfenden Landsleute gesprochen u. darauf
hingewiesen, dass finanzielle Unterstützung für die Soldaten
aus Primorje über
die Wohltätigkeitsstiftung "Rodnye ljudi" oder die
Primorje-Zweigstelle der DOSAAF bereitgestellt werden
könne. Der Chef von Primorje habe alle
Landsleute zur Hilfe für die kämpfenden Soldaten in der
Ukraine aufgerufen. „Gestern
hat ein grosser Geschäftsmann angerufen. Ich habe
ebenso beschlossen, einen grossen Geldbetrag zu
überweisen“, hielt der Gouverneur in seinem
"Telegram"-Kanal fest. Im Übrigen wurde /von einer
unauthorisierten bzw. unbestätigten Quelle/ darauf
hingewiesen, dass Kozhemjakos Sohn Nikita trotz seiner
begehrten militär. Spezialausbildung als
Aufklärungsmaschinengewehrschütze nicht zum Dienst in
der Kampfzone angetreten sein soll. Wie ProstoMob.com berichtete, habe es auch
einen kuriosen Vorfall beim Test einer Drohne gegeben. Kozhemjako
habe auf "Telegram " ein Video mit Tests der Drohne veröffentlicht. Der
Gouverneur habe dabei behauptet, dass die Drohne von einer
Gruppe von Wissenschaftlern aus Primorje entwickelt worden
sei; 55% der Komponenten der Drohne würden in Russland
hergestellt. Die im Video aufgenommene Drohne sei
jedoch von Experten als "Raefly VT260" des chinesischen
Unternehmens "CUAV Tech" identifiziert worden. Die Bewohner
von Primorje hätten daraufhin begonnen, sich über den Leiter
der Region lustig zu machen u. hätten Kozhemjako
vorgeworfen, Haushaltsmittel „gekürzt“ zu haben. Kozhemjako
habe sich von den kritischen Argumenten der Leute jedoch
nicht verwirren lassen; der Beamte habe weiterhin darauf bestanden, dass das
Flugzeug von einheimischen Wissenschaftlern entwickelt
worden sei. Das chines. Unternehmen "CUAV Tech", dessen
Drohne in dem vom Gouverneur veröffentlichten Video zu sehen
ist, sei gegen den Krieg u. verbiete den Einsatz seiner
Flugzeuge für militärische Zwecke, hiess es. In einem Interview mit dem Gouverneur vom Aug.
2023, in dem das Thema der toten SVO-Soldaten aus Primorje
angeprochen wurde, gab Kozhemjako
zu, dass „viele"
Teilnehmer der "Speziellen
Militäroperation" aus
dem Land Primorje in
der Ukraine ums Leben gekommen seien u.
dass die vorgeschlagene Idee der Errichtung eines Denkmals
zu Ehren dieser Soldaten „eine
gute Sache" wäre, die „zu
unterstützen" sei.
Im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten
russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine
wurde
Kozhemjako im Mai
2022 in die Datenbank der ukrain. Website "Mirotvorec" eingetragen. Dem Projekt
des "Zentrums für die Forschung über Anzeichen von
Verbrechen gegen die nationale Sicherheit der Ukraine, gegen
den Frieden, die Humanität u. das Völkerrecht“ zufolge wird
dem Gouverneur "Angriff auf die Souveränität u. territoriale
Integrität der Ukraine“, "Beteiligung am Angriff des
faschist. Russlands auf die Ukraine am 24. Feb. 2022“ u.
"Mittäterschaft bei Verbrechen der russ. Behörden gegen die
Ukraine u. deren Bürger“ vorgeworfen.
In seinem "Telegram"-Kanal kommentierte dies der Gouverneur
hämisch, dass er froh sei, wegen
seines Besuchs im Donbass von der Datenbank der Website
"Mirotvorec“ in der Ukraine neben anderen
angesehenen Personen aufgenommen
worden zu sein. Aber die
"Volksrepubliken Lugansk u. Doneck" seien „unabhängige
Staaten". Daher hätte „es
uns noch gefehlt, die derzeitige ukrain. Führung, die uns
feindlich gesinnt ist, zu fragen, wohin wir fahren sollen.
Wir sind gefahren u. werden auch weiterhin fahren. Auf
dieser ungesetzlichen Site gibt es viele anständige Leute.
Ich freue mich aufrichtig, mich ihnen anzuschliessen. Ich
diene Russland!" Zuvor hatte der Gouverneur von Primorje
mindestens zweimal im Rahmen einer "humanitären Mission" das
Gebiet der SVO besucht. Wegen
seiner Unterstützung des Ukrainekriegs des Kremls
figuriert Oleg Kozhemjakos
Name ausserdem auf der sog. "Putin-Liste", die vom
"Forum Freies Russland" geführt wird.
Sanktionen:
Im
Okt. 2022 wurde Oleg
Kozhemjako von
der Ukraine mit Sanktionen
belegt, weil er "die Politik der RF unterstützt
u. gebilligt hat, die die Durchführung von
Militäroperationen u. Völkermord an der
Zivilbevölkerung in der Ukraine, eine gewaltsame
Veränderung, den Sturz der Verfassungsordnung,
die Übernahme der Staatsgewalt u. Veränderungen
am Territorium oder an der Staatsgrenze der
Ukraine sowie den Eingriff in die territoriale
Integrität u. Unverletzlichkeit der Ukraine bezweckt,
der ihren Frieden, ihre Stabilität, Sicherheit,
Souveränität u. Unabhängigkeit bedroht, oder
sich an solchen Handlungen beteiligt hat".
Im Nov. 2022 kündigte Kozhemjako an, dass Studenten
der regionalen Universitäten rekrutiert werden
sollen, um Drohnen zu fertigen: „Bis
Ende Monat werden wir 100 Stück gebaut haben". Im
Feb. 2023 wurde er vom
US-Aussenministerium auf die Sanktionsliste von
Personen gesetzt, die an "der Durchführung russ.
Operationen u. Aggressionen gegen die Ukraine sowie
an der illegalen Verwaltung der besetzten ukrain.
Gebiete im Interesse der RF“ beteiligt sind, u.
insbes. wegen des "Aufrufs der Bürger zum Krieg in
der Ukraine“. Andere westl. Staaten schlossen sich
den US-Sanktionen
gegen Kozhemjako
wie
in anderen vergleichbaren Fällen von russ.
Gouverneuren bisher nicht an.)
KOZHIN, Vladimir Igorevich
II III IV
V VI
VII VIII
IX
(1959-, russ. Elektroingenieur, hochrangiger
Kreml- u- Putin-naher Staatsbeamter u. -politiker, z.Zt.
Senator RF. Absolvent des Leningrader Elektrotechnischen
Instituts namens "V.I. Uljanov/Lenin" mit einen Abschluss
als Ingenieur u. einer Dissertation zum Thema
"Pulseigenschaften von Hochspannungstransistoren auf der
Basis von leicht dotiertem Galliumarsenid“. In den 1980er
Jahren arbeitete er als Ausbilder u. Abteilungsleiter beim
Leningrader Komsomol
u. als leitender Ingenieur
in einer Firma u. absolvierte einen Stage
in Deutschland an der Handelshochschule der Akademie für
Aussenhandel – einer Version zufolge handelte es
sich um eine KGB-Deckung. In den 90er Jahren gründete er in
seiner Firma eine Abteilung für
Aussenwirtschaftsbeziehungen, wurde Direktor eines
russ.-polnischen Joint Ventures, Generaldirektor der
Vereinigung der Joint Ventures von St. Petersburg, Leiter
des Nordwestl. Regionalzentrums des Föderalen Dienstes für
Währungs- u. Exportkontrolle
u. Leiter dieses Dienstes in Moskau
selbst u. schloss sein
Studium an der Nordwestl. Akademie für Staatsdienst ab. 2005 verteidigte er an der
Wirtschafts- u. Finanzuniversität St. Petersburg seine
Doktorarbeit zum Thema "Geldpolitik der Bank von
Russland u. Wirtschaftswachstum“. Ab 2000 war er Mitglied des "Russ. Organisationskomitees Pobeda¨. 2000-14
war er Leiter des 1993 gegründeten Kontrolldirektorats der Präsidialverwaltung
UDP RF, ab 2004 Vorsitzender des
Präsidentenrats des Olymp. Wintersportverbands u.
Leiter des Organisationskomitees für die Vorbereitung der
wichtigsten Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Feier
des 60. Jahrestags des Siegs im "Grossen Vaterländ. Krieg
1941-45", ab
Dez. 2005 Vizepräsident des Russ. Olymp. Komitees. 2007 wurde er
Vorsitzender des Organisationskomitees für die Gründung der
nach s. Boris Elcyn benannten Präsidentenbibliothek, Mitglied
des Aufsichtsrats des Organisationskomitees "Sotschi-2014"
u.
Mitglied des Präsidiums des Rats beim Präsidenten RF für die
Entwicklung von Körperkultur u. Sport, Spitzensport sowie
Vorbereitung u. Durchführung der XXII. Olymp. Winterspiele
u. XI. Winterparalympics-Spiele 2014 in Sotschi. Seit 2007 war
er auch Mitglied des Organisationskomitees für die
Vorbereitung u.
Einrichtung des Vorsitzes der RF im
Asien-Pazifik-Forum für wirtschaftl. Zusammenarbeit im Jahr
2012 sowie Mitglied des Organisationskomitees für die
Vorbereitung u. Einrichtung des Vorsitzes der RF in der
Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in den Jahren
2008-9, ferner Mitglied des Kuratoriums der Allruss.
Gesellschaft für Körperkultur u. Sport "Dynamo“. 2014-18
Assistent des Präsidenten RF für militär.-technische
Zusammenarbeit. 2010 wurde Kozhin als Nachfolger von s.
Jurij Luzhkov als Bürgermeister von Moskau vorgeschlagen. Mitglied
der kremlnahen Partei "Einiges Russland".
Korruptionsvorwürfe:
Laut Novaja gazeta erwarb Kozhin 2009 77`100 m² Land
am Ufer des Moskva-Flusses, 25 km von der Hauptstadt
entfernt, zu einem Preis von nur 50 USD pro 100 m², obwohl die
wirklichen Kosten für 100
m² in dieser Gegend bei 50 Tsd. USD
liegen. Im Zusammenhang mit Korruption, persönl.
Bereicherung auf Kosten des Staatshaushalts u. illegalen
Tätigkeiten wurde Kozhin auch von der sog.
"Putin-Liste" des "Forums Freies Russland"
erfasst, wo diese Aktivitäten im Detail beschrieben werden.
Nach inoffiziellen Informationen ist Kozhin
FSB-Generalleutnant.
Bekanntschaft mit Putin u. dessen St. Petersburger Amigos:
Kozhin lernte V. Putin Anfang der 1990er Jahre kennen, als
dieser als Vorsitzender des Komitees für Aussenbeziehungen des
St. Petersburger Rathauses arbeitete, wo er alle
aussenwirtschaftl. Aktivitäten der Region überwachte. Kozhin war
ein aktiver Teilnehmer der Leningrader Vereinigung der Joint
Ventures, die mit Unterstützung des Leningrader Gebietskomitees
der KPdSU u. der Gebietsverwaltung des KGB – deren Führung s.
Jurij Kovalchuk u. s. Vladimir Jakunin, Putins zukünftige
Partner in der legendären Datschengenossenschaft "Ozero“,
angehörten – gegründet wurde. 1991 stellte Kozhin Putin seinen
langjährigen Bekannten s. Gennadij Timchenko vor, der später zu
einem einflussreichen Mitglied der "Putin-Oligarchie“ wurde. Im
Mai 1995 schloss Kozhin sich der polit. Bewegung "Unser Zuhause
ist Russland“ NDR an, dessen Vorsitzender des St. Petersburger
Regionalrats V. Putin war. Als Leiter des Nordwestl.
Regionalzentrums des Föderalen Dienstes für Währungs- u.
Exportkontrolle u. dann der gesamten Abteilung blieb Kozhin
gemäss "Forum Freies Russland" für eine Reihe korrupter
Lobbyentscheidungen in Erinnerung, einschliesslich etwa der
Steuerbefreiung für "Otis Elevator" u. "Rotmans Tobacco" /USA/.
Ausserdem wurden ihm schwerwiegende finanzielle
Unregelmässigkeiten u. die Verwendung von Haushaltsmitteln für
persönl. Zwecke vorgeworfen, in deren Zusammenhang die
Staatsanwaltschaft Strafverfahren eröffnete, die jedoch dank
einflussreicher Gönner alle eingestellt wurden. Das
Hauptergebnis von Kozhins 14-jähriger Arbeit als Leiter des Kontrolldirektorats
der Präsidialverwaltung UDP RF
sei gemäss "Freies Forum Russland" die Bildung von "Putins
Eigentum“ im Wert von mehreren Mrd. USD gewesen; nach
offizieller Schätzung allein für den "offenen" Teil davon
betrage das Vermögen etwa 200 Mrd. USD. Der Hauptbestandteil des
Vermögens bilde eine grosse Anzahl von materiellen Objekten u.
Immobilien, einschliesslich solcher, die sich im Staatseigentum
befinden; also es geht um die Übertragung von Bundeseigentum in
das persönl. Eigentum des Präsidenten RF. Das UDP unter Kozhin
habe dabei in einigen Fällen eine zentrale Rolle gespielt, wobei
der Prozess des Besitzerwechsels manchmal auch zur physischen
Zerstörung einzigartiger Kulturgüter, die unter dem Schutz der
UNESCO standen oder stehen, geführt habe. Medien, investigative
Blogger u. Oppositionspolitiker haben wiederholt auf den
zweifelhaften oder korrupten Charakter vieler Projekte u.
Transaktionen hingewiesen, die unter Beteiligung des UDP
durchgeführt oder von Kozhin persönlich überwacht wurden (das
"Forum" nennt einige prominente Beispiele/. Im März 2014,
unmittelbar nach der Annexion der Krym durch Russland, fand
durch die UDP unter Kozhins Leitung eine Überprüfung ukrain.
Staatseinrichtungen, Wohnhäuser u. Hotels auf dem Gebiet der
Halbinsel Krym im Hinblick auf die Registrierung als russ.
Eigentum statt. Als indirekter Beweis für Kozhins Mittätigkeit
an den kriminellen Aktivitäten des Putin-Regimes sei, wie
in solchen Fällen üblich, die Verleihung der höchsten staatl.
Auszeichnungen, darunter diverse Ehrenorden, der Orden "Für
Verdienste um das Vaterland“ IV, III u. II, der
Freundschaftsorden u. der Aleksandr-Nevskij-Orden.
Mitglied
des Föderationsrats RF: Im Sept. 2018 übertrug der für
eine neue Amtszeit wiedergewählte Moskauer Bürgermeister s.
Sergej Sobjanin Vladimir Kozhin die Befugnisse eines
Mitglieds des Föderationsrats RF als Vertreter des Moskauer
Bürgermeisteramts. Dort
war er 1. stv.
Vorsitzender des Ausschusses für
Verteidigung u. Sicherheit u. ist jetzt stv.
Vorsitzender des Ausschusses für
Verfassungsgesetzgebung u. Staatsaufbau.
Sanktionen: Aufgrund
der Unterstützung der Verletzung der territorialen
Integrität der Ukraine während des russ.-ukrain. Kriegs
unterliegt Kozhin persönlichen internationalen
Sanktionen der EU, USA, Grossbritanniens u. einer
Reihe anderer Länder. Im
März 2014 wurde Kozhin als einer der direkten Komplizen der
Aggression Russlands gegen die Ukraine u. der Annexion der Krym
auf die Sanktionsliste der USA besetzt. Einer Reihe von
Analysten zufolge war Kozhins baldiger Rücktritt vom Posten des
UDP auf Sanktionsprobleme zurückzuführen. Im März 2022 wurde er vor dem
Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine
wegen "Unterstützung
bei Verletzungen der Souveränität u. territorialen
Integrität der Ukraine“ als "Regimepartner“
auf die Sanktionsliste Kanadas gesetzt. Ende Sept.
2022 wurde er von den USA "wegen der Annexion von Gebieten
der Ukraine durch Putin“ u. der Verabschiedung des
Fälschungsgesetzes auf die Sanktionsliste gesetzt. Das
US-Aussenministerium stellte fest, dass die Senatoren "für
die Genehmigung von Putins Antrag gestimmt haben, Truppen in
die Ukraine zu schicken, was als ungerechtfertigter Vorwand
für eine umfassende russ. Invasion in der Ukraine diente“.
Im Dez. 2022 wurde Kozhin in die EU-Sanktionsliste
aufgenommen, da er "Massnahmen unterstützte u. umsetzte, die
die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit
der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter
destabilisieren“, u. insbes. weil er für die Ratifizierung
von Freundschaftsverträgen mit den selbsternannten
Volksrepubliken von Lugansk u. Doneck stimmte. Aus
ähnlichen Gründen steht er auf den Sanktionslisten von GB,
der Schweiz, Ukraine, Australiens u. Neuseelands. Aufgrund der russ. Invasion in der
Ukraine wurde auch das Kontrolldirektorat der
Präsidialverwaltung UDP RF selbst auf die EU-Sanktionsliste
gesetzt. Im März 2022 wurde die Bundesbehörde auf die
US-Handelssanktionsliste gesetzt. Im März 2022 wurde die
Bundesbehörde "aufgrund ihrer Rolle bei der Erleichterung oder
Unterstützung der unprovozierten u. ungerechtfertigten
Invasion der Ukraine durch Präsident Putin“ auch in die
Sanktionsliste Kanadas aufgenommen. Aus ähnlichen Gründen
steht das Direktorat auf den Sanktionslisten der Schweiz, der
Ukraine u. Japans.)
KOZHUKHOV, Mikhail Jurevich
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX X XI XII XIII XIV XV XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII (1956-, sowjet. u. russ.
Journalist, TV- u. Radiomoderator, Drehbuchautor, Produzent,
Reise-Journalist u. -Unternehmer. Absolvent der Fakultät für Übersetzung
des Staatl. Instituts für Fremdsprachen, Spanischabteilung,
einschl. eines Studienjahrs an der Universität Havanna,
Kuba. In der 2. Hälfte der 1980er Jahre arbeitete er als
Korrespondent der Komsomolskaja pravda in
Afghanistan u. 1989-94 als Korrespondent für Südamerika bei
der Zeitung Izvestija. 1993 war er der erste russ.
TV-Journalist, der den chilen. Diktator Augusto Pinochet
interviewte, was zu einem internationalen Skandal führte.
Danach arbeitete er bei einer TV-Gesellschaft namens "VID"
u. als Moderator verschiedener Sendungen. Von Nov. 1999 bis
Jan. 2000 war er auf Vorschlag u. Einladung s. Valentin
Jumashevs Pressesprecher des Regierungschefs RF
V. Putin. Putin habe ihm, im Unterschied zu Elcyn, gefallen,
weil er ein „junger,
energischer Mann" gewesen sei. Bis 2007 war er als Moderator
bei TV "Rossija" tätig, wo er bei russischsprachigen
Zuschauern auch im Ausland Bekanntheit erlangte. Danach
wechselte er als Moderator zum Sender TV "Centr". Danach
produzierte er Filme über Reisen um die Welt, so nach Sizilien, Spanien,
Katalonien, Teneriffa, Portugal,
Malta, Serbien, Slowenien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Norwegen, Lappland, Dagestan, Tuva, Burjätien, Brasilien, Ecuador, Mexiko, Kuba, Dominikan. Republik, Jamaika, Guatemala, Nicaragua, Argentinien, Uruguay, Libanon, Jordanien, Syrien, Israel, Ägypten,
Tunesien,
Marokko, Iran, Afghanistan, Dubai,
Indien, Sri Lanka, Nepal,
Burma, Kambodscha, Laos, Vietnam, Thailand, Südkorea, Korea, China, Taiwan, Japan, Indonesien, Bali, Mentawai-Inseln/Indonesien, Neuseeland, Afrika, Äthiopien, Kenia, Tansania,
Simbabwe, Sambia, Togo, u.a.m. 2013 gründete er "Mikhail Kozhukhovs Reiseklub" /II/, ein privates tourist.
Unternehmen, das sich auf eigene Reisen rund um die Welt
spezialisierte. Darunter war auch ein Film über seine Reise
in einem Wohnmobil durch die baltischen Staaten. Im Dez. 2013
veröffentlichte der TV-Sender "Rossija-1" die vierteilige
Dokumentarserie "Neva" u. "Nadezhda“ über die erste russ.
Weltumseglung /II III/, bei der Kozhukhov als Moderator,
Co-Autor des Drehbuchs u. Generalproduzent fungierte. Derzeit
ist er Moderator einer Sendung bei Radio "Iskatel" /II/.
Ansichten u. Ukraine: Er glaubt, dass die EU bei ihrer Gründung viel
von den Erfahrungen der Sowjetunion übernommen hat, die
nicht hätten übernommen werden dürfen. In einem Interview von 2016 äusserte
sich Kozhukov über das Schicksal der Ukraine. Seine ganze
Verwandtschaft stamme aus der Ostukraine - aus Charkov u.
dem Donbass, sein Vater war Jude. Daher sei es
schmerzlich zu erfahren, was dort geschehe. Er fühle sich
aber nicht im Recht, über die Zukunft eines anderen Staats
zu urteilen. In Russland gebe es viele Probleme; wieso
sollte die Ukraine dahinstreben, wo es Probleme gibt. Der
Mensch wähle dasjenige Land aus, wo es besser sei; er
wünsche der Ukraine Erfolg. Er glaube daran, dass man eine
Lösung im Sinne der menschlichen Koexistenz finden werde.
Zwar seien die Russen u. Ukrainer ein Volk /odin
narod/, es gebe aber einen „kolossalen
Unterschied" zwischen einem russ. u. einem ukrain. Dorf – in der
Ukraine sei alles „etwas
sauberer", während den Leuten in
Russland alles egal sei. Seit 2020 figuriert sein Name in
der Datenbank der ukrain. Website "Mirotvorec" des "Zentrums der
Forschung über Anzeichen von Verbrechen gegen die nationale
Sicherheit der Ukraine, Frieden, Humanität u. das
Völkerrecht“. Beim Eintrag über Kozhukov ist die Rede
von "Vorsätzlicher Verletzung der Staatsgrenze der
Ukraine mit dem Ziel, in die von russ. Besatzern
eroberte Krym einzudringen; Teilnahme an
Propagandaaktivitäten Russlands gegen die Ukraine sowie
an Versuchen, die Besetzung der Autonomen Republik Krym
durch russ. Invasoren zu legalisieren /2014/. Er anerkenne, dass Russland den Krieg
im Donbass begonnen hat u. ihn finanziert.")
KOZAK, Dmitrij
Nikolaevich II III IV V VI
VII
VIII
IX
(1958-, russ. Jurist, ehem. Staatsanwalt, hoher russ.
Staatsbeamter, z.Zt. stv. Leiter der Verwaltung des
Präsidenten RF seit Jan. 2020, ethnischer Ukrainer geb. in
der Ukrain. SSR. Studium am Polytechnischen Institut Vinnica,
Ukrain. SSR. Absolvent der jurist. Fakultät der nach A.A.
Zhdanov benannten Staatsuniversität Leningrad. In der 2.
Hälfte der 1980er Jahren arbeitete er als Staatsanwalt,
Oberstaatsanwalt der Leningrader Staatsanwaltschaft, Leiter
der Rechtsabteilung des Konzerns "Monolit-Kirovstroj",
Rechtsberater des Verbands der kommerziellen Seehäfen. In den 90ern war er stv. Leiter
der Rechtsverwaltung des Exekutivkomitees der Stadt Leningrad,
dann Leiter der Rechtsverwaltung des Stadtrats. Später war er
Vorsitzender des Rechtsausschusses des St. Petersburger
Rathauses, Mitglied der Regierung von St. Petersburg, wo er
mit V. Putin in der Stadtverwaltung zusammenarbeitete. 1998
Vizegouverneur. Im Dez.
1998 trat er aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit
Gouverneur s. Vladimir Jakovlev zurück. Ab Aug.1999 1. stv.
Stabschef, dann Stabschef
der Regierung RF im Rang eines Ministers RF. Juni
2000 stv. Leiter der Verwaltung des Präsidenten RF, Okt. 2003
1. stv. Leiter der Verwaltung des Präsidenten RF, März 2004
Stabschef der Regierung RF im Rang eines Ministers RF, 2004-7
Bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF im Südlichen
Föderationskreis, Leiter der „Sonderföderalen Kommission für
den Nordkaukasus, im Sept. 2007 zum Minister für
Regionalentwicklung RF ernannt, ab Nov. 2007 Vorsitzender des
Aufsichtsrats der staatl. Gesellschaft für den Bau olympischer
Austragungsorte u. die Entwicklung der Stadt Sotschi als
Bergklimaort, 2007-8 Minister für regionale Entwicklung in der
Regierung RF von V. Putin, 2008-20 stv. MP RF, verantwortlich
für die Ausrichtung der Olymp. Winterspiele 2014 in Sotschi.
Seit dem 23. März 2014, nach der Annexion der Krym, überwachte
er Angelegenheiten im Zusammenhang mit den annektierten
Gebieten in der Regierung RF. Ab Mai 2018 umfasste sein
Verantwortungsbereich den Kraftstoff- un.Energiekomplex sowie
die Industrie. Am 15. Jan.
2020 trat er als Teil des Kabinetts zurück, nachdem Präsident
Putin in einer Rede vor der Staatsduma RF mehrere brisante Verfassungsänderungen vorschlug, die eine
Annullierung der bisherigen Amtszeiten Putins als Präsident RF
beinhalteten. Am 24. Jan. 2020 trat Kozak sein Amt als stv.
Leiter der Präsidialverwaltung unter s. Anton Vaino an. Für
ihn wurde eigens eine 3., bisher nicht vorgesehene Stelle des
stv. Leiters dieser Verwaltung geschaffen. In dieser Position
betreut er Fragen der Integration im postsowjet. Raum u. der
Beziehungen zur Ukraine, die zuvor von s. Vladislaw Surkov
betreut wurden. Kozak unterstehen das Büro des Präsidenten RF
für grenzüberschreitende Zusammenarbeit u. das Büro des
Präsidenten RF für interregionale u. kulturelle Beziehungen
mit dem Ausland, die für den postsowjet. Raum zuständig sind.
Ausserdem wurde Kozak der
neue Verhandlungsführer für Russland im "Normandie-4"-Format.
Nach einem Pressebericht vom Sept. 2022 wurde eine von Kozak
ausgehandelte mögliche Vereinbarung mit der ukrain. Regierung
zur Abwendung bzw. Beendigung des Kriegs durch Putin
abgelehnt.
Bewertungen: Dmitrij
Kozak gilt als eine der Schlüsselfiguren im Team von Präsident
RF V. Putin, dessen enger Vertrauter er ist u. dessen
Wahlzentrale er
2004 leitete, u. als politisch vielseitig
einsetzbarer "Feuerwehrmann“ mit sehr guten
Managementfähigkeiten. Ihm oblag auch die Angleichung der
regionalen u. föderalen Gesetzgebung, die Neuverteilung der
Befugnisse zwischen Zentrum u. Regionen, die Reform der
kommunalen Selbstverwaltung u. die Verwaltungsreform. Im Nov. 2003 war Kozak
Sonderbeauftragter des Präsidenten RF für die Entwicklung der
Handels- u. Wirtschaftsbeziehungen mit Moldawien. Der von ihm
vorgeschlagene Plan /sog. Kozak-Memorandum/ zur Lösung des
Konflikts u. zur Wiedervereinigung zwischen Moldawien u.
Transnistrien wurde sowohl von der Regierung Transnistriens
als auch vom Präsidenten Moldawiens, s. Vladimir Voronin,
akzeptiert, doch unter dem Druck zahlreicher Kundgebungen
weigerte sich dieser, den Plan zu unterzeichnen. Im Nov. 2006
erklärte der Verteidigungsminister RF s. Sergej Ivanov in
einem Interview mit der Sendung "Nachrichten der Woche“ des
TV-Senders "Rossija", er sei bereit, den Zuschauern ein
„Geheimnis“ zu verraten: Kozak diente 1976-78 in der
Spezialeinheiten /sog. Specnaz/ des russ.
Militärgeheimdienstes GRU des Generalstabs der UdSSR. Kozak
selbst bestätigte in einem Interview mit einem
Korrespondenten der Zeitung Metro Moskau
Informationen über seinen Dienst in den GRU-Spezialeinheiten
u. stellte fest, dass der Fallschirmjägerdienst „ein
interessanter u. aufregender Dienst ist, insbesondere für
junge Menschen“. 2019 spielte Kozak eine
Schlüsselrolle beim Sturz des Regimes des verhassten
moldauischen Oligarchen Vladimir Plahotniuc. Kozak gelang es,
im moldauischen Parlament eine antioligarchische Koalition aus
den proeuropäischen Parteien "Aktion u. Solidarität“ u.
„Plattform für Würde und Wahrheit“ u. der proruss. Partei der
Sozialisten zu bilden. Infolgedessen trat im Land eine neue
Regierung auf u. Plahotniuc musste ins Ausland fliehen. Laut
s. Stanislav Belkovskij ist Kozak bei Putins Gefolgschaft
nicht sehr beliebt, aber Putin möge Kozak, den er offenbar
2004 zum PM RF ernennen wollte u. Kozak 2008 Nachfolger Putins
werden sollte, doch s. Dmitrij Medvedev kam ihm zuvor.
Ukrainekonflikt: Am ersten Tag der russ. Invasion in
der Ukraine im Feb. 2022 rief Kozak Zelenskyjs Assistent
Andrij Jermak an, um zu erklären, dass es Zeit für die
Ukrainer sei, aufzugeben. Jermak habe geflucht u. aufgelegt.
Kremlnahen Quellen zufolge war Kozak gegen die Eskalation des
russ.-ukrain. Konflikts u. gegen den Einmarsch in der Ukraine.
Putin wollte aber die Südostukraine annektieren u. soll aus
diesem Grund ein von Kozak vermitteltes Friedensabkommen
abgelehnt haben, das garantierte, dass die Ukraine nicht der
NATO beitreten würde, wenn Russland seine Angriffe auf die
Ukraine einstellt.
Kritik u. internationale
Sanktionen: Vom "Forum Freies Russland", das die sog.
"Putin-Liste" führt, wird Kozak der Sicherstellung des
Funktionierens des staatl. Machtsystems unter der Diktatur V.
Putins bezichtigt. Aufgrund der Unterstützung der russ.
Aggression und der Verletzung der territorialen Integrität der
Ukraine während des russ.-ukrain. Kriegs unterliegt Kozak
persönlichen internationalen Sanktionen verschiedener Länder,
einschliess. der USA. Im April 2014 wurden US-Sanktionen gegen Kozak als "Mitglied
des inneren Zirkels der russ. Führung" u. wegen "illegaler u.
rechtswidriger Handlungen Russlands in der Ukraine“ verhängt.
Ausserdem verhängte Kanada in selben Monat Sanktionen gegen
ihn als Reaktion auf die "illegale Besetzung der Ukraine u.
provokative militär. Aktivitäten“. Ende April 2014 wurde Kozak
von der EU mit Sanktionen belegt, weil er "für die Überwachung
der Integration der annektierten Autonomen Republik Krym in
die RF verantwortlich war“. Aus ähnlichen Gründen steht er seit
Sept. 2020 unter Sanktionen Monacos. Seit März
2021 steht er unter Schweizer Sanktionen.
Im März 2022 wurde er nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten
russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine auf die
Sanktionslisten Australiens u. Japans gesetzt. Seit
Sept. 2022 unterliegt er britischen Sanktionen. Per Dekret des
Präsidenten der Ukraine s. Volodymyr Zelenskyj vom Okt. 2022
unterliegt er Sanktionen der Ukraine, da "er der Kurator der
Innenpolitik Wladimir Putins“ sei. Seit Nov. 2022 unterliegt
er Sanktionen Neuseelands.
Einkommen: Das Gesamteinkommen von Kozaks Familie
betrug 2010 20,38 Mln. Rubel.)
KOZIN, Vladimir Petrovich
II (führender russ. Experte am Zentrum
für militärpolit. Forschung der MGIMO des Aussenministeriums
RF. Absolvent
der
Fakultät für Internationale Beziehungendes
des Moskauer Staatl. Instituts für Internationale
Beziehungen des Aussenministeriums der UdSSR, einer
Aspirantur an der Diplomat. Akademie des Aussenministeriums
der UdSSR u. der Royal Academy of Defense Studies, London. Kandidat der
Geschichtswissenschaften, korrespondierendes Mitglied der
Russ. Akademie der Naturwissenschaften, korrespondierendes
Mitglied der Akademie der Militärwissenschaften RF.
Führt die Bezeichnung "Staatsberater RF 2. Klasse“, den
diplomat. Rang "Berater 1. Klasse“ u. die Titel
"Ehrenarbeiter des Aussenministeriums RF u. "Veteran der
Arbeit“. 1972–2012 hatte er verschiedene Positionen im
Aussenministerium der UdSSR u. im Aussenministerium RF inne,
leitete die Abteilung für Analyse u. Prognose der Situation
im asiat.-pazifischen Raum des Departements für
asiatisch-pazifische Zusammenarbeit, war stv. Direktor des
Departements für Information u. Presse, Leiter des
Informations- u. Analysezentrums des Aussenministeriums RF.
2011-13 war er Mitglied des ehem. Expertenrats der
Zwischenbehördlichen Arbeitsgruppe bei der
Präsidialverwaltung RF zur Interaktion mit der NATO im
Bereich der Raketenabwehr. Mitglied
des Wissenschaftl. Rats des Nationalen Instituts für
globale Sicherheitsstudien RF. 2012-17 war
er Chefberater des Direktors des Russ. Instituts für
strateg. Studien bei der Präsidialverwaltung
RF. Im Zusammenhang mit der Situation rund
um das AKW Zaporizhzhja legte sich Kozin mit dem IAEA-Chef Rafael
Grossi an, dem er u.a. vorwarf, dass der Bericht, den
er im Sept. 2022 über seine Reise zum AKW Zaporizhzhja
erstellt u. veröffentlicht hatte, antirussisch u.
proukrainisch sei. Grossis Forderung nach dem Abzug russ.
Militärvertreter aus dem AKW Zaporizhzhja habe mehrere
Motive: Kiev solle die Möglichkeit gegeben werden, Europa u.
die Welt weiter mit „der nuklearen Gefahr zu erpressen, die
von den von ihnen kontrollierten Kernkraftwerken ausgeht“.
Grossi zeichne sich durch seine aktive Lobbyarbeit für die
typische ukrain. Position in der Frage der Gewährleistung
der physischen u. nuklearen Sicherheit von Kernkraftwerken
u. der Verschleierung zahlreicher Fakten über den Beschuss
des AKW Zaporizhzhja durch die ukrain. Streitkräfte aus. Die
Vorwürfe, die die USA u. die Ukraine in diesem Bereich
ständig gegen Russland erhöben, hätten mehrere Ziele: den
Zustrom neuer Waffentypen sicherzustellen, um die Aggression
der ukrain. Streitkräfte fortzusetzen, die weitere
Verleumdung Russlands u. die Förderung eines sehr
gefährlichen Plans des IAEA-Generaldirektors Rafael Grossi,
eine Zone der physischen u. nuklearen Sicherheit rund um das
AKW Zaporizhzhja ohne Beteiligung der russ. Seite zu
schaffen. Russland könne diese Sicherheit selbst
gewährleisten, sagte Kozin gegenüber ukraina.ru. Wegen
der Unterstützung für den Krieg des Kremls
gegen die Ukraine figuriert Vladimir Kozins
Name auf der sog. "Putin-Liste", die
vom "Forum Freies Russland" geführt wird.)
KOZICYN,
Andrej Anatolevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII (1960-, russ. Ökonom,
Top-Unternehmer, Top-Manager-Financier in verschiedenen
lukrativen Branchen, USD-Multimilliardär. Absolvent des nach I.I. Polzunov
benannten Sverdlovsker Bergbau- u. Metallurg. Technikums u.
später der
Metallurg. Fakultät des Uraler Polytechnischen Instituts
UGTU-UPI. Doktor der
Wirtschaftswissenschaften. In der
Sowjetzeit arbeitete er im Kombinat
"Uralelektromed" als Elektroschlosser,
Leiter der Instrumentierungs- u. Automatisierungsabteilung,
als Leiter der Geräteabteilung u. kaufmännischer Leiter. 1995 wurde er
Generaldirektor des "Uraleleltromed"-Kombinats u. war in
dieser Position bis 2002 tätig. 1999 wurde er zum Generaldirektor der "Uraler Bergbau u. Metallurg.
Gesellschaft" UGMK u. 2002 zum
Generaldirektor der "UGMK-Holding", der
Verwaltungsgesellschaft von UGMK, die über 40 Unternehmen
kontrolliert, die Eisen- u. Nichteisenmetalle produzieren sowie in
der Agrarindustrie u. dem Baugewerbe tätig sind. 2009 erwarb er
zusammen mit seinem langjährigen Partner von "RMK" s. Igor
Altushkin das Tscheljabinsker Zinkwerk. 2021 gründete
er das Bauunternehmen "Intellelt", die Handelsfirma "Top
Motorcycles Ekaterinburg" u. das "Aviations-Zentrum". Seit
Aug. 2021 besitzt er 90% des neuen Unternehmens zur
Herstellung von Fertiggerichten u. Lebensmitteln "Fabrik für
gesunde Nahrung, weobei 10% seiner Partnerin Julija Bagmut gehören. Im März 2022
erhöhte Kozicyn seinen Anteil an der Firma *Agro-Aktiv*,
einer Gesellschaft, die landwirtschaftliche Produkte
produziert, verarbeitet u. verkauft, auf 95,5%.
Vermögen:
Seit 2005 ist Andrej Kozicyn
im Ranking des Magazins Forbes
vertreten u. belegte 2007-9
Platz 46-94 mit einem Vermögen von 400
Mln. USD /2009/ bis 1600 Mln. USD /2008/. 2010 belegte er
mit einem Vermögen von 1,2 Mrd. USD den 53. Platz. 2020
schätzte Forbes Kozicyns Vermögen auf 4,8 Mrd. USD;
damit belegte er Platz 22 im Ranking der reichsten Menschen
Russlands. 2023 wurde er in die Rangliste "110 russ.
Milliardäre“ des Forbes-Magazins
aufgenommen,
in der er mit einem Vermögen von 4,7 Mrd. USD den 30. Platz
belegte.
Soziale
Aktivität: Mitglied des Präsidiums des Verbands der
Metallurgen Russlands, Präsident der Wohltätigkeitsstiftung
"Kinder Russlands“, Präsident des Basketballclubs "UGMK“, Vizepräsident
der Allruss. Sambo-Föderation, Präsident des Eishockeyclubs
"Avtomobilist". Träger zahlreicher russ. Auszeichnungen. Für seine Beiträge zum Kirchenbau
erhielt er auch mehrere hohe Auszeichnungen der
Russ.-Orthodoxen Kirche.
Kritik: Im März 2019 veröffentlichte der Stab s.
Aleksej Navalnyjs in Ufa ein Video von einer Versammlung von
erregten Einwohnern der baschkir. Stadt Sibaj, die
Kozicyn im
Zusammenhang mit lästigem Smog u. erhöhten
Schwefeldioxinemissionen, die dort
gemessen wurden u. von seinem
Unternehmen verursacht worden sein
sollen u. an den Rand einer anhaltenden
Umweltkatastrophe /II III IV V VI VII VIII IX/
geführt haben sollen, kritische
u. teils sehr emotionale Fragen stellten. Auf Wikipedia ist zu
lesen, dass Sibaj von den Behörden der Republik als eine der saubersten Städte Baschkiriens
anerkannt worden sei.
Sanktionen:
Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022
entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine
wurde Kozicyn
im Mai 2022 aif die Liste der "Regimepartner“ gesetzt, die
von Kanada wegen "Mitschuld an der ungerechtfertigten
Invasion Russlands in der Ukraine“ mit persönl. Sanktionen
belegt wurden]. Die Einreise nach Kanada ist ihm somit
verboten u. sein Vermögen wird eingefroren. Seit Juli 2022
steht er unter EU-Sanktionen als "führender russ.
Geschäftsmann, der in Wirtschaftszweigen tätig ist, die eine
bedeutende Einnahmequelle für die Regierung der RF
darstellen, die für die Annexion der Krym u. die
Destabilisierung der Ukraine verantwortlich ist.“ Aus
ähnlichen Gründen unterliegt er auch Sanktionen seitens der
Schweiz u. der Ukraine. Aus der Sicht Kievs stellen Kozicyns
zahlreichen
Unternehmen eine bedeutende Einnahmequelle für die russ.
Regierung dar, die als materielle oder finanzielle
Unterstützung für Handlungen verantwortlich seien, die die
territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der
Ukraine untergraben oder bedrohen.
Rücktritt
bei "UGMK" u. weitere Karriere: Als Folge der
Sanktionen legte Kozicyn im Juli 2022 sein Amt
als Generaldirektor der "UGMK" nieder u. wurde
Eigentümer von 51% des Gründungskapitals der
Immobilienverwaltungsgesellschaft "Alliance". 2023 wurde
er Eigentümer bzw. Miteigentümer mehrerer Unternehmen:
"Dominat", Tscheljabinsk,
das Kies- u. Sandsteinbrüche betreibt; "Pravilnyj
Obed", das im Segment der Fertiglebensmittel tätig ist;
"Dialog-S", das sich mit Leasing u. Immobilienverwaltung
beschäftigt;
"Hotel-Komplex" in Verkhnjaja Pyshma"; Firma
"Konfident", die sich auf verschiedene
Kapitalinvestitionen spezialisiert hat.
Bruder: Andrej Kozicyn hatte einen Bruder, KOZICYN, Aleksandr Anatolevich,
der 2003-9 Direktor
von "Uralelektromed" war. Anfang 2009
kam er bei einem Autounfall im Leningrader Gebiet ums
Leben.)
KOZICYN, Nikolaj /
Mykola Ivanovich II 2014-15: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV
XVI
XVII
XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV 2016-18:
II
III
IV
V
VI
VII
VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII
XXIV XXV XXVI XXVII
XXVII
XXVIII
XXIX XXX
XXXI
XXXII XXXIII 2018-: II III IV V VI VII VIII IX
X
XI
XII
XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII
XXXIX
XL
XLI
XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII (1956-, ukrain., aus dem Donbass stammender Geschäftsmann u.
Kosakenataman, der sich an verschiedenen Kriegen im
postsowjet. Raum beteiligte, der den Separatismus
verschiedener Regionen zwar unterstützte, als Kosake trotz
unübersehbarer proruss. Positionierung im Grunde aber innerhalb
der Makrostrukturen autonom blieb. Einigen Quellen zufolge
arbeitete er 6 Jahre lang als Wachmann u. im Rang eines
Sergeanten in der Hochsicherheitsvollzugsanstalt UTsch-398/14 in
Novocherkassk "wegen Handlungen, die den Rang eines
Militärangehörigen diskreditieren“ gemäss Art. 46 Absatz "zh“
StGB SU, aus der er 1985 entlassen wurde. Nach anderen Angaben
absolvierte er die Schule des Innenministeriums u. Kurse am
Materialprüflabor in Kharkov u. arbeitete als Schweiss-Meister
u. -Obermeister in Leningrad, Moskau u. Novocherkassk. 1988 ging
er in die Reserve u. soll eine Baugenossenschaft gegründet bzw.
deren Leitung übernommen haben.
Kosaken-Bewegung: Ab 1990 beteiligte sich Kozicyn an der
Wiederbelebung der Donkosaken-Bewegung, was auch die
Restaurierung von Kirchen, Klöstern usw.umfasste. Unter seiner
Führung wurden solche Donkosaken-Bildungseinrichtungen gegründet
oder erhielten polit. u. finanzielle Unterstützung wie das
Donkosaken-Kadettenkorps "Imperator Alexander III., das
Shakhtinskij-Kosaken-Kadettenkorps "General Ja.P. Baklanov" u.a.
1992 wurde er marschierender Ataman von Zernograd u. Leiter der
Militärabteilung des Donkosaken-Bezirks Tscherkassy. 1992
beteiligte er sich am Transnistrienkonflikt. 1993 wurde er zum
4. Ataman der Don-Armee gewählt u. nahm auf der Seite Abchasiens
am Georgisch-Abchasischen Krieg teil. Ab 1993
leitete er die Organisation "Union der Kosaken des
Don-Armeegebiets" SK OVD. Während des Ersten Tschetschenienkriegs unterhielt
Kozicyn Beziehungen zu Dzhokhar Dudaev, was zur Freilassung
nicht weniger gefangener russ. Soldaten beigetragen haben soll.
Die Kosaken von Ataman Kozicyn beteiligten sich jedoch nicht
aktiv an diesem Krieg. Ein Skandal wurde durch den von ihm 1994
unterzeichneten "Vertrag über Freundschaft u. Zusammenarbeit
zwischen der "Allmächtigen Don-Armee" u. der "Tschetschen.
Republik Itschkerija“", auch in Bezug auf die
Bereiche Verteidigung, Sicherheit u. Kriminalitätsbekämpfung,
verursacht. Im Fall einer Bedrohung der Sicherheit einer der
Vertragsparteien sollte von der anderen Seite Hilfe u.
Unterstützung geleistet werden. 1996 wurde im Gegensatz zu den
"Kozicyn“-Kosaken, die angeblich von der KPRF unterstützt wurden, eine weitere
gleichnamige Konkurrenz-Organisation unter der Leitung eines
gewissen Vjacheslav Khizhnjakov gegründet, die den
russ. Behörden gegenüber loyal war. Während des Kriegs zwischen
NATO-Streitkräften u. Jugoslavien 1999 traf Kozicyn in Belgrad
mit Präsident Slobodan Miloševiæ
zusammen,
mit dem er als Teil einer Delegation russ. NROs im Namen der
Donkosaken verhandelte. 2002-17 leitete er die "Internationale
Union öffentl. Vereinigungen "Allmächtige Don-Armee“".
2003 kandidierte er für die Staatsduma RF in einem
Einzelwahlkreis.
Träger falscher Auszeichnungen: Kozicyn erhielt
zahlreiche Orden u. Auszeichnungen von einer obskuren, im Jahr
2000 gegründeten, formal nichtstaatl. u. in Moskau ansässigen
russ. "Akademie für Fragen der Sicherheit,
Verteidigung u. der Rechtsordnung" ABOP, die Orden Peters
des Grossen, Admiral Kuznezovs, des Hl. Fürsten Aleksandr
Nevskij u.a. verlieh. Allerdings bestritt 2005 ein Vertreter des
Verteidigungsministeriums RF, dass Kozicyn jemals Auszeichnungen
von dieser Institution erhalten habe. Durch die Entscheidung des
Obersten Gerichts RF wurde die "Akademie" im Dez. 2008
liquidiert, wobei die Auflösung im Feb. 2009 von der
Kassationsinstanz bestätigt wurde. Der Gerichtsentscheidung
zufolge hatte die Organisation rechtswidrig Zertifikate von
Professoren, korrespondierenden Mitgliedern u. Akademikern
ausgestellt, die wie offizielle staatl. Zertifikate aussahen.
Alle verliehenen Auszeichnungen wurden beschlagnahmt. Im Übrigen
hatte die "Akademie" auch Ableger in Deutschland u. Österreich,
wo zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten etwa den von dieser
"Akademie" verliehenen Orden "Peter der Grosse " trugen. 2008
wurde Kozicyn zum "Ritter des Ordens des Roten Sterns" ernannt,
der von der Union hochrangiger Offiziere des FSB, des
Innenministeriums u. der Streitkräfte anerkannt wurde. Diese
Auszeichnung sei jedoch nichtstaatlich u. habe keinen Bezug zum
gleichnamigen Orden aus der Zeit der UdSSR, hiess es. Ferner
berichtete eine Internetquelle der "Allmächtigen Don-Armee“,
dass Kozicyn einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften
besitze, obwohl er kein Akademiker ist, wobei eine offizielle
Bestätigung dieser Tatsache fehlt. Es ist auch unklar, wie es
ihm gelang, den Titel eines "Prinzen u. Ritters des
Malteserordens" zu erlangen.
Ukraine/krieg: Kozicyn unterstützte 2014 die Annexion der
Krym u. die Kriegshandlungen proruss. Kräfte im Donbass,
organisierte die Rekrutierung in die sog. "Kosaken-Nationalgarde der Allmächtigen
Don-Armee“ KNG VVD, der alle Kosakeneinheiten der histor.
Don-Armee-Gebiete angehören sollten, u. kündigte eine „Sammlung
von Freiwilligen“ an, wobei er dafür Uniformen, Waffen u.
Munition, einschl. gepanzerter Fahrzeuge, erhalten sollte.
Offenbar handelte es sich bei Kozicyns "wilden" Kosakentruppen -
ca. 3-4000 Mann - nicht mehr als um eine nichtregistrierte NRO,
die aus der Sicht der Ukraine freilich illegale Kräfte
darstellten. Anfang Mai 2014 überquerte ein Teil seiner
bewaffneten Mitkämpfer in 2 Lastwagen die ukrain. Grenze u.
besetzten die Stadt Antrazit im Gebiet Lugansk/Luhansk, wobei
sie unter der Flagge Russlands u. der histor. "Allmächtigen Don-Armee" mit Sitz in
Novocherkassk auftraten. Anschliessend gelang es Kozicyns
Milizen, Regierungsgebäude in den Städten Severodoneck,
Lysychansk, Krasnyj Luch, Sverdlovsk u. Perevalsk zu besetzen.
Am 25. Juni berichtete Kozicyn, dass Vertreter seiner
"Allmächtigen Don-Armee" seit Ende Mai die in der Ukraine
verschwundenen Mitglieder der OSZE-Mission als Geiseln gefangen
hielten, weshalb der schillernde Ataman als Drahtzieher der Entführung zweier Gruppen von OSZE-Beobachtern,
die15 Personen umfassten, vermutet wurde. Die Novaja gazeta
"widmete" dem legendären Kosakenanführer u. "Soldaten
Neurusslands" sowie den Ereignissen um ihn zu dieser Zeit
einen längeren Bericht.
Nach dem Absturz einer malaysischen Boeing
777-Passagiermaschine des Flugs MH17 im Juli 2014
veröffentlichte der SBU die Aufzeichnung eines abgehörten Telefongesprächs
der Donbass-Separatisten, bei dem amerikan. u. ukrain.
Geheimdienstler sich sicher äusserten, dass eindeutig Kozicyn
auf der Aufnahme zu hören war. Die ihm zugeordnete Stimme sagte
u.a. „Ich
denke, dass sie mit diesem Flugzeug Spione gebracht haben". In
dem Kommentar wurde gesagt, dass seine Leute eine Boeing 777 mit 298
Passagieren an Bord vom Himmel geholt hätten. Im Nov.
desselben Jahres bestätigte Kozicyn in einem Interview mit dem "Vice
News"-Korrespondenten Simon Ostrovsky, das auf YouTube veröffentlicht wurde, dass die
Aufnahme echt u. die Stimme, die ihm gehört haben soll,
authentisch gewesen seien. Er merkte an, dass er selbst über den
Absturz des Verkehrsflugzeugs nicht erfreut /gewesen/ sei,
äusserte jedoch seine Empörung über die Flüge ziviler Flugzeuge
über dem Kriegsgebiet. Auf die Frage des Korrespondenten, ob
Kozicyn wisse, wer das Flugzeug abgeschossen habe, antwortete er
„eine Rakete“, wobei er sich gleichzeitig weigerte, sich zu
ihrer Urheberschaft zu äussern. Freilich wurde in Kozicyn
nahestehenden Kreisen auch die Ansicht vertreten, dass es sich
bei der veröffentlichten Abhöraufnahme um eine Provokation des SBU im Rahmen des
Informationskriegs gehandelt habe. Kozicyn befand sich jedoch
nicht unter den Angeklagten bzw. Verurteilten des
MH17-Prozesses in den Niederlanden vom Nov. 2022.
Innere Konflikte: Kozicyn trug mit seiner/n
Kosakeneinheit/en nicht nur zum Wirrwarr an Rebellengruppen in der
Ostukraine bei, sondern gilt auch als wichtige Verbindung
zwischen Moskau u. den Separatisten im Donbass. Seine
wiederholten Konflikte mit der Führung der "Volksrepublik
Lugansk" LVR, der er Korruption vorwarf, machten den weiteren
Aufenthalt des skurrilen Atamans in der von ihm nicht
anerkannten Republik unmöglich. Die von der "LPR" kontrollierten
Gebiete betrachtet Kozicyn als „Territorium der Länder des
Don-Heeres des Russ. Reichs“ vor 1917. Es gab auch Gerüchte über
die Ankündigung der Gründung einer Kosakischen Volksrepublik,
die Kozicyn jedoch dementierte. s. Igor Girkin alias Strelkov,
der ehem. "Verteidigungsminister der Volksrepublik Doneck“,
hatte eine geringe Meinung von Kozicyns Kosaken, die er als
„verstümmelte Drecksäcke u. Plünderer“ beschimpfte. Noch Ende
Nov. 2014 kam es zu Kämpfen zwischen Kozicyns Kosaken u. anderen
Kollaborationsgruppen um die Kontrolle der Stadt Antrazit u.
umliegender Siedlungen der "LVR", insbes. in Krasnyj Luch.
Während dieser Kämpfe wurden der Kommandant der
Kollaborationskräfte von Antrazit, V. Pinezhanin, u. der Chef
des Kosakenstabs, M. Koval, getötet. Es gab Berichte über
Kozicyns eigenen Tod, die jedoch durch eine Videobotschaft des
Kosakenoberhaupts selbst widerlegt wurden. Zuvor oder danach
verliess Kozicyn den Donbass in Richtung Russland. Anderen
Quellen zufolge wurde er in Antrazit von russ. Geheimdiensten
entführt u. heimlich nach Russland gebracht, wobei während
seiner Entführung 2 seiner Leibwächter erschossen worden sein
sollen.
Im Feb. 2017 wurde Ataman Kozicyn von einer informellen
Kosakengruppe namens "Kosaken-Vorparlament“ auf Facebook zum
Verräter echter Kosakeninteressen erklärt. Nach Angaben
von Mitgliedern des "Kosaken-Vorparlaments“, dem etwa 2 Dutzend
Teilnehmer angehör/t/en, sollten die bitteren Lehren aus dem
Jahr 2015 berücksichtigt werden, als Kozicyn „das schrecklichste
Verbrechen eines Kosaken u. Atamana – Verrat beging" u. seine
Untergebenen verliess, die ihm vertrauten, um aus der tödlichen
Situation herauszukommen, in der sie sich damals befanden. Der
Text des Befehls, der einen Aufruf zur Mobilisierung der Kosaken
„zum Schutz des Donbass“ enthielt, wurde auf der Website der
Kosaken-Nationalgarde veröffentlicht.
Sanktionen u. Verfolgung: Seit Juli 2014 steht Kozicyn
auf der Sanktionsliste der EU u. der Ukraine, von der er für die "aktive
Unterstützung oder Umsetzung von Massnahmen oder Richtlinien
verantwortlich gemacht wird, die die territoriale Integrität,
Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine sowie ihre Stabilität
u. Sicherheit untergraben oder bedrohen". Der oberste
Militärstaatsanwalt der Ukraine Anatolij Matios sagte im Dez.
2016, dass Nikolaj Kozicyn per internationalem Kurierdienst an
seinem Wohnort in Russland persönlich eine Nachricht über den
Verdacht der Begehung von Straftaten übergeben worden sei. Somit
wurde er offenbar auf die staatl. Fahndungsliste der Ukraine
gesetzt. Kozicyns Name figuriert ferner auch auf den
Sanktionslisten der USA, Kanadas, Grossbritanniens, Australiens,
Japans u. der Schweiz.
Ukrain. soziale Netzwerke verbreiteten 2x Kozicyns angeblichen
Tod /in Moskau an Krebs/, sowohl im Juli 2017 wie im Juli 2020;
aber da keine offizielle Bestätigung veröffentlicht wurde,
musste man davon ausgehen, dass es sich bei diesen Informationen
beidesmal offensichtlich um Falschmeldungen handelte u. der
legendäre Kosakenkommandant, genannt "Batja", am Leben blieb. Im
Internet tauchten zahlreiche Videobeiträge auf, die Kozicyn in
oder ohne Uniform in der Öffentlichkeit, etwa in Kirchen, wo er
sich gerne inszeniert, oder in dessen Büro zeigen, in dem ein
grosses Bild
von V. Putin hängt u. wo er ausführliche Interviews gibt.
Im Nov. 2019 wurde Vitalij Bobylchenko zum neuen Ataman der
"Allmächtigen Don-Armee" gewählt. Offenbar verblieb diese
Organisation" dann im Juni 2022 jedoch ohne Ataman. Nach
Ausbruch
des
von Putin im
Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine
verschärfte der Kosake seine antiukrain. Rhetorik. In
einem Interview vom Sept. 2022 verwendete Kozicyn ebenfalls die
Kreml-Terminologie von den "ukrofashisty" u. benutzte sie auch später wie auch den Topos "faschist.-ukrain. Junta". Gleichzeitig
hängt er der Idee der Putinisten an, der Westen führe einen Krieg gegen Russland.
Im Juni 2023 gab Kozicyn, der ein geborener Selbstdarsteller
ist, ein Interview im Rahmen des Videokanals
"Atamanskij vestnik". Nikolaj Kozicyn bleibt sicher ein Fall
nicht nur für die kritische Geschichtsaufarbeitung, sondern auch
für Staatsanwälte u. Gerichte.)
KOZLOV, Aleksandr
Aleksandrovich II (1981-, russ. Jurist-Rechtsanwalt
u. Staatspolitiker, z.Zt. Minister für natürliche Ressourcen
u. Umwelt RF. Absolvent eines Studiums der
Rechtswissenschaften mit der Qualifikation eines
Rechtsanwalts an der Blagoveshchensker Zweigstelle der
Moskauer Akademie für Unternehmertum der Moskauer Regierung.
Nach
der Gründung des Unternehmens "Amur-Ugol" 2004 leitete Kozlov
eine Niederlassung von "Rosugol" in der Stadt Gukovo, ein
Jahr später wurde er Direktor der Niederlassung des
Unternehmens "Russische Kohle" in Blagoveshchensk. Während
seiner Tätigkeit in den Strukturen dieses Unternehmens wurde
er zum Mitglied des Teams des Gouverneurs des Gebiets Amur
s. Nikolaj Kolesov berufen. 2009-10 Generaldirektor des
Unternehmens "Amur Kohle" in Raichikhinsk.
Politiker im Gebiet Amur: 2011 trat er auf Einladung
des Gouverneurs des Gebiets Amur s. Oleg Kozhemjako in den
öffentl. Dienst der Regierung des Gebiets ein u. wurde im
Feb. zum 1. stv. Minister für Bauwesen, Architektur sowie
Wohnungswesen u. Kommunalwirtschaft des Gebiets Amur
ernannt, wobei er im Dez. desselben
Jahrs zum Minister für Wohnungswesen u. Kommunalwirtschaft
des Gebiets Amur ernannt u. bis Feb. 2014 in diesem Amt
blieb. Dann wurde Kozlov in die Position des
Leiters der Stadtverwaltung von Blagoveshchensk berufen. Im
Sept. 2014 gewann er die Wahl zum Bürgermeister von
Blagoveshchensk u. trat offiziell sein Amt als Bürgermeister der
Stadt an.
Gouverneur des Gebiets Amur: Im März 2015 wurde Kozlov
per Dekret des Präsidenten RF V. Putin zum amtierenden
Gouverneur des Gebiets Amur ernannt. Als Kandidat der
Partei "Einiges Russland“ wurde er bei der
Gouverneurswahl vom Juni 2015 mit 50,64% der Stimmen zum Gouverneur des Gebiets Amur gewählt, wobei
er in Blagoveshchensk selbst jedoch nur 30% der Stimmen erhielt,
während 45% an den "LDPR"-Kandidaten gingen.
Minister RF: Im Mai 2018 wurde Kozlov per Dekret des
Präsidenten RF V. Putin auf eigenen Wunsch vom Amt des
Gouverneurs des Gebiets Amur entbunden u. in der neuen Regierung
RF D. Medvedevs zum Minister für die Entwicklung des Fernen
Ostens ernannt. Im Feb. 2019 weitete das Ministerium
seine Vollmachten auf die Arktiszone der RF aus. In dieser
Position entwickelte Kozlov eine Strategie für die Entwicklung
der Arktis bis 2035 u. ein nationales Programm für die
Entwicklung des Fernen Ostens bis 2024 mit einer Perspektive bis
2035. Nach dem Rücktritt s. Dmitrij Kobylkins wurde Kozlov im
Nov. 2020 für das Amt des Ministers für natürliche
Ressourcen u. Umwelt/Ökologie RF im Kabinett s. Mikhail
Mishustins nominiert, wobei 54 Abgeordnete der Staatsduma RF
gegen die Ernennung Kozlovs stimmten – laut "Znak" war dies die
geringste Unterstützung, die ein Kandidat für einen
Ministerposten bei dieser Sitzung erhielt. Mitglied des
Generalrats der Partei "Einiges
Russland“.
Kritik: Der Abgeordnete der Partei "Gerechtes Russland"
Fjodor Timusov kritisierte Kozlovs Arbeit als Minister für die
Entwicklung des Fernen Ostens, dass „kein einziges Projekt
abgeschlossen wurde, dass die sozialen Probleme des Fernen
Ostens seit Jahren nicht gelöst wurden u. dass die Menschen den
Fernen Osten verlassen", weil sie „unzufrieden“ seien. Ein
anderer Abgeordneter von "Gerechtes Russland“ bemängelte, dass
in letzter Zeit „erfolglose Gouverneure" u. „Leute ohne
Spezialausbildung“ zum Leiter des Ministeriums für natürliche
Ressourcen ernannt worden seien. "LDPR"-Chef s. Vladimir
Zhirinovskij unterstellte Kozlov, er habe 2015 die Ergebnisse
der Gouverneurswahl im Gebiet Amur gefälscht, weshalb der
"LDPR"-Kandidat die Wahl verlor. 2021 wurde Kozlov dafür
kritisiert, dass seine Behörde bei Brandschutzmassnahmen versagt
hätte. PM Mishustin erinnerte ihn daran, dass „auf neue Brände
innerhalb der ersten 24 Stunden reagiert werden muss“. Nach
Angaben der Moscow Post erlaubte Kozlov 2021 die
Abholzung von Wäldern in den Volga-Akhtubinsker Auen, die
besonderes Naturschutzgebiet sind, für den Bau einer Brücke über
die Volga u. einer Autobahn, während "Rosprirodnadzor" u.
Umweltaktivisten den Bau ablehnten.
Sanktionen:
Unmittelbar nach Beginn
des von Putin im Feb. 2022
entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine
wurde Kozlov
auf die EU-Sanktionsliste gesetzt, weil er "dafür verantwortlich
ist, Massnahmen oder Richtlinien zu unterstützen oder
umzusetzen, die die territoriale Integrität, Souveränität u.
Unabhängigkeit der Ukraine, die Stabilität oder Sicherheit der
Ukraine untergraben oder bedrohen oder die Arbeit
internationaler Organisationen in der Ukraine beeinträchtigen“.
Sein Ziel als Minister für natürliche Ressourcen u. Umwelt sei
es, in den sog. "Volksrepubliken" von Doneck u. Lugansk eine
neue Umweltpolitik zu schaffen. Auch die Schweiz schloss sich den Sanktionen an. Im
Feb. 2023 wurde der russ. Umweltminister wegen "der Durchführung
russ. Operationen u. Aggressionen gegen die Ukraine“ auch auf
die US-Sanktionsliste gesetzt. Sein Name ist ferner in den
Sanktionslisten der Ukraine, Australiens u. Neuseelands
enthalten.
Vermögen: Die Höhe des angegebenen Einkommens Kozlovs
für 2020 betrug 12,017`906 Mln. Rubel, diejenige des Vermögens
der Ehegattin 1,325`961 Mln. Rubel. 2016 tauchten Informationen
auf, dass Kozlov im Gebiet Amur eine Villa baute, deren Kosten
auf 100 Mln. Rubel geschätzt wurden. Diese Angabe wurde von
Kozlovs Pressesprecherin dementiert, weil dort niemand
entsprechende Gebäude gesehen habe.
Verwandtschaft: Als Aleksandr Kozlov Bürgermeister von
Blagoveshchensk war, leitete sein Schwiegervater Evgenij Loginov
laut Sobesednik eine Verwaltungsgesellschaft, an der die
Stadt einen eigenen Anteil hatte. Als Kozlov Gouverneur des
Gebiets Amur wurde, leitete Loginov den örtlichen "Betriebs- u.
Wirtschaftsdienst“, der einen Regierungsauftrag von 500 Mln.
Rubel erhielt.
Als Kozlov Minister für die Entwicklung des Fernen Ostens u. der
Arktis wurde, erhielt sein Schwager Aleksej Loginov die Stellung
des Direktors einer Gesellschaft, die sich mit der "Verwaltung
des Betriebs von Nichtwohnvermögen gegen Gebühr oder auf
Vertragsbasis“ befasste. Mutter Irina Kozlova, Inhaberin eines
Unternehmens, baute die besagte Villa, die Aleksandr Kozlov
zugeschrieben wird.)0
KOZLOV, Aleksandr Alekseevic
(1993-, russ. Polizist-Einsatzkampfmann
im Range eines Sergeanten der
Hauptdirektion der Russ. Nationalgarde /Rosgvardija/
für Moskau, 3. Einsatzbataillon. Vom "Forum Freies
Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm
"Unterstützung bei der Umsetzung polit. Repression,
Machtmissbrauch u. Gewalt gegen Bürger, die an friedlichen
Protesten teilnehmen", vorgeworfen. Bei einer Kundgebung
am 27. Juli 2019 ging Kozlov in der Nähe des Kaufhauses
"Detskij mir" mit Gewalt gegen friedliche Demonstranten
vor. Dabei habe er einen Teilnehmer namens Kantorovich
mit einem Schlagstock so heftig geschlagen, dass dieser
zerbrochen sei. In der Folge wurden 8 Strafverfahren gegen
friedliche bzw. unschuldige Bürger eröffnet. Als der
Polizist sich das Video der Prügelei vor Gericht ansah,
habe er nur gegrinst u. sei sichtlich erfreut gewesen.
Kozlov fungierte auch als "Zeuge“ im sog. "Moskauer Fall“ gegen die Angeklagten
Gubajdulin, Lesnykh, Martincov u. Mylnikov. Am 29. Aug.
2019 gab er als Zeuge im Fall Gubajdulin eine
Falschaussage ab. Ein charakterist. Merkmal des Polizisten
Kozlov u.a. ähnlicher "Rechtshüter“ sei die patholog.
Grausamkeit dieser Leute, die an Sadismus grenze,
kommentiert das "Forum". Nachdem sie einen Stock, einen
entsprechenden Ausweis u. die Befugnis erhalten hätten, im
Namen des Staates Gewalt anzuwenden, würden solche Leute
sofort beginnen, ihre Dienststellung auszunutzen u. ihre
ungesunden Neigungen in bester "Form“ zu zeigen. Die auf
den ersten Blick scheinbare berufliche Inkompetenz hindere
sie nicht daran, weiterhin Karriere in den
Strafverfolgungsbehörden zu machen, da das herrschende
Putin-Regime gerade an ihren unansehnlichsten u.
niedrigsten Qualitäten interessiert sei.)
KOZLOV,
Aleksandr Petrovich
II
(1949-2021, gew. sowjet. bzw. russ. Finanz- u.
Wirtschaftsfachmann u. Regierungsbeamter bzw.
-politiker. Studium
am nach V.V.
Kujbyshev benannten Kazaner
Finanz- u. Wirtschaftsinstitut. In der Sowjetzeit
arbeitete er in den Kontroll- u. Rechnungsprüfungsorganen
der Tatarischen ASSR u. wechselte 1984
ins Finanzministerium der
UdSSR, wo er diverse leitende Positionen in den Bereichen
Kontrolle u. Rechnungsprüfung, Arbeitsorganisation u.
Löhne der Finanz- u. Versicherungsbehörden, Planung u.
Systemfinanzierung, Personal u. Ausbildung innehatte.
1989 wechselte er ins Komitee für Volkskontrolle der
UdSSR. In den 1990er Jahren war er in der
Kontrolldirektion der Verwaltung des Präsidenten RF beschäftigt.
Ausserdem war er als Leiter der Abteilung für
Regionalpolitik u. Leiter der Abteilung für die
Interaktion mit den Subjekten RF
in der Regierung RF tätig. 1999-2004
stv. Regierungschef RF. 2004-9 stv.
Landwirtschaftsminister RF. 2009-14 Gouverneur des Gebiets Orjol. Laut
der Effizienzbewertung der Zeitung Izvestija
belegte er den 74. Platz unter 81 Gouverneuren Russlands.
2012 Mitglied des Präsidiums des
Staatsrats RF. Verstorben
im Feb. 2021.)
KOZLOV, Andrej Andreevich (1965-2006,
gew. sowjet. bzw. russ. Ökonom,
Finanzier u. prominenter Zentralbanker. Absolvent der
Fakultät für Internationale Wirtschaftsbeziehungen des
Moskauer Finanzinstituts. Ab 1989 arbeitete er als
leitender Ökonom bei der Staatsbank der UdSSR, dann bei
der Zentralbank
RF. Ab 1995 war er stv., dann 1. stv. Vorsitzender
der Zentralbank RF mit diversen Abteilungszuständigkeiten.
Nach einigen Jahren berufl. Tätigkeiten bei anderen
Organisationen war er ab 2002 wieder 1. stv. Vorsitzender
der Zentralbank RF unter dem neuen Vorsitzenden s. Sergej
Ignatev, wobei Kozlov gleichzeitig einen Sitz im
Direktorium bzw. Verwaltungsrat
der "Bank von Russland" u. den Schlüsselposten des
Vorsitzenden des Bankenaufsichtsausschusses erhielt, der
u.a. über Erteilung u. Widerruf von Banklizenzen u. über
die Entgegennahme von
Einlagen von Privatpersonen durch eine bestimmte Bank entschied.
Hierzu waren die Banken insbes. verpflichtet, Angaben zu
den tatsächlichen Eigentümern offenzulegen. Eine Massnahme
zur Verbesserung der Kreditwürdigkeit der russ. Banken war
auch die Erhöhung der Mindesteinlage oder Deckung von
Geschäftsbanken bei der Zentralbank von einer Mln. auf 5
Mln. Euro. Nach Abschluss des Auswahlverfahrens für das Einlagensicherungssystem
startete die Zentralbank eine Kampagne gegen Banken, die
an Geldwäsche u. illegalen Bargeldabhebungen beteiligt
waren. In der Tat wurden unter seiner Leitung die Lizenzen
zahlreicher Banken entzogen, weil sie der Beteiligung an
Geldwäsche verdächtigt wurden. Allein
2006 wurden laut Rossijskaja gazeta 46
Banken geschlossen.
Anschlag / Ermordung: Am 13. Sept. 2006 wurde auf
einem Parkplatz in der Nähe eines Fussbaltstadions an der
Strasse Olenij val in Moskau-Sokolniki auf Kozlov u.
seinen Fahrer ein tödlicher Anschlag verübt. Während der
Fahrer auf der Stelle tot war, wurde der Bankier, der
trotz seiner gefährlichen Arbeit ohne Leibwächter auskam,
schwer am Hals u. Kopf verletzt u. in kritischem Zustand
in das 33. Moskauer Stadtkrankenhaus eingeliefert, wo er
sich einer fünfstündigen Operation unterzog. Am nächsten
Tag starb er, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.
Reaktionen: Der Präsident RF
V. Putin, der den Chef der Zentralbank Ignatev Mitte Sept.
in seiner Residenz in Sotschi empfing, sagte, die
Ermordung Kozlovs sei das Ergebnis „einer Verschärfung der
Lage im Kampf gegen die Kriminalität im
Wirtschaftsbereich“. Um die Situation zu besprechen,
berief Putin eigens den Leiter des FSB RF s. Aleksandr
Bortnikov, den Innenminister RF s. Rashid Nurgaliev u. den
Generalstaatsanwalt RF s. Jurij Chajka nach Sotschi. Vor
TV-Kameras
räumte der Präsident einen Rückschlag im Kampf gegen
die Wirtschaftskriminalität ein u. sagte,
dass die Nutzung russ. Bankinstitute für kriminelle Zwecke
weiterhin erfolge u. jeden Monat „Milliarden Rubel
ausgezahlt“ u. „riesige Finanzmittel“ ins
Ausland transferiert
würden mit
dem Zweck,
sie für die Ausgabe steuerfreier Gehälter, Bestechung von
Beamten, Finanzierung terrorist. Aktivitäten u. für die
Bedürfnisse der Drogenmafia zu
verwenden. Kozlov war aufgrund
seiner Arbeit in Russland u. international hoch anerkannt
u. wurde von diversen Finanzexperten sehr gelobt. Der
russ. Finanzminister s. Aleksej Kudrin nannte Kozlov „eine
sehr mutige u. ehrliche Person“. Laut s. Anatolij Chubajs
war Kozlov „ein absolut ehrlicher, prinzipientreuer u.
absolut unkommerzieller Mensch“. Andere wiederum
beschrieben Kozlov als „eine erstaunlich talentierte u.
fleissige Person“.
Ermittlung: Ein Ermittlerteam aus 3 Dutzend
hochqualifizierten Mitarbeitern nahm die Ermittlungen auf.
Nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden handelte es sich
um einen Auftragsmord, der nach der Ansicht des stv.
Vorsitzenden des Ausschusses für Kreditinstitute u.
Finanzmärkte der Staatsduma RF s. Anatolij Aksakov
„möglicherweise mit seiner beruflichen Tätigkeit
zusammenhing“. Laut Aksakov vertrat Kozlov „eine harte
Haltung gegenüber Banken, die Geld einkassierten, Geld
wuschen oder sich an anderen illegalen Aktivitäten
beteiligten“. Kozlov selbst plädierte in der Tat dafür,
dass Bankern, die beim illegalen Abheben von Geldern
ertappt würden, das Recht auf lebenslange Berufsausübung
entzogen werden sollte.
Im Okt. 2006 wurden 3 ukrain. Bürger, die aus Lugansk im Donbass
stammten, festgenommen u. wegen direkter Ausführung des Mordes
an Kozlov u. seinem Chauffeur angeklagt. Im Dez. gab
Generalstaatsanwalt Chajka bekannt, dass der Mord aufgeklärt
sei. Im Jan. 2007 gab die Generalstaatsanwaltschaft RF die
Festnahme der Person bekannt, die den Mord an Kozlov angeordnet
hatte. Es handelte sich um den ehem. Vorstandsvorsitzenden der
"VIP Bank" s. Aleksej Frenkel. 2004-5 durfte die "VIP Bank"
nicht am Einlagensicherungssystem für Privatpersonen teilnehmen,
weshalb Frenkel den Posten des Vorstandsvorsitzenden seiner Bank
aufgab u. sich einem anderen Unternehmen zuwandte. Im Juni 2006,
6 Monate nachdem Frenkel die "VIP Bank" verlassen hatte, entzog
die Zentralbank ihr die Lizenz. Die Staatsanwaltschaft forderte
eine lebenslange Haftstrafe für Frenkel u. den direkten Mörder
namens Polovinkin u. Freiheitsstrafen von 9-20 Jahren für die
übrigen Angeklagten. Im Nov. 2008 wurde Frenkel vom Moskauer
Stadtgericht als Drahtzieher des Mords an Kozlov zu 19 Jahren
Gefängnis verurteilt. Frenkel verbrachte dann 16 Jahre in
Straflagern u. Hochsicherheitsgefängnissen Sibiriens, Nord- u.
Südrusslands u. wurde 2023 auf Bewährung aus der Haft entlassen.
Die übrigen Angeklagten wurden vom Moskauer Stadtgericht von 6
Jahren Gefängnis bis zu lebenslanger Haft verurteilt. Aleksej
Polovinkin wurde zu lebenslanger u. Maksim Progljada zu 24
Jahren Haft verurteilt, während die beiden Komplizen Liana
Askerova u. Boris Shafraj 13 bzw. 14 Jahre Gefängnis erhielten.
Der Angeklagte Belokopytov wurde vom Gericht ebenfalls des
Mordes für schuldig befunden u. zu 10 Jahren Gefängnis
verurteilt, während der Angeklagte Bogdan Pogorzhevskij 6 Jahre
Haft in einer Hochsicherheitsanstalt erhielt. Der letzte, 8.
Angeklagte Andrej Kosmynin, der zusammen mit Pogorzhevskij vom
Tatort weg flüchtete u. die schallgedämpfte/n Waffe/n in der
Nähe hinterliess, bevor sie von einem bereitstehenden PKW
aufgefangen wurden, wurde im März 2010 zu 9 Jahren Gefängnis
verurteilt. Das Gericht befriedigte ferner die Zivilklage der
Opfer auf 10 Mln. Rubel zugunsten des Vaters des Ermordeten
Kozlov. Das Gericht entschied auch, je 2 Mln. Rubel von Frenkel,
Polovinkin u. Progljada u. je 1 Mln. Rubel von den anderen
Angeklagten einzufordern. Die Richterin hiess Natalja Olikhver.
Der Strafprozess wurde nach Art. 105 Teil 2 StGB RF geführt.
Gedenken: Zur Erinnerung an Andrej Kozlov wurde ein
akadem. Stipendienprogramm ins Leben gerufen. Seine Gründer
waren die Zentralbank RF, der Verband russ. Banken u. die "MDM
Bank". Das Stipendienprogramm, dessen Zweck darin besteht,
Studierende mit hervorragenden Kenntnissen im Bereich der
Wirtschafts- u. Finanzwissenschaften zu fördern, wurde v.a. an
den Universitäten von Novosibirsk, Ekaterinburg, Khabarovsk,
Cheljabinsk, Tomsk u. Tjumen umgesetzt.)
KOZLOV,
Sergej Ivanovich
II
III IV
(1963-, proruss. Militärführer u. Politiker der
selbsternannten "Volksrepublik Lugansk/Luhansk" LVR im
Donbass, Ostukraine. Nach dem Abitur trat er in der
Sowjetzeit in die nach dem
Donbass-Proletariat benannte Höhere Militärfliegerschule
für Seefahrer in Voroshilovgrad, heute Lugansk/Luhansk,
ein. 1985-94 diente er in den Streitkräften der UdSSR u.
der Ukraine u. beendete seinen Dienst als
Kampfkontrolloffizier u. Ausbilder. 1994-2005 war er im
Ministerium für Notsituationen der Ukraine tätig u.
beendete seinen Dienst als Leiter der Rayonsabteilung in
Krasnodon im Rang eines Obersten. 2006-9 befand er sich im
Ruhestand u. arbeitete
dann bis
2012 beim Energieverband
Lugansk als leitender Dienstingenieur. Im Mai 2014 wurde
er in das berüchtigte, von s. Igor Plotnickij angeführte
internationale paramilitär. Söldner-Bataillon "Zarja" eingezogen u. zum
Stabschef dieses Bataillons ernannt. Nachdem das
Bataillon "Zarja" im Okt. 2014
im Zuge der Bildung der "Volksmiliz der LVR" Teil der
"regulären Armee der LVR"
geworden war, diente Kozlov ihr als Stabschef
u. 1. stv. Kommandeur im Rang
eines Generalmajors der "LVR". Ende 2015 wurde Kozlov
neuer Vorsitzender des "Ministerrats der LPR" als Nachfolger
Gennadij Cypkalovs. Nach der Ermordung des Chefs der
"Volksrepublik Doneck" s. Aleksandr Zakharchenko Ende Aug.
2018 berichteten einige Medien, dass Kozlov die "LVR" in
unbekannter Richtung verlassen habe, wobei der
Pressedienst des "Ministerrats der LVR" diese Nachricht dementierte.
Offenbar bekleidet Kozlov dieses Amt bis heute, in
dem er im Sept. 2023 für eine 3. Amtszeit bestätigt wurde.
Sanktionen: Aufgrund der aktiven Unterstützung der
russ. Aggression gegen die Ukraine u. der Verletzung der
territorialen Integrität der Ukraine während des
russ.-ukrain. Kriegs seit 2014 unterliegt Kozlov persönl.
internationalen Sanktionen verschiedener Länder. Im
März 2019 fiel er unter die Sanktionen Kanadas u. seit
Okt. 2020 unterliegt er auch den Sanktionen
Australiens. Nach Ausbruch
des
von Putin im
Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine
wurde Kozlov
im Feb.
von Japan sanktioniert u. gelangte im April
auf die Sanktionslisten aller EU-Länder sowie auf
diejenigen Grossbritanniens u. der Schweiz. Per Dekret des Präsidenten
der Ukraine V. Zelenskyj unterliegt
er seit Okt. 2022 den
Sanktionen der Ukraine aufgrund seiner Beteiligung
an der illegalen separatist.
"Regierung der Volksrepublik Luhansk“ u.
an "Aktionen, die die Ukraine destabilisieren u. ihre
territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit
untergraben u. bedrohen". Von den USA u. von Neuseeland
wurde er bisher offenbar nicht sanktioniert.)
KOHVER, Eston II III IV V VI VII (1971-, Beamter der estnischen Sicherheitspolizei / Kaitsepolitsei KAPO.
Absolvent der Polizeischule Nõmme u.
der Akademie des
Innenministeriums Estlands.
Nach der
Ausbildung wurde er Angestellter der KAPO.
Als
Polizeikommissar war
er an der Prävention von Terrorismus u. Extremismus
beteiligt, einschliesslich der Verhinderung illegaler
Aktivitäten von Links- u. Rechtsradikalen. 2011 beteiligte
er sich zusammen mit anderen KAPO-Beamten u. Vertretern
des estnischen Aussenministeriums an Versuchen, 7 im
Libanon entführte estnische Radfahrer zu befreien, wobei
die Sportler freigelassen u. in ihre Heimat zurückgebracht
wurden.
Entführung durch Russland: Anfang Sept. 2014 wurde
Kohver von bewaffneten Unbekannten,
wohl Russen des FSB,
mit vorgehaltener Waffe u. einer Rauchgranate u.
Funkstörsendern an der estnisch-russ. Grenze bei
Luhamaa, ca. 8 km nördlich des
Grenzübergangs in einem abgelegenen u.
bewaldeten Gebiet in der Nähe des Dorfs Miikse
/II/ offenbar auf estnischem
Territorium unter
umstrittenen Umständen festgenommen u. entführt.
Russland behauptete, dass Kohver während
einer verdeckten Geheimdienstmission
auf der russ. Seite der Grenze festgenommen worden sei.
Man habe bei ihm eine Taurus-Pistole mit Patronen, 5000
Euro, Spezialausrüstung zur geheimen Tonaufnahme u.a.
Materialien beschlagnahmt.
Der estnische Inlandsgeheimdienst
bestätigte, dass Kohver bei seiner Aufgabe,
grenzüberschreitende Kriminalität u. Schmuggel zu
untersuchen, seine Dienstpistole, Bargeld u. ein
Aufzeichnungsgerät bei sich trug. Im Rahmen von
Ermittlungen sollte er an der Grenze einen möglichen
Informanten treffen, sei jedoch in eine vom FSB gestellte
Falle getappt. Der vom russ. Staat mit der Vertretung
Kohvers beauftragte Verteidiger behauptete, der FSB
verfüge über umfassende Videoaufzeichnungen von Kohvers
Grenzübertritt. Nach Angaben
des estnischen Inlandsgeheimdienstes soll es am Tatort
einen gewaltsamen Kampf u. Einschlagskrater der
Rauchgranaten auf der russ. Seite der Grenze gegeben
haben. Laut dem Protokoll der estn. Ermittlung vor Ort
soll eine Gruppe von Männern die russ.-estn. Grenze
überquert haben u. danach auf russ. Gebiet zurückgekehrt
sein. Die russ. Fassung des Protokolls erkannte die estn.
Version als gleichermassen authentisch an, obwohl es
inhaltl. Unterschiede zu geben schien. Während
in der estn. Fassung ausdrücklich geschrieben stand, dass
der Grenzdurchbruch von der russ. zur estn. Seite u.
zurück erfolgte, enthielt
die russ. Fassung des
Protokolls keine Einzelheiten über die Richtung des
Grenzdurchbruchs.
Verurteilung u. Inhaftierung
in Russland, internationaler
Protest: Nach
seiner Festnahme durch die Russen wurde Kohver in
das berühmt-berüchtigte Moskauer
Lefortovo-U-Haftgefängnis verbracht, dort 2 Monate
festgehalten u. wegen Spionage angeklagt.
Die EU bekräftigte im März 2015, dass Kohver im
Lefortovo-Gefängnis "rechtswidrig inhaftiert“ u. ihm dabei
der Rechtsbeistand entzogen worden sei, u. forderte seine
sofortige Freilassung. Das
Vorgehen der russ. Seite gegenüber Kohver wurde
ausdrücklich als illegal u. als Verstoss gegen den
Grundsatz der Unverletzlichkeit der Grenzen
bezeichnet. Im März 2015
verabschiedete das Europäische Parlament eine
Resolution zum Mord an s. Boris Nemcov, in der
auch die russ. Behörden aufgefordert wurden,
Eston Kohver freizulassen.
Im Prozess bestritt Kohver die gegen ihn erhobenen
Anschuldigungen, während sein Anwalt s. Mark Fejgin sagte,
sein Mandant habe sich mit den Behörden geeinigt u. die
Schuld im Spionagefall eingestanden. Im Aug. 2015 wurde
Kohver vom Bezirksgericht Pskov wegen Spionage zu
15 Jahren Gefängnis in einer Hochsicherheitsanstalt sowie
einer Geldstrafe von 100 Tsd. Rubel -
ca. 1800 Euro - verurteilt.
Das Urteil wurde nicht angefochten u. trat Anfang Sept. in
Kraft. Der
Vorfall führte die bereits angespannten Beziehungen
zwischen Estland u. Russland auf einen neuen
Tiefpunkt. Der estn. PM Taavi
Rõivas u. der Diplomat Jüri Luik verurteilten die hohe
Gefängnisstrafe für Kohver u. warfen den russ. Behörden
Durchführung eines Schauprozesses vor. Auch
das estn. Aussenministerium verurteilte die Entscheidung
des russ. Gerichts scharf u. erklärte, dass "die
Entführung Kohvers aus dem Hoheitsgebiet der Republik
Estland durch FSB-Beamte am 5. Sept. 2014 u. seine
anschliessende rechtswidrige Inhaftierung in Russland eine
grobe
Verletzung des Völkerrechts u. der Menschenrechte“
darstelle. Auch die EU, USA u. Ukraine verurteilten das
Urteil mit der Begründung, es verstosse gegen das
Völkerrecht. Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini
erklärte, Kohvers "Entführung u. anschliessende
rechtswidrige Inhaftierung in Russland stellten einen
klaren Verstoss gegen das Völkerrecht dar“ u. Russland
habe dem Esten ein faires Verfahren verweigert. Die
Sprecherin der EU-Diplomatie Catherine Ashton rief
Russland auf, Kohver unverzüglich freizulassen u. nach
Estland zurückzuschicken. Das
litauische Aussenministerium verglich die Situation
des estn. Beamten mit dem Fall der ukrain. Pilotin
s. Nadezhda Savchenko. Eine
der Folgen des Konflikts um den Fall Kohver war die
Entscheidung Tallinns, an der Grenze zu Russland Barrieren
zu errichten. Darüber hinaus war geplant, die
Grenzsicherung durch bewaffnete Spezialkräfte zu stärken.
Freilassung / Austausch:
Im
Jan. 2015 spekulierten estn. Medien, dass
Kohver möglicherweise gefangen genommen wurde,
um die estn. Regierung zu zwingen, ihn gegen
einen 2012 in Estland verurteilten Spion
namens Aleksej Dressen auszutauschen. Diese
Einschätzung deckte sich mit den Angaben des
Vizepräsidenten des Veteranenverbands der
Spezialeinheitsgruppe "Vympel", Vladimir Gribov,
wonach die Gefangennahme Kohvers ursprünglich vom
FSB mit dem Ziel geplant worden sei, ihn gegen
Dressen auszutauschen. Schon
im Sept. 2015 wurde Kohver im Austausch tatsächlich gegen
Aleksej
Dressen an Estland übergeben.
Der wenig spektakuläre Austausch der beiden Männer auf
einer einsamen Brücke über den Fluss Piusa an
der estn.-russ. Grenze im
klassischen Stil des "Kalten Kriegs" wurde durch ein
später veröffentlichtes Video dokumentiert.
Dressen, wie Kohver ein ehem. Beamter
der Sicherheitspolizei des estn. Innenministeriums, wurde
2012 von einem estn. Gericht der Weitergabe geheimer
Informationen an den FSB für schuldig befunden u. zu 16
Jahren Gefängnis verurteilt. Eine
FSB-Quelle teilte der Nachrichtenagentur "Interfax" mit, dass
Dressen etwa 20 Jahre lang für den FSB gearbeitet habe. In
dieser Zeit habe er wertvolle Informationen weitergeleitet, dank
derer einige Agenten ausländ. Geheimdienste, die in Russland
tätig waren, entlarvt wurden, Versuche westlicher Geheimdienste,
Agenten unter hochrangigen russ. Beamten zu rekrutieren,
gestoppt wurden u. die wahren Auftraggeber zahlreicher antiruss.
Aktionen in den baltischen Ländern bekannt geworden seien. Eine
FSB-Quelle, die auf die Rechtmässigkeit eines solchen Austauschs
hinwies, bekräftigte, dass eine solche Aktion durch das
Bundesgesetz "Über den Auslandsgeheimdienst“ gedeckt sei, in dem
es heisst, dass "der Staat auf jede erdenkliche Weise
verpflichtet ist, die bedingungslose Freilassung eines
Mitarbeiters des Auslandsgeheimdienstes RF u. seiner
Familienangehörigen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der
Durchführung nachrichtendienstlicher Aktivitäten ausserhalb des
Territoriums der RF festgenommen, inhaftiert oder verurteilt
wurden“. Die estn. Behörden gaben zu dem
Austausch an, dass Dressen keine Gefahr mehr für Estland
darstelle. Ab Okt. 2015 arbeitete Kohver
wieder bei der Sicherheitspolizei Estlands. Kohvers
Kollegen u. Freunde beschrieben den Polizisten als einen
hochqualifizierten, fleissigen u. scharfsinnigen
Mitarbeiter mit grossartigen persönl. Eigenschaften, der
über hervorragende Kenntnisse der estn. u. russ. Sprache
verfügt.)
KOKOV, Jurij Aleksandrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII (1955-,
sowjet. Jurist, russ. Staatspolitiker, seit 2018 stv.
Sekretär des Sicherheitsrats RF. Ehem. Oberhaupt der Kabardino-Balkarischen Republik.
Verdienter Mitarbeiter der Organe für innere
Angelegenheiten RF. Absolvent der Jurist. Fakultät der
Staatsuniversität Rostov/Don. Bis 1987 war er in
verschiedenen Positionen der strafrechtlichen Ermittlungen
u. im Dienst des Innenministeriums der Kabardino-Balkarischen ASSR
tätig, anschliessend als Leiter der Verwaltungs- u.
Finanzabteilung des Ministerrats der Kabardino-Balkar.
ASSR, stv. Leiter der
Kriminalpolizei u. Leiter der Abteilung zur Bekämpfung von
Wirtschaftskriminalität des Innenministeriums der Kabardino-Balkar. ASSR.
1993 u. 1997 gewähltes Mitglied des Repräsentantenhauses
des Parlaments der Kabardino-Balkar. ASSR,
wo er die Kommission für Gesetzgebung u. Sicherheit
leitete. 1995-99 stv. Innenminister der Kabardino-Balkar. ASSR u.
Leiter
des Kriminalpolizeidienstes. 1999 wurde er als
Chefinspektor der Hauptverwaltung für Organisation u.
Inspektion des Innenministeriums RF nach Moskau versetzt,
2003 zum stv. Leiter der Hauptverwaltung zur Bekämpfung
der organisierten Kriminalität des Innenministeriums RF u.
2005 zum 1. stv. Leiter des Departements zur Bekämpfung
der organisierten Kriminalität des Innenministeriums RF
ernannt. Im Nov. 2008 übernahm er die Leitung des
Departements für Extremismusbekämpfung des
Innenministeriums RF. 2011 wurde er per Dekret zum Leiter
der Hauptverwaltung für Extremismusbekämpfung
des Innenministeriums RF im Rang eines
Generalobersten der Polizei ernannt.
2012 wurde er zum Leiter des Allruss. Instituts für die
Fortbildung von Mitarbeitern des Innenministeriums RF
ernannt. 2013 wurde er zum kommissar. Oberhaupt der
Kabardino-Balkarischen Republik ernannt. Im Okt. 2014
wählten die 70 Abgeordneten
des Parlaments von Kabardino-Balkarien Jurij Kokov
einstimmig zum Oberhaupt der Republik. 2015-16 von Amtes
wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Im Sept.
2018 ernannte der Präsident RF V. Putin Kokov zum stv. Sekretär des Sicherheitsrats RF.
Damit war sein Mandat als Oberhaupt
der Republik Kabardino-Balkarien
beendet. Sein Nachfolger als Oberhaupt der Republik Kabardino-Balkarien
wurde der Sohn
eines vormaligen
Oberhaupts der
Republik. Ob Jurij Kokov mit
diesen Kokovs verwandt ist,
konnte an dieser Stelle
nicht in Erfahrung gebracht
werden.
Im Dez. 2018 schied Kokov am
18. Kongress der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ aufgrund
einer Rotation aus
dem Obersten Rat der Partei aus.)
KOKOJTY, Eduard Dzhabeevich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI (osset.) XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXIIa XXXIIb XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL
XLI
XLII XLIII (1964-, südosset.
Russland-freundlicher Politiker. Ehem. Präsident der Republik Südossetien /2001-11/.
Absolvent des
nach A. Tibilov benannten Südosset. Staatl. Pädagog.
Instituts in Ckhinvali mit einem Abschluss als
Sportlehrer. Ehem. Meister der Georg. SSR im
Freistilringen/Wrestling. In der Sowjetzeit
arbeitete er als
Elektriker u. Komsomol-Sekretär.
Während des georg.-osset. Kriegs
1990-91 gründete u. leitete er eine Kampfabteilung der
Verteidiger Ossetiens. Bis 1993 war
er Abgeordneter des 1. Obersten Rats der Republik
Südossetien. Ansonsten verbrachte er die 1990er Jahre
zumeist als Geschäftsmann in Moskau. Er war als Assistent
für einen Abgeordneten der Staatsduma RF tätig u. wurde im
Feb. 1997 per Dekret des 1. Präsidenten der Republik
Südossetien Ludwig Chibirov
zum Handelsvertreter Südossetiens in der RF im Rang eines
Ministers der Republik Südossetien ernannt.
Präsident Südossetiens: Ende 2001 wurde Kokojty
als Oppositionskandidat bei der direkten Präsidentschaftswahl nach Ludwig
Chibirov, übrigens seinem Cousin, zum 2. Präsidenten der
Republik Südossetien gewählt.
Kokojty verdankte seinen Wahlsieg der
finanziellen u. polit. Unterstützung des einflussreichen
Tedeev-Familienclans um den früheren Chef des südosset.
Sicherheitsrats Albert "Dik" Tedeev u. dessen Bruder
Dzhambulat, früherer Ringerweltmeister u. heutiger Trainer
der russ. Nationalmannschaft. Bei der Wahl in Südossetien
wurde Kokojty von der 2003 gegründeten "Partei der
Einheit" stets unterstützt. Nach seinem
Wahlsieg übertrug er dem Tedeev-Clan zunächst die
Verantwortung über den südosset. Zolldienst u. die
bewaffnete Eskortierung von Gütertransporten entlang der
Transkaukas. Fernstrasse nach Russland. Im Juli 2003 liess
Kokojty dann führende Mitglieder des Tedeev-Clans
verhaften u. Verbände des Verteidigungs-, Sicherheits- u.
Justizministeriums entwaffnen. Die Abteilung zur
Eskortierung von Gütertransporten wurde aufgelöst, der
Zoll direkt dem Präsidenten unterstellt. Unter Kokojty,
der sich innen- u. aussenpolitisch als antigeorg. u.
proruss. Hardliner profilierte, sollte Südossetien, das
wie Abchasien früher zum georg. Staat
gehörte, von Russland offiziell als souveräner u.
unabhängiger Staat anerkannt werden. Kokojty sprach sich
entschieden gegen eine Wiedervereinigung mit Georgien aus,
sondern strebte im Gegenteil die endgültige Trennung
Südossetiens von Georgien u. eine Vereinigung Süd- u.
Nordossetiens mit Russlands an, wobei er wiederholt
Anträge auf eine assoziierte Mitgliedschaft Südossetiens
in der RF stellte u. im
Nov. 2003 Südossetien bereits als „russ.
Territorium“ bezeichnete,
während er immerhin seine
Bereitschaft zum Ausdruck brachte, mit Georgien ein
Verhältnis der guten Nachbarschaft zu unterhalten. Die
Bedingung für eine entsprechende Friedenslösung war jedoch
die Behandlung Südossetiens als unabhängiger Staat durch
Georgien, die von der Regierung in Tbilissi jedoch
abgelehnt wurde. Als Anhänger des Eurasismus argumentierte
Kokojty, dass Südossetien das Russ. Reich nie verlassen
habe. Nach einer angespannten Auseinandersetzung mit der
georg. Zentralregierung im Juli 2004 behauptete Kokojty:
„Georgien will Krieg. Aber wir sind zur Selbstverteidigung
bereit.“ Vor der Präsidentschaftswahl 2006 erklärte er,
der georg.-osset. Konflikt sei kein zwischenethnischer,
sondern eindeutig ein polit. Konflikt, der auf den Wunsch
Georgiens zurückzuführen sei, den Osseten die Normen der
westl. Demokratie aufzuzwingen, die den traditionellen
kaukas. Gesetzen widersprächen. Er kritisierte auch
mehrfach die Mission der OSZE in der Region, indem er ihr
Voreingenommenheit vorwarf u. ihre Aktivitäten mit denen „der
georg. Geheimdienste“ verglich. Bei der Präsidentschaftswahl 2006 wurde
Kokojty mit 98% der abgegebenen Stimmen u. mit
Unterstützung der Kommunisten für
eine 2. Amtszeit als Präsident
der Minirepublik bestätigt. Im Aug.
verliess er Ckhinvali nach Java u. führte eine osset.
Vortruppe an, die zusammen mit den Fronteinheiten der russ. 58. Armee unter dem Kommando
General A.N. Khruljovs einen Gegenangriff
auf Ckhinvali lancierte. Danach kehrte er nach Ckhinvali
zurück.
2008: Als Präsident Südossetiens traf er sich im
Aug. 2008 nach dem Ende des 5-tägigen Kriegs mit Georgien offiziell mit
dem Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev im Kreml u.
unterzeichnete zusammen mit dem Präsidenten der Republik
Abchasien s. Sergej Bagapsh 6 Grundsätze zur Lösung des
georg.-südosset. u. georg.-abchas. Konflikts, die zuvor
von Medvedev u. dem französ. Präsidenten Sarkozy
ausgearbeitet worden waren. Noch im gleichen Monat
entliess Kokojty die Regierung seiner Republik u.
verhängte per Dekret den Ausnahmezustand für 1 Monat,
wobei alle Exekutivbehörden der
Republik sich einer neu eingesetzten "Ao. Kommission zur
Beseitigung der Folgen der georg. Aggression" unter der
Leitung von Znaur Gassiev unterwerfen mussten. Ausserdem
erklärte er, dass die Führung der Republik sich darauf
vorbereite, an Russland „mit dem Vorschlag heranzutreten,
auf dem Gebiet Südossetiens dauerhaft eine russ.
Militärbasis zu errichten“.
Am 22. Aug. 2008 verabschiedete das Parlament Südossetiens
einstimmig einen Aufruf an den Präsidenten RF, den
Föderationsrat RF u. die Staatsduma RF mit der Bitte um
Anerkennung der Unabhängigkeit. Am 25. Aug.
verabschiedeten der Föderationsrat u. die Staatsduma
einstimmig entsprechende Aufrufe an den Präsidenten RF. Am
26. Aug. unterzeichnete Präsident Medvedev das Dekret
"Über die Anerkennung der Republik Südossetien“, wonach
die RF diese Republik „als souveränen u. unabhängigen
Staat“ anerkennt, sich verpflichtet, diplomat. Beziehungen
zu ihm aufzunehmen u. eine Vereinbarung über Freundschaft,
Zusammenarbeit u. gegenseitige Hilfe zu schliessen.
Während die Farce à la russe perfekt war, anerkannte als
zweites Land nach Russland Nicaragua im Sept. 2008 durch
ein Präsidentendekret Daniel
Ortegas die Unabhängigkeit
Südossetiens u. Abchasiens.
In späteren Jahren folgten nur noch Venezuela, Nauru,
Tuvalu u. Syrien, wobei
die pazifischen Inselstaaten Tuvalu u. Vanuatu ihre
2011 ausgesprochene Anerkennung Abchasiens wenige
Jahre später im Zuge der Aufnahme diplomat.
Beziehungen mit Georgien zurückzogen. Nahezu
alle anderen Staaten der Welt betrachten
Südossetien wie Abchasien als georg.
Hoheitsgebiet. Zusammen
mit den anderen von Russland durch sogenannte eingefrorene
Konflikte geschaffenen De-facto-Pseudo-Staatsgebilden
Arzach/BergKarabach-
u. Transnistrien
bilden
Südossetien u. Abchasien die "Gemeinschaft
nicht-anerkannter Staaten" des
Raums der ehem. Sowjetunion, die
sich wechselseitig in ihren
Souveränitätsbestrebungen
unterstützen. Während
Moskau Südossetien zumindest in die Eurasische Wirtschaftsunion
aufnehmen möchte, unterstützt
Kokojty den Eintritt der Republik
Südossetien in den Russ.-Belaruss. Union.
Dazu wäre es aber nötig, dass Belarus, Kasachstan u.
Armenien die Unabhängigkeit dieser Entitäten
ebenfalls anerkennen, was sie in eine offene
Konfrontation mit Georgien brächte.
Im Sept. 2008 äusserte
sich Kokojty widersprüchlich
zu einer beabsichtigten Angliederung seines Landes an die
RF. Zuerst bestätigte er den
Beitrittskurs Südossetiens, wobei er diese Meldung
zurückzog, nachdem sich diese Aussage über die Agenturen
verbreitet hatte u. von russ.
Beamten schnell dementiert wurde –
seine Äusserungen seien „offensichtlich missverstanden“
worden. Seit
2010 wird das kleine Kaukasusland, das so gross wie
die Schweizer Kantone Tessin u. Uri zusammen ist,
durch den Bau von russ. Grenzzäunen zu Georgien
zunehmend isoliert. 2011 behauptete Kokojty, das "viele
europäische Staaten u. i.e.L. die USA eine Verantwortung
für den Genozid /sic/ am ossetischen Volk" trügen.
Rücktritt: Im Dez. 2011 sah sich
Kokojty nach Protestkundgebungen gezwungen,
vorzeitig auf die Macht als Präsident zu
verzichten, obwohl er nach der geltenden
Gesetzgebung bis zur Amtseinführung des
nächsten Präsidenten als amtierender Präsident
Südossetiens fungieren sollte.
Kritik: Der Fall Kokojty muss als
schwerwiegender Fall für die Justiz u. die
polit. Aufarbeitung betrachtet werden, der zum
hochgradig kriminellen Charakter des
Putin-Regimes u. zur imperialist. polit.
Szenerie des aktuellen Russland durchaus
perfekt passt. Von
Kritikern werden Kokojty, dessen intellektueller
Geist ziemlich beschränkt scheint, u.a. südosset.
Regierungspolitikern enge Geschäftsbeziehungen zur
organisierten Kriminalität in Russland nachgesagt.
Ebenfalls beanstandet wurde seine unklare Verwendung
russ. Hilfsgelder für Südossetien sowie sein
zunehmend autoritärer Regierungsstil. Seit
Dez. 2008 wurde Kokojty von seinen ehem. Verbündeten in
einer Reihe von Interviews mit russ. Medien scharf
kritisiert. Der frühere Kokojty-Insider u. in Russland
ansässige Geschäftsmann Albert Dzhussoev, der sich als
Oppositionsführer in Südossetien profilierte, beschuldigte
die Kokojty-Regierung, für Südossetien bestimmte russ.
Gelder gekapert zu haben, u. behauptete, die Region stehe
am Rande einer „sozialen Katastrophe“. Ähnliche
Anschuldigungen wurden vom ehem. Verteidigungsminister
Südossetiens, Anatolij Barankevich, u. PM Jurij Morosov
erhoben. Barankevich behauptete weiter, Kokojty sei
während des Russ.-Georg. Kriegs aus Ckhinvali geflohen u.
beschuldigte ihn, einen gefangenen georg. Soldaten
persönlich gefoltert zu haben. Der ehem. Innenminister
Südossetiens u. Vorsitzender des Obersten Gerichtshofs,
Alan Parastaev, sagte dem georg. TV-Sehsender "Imedi",
dass Kokojty eine Reihe von Terroranschlägen organisiert
u. Morde angeordnet habe, für die er Georgien
verantwortlich machte. Vertreter der Kokojty-Regierung
wiesen die Vorwürfe zurück u. behaupteten, diese Vorwürfe
seien Teil einer Verschwörung gegen Kokojty. Im März 2009
berichtete die russ. Zeitung Kommersant, dass die
Kokojty-Regierung u. der Kreml über die Verwendung der aus
dem russ. Bundeshaushalt für Südossetien bereitgestellten
Hilfsgelder uneins seien u. Ckhinvali am Rande einer
„sozialen Explosion“ stehe. Im Mai 2009 kündigten
Dzhussoev u. Dzhabulat Tadeev an, dass sie
versuchen würden, eine vorgezogene Präsidentschaftswahl zu
organisieren, um Kokojty abzusetzen, dem sie
Autoritarismus, Korruption u. „Unzuverlässigkeit“ für
Russland vorwarfen. Der erste Versuch, eine Kundgebung der
osset. Opposition in Moskau zu organisieren, wurde
allerdings von der russ. OMON aufgelöst. Im Frühjahr 2010
erntete Kokojty erneut viel Kritik, vor allem im Hinblick
auf den Einsatz russ. Hilfe. Eine Meinungsumfrage des
"International Center of Political Analysis" MTsPA ergab
eine Zustimmungsrate für Kokojty von 12,4%, wobei 66,3%
der Befragten eine negative Meinung hatten. Kosta Dzugaev,
ein Berater Kokojtys, bezeichnete die Umfrage sofort als
„Lügen“ u. behauptete, die MTsPA habe in Südossetien nie
tatsächlich Nachforschungen durchgeführt. Die MTsPA wird
mit PM Vadim Brovcev in Verbindung gebracht, der selbst
wegen der Misswirtschaft mit russ. Geldern kritisiert
wurde.
Vom "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste"
führt, wird Kokojty vorgeworfen, zur russ. Aggression
gegen Georgien, zur Besetzung eines Teils des georg.
Territoriums durch russ. Truppen u. zur Ermordung von
Zivilisten u. georg. Militär im Jahr 2008 massgeblich
beigetragen zu haben, da er eigene Streitkräfte anführte.
2008-11 leitete er die Besatzungsverwaltung in der
Republik Südossetien. Er machte den Vorschlag, auf dem
Gebiet Südossetiens dauerhaft eine russ. Militärbasis zu
errichten. Das "Forum" hält Kokojty für einen
internationaler Verbrecher.
Rücktritt u. Nachfolger: Als Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2011 wurde eine
Vereinbarung zwischen Kokojty u. der Oppositionskandidatin
Alla Dzhioeva unterzeichnet, wonach
Kokojty am 10. Dez. 2011 zurücktrat. Bis zu den Neuwahlen
im März 2012 fungierte PM Vadim Brovcev als kommissar.
Präsident Südossetiens. Im März 2017 weigerte sich die
Zentrale Wahlkommission Südossetiens, den ehem. Chef der
Republik Eduard Kokojty, der auch die russ.
Staatsbürgerschaft besitzt, als Kandidaten für die
Präsidentschaftswahl zuzulassen mit dem Argument, dass er
keinen dauerhaften Wohnsitz in Südossetien für 10 Jahre
bestätigen konnte. Nach Kokojtys u. Brovcevs Abgang wurden
in den Präsidentschaftswahlen von 2012, 2017 u. 2022
nacheinander Leonid Tibilov, Anatolij Bibilov /II/ u. Alan Gagloev als Präsidenten Südoesstiens gewählt.
Bibilov versuchte, die Abhängigkeit von Russland zu
verringern, u. bot Georgien an, besetztes Territorium
zurückzuerstatten. Gagloev unterstützte nachdrücklich den
von
Putin im Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskrieg
gegen die Ukraine
u. die sog.
Referenden zur Annexion der 4 besetzten ukrain. Gebiete
Luhansk, Doneck, Zaporishshja u. Kherson durch Russland.
Gagloev sagte eine von Bibilov im Mai 2022 vorgeschlagene
Volksbefragung über einen Beitritt Südossetiens zur RF ab.
Im Herbst 2022 liess er verschiedene Grenzübergänge zu
Georgien wieder öffnen u. beendete damit die isolationist.
Politik seiner Vorgänger. Zur weiteren polit. Entwicklung
in Südossetien s. hier.)
KOKORIN,
Aleksej Gennadevich
II (1961-, sowjet. Agronom u. russ.
Ökonom, ehem. Staatspolitiker, ehem. Gouverneur des Gebiets Kurgan. Nach dem Abschluss der
Landwirtschaftl. Berufstechnischen Mittelschule von Baturino,
Gebiet Kurgan,
arbeitete er auf einer
Staatsfarm u. diente 1979-81 in der Gruppe der sowjet.
Streitkräfte in Deutschland. In den 1980er Jahren war er als
Mitglied der KPdSU für die Organe für innere Angelegenheiten der
Stadt Shadrinsk, Gebiet Kurgan, tätig. In den 1990er Jahren war
er für diverse Betriebe u. als Unternehmer in Shadrinsk tätig.
Politik u. Studium: Bei den Wahlen zum Abgeordneten der
Stadtduma Shadrinsk 1996-2009 wurde er regelmässig gewählt. Bei
der Wahl zum Oberhaupt der Stadt Shadrinsk vom Nov. 2004 erhielt
er 77% der Wahlstimmen u. bei der Wahl zum Oberhaupt der Stadt
Shadrinsk, d.h. zum Leiter der Verwaltung der Stadt Shadrinsk,
vom Okt. 2009 erhielt er 84,68% der Stimmen. Nach dem Abschluss
des Studiums der Rechtswissenschaften an der Moskauer Staatl.
Fernuniversität verteidigte er 2003 an der Staatsuniversität
Tscheljabinsk eine Dissertation zum Thema "Modell zur Steuerung
der sozioökonom. Entwicklung einer Munizipalbildung“ zur
Erlangung des Grads eines Kandidaten der
Wirtschaftswissenschaften. 2007-14 war er Sekretär der
Ortsgruppe der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ in der Stadt Shadrinsk.
Unter seiner Führung stieg die Zahl der Mitglieder der
Ortsparteigruppe von 900 auf 4200, wobei die Umstände u. Gründe
für diesen ziemlich starken Anstieg an dieser Stelle unbekannt
sind. 2007-19 war er Mitglied des Kurganer regionalen Polit.
Rats der Partei "Einiges Russland“ u. Mitglied seines
Präsidiums. 2011 scheiterte seine Kandidatur für das Amt des
Abgeordneten der 6. Staatsduma RF zugunsten seines
Parteikonkurrenten.
Gouverneur von Kurgan: Mit Präsidialdekret vom Feb. 2014
wurde Aleksej Kokorin zum amtierenden Gouverneur des Gebiets
Kurgan ernannt. Bei der Wahl zum Gouverneur des Gebiets Kurgan vom Sept.
2014 errang Kokorin mit 84,87% der Stimmen einen Erdrutschsieg.
Die Amtseinführung
des neuen Gouverneurs fand noch im selben Monat statt. Er wurde
Nachfolger von s. Oleg Bogomolov, der wegen Korruptionsskandalen
unter Druck geriet u. als Gouverneur von Kurgan zurücktrat. Kokorin
galt als Hoffnungsträger, da er als
beliebter Bürgermeister der Stadt Shadrinsk einer der
angesehensten Menschen im Gebiet war u. nicht dem
persönl. Kreis Bogomolovs
angehörte. Unter der Führung
von Gouverneur Kokorin stieg das Bruttoregionalprodukt des
Gebiets Kurgan gesamthaft um 13,84%, wobei es pro Kopf im
gleichen Zeitraum um 15,90% anstieg. Nach diesen Indikatoren
belegte das eher rückständige Gebiet Kurgan 2014 den 66. u. 2016
den 67. Platz unter den 83 Föderationssubjekten Russlands. Der Grund
bzw. die Gründe für diese Verbesserung konnten an dieser Stelle
nicht in Erfahrung gebacht werden. 2015 u. 2016-17 war Kokorin
von Amts wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Anfang
Okt. 2018 akzeptierte der Präsident RF V. Putin den auf eigenen
Wunsch geäusserten Rücktritt des Gouverneurs des Gebiets Kurgan
A.G. Kokorin. Der Grund bzw. die Gründe für den Rücktritt konnte
an dieser Stelle nicht in Erfahrung gebracht werden. Sein
Nachfolger wurde Vadim Shumkov. Kokorin ist Vizepräsident
des Verbands kleiner u. mittlerer Städte Russlands, Mitglied des
Rats beim Präsidenten RF für die Entwicklung der kommunalen
Selbstverwaltung, Vorsitzender der Prüfungskommission des
Verbands "Städte des Urals“, Vorstandsmitglied des Rats der
Munizipalbildungen des Gebiets Kurgan u. Vorstandsmitglied beim
russ. staatl. Uranbergbaukonzern "Atomredmetzoloto", einem der grössten
Uranförderer der Welt.)
KOKORICH,
Mikhail Valerevich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII (1976-, russ. Physiker u.
Unternehmer. Absolvent der Fakultät für Physik der
Novosibirsker Staatsuniversität, der Stanford Graduate
School of Business, der Novosibirsker Staatsuniversität
für Ökonomie u. Verwaltung u. der Moskauer Schule für
Management "Skolkovo" mit MBA-Abschluss.
Als Student gründete er 1997 sein erstes Unternehmen
"Dauria", das sich mit der Lieferung von chemischen
Reagenzien u. später mit
Wasseraufbereitungssystemen befasste. Später
begann er mit der Gründung von Unternehmen, die sich auf
Raumfahrt u. Technologie konzentrierten. 2004 gründete er
die Einzelhandelskette "ChudoDom"
für inländische Waren. 2009 wurde "ChudoDom" mit dem in
Lipeck ansässigen Konkurrenten "Juterra" fusioniert.
2013 verkaufte Kokorich seine Anteile an dem fusionierten
Unternehmen an andere Aktionäre. 2010 kaufte Kokorich die
grosse Elektronik- u. Haushaltsgerätekette "Technosila"
u. verkaufte sie 2012.
In diesem Jahr zog Kokorich
in die USA, wo er ein kleines
Luft- u. Raumfahrttechnikunternehmen in Mountain View, CA,
kaufte u. es in "Dauria Aerospace" umbenannte.
Gleichzeitig gründete er in Russland ein gleichnamiges
Unternehmen, das in der privaten Raumfahrtentwicklung
tätig war, baute mehrere kleine Raumfahrzeuge /Satelliten/
u. verkaufte auch Komponenten für Satelliten. "Dauria
Aerospace" arbeitete mit "Roskosmos" im Rahmen eines
Regierungsauftrags für die Produktion von 2
CubeSat-Satelliten u.a. zusammen. 2014-17
startete das Unternehmen 5 private Satelliten, die
in die Erdumlaufbahn gebracht wurden.
2014 wurde
die Zusammenarbeit zwischen mit "Roskosmos" beendet u.
2015 verkaufte Kokorich seinen Anteil an dem Unternehmen.
Sämtliche Aktivitäten von "Dauria Aerospace" ausserhalb
Russlands wurden aufgrund des sich verschlechternden
Investitionsklimas u. der geopolit. Lage eingestellt.
Kokorich verliess "Dauria Aerospace" u. wurde Mitbegründer
von "Astro Digital", das Satelliten für DARPA u.
kommerzielle Kunden entwickelte. 2017
gründete Kokorich mit einem Partner das
Startup-Unternehmen "Momentus Space" in Santa Clara, CA,
das im
Bereich Weltraumlogistik u. -transport u. in der
Entwicklung von Mikrosatelliten tätig ist.
Das Unternehmen, das 2019
den "iTech-Preis" der NASA gewann,
sammelte privat 143 Mln. USD u. ging im Aug. 2021 an die
Börse, wobei es bei einem Börsengang 247 Mln. USD einnahm.
Anfang 2021 versuchte "Momentus
Space" an die NASDAQ-Börse zu gehen, wobei der Börsengang
von "Momentus Space" sich aufgrund eines Konflikts mit den
US-Regulierungsbehörden
verzögerte.
Offenbar war das Problem die russ. Staatsbürgerschaft
Kokorichs u. seines Partners Lev
Khasis. Aufgrund
dieses Drucks trat Kokorich als
CEO u. Vorstandsmitglied von "Momentus Space" zurück. Im
Juli 2021 reichte die US-Börsenaufsichtsbehörde
"Securities and Exchange Commission" eine Klage gegen
Kokorich u.
seine Manager wegen Betrugs
ein. Kokorich widersprach den Vorwürfen u. erklärte, Opfer
einer falschen Anwendung der US-Politik gegenüber russ.
Unternehmern geworden zu sein. Kokorich
verkaufte seinen
Anteil an "Momentus Space".
Neuer CEO von "Momentus Space" wurde John Rood, ein ehem.
US-Verteidigungsbeamter.
2021 zog Kokorich in die Schweiz u. gründete das
Unternehmen "Destinus", dessen
Hauptsitz sich in Payerne im Kanton Waadt befindet u. das
über Niederlassungen in verschiedenen westeuropäischen
Ländern verfügt. Anfang
2022 sammelte das Unternehmen 29 Mln. USD für seine
Kampagne für Überschallflüge mit Wasserstoff, wobei
es sich bei den Investoren um Risikofonds aus
Europa, Nordamerika, Lateinamerika u. Asien
handelt/e. Im
Unternehmen arbeiten ehem. Angestellte berühmter
Unternehmen wie Boeing, Airbus, Rolls-Royse u.a. Die
Spezialität des Unternehmens ist die
Entwicklung eines wasserstoffbetriebenen Überschallflug-Passagierflugzeugs
der angestrebten Geschwindigkeit Mach 5 in Form eines
Hybrids aus einem Flugzeug u. einer
Rakete für
den interkontinentalen
Frachttransport.
Das aktuelle Highlight des
Unternehmens ist das "Hyperflugzeug“ namens "Jungfrau",
das ein Hybrid aus 2 Flugzeugen darstellt: Es startet u.
landet wie ein Flugzeug u. fliegt wie eine Rakete in 60 km
Höhe ausserhalb der Atmosphäre mit Hilfe eines
Düsentriebwerks. Im Nov. 2021 absolvierte der erste
Prototyp "Jungfrau30“ seinen Jungfernflug.
Polit. Position: Als
einer
der wenigen russ. Top-Unternehmer
verurteilte Mikhail Kokorich den von Putin im
Feb. 2022 entfesselten russ.
Angriffskrieg
gegen die Ukraine
u. wurde
prominentes Mitglied des russ. Antikriegskomitee. Im Jan.
2024 gab Kokorich bekannt, dass er wegen grundsätzlicher
Meinungsverschiedenheiten mit der Regierungspolitik
Russlands im Hinblick auf die
russ. Invasion in der Ukraine
auf die russ. Staatsbürgerschaft verzichtet habe. Während
der russ, Kriegs in der Ukraine begann "Destinus" mit der
Entwicklung u. Produktion von Drohnen für die ukrain.
Streitkräfte, wobei die Drohnenbauteile gemäss den
Schweizer Vorschriften für die militär. Produktion
ausserhalb der Schweiz hergestellt u. in der Ukraine
zusammengebaut wurden.)
KOKOTOV, Aleksandr
Nikolaevich
II III (1961-, sowjet. bzw. russ. Jurist,
z.Zt. Richter am Verfassungsgericht RF). Absolvent des
Sverdlovsker Rechtsinstituts mit einer Kandidats-Dissertation
zum Thema "Lokale öffentl. Organisationen als Subjekte des
sowjet. Staatsrechts“ u. einer Doktorats-Dissertation zum Thema
"Russ. Nation u. russ. Staatlichkeit - verfassungsrechtlicher
Aspekt der Zusammenwirkung“. Ab 1998 leitete er den Lehrstuhl
für Verfassungsrecht an derselben Universität, die in Uraler
Staatsakademie für Recht umbenannt wurde. Bis Dez. 2009 war er
Chefredakteur des "Russ. Journals für Recht". Im März 2010 wurde
Kokotov auf Vorschlag von Präsident RF s. Dmitrij Medvedev zum
Richter des Verfassungsgerichts RF ernannt.
Kritik: Von Kritikern wie dem "Forum Freies Russland",
das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Kokotov "Mitschuld an
einem Verfassungsputsch" vorgeworfen. Zwar erlaubte sich Kokotov
in früheren Zeiten manchmal als Richter des Verfassungsgerichts
RF eine zum Präsidenten RF /Medvedev/ abweichende Meinung zu
vertreten. So war er 2013 nicht mit der Entscheidung des
Verfassungsgerichts einverstanden, den Entzug des Mandats des
oppositionellen Staatsduma-Abgeordneten s. Gennadij Gudkov als
rechtmässig anzuerkennen, u. 2015 lehnte er die Abschaffung der
Direktwahlen der Bürgermeister ab. Im Jahr 2020 meldete er sich
jedoch für die Zustimmung zu Putins Verfassungsänderungen an u.
trägt daher die volle Verantwortung für die legalist.
Ausgestaltung der personalist. Diktatur in Russland. Es geht um
Folgendes:
2020, während der überstürzten Verabschiedung von Putins
Verfassungsänderungen durch Volk u. Parlament,
fungierte das Verfassungsgericht RF als zentrale russ.
Institution, die das umstrittene Verfahren u. somit den Coup
legalisierte. Damals schlug s. Valentina Tereshkova als
Vertreterin der kremlnahen Partei "Einiges Russland" vor, die
Beschränkungen der Amtszeit des Präsidenten RF aufzuheben
bzw. konkret die Anzahl der bisherigen Amtszeiten V. Putins
als Präsident "auf Null zurückzusetzen“, um die erneute
Wiederwahl Putins, der nach 2 absolvierten Amtsperioden laut
Verfassung RF nicht mehr kandidieren durfte, weiterhin zum
Präsidenten RF zu ermöglichen. Auf einer Sitzung der
Staatsduma RF unterstützte Putin persönlich Tereshkovas
Vorschlag, verwies jedoch auf die Notwendigkeit, eine
Stellungnahme des Verfassungsgerichts RF über die
Vereinbarkeit der Änderungen mit der geltenden Verfassung
einzuholen. Bereits nach zweitägiger Beratung
erkannte das Verfassungsgericht, offenbar nicht mehr als
eine plumpe Marionette des Kremls zur Ausführung des polit.
Willens Putins, fast in vollem Umfang die Rechtmässigkeit
der "Annullierung" der Amtszeiten Putins an, obwohl es 1998
in einer ähnl. gelagerten Frage die Nominierung des
Präsidenten s. Boris Elcyn zum 3. Mal in Folge noch
untersagte. Bemerkenswert im Fall Putins ist, dass
die Richter ihre Entscheidung damit begründeten, dass die
Verfassung RF eine früher fehlende "Sonderklausel" enthalte,
die gewisse "besondere
histor. Faktoren" berücksichtige, darunter auch den
Grad der Gefährdung des Staats u. der Gesellschaft sowie den
Zustand des polit. u. wirtschaftl. Systems". Nach Ansicht
vieler Experten u. Analysten war es das Hauptziel der
Verfassungsänderung, Putin zu ermöglichen, auch nach 2024
Präsident RF zu bleiben. Mit diesem Verfassungscoup konnte
Putin mit seiner Hauspartei "Einiges Russland" die Macht in
Russland auf fatale Weise weiter zementieren. Ausserdem
erhielten die russ.
Behörden mit entsprechenden Verfassungsänderung die
Möglichkeit, Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte zu ignorieren. Ferner wurde des Konzept der
"inneren Bedrohungen“ eingeführt, die der Sicherheitsrat RF zu
bekämpfen hat, u. die Vollmachten des Präsidenten RF erweitert.
Damit hätten die Richter die verfassungsmässige u. rechtliche
Formalisierung der Putin-Diktatur abgeschlossen. Kokotov,
dessen Name in die Datenbank von "Myrotvorec" eingetragen u. auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt
wurde, wurde auch von den Sanktionslisten der EU u. der Schweiz erfasst, weil er als Richter
des Verfassungsgerichts RF die "Vereinbarungen“ über die
Aufnahme der Gebiete Kherson u. Zaporizhzhja sowie der sog.
"Volksrepubliken" von Luhansk u. Doneck in die RF als
verfassungsgemäss anerkannte. Er ist daher dafür
"verantwortlich, Handlungen oder Massnahmen zu unterstützen
oder umzusetzen, die die territoriale Integrität,
Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine oder die
Stabilität oder Sicherheit der Ukraine untergraben oder
bedrohen oder die Arbeit internationaler Organisationen in
der Ukraine behindern". s.
auch BOJCOV, Aleksandr Ilich.)
KOKSHAROV, Viktor Anatolevich
II III (1964-, sowjet. bzw. russ.
Historiker u. ehem. Staatspolitiker, z.Zt.
Universitätsrektor in Eksterinburg. Absolvent der Histor.
Fakultät der nach A.M. Gorkij benannten Uraler
Staatsuniversität sowie von Fortbildungsprogrammen der dt.
Friedrich-Naumann-Stiftung, von TACIS u. des
John-Smith-Institute-Programms der Universität Birmingham.
Nach dem Studienabschluss arbeitete er am
Lehrstuhl für Geschichte der UdSSR
der Staatsuniversität des Urals u. als leitender Dozent am
Lehrstuhl für Zeitgeschichte u. Theorie der
internationalen Beziehungen. 1995 wechselte er an die
Uraler Zweigstelle der RAW als Chefexperte für
Aussenbeziehungen des Präsidiums der Zweigstelle. Kandidat
der Geschichtswissenschaften.
Politik: Anfang der 2000er Jahre wurde Koksharov
Leiter der Informations- u. Analyseabteilung des
Ministeriums für internationale u.
Aussenhandelsbeziehungen des Gebiets Sverdlovsk. Im Mai
2004 wurde Koksharov per Dekret des Gouverneurs des
Gebiets Sverdlovsk s. Eduard Rossel zum Minister für
internationale u.
Aussenhandelsbeziehungen des
Gebiets Sverdlovsk ernannt. 2007-9
war er Regierungschef
des Gebiets Sverdlovsk. Nachdem
die Kandidatur Koksharovs
zum Gouverneur des Gebiets
Sverdlovsk gescheitert war u. ein anderer Kandidat von
der kremlnahen "Einiges Russland" neuer
Regierungschef des Gebiets wurde,
wurde Koksharov auf Anordnung der Regierung RF im
April 2010 für 5 Jahre zum
Rektor der neu gegründeten Uraler Föderalen Universität
namens "B.N. Elcyn" ernannt. 2015 wurde sein Mandat von PM
s. Dmitrij Medvedev um weitere 5 Jahre verlängert.
Offenbar hat er dieses Amt bis heute inne. Auch 2016 führte
seine Bemühung, von der Partei "Einiges Russland“ als
offizieller Kandidat für die gesetzgebende Versammlung des
Gebiets Sverdlovsk nominiert zu werden, schliesslich zu
einem Misserfolg.
Einkommen: Ende 2014 übertraf Koksharov in Bezug
auf das Einkommen andere Rektoren staatl. Universitäten in
Ekaterinburg u. verdiente 11,845 Mln. Rubel pro Jahr,
während seine Frau 2014 418 Tsd. Rubel verdiente.
2015 verdiente er bereits 12,8 Mln. Rubel.
Sanktionen: Nach Beginn des
von Putin im Feb.
2022 entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die Ukraine
unterzeichnete
Koksharov
im März 2022 einen
Aufruf der Hochschulrektoren Russlands zur Unterstützung
der russ. Aggression. Seit Juni 2022 unterliegt er
persönl. Sanktionen der Ukraine wegen Kriegsunterstützung.
Die "Stiftung für Korruptionsbekämpfung" FBK s. Aleksej
Navalnyjs setzte ihn auf die Liste der korrupten Beamten
u. Kriegstreiber. Ferner figuriert sein Name in der sog.
"Putin-Liste" des "Forums Freies Russland“, das in solchen
Fällen internationale Sanktionen empfiehlt.)
Neuster Stand 04.24 (40) Keine Garantie
für Richtigkeit u. Vollständigkeit der Angaben.
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